Benutzer:Jeanpol/educamp/aufsatz

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Ich richte diese Seite ein, um die Erkenntnisse, die im Rahmen des Educamps in Ilmenau gewonnen werden, festzuhalten. Die Statements selbst können auf der Diskussionsseite, also hier kommentiert werden.--Jeanpol 18:48, 20. Mär. 2008 (CET)

Forschungsdesign[Bearbeiten]

1. Ausgangspunkt: Sind Kommunikationsexperten resistent gegen Kommunikation?[Bearbeiten]

Per Zufall hat sich ergeben, dass ich auf das Educamp-Treffen in Ilmenau vor etwa fünf Monaten hingewiesen wurde. Da ich prinzipiell keine Möglichkeiten auslassen will, neue Informationen aufzunehmen (Peter Kruse würde sagen, man muss sich ständig vernetzen), habe ich mich dort als Teilnehmer angemeldet. Kurz danach wurde eine Kommunikationsplattform eingerichtet, auf der ich mich natürlich sofort vorstellte. Zu meiner großen Überraschung beteiligten sich nur ganz wenige Teilnehmer an der Kommunikations auf dieser Plattform, bis zum heutigen Tag. Grund genug, der Frage nachzugehen, warum auf einer Plattform, die eingerichtet wurde, um die Kommunikation im Vorfeld eines Treffens, das sich ganz der Kommunikation mit Hilfe von Web 2.0 widmet und Kommunikationsexperten ansprechen soll, nicht ausreichend kommuniziert wird. So kam ich zu meiner Forschungshypothese:

  • Die Hochschule sozialisiert ihre Studenten im alten Paradigma.

2.Theoretischer Hintergrund: neuronale Netze und Wissenskonstruktion[Bearbeiten]

Wenn Wissen konstruiert werden soll, dann ist es naheliegend, das Gehirn als Modell heranzuziehen. Basisstrukturen im Gehirn sind neuronale Netze. Milliarden von Neuronen interagieren mit hoher Geschwindigkeit und produzieren Wissen als Emergenz. Im Gehirn konkurrieren unzählige Neuronenensembles um Aufmerksamkeit. Dieses Modell lässt sich auf das Internet übertragen: es kommen Menschen zusammen, sie wählen ein Thema heraus und interagieren intensiv, bis ein Produkt emergiert. In der Wikipedia ist das Produkt ein Artikel. Oft müssen sich Autorengruppen (Neuronenensembles) gegen andere Gruppen durchsetzen. Wer also im Netz mit anderen Menschen Wissen konstruieren will, muss

  • über ein Thema verfügen
  • möglichst viele Menschen (Neurone) finden, die themenbezogen interagieren bis ein befriedigendes Produkt hergestellt wurde

Im Prinzip müsste jedes virtuelle Seminar nach diesem Prinzip aufgebaut werden. Es scheint aber, dass es bisher nur selten funktioniert. Woran liegt das?

  • Meine (Unter)hypothese: die Studenten werden nicht daran gewöhnt, sich wie Neurone zu verhalten.

2.1 Wie verhalten sich Neurone? (neues Paradigma)[Bearbeiten]

  • Neurone sind offen und transparent
  • Neurone geben ihr Wissen sofort weiter; sie wollen nicht als Person bekannt werden, sondern nur ihren Beitrag zur kollektiven Konstruktion liefern; sie wissen nicht, was copyright ist
  • Da Neurone gar keine Vorbehalte haben und auch keine Angst, Fehler zu machen und sich zu blamieren, feuern sie sehr schnell ab
  • Wenn Neurone angedockt werden, reagieren sie sofort
  • Neurone versuchen ständig Kontakt zu anderen Neuronen herzustellen; sie haben keine Angst, penetrant zu wirken und zu missfallen

2.2 Ressourcenorientierung, oder warum sich Neurone so verhalten müssen, wie sie sich verhalten[Bearbeiten]

Um die Probleme, die das Gehirn zu lösen hat, anzugehen, muss es möglichst viele und qualitativ hohe Ressourcen mobilisieren. Alle Neurone müssen also rasch reagieren, ihre ganze Energie zur Verfügung stellen und bereit sein, sich ohne Vorleistung einzubringen.

2.3 Neurone haben eine basisdemokratische Einstellung[Bearbeiten]

Neurone wissen, dass zwar ihre Impulse sehr wichtig sind, aber dass diese Impulse aufgegriffen werden, ohne dass man immer wieder auf den Urheber verweist. Sie freuen sich, wenn sie ihre Impulse wiedererkennen, auch wenn sie nicht zitiert werden. Ihre Bedeutung leiten sie davon ab, dass man immer wieder ihre Impulse braucht. Ihre Motivation rührt daher, dass sie oder ihre Gruppe Reputation im Nervensystem genießen. Sie wissen, dass wenn sie keine neuen Impulse bringen und nicht mehr abfeuern, man sie vergisst. Neurone haben insofern eine basisdemokratische Einstellung, als sie permanent in Alarmbereitschaft sind. Sie kontrollieren ständig die Aktivitäten des Cortex und intervenieren, wenn der Cortex Entscheidungen trifft, die für den gesamten Organismus kontraproduktiv sind.

2.2 Wie verhalten sich Dozenten und Studenten? (altes Paradigma)[Bearbeiten]

Dozenten wurden im alten Paradigma sozialisiert und sozialisieren ihre Studenten nach den Regeln des alten Paradigmas.

  • Verhalte dich defensiv und äußere dich nur dann, wenn du alles auf Anfrage belegen kannst
  • Gebe im Internet nur das absolut Notwendige preis. Als Frau solltest du lieber kein Foto von dir veröffentlichen, wenn du dich nicht in einer pornographischen Fotomontage wiederfinden willst.
  • Wenn du dich wissenschaftlich profilieren willst, sieh zu, dass du deine (auch noch so bescheidenen) Ideen so schnell wie möglich in einer Fachzeitschrift publizierst, damit dir niemand die Idee klaut.
  • Wichtig ist, dass man alles im Griff behält (Kontrolle). Das geht am besten mit hierarchischen Strukturen.

2.3 Negative Konsequenzen[Bearbeiten]

Da die meisten Dozenten nicht in der Lage sind, den Studenten modellhaft zu zeigen, wie erfolgreich kommuniziert und partizipiert wird, versäumen sie ein wichtiges Ziel ihres Auftrages, nämlich die intensive Vorbereitung auf die Partizipationsgesellschaft. Insbesondere wissen die Dozenten oft nicht, wie sie mit Transparenz umgehen sollen. Sie sind aus dem alten Paradigma daran gewöhnt, dass wichtige Entscheidungen, auch solche die die Ausbildung der Studenten betreffen, intransparent getroffen werden. Oft profitieren sie selbst von dieser Intransparenz. Versuche des Verfassers, die Studenten an der Auswahl von Dozenten mit entsprechenden Tools (Wikis) zu beteiligen, wurden nicht aufgegriffen. Dabei entwickelt sich dank des Internets die Partizipationsgesellschaft rasant. Es ist dringlich, den Studenten zu vermitteln, wie man sich aktiv an wichtigen Entscheidungen beteiligt, notfalls gegen den Willen der Nutznießer von Intransparenz.

3. Ablauf des Educamp-Projektes[Bearbeiten]

3.1 Vorbereitungsphase[Bearbeiten]

14.11.2007 bis 18.04.2008

3.2 Ilmenau[Bearbeiten]

18.04.-20.04.2008

3.3. Nachbereitung[Bearbeiten]

20.04.-

4. Analyse des empirischen Materials[Bearbeiten]

Um die Thesen über das Verhalten der Dozenten und Studenten zu erhärten, möchte ich als empirisches Material die Vorbereitungen im Forum des Educamps heranziehen. Dabei werde ich zum einen das kommunikative Verhalten der Teilnehmer, zum anderen einzelne Statements in den Blick nehmen. Auch wenn Barcamps von ihrem Format her eine spontane Organisation der Teilnehmer vor Ort vorsehen, so fragt sich, ob diese Organisationsstruktur sinnvoll ist. Die Vorzüge virtueller Angebote sind (im Sinne von blended learning) dass man alles Vorarbeiten in den virtuellen Raum verlegt, damit die Treffen selbst und die Nacharbeit sehr effektiv verlaufen. Insofern besteht hier Reflexionsbedarf.

3.1 Selbstpräsentationen der Teilnehmer[Bearbeiten]

Wenn man sich auf das oben vorgeschlagene Modell neuronaler Netze einlässt, so ist der Aspekt des Ressourcenangebotes von hoher Relevanz. Geht es darum, Teilnehmer mit hohem Ressourcenpotenzial zu vernetzen, so spielt im Hinblick auf die Transparenz des Angebotes die Selbstpräsentation der Teilnehmer eine entscheidende Rolle. Geht man die Selbstpräsentationen der 200 Teilnehmer durch, so stellt man fest, dass

  • Fotos: Von den 197 TN haben 120 Fotos hochgeladen.
  • Selbstbeschreibung (Interessen):
  • Verweise auf Selbstpräsentationen auf anderen Plattformen:

3.2 Teilnehmerstatements[Bearbeiten]

Empirisches Material zur Phase I[Bearbeiten]

Statements von Teilnehmern[Bearbeiten]

Teilnehmer:
Steffen Büffel, Christian Spannagel, Tamim Swaid, Alexander Rausch, Paula Schramm, Michael Kratky, Jana Hochberg.

Steffen Büffel[Bearbeiten]

Christian Spannagel[Bearbeiten]

Ich habe die folgenden Dinge bislang aus unseren Diskussionen mitgenommen:

  • Es kann sehr interessant sein, mehrere Kommunikationsmöglichkeiten anzubieten und zu schauen, welche sich durchsetzt. In unserem Fall hat sich das Forum durchgesetzt (also ein Web-1.0-Werkzeug), obwohl auch ein Wiki zur Verfügung stand. Ich vermute, das liegt daran, dass ein Forum die Bildung persönlicher Kontakte mehr unterstützt als ein Wiki. Persönliche Standpunkte werden hier auch deutlicher.
  • Nur wenige Menschen beteiligen sich an den Diskussionen, trotz großer Anmeldezahl.
  • Ich habe gelernt, was Emergenz heißt, und habe dieses Wort lieben gelernt.
  • Es macht extrem viel Spaß, mit euch zu diskutieren.

Tamim Swaid[Bearbeiten]

  1. Kontroverse Diskussionen ziehen Zuhörer an.
  2. In der Diskussion habe ich vor allem mehr über das Lehrkonzept LdL erfahren, welches meiner Ansicht nach ein interessanter Ansatz ist.
  3. Online Tools, egal ob sie in die Kategorie Web 1.0 oder 2.0 fallen, funktionieren nur dann, wenn sie wirklich genutzt werden. Ohne Eigenantrieb durch den User bewegt sich nichts.
  4. Der Mensch lernt durch Erfahrungen, die er macht und bindet sie in seine Realität ein.

Alexander Rausch[Bearbeiten]

Die für mich wichtigste Erkenntnis in der Diskussion war und ist, die Möglichkeiten des Web 2.0 zu erkennen und dabei gleichzeitig eine Kommunikationsform zu entwickeln, die auf die virtuellen Gegebenheiten abgestimmt ist. Virtuelle Kommunikationskompetenz als Soft Skill in der Kommunikation 2.0 - Fähigkeiten erwerben, die einen gelungenen Austausch im Sinne von Geben, Nehmen und neues (Wissen) bilden ermöglichen. Die Diskussion bei Educamp hat auch gezeigt, dass die Konzentration auf die Möglichkeiten der verschiedenen Tools allein nicht weiterführt. Hier muss zunächst eine Ausgewogenheit in der Diskussion geschaffen werden, die alle Aspekte berücksichtigt (Kommunikationskompetenz, social-tools, Möglichkeiten und Grenzen der tools, Chancen und Gefahren...) Hierzu wünsche ich mir weiterhin Diskussionen und Ergebnisse, die wir dann hier veröffentlichen können.

Michael Kratky[Bearbeiten]

  • Für mich war entscheidend, dass unser "Theoriekonstrukt" mit seiner Terminologie Anklang gefunden hat. Wenn Christian schreibt, dass er das Wort Emergenz lieben gelernt hat, freut mich das sehr ;-)
  • Außerdem hat sich wieder einmal bestätigt, dass man wahnsinnig viel Input an ganz unterscheidlichen Stellen geben muss, bis kleine Teile eines Systems in Wallung geraten. Ist dieser Schritt aber überwunden, geht es kurzzeitig sehr zügig voran.
  • Wenn allerdings die Inhalte aufgrund der hohen Kompetenz der Teilnehmer sehr rasch absorbiert werden, muss man extrem viel Energie daran setzen, das Nachhaltigkeit entsteht. Dies versucht JPM u.a. auf diesem Wiki.--Michaelk 09:50, 21. Mär. 2008 (CET)

Paula Schramm[Bearbeiten]

Jean-Pol Martin[Bearbeiten]

  1. Die wichtigste Erkenntnis war für mich, dass mehr als hundert TN, die sich selbst als e-Learning-qualifiziert bezeichnen, zumindest im Vorfeld wenig Interesse an Kommunikation zeigen und somit einen Basic-Skill vermissen lassen.
  2. Eine weitere Erkenntnis war, dass, wenn komplexe Inhalte in eine kompetente und interessierte Gruppe eingespeist werden, diese Inhalte sehr rasch absorbiert werden. Es wird also sehr schnell gelernt.--Jeanpol 09:34, 20. Mär. 2008 (CET)

Heinz Krettek[Bearbeiten]

  1. Ich bin nicht überrascht, dass sich so wenige Personen an der Diskussion im Vorfeld beteiligen. Mein Eindruck ist, dass der Gedanke der Vorbereitung, ebenso wie die Nachhaltigkeit bei solchen Veranstaltungen (Fortbildungen) noch nicht in den Köpfen der Menschen ist. Selbst bei blended-learning Kursen benutzen die TN sehr selten die angebotenen Werkzeuge der Kommunikation. Prof Beat Döbeli hat diesen Gedanken ja auch schon für den Bereich der Lehrerausbildung an den PH in der Schweiz entdeckt und vertrritt die Meinung, dass den Studenten hier gewisse Kompetenzen fehlen.
  2. Wie würde Marc Prensky diese Menschen bezeichnen :-) Digital XXX.--Heinz 09:17, 22. Mär. 2008 (CET)

Jana Hochberg[Bearbeiten]

  1. Die Erfahrung, die ich seit ein paar Wochen auf der educamp – Plattform mache, ist wunderbar. Hier treffen sich Leute, die bereit sind, miteinander zu arbeiten und sich gleichzeitig dabei respektieren. Der Umgangston wird dementsprechend vorsichtig und freundlich gestaltet, der wiederum die Diskutanten ermutigt sich einzubringen. Profilierung auf Kosten anderer, habe ich hier noch nicht erfahren. Somit bestaune ich jeden Tag, was für ein Fortschritt im Wissenserwerb möglich ist, wenn eine positive Kommunikation gefördert wird.--Jana 09:23, 07. April 2008 (CET)
Kommentar: Toll, an diesen Aspekt hatte ich gar nicht gedacht!--Jeanpol 08:09, 8. Apr. 2008 (CEST)

Phase II: Das Treffen in Ilmenau[Bearbeiten]