Benutzer:Jeanpol/philosophie

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Philosophie I: Geschichte der Philosophie von den Anfängen bis zur Gegenwart[Bearbeiten]

Will man über sein Leben reflektieren, so ist es günstig, wenn man sich aus dem Vorrat an Interpretationen bedient, den sich die Menschen im Laufe ihrer Geschichte geschaffen haben. Von Thales von Milet über Locke bis zu Karl Popper werden einige zentrale Denker gebeten, uns zum Glück zu verhelfen, heute und morgen.

  • Start: 04.10.2010 18:30Uhr
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Anlage des Online-Workshops[Bearbeiten]

Als Französischdidaktiker und Pädagoge bin ich kein gelernter Philosoph. Mein Wissen ist Laienwissen. In der letzten Phase meines Lebens suche ich aber den Beistand von Menschen, die sich mit dem Sinn des Lebens befasst haben und darüber Einsichten gewonnen haben, wie man glücklich werden und bleiben kann.


Anmerkung:(Ausgewählt von XAVER) „Vielleicht kann man die Frage Was ist Philosophie? erst spät stellen, wenn mit dem Alter die Stunde gekommen ist, die Dinge beim Namen zu nennen. Eine solche Frage stellt man, wenn es nichts mehr zu fragen gibt - obwohl ihre Folgen beträchtlich sein können. Sie wurde schon früher gestellt, sie wurde immer wieder gestellt, jedoch zu künstlich, zu abstrakt; man trug sie vor, man setzte sie auseinander, man zähmte sie eher, als daß man sich von ihr hätte packen lassen. Es gibt Fälle, in denen das Alter zwar nicht die ewige Jugend schenkt, wohl aber eine souveräne Freiheit, eine reine Notwendigkeit, in der man einen Augenblick der Gnade zwischen Leben und Tod auskostet und in der alle Teile der Maschine noch einmal zusammenwirken, um einen Pfeil in die Zukunft abzuschießen, der die Zeiten durchquert...“ Gilles Deleuze, Die Bedingungen der Frage: Was ist Philosophie? in: Gilles Deleuze / Félix Guattari: "Was ist Philosophie?". Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2000


1. Auswahl der Themen[Bearbeiten]

Ich werde eine Liste von Philosophen vorschlagen (mit Begründung), aber ich möchte die Ressourcen unserer Gruppe optimal ausnützen. Wer selbst einen Philosophen behandeln möchte, nur zu!

2. Workshop-Struktur[Bearbeiten]

Die Vorstellung der ausgewählten Philosophen wird auf die Gruppe verteilt. Der Impulsgeber beschreibt die essentials der philosophischen Richtung und moderiert die anschließende Reflexion.

Die Philosophen[Bearbeiten]

Bereits behandelte Philosophen (von Thales bis Descartes):Hier[Bearbeiten]

Fortsetzung:[Bearbeiten]

Exkurs[Bearbeiten]

Um die Geschichte einer Idee besser zu verstehen, ist es günstig, wenn man den aktuellsten Stand der Reflexion zur Kenntnis nimmt und dann verfolgt, wie es zu diesem Stand gekommen ist.

1: Evolutionäre Erkenntnistheorie (EE)[Bearbeiten]

Bezüglich der Erkenntnistheorie und der Frage, ob Wissen bereits a priori im Menschen deponiert ist (Rationalisten), oder erst nach der Geburt aufgenommen wird (Empiriker) ist der jüngere Stand folgender: (Gerhard Vollmer, 1982, vgl. auch: Wieso können wir die Welt erkennen?): "Angeboren sind Bewegungssehen, Farbwahrnehmung und Zeitempfinden; angeboren ist das räumlich Sehen, also die Fähigkeit, zweidimensionale Netzhautbilder dreidimensional zu interpretieren, und die Scheu vor der Tiefe; angeboren sind vor allem auch die Konstanzleistungen, die es erst erlauben, Objekte wiederzuerkennen, die Welt zu "objektivieren", Klassen- und Begriffe zu bilden; angeboren ist die "Kenntnis" menschlicher Gesichter, Lächeln und Wutmimik, das optische Fixieren einer Schallquelle (auch bei blindgeborenen Kindern!). angeboren sind die Sprachfähigkeit und das Bedürfnis zu sprechen, möglicherweise auch einige grundlegende grammatische Strukturen, teilweise angeboren sind Intelligenz, Musikalität, logtische Strukturen, zum Beispiel der modus ponens (wenn A, so B, nun A, also B), biologisch realisiert durch die Fähigkeit, bedingte Reflexe auszubilden, elementare mathematische Strukturen (z.B. Gruppenstrukturen und >Invariantenbildung), möglicherweise auch das kausale Denken." (vgl. Gans Markgraf: Kosten-Nutzen-Analyse und ökonomische Politikbewertung, Springer 1997, S.6)

Anmerkungen[Bearbeiten]

"Ich meine, daß die meisten kulturell relevanten biologischen Programme sich dadurch auszeichnen, daß sie Suchroutinen enthalten, die sich auf Kultur richten. Wir werden sozusagen geboren mit vielen kleinen Imperativen vom Typus: "Sei aufmerksam auf dieses, suche jenes!" [1] Xaver 06:52, 14. Mär. 2010 (CET)

"Auffällig und erkennbar ist in diesen interdisziplinären Bezügen der erkenntnistheoretischen Aspekte hinsichtlich einer letztendlichen und darin absoluten Wahrheit, dass in den jeweiligen idealistischen Deutungen eine umfassende Übereinstimmung zumindest möglich scheint, während in den realistischen Deutungen die einzelnen Disziplinen und ihre jeweiligen Erkenntnistheorien und auch Erkenntnisse unüberbrückbar voneinander getrennt und widersprüchlich bleiben." zitiert aus „Evolutionäre Erkenntnistheorie“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Februar 2010, 17:43 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Evolution%C3%A4re_Erkenntnistheorie&oldid=71017879 (Abgerufen: 8. März 2010, 09:25 UTC)
  1. Kultur als biologische Adaptation, Ein Gespräch mit Karl Eibl über die evolutionäre Funktion von Sprache und Poesie von Christoph Bock / Katja Mellmann [1]

2: "Warum ist überhaupt etwas und nicht Nichts?"[Bearbeiten]

  • Gottesbeweis: "Alles, was einen Anfang hat, hat eine Ursache. Das Universum hat einen Anfang. Darum: Das Universum hat eine Ursache. Wenn das Universum eine Ursache hat, dann ist Gott diese Ursache. Darum: Gott existiert.
  • Urknall-Theorie: "Muss das Universum einen Anfang haben, könnte es nicht unendlich weit in die Zeit zurück erstrecken? Heute wird die Urknalltheorie der modernen Naturwissenschaft herangezogen, um zu zeigen, dass es unmöglich ist, das Universum ohne Anfang zu denken." Das Ereignis fand nicht statt in Raum und Zeit, denn diese sind erst mit dem Universum entstanden.

John Locke[Bearbeiten]

  • 29. August 1632 in Wrington bei Bristol; † 28. Oktober 1704 in Oates, Essex

John Locke war ein Hauptvertreter des britischen Empirismus und bedeutender Vertragstheoretiker neben Thomas Hobbes (1588–1679) und Jean-Jacques Rousseau (1712–1778), u.a. mit Auswirkungen auf die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und die Verfassung des revolutionären Frankreich.


Leben und Wirken[Bearbeiten]

Lockes Philosophie bettet sich ein in die historische Situation: Im England des 17. Jahrhunderts dominieren Auseinandersetzungen zwischen absolutistisch-monarchistischen Tories und konstitutionell-parlamentarischen Whigs, verwoben mit Religionskonflikten. Als Schüler der königlichen Westminster School erlebt Locke die Hinrichtung König Charles I. durch Cromwells Puritaner.

Nach dem Oxford-Studium hat er verschiedene politische Ämter inne, insbesondere als Berater und zeitweise Leibarzt von Lord Shaftesbury, einem Protagonisten der Whigs. Nach dem sog. „Rye House Plot“ (Rye-House-Verschwörung) emigriert er 1683 nach Holland und kommt von dort aus 1688 mit Wilhelm III. während der Glorius Revolution zurück. Sein vertragstheoretisches Hauptwerk Two Treatises of Government erscheint zwei Jahre später.


Philosophisches Werk[Bearbeiten]

Aus heutiger Sicht gebührt John Locke mit zwei Hauptwerken ein Platz auf dem philosophischen „Walk of Fame“

  • Das Werk An Essay concerning Humane Understanding (Ein Versuch über den menschlichen Verstand) stellt einen Meilenstein in der Erkenntnistheorie dar: Locke wendet sich darin gegen Descartes´ Rechtfertigung der Naturwissenschaften aus dem bloßen Denken und sucht ihr Fundament stattdessen in der Erfahrung.
  • Die politische Philosophie bereichert Locke mit seinen Two Treatises of Government (Zwei Abhandlungen über die Regierung). Darin geht Locke von natürlich gegebenen Rechten der Menschen aus. Mithilfe seiner Vertragstheorie begründet Locke, wie Mensch sich Gesellschaftsverträge und somit Regierungen gaben. Da diese Regierungen nur geschaffen wurden, um bestimmten menschlichen Zwecken zu dienen, kann er im folgenden legitime und illegitime Regierungen unterscheiden.


Erkenntnistheorie[Bearbeiten]

Erkenntnistheoretisch ist Locke durch Decartes beeinflusst: wie dieser nahm Locke den Zweifel an der gegenständlichen Wirklichkeit zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen. Statt - wie Descartes - in einem „Ich denke, also bin ich“ findet Locke seinen Ankerpunkt aber eher in einem: "Ich erfahre, also weiß ich." Er formuliert seine Grundthese mit der schon Aristoteles und Thomas von Aquin zugeschriebenen Aussage: Nihil est in intellectu quod non (prius) fuerit in sensibus (Nichts ist im Verstand, was nicht vorher in den Sinnen gewesen wäre).

Er kritisiert Descartes´ Vorstellung der "eingeborenen Ideen"; selbst die Gottesidee könne nicht angeboren sein, da es viele Gegenden in der Welt gebe, wo es eine entsprechende Gottesidee nicht gebe. Die Vernunft sei nicht aufgrund eingeborener Ideen überflüssig sondern vielmehr die Grundlage für die Allgemeingültigkeit moralischer Grundsätzen wie Gerechtigkeit und Vertragstreue.

Locke entwickelt im Gegensatz zum Innatismus eine Erkenntnistheorie, die von einfachen Ideen als Material ausgeht. Dabei unterscheidet er sensations (äußere Eindrücke) und reflections (innere Eindrücke), die einfache Ideen begründungen und - durch verstandesmäßige Tätigkeiten (Vergleichen, Zusammensetzen, Abstrahieren usw.) zu "komplexen Ideen" kombiniert werden können. Weitergehend unterscheidet er unterschiedliche Arten von komplexen Ideen, wobei er sich in Übereinstimmung mit dem von Boyle vertretenen Atomismus kleinste nicht wahrnehmbare Teilchen als Träger von "primären Qualitäten" vorstellt, dies jedoch ausdrücklich als Hypothese kennzeichnet.

Darauf aufbauend beschreibt Locke den Prozess der Erkenntnis, d.h. der Wahrnehmung der Übereinstimmung (oder Nichtübereinstimmung) von Ideen. Das Urteil, dass eine Aussage gültig ist, kann auf drei Wegen erfolgen

  • Intuitive Erkenntnis ergibt sich, wenn die Ideen nicht weiter analysierbar sind (Evidenz).
  • Demonstrative Erkenntnis findet statt, wenn - mittels Vernunft und unter Heranziehung anderer Ideen - ein Zusammenhang zwischen zwei Ideen hergestellt wird und zum Urteil führt (Ableitung).
  • Sensitive Erkenntnis liegt vor, wenn der Mensch die Existenz realer Gegenstände erfasst. Da diese aber nach Locke mit einer gewissen Unsicherheit behaftet ist, geltem ihm nur die beiden erstgenannten als "Erkenntnis im engeren Sinn".

Insgesamt bleibt Locke skeptisch in Bezug auf die menschliche Erkenntnis. Hierzu Wikipedia: "Lockes Empirismus begrenzt die Erkenntnis auf die Erfahrung. Was jenseits der sinnlichen Erfahrung liegt, die Essenz (das Wesen) der Dinge, könne nicht erkannt werden. Der Verstand gibt dem Erkannten Einheit, indem er den Begriff von der reinen Substanz im allgemeinen (II,4,18) bildet. Aber über die Natur lässt sich nichts Endgültiges sagen. Mit Hilfe der Vernunft kann der Mensch die Sinne nicht übersteigen. Er kann nur Hypothesen aufstellen als Leitfaden für Forschung und Experiment. Absolute Gewissheit ist auf empirischem Wege nicht möglich. Im Bereich der Hypothesen arbeitet der Verstand mit abstrakten Begriffen wie Art und Gattung, indem er von der Erfahrung abgeleitete, aber abstrahierte komplexe Ideen wie Relationen und Modi verwendet. Solche Ideen wie die des Dreieckes haben nicht nur nominale, sondern auch reale Essenz. Deshalb ist es in den abstrakten Wissenschaften wie der Mathematik auch möglich, unanfechtbare Wahrheiten zu finden."

Mit seinem Werk hat Locke der erkenntnistheoretischen Diskussion einen starken Schub gegeben: in dieser Linie stehen Werke von Leibniz, Berkeley, Hume und Kant.


Gesellschafts- und Staatstheorie[Bearbeiten]

"Locke schrieb seine Werke vor dem Hintergrund der Konflikte zwischen Parlament und Krone. Zu seiner Zeit waren es keine abstrakten Überlegungen, sondern argumentatorische Waffen im Konflikt um die neue Gesellschaftsordnung. Dabei stand das absolute Recht des Königs gegen die Ansprüche des Bürgertums auf Regierungsbeteiligung und eigene Rechte gegenüber dem König. Locke begründet, warum die Macht des Herrschenden eingeschränkt sein sollte." (Wikipedia)

Sein politisches Hauptwerk, Two Treatises of Government, wurde zwar erst nach der "Glorious Revolution" veröffentlicht, entstand aber wesentlich schon Mitte der 1680er Jahre. In den Zwei Abhandlungen lassen sich implizite Hinweise finden, dass Locke von Hobbes´ "Leviathan" beeinflusst wurde, vor allem aber war sein Buch als Erwiderung auf Robert Filmers "Patriarcha, or the Natural Power of Kings" konzipiert, das die absolutische Macht des Königs legitimierte.

Locke geht davon aus, dass der Mensch (von Gott) zum Leben geschaffen sei und zur Sicherung des Überlebens die Rechte auf Leben, Gesundheit, Freiheit und Eigentum notwendig seien. Diese natürlichen Rechte seien für alle verbindlich und

  • schränken daher die Rechte eines Einzelnen ein, sofern die Rechte eines anderen tangiert werden,
  • binden auch die staatliche Gewalt.

Bemerkenswert ist die zweistufige Begründung des Eigentums als Naturrecht:

  • Er verwirft die absolutistische These, wonach Gott die Welt Adam übergab und sie von diesem mittelbar seinen Nachfahren, den Königen, übergeben wurde. Gott übergab die Welt vielmehr allen Menschen und der Mensch ist insofern berechtigt, der Natur zur Selbsterhaltung ein angemessenes Stück zu entnehmen. Durch Arbeit eignet sich der Mensch dieses Stück an, z.B. durch Aufheben einen vom Baum gefallenen Apfel. Diese Aneignung der Natur ist aber auf den eigenen Verbrauch begrenzt, es ist verboten, die Früchte verderben zu lassen.
  • Den Übergang in eine kapitalistisch geprägte Eigentumsordnung ermöglicht Locke durch die - auf menschlicher Übereinkunft bestehende - Erlaubnis, verderbliche Gaben der Natur gegen haltbare (letztlich: Geld) einzutauschen und diese anzuhäufen. (So wird man also reich! D.V. ;-))

Zum Gesellschaftsvertrag kommt es laut Hobbes, weil gerade die Eigentumsunterschiede immer häufiger zu Neid, Streit und Verstößen gegen das Naturrecht, schließlich zum Krieg führen: nun schließen sich die Menschen, um die eigenen Eigentumsrechte zu beschützen, zusammen und übertragen der Regierung ein Gewaltmonopol. Daraus ergibt sich auch, dass eine Regierung, die die Rechte der Einzelnen nicht schützt, ihre Legitimation verliert und es wiederum rechtmäßig ist, gegen sie zu rebellieren. Ergänzend entwickelt Locke eine Theorie der Gewaltenteilung.


Rezeption[Bearbeiten]

Mit seinem Werk hat Locke zum Einen der erkenntnistheoretischen Diskussion einen starken Schub gegeben: in dieser Linie stehen Werke von Leibniz, Berkeley, Hume und Kant.

Lockes Staatstheorie hat als argumentative Basis direkten Einfluss gehabt auf die amerikanische Unabhängigkeitserklärung und Verfassung sowie auf die Verfassung der französischen Revolution. Heute noch werden die von ihm formulierten Naturrechte und die Konzeption eines auf deren Wahrung minimierten Staates als Kernbestand des Liberalismus reklamiert.


Weblinks[Bearbeiten]


Kommentare[Bearbeiten]

Heute, da ich mir jedenfalls "eingeborene Ideen" nicht mehr vorstellen kann, mögen mir auch Lockes Widerlegungen derselben und seine These von der Erfahrung als Basis allen Wissens banal vorkommen. Aber gerade deshalb finde ich Lockes Abhandlung beeindruckend: sie zu schreiben gegen die bis dahin herrschende Auffassung ist eine großartige Leistung.

Gleiches gilt für seinen "Gesellschaftsvertrag": für die Freiheitskämpfer und Revolutionäre des 18. Jahrhunderts müssen Lockes Ideen doch von unschätzbarem Wert gewesen sein. Dass der heutige Liberalismus sich auf ihn bezieht, kann ich nachvollziehen, finde ich aber nicht zwingend: schon Locke meinte ja, dass das Recht auf Leben nicht reduziert sei auf das blanke Überleben, sondern auch ein Recht auf Freude am Leben einschließe. Und von hier aus kann sich der Staat - auf der Basis eines gesellschaftlichen Konsens - sehr wohl auch um Armutsbekämpfung, Bildung und Kultur kümmern.

Also, John Locke: Chapeau!

--Klaus.winterhude 20:41, 21. Feb. 2010 (CET)

Locke ist wirklich ein sehr praktischer Philosoph, aber mitnichten einer ohne Vision. -- Walter

Gottfried Wilhelm Leibniz[Bearbeiten]

Gottfried Wilhelm Leibniz

Zitate:[Bearbeiten]

Wenn es Gott gibt, woher kommt das Böse? Doch woher kommt das Gute, wenn es ihn nicht gibt? Boethius (480-524)

Wer dem Menschen den freien Willen abspricht und ihn von unausweichlichen Notwendigkeiten abhängig macht, lästert Gott selbst, indem er ihn als Urheber und Schöpfer der menschlichen Sünden hinstellt. Methodios von Olympos (Kirchenvater um 300)

Woher wissen wir denn, daß die Glückseligkeit des Menschen der alleinige oder Hauptzweck der Welt ist ? Der göttliche Weltzweck geht nicht auf einen Teil, sondern auf das Ganze der Schöpfung, und dieser Weltzweck darf nicht dem Anspruch eines Teiles der Geschöpfe, seien es auch die höchststehenden, geopfert werden ! Gottfried W. Leibniz "..keine Tatsache kann wahr und existierend, keine Aussage richtig sein, ohne daß ein zureichender Grund vorliegt, weshalb es so und nicht anders ist, wenngleich diese Gründe in den meisten Fällen uns nicht bekannt sein mögen" Gottfried W. Leibniz

Titel des Buches[Bearbeiten]

"Theodizee-Versuche über die Güte Gottes, die Freiheit des Menschen und die Wurzel des Bösen"

Leibniz erklärt den Titel des Buches mit der Lehre von der Gerechtigkeit Gottes (la doctrine de la justice de Dieu) und dem Ursprung des Bösen (l'Origine du Mal) Der Terminus leitet sich vom griechischen Theos (Gott) und von Dikae (Gerechtigkeit) ab und wird durch Leibniz' Schrift allgemein gebräuchlich. Wie kann Gott angesichts des Bösen und des Leids in der Welt gerechtfertigt werden ? Eine der grundlegenden Fragen der Menschheit.

Inhalt des Buches[Bearbeiten]

  • Bereits die Lehre von der prästabilierten Harmonie und der damit implizierten Weltsicht, lässt den LEIBNIZschen Optimismus erkennen. Noch deutlicher wird dieser allerdings in der Abhandlung der Theodizee. Dazu muß man nochmals einen Schritt zurückgehen, um vor allem die Stellung und Vorstellung Gottes in LEIBNIZ´ Gedanken zu begreifen.
  • Wie vom Rationalismus schon bekannt, steht der Verstand bei LEIBNIZ über der Empirie. Die reine Aneinanderreihung von Erfahrungsdaten ergibt nur wahrscheinliche Ergebnisse, auf Vernunfterkenntnis gegründete dagegen klare und richtige. Dadurch kommt LEIBNIZ zu einer Unterscheidung:
    • a. von sog. Vernunftwahrheiten; die notwendig sind und deren Gegenteil unmöglich ist,
    • b. von Tatsachenwahrheiten, die nur zufällig sind und deren Gegenteil möglich ist.
  • In Analogie dazu unterscheidet LEIBNIZ weiter zwischen zwei Reichen
    • a. dem der Zweckursachen = dem der Seelen
    • b. dem der Wirkursachen = dem der Körper
  • Zweckursachen und Wirkursachen sind miteinander harmonisch verbunden. Dem korrespondiert, ebenfalls in harmonischer Weise, die zwei Reiche:
    • a. das Reich der Natur
    • b. das Reich der Gnade
  • Diese zwei Reiche bilden eine Gemeinschaft geistiger und moralischer Wesen unter göttlicher Führung
  • Gott wirkt überall, etwa als Urheber der prästabilierten Harmonie, doch haben die Geister bes. enge Verbindung zu ihm durch bewusste Teilhabe an Gottes Größe und Güte: sie können das System des Universums erkennen und es teilweise auch nachahmen.
  • LEIBNIZ erkennt somit "Gott als Architekt der Maschine des Universums und ... als Monarch des Gottesstaates der Geister".
  • Aus verschiedenen Prinzipien folgert LEIBNIZ die Existenz Gottes (zusätzlich zu den oben erwähnten Gründen) und die Existenz der Welt.
    • a. Das Prinzip vom zureichenden Grund
    • b. Das Prinzip des ausgeschlossenen Widerspruchs
    • c. Das Prinzip des Besten
  • Das Prinzip vom zureichenden Grund und vom ausgeschlossenen Widerspruch bildet die Grundlage aller Vernunfterkenntnis. Es besagt: "...keine Tatsache kann wahr und existierend, keine Aussage richtig sein, ohne daß ein zureichender Grund vorliegt, weshalb es so und nicht anders ist, wenngleich diese Gründe in den meisten Fällen uns nicht bekannt sein mögen".
  • Der letztzureichende Grund muß Gott sein.
  • Aus diesen Überlegungen zieht LEIBNIZ die Schlussfolgerung, daß es deshalb auch nur eine göttliche Substanz gibt und diese auch vollkommen sein muß.
  • Dementsprechend wäre es möglich, daß es unendlich viele Welten von Gott her gäbe, die je nach dem Grade ihrer Vollkommenheit zur Existenz kommen könnten. Doch kommt an dieser Stelle eben das Prinzip des Besten mit ins Spiel. Danach hat nämlich Gott nur die einzig existierende, damit auch die beste aller möglichen Welten geschaffen. Sie hat im Vergleich zu allen anderen den höchsten Grad an innerer Angemessenheit, indem sie allen drei Prinzipien gleichermaßen entspricht. Das hat zur Folge: "Hierdurch erhält man die größtmögliche Mannigfaltigkeit, die indes mit der größten nur möglichen Ordnung Hand in Hand geht, d.h. man erhält so viel Vollkommenheit, als nur möglich ist."
  • Noch einmal anschaulicher und präziser wird ein Teil des eben Gesagten dadurch, daß man es im Umkehrschluss durchspielt: Wäre die geschaffene Welt nicht die beste, gäbe es also noch eine bessere, so müsste Gott diese bessere entweder nicht gekannt haben, das widerspräche aber seiner Allwissenheit. Oder er hat sie nicht zu schaffen vermocht, das widerspräche seiner Allmacht. Oder er hat sie nicht gewollt, das widerspräche seiner Allgüte.
  • Auf diesem Hintergrund wird es nun überdeutlich, daß sich die quälende Frage gezwungenermaßen stellen muß, warum es in der "besten aller Welten" dann überhaupt Böses, Leid, Sünde und Unvollkommenheit gibt. Auf diesen gewichtigen Einwand ging LEIBNIZ mit seiner Abhandlung über die Theodizee ein, in der eine Art der Rechtfertigung Gottes angesichts des Übels entwirft.
  • Um das Problem zu lösen, geht LEIBNIZ von drei Arten des Übels aus:
  1. Das metaphysische Übel: Es rührt von der Kreatürlichkeit, d.h. letztlich von der Endlichkeit unserer Welt her, denn sonst würde es sich nicht um eine von Gott geschaffene Welt handeln. Alles Geschaffene ist eben deshalb unvollkommen, denn wäre es vollkommen, wäre es dem Schöpfer, also Gott, gleich und somit selbst göttlich und keine Geschöpf mehr.
  2. Das physische Übel (Leid, Schmerz etc.): Dieses Übel leitet sich aus dem metaphysischen Übel ab. Die Unvollkommenheit der geschaffenen Wesen impliziert gleichzeitig unvollkommene Empfindungen, wie Unlust und Leiden, eben Fehlerhaftigkeit. Ferner wird das physische Über von seiner Funktion her erklärt. Es kann nämlich einerseits nützlich sein (z.B. zur Erhaltung des Individuums), einerseits als Strafe zur Besserung dienen.
  3. Das moralische Übel (z.B. Sünde): Auch hier gilt: Ein geschaffenes Wesen muß in seiner Unvollkommenheit notwendig fehlerhaft sein und sündigen. Ferner wird aber das moralische Übel als Folge menschlicher Freiheit und als Grund für die christliche Erlösung erklärt.
  • Gott selbst hat zwar das Übel nicht gewollt, aber zugelassen, doch das Gute überwiegt bei weitem.

Aus: Theodizee, Daniel Ahrnke

Biographie[Bearbeiten]

siehe: http://www.leibniz-igb.de/leibniz.htm

Anmerkungen[Bearbeiten]

Da Leibniz seine umfangreichen Tätigkeiten als Staatsmann und Wissenschaftler nicht viel Zeit ließen, hat er praktisch nur drei Werke hinterlassen. Neben der "Theodizee" schrieb er noch "neue Versuche über den menschlichen Verstand" und "die Monadologie", ziemlich schwer verständliche und für mich nicht nachvollziehbare Gedankengänge. Bemerkenswert ist seine Teilnahme an den Verhandlungen zur Wiedervereinigung der reformierten christlichen Kirchen in Deutschland und der katholischen Kirche. Er suchte auch nach Übereinstimmungen zwischen der chinesischen und der europäischen Philosophie.

Kommentare[Bearbeiten]

So himmelhoch tief ich geistig unter ihm stehe und so sympathisch er mir ist: Grundlegender als durch Voltaires Candide die "beste aller möglichen Welten" scheint mir seine Metaphysik durch Kant (s.u.) widerlegt. So habe ich mir nie ernshaft Mühe gegeben, seine Monadologie zu verstehen. -- Walter 6.3.10


Leibniz: Wir können nicht denken, ohne Zeichen. Denken ist nicht nicht nur mental, Gehirnphysiologie. Denken entsteht, wo der Mensch mit externen Zeichen (Sprache Schrift, Bild) umgeht.

Monadologie: Alles was ist, ist nur deshalb, weil es Darstellungen produziert. Damit entwickelt Leibniz die erste Metaphysik, die Kommunikation zum Grundlagenphänomen der Welt gemacht hat. -- Xaver 09:22, 17. Mär. 2010 (CET)

David Hume[Bearbeiten]

Leben[Bearbeiten]

David Hume, geboren am 26. April oder 7. Mai, je nach verwendetem Kalender (julianisch oder gregorianisch) in Edinburgh. Dort gestorben am 25. August 1776 . Schottischer Philosoph, Ökonom und Historiker und einer der bedeutendsten Vertreter der britischen Aufklärung und der philosophischen Strömung des Empirismus. Seine erkenntnistheoretischen Überlegungen übten einen starken Einfluss auf die Philosophie Immanuel Kants aus.

Philosophie[Bearbeiten]

Über den menschlichen Geist[Bearbeiten]

David Hume vertritt die Auffassung, dass der menschliche Geist in Vernunft und Wille zerfällt. Inhalte des menschlichen Geistes unterteilt er prinzipiell in zwei Klassen Sinneseindrücke (impressions) und Ideen (ideas). Sinneseindrücke sind unmittelbare Wahrnehmungen. Ideen sind Erinnerungen an vergangene Wahrnehmungen oder Vorstellungen Anhand dieser Begrifflichkeit formuliert Hume die wesentliche Grundthese des Empirismus( Erfahrungswissenschaft): Dass sich nämlich alle Ideen, so komplex sie auch sind, letztlich von einfachen Sinneseindrücken herleiten. Nach der empiristischen Grundthese sind die Sinne die einzige Quelle des Wissens über die Außenwelt, und diese liefern uns nur die Wahrnehmung selbst, aber nicht die Information, dass diese Wahrnehmung von etwas außerhalb ihrer selbst verursacht wird. Hume zufolge gibt es kein „Selbst“ oder „Ich“ .Seine Begründung macht erneut Gebrauch von der Grundthese des Empirismus: Gäbe es das Selbst, so müsste sich diese Idee letztlich von einem Sinneseindruck herleiten lassen. Im menschlichen Geist gibt es für Hume aber nur eine ständige Abfolge von Sinneseindrücken und Ideen, keinen konstanten Sinneseindruck, der alles zusammenhält und daher mit dem Ich gleichgesetzt werden könnte.

Fiktion des Ich[Bearbeiten]

Nach Hume entsteht diese Illusion durch den engen Zusammenhang der Eindrücke im menschlichen Geist. Der Zusammenhang besteht darin, dass die verschiedenen Wahrnehmungen einander kausal beeinflussen, indem nämlich Eindrücke durch Assoziation korrespondierende Ideen hervorrufen und diese wiederum Eindrücke. Wichtig ist hierbei das Gedächtnis, das dem Menschen erlaubt, vergangene Eindrücke abzurufen. Letztlich ist es also dieser Zusammenhang der Wahrnehmungen, der den Geist dazu bringt, die Abfolge der Wahrnehmungen in einer Identität zu vereinen, die dann „Ich“ genannt wird. Hume legte dar, dass alle Bewusstseinsinhalte des Menschen auf sinnlichen Wahrnehmungen beruhen und alles Erkennen nur in Verknüpfungen von Bewusstseinsinhalten bestehe, von denen der Mensch nicht wissen könne, ob ihnen in der Wirklichkeit etwas entspreche.

For my part, when I enter most intimately into what I call myself, I always stumble on some particular perception or other, of heat or cold, light or shade, love or hatred, pain or pleasure. I never can catch myself at any time without a perception, and never can observe anything but the perception.

Kausalität[Bearbeiten]

Hume gilt als eigentlicher Initiator des philosophischen Kausalitätsproblems. Die einzige Möglichkeit, Informationen zu erhalten, die über die eigenen Erfahrungen hinausgehen, liegt in Kausalrelationen. Hat der Mensch die Abfolge von ähnlichen Ereignissen oft gesehen, so forme er aufgrund von Gewöhnung angesichts des einen Ereignisses die Erwartung des anderen. Hume wendet sich entschieden gegen die Vorstellung einer notwendigen Verknüpfung von Ursache und Wirkung, da er in seiner empiristischen Erkenntnistheorie keinerlei berechtigten Anlass für eine solche Vorstellung findet. Die Quelle unserer falschen Vorstellung einer notwendigen Verknüpfung sei die gewohnheitsmäßige Verbindung von Ursache und Wirkung: Naturgesetze beschreiben demnach nur beobachtete Regelmäßigkeiten und keine notwendige Verknüpfung zwischen Ursache und Wirkung.

Induktion[Bearbeiten]

Hume war der erste, der sich mit dem Induktionsproblem auseinandergesetzt hat. Er konnte zeigen, dass jeder Versuch einer induktiven Verallgemeinerung einem Zirkelschluss erliegen muss, denn laut Hume stößt man bei jeder induktiven Verallgemeinerung letztlich auf unerlaubte logische Operationen. Er bezweifelt die Möglichkeit, durch induktive Verallgemeinerung die Wahrheit wissenschaftlicher Hypothesen begründen zu können. Er vertrat einen empiristischen Ansatz; Ursache und Wirkung beispielsweise wären lediglich aus der Erfahrung einer Folge von etwas auf etwas gebildet, jedoch wüssten wir niemals mit Sicherheit, ob morgen die Sonne wieder aufgehen werde. Er hat argumentiert, dass es Induktion im Sinne eines (rational zwingenden) erfahrungserweiternden Vernunftschlusses nicht geben kann.

Humes Gesetz[Bearbeiten]

Hume stellte fest: Viele Philosophen machen Forderungen über einen wünschenswerten Zustand (Sollen), auf der Basis von Aussagen über das, was ist (Sein). Er betont hingegen , dass es einen großen Unterschied gibt zwischen deskriptiven, also beschreibenden Aussagen über das Sein und präskriptiven, also vorschreibenden Sätzen über das, was sein soll. Er fordert dazu auf, darauf zu achten, ob diese Denker eine Erklärung für ihre Schlüsse von Ist-Zuständen auf ein Sollen angeben. Ob man eine solche Folgerung (wissenschaftlich) begründen kann, ist zu einer der zentralen Forschungsfragen ethischer Theorien geworden.

Humes Argumentation beruht auf der Vorstellung vom menschlichen Geist, dass er in Vernunft und Wille zerfällt. Die Vernunft zielt auf eine Übereinstimmung von Überzeugung und Wirklichkeit, also auf Wahrheit. Der Wille dagegen ist darauf ausgerichtet, die Wirklichkeit nach unseren Wünschen zu gestalten, besitzt also eine menschliches Handeln motivierende Komponente. Während die Vernunft ohne motivierende Kraft ist, zielt andererseits der menschliche Wille nicht auf Wahrheit. Diese strenge Trennung von Wille und Vernunft führt Hume zu der Auffassung, dass, wo kein Wille enthalten ist, auch kein Sollen enthalten sein kann. David Hume selbst sah die Wurzel moralischer Werte letztlich in Gefühl und Tradition. Er stellte aber auch fest, dass es für den Menschen letztendlich gleichgültig sei, welchen Ursprung seine moralischen Überzeugungen hätten (ob objektiv feststellbar oder nur in seiner subjektiven Weltsicht begründet), da sie für sein Verhalten die gleiche „Realität“, also die gleiche handlungsleitende Kraft besäßen.

Supreme Being[Bearbeiten]

First, we in reality affirm, that there is no such thing in the universe as a cause or productive principle, not even the deity himself; since our idea of that supreme Being is derived from particular impressions, none of which contain any efficacy, nor seem to have any connexion with any other existence. As to what may be said, that the connexion betwixt the idea of an infinitely powerful being, and that of any effect, which he wills, is necessary and unavoidable; I answer, that we have no idea of a being endowed with any power, much less of one endowed with infinite power. [...]

It is an evident principle, that whatever we can imagine, is possible. Now this is no more true of matter, than of spirit; of an extended compounded substance, than of a simple and unextended. In both cases the metaphysical arguments for the immortality of the soul are equally inconclusive: and in both cases the moral arguments and those deriv’d from the analogy of nature are equally strong and convincing. If my philosophy, therefore, makes no addition to the arguments for religion, I have at least the satisfaction to think it takes nothing from them, but that every thing remains precisely as before.

Bzgl. eines höchsten Wesens argumentiert Hume also, dass es dem menschlichen Geist möglich sei, sich alles vorzustellen. Die metaphysischen Argumente für ein höchstes Wesen und eine unsterbliche Seele seien unvollständig, die moralischen aber stark. Seine Philosophie füge den religiösen Argumenten nichts hinzu und nehme ihnen nichts weg. --Johanna 17:37, 4. Mär. 2010 (CET)

Quellen: Treatise of Human Nature/Book 1: Of the understanding/Part IV, p.186 - Wikisource und Seite „David Hume“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 21. Februar 2010, 19:10 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=David_Hume&oldid=70977427 (Abgerufen: 4. März 2010, 16:40 UTC)

Kommentare[Bearbeiten]

Hume sieht sich offenbar in der Tradition des Sokrates, ist sich aber bewusst, dass andere das nicht so zu sehen brauchen, dass das Ich also kein Teil der empirischen durch Falsifikationsversuche erhärtbaren Welt ist.

Beachtenswert, dass er auch das Verhältnis von Ursache und Wirkung schon ausschließt, während Kant es dann wieder als Denkkategorie einführt. Insofern ist Hume in seiner Skepsis schon relativ nah an den Quantenmechanikern. --Walter

Immanuel Kant[Bearbeiten]

"In seinem negativen Denken ist Kant bereits der Alleszertrümmerer [Moses Mendelssohn]; wir beugen uns vor dem Geiste, der in seinen stärksten Stunden die Riesenarbeit begonnen hat, welche als Selbstzersetzung der Sprache oder des Denkens notwendig war." (Fritz Mauthner Zur Sprachwissenschaft 2. Band 1912

-- Walter

Zitate[Bearbeiten]

außer Konkurrenz

Drei Dinge helfen, die Mühseligkeiten des Lebens zu tragen: Die Hoffnung, der Schlaf und das Lachen.

Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?

[53] Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

Faulheit und Feigheit sind die Ursachen, warum ein so großer Teil der Menschen, nachdem sie die Natur längst von fremder Leitung frei gesprochen (naturaliter maiorennes), dennoch gerne zeitlebens unmündig bleiben; und warum es anderen so leicht wird, sich zu deren Vormündern aufzuwerfen. Es ist so bequem, unmündig zu sein. Habe ich ein Buch, das für mich Verstand hat, einen Seelsorger, der für mich Gewissen hat, einen Arzt, der für mich die Diät beurteilt, u.s.w.: so brauche ich mich ja nicht selbst zu bemühen. Ich habe nicht nötig zu denken, wenn ich nur bezahlen kann; andere werden das verdrießliche Geschäft schon für mich übernehmen. Daß der bei weitem größte Teil der Menschen (darunter das ganze schöne Geschlecht) den Schritt zur Mündigkeit, außer dem daß er beschwerlich ist, auch für sehr gefährlich halte: dafür sorgen schon jene Vormünder, die die Oberaufsicht über sie gütigst auf sich genommen haben. Nachdem sie ihr Hausvieh zuerst dumm gemacht haben, und sorgfältig verhüteten, daß diese ruhigen Geschöpfe [54] ja keinen Schritt außer dem Gängelwagen, darin sie sie einsperreten, wagen durften: so zeigen sie ihnen nachher die Gefahr, die ihnen drohet, wenn sie es versuchen, allein zu gehen. Nun ist diese Gefahr zwar eben so groß nicht, denn sie würden durch einigemal Fallen wohl endlich gehen lernen; allein ein Beispiel von der Art macht doch schüchtern, und schreckt gemeiniglich von allen ferneren Versuchen ab.

Es ist also für jeden einzelnen Menschen schwer, sich aus der ihm beinahe zur Natur gewordenen Unmündigkeit herauszuarbeiten. Er hat sie sogar lieb gewonnen, und ist vor der Hand wirklich unfähig, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, weil man ihn niemals den Versuch davon machen ließ. Satzungen und Formeln, diese mechanischen Werkzeuge eines vernünftigen Gebrauchs oder vielmehr Mißbrauchs seiner Naturgaben, sind die Fußschellen einer immerwährenden Unmündigkeit. Wer sie auch abwürfe, würde dennoch auch über den schmalesten Graben einen nur unsicheren Sprung tun, weil er zu dergleichen freier Bewegung nicht gewöhnt ist. Daher gibt es nur wenige, denen es gelungen ist, durch eigene Bearbeitung ihres Geistes sich aus der Unmündigkeit her aus zu wickeln, und dennoch einen sicheren Gang zu tun. (Was ist Aufklärung?, S.53f)

Gegenzitat:

“Falsche Aufklärung meint alles Wissen und Wollen und Tun auf den bloßen Verstand gründen zu können (statt den Verstand nur als den nie zu umgehenden Weg der Erhellung dessen, was ihm gegeben werden muss, zu nutzen); sie verabsolutiert die immer partikularen Verstandeserkenntnisse (statt sie nur in dem ihnen zukommenden Bereich sinngemäß anzuwenden); sie verführt den Einzelnen zum Anspruch, für sich allein wissen und auf Grund seines Wissens allein handeln zu können, als ob der Einzelne alles wäre (statt sich auf den lebendigen Zusammenhang des in Gemeinschaft in Frage stellenden und fördernden Wissens zu gründen), ihr mangelt der Sinn für Ausnahme und Autorität, an denen beiden alles menschliche Leben sich orientieren muss. Kurz, sie will den Menschen auf sich selbst stellen, derart, dass er alles Wahre und ihm Wesentliche durch Verstandeseinsicht erreichen kann. Sie will nur wissen und nicht glauben.” (Karl Jaspers)

Aber Kant fährt fort:

Daß aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich. Denn da werden sich immer einige Selbstdenkende, sogar unter den eingesetzten Vormündern des großen Haufens, finden, welche, nachdem sie das Joch der Unmündigkeit selbst abgeworfen haben, den Geist einer vernünftigen Schätzung des eigenen Werts und des Berufs jedes Menschen, selbst zu denken, um sich verbreiten werden. Besonders ist hiebei: daß das Publikum, welches zuvor von ihnen unter dieses Joch gebracht worden, sie hernach selbst zwingt, darunter zu bleiben, wenn es von einigen seiner Vormünder, die selbst aller Aufklärung unfähig sind, dazu aufgewiegelt worden; so schädlich ist es, Vorurteile zu pflanzen, weil sie sich zuletzt an denen selbst rächen, die, oder deren Vorgänger, ihre Urheber gewesen sind. Daher kann [55] ein Publikum nur langsam zur Aufklärung gelangen. Durch eine Revolution wird vielleicht wohl ein Abfall von persönlichem Despotism und gewinnsüchtiger oder herrschsüchtiger Bedrückung, aber niemals wahre Reform der Denkungsart zu Stande kommen; sondern neue Vorurteile werden, eben sowohl als die alten, zum Leitbande des gedankenlosen großen Haufens dienen. (Was ist Aufklärung?, S.54f) (vgl. auch: den herrschaftsfreien Diskurs von Habermas

Arbeitsfelder der Philosophie

Alle Vernunfterkenntnis ist entweder material, und betrachtet irgend ein Objekt; oder formal, und beschäftigt sich bloß mit der Form des Verstandes und der Vernunft selbst, und den allgemeinen Regeln des Denkens überhaupt, ohne Unterschied der Objekte. Die formale Philosophie heißt Logik, die materiale aber, welche es mit bestimmten Gegenständen und den Gesetzen zu tun hat, denen sie unterworfen sind, ist wiederum zwiefach. Denn diese Gesetze sind entweder Gesetze der Natur, oder der Freiheit. Die Wissenschaft von der ersten heißt Physik, die der andern ist Ethik; jene wird auch Naturlehre, diese Sittenlehre genannt. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S.11

Kritik der reinen Vernunft

[45] Daß alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, daran ist gar kein Zweifel; denn wodurch sollte das Erkenntnisvermögen sonst zur Ausübung erweckt werden, geschähe es nicht durch Gegenstände, die unsere Sinne rühren und teils von selbst Vorstellungen bewirken, teils unsere Verstandestätigkeit in Bewegung bringen, diese zu vergleichen, sie zu verknüpfen oder zu trennen, [...]

Wenn aber gleich alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anhebt, so entspringt sie darum doch nicht eben alle aus der Erfahrung. Denn es könnte wohl sein, daß selbst unsere Erfahrungserkenntnis ein Zusammengesetztes aus dem sei, was wir durch Eindrücke empfangen, und dem, was unser eigenes Erkenntnisvermögen (durch sinnliche Eindrücke bloß veranlaßt) aus sich selbst hergibt, [...]

Was ist gut?

Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als allein ein guter Wille. Verstand, Witz, Urteilskraft, und wie die Talente des Geistes sonst heißen mögen, oder Mut, Entschlossenheit, Beharrlichkeit im Vorsatze, als Eigenschaften des Temperaments, sind ohne Zweifel in mancher Absicht gut und wünschenswert; aber sie können auch äußerst böse und schädlich werden, wenn der Wille, der von diesen Naturgaben Gebrauch machen soll und dessen eigentümliche Beschaffenheit darum Charakter heißt, nicht gut ist. Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S.18

Wenn es Moral gibt, gibt es auch Freiheit

Der Begriff der Freiheit, so fern dessen Realität durch ein apodiktisches Gesetz der praktischen Vernunft bewiesen ist, macht nun den Schlußstein von dem ganzen Gebäude eines Systems der reinen, selbst der spekulativen, Vernunft aus, und alle andere Begriffe (die von Gott und Unsterblichkeit), welche, als bloße Ideen, in dieser ohne Haltung bleiben, schließen sich nun an ihn an, und bekommen mit ihm und durch ihn Bestand und objektive Realität, d.i. die Möglichkeit derselben wird dadurch bewiesen, daß Freiheit wirklich ist; denn diese Idee offenbaret sich durchs moralische Gesetz.

Freiheit ist aber auch die einzige unter allen Ideen der spek. Vernunft, wovon wir die Möglichkeit a priori wissen, ohne sie doch einzusehen, weil sie die Bedingung des moralischen Gesetzes ist, welches wir wissen. Kritik der praktischen Vernunft, S.107/08

Sittengesetz und kategorischer Imperativ

[140] Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne. [...]

Folgerung

Reine Vernunft ist für sich allein praktisch, und gibt (dem Menschen) ein allgemeines Gesetz, welches wir das Sittengesetz nennen. Kritik der praktischen Vernunft, S.140/41

Zum ewigen Frieden

5. »Kein Staat soll sich in die Verfassung und Regierung eines andern Staats gewalttätig einmischen.« (S.199)

[203] Der Friedenszustand unter Menschen, die neben einander leben, ist kein Naturstand (status naturalis), der vielmehr ein Zustand des Krieges ist, d.i. wenn gleich nicht immer ein Ausbruch der Feindseligkeiten, doch immerwährende Bedrohung mit denselben. Er muß also gestiftet werden; denn die Unterlassung der letzteren ist noch nicht Sicherheit dafür, und, ohne daß sie einem Nachbar von dem andern geleistet wird (welches aber nur in einem gesetzlichen Zustande geschehen kann), kann jener diesen, welchen er dazu aufgefordert hat, als einen Feind behandeln.

  1. Die bürgerliche Verfassung in jedem Staate soll republikanisch sein
  2. Das Völkerrecht soll auf einen Föderalism freier Staaten gegründet sein
  3. Das Weltbürgerrecht soll auf Bedingungen der allgemeinen Hospitalität eingeschränkt sein (S.203ff)

Erster Zusatz. Von der Garantie des ewigen Friedens

[Weil der Naturzustand Krieg ist und der langfristig zur Zerstörung aller führt, gilt:] Die Natur will unwiderstehlich, daß das Recht zuletzt die Obergewalt erhalte. Was man nun hier verabsäumt zu tun, das macht sich zuletzt selbst, obzwar mit viel Ungemächlichkeit. [...] Die Idee des Völkerrechts setzt die Absonderung vieler von einander unabhängiger benachbarter Staaten voraus, und, obgleich ein solcher Zustand an sich schon ein Zustand des Krieges ist [...] so ist doch selbst dieser, nach der Vernunftidee, besser als die Zusammenschmelzung derselben, [...] weil die Gesetze mit dem vergrößten Umfange der Regierung immer mehr an ihrem Nachdruck einbüßen, und ein seelenloser Despotism, nachdem er die Keime des Guten ausgerottet hat, zuletzt doch in Anarchie verfällt. Indessen ist dieses das Verlangen jedes Staats (oder seines Oberhaupts), auf diese Art sich in den dauernden Friedenszustand zu versetzen, daß er, wo möglich, die ganze Welt beherrscht. (S.225) Weil nämlich unter allen, der Staatsmacht untergeordneten, Mächten (Mitteln) die Geldmacht wohl die zuverlässigste sein möchte, so sehen sich Staaten (freilich wohl nicht eben durch Triebfedern der Moralität) gedrungen, den edlen Frieden zu befördern [...] Auf die Art garantiert die Natur [...] selbst, den ewigen Frieden; freilich mit einer Sicherheit, die nicht hinreichend [227] ist, die Zukunft desselben (theoretisch) zu weissagen, aber doch in praktischer Absicht zulangt, und es zur Pflicht macht, zu diesem [...] Zwecke hinzuarbeiten. (S.226/27) Zum ewigen Frieden S.199-227

Darstellung[Bearbeiten]

Erkenntnistheorie[Bearbeiten]

Die "kopernikanische Wende" bei Kant ist, dass er die Metaphysik außerhalb den Bereich des zu Erkennenden ansiedelt, indem er darauf besteht, dass wir nur über Gegenstände der Erfahrung und über die Art unseres Denkens Aussagen machen können.

Die Aussagen über Gegenstände der Erfahrung betreffen nicht die Gegenstände an sich, sondern nur unsere Vorstellungen von ihnen, d.h. die Gegenstände für uns. Über unser Denken können wir Aussagen unabhängig von der Erfahrung machen, d.h. a priori.

Ethik[Bearbeiten]

Kant hat seine Ethik nicht inhaltlich, sondern rein formal begründet. Sein kategorischer Imperativ lautet: "Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." Das entspricht - in philosophischer Terminologie formuliert - der goldenen Regel "Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst."

In der Praxis ergeben sich daraus Schwierigkeiten, denn demnach müsste man auch einem Verbrecher immer die Wahrheit sagen, also auch einen versteckten Juden den Nazis ausliefern u.ä.

Zusammenfassung[Bearbeiten]

Kant wirkte wie ein Alleszertrümmerer, weil er die Möglichkeit von Metaphysik ganz zerstörte. Hume hatte als Empirist den Blick auf Bereiche außerhalb der Erfahrung ganz ausgeklammert. Weil er das Ich leugnete, blieben Seele und Gott noch genauso sicher wie das eigene Ich, das man ja als ziemlich sicher empfand (vgl. Descartes).

Kant aber sah ja durchaus die Möglichkeit einer Erkenntnis unabhängig von jeder Erfahrung (a priori). Da war es umso erschreckender, dass er Seele und Gott wie jede Metaphysik als außerhalb menschlicher Erkenntnis liegend bezeichnete.

Die Ethik wurde nicht als so beklemmend angesehen. Freilich, die rein formale Begründung passte schon damals vielen nicht, und das ist auch heute noch die Hauptkritik an seiner Ethik.

Dass Kant einen Völkerbund als Friedensinstrument als notwendige Entwicklung ansah und dass er vor einem Weltstaat als zu despotisch warnte, erscheint aus heutiger Sicht ungewöhnlich modern.

Kritik[Bearbeiten]

Kant glaubte, dass das Denken in Ursache-Wirkung-Beziehungen den Menschen vorgegeben sei. Bei der Begründung der Quantenmechanik zeigte es sich, dass die Stimmigkeit mathematischer Modelle den Naturwissenschaftlern wichtiger war als das Festhalten am Ursache-Wirkung-Grundsatz.

Man könnte meinen, dadurch wären die modernen Naturwissenschaften durch Überwindung ursprünglicher Denkkategorien dem Ding an sich näher gekommen.[1]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Dabei ist ihnen nur gelungen festzustellen, dass Kants Kategorien nicht ganz treffend gewählt sind. An der banalen Tatsache, dass menschliche Erkenntnis immer durch den jeweiligen Erkenntnishorizont bestimmt ist, ändert das aber nichts.

Kommentare[Bearbeiten]

Hegel[Bearbeiten]


Zitate: Das Wesen des Geistes[Bearbeiten]

§ 85 Das Sein selbst sowie die folgenden Bestimmungen nicht nur des Seins, sondern die logischen Bestimmungen überhaupt können als Definitionen des Absoluten, als die metaphysischen Definitionen Gottes angesehen werden; näher jedoch immer nur die erste einfache Bestimmung einer Sphäre, und dann die dritte, als welche die Rückkehr aus der Differenz zur einfachen Beziehung auf sich ist. Denn Gott metaphysisch definieren heißt, dessen Natur in Gedanken als solchen ausdrücken; die Logik aber umfaßt alle Gedanken, wie sie noch in der Form von Gedanken sind. Die zweiten Bestimmungen, als welche eine Sphäre in ihrer Differenz sind, dagegen sind die Definitionen des Endlichen. Wenn aber die Form von Definitionen gebraucht würde, so würde sie dies enthalten, daß ein Substrat der Vorstellung vorschwebt; denn auch das Absolute, als welches Gott im Sinne und in der Form des Gedankens ausdrücken soll, bleibt im Verhältnisse zu seinem, Prädikate, dem bestimmten und wirklichen Ausdruck in Gedanken, nur ein gemeinter Gedanke, ein für sich unbestimmtes Substrat. Weil der Gedanke, die [182] Sache, um die es hier allein zu tun ist, nur im Prädikate enthalten ist, so ist die Form eines Satzes, wie jenes Subjekt, etwas völlig Überflüssiges (vgl. § 31 und unten Kap. vom Urteile).

§ 215 Die Idee ist wesentlich Prozeß, weil ihre Identität nur insofern die absolute und freie des Begriffs ist, insofern sie die absolute Negativität und daher dialektisch ist. Sie ist der Verlauf, daß der Begriff als die Allgemeinheit, welche Einzelheit ist, sich zur Objektivität und zum Gegensatz gegen dieselbe bestimmt und diese Äußerlichkeit, die den Begriff zu ihrer Substanz hat, durch ihre immanente Dialektik sich in die Subjektivität zurückführt. Weil die Idee a) Prozeß ist, ist der Ausdruck für das Absolute: »die Einheit des Endlichen und Unendlichen, des Denkens und Seins usf.«, wie oft erinnert, falsch; denn die Einheit drückt abstrakte, ruhig beharrende Identität aus. Weil sie b) Subjektivität ist, ist jener Ausdruck ebenso falsch, denn jene Einheit drückt das Ansich, das Substantielle der wahrhaften Einheit aus. Das Unendliche erscheint so als mit Endlichem nur neutralisiert, so das Subjektive mit dem Objektiven, das Denken mit dem Sein. Aber in der negativen Einheit der Idee greift das Unendliche [373] über das Endliche hinüber, das Denken über das Sein, die Subjektivität über die Objektivität. Die Einheit der Idee ist Subjektivität, Denken, Unendlichkeit und dadurch wesentlich von der Idee als Substanz zu unterscheiden, wie diese übergreifende Subjektivität, Denken, Unendlichkeit von der einseitigen Subjektivität, dem einseitigen Denken, der einseitigen Unendlichkeit, wozu sie sich urteilend, bestimmend herabsetzt, zu unterscheiden ist.

Zitat: Das unendliche Urteil ist das Hohe, die Vorstellung ist das Niedrige[Bearbeiten]

Das Tiefe, das der Geist von innen heraus, aber nur bis in sein vorstellendes Bewußtsein treibt und es in diesem stehen läßt, - und die Unwissenheit dieses Bewußtseins, was das ist, was es sagt, ist dieselbe Verknüpfung des Hohen und Niedrigen, welche an dem Lebendigen die Natur in der Verknüpfung des Organs seiner höchsten Vollendung, des Organs der Zeugung, - und des Organs des Pissens naiv ausdrückt. - Das unendliche Urteil als unendliches wäre die Vollendung des sich selbst erfassenden Lebens, das in der Vorstellung bleibende Bewußtsein desselben aber verhält sich als Pissen.

G.W.F. Hegel, Phänomenologie des Geistes

Zitat: Freiheit ist die Einsicht in die Notwendigkeit[Bearbeiten]

Der Begriff ist hiermit die Wahrheit des Seins und des Wesens, indem das Scheinen der Reflexion in sich selber zugleich selbständige Unmittelbarkeit und dieses Sein verschiedener Wirklichkeit unmittelbar nur ein Scheinen in sich selbst ist. Indem der Begriff sich als die Wahrheit des Seins und Wesens erwiesen hat, welche beide in ihn als in ihren Grund zurückgegangen sind, so hat er umgekehrt sich aus dem Sein als aus seinem Grunde entwickelt. Jene Seite des Fortgangs kann als ein Vertiefen des Seins in sich selbst, dessen Inneres durch diesen Fortgang enthüllt worden ist, diese Seite als Hervorgang des Vollkommeneren aus dem Unvollkommeneren betrachtet werden. Indem solche Entwicklung nur nach der letzten Seite betrachtet worden ist, hat man der Philosophie daraus einen Vorwurf gemacht. Der bestimmtere Gehalt, den die oberflächlichen Gedanken von Unvollkommenerem und Vollkommenerem hier haben, ist der Unterschied, den das Sein, als unmittelbare Einheit mit sich, vom Begriffe, als der freien Vermittlung mit sich, hat. Indem sich das Sein als ein Moment des Begriffs gezeigt hat, hat er sich dadurch als die Wahrheit des Seins erwiesen; als diese seine Reflexion-in-sich und als Aufheben der Vermittlung ist er das Voraussetzen des Unmittelbaren – ein Voraussetzen, das mit der Rückkehr-in-sich identisch ist, welche Identität die Freiheit und den Begriff ausmacht. Wenn daher das Moment das Unvollkommene genannt wird, so ist der Begriff, das Vollkommene, allerdings dies, sich aus dem Unvollkommenen zu entwickeln, denn er ist wesentlich dies Aufheben seiner Voraussetzung. Aber er ist es zugleich allein, der als sich setzend die Voraussetzung macht, wie sich in der Kausalität überhaupt und näher in der Wechselwirkung ergeben hat. Der Begriff ist so in Beziehung auf Sein und Wesen bestimmt, das zum Sein als einfacher Unmittelbarkeit zurückgegangene Wesen zu sein, dessen Scheinen dadurch Wirklichkeit hat und dessen Wirklichkeit zugleich freies Scheinen in sich selbst ist. Das Sein hat der Begriff auf solche Weise als seine einfache Beziehung auf sich oder als die Unmittelbarkeit seiner Einheit in sich selbst; Sein ist eine so arme Bestimmung, daß sie das Wenigste ist, was im Begriffe aufgezeigt werden kann. Der Übergang von der Notwendigkeit zur Freiheit oder vom Wirklichen in den Begriff ist der härteste, weil die selbständige Wirklichkeit gedacht werden soll, als in dem Übergehen und der Identität mit der ihr anderen selbständigen Wirklichkeit allein ihre Substantialität zu haben; so ist auch der Begriff das Härteste, weil er selbst eben diese Identität ist. Die wirkliche Substanz als solche aber, die Ursache, die in ihrem Fürsichsein nichts in sich eindringen lassen will, ist schon der Notwendigkeit oder dem Schicksal, in das Gesetztsein überzugehen, unterworfen, und diese Unterwerfung ist vielmehr das Härteste. Das Denken der Notwendigkeit ist dagegen vielmehr die Auflösung jener Härte; denn es ist das Zusammengehen Seiner im Anderen mit Sich selbst, – die Befreiung, welche nicht die Flucht der Abstraktion ist, sondern in dem anderen Wirklichen, mit dem das Wirkliche durch die Macht der Notwendigkeit zusammengebunden ist, sich nicht als anderes, sondern sein eigenes Sein und Setzen zu haben. Als für sich existierend heißt diese Befreiung Ich, als zu ihrer Totalität entwickelt freier Geist, als Empfindung Liebe, als Genuß Seligkeit. –

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse § 159

Zitat: Das Wahre ist das Ganze[Bearbeiten]

Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen. Es ist von dem Absoluten zu sagen, daß es wesentlich Resultat, daß es erst am Ende das ist, was es in Wahrheit ist; und hierin eben besteht seine Natur, Wirkliches, Subjekt, oder Sich-selbst-werden, zu sein. So widersprechend es scheinen mag, daß das Absolute wesentlich als Resultat zu begreifen sei, so stellt doch eine geringe Überlegung diesen Schein von Widerspruch zurecht. Der Anfang, das Prinzip, oder das Absolute, wie es zuerst und unmittelbar ausgesprochen wird, ist nur das Allgemeine. Sowenig, wenn ich sage: alle Tiere, dies Wort für eine Zoologie gelten kann, ebenso fällt es auf, daß die Worte des Göttlichen, Absoluten, Ewigen u.s.w. das nicht aussprechen, was darin enthalten ist; - und nur solche Worte drücken in der Tat die Anschauung als das Unmittelbare aus. Was mehr ist, als ein solches Wort, der Übergang auch nur zu einem Satze, ist ein Anderswerden, das zurückgenommen werden muß, ist eine Vermittlung. Diese aber ist das, was perhorresziert wird, als ob dadurch, daß mehr aus ihr gemacht wird denn nur dies, daß sie nichts Absolutes und im Absoluten gar nicht sei, die absolute Erkenntnis aufgegeben wäre.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel Phänomenologie des Geistes, Vorrede

Zitat: Unwahr heißt schlecht[Bearbeiten]

Im philosophischen Sinn (...) heißt Wahrheit (...)Übereinstimmung eines Inhaltes mit sich selbst. (...) Übrigens findet sich diese tiefere (philosophische) Bedeutung der Wahrheit schon im gewöhnlichen Sprachgebrauch. So spricht man z.B. von einem wahren Freund und versteht darunter einen solchen, dessen Hamdlungsweise dem Begriff der Freundschaft gemäß ist; ebenso spricht man von einem wahren Kunstwerk. Unwahr heißt damit soviel als schlecht, in sich selbst unangemessen.

Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, Zweiter Zusatz zu §24

Zitat: Erkennenwollen ist ungereimt[Bearbeiten]

Ein Hauptgesichtspunkt der kritischen Philosophie ist, daß, ehe daran gegangen werde, Gott, das Wesen der Dinge usf. zu erkennen, das Erkenntnisvermögen selbst vorher zu untersuchen sei, ob es solches zu leisten fähig sei; man müsse das Instrument vorher kennenlernen, ehe man die Arbeit unternehme, die vermittels desselben zustande kommen soll; wenn es unzureichend sei, würde sonst alle Mühe vergebens verschwendet sein. – Dieser Gedanke hat so plausibel geschienen, daß er die größte Bewunderung und Zustimmung erweckt und das Erkennen aus seinem Interesse für die Gegenstände und dem Geschäfte mit denselben auf sich selbst, auf das Formelle, [54] zurückgeführt hat. Will man sich jedoch nicht mit Worten täuschen, so ist leicht zu sehen, daß wohl andere Instrumente sich auf sonstige Weise etwa untersuchen und beurteilen lassen als durch das Vornehmen der eigentümlichen Arbeit, der sie bestimmt sind. Aber die Untersuchung des Erkennens kann nicht anders als erkennend geschehen; bei diesem sogenannten Werkzeuge heißt dasselbe untersuchen nichts anderes, als es erkennen. Erkennenwollen aber, ehe man erkenne, ist ebenso ungereimt als der weise Vorsatz jenes Scholastikus, schwimmen zu lernen, ehe er sich ins Wasser wage.

Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, §10

Zitat: Es ist in Namen, dass wir denken[Bearbeiten]

Der Name als Verknüpfung der von der Intelligenz produzierten Anschauung und ihrer Bedeutung ist zunächst eine einzelne vorübergehende Produktion, und die Verknüpfung der Vorstellung als eines Inneren mit der Anschauung als einem Äußerlichen ist selbst äußerlich. Die Erinnerung dieser Äußerlichkeit ist das Gedächtnis.

Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, § 460

Die Intelligenz durchläuft als Gedächtnis gegen die Anschauung des Worts dieselben Tätigkeiten des Erinnerns wie als Vorstellung überhaupt gegen die erste unmittelbare Anschauung (§ 451 ff.). – αα) Jene Verknüpfung, die das Zeichen [278] ist, zu dem Ihrigen machend, erhebt sie durch diese Erinnerung die einzelne Verknüpfung zu einer allgemeinen, d.i. bleibenden Verknüpfung, in welcher Name und Bedeutung objektiv für sie verbunden sind, und macht die Anschauung, welche der Name zunächst ist, zu einer Vorstellung, so daß der Inhalt, die Bedeutung, und das Zeichen identifiziert, eine Vorstellung sind und das Vorstellen in seiner Innerlichkeit konkret, der Inhalt als dessen Dasein ist; – das Namen behaltende Gedächtnis.

Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, § 461

Der Name ist so die Sache, wie sie im Reiche der Vorstellung vorhanden ist und Gültigkeit hat. Das ββ) reproduzierende Gedächtnis hat und erkennt im Namen die Sache und mit der Sache den Namen, ohne Anschauung und Bild. Der Name als Existenz des Inhalts in der Intelligenz ist die Äußerlichkeit ihrer selbst in ihr, und die Erinnerung des Namens als der von ihr hervorgebrachten Anschauung ist zugleich die Entäußerung, in der sie innerhalb ihrer selbst sich setzt. Die Assoziation der besonderen Namen liegt in der Bedeutung der Bestimmungen der empfindenden, vorstellenden oder denkenden Intelligenz, von denen sie Reihen als empfindend usf. in sich durchläuft. Bei dem Namen Löwe bedürfen wir weder der Anschauung eines solches Tieres noch auch selbst des Bildes, sondern der Name, indem wir ihn verstehen, ist die bildlose einfädle Vorstellung. Es ist in Namen, daß wir denken.

Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, § 462

Zitat: Wohl = Glück plus[Bearbeiten]

Glücklich ist derjenige, welcher sein Dasein seinem besonderen Charakter, Wollen und Willkür angemessen hat und so in seinem Dasein sich selbst genießt.

G. W. F. Hegel:Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, Bd. 12

Die Handlung hat 1. nach ihrem empirisch-konkreten Inhalt eine Mannigfaltigkeit besonderer Seiten und Zusammenhänge; das Subjekt muß der Form nach die Handlung nach ihrer wesentlichen, diese Einzelheiten in sich befassenden Bestimmung gewußt und gewollt haben; – Recht der Absicht. – Der Vorsatz betrifft nur das unmittelbare Dasein, die Absicht aber das Substantielle und den Zweck desselben. 2. Das Subjekt hat ebenso das Recht, daß die Besonderheit des Inhalts in der Handlung, der Materie nach, nicht eine ihm äußerliche sei, sondern die eigene Besonderheit des Subjekts, seine Bedürfnisse, Interessen und Zwecke enthalte, welche in einen Zweck gleichfalls zusammengefaßt, wie in der Glückseligkeit (§ 479) sein Wohl ausmachen; – das Recht des Wohls. Die Glückseligkeit ist vom Wohl nur dadurch unterschieden, daß erstere als ein unmittelbares Dasein überhaupt, letzteres aber als berechtigt in Beziehung auf die Moralität vorgestellt wird.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse § 505

Zitat: In seinem Werk genießt sich der Geist des Volkes und ist befriedigt[Bearbeiten]

Der konkrete Geist eines Volkes ist es, den wir bestimmt zu erkennen haben, und weil er Geist ist, läßt er sich nur geistig, durch den Gedanken erfassen. Er allein ist es, der in allen Taten und Richtungen des Volkes sich hervortreibt, der sich zu seiner Verwirklichung, zum Selbstgenuß und Selbsterfassen bringt; denn es ist ihm um die Produktion seiner selbst zu tun. Das Höchste aber für den Geist ist, sich zu wissen, sich zur Anschauung nicht nur, sondern zum Gedanken seiner selbst zu bringen. Dies muß und wird er auch vollbringen, aber diese Vollbringung ist zugleich sein Untergang und das Hervortreten eines anderen Geistes, eines anderen welthistorischen Volkes, einer anderen Epoche der Weltgeschichte.

G. W. F. Hegel:Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, Bd. 12


Der Geist handelt wesentlich, er macht sich zu dem, was er an sich ist, zu seiner Tat, zu seinem Werk; so wird er sich Gegenstand, so hat er sich als ein Dasein vor sich. So der Geist eines Volkes: er ist ein bestimmter Geist, der sich zu einer vorhandenen Welt erbaut, die jetzt steht und besteht, in seiner Religion, in seinem Kultus, in seinen Gebräuchen, seiner Verfassung und seinen politischen Gesetzen, im ganzen Umfang seiner Einrichtungen, in seinen Begebenheiten und Taten. Das ist sein Werk - das ist dies Volk. Was ihre Taten sind, das sind die Völker. Ein jeder Engländer wird sagen: Wir sind die, welche den Ozean Beschiffen und den Welthandel besitzen, denen Ostindien gehört und seine Reichtümer, welche Parlament und Geschwornengerichte haben usf. - Das Verhältnis des Individuums dazu ist, daß es sich dieses substantielle Sein aneigne, daß dieses seine Sinnesart und Geschicklichkeit werde, auf daß es etwas sei. Denn es findet das Sein des Volkes als eine bereits fertige, feste Welt vor sich, der es sich einzuverleiben hat. In diesem seinem Werke, seiner Welt genießt sich nun der Geist des Volkes und ist befriedigt.

G. W. F. Hegel:Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte, Bd. 12

Zitat: Aufklärung[Bearbeiten]

Die Aufklärung und Revolution In der protestantischen Religion war das Prinzip der Innerlichkeit mit der religiösen Befreiung und Befriedigung in sich selbst eingetreten und damit auch der Glaube an die Innerlichkeit als das Böse und an die Macht des Weltlichen. Auch in der katholischen Kirche führte die jesuitische Kasuistik unendliche Untersuchungen ein, so weitläufig und spitzfindig als ehemals in der scholastischen Theologie, über das Innerliche des Willens und die Beweggründe desselben. In dieser Dialektik, wodurch alles Besondere wankend gemacht wurde, indem das Böse in Gutes und das Gute in Böses verkehrt wurde, blieb zuletzt nichts übrig als die reine Tätigkeit der Innerlichkeit selbst, das Abstrakte des Geistes, – das Denken. Das Denken betrachtet alles in der Form der Allgemeinheit und ist dadurch die Tätigkeit und Produktion des Allgemeinen. In der vormaligen scholastischen Theologie blieb der eigentliche Inhalt, die Lehre der Kirche, ein Jenseits; auch in der protestantischen Theologie blieb die Beziehung des Geistes auf ein Jenseits; denn auf der einen Seite bleibt der eigne Wille, der Geist des Menschen, Ich selbst und auf der andern die Gnade Gottes, der heilige Geist, und so im Bösen der Teufel. Aber im Denken ist das Selbst sich präsent, sein Inhalt, seine Objekte sind ihm ebenso schlechthin gegenwärtig; denn indem ich denke, muß ich den Gegenstand zur Allgemeinheit erheben. Das ist schlechthin die absolute Freiheit, denn das reine Ich ist, wie das reine Licht, schlechthin bei sich; also ist ihm das Unterschiedene, Sinnliches wie Geistiges, nicht mehr furchtbar, denn es ist dabei in sich frei und steht demselben frei gegenüber. Das praktische Interesse gebraucht die Gegenstände, verzehrt sie, das theoretische betrachtet sie mit der Sicherheit, daß sie an sich nichts Verschiedenes sind. – Also: die letzte Spitze der Innerlichkeit ist das Denken. Der Mensch ist nicht frei, wenn er nicht denkt, denn er verhält sich dann zu einem andern. Dieses Erfassen, das Übergreifen über das andre mit der innersten Selbstgewißheit enthält unmittelbar die Versöhnung, die Einheit des Denkens mit dem andern ist an sich vorhanden, denn die Vernunft ist die substantielle Grundlage ebensowohl des Bewußtseins als des Äußerlichen und Natürlichen. So ist das Gegenüber auch nicht mehr ein Jenseits, nicht von andrer substantieller Natur. Das Denken ist jetzt die Stufe, auf welche der Geist gelangt ist. Es enthält die Versöhnung in ihrer ganz reinen Wesenheit, indem es an das Äußerliche mit der Anforderung geht, daß es dieselbe Vernunft in sich habe als das Subjekt, Der Geist erkennt, daß die Natur, die Welt auch eine Vernunft an ihr haben müsse, denn Gott hat sie vernünftig geschaffen.

G.W.F.Hegel, Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte 4.Teil

Auswahl: Xaver 10:04, 10. Mär. 2010 (CET)

Kommentare zu Hegels Philosophie[Bearbeiten]

Hegel bemühte sich um die Aufhebung der Spaltung von an sich und für uns[1], indem er den absoluten Geist (er)fand, der an und für sich ist. Darüber gewann er Raum für eine von den Begrenzungen der formalen Logik freie Geistes- und Sozialwissenschaft, insbesondere seine Geschichtsphilosophie. -- Walter

Vor ihrer analytischen Rebellion waren Russell und Moore begeisterte Hegelianer gewesen. [...] Hegel steht plötzlich wieder auf der Agenda der analytischen, dieser ursprünglich exemplarisch antihegelschen Philosophie - und nicht etwa als Buhmann, sondern als neuer Inspirator. [...] wenn zwei so konträre Richtungen des Philosophierens auf ganz unterschiedlichen Wegen - und im Fall der analytischen Philosophie gar auf dem schmerzlichen Weg einer Selbstkorrektur, andererseits aber auch mit Mitteln, welche heute zu den besten philosophischen Klärungsinstrumenten zählen - in Grundfragen zu konvergierenden Einsichten gelangen, dann könnte dies gerade in sachlich-systematischer Hinsicht aufschlußreich sein. (Wolfgang Welsch in seiner Antrittsvorlesung HEGEL UND DIE ANALYTISCHE PHILOSOPHIE, 1999) (sieh hier)


"Im Hegelschen Kontext ist der Zweck kein äußeres Ziel, auf das hin sich etwas Anderes bewegt, sondern das immanente Ziel der Evolution des logischen und des physikalischen Raumes. Und Hegels Pointe ist es, dass das erreichte und verwirklichte Ziel keine besondere letzte Entwicklungsstufe ist, die über alle Vorgänger triumphiert ..., sondern das Ziel ist die Einsicht, dass alle Entwicklungsstufen unverzichtbar sind und alle Metaphysiken ihr Wahrheitsmoment haben. Die ganze Entwicklung, die zuvor an sich verlief, wird am Ende für sich und repräsentiert sich in sich selbst.

[Der absolute Geist] ist offenbar keine besondere, letzte, umfassende Entität. Er ist überhaupt keine Entität, kein Gegenstand irgendeiner revisionären Metaphysik. Er ist eine façon de parler, die zum Ausdruck bringt, dass wir Menschen und unser Philosophieren kein Zufall sind, sondern dass schon der Urknall nur stattfinden konnte und nur sein konnte, was er war, weil eines Tages unsereins existieren und in Hegelscher Manier philosophieren würden. Man kann diese Lehre auch so formulieren: In jeder möglichen Welt gibt es endliche Subjekte, die früher oder später zu philosophieren beginnen." [2]

"Hegels Philosophie ist sehr schwierig - ich möchte behaupten, er ist von allen großen Philosophen am schwersten zu verstehen." "Hegel glaubte, alle Eigenschaften eines Dinges könnten logisch gefolgert werden, wenn man über dieses Ding genügt wüßte, um es von allen andren Dingen unterscheiden zu können. Das war ein Irrtum und auf diesem Irrtum baute sich das ganze imponierende Gebäude seines Systems auf. Hier zeigt sich eine bedeutsame Wahrheit: Je fehlerhafter die Logik, um so interessanter die sich aus ihr ergebenden Konsquenzen."[3]

Xaver 13:29, 21. Mär. 2010 (CET)

Schlagworte

Dialektik (These, Antithese, Synthese (Negation der Negation) - Beispiel: Sein, Nichts, Werden), aufgehoben im dreifachen Sinn (ungültig, bewahrt, auf einer höhere Stufe gebracht), flüssige Begriffe (ein Begriffsinhalt ist nicht fest, der Satz vom ausgeschlossenen Dritten braucht nicht zu gelten), Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit (Geschichte als Selbstbewusstwerdung des Geistes), Weltgeist zu Pferde (Napoleon)

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Ein Hauptgesichtspunkt der kritischen Philosophie ist, daß, ehe daran gegangen werde, Gott, das Wesen der Dinge usf. zu erkennen, das Erkenntnisvermögen selbst vorher zu untersuchen sei, [...] Erkennenwollen aber, ehe man erkenne, ist ebenso ungereimt als der weise Vorsatz jenes Scholastikus, schwimmen zu lernen, ehe er sich ins Wasser wage. ( vgl. oben: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grundrisse, §10)
  2. Anton Friedrich Koch, Aristoteles und Hegel, in: W. Hartung (Hrsg.): Eduard Zeller ISBN 987 3 11 020857 3 Walter de Gruyter 2010, S.184
  3. Bertrand Russel, Philosophie des Abendlandes. ISBN 3 203 50539 8

John Stuart Mill[Bearbeiten]

Die Tradition des Utilitarismus[Bearbeiten]

Grundlage für die ethische Bewertung einer Handlung ist das Nützlichkeitsprinzip: "Handle so, dass das größtmögliche Maß an Glück entsteht." Insofern ist der Utilitarismus eine eudämonistische Ethik. Eine erste Form findet sich bei dem chinesische Philosophen Mozi (5.Jh v.-Chr.). Genaugenommen kann man natürlich die meisten mit Ethik befassten Philosophen der Antike (Aristoteles, Epikur, die Stoiker), indem sie die Tugend als Weg zum Glück beschreiben, zumindest als dem Utilitarismus nahe bezeichnen. Der Anfang utilitaristischen Denkens in der Neuzeit findet sich bei Thomas Hobbes und bei Hume. Mit einem ausgearbeiteten Systems utilitaristischer Ethik tritt als erster Jeremy Bentham auf: "Alles ist gut, was das größte Glück der größten Zahl" hervorbringt.

Kurzbiographie[Bearbeiten]

J.S.Mill (1806-1873) wurde von seinem Vater, dem Psychologen, Nationalökonomen und Historiker James Mill, einem Freund von Bentham, erzogen. Beide waren engagierte Anhänger des Utilitarismus. J.S.Mill entwickelte unter diesem Einfluss einseitig kognitive Fähigkeiten. Mit 16 war er ein ausgewiesener Wirtschaftstheoretiker. 1826 wurde er aufgrund dieser einseitigen Orientierung von einer Depression heimgesucht. Beruflich betätigte er sich in hoher Stellung bei der East India Company. 1830 traf er die Frauenrechtlerin Harriet Taylor, die er 1849 heiratete, nachdem sie Wittwe geworden war. 1866-1886 saß er für die Liberalen im Parlament.

Positionen[Bearbeiten]

John Stuart Mill gilt als Mitbegründer mehrerer bedeutender Richtungen in der Philosophie:

1. Als Positivist verlangte er, dass alles menschliche Wissen sich auf das den Sinnen unmittelbar Gegebene (das Positive) beschränken solle. Sein strenges philosophisches Denken war vom Empirismus bestimmt. Urteile sollten auf beobachtbaren Daten basieren und nicht nur auf dem Gebrauch der Vernunft.

2. Als einer der Väter des modernen Liberalismus sah er die Hauptaufgabe des Staates im Schutz der individuelle Freiheit.

3. In der Geschichte der Ethik gilt er neben Bentham als klassischer Vertreter des Utilitarismus: aus dem Positivismus heraus bestimmt er, dass der moralische Wert einer Handlung nur durch die beobachtbaren Folgen eingeschätzt werden kann.

Im Einzelnen:

  • Wissenschaft: In System der Logik erörtert Mill die Gesetze der Induktion als Grundlage, auf der sich Kausalgesetze und das Wesen wissenschaftlicher Entdeckungen erkennen lassen. Er hoffte, wissenschaftliche Prinzipien auf soziale Phänomene anwenden und so die Ursachen von Ereignissen herausfinden zu können. Das Buch enthält auch die Unterscheidung zwischen Denotation und Konnotation.
  • Utilitarismus: J.S.Mill vertritt im Gegensatz zu seinem Vater und zu Bentham die Auffassung, dass nicht die Quantität des Glücks entscheidend ist, sondern die Qualität. Es ist ein Unterschied, ob es sich um köperliche Vergnügen, Freundschft oder ästhetisches Lustempfinden handelt, welche Mühe und Bildung erfordern. Daher tritt er für Bildung für alle ein, weil das allgemeine Glück erhöht wird, indem neue Wege der Erfüllung eröffnet werden. Ein weiterer Dissens zu Bentham besteht in der Auffassung, dass nach Mill unmoralische Handlungen wie Lügen, Stehlen oder Morden nicht gerechtfertigt sind, auch wenn sie gute Folgen haben. Für Mill heilgt der Zweck nicht die Mittel. Unsere moralische Intuition sagt uns, dass bestimmte Handlungen schlecht sind. Außerdem schätzen Menschen bstimmte Ideale (Gerechtigkeit z.B.) unabhängig von dem Glück, das sie verschaffen.
  • Freiheit: Mill glaubt, dass ein erfülltes Leben individuelle Freiheit voraussetzt. Aus seinem Essay Über Freiheit: "Dies Prinzip lautet: dass der einzige Grund, aus dem die Menschheit, einzeln oder vereint, sich in die Handlungsfreiheit eines ihrer Mitglieder einzumengen befugt ist, der ist: sich selbst zu schützen. Dass der einzige Zweck, um dessentwillen man Zwang gegen den Willen eines Mitglieds einer zivilisierten Gemeinschaft rechtmäßig ausüben darf, der ist: die Schädigung anderer zu verhüten." Wenn jemand sich selbst zugrunde richtet, ist es nicht Aufgabe des Staates, zu intervenieren.[1] J.S.Mill vertritt die liberalistische Überzeugung, dass die Rechte und Interessen des Einzelnen, aber auch der Minderheiten grundsätzlich gegenüber dem von der demokratischen Mehrheit repräsentierten abstrakten Interesse der Gesellschaft als Ganzer zu schützen sind. In diesem Sinne kämpft er auch für die Gleichberechtigung der Frau.

Zitat aus Höffe zum Utilitarismus von J.S.Mill: "Was den Glücksbegriff angeht, so legt Mill auf das Glück, das aus Tätigkeiten entspringt, - im Gegensatz zum Glück, das sich aus passivem Genuss herleitet -, bedeutend mehr Gewicht als die sensualistische Psychologie der älteren Empiristen und noch Benthams. Nur dasjenige Leben kann glücklich sein, in dem die Freuden, die aus Aktivitäten entspringen, ein deutliches Übergewicht über die passiven besitzen und das nicht durch ununterbrochene Ekstasen gekennzeichnet ist, sondern dessen Grundhaltung es ist, "nicht mehr im Leben zu erwarten, als es geben kann". Damit kommt Mill der Lustvorstellung des Aristoteles, nach der Lust die Vollendung einer Tätigkeit ist, von allen modernen Hedonisten am nächsten. An die Aristotelische Ethik sowie an die Ethik der Stoa erinnert auch das von Mill stets wieder hervorgehobene Ideal des edlen Charakters - eines Menschen, der dazu erzogen worden ist bzw. sich selbst dazu erzogen hat, Tugend und Selbstvervollkommung um ihrer selbst willen zu wollen und in ihnen sein Glück zu finden. In Mills moralischer Utopie ist das Streben nach Tugend zu einer so fest verwurzelten Gewohnheit geworden, dass in ihr nur dasjenige wahrhaft begehrt werden kann, was der Tugend - und damit der Nützlichkeit, d.h. dem größten Glück auch der übrigen Menschen - gemäß ist."

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. "That principle is, that the sole end for which mankind are warranted, individually or collectively, in interfering with the liberty of action of any of their number, is self-protection. That the only purpose for which power can be rightfully exercised over any member of a civilized community, against his will, is to prevent harm to others. His own good, either physical or moral, is not a sufficient warrant. He cannot rightfully be compelled to do or forbear because it will be better for him to do so, because it will make him happier, because, in the opinions of others, to do so would be wise, or even right." On liberty, Introductory

Zwischenstand[Bearbeiten]

Bei Galilei, Kopernikus, Bacon wird die aristotelische Zielgerichtetheit infrage gestellt. Sie versuchen nur noch, das wie zu beschreiben (nicht das warum), denn sie wollen Vorhersagen machen können. Bei Bacon dann mit der ausdrücklichen Absicht, die Natur zu beherrschen, um die Welt zu verbessern.

Hobbes schließt sich den genannten drei Philosophen in seiner Erkenntnistheorie an. Wichtig ist er aber vor allem wegen seiner politischen Philosophie. Er erklärt sich den Absolutismus durch einen Gesellschaftsvertrag. Weil die Menschen dem Kampf aller gegen alle entkommen wollten, hätten sie einen übermächtigen Staat als Ordnungsmacht über sich gesetzt.

Locke greift Hobbes’ Gedanken des Gesellschaftsvertrages auf, doch sieht er den Naturzustand positiver als dieser. Die Menschen hätten sich zusammengeschlossen, um ihre naturgegebenen Recht zu schützen, vornehmlich Leben und Freiheit. Descartes sieht als einzigen Fixpunkt der Erkenntnis nicht die Außenwelt, die könnte ja eingebildet sein, sondern sein eigenes Denken. Damit wird er zum Begründer des Rationalismus und einer strengen Trennung von Geist und Materie.

Leibniz geht wie Descartes vom Vorrang des Geistes aus, doch versucht er, die Trennung der beiden Bereiche durch seine Lehre von der prästabilierten Harmonie der beiden zu überwinden.

Hume greift den Empirismus von Locke (und anderen) auf und entwickelt die schärfste Kritik an allen Aussagen, die sich nicht auf äußere Erfahrung stützen. So zweifelt es sogar den Zusammenhang von Ursache und Wirkung an und außerdem die Vorstellung eines Ichs. Denn er könne von seinem Ich nichts wahrnehmen als die Wahrnehmungen selbst, die seien aber ständig verschiedene, also kein einheitliches Ich.

Kant knüpft bei Hume an, doch anders als dieser sieht er auch die Möglichkeit erfahrungsunabhängiger Erkenntnis, so z.B. die Erkenntnisse der Geometrie, die aus unserer räumlichen Anschauung und aus unseren Denkkategorien gewonnen würden. Doch weil alle unsere Erfahrungen durch unser Denken geprägt seien, sei eine Erkenntnis über die Welt an sich (unabhängig von unserer Wahrnehmung) und damit auch jede Metaphysik unmöglich.

Hegel will sich seine Erkenntnismöglichkeit nicht zertrümmern lassen und versucht daher, die Welt als Gesamtheit aus sich selbst zu verstehen. Er erläutert, wie alle wichtigen Begriffe sich dialektisch (im Dreischritt) aus dem Begriff des Seins entwickeln lassen und dass die gesamte Weltgeschichte darin bestehe, dass die Welt als Ganze zum Bewusstsein ihrer selbst (Selbstbewusstsein) komme.

Mill war praktischer orientiert. Er erkannte nur durch Sinneswahrnehmungen gestützte Tatsachen an und folgte insofern den Empiristen. Als Ethiker nahm er sich das Glück der größten Zahl zum Maßstab (Utilitarismus). Als politischer Philosoph setzt er die Freiheit als obersten Wert.

Von Hegel zu Marx: Hegel hatte das Gefangensein in einer Vorstellungswelt anders überwinden wollen als Schopenhauer. Er verwies darauf, dass es nicht darauf ankomme, nachzuweisen, was wir nicht erkennen können, sondern das, was wir wahrnehmen, sinnvoll zu ordnen. Ausgehend vom Prinzip „Alles Wirkliche ist vernünftig“ gelang es ihm, Ordnung in unsere Begriffe, in die Natur und die doch gar so sinnlos erscheinende Geschichte zu bringen. In der Weltgeschichte kommt die Welt zum Selbstbewusstsein. Der Geist erkennt sich selbst. Das geschieht dadurch, dass sich die Tierart Mensch entwickelt, die ein Bewusstsein von sich hat, und dass diese Menschen im Blick auf die Geschichte diese als vernünftig erkennen.

Das war Marx zu wenig. Er wollte die Welt nicht (wie Leibniz und Hegel) rechtfertigen, sondern zum Guten verändern. Deshalb stellte er Hegels Philosophie vom Kopf auf die Füße: Die Weltgeschichte wird nicht vom Bedürfnis des Weltgeistes, sich zu verstehen angetrieben, sondern durch die Entwicklung des Menschen zur immer besseren Naturbeherrschung. Dafür entwickelt der Mensch immer aufwändigere Werkzeuge (Maschinen), die ihm immer mehr Arbeit abnehmen und dadurch seine eigene Arbeit produktiver machen.

Das funktioniert aber nur, wenn die Menschen sich die Arbeit aufteilen, sich spezialisieren. Man kann nicht gleichzeitig pflügen und die Sterne beobachten, daraus auf den Zeitpunkt der nächsten Überschwemmung durch den Nil schließen und dann auch noch alle Menschen anweisen und anleiten, das Land zu vermessen usw.. Das heißt, die Güter werden nicht mehr von einzelnen produziert, sondern von der Gesellschaft insgesamt. Dafür muss sie aber organisiert sein. Wenn die Produktionsweisen sich verändern, muss sich diese Gesellschaftsorganisation aber daran anpassen. Die Maschinenproduktion hat sich so weit entwickelt, dass nur noch ganz wenige wirklich gut verdienen, der Rest verdient schlecht oder ist arbeitslos.

Um das zu verändern, muss man dafür sorgen, dass alle genügend von den gemeinsam produzierten Gütern erhalten. Das geht nur, wenn nicht mehr einige wenige sich den Reichtum aneignen, sondern nur, wenn die Gesellschaft den Reichtum verteilt. (Sozusagen der Schritt wie von Hobbes zu Locke: Wie Locke die Freiheit für alle garantiert, indem er dem allmächtigen Staat die Aufgabe gibt, die Freiheit zu verteidigen, so garantiert Marx in einem wirtschaftlichen Gesellschaftsvertrag allen genügend Güter, indem er dem Staat die Aufgabe gibt, sie gerecht zu verteilen. --Walter

Karl Marx[Bearbeiten]

Der Wikipediaartikel über Marx (Marx) ist gut. Ich versuche deshalb hier nichts Besseres, sondern nur eine starke Verkürzung und Vereinfachung.

Darstellung[Bearbeiten]

Grobe Vereinfachung[Bearbeiten]

Marx (1818-83) teilt mit Hegel die Vorstellung, dass Philosophie sich nur mit der Welt für uns zu befassen habe. Denn: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt drauf an, sie zu verändern.“ – Thesen über Feuerbach MEW: 3:7. - Verändern kann man aber nur, wenn man die Sache selbst angeht, nicht wenn man an einem Scheinbild herumdoktert.

So übernimmt er von Hegel die Dialektik (simpel gesagt: das Denken im Dreischritt These, Antithese und Synthese.[1]

Er verwendet sie aber nicht im Sinne des Idealismus, sondern im Sinne des Materialismus. Damit stellt er sie, wie er formuliert, "vom Kopf auf die Füße": "Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt.“

Alles, was zum Bereich des Bewusstseins gehört, den Überbau, sieht er von den materiellen Verhältnissen, der Basis, bestimmt.

Die historische Entwicklung sieht er von einem Urkommunismus her kommend in der Entwicklung von Sklavenhaltergesellschaft über die Feudale Gesellschaft zum Kapitalismus. Dabei beschäftigt er sich vor allem mit dem Übergang vom Feudalismus zum Kapitalismus und entwickelt daran seine Vorstellungen, wie der Kapitalismus durch den Kommunismus überwunden werden könne.

Ansätze zur Differenzierung[Bearbeiten]

Von dieser sehr groben Übersicht her kann man versuchen, sich ein Bild zu machen, und bei Unklarheiten in unserer Diskussion nachfragen.

Einzelne Ansätze zur Differenzierung sollten aber schon hier angedeutet werden:

Entfremdung[Bearbeiten]

Marx sieht den Menschen dann als geschädigt an (er nennt es entfremdet), wenn er die Ergebnisse seiner Arbeit nicht selbst nutzen kann, entweder, indem er sie gebraucht, oder, indem er sie verkauft. In dieser Situation sind im Kapitalismus alle, die keine Produktionsmittel besitzen und deshalb ihre Arbeitskraft verkaufen müssen und nicht bestimmen dürfen, was sie produzieren und was damit geschieht.

Dieser Analyse kann man zustimmen, auch wenn man die Marxsche Begründung, die darauf basiert, dass im Sinne der Arbeitswerttheorie ein Mehrwert entsteht, den sich der Unternehmer aneignet, nicht zu folgen vermag.

Verelendung und Krisen[Bearbeiten]

Marx sah auch eine Verelendung des Proletariats voraus, die aufgrund der Entwicklung von Gewerkschaften und sozial orientierten Parteien in Europa so nicht eingetreten ist. Gegenwärtig hat es aber den Anschein, dass sie - trotz zwischenzeitlich anderer Entwicklungen - für einen großen Teil der Dritten Welt mittelfristig nicht zu verhindern ist.

Die periodischen Überproduktionskrisen sind auch nur im 19. Jahrhundert so aufgetreten, wie Marx sie voraussah. Die Weltwirtschaftskrisen ab 1929 und ab 2007 zeigen jedoch, dass trotz hoch entwickelter wirtschaftspolitischer Instrumentarien die Steuerung nicht immer gelingt.[2]

Texte und Zitate[Bearbeiten]

Politische Agitation[Bearbeiten]

"Ein Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Kommunismus. {...] Die Geschichte aller bisherigen Gesellschaft ist die Geschichte von Klassenkämpfen. Freier und Sklave, Patrizier und Plebejer, Baron und Leibeigener, Zunftbürger und Gesell, kurz, Unterdrücker und Unterdrückte standen in stetem Gegensatz zueinander, führten einen ununterbrochenen, bald versteckten, bald offenen Kampf, einen Kampf, der jedesmal mit einer revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft endete oder mit dem gemeinsamen Untergang der kämpfenden Klassen. [...] Die aus dem Untergang der feudalen Gesellschaft hervorgegangene moderne bürgerliche Gesellschaft hat die Klassengegensätze nicht aufgehoben. Sie hat nur neue Klassen, neue Bedingungen der Unterdrückung, neue Gestaltungen des Kampfes an die Stelle der alten gesetzt. Unsere Epoche, die Epoche der Bourgeoisie, zeichnet sich jedoch dadurch aus, daß sie die Klassengegensätze vereinfacht hat. Die ganze Gesellschaft spaltet sich mehr und mehr in zwei große feindliche Lager, in zwei große, einander direkt gegenüberstehende Klassen: Bourgeoisie und Proletariat. [...] Die Bourgeoisie hat in ihrer kaum hundertjährigen Klassenherrschaft massenhaftere und kolossalere Produktionskräfte geschaffen als alle vergangenen Generationen zusammen. [...] Die Waffen, womit die Bourgeoisie den Feudalismus zu Boden geschlagen hat, richten sich jetzt gegen die Bourgeoisie selbst.

Aber die Bourgeoisie hat nicht nur die Waffen geschmiedet, die ihr den Tod bringen; sie hat auch die Männer gezeugt, die diese Waffen führen werden – die modernen Arbeiter, die Proletarier. [...] Der Fortschritt der Industrie, dessen willenloser und widerstandsloser Träger die Bourgeoisie ist, setzt an die Stelle der Isolierung der Arbeiter durch die Konkurrenz ihre revolutionäre Vereinigung[474] durch die Assoziation. Mit der Entwicklung der großen Industrie wird also unter den Füßen der Bourgeoisie die Grundlage selbst hinweggezogenA29 worauf sie produziert und die Produkte sich aneignet. Sie produziert vor allem ihrenA30 eigenen Totengräber. Ihr Untergang und der Sieg des Proletariats sind gleich unvermeidlich. [...] Proletarier aller Länder, Vereinigt euch." - Zeno, S.461-493)

Theoretische Überlegungen[Bearbeiten]

[...] jede Form der Produktion [erzeugt] ihre eignen [620] Rechtsverhältnisse, Regierungsform etc. (Einleitung zur Polit. Ökonomie)

In der gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte, notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein, Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche Bewußtseinsformen entsprechen. Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den [9] sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt. Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. Auf einer gewissen Stufe ihrer Entwicklung geraten die materiellen Produktivkräfte der Gesellschaft in Widerspruch mit den vorhandenen Produktionsverhältnissen oder, was nur ein juristischer Ausdruck dafür ist, mit den Eigentumsverhältnissen, innerhalb deren sie sich bisher bewegt hatten. Aus Entwicklungsformen der Produktivkräfte schlagen diese Verhältnisse in Fesseln derselben um. Es tritt dann eine Epoche sozialer Revolution ein. Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure Überbau langsamer oder rascher um. In der Betrachtung solcher Umwälzungen muß man stets unterscheiden zwischen der materiellen, naturwissenschaftlich treu zu konstatierenden Umwälzung in den ökonomischen Produktionsbedingungen und den juristischen, politischen, religiösen, künstlerischen oder philosophischen, kurz, ideologischen Formen, worin sich die Menschen dieses Konflikts bewußt werden und ihn ausfechten. Sowenig man das, was ein Individuum ist, nach dem beurteilt, was es sich selbst dünkt, ebensowenig kann man eine solche Umwälzungsepoche aus ihrem Bewußtsein beurteilen, sondern muß vielmehr dies Bewußtsein aus den Widersprüchen des materiellen Lebens, aus dem vorhandenen Konflikt zwischen gesellschaftlichen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen erklären. Eine Gesellschaftsformation geht nie unter, bevor alle Produktivkräfte entwickelt sind, für die sie weit genug ist, und neue höhere Produktionsverhältnisse treten nie an die Stelle, bevor die materiellen Existenzbedingungen derselben im Schoß der alten Gesellschaft selbst ausgebrütet worden sind. Daher stellt sich die Menschheit immer nur Aufgaben, die sie lösen kann, denn genauer betrachtet wird sich stets finden, daß die Aufgabe selbst nur entspringt, wo die materiellen Bedingungen ihrer Lösung schon vorhanden oder wenigstens im Prozeß ihres Werdens begriffen sind. In großen Umrissen können asiatische, antike, feudale und modern bürgerliche Produktionsweisen als progressive Epochen der ökonomischen Gesellschaftsformation bezeichnet werden. Die bürgerlichen Produktionsverhältnisse sind die letzte antagonistische Form des gesellschaftlichen Produktionsprozesses, antagonistisch nicht im Sinn von individuellem Antagonismus, sondern eines aus den gesellschaftlichen Lebensbedingungen der Individuen hervorwachsenden Antagonismus, aber die im Schoß der bürgerlichen Gesellschaft sich entwickelnden Produktivkräfte schaffen zugleich die materiellen Bedingungen zur Lösung dieses Antagonismus. Mit dieser Gesellschaftsformation schließt daher die Vorgeschichte der menschlichen Gesellschaft ab. (Vorwort von Zur Kritik der politischen Ökonomie, S.8-9)

Entfremdung und ihre Aufhebung

Übrigens ist es ganz einerlei, was das Bewußtsein alleine anfängt, wir erhalten aus diesem ganzen Dreck nur das eine Resultat, daß diese drei Momente, die Produktionskraft, der gesellschaftliche Zustand und das Bewußtsein, in Widerspruch untereinander geraten können und müssen, weil mit der Teilung der Arbeit die Möglichkeit, ja die Wirklichkeit gegeben ist, daß die geistige und materielle Tätigkeit – daß der Genuß und die Arbeit, Produktion und Konsumtion, verschiedenen Individuen zufallen, und die Möglichkeit, daß sie nicht in Widerspruch geraten, nur darin liegt, daß die Teilung der Arbeit wieder aufgehoben wird. [...] Diese »Entfremdung«, um den Philosophen verständlich zu bleiben, kann natürlich nur unter zwei praktischen Voraussetzungen aufgehoben werden. Damit sie eine »unerträgliche« Macht werde, d.h. eine Macht, gegen die man revolutioniert, dazu gehört, daß sie die Masse der Menschheit als durchaus »Eigentumslos« erzeugt hat und zugleich im Widerspruch zu einer vorhandnen Welt des Reichtums und der Bildung, was beides eine große Steigerung der Produktivkraft, einen hohen Grad ihrer Entwicklung voraussetzt – und andrerseits ist diese Entwicklung der Produktivkräfte (womit zugleich schon die in weltgeschichtlichem, statt der in lokalem Dasein der Menschen vorhandne empirische Existenz gegeben ist) auch deswegen eine absolut notwendige praktische Voraussetzung, weil ohne sie nur der Mangel verallgemeinert, also mit der Notdurft auch der Streit um das Notwendige wieder beginnen und [35] die ganze alte Scheiße sich herstellen müßte, weil ferner nur mit dieser universellen Entwicklung der Produktivkräfte ein universeller Verkehr der Menschen gesetzt ist, daher einerseits das Phänomen der »Eigentumslosen« Masse in Allen Völkern gleichzeitig erzeugt (allgemeine Konkurrenz), jedes derselben von den Umwälzungen der andern abhängig macht, und endlich weltgeschichtliche, empirisch universelle Individuen an die Stelle der lokalen gesetzt hat. Ohne dies könnte 1. der Kommunismus nur als eine Lokalität existieren, 2. die Mächte des Verkehrs selbst hätten sich als universelle, drum unerträgliche Mächte nicht entwickeln können, sie wären heimisch-abergläubige »Umstände« geblichen, und 3. würde jede Erweiterung des Verkehrs den lokalen Kommunismus aufheben. Der Kommunismus ist empirisch nur als die Tat der herrschenden Völker »auf einmal« und gleichzeitig möglich, was die universelle Entwicklung der Produktivkraft und den mit ihm zusammenhängenden Weltverkehr voraussetzt. (Die deutsche Ideologie, S.32-35)

Akkumulation von Kapital und von Elend gehen zusammen

Das Gesetz endlich, welches die relative Übervölkerung oder industrielle Reservearmee stets mit Umfang und Energie der Akkumulation in Gleichgewicht hält, schmiedet den Arbeiter fester an das Kapital als den Prometheus die Keile des Hephästos an den Felsen. Es bedingt eine der Akkumulation von Kapital entsprechende Akkumulation von Elend. Die Akkumulation von Reichtum auf dem einen Pol ist also zugleich Akkumulation von Elend, Arbeitsqual, Sklaverei, Unwissenheit, Brutalisierung und moralischer Degradation auf dem Gegenpol, d.h. auf Seite der Klasse, die ihr eignes Produkt als Kapital produziert. (Das Kapital Bd I, S.675)

Zitate[Bearbeiten]

Der Mensch macht die Religion, die Religion macht nicht den Menschen. Und zwar ist die Religion das Selbstbewußtsein und das Selbstgefühl des Menschen, der sich selbst entweder noch nicht erworben oder schon wieder verloren hat. Aber der Mensch, das ist kein abstraktes, außer der Welt hockendes Wesen. Der Mensch, das ist die Welt des Menschen, Staat, Sozietät. Dieser Staat, diese Sozietät produzieren die Religion, ein verkehrtes Weltbewußtsein, weil sie eine verkehrte Welt sind. [...] Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks. (Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, S.378)

Wenn "die Menschen ihre Geschichte mit vollem Bewußtsein selbst machen, [...] werden die [...] Ursachen [...] auch die von ihnen gewollten Wirkungen haben. Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit." - (Friedrich Engels, Marx-Engels, Studienausgabe, Bd.I)

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. „Die Dialektik, die sog. objektive, herrscht in der ganzen Natur, und die sog. subjektive Dialektik, das dialektische Denken, ist nur Reflex der in der Natur sich überall geltend machenden Bewegung in Gegensätzen, die durch ihren fortwährenden Widerstreit und ihr schließliches Aufgehen ineinander, resp. in höhere Formen, eben das Leben der Natur bedingen.“ (Friedrich Engels)
  2. Gegenwärtig kommt es in Deutschland sogar schon zum ersten Rückgang der Bruttoverdienste seit Gründung der BRD.

-- Walter

Kommentare[Bearbeiten]

Hier erhoffe ich mir auch Hinweise, welche Fragen trotz aller Kürze nicht übergangen werden sollten. --Walter

Hier ist mein Text durch weitere einfache Aussagen über Marx ergänzt

Friedrich Nietzsche[Bearbeiten]

Werke:

Lebensdaten[Bearbeiten]

1844

15. Oktober: Friedrich Nietzsche als Pfarrerssohn zu Röcken bei Lützen, Provinz Sachsen, geboren

1849

30. Juli: Nietzsches Vater stirbt

1850

Übersiedlung der Familie nach Naumburg

1858

Oktober 1858 - September1864: Schüler des Gymnasiums Schulpforta bei Naumburg

1864

Oktober: Studium der Theologie und klassischen Philologie an der Universität Bonn

1865

Oktober: Fortsetzung des Studiums in Leipzig. Erste Bekanntschaft mit Schopenhauers Hauptwerk

1866

Beginn der Freundschaft mit Erwin Rohde

1868

8. November: Erste persönliche Bekanntschaft mit Richard Wagner zu Leipzig

1869

Februar: Berufung an die Universität Basel als außerordentlicher Professor der klassischen Philologie

17. Mai: Erster Besuch bei Wagner in Tribschen bei Luzern

28. Mai: Antrittsrede an der Universität Basel über Homer und die klassische Philologie. Beginn der Beziehungen zu Jacob Burckhardt

1869 -1871

Entstehung der Geburt der Tragödie (erscheint Neujahr 1872)

1870

März: Ordentlicher Professor

August: Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg als freiwilliger Krankenpfleger; schwere Erkrankung

Oktober: Rückkehr nach Basel. Beginn der Freundschaft mit dem Theologen Franz Overbeck

1872

Februar-März: Basler Vorträge über die Zukunft unserer Bildungsanstalten (erst mit dem Nachlaß veröffentlicht)

April: Abschied Wagners von Tribschen. - 22. Mai: Grundsteinlegung des Bayreuther Festspielhauses, Wagner und Nietzsche in Bayreuth

1873

Die erste Unzeitgemäße Betrachtung: David Strauß, der Bekenner und der Schriftsteller

Die zweite Unzeitgemäße Betrachtung: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben (erscheint1874)

Das Fragment: Die Philosophie im tragischen Zeitalter der Griechen (erst mit dem Nachlaß veröffentlicht)

1874

Die dritte Unzeitgemäße Betrachtung: Schopenhauer als Erzieher

1875-1876

Die vierte Unzeitgemäße Betrachtung: Richard Wagner in Bayreuth

1875

Oktober: Erste Bekanntschaft mit dem Musiker Peter Gast (Heinrich Köselitz)

1876

August: Erste Bayreuther Festspiele. Nietzsche in Bayreuth.–

September: Beginn der freundschaftlichen Beziehungen zu dem Psychologen Paul Reé. Zunehmende Krankheit.– Oktober: Gesundheitsurlaub von der Universität Basel. Winter in Sorrent mit Reé und Malwida von Meysenbug

Oktober-November: Letztes Zusammensein Nietzsches mit Wagner in Sorrent

1876-1878

Menschliches Allzumenschliches, Erster Teil

1878

3. Januar: Letzte Sendung Wagners an Nietzsche: «Parsifal».

– Mai: Letzter Brief Nietzsches an Wagner, mit Übersendung von Menschliches Allzumenschliches

1879

schwere Erkrankung. Aufgabe seines Lehramtes an der Universität Basel

1880 Der Wanderer und sein Schatten. Menschliches Allzumenschliches, Zweiter Teil

März - Juni: Erster Aufenthalt in Venedig

Ab November: Erster Winter in Genua

1880-1881 Morgenröte

1881

Erster Sommer in Sils-Maria

27. November: Nietzsche hört in Genua zum erstenmal Bizets «Carmen»

1881-1882

Die fröhliche Wissenschaft

1882-1888

Versuch einer Umwertung aller Werte

1882

März: Sizilianische Reise

April - November: Freundschaftsepisode mit Lou Salomé

Ab November: Winter in Rapallo

1883

Februar: in Rapallo entsteht der erste Teil von Also sprach Zarathustra (gedruckt 1883) – Ab Dezember: Erster Winter in Nizza

1884

Januar: In Nizza entsteht der dritte Teil des Zarathustra (gedruckt 1884)

August: Heinrich von Steins Besuch in Sils-Maria

November-Februar 1885: In Mentone und Nizza entsteht der vierte Teil des Zarathustra (Privatdruck 1885)

1884-1885

Jenseits von Gut und Böse (erscheint1886)

1886

Mai - Juni: Letztes Zusammensein mit Erwin Rohde in Leipzig.

1887

Genealogie der Moral

11. November: Letzter Brief an Erwin Rohde

1888

April: Erster Aufenthalt in Turin.– Georg Brandes hält an der Universität Kopenhagen Vorlesungen «über den deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche»

Mai-August: Der Fall Wagner.– Abschluß der Dionysos-Dithyramben

August-September: Götzendämmerung (erscheint Januar 1889)

September: Der Antichrist. Versuch einer Kritik des Christentums (Umwertung aller Werte I)

Oktober - November: Ecce Homo (erscheint 1908)

Dezember: Nietzsche contra Wagner. Aktenstücke eines Psychologen (erst in den Werken veröffentlicht)

1889

In den Januartagen geistiger Zusammenbruch in Turin

1897

Ostern: Tod der Mutter.– Übersiedlung mit der Schwester nach Weimar

1900

25. August: Nietzsche stirbt in Weimar

Autor: Helmut Walther

Zitate[Bearbeiten]

Nietzsche als Kantianer?

Unsere Wahrheit "ist durch und durch anthropomorphisch und enthält keinen einzigen Punct, der `wahr an sich', wirklich und allgemeingültig, abgesehen von dem Menschen, wäre." "Ueber Wahrheit und Lüge im aussermoralischen Sinne", 883

"Wir sehen alle Dinge durch den Menschenkopf an und können diesen Kopf nicht abschneiden [...]." Menschliches, Allzumenschliches. Ein Buch für freie Geister. Erster Band [1878], in: Sämtliche Werke, Bd. 2, 29 [9]

"Nicht die Natur täuscht uns, die Individuen und fördert ihre Zwecke durch unsre Hintergehung: sondern die Individuen legen sich alles Dasein nach individuellen d. h. falschen Maaßen zurecht; [...]" Nachgelassene Fragmente. Anfang 1880 bis Sommer 1882, in: Sämtliche Werke, Bd. 9, 442 f.

Vom Sinn der Geschichtsbetrachtung

»Übrigens ist mir alles verhaßt, was mich bloß belehrt, ohne meine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu beleben.« Dies sind Worte Goethes, mit denen [...] unsere Betrachtung über den Wert und den Unwert der Historie beginnen mag. [...] Nur soweit die Historie dem Leben dient, wollen wir ihr dienen: aber es gibt einen Grad, Historie zu treiben, und eine Schätzung derselben, bei der das Leben verkümmert und entartet: ein Phänomen, welches an merkwürdigen Symptomen unserer Zeit sich zur Erfahrung zu bringen jetzt ebenso notwendig ist, als es schmerzlich sein mag. (Nutzen und Nachteil der Historie)

Sinn des Lebens

Ich mag nun mit gutem oder bösem Blick auf die Menschen sehen, ich finde sie immer bei einer Aufgabe, alle und jeden einzelnen insonderheit: das zu tun, was der Erhaltung der menschlichen Gattung frommt. Und zwar wahrlich nicht aus einem Gefühl der Liebe für diese Gattung, sondern einfach, weil nichts in ihnen älter, stärker, unerbittlicher, unüberwindlicher ist als jener Instinkt – weil dieser Instinkt eben das Wesen unserer Art und Herde ist. Fröhliche Wissenschaft, S.33

Vom höheren Menschen

Mit dem neuen Morgen aber kam mir eine neue Wahrheit: da lernte ich sprechen »Was geht mich Markt und Pöbel und Pöbel-Lärm und lange Pöbel-Ohren an!«

Ihr höheren Menschen, dies lernt von mir: auf dem Markt glaubt niemand an höhere Menschen. Und wollt ihr dort reden, wohlan! Der Pöbel aber blinzelt »wir sind alle gleich«.

»Ihr höheren Menschen« – so blinzelt der Pöbel – »es gibt keine höheren Menschen, wir sind alle gleich, Mensch ist Mensch, vor Gott – sind wir alle gleich!«

Vor Gott! – Nun aber starb dieser Gott. Vor dem Pöbel aber wollen wir nicht gleich sein. Ihr höheren Menschen, geht weg vom Markt!

2

Vor Gott! – Nun aber starb dieser Gott! Ihr höheren Menschen, dieser Gott war eure größte Gefahr.

Seit er im Grabe liegt, seid ihr erst wieder auferstanden. Nun erst kommt der große Mittag, nun erst wird der höhere Mensch-Herr!

[523] Verstandet ihr dies Wort, o meine Brüder? Ihr seid erschreckt: wird euren Herzen schwindlig? Klafft euch hier der Abgrund? Kläfft euch hier der Höllenhund?

Wohlan! Wohlauf! Ihr höheren Menschen! Nun erst kreißt der Berg der Menschen-Zukunft. Gott starb: nun wollen wir – daß der Übermensch lebe. (Also sprach Zaratustrra, S.522/23)

Kritik der christlichen Moral und Lob des natürlichen Lebens

Mein Los will, daß ich der erste anständige Mensch sein muß, daß ich mich gegen die Verlogenheit von Jahrtausenden im Gegensatz weiß... Ich erst habe die Wahrheit entdeckt, dadurch daß ich zuerst die Lüge als Lüge empfand [...] Ich bin ein froher Botschafter, wie es keinen gab, ich kenne Aufgaben von einer Höhe, daß der Begriff dafür bisher gefehlt hat; erst von mir an gibt es wieder Hoffnungen. Mit alledem bin ich notwendig auch der Mensch des Verhängnisses. Denn wenn die Wahrheit mit der Lüge von Jahrtausenden in Kampf tritt, werden wir Erschütterungen haben, einen Krampf von Erdbeben, eine Versetzung von Berg und Tal, wie dergleichen nie geträumt worden ist. [...] Die Existenz-Bedingung der Guten ist die Lüge –: anders ausgedrückt, das Nicht-sehn-Wollen um jeden Preis, wie im Grunde die Realität beschaffen ist, nämlich nicht derart, um jederzeit wohlwollende Instinkte herauszufordern, noch weniger derart, um sich ein Eingreifen von kurzsichtigen gutmütigen Händen jederzeit gefallen zu lassen. [...] Und was auch für Schaden die Welt-Verleumder tun mögen, der Schaden der Guten ist der schädlichste Schaden. [...] Der Begriff »Gott« erfunden als Gegensatz-Begriff zum Leben – in ihm alles Schädliche, Vergiftende, Verleumderische, die ganze Todfeindschaft gegen das Leben in eine entsetzliche Einheit gebracht! Der Begriff »Jenseits«, »wahre Welt« erfunden, um die einzige Welt zu entwerten, die es gibt – um kein Ziel, keine Vernunft, keine Aufgabe für unsre Erden-Realität übrigzubehalten? Der Begriff »Seele«, »Geist«, zuletzt gar noch »unsterbliche Seele«, erfunden, um den Leib zu verachten, um ihn krank – »heilig« – zu machen, um allen Dingen, die Ernst im Leben verdienen, den Fragen von Nahrung, Wohnung, geistiger Diät, Krankenbehandlung, Reinlichkeit, Wetter, einen schauerlichen Leichtsinn entgegenzubringen! [...] Endlich – es ist das Furchtbarste – im Begriff des guten Menschen die Partei alles Schwachen, Kranken, Mißratnen, An-sich-selber-Leidenden genommen, alles dessen, was zugrunde gehn soll-, das Gesetz der Selektion gekreuzt, ein Ideal aus dem Widerspruch gegen den stolzen und wohlgeratenen, gegen den jasagenden, gegen den zukunftsgewissen, zukunftverbürgenden Menschen gemacht – dieser heißt nunmehr der Böse... Und das alles wurde geglaubt als Moral! – Ecrasez l'infâme! – – (Ecce Homo, S.1152-1159)

Darstellung[Bearbeiten]

Wikipedia zu: Kritik der Moral

Herrenmoral sei die Haltung der Herrschenden, die zu sich selbst und ihrem Leben Ja sagen könnten, während sie die anderen als „schlecht“ (Wortstamm: „schlicht“) abschätzten. Sklavenmoral sei die Haltung der „Elenden […], Armen, Ohnmächtigen, Niedrigen […], Leidenden, Entbehrenden, Kranken, Hässlichen“[1], die zuerst ihr Gegenüber – die Herrschenden, Glücklichen, Ja-Sagenden – als „böse“ bewerteten und sich selbst dann als deren „guten“ Gegensatz ausmachten. Es sei vor allem die Moral des Christentums gewesen, die eine solche Sklavenmoral zum Teil selbst hervorgerufen, in jedem Fall aber begünstigt und sie dadurch zur herrschenden Moral gemacht habe.
Ressentiment: Dies sei das Grundempfinden der Sklavenmoral. Aus Missgunst, Neid und Schwäche schüfen sich die „Missratenen“ eine imaginäre Welt (zum Beispiel das christliche Jenseits), in der sie selbst die Herrschenden sein und ihren Hass auf die „Vornehmen“ ausleben könnten.
Mitleid und Mitfreude: Während der Pessimist Schopenhauer Mitleid ins Zentrum seiner Ethik gestellt hat, um seine Philosophie der Verneinung des Lebens umzusetzen, drehte Nietzsche die These vom Mitleiden nach seinem Bruch mit der Schopenhauerschen Philosophie um: Weil das Leben zu bejahen sei, gelte das Mitleid – als Mittel zur Verneinung – als Gefahr. Es vermehre das Leiden in der Welt und stehe dem schöpferischen Willen entgegen, der immer auch vernichten und überwinden müsse – andere oder auch sich selbst. [2] Aktive Mitfreude im Gegensatz zum passiven Mitleid oder eine grundsätzliche Lebensbejahung (amor fati) seien die höheren und wichtigeren Werte.

(Nietzsche Kritik der Moral auf der Seite „Friedrich Nietzsche“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. März 2010, 16:36 UTC. (Abgerufen: 20. März 2010, 19:50 UTC)


Wilhelm Weischedel Aus: Die philosophische Hintertreppe

Wenn in einer Gesellschaft der Name Nietzsche fällt, ist es fast unvermeidlich, daß jemand zitiert:“Du gehst zu Frauen? Vergiß die Peitsche nicht.“ Doch dieses Wort, von Nietzsche im „Zarathustra“ einem alten Weiblein in den Mund gelegt, gibt ein völlig falsches Bild von seiner Stellung zum weiblichen Geschlecht. Er ist nämlich in dieser Hinsicht von einer exorbitanten Schüchternheit. Die Peitsche in der Hand Nietzsche ist also Weibergewäsch.

(Den Supermacho , den Herrn, der sich dem Weibe mit der Peitsche nähert, können wir also vergessen. Er hat übrigens seine Mutter, die ihn nach dem Tode des Vaters allein aufzog, sehr verehrt)

Umso größer ist Nietzsches philosophisches Selbstbewußtsein . „Es ist nicht unmöglich, daß ich der erste Philosoph des Zeitalters bin, ja, vielleicht noch ein wenig mehr,irgend etwas Entscheidendes und Verhängnisvolles, das zwischen zwei Jahrhunderten steht."


Albert Schweitzer: Aus: Kultur und Ethik

Zarathustra wird für Nietzsche das Symbol der sich in ihm gestaltenden Gedanken, als der Held der Wahrhaftigkeit, der das natürliche Leben als ein Gut zu werten wagt und als der Genius, der der jüdisch-christlichen Denkweise fernsteht.

Ihres Pathos entkleidet, besagt die Kritik Nietzsches also, daß nur diejenige Ethik Geltung haben darf, die aus selbständigem Nachdenken über den Sinn des Lebens kommt und sich in aufrichtiger Weise mit der Wirklichkeit auseinandersetzt.

Die Individualethik kommt vor aller Sozialethik. Nicht was sie für die Gesellschaft, sondern was sie für die Vervollkommnung des Einzelnen bedeutet, ist die erste Frage, die an Ethik zu richten ist. Läßt sie den Menschen Persönlichkeit werden oder nicht ? Hierin, sagt Nietzsche, versagt die geltende Ethik. Sie läßt die Menschen nicht gerade emporwachsen. Sondern sie zieht sie wie verkrüppelte Spalierbäume auf. Demut und Selbstaufgabe hält sie ihnen als den Inbegriff der Vollkommenheit vor. Aber für das Ethische, das darin besteht, daß der Mensch mit sich selbst eins und in sich wahrhaftig ist, hat sie keinen Sinn. Ethik muß also in höherer Lebensbejahung bestehen. [...] Den Sinn seines Lebens erfüllt der Mensch, indem er mit klarstem Bewußtsein von sich selbst alles, was in ihm ist, bejaht ...auch die Triebe nach Macht und Lust. vgl. Albert Schweitzer: Kulturphilosophie, S.246/47

Versuch einer Kurzzusammenfassung der Aussagen aller Zitate:

Nietzsche will dem Leben dienen und dem, was der Entfaltung der Menschheit hilft. Die "Sklavenmoral" (Vorstellung, die Schwachen sollten unterstützt werden) schadet seiner Meinung nach der Menschheit. Deshalb sollte sich der Mensch von dieser Moral und von der Gottesvorstellung lösen. So könne ein höherer Mensch entstehen. --Walter

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Zur Genealogie der Moral, Erste Abhandlung, Abschnitt 7 (KSA 5, S. 267).
  2. Vergleiche etwa Der Antichrist, Kapitel 7 (KSA 6, S. 172 ff.).

Kommentare[Bearbeiten]

Fage: Weshalb gilt Nietzsche bei vielen als Nihilist?

Aus dem Metzler Lexikon Philosophie: "Nietzsche sieht im Nihilismus eine dekadente Entwicklung der abendländischen Kultur seit Sokrates, die mit der Vereabsolutierung christlich-metaphysischer Werte und der Fiktion eines möglichen Seelenheils nach dem Tod sich selbst betrügende, zerstörerische, schizoide Menschen entstehen lässt. (...) Der Nihilismus soll, da er ein historisch wie psychologisch notwendiges Durchgangsstadium bildet, durch die Umwertung aller Werte überwunden werden. Dies geschieht durch die Triebkraft des Willens zur Macht, der beständig die Ewige Wiederkehr des Gleichen vorantreibt. Die Metapher der Ewigen Wiederkehr stellt in ihrer Sinnlosigkeit die extremste Form des Nihilismus dar, und doch liegt im Durchlaufen des endlosen Kreislaufs die Möglichkeit und Notwendigkeit, den "Übermenschen" hervorzubringen, der den Nihilismus überwindet. Nach Heideggers Ansicht ist Nietsches Philosophie erst der Höhepunkt des Nihilismus, da er mit dem Willen zur Macht eine metaphysische Grundstruktur voraussetze, die das Seiende regiere, aber das Sein leugne."--Jeanpol 17:49, 28. Mär. 2010 (CEST)

Bertrand Russell[Bearbeiten]

Zitat daraus:

"Russells These in der Nuß-Schale: Das Irrationale menschlichen Handelns kann man mit einiger Hoffnung auf Erfolg nur dann bekämpfen, wenn man davon weiß [...]

Nach einigem Zögern hat der Philosoph seine ethischen Betrachtungen in sein erkenntniskritisches Werk "Das menschliche Wissen" nicht aufgenommen. Denn zum "Wissen" gehören Behauptungen im Bereich des Moralischen nun einmal nicht. Das heißt, sie sind nicht verifizierbar, und anstatt zu schreiben "Morden ist böse", wäre es genauer, nur "Morden" zu schreiben und ein Ausrufezeichen [...]"

Zitat: Ich habe die Kraft zu erfassen gesucht, durch die nach den Pythagoreern die Zahl den Strom des Seins beherrscht[Bearbeiten]

Drei einfache, doch übermenschliche Leidenschaften haben mein Leben bestimmt: das Verlangen nach Liebe, der Drang nach Erkenntnis und ein unerträgliches Mitgefühl für die Leiden der Menschheit. Gleich heftigen Sturmwinden haben mich diese Leidenschaften bald hier-, bald dorthin geweht in einem launenhaften Zickzackkurs über ein Weltmeer von Qual hinweg bis zum letzten Rand der Verzweiflung.

Nach Liebe trachtete ich, einmal, weil sie Verzückung erzeugt, eine Verzückung so gewaltig, daß ich oft mein ganzes, mir noch bevorstehendes Leben hingegeben haben würde für ein paar Stunden dieses Überschwangs. Zum anderen habe ich nach Liebe getrachtet, weil sie von der Einsamkeit erlöst, jener entsetzlichen Einsamkeit, in der ein einzelnes erschauerndes Bewußtsein über den Saum der Welt hinabblickt in den kalten, leblosen, unauslotbaren Abgrund. Und letztens habe ich nach Liebe getrachtet, weil ich in der liebenden Vereinigung, in mystisch verkleinertem Abbild, die Vorahnung des Himmels erschaute, wie er in der Vorstellung der Heiligen und Dichter lebt. Danach habe ich gesucht und, wiewohl es zu schön erscheinen mag für ein Menschenleben: ich habe es - am Ende - gefunden. Mit gleicher Leidenschaft habe ich nach Erkenntnis gestrebt. Ich wollte das Herz der Menschen ergründen. Ich wollte begreifen, warum die Sterne scheinen. Ich habe die Kraft zu erfassen gesucht, durch die nach den Pythagoreern die Zahl den Strom des Seins beherrscht. Ein wenig davon, wenn auch nicht viel, ist mir gelungen.

Liebe und Erkenntnis, soweit sie erreichbar waren, führten empor in himmlische Höhen. Doch stets brachte mich das Mitleid wieder zur Erde zurück. Widerhall von Schmerzensgeschrei erfüllt mein Herz. Verhungernde Kinder, gefolterte Opfer von Unterdrückern, hilflose alte Menschen, ihren Kindern zur verhaßten Bürde geworden - die ganze Welt der Verlassenheit, der Armut, des Leids, all das macht ein hohnvolles Zerrbild aus dem, was Menschenleben eigentlich sein soll. Es verlangt mich danach, dem Übel zu steuern, allein ich vermag es nicht, und so leide auch ich.

So war mein Leben. Ich habe es lebenswert gefunden, und ich würde es mit Freuden noch einmal leben, wenn sich mir die Möglichkeit dazu böte.

Zitat: "Substanz" ist ein metaphysischer Irrtum[Bearbeiten]

Die aristotelische Theorie beruht auf dem Begriff des sogenannten "Wesens" eines Dinges. Die Definition, sagt er, ist die Feststellung der Wesensnatur eines Dinges. Der Wesensbegriff ist aus der nacharistotelischen Philosophie nicht wegzudenken, bis wir zur Neuzeit kommen. Für mein Gefühl ist es ein hoffnungslos verworrener Begriff; da er aber historische Bedeutung hat, müssen wir ein paar Worte darüber sagen.

Mit dem "Wesen" eines Dinges sind offenbar "diejenigen seiner Eigenschaften gemeint, die sich nicht verändern können, ohne daß das Ding seine Identität einbüßt". Sokrates kann zuweilen glücklich oder traurig, gesund oder krank sein. Da diese Eigenschaften bei ihm wechseln können, ohne daß er aufhört, Sokrates zu sein, sind sie nicht Teil seines Wesens. Wohl aber nimmt man an, es gehöre zum Wesen des Sokrates, daß er ein Mensch sei. In Wirklichkeit handelt es sich bei der Frage des Wesens um den Gebrauch von Wörtern. Wir wenden den gleichen Namen bei verschiedenen Gelegenheiten auf recht verschiedene Vorgänge an, die wir für Manifestationen einer einzigen "Sache" oder "Person" halten. Tatsächlich ist das jedoch nur eine sprachliche Vereinfachung. Das "Wesen" des Sokrates besteht daher in Eigenschaften, bei deren Fehlen wir den Namen "Sokrates" nicht gebrauchen würden. Es ist also eine rein sprachliche Frage: ein "Wort", nicht aber ein Ding kann ein Wesen haben.

Bei dem Begriff "Substanz" wird wie bei dem des "Wesens" etwas in die Metaphysik übertragen, was nur eine sprachliche Vereinfachung ist. Wenn wir die Welt beschreiben wollen, ist es uns bequemer, eine bestimmte Reihe von Vorgängen als Ereignisse aus dem Leben des "Sokrates" und andere als Geschehnisse im Leben von "Mr. Smith" zu schildern. Das veranlaßt uns, "Sokrates" oder "Mr. Smith" für Bezeichnungen von etwas halten, das ein bestimmte Anzahl von Jahren hindurch existiert und gewissermaßen dauerhafter und wirklicher ist als das, was ihm nur so geschieht.

Wenn man den Begriff "Substanz" ernst nehmen will, muß er zwangsläufig zu Schwierigkeiten führen. Substanz gilt als das Subjekt von Eigenschaften und als etwas von den Eigenschaften Verschiedenes. Lassen wir jedoch die Eigenschaften fort und versuchen uns dann die Substanz selbst vorzustellen, so wird sich ergeben, daß nichts übrigbleibt. Man kann die Sache auch so formulieren: Wodurch unterscheidet sich eine Substanz von einer anderen? Nicht durch die Verschiedenartigkeit der Eigenschaften, denn entsprechend der Substanz setzt der Unterschied der Eigenschaften die numerische Verschiedenheit der betreffenden Substanzen logisch voraus. Zwei Substanzen müssen demnach eben zwei sein, ohne daß sie sich sonst voneinander unterscheiden. Wie aber sollen wir je feststellen können, daß es zwei sind?

"Substanz" bezeichnet in Wirklichkeit nur das vereinfachte Verfahren, Vorgänge gebündelt zusammenzufassen. Was können wir von Mr. Smith wissen? Wenn wir ihn anschauen, sehen wir Farbflecke; wenn wir ihn sprechen hören, vernehmen wir eine Reihe von Tönen. Wir nehmen an, daß er wie wir denkt und fühlt. Was aber ist Mr. Smith abgesehen von alledem? Nichts als ein imaginärer Haken, an dem offenbar die Ereignisse aufgehängt werden. Tatsächlich bedürfen sie aber so wenig eines Hakens, wie die Erde einen Elefanten braucht, um darauf zu ruhen. Um einen analogen Fall aus der Geographie heranzuziehen: jeder wird einsehen, daß ein Wort wie "Frankreich" nichts als eine sprachliche Vereinfachung ist, und daß es kein Ding namens "Frankreich" über und außer seinen verschiedenen Teilen gibt. Dasselbe gilt für "Mr. Smith": Es ist der Kollektivname für eine Reihe von Ereignissen; verstehen wir mehr darunter, so bezeichnet er etwas, was völlig außerhalb unseres Wissensbereiches liegt und daher unbrauchbar ist, um auszudrücken, was wir wissen.

Kurz, "Substanz" ist ein metaphysischer Irrtum, der dadurch entsteht, daß die Struktur von Subjekt-Prädikat-Sätzen auf die Struktur der Welt übertragen wird.

Ich komme zu dem Schluß, daß sämtliche aristotelische Ansichten falsch sind mit der Ausnahme der formalen Theorie des Syllogismus (Schluß vom Allgemeinen aufs Besondere), die unwichtig ist. Wer heute Logik erlernen will, verschwendet nur seine Zeit, wenn er Aristoteles oder einen seiner Schüler liest.

Bertrand Russel, Philosophie des Abendlandes. ISBN 3 203 50539 8

Typenlehre: y ist nicht enthalten in y, y ist nicht enthalten in nicht_y[Bearbeiten]

Zwei Grundprinzipien der Theorie der logischen Typen von Russel und Whitehead sind

  • „keine Menge in der formalen Logik oder im mathematischen Diskurs kann Element ihrer selbst sein
  • “eine Menge kann nicht Teil ihrer Nicht-Menge sein.

Ein Verstoß gegen diese beiden Grundsätze führe unweigerlich zu Paradoxien, welche einen Diskurs fehlerhaft werden lasse. Das von Bateson angewandte Beispiel der Stühle erscheint recht banal und einleuchtend. Wenn ein Stuhl Teil der Menge Stühle sei, so sei diese Menge nicht selbst ein Stuhl. Zudem sei dann die Menge der Nichtstühle selbst kein Nicht-Stuhl, also keine Menge von sich selbst, genauso wenig wie es zur Menge der Stühle gehören könne. Wenn man allerdings die menschliche Kommunikation nach dieser Typenlehre analysiert, so wird man feststellen, dass wir ständig gegen dieses Axiom der Logik verstoßen und „dabei bedeutsame Paradoxa hervorbringen.“ Klassisch ist das „Paradox Epimenides“: ein umrahmter Text mit dem Wortlaut: „Alle Behauptungen innerhalb dieses Rahmens sind unwahr!“

Auswahl: Xaver 19:25, 22. Feb. 2010 (CET))

Wittgenstein[Bearbeiten]

Ludwig Josef Johann Wittgenstein (* 26. April 1889 in Wien; † 29. April 1951 in Cambridge) war ein österreichisch-britischer Philosoph. Er lieferte bedeutende Beiträge zur Philosophie der Logik, der Sprache und des Bewusstseins. Seine beiden Hauptwerke Logisch-philosophische Abhandlung (Tractatus Logico-Philosophicus 1921) und Philosophische Untersuchungen (1953, postum) wurden zu wichtigen Bezugspunkten zweier philosophischer Schulen, des Logischen Positivismus und der Analytischen Sprachphilosophie.

(Einleitung des Wikipedia-Artikels)

Wilhelm Weischedel beendet das die "Philosophische Wendeltreppe" abschließende Kapitel über Wittgenstein mit dem Satz: "Damit hat die traditionelle Philosophie ausgespielt. Was bei Wittgenstein heraufzieht, ist ihr Untergang."

Wie konnte das gelingen mit nur zwei Veröffentlichungen zwischen denen immerhin drei Jahrzehnte lagen, zu einem großen Teil ausgefüllt mit Tätigkeiten als Dorfschullehrer, Klostergärtner und Lazaretthelfer?

Kerntext[Bearbeiten]

Von Bertrand Russell und Gottlob Frege beeinflusst nähert sich Wittgenstein der Philosophie im Frühwerk Tractatus logico-philosophicus auf dem Weg über die Logik und unter der Annahme, dass unsere Wahrnehmung der Welt über die Sprache vermittelt ist. Welt und Sprache verhalten sich zueinander wie Urbild und Abbild, sind also analog aufgebaut: den Gegenständen in der Welt entsprechen die "Namen" in der Sprache und wie Gegenstände sich in der Welt zu "Tatsachen" zusammen setzen bilden "Namen" Sätze in der Sprache. Wo in dieser Hinsicht eindeutige Beziehungen zwischen Welt und Sprache bestehen, sind philosophisch-wissenschaftliche Aussagen möglich, ist der Bereich des "Sagbaren". So endet das "Tractatus" denn mit dem Satz "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.".

Das heißt nicht, dass der Sinn des Lebens nicht ein wichtiges Thema wäre. Aber es liegt laut Wittgenstein außerhalb der Reichweite von Wissenschaft und Philosophie.

Wittgensteins Frühwerk inspirierte den sog. "Wiener Kreis" zur Entwicklung der "Sprachanalytischen Philosophie" und zu ihren Bemühungen um eine logisch eindeutige Idealsprache.

Auch in den Philosophischen Untersuchungen gilt die Sprache als Schlüssel für unser Weltverständnis. Statt aber Sprache in ihrem Aufbau und ihrem Verhältnis zur Welt als logisch eindeutig bestimmt zu betrachten, sieht Wittgenstein sie nun eingebettet in den sozialen Zusammenhang (die "Lebensform"). Wittgenstein prägt für diese Einbettung den Begriff des "Sprachspiels": wie jedes Spiel seine eigenen Regeln und Techniken hat, unterscheidet sich auch Sprache je nach Verwendungszusammenhang hat: "Die Bedeutung eines Wortes ist sein Gebrauch in der Sprache".

Robert Zimmer zufolge haben die Philosophischen Untersuchungen nicht nur unser Verständnis von Sprache verändert sondern auch das Selbstverständnis der Philosophie: sie ist heute bereit, unterschiedliche Theorien, Kulturen und Religionen als nebeneinander existierende Sprachspiele zu akzeptieren, die gleichwertige Weltentwürfe darstellen.

Frühwerk: Tractatus logicus-philosophicus, 1922[Bearbeiten]

Kaum 20 Jahre alt, wurde Wittgenstein von seinem Professor Bertrand Russell schon als Genie betrachtet, das ihn wie kein Anderer inspiriert habe. Ab 1912 arbeitet Wittgenstein an der Logisch-philosophischen Abhandlung (Tractatus Logico-Philosophicus), die schließlich 1921/22 veröffentlicht wird. Das Büchlein ist zwar nur rund 80 Seiten lang, ist mit seinen streng durchgegliederten Aussagen aber - und hier zitiere ich erneut Weischedel - "ein im höchsten Grade schwieriges Buch".

Im "Tractatus" unterzieht Wittgenstein die Philosophie einer konsequenten Sprachkritik: Philosophische Probleme beschreiben nicht Dinge in der Wirklichkeit, sondern entstehen durch die Fehlanwendung von Sprache. Ziel philosophischer Analysen ist daher die Unterscheidung von sinnvollen und unsinnigen Sätzen durch eine Klärung der Funktionsweise von Sprache. Im Vorwort beschreibt Wittgenstein den Sinn seines Buches wie folgt: "Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen; und wovon man nicht reden kann, darüber muss man schweigen." Oder anders: die logisch klare Sprache bildet die Grenze sinnvoller Gedanken.

Der Kern von Wittgensteins Frühphilosophie besteht in einer Abbildtheorie der Sprache. Danach zerfällt die Wirklichkeit in „Dinge“ und jedes „Ding“ hat einen „Namen“ in der Sprache. Bedeutung erhalten diese Namen erst durch ihr Zusammenstehen im Satz. Wenn die Namen im Satz dieselbe Anordnung aufweisen, wie die Anordnung der von den Namen vertretenen Gegenständen in der Wirklichkeit, denselben „Sachverhalt“ darstellt, wird ein Satz dadurch wahr. Bilden die Dinge in Wirklichkeit einen anderen Sachverhalt als ihre Namen im Satzzeichen, wird ein Satz dadurch falsch.

„Sinnlos“ sind dagegen Sätze, die unabhängig von Sachverhalten in der Wirklichkeit wahr oder falsch sind, also zum Beispiel Tautologien und Widersprüche. „Unsinnig“ werden Sätze genannt, deren Zeichen überhaupt keine Ding-Verbindungen in der Wirklichkeit darstellt wie zum Beispiel: „Der Satz, den ich hiermit ausspreche, ist falsch“. Dieser Satz bezieht sich nicht auf eine mögliche Ding-Verbindung oder Wirklichkeit, sondern auf sich selber, was „Unsinn“ ergibt.

Die Unterscheidung in "sinnvoll" und "unsinnig" wendet Wittgenstein auch auf sein eigenes Werk an: „Meine Sätze erläutern dadurch, dass sie der, welcher mich versteht, am Ende als unsinnig erkennt, wenn er durch sie – auf ihnen – über sie hinausgestiegen ist.“ Einen bestimmten Sinn spricht Wittgensteins Philosophie sich damit selber ab, da von ihr kein „Ding“-Zusammenhang, nichts „Wirkliches“, umrissen wird; vielmehr impliziert die gesamte Struktur der Logisch-philosophischen Abhandlung den „logischen Raum“ schlechthin – als „unsinnige“ Form oder Möglichkeit jedweder Wirklichkeit oder überhaupt denkbaren Sinnes. Wittgenstein legt nahe, dass, was Sinn ermöglicht, nicht selber bereits sinnvoll sein kann. Später veranschaulicht er dies mit dem Bild des Ur-Meters, das selber keine Länge habe verglichen mit Gegenständen, die zu Länge gelangten, indem sie so lang „wie“ das Ur-Meter seien.

Der Tractatus schließt mit Satz Nr. 7: "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen."

Weiterführender Wikipedia-Artikel mit Links zum Originaltext.

Spätwerk: Philosophische Untersuchungen, 1953, posthum[Bearbeiten]

Auch Wittgenstein´s Spätwerk provoziert die philosophische Zunft: Er hielt die „großen philosophischen Probleme“ letztlich für „Geistesstörungen“, die unter anderem entstünden, „indem man philosophiere“. Sie würden dadurch zu fixen Ideen, die einen nicht mehr loslassen – in der Regel, weil wir uns in einen unzuträglichen Sprachgebrauch verrannt haben. „Es ist eine Hauptquelle unseres Unverständnisses, daß wir den Gebrauch unserer Wörter nicht übersehen“ heißt es in den Philosophischen Untersuchungen. Ein häufiger Irrtum liegt darin, dass Sprache - hier liegt auch die Abwendung von seinem eigenen Frühwerk - eben nicht eindeutig ist. Statt des logisch eindeutigen Satzes ist nun die Alltagssprache mit ihrer unüberschaubaren Fülle von "Sprachspielen" der Ausgangspunkt der Überlegungen.

Im Wikipedia-Artikel zu Sprachspielen werden diese wie folgt umrissen:

Zentraler Gedanke für Wittgensteins Sprachspiel-Begriff ist, dass jede sprachliche Äußerung in einer menschlichen Praxis beheimatet ist. Nur innerhalb dieser (zum großen Teil nichtsprachlichen) Praxis machen die vielen verschiedenen Sprachspiele Sinn. Ein Wort, ein Begriff oder ein Satz hat seine Bedeutung also nicht unabhängig davon, was man mit diesem Wort, dem Begriff oder dem Satz tut und in welcher Situation man ihn äußert. In den brachte Wittgenstein dies auf die Formel: "Ich werde auch das Ganze: der Sprache und der Tätigkeiten, mit denen sie verwoben ist, das »Sprachspiel« nennen. (Wittgenstein, PU § 7)
Manche Sprachspiele bauen dabei aufeinander auf. Um etwa an einem philosophischen Sprachspiel teilzunehmen (zum Beispiel wenn über die Verwendung des Begriffs „Sprachspiel“ diskutiert wird), muss bereits die Beherrschung vieler anderer Sprachspiele vorausgesetzt werden. Ein Mensch kann nicht sofort damit beginnen zu philosophieren, sondern muss die Sprache zunächst erwerben, also – in Wittgensteins Worten – zur Verwendung vieler Worte und Sätze „abgerichtet“ werden (PU § 27).
Jedes Sprachspiel hat dabei bestimmte Regeln: jedes Wort, jeder Satz, hat bestimmte Regeln für seinen Gebrauch. Diese Regeln für den richtigen Gebrauch der Sprache sind Konventionen bzw. Gepflogenheiten, die Menschen innerhalb einer Lebensform teilen. Ein Sprachspiel ist daher prinzipiell nur in einem sozialen Kontext denkbar.

Was aber kann Philosophie angesichts der kontextabhängigen Sprachspiele noch beitragen zur Welterkenntnis? Philosophie ist nach Wittgenstein "ein Kampf gegen die Verhexung unseres Verstandes durch die Mittel der Sprache." Solche Verhexungen können entstehen, wenn man allgemeine Begriffe - z.B. das Nichts - als Dinge in der Wirklichkeit ansieht, oder dass Begriffe kontextunabhängig interpretiert werden. Philosophie muss also dafür sorgen, dass das Denken den Fallen der Sprache entgeht, indem Sprachspiele aufgehellt und darstellt werden. So gesehen ist Philosophie also nicht die Erörterung von letztlich unlösbaren Problemenn sondern rein deskriptive Aufhellung und Darstellung von Sprachspielen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Philosophische_Untersuchungenn


Fazit und Frage aus meiner Sicht[Bearbeiten]

Weischedels Befürchtung, dass mit Wittgenstein der Untergang der Philosophie heraufzöge, hat sich offenkundig ja nicht bewahrheitet - ein Gegenbeweis scheint mir auch dieses Wiki.

Indem aber beide Werke die Aussagen und Möglichkeiten der Philosophie aus der Begrenzheit von Sprache reflektieren, könnte (sollte) er doch dazu beigetragen haben, dass Philosophie sich ihrer Grenzen und ihrer Relativität bewusst wird.

Die Antwort auf die Frage nach dem Sinn der Philosophie - die Fliege aus dem Fliegenglas befreien - lässt mich aber etwas ratlos zurück: ist da Philosphie nicht reduziert auf die Rolle einer Hilfsdisziplin zur Vermeidung sprachlicher Missverständnisse? Wo bleibt da die Weisheit?


--Klaus.winterhude 17:45, 7. Apr. 2010 (CEST)

Heidegger[Bearbeiten]

(Jutta Dierberg)

Wordnet: Übersicht

Darstellung[Bearbeiten]

Martin Heidegger (1889 bis 1976)

METAPHYSIK / ONTOLOGIE

Nach einem Versuch die Metaphysik zu reformieren weist Heidegger schliesslich metaphysische Letztbegründungen und damit die Metaphysik überhaupt, zurück. Was bei Edmund Husserl, seinem Lehrer, noch als Formulierung eines einzigen grossen Sinnes erscheint, gliedert sich bei Heidegger in viele Sinne auf. Damit entsteht Dynamik durch Relationen, statt einer statischen Sicht aus einer einzigen Perspektive. Heidegger wehrt sich gegen die Subjekt-Objekt Spaltung, aus der so etwas wie eine Deutungshohheit für das Subjekt über das gegenüber gestellte Objekt hervor geht und dieses Vorgehen nicht hinterfragt wird. (Für Descartes z.B. IST allein das was sich mathematisch beschreiben lässt). Auch Kant gegenüber grenzt sich Heidegger ab. Dieser hatte nach seiner Meinung das Subjekt in den Mittelpunkt gerückt, das mit seiner Vernunft die Welt in den Blick nimmt und mit ihr umgeht. Die Welt für sich allein genommen trägt somit keine Bedeutungsdimension in sich. Diese wird ihr von einem Subjekt zugewiesen, das in sich selbst, bzw. seiner Vernunft, den letzten Grund sieht (-> Metaphysik). Ebenfalls kritisch beurteilt Heidegger die Denker wie Platon (Halt in Ideen) und Aristoteles (Halt in Kategorien). Interessierten sich doch beide nur noch für die Bestimmung des Seienden und dem metaphysischen Bedürfnis folgend, es durch letzte Gründe sicherzustellen und festzuschreiben.

Heideggers Ziel war es nicht, das „Sein “ zu definieren, sondern zu untersuchen, wie es überhaupt zu solchen Bestimmungen in der Philosophiegeschichte gekommen ist.

Unter Seinsgeschichte versteht Heidegger das geschichtliche Verhältnis des Menschen zum Sein. Es handelt sich für Heidegger dabei um einen geschichtlichen Prozess von Ver- und Entbergung, über den der Mensch nicht verfügen kann. Alles, was daher über geschichtliche Umbrüche in der Weltauffassung gesagt werden kann, ist, dass sie sich ereignen. Der Mensch nicht als autonomes Subjekt das Geschichte macht, sondern immer auch schon selbst von der Geschichte »gemacht« in dem Sinne, dass er in ein Überlieferungsgeschehen eingebunden ist, über das er nicht einfach disponieren kann, sondern das ihn in gewisser Weise disponiert.“[77] Damit meinte Heidegger jedoch nicht, dass das Geschick des einzelnen vollständig determiniert sei. Einer Theologie, die Gott als höchstes Seiendes denkt, wirft Heidegger ebenfalls vor der ontologisch-theologischen Metaphysik verhaftet zu sein. Gott bleibt bei ihm als die "Gottesfrage" dennoch erhalten, als selbstverständliche Voraussetzung wird Gott jedoch wie bei Nietzsche negiert.


MENSCHENBILD

Aus dem vorher Ausgeführten ergibt sich also für Martin Heidegger, dass er den Menschen als Teil eines Mensch-Welt-Geschehens auffasst. Dieses Geschehen nimmt dieser als eine "Stimmung" wahr. Hierbei geht es Heidegger nicht um die unterschiedlichen Stimmungen sondern darum, dass Menschsein gleich bedeutend mit gestimmt-sein ist. So wie Paul Watzlawick später sagte, dass man nicht nicht kommunizieren kann, auch wenn man nichts sagt, so kann bei Heidegger niemand Mensch sein, ohne in irgendeiner Art und Weise "verfasst", "gestimmt" zu sein. Dabei spielt die Dimension der Zeit eine wichtige Rolle. Der Mensch ist sich seiner Vergänglichkeit bewusst. Die daraus erwachsende Angst benennt Heidegger ebenfalls als ein Existential, also eine Grundbedingung, eine Grundverfassung des Menschen, auch wenn diese nicht so verstanden wird, dass sie immer im Vordergrund und als solche gefühlt werden muss.

auf der Basis von Wikipedia und Annemarie Pieper (HG) "Philosophische Disziplinen" Reclam, Leipzig 1997

Zitate[Bearbeiten]

von Heidegger[Bearbeiten]

„Haben wir heute eine Antwort auf die Frage nach dem, was wir mit dem Wort »seiend« eigentlich meinen? Keineswegs. Und so gilt es denn, die Frage nach dem Sinn von Sein erneut zu stellen.“[1]

„Der Horizont aus dem dergleichen wie Sein überhaupt verständlich wird, ist die Zeit.“[2]

„Nur solange Dasein ist, das heißt die ontische Möglichkeit von Seinsverständnis, ›gibt es‹ Sein.“[3]

"Das ursprüngliche Sagen macht weder nur unmittelbar offenbar, noch verhüllt es einfach nur schlechthin, sondern dieses Sagen ist beides in einem und als dieses Eine ein Winken, wo das Gesagte auf Ungesagtes, das Ungesagte auf Gesagtes und zu Sagendes weist.“[4]

"In welchen Sinne ist Verweisung die ontologische "Voraussetzung" des Zuhandenen und inwiefern ist sie als dieses ontologische Fundament zugleich Konstituens der Weltlichkeit überhaupt?"

Ein Sprachbeispiel aus "Sein und Zeit" Weitere Beispiele

über Heidegger[Bearbeiten]

„Denn es ist nicht Heideggers Philosophie – von der man mit Recht fragen kann, ob es sie überhaupt gibt – sondern Heideggers Denken, das so entscheidend die geistige Physiognomie des Jahrhunderts mitbestimmt hat. Dies Denken hat eine nur ihm eigene, bohrende Qualität, die, wollte man sie sprachlich fassen und nachweisen, in dem transitiven Gebrauch des Verbums ‚denken‘ liegt. Heidegger denkt nie ‚über‘ etwas; er denkt etwas.“[5]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Sein und Zeit (GA 2), S. 1.
  2. Grundprobleme der Phänomenologie (GA 24), S. 22.
  3. Sein und Zeit (GA 2), S. 183.
  4. Hölderlins Hymnen „Germanien“ und „Der Rhein“ (GA 39), S. 127.
  5. Hannah Arendt, 1969 zu Heideggers 80. Geburtstag. Hannah Arendt: Martin Heidegger ist achtzig Jahre alt. in Günther Neske und Emil Kettering (Hrsg.): Antwort – Martin Heidegger im Gespräch. Tübingen 1988.

Popper[Bearbeiten]

Karl Popper (1902-1994)

Werke u.a.[Bearbeiten]

Darstellung[Bearbeiten]

  • Popper ist Vertreter des Kritischen Rationalismus, d.h. er meint, dass für Sozialwissenschaften dieselben Methoden angewandt werden können wie für die Naturwissenschaften. "Popper beschreibt ihn als Lebenseinstellung, „die zugibt, dass ich mich irren kann, dass du recht haben kannst und dass wir zusammen vielleicht der Wahrheit auf die Spur kommen werden“[1]
  • Am bekanntesten dürfte Popper für Falsifizierungsversuche als Methode der Wahrheitsfindung sein. Was nicht so überprüfbar ist, dass ein Verfahren angegeben werden kann, wie es falsifiziert werden könnte, ist für ihn keine Wahrheit.
    • Zur Veranschaulichung: Millionen weiße Schwäne beweisen nicht, dass Schwäne weiß sind. Ein einziger einziger schwarzer widerlegt die Vermutung.
    • Auch eine falsifizierte Theorie kann freilich dem Erkenntnisfortschritt dienen:
  1. kann man den Gültigkeitsbereich der Theorie einschränken auf die Bereiche, für die sie nicht falsifiziert ist
  2. kann man die Theorie modifizieren
  3. kann man eine Zusatzhypothese einführen (die freilich auch falsifizierbar sein muss)
(Zur genaueren Erläuterung und zur Kritik an diesem Ansatz sieh: Falsifikationismus)
  • Seine Methode war für ihn wichtig im Kampf gegen totalitäre Ideologien, denen gegenüber er u.a. auf folgenden Prinzipien besteht:
"- Ablehnung von Autoritätsansprüchen
- Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen (Erkenntnisfortschritt)
- Bereitschaft, die Argumente anderer zu hören und zu prüfen
- Anerkennung des Prinzips der Toleranz"[2]
Zu den Ideologen rechnet er unter den Philosophen insbesondere Platon, Hegel und Karl Marx sowie unter den Gesellschaftsformen Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus. Er fasst sie unter dem Begriff Historizismus zusammen, mit dem er alle Ideologien beschreibt, die unter Berufung auf ein zukünftiges Himmelreich auf Erden die jetzige Erde zur Hölle machen. Ihre Unterstellung, der Lauf der Geschichte lasse sich vorhersagen, versucht er mit folgendem Gedankengang zu widerlegen:
  1. Die Menschheitsgeschichte wird durch das Anwachsen menschlichen Wissens beeinflusst.
  2. Die Art des Anwachens wissenschaftlicher Erkenntnisse lässt sich nicht vorhersagen.
  3. Daher auch nicht der Geschichtsverlauf.
  4. Den naturwissenschaftlichen Theorien vergleichbare historische Theorien sind also unmöglich.
  5. Der Hisorizismus ist daher widerlegt.[3]

Im Kampf gegen die totalitären Ideologien tritt er für Sozialtechnologie in Stückwerktechnik statt utopischen und damit revolutionären Sozialtechniken. Stückwerktechnik sei vorsichtiger und daher fehlerfreundlicher[4] (vgl. "Elend des Historizismus", S.54ff.)

Kürzestfassung[Bearbeiten]

Popper will die offene Gesellschaft gegen den Wahrheitsanspruch des "wissenschaftlichen Marxismus-Leninismus" verteidigen und betont dagegen die offene, immer verbesserungsfähige Wahrheit.

Kritik[Bearbeiten]

  • Kritisiert wird Poppers Ansatz u.a. damit, dass im Zuge der Falsifizierung Logik angewendet werde, die sich ihrerseits nicht falsifizieren lasse. Z.B. wendet Popper in seinen Argumentationen häufig den Satz vom ausgeschlossenen Dritten an.
  • Außerdem wird darauf verwiesen, dass viele Erkenntnisse für unser Leben wichtig sein können, auch wenn sie nicht falsifiziert werden können.

Zitate aus Popper und Literatur über Popper[Bearbeiten]

Popper[Bearbeiten]

  • „Die Ethik ist keine Wissenschaft.“[5]
  • "Laßt Theorien sterben anstatt Menschen!"
  • „Eine Theorie ist das Netz, das wir auswerfen, um „die Welt“ einzufangen, - sie zu rationalisieren, zu erklären und zu beherrschen. Wir arbeiten daran, die Maschen des Netzes immer enger zu machen.“ (Logik der Forschung, S.31)
  • "[...] es wurde angenommen, daß ich die gegenwärtig anerkannten Theorien der empirischen Wissenschaften charakterisieren wollte; während es meine Absicht war, alle empirisch-wissenschaftlich diskutablen Theorien, einschließlich der überholten oder widerlegten, also aller wahren und falschen empirischen Theorien von den pseudo-wissenschaftlichen Theorien abzugrenzen, aber auch von der Logik, der reinen Mathematik, der Metaphysik, der Erkenntnistheorie, und überhaupt der Philosophie“, Troels, Eggers, Hansen (Hg.), Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie. Aufgrund von Manuskripten aus den Jahren 1930-1933. Tübingen 1979, S. XXVII
  • "Wir wollen also scharf zwischen dem Zustandekommen des Einfalls und den Methoden und Ergebnissen seiner logischen Diskussion unterscheiden und daran festhalten, daß wir die Aufgabe der Erkenntnistheorie oder Erkenntnislogik (im Gegensatz zur Erkenntnispsychologie) derart bestimmen, daß sie lediglich die Methoden der systematischen Überprüfung zu untersuchen hat, der jeder Einfall, soll er ernst genommen werden, zu unterwerfen ist." Karl Popper, Logik der Forschung, Wien 1935 (zweite Aufl. 1966 - mit *-Anmerkungen) (3) I. Kapitel

Über Popper[Bearbeiten]

"Poppers Theorie ist erfolgreich gewesen hauptsächlich mit seiner Theorie über den Erfolg von Theorien." (Eckard Nordhofen, ZEIT v. 23.9.1994, S.70)

Logik der Forschung. Falsifikationismus. "Unser Wissen über die Welt macht dadurch Fortschritte, dass wir unsere Theorien mit der Erfahrung konfrontieren, sie dort scheitern lassen und dann nach besseren Theorien suchen. Wissenschaftlich sind unsere Theorien genau dann, wenn sie ein solches Scheitern erlauben, wenn sie also widerlegbar oder, wie Popper sagt, 'falsifizierbar' sind. Die Kritik, die Suche nach Widerlegbarkeit wird dann zum Motor des menschlichen Fortschrittes.
Das Elend des Historizismus: Es gibt nach Popper keine historischen Gesetze, die sich in ihrem wissenschaftlichen Anspruch mit Naturgesetzen vergleichen lassen. Wir können immer nur einzelne historische Tendenzen, aber niemals den Gang der Geschichte als Ganzes begreifen, wie dies die großen Geschichtsphilosophen des 19.Jh., Hegel und Marx, beansprucht hatten. Die Zukunft, das war Poppers feste Überzeugung, ist offen und hängt von uns selbst ab. Wir sind nicht durch die Fesseln einer historischen Notwendigkeit gebunden.
Die offene Gesellschaft und ihre Feinde: 'Der Zauber Platons' enthält eine kritische und provozierende Auseinandersetzung mit dem Verfasser der ersten uns überlieferten Staatsutopie. Der zweite Band, 'Falsche Propheten', ist eine Abrechnung mit Hegel und Marx und der Tradition des Historizimus. Alle drei Denker gelten Popper als Vorläufer des Totalitarismus. Doch das Buch ist mehr als eine Auseinandersetzung mit der Philosophiegeschichte: Es entwickelt auch eine Theorie der modernen liberalen Demokratie als Alternative zur geschlossenen Gesellschaft der totalitären Diktaturen. (Aus: Philosophenportal)

„Die hypothetisch-deduktive Methode ist der Weg der Erkenntnis: Wir entwickeln Hypothesen, leiten aus ihnen Ereignisse ab, die nicht eintreten dürfen, wenn die Hypothese stimmt, suchen dann solche Ereignisse und korrigieren die Hypothese im Lichte ihrer Falsifizierung.“ (Ralf Dahrendorf, ZEIT v. 23.9.1994, S.70)

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Offene Gesellschaft II, S.281 Zitat aus Seite „Kritischer Rationalismus“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. März 2010, 16:28 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Kritischer_Rationalismus&oldid=72228824 (Abgerufen: 8. April 2010, 08:54 UTC)
  2. Wikipedia, sieh oben
  3. In der Einleitung zur englischen Ausgabe von "Elend des Historizismus", S.XI-XII)
  4. Jede Maßnahme könne bei diesem Vorgehen auf unerwünschte Nebenwirkungen hin kontrolliert werden, um sicherzustellen, dass sie dem angestrebten Ziel dient.
  5. Offene Gesellschaft, S.279

Kommentare[Bearbeiten]

Rawls[Bearbeiten]

Entnommen aus: John Rawls, Wikipedia

John Rawls (*21.02.1921-24.11.2002)[Bearbeiten]

Er arbeitete als Professor für Politische Philosophie an der Harvard University und wurde als Autor von Werken wie A Theory of Justice (1971), mit dem er den egalitären Liberalismus begründete, berühmt. Rawls wurde in Baltimore in einer wohlhabenden und bildungsorientieren Familie geboren. Nach der Schule besuchte er die Princeton University, wo er sich für Philosophie zu interessieren begann. Im Zweiten Weltkrieg diente Rawls als Infanterist im Pazifik. Er besuchte Hiroshima nach dem Abwurf der Atombombe. Diese Erfahrung brachte ihn dazu, eine Offizierskarriere, die ihm angeboten wurde, abzulehnen und die Armee 1946 zu verlassen. Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten arbeitete er zunächst als Assistent, später als Professor an der Cornelle University. Schließlich erhielt er einen Ruf an die Harvad University, wo er mehr als dreißig Jahre lehrte.

Rawls Beitrag zur politischen und Moralphilosophie[Bearbeiten]

In seinem Hauptwerk “A Theory of Justice“ bestimmt er die Rolle der Gerechtigkeit als erste Tugend sozialer Institutionen. Die Aufgabe von Gerechtigkeitsgrundsätzen besteht ihm zufolge darin, die Grundstruktur der Gesellschaft festzulegen, d. h. die institutionelle Zuweisung von Rechten und Pflichten und die Verteilung der Güter. Wie aus der Bezeichnung seiner Theorie („Gerechtigkeit als Fairness“) und seinen Überlegungen zur Rechtfertigung ersichtlich wird, ist seine Gerechtigkeitstheorie eine Theorie der Verfahrensgerechtigkeit.

Die zwei Grundsätze der „Gerechtigkeit als Fairness“

  1. "Jede Person hat den gleichen unabdingbaren Anspruch auf ein völlig adäquates System gleicher Grundfreiheiten, das mit demselben System von Freiheiten für alle vereinbar ist.“
  2. „Soziale und ökonomische Ungleichheiten müssen zwei Bedingungen erfüllen: erstens müssen sie mit Ämtern und Positionen verbunden sein, die unter Bedingungen fairer Chancengleichheit allen offenstehen; und zweitens müssen sie den am wenigsten begünstigten Angehörigen der Gesellschaft den größten Vorteil bringen (Differenzprinzip).“

Der erste Grundsatz hat Vorrang vor dem zweiten. Dasselbe gilt für die beiden Unterpunkte im 2. Grundsatz: Es ist nicht erlaubt, die Chancengleichheit zu beschneiden, um dem Differenzprinzip mehr Geltung zu verschaffen. In Abgrenzung zum von ihm kritisierten Utilitarismus will er mit diesen Vorrangregeln verhindern, dass zugunsten der Güterverteilung auf Freiheiten verzichtet werden darf. Allerdings: demokratische Teilhaberechte und damit Freiheiten im Rawlschen Sinne, genießen nicht in jeder Kultur denselben Stellenwert.

Deutung:

  • nicht nur formale Chancengleichheit (gleiche gesetzliche Rechte auf vorteilhafte soziale Positionen), sondern faire Chancen (Menschen mit ähnlichen Fähigkeiten sollten ähnliche Lebenschancen haben). Dem liegt die Auffassung zu Grunde, dass gesellschaftliche oder natürliche Zufälligkeiten zu unterschiedlichen Möglichkeiten führen, z. B. Ausbildungen, Qualifikationen und damit letztlich Positionen und Ämter zu besetzen. Es muss also ein öffentliches Regelsystem geben, welches auch sicher stellt, dass alle Menschen mit gleichen Begabungen gleiche Aufstiegschancen haben, und zwar – dies ist der entscheidende Zusatz – ungeachtet der anfänglichen Stellung in der Gesellschaft.
  • Differenzprinzip anstelle eines Nutzenprinzips des Utilitarismus: Demnach sind gesellschaftliche Ungleichheiten nur dann gerechtfertigt, wenn und soweit sie auch dem am schlechtesten gestellten Mitglied der Gesellschaft noch zum Vorteil gereichen. Erst durch diese Vorkehrung werden auch die weniger Begabten gewissermaßen gegen Ungerechtigkeiten versichert.

Tatsächlich wird es in unserer Gesellschaft als ungerecht angesehen, wenn jemand wegen eines Mangels an Talenten durch sämtliche soziale Ränge fällt, weil das System entgegen dem Differenzprinzip Ungleichheiten schafft, der sich die Person machtlos ausgeliefert sieht. Extremere Beispiele könnten körperlich und geistig behinderte Menschen betreffen. Hieran wird erkenntlich, dass Rawls Theorie sehr “nahe” an den gesellschaftlichen Umständen ist. Im empirischen Test konnte das Diffenzprinzip jedoch nicht eindeutig als Entscheidungskriterium bestätigt werden.

Der Urzustand[Bearbeiten]

Konstruktion einer fairen und gleichen Verhandlungssituation, die die Gerechtigkeitsprinzipien legitimieren soll. In dieser rein theoretischen Situation wird der Gesellschaftsvertrag geschlossen.

Annahmen:

  • Gesellschaft von freien und vernünftigen Personen, die miteinander die Grundstruktur ihrer Gesellschaft, ihre Gerechtigkeitsprinzipien festlegen wollen.
  • Interessenharmonie: Zusammenarbeit ist wünschenswert und möglich
  • Interessenkonflikte: Wie werden die Früchte der Zusammenarbeit verteilt?
  • Rational und auf Erfüllung der eigenen Interessen bedacht, jedoch frei von Neid
  • Der Schleier des Nichtwissens:

Die Personen besitzen nur allgemeines Wissen (um gesellschaftliche Grundgüter, derer jedermann zur Verwirklichung seiner verschiedenen Interessen bedarf, Wissen um gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche und psychologische Zusammenhänge, die Fähigkeit, Folgen abzuschätzen usw.), aber kein Wissen über sich selbst, ihre eigene soziale Stellung, ihre Interessen, Kenntnisse, Talente usw.

Verfahren:

  • einstimmige und verpflichtende Wahl aus einer Liste von verbreiteten Gerechtigkeitsvorstellungen, die den formalen Prinzipien der Allgemeinheit, Unbeschränktheit, Öffentlichkeit, Rangordnung und Endgültigkeit genügen

Warum würden sich die Menschen im Urzustand für die beiden Gerechtigkeitsprinzipien entscheiden?

  • Sicherung des Grundgutes der Freiheit für alle durch das erste Prinzip
  • Vorgehen nach der Maximin-Regel: Sicherstellung der Annehmbarkeit der schlechtmöglichsten Position
  • allgemeine Anerkennung, da jeder Vorteile daraus zieht. Dadurch auch Stabilität des Systems
  • fördert die Selbstachtung, da jeder Mensch als Selbstzweck und nicht als Mittel gesehen wird (im Gegensatz zum Utilitarismus)

Der Gerechtigkeitssinn[Bearbeiten]

Bedingung der Stabilität einer Gerechtigkeitsvorstellung:

  • Wenn die Grundstruktur und die Institutionen einer Gesellschaft gerecht sind, erwerben ihre Mitglieder den Gerechtigkeitssinn, d. h. den Wunsch, gerecht zu handeln und sie zu erhalten.
  • Entwicklung des Gerechtigkeitssinns über soziales, moralisches Lernen, Gefühle der Freundschaft, des Vertrauens und der Schuld → Gerechtigkeitssinn als elementarer Bestandteil der Menschlichkeit.

Siehe meinen Blogeintrag: John Rawls

So, das war's. Supergelaufen! Danke an Hannelore, Johanna, Jutta, Klaus, Xaver und Walter![Bearbeiten]

Links[Bearbeiten]

Links von Walter[Bearbeiten]

--Cethegus 08:21, 11. Jan. 2010 (CET) (alias Walter)


Von Schopenhauer zu Rawls[Bearbeiten]

Nach den abstrakten Konzepten von Hegel und Marx orientierte Arthur Schopenhauer sich wieder stärker an der Erfahrungswelt. Seine Ethik gründete er nicht wie Kant auf die Pflicht, dem kategorischen Imperativ zu folgen, sondern auf das Gefühl des Mitleids (ab hier Jutta)

mit den Mitmenschen. Menschen sah er grundsätzlich als Leidende, weil sie von einem blinden, ziel-und sinnlosen Wollen angetrieben sind, dem sowohl der Verstand als auch die Vernunft untergeordnet sind um dessen Ziele in der kausalen Welt der Vorstellungen und Erscheinungen zu erreichen. Das Mitleid entspringt also einem grundsätzlichen Pessimismus über das unabänderlich Gegebene, dem unsichtbaren Urgrund Leben zu wollen. Jedoch fasst Schopenhauer das Mitleid als eine Erweiterung des Bewusstseins auf, indem es über sich selbst und das eigene Leid hinaus blickt und das allgemeine darin bei anderen erkennt und dort, wo es möglich ist, Unterstützung anbietet, schliesslich sogar zu Gelassenheit findet. Andererseits stellt Schopenhauer fest, dass je grösser der Gesichtskreis, umso grösser das Ausmass des Leids.- Schopenhauer schrieb viele Episoden wie die von den Stachelschweinen, die, weil es zu kalt ist nah aneinander rücken, sich so aber verletzen und dann zu einer Balance zwischen Nähe und Distanz finden, die getragen ist von Höflichkeit und guter Sitte. In seinen Schriften über "Die Welt als Wille" (2) und "die Welt als Vorstellung" (2) setzte sich Schopenhauer mit den Formen und Konsequenzen von einer Bejahung und Verneinung des "Willens" auseinander. Schopenhauer gesteht dem Menschen eine gewisse Selbstbestimmung zu, indem er sich gegen den Willen stellt, jedoch bleibt bei mir der Eindruck, dass dieser Wille als erstes und Urgrund aufgefasst gegenüber dieser stark dominiert. So zielt seine Philosophie auch nicht auf ein glückliches Leben sondern eines, in dem man das Schlimmste vermeiden lernen kann, einer defensiven Grundhaltung. Spannend finde ich jedoch das Resultat einer quasi Ich-losen Subjektivität. Damit setzt er sich gegenüber dem Buddhismus, von dem er deutlich beeinflusst wurde, sowie von Hegel mit seiner Unterordnung des Individuums unter das Allgemeinwohl, ab.

(Quelle: Kleine Geschichte der Philosophie, Otfried Höffe)


Das war für Friedrich Nietzsche eine zu negative Haltung. Er sprach sich für ein optimistisches Lebensgefühl mit freudiger Bejahung der eigenen Stärke und Durchsetzungsfähigkeit aus. (Seine Formulierung Wille zur Macht war freilich für die Nazis in ihrem Sinne interpretierbar.)

Bertrand Russels große Leistung war die Begründung der formalen Logik. Ethik klammerte er aus der Philosophie aus, obwohl er sich so für seine ethischen Überzeugungen einsetzte, dass er dafür bereit war, ins Gefängnis zu gehen.

Ludwig Wittgenstein imponierte Russel durch die Strenge Logik seiner Sprachphilosophie. In seinem späteren Werk erkannte er aber die Gültigkeit verschiedener Sprachspiele an.

Martin Heidegger kritisiert alle früheren Philosophen bis zurück zu den Vorsokratikern wegen ihrer "Seinsvergessenheit", d.h., dass sie Menschen und Welt zu verstehen suchten, ohne die Einbettung (Geworfensein) des Menschen in der Welt und ihre gegenseitige Beeinflussung zu berücksichtigen.

Karl Popper kämpft gegen den Glauben, dass die Geschichte festen Gesetzen wie den Naturgesetzen folge und daher vorhersagbar sei (vgl. Hegel und Marx) und setzt dagegen auf eine Offene Gesellschaft, die alle ihre Regeln ständig überprüft und nur das als Wahrheiten anerkennt, was[1] überprüfbar ist.

John Rawls beschränkte sein Philosophieren auf die von Russel und Popper als unwissenschaftlich abqualifizierte Ethik und entwickelte mit seiner Theorie der Gerechtigkeit, die auf einem hypothetischen Gesellschaftsvertrag beruht, der unter dem Schleier des Nichtwissens abgeschlossen wurde, ein epochemachendes Werk zur politischen Ethik. --Walter

Kerntexte zum Memorieren[Bearbeiten]

Hegel[Bearbeiten]

"Hegel ist der letzte große Vertreter des philosophischen Idealismus. Er glaubt, dass eine geistige Substanz, die Vernunft, den Kern der Wirklichkeit ausmacht. Die Phänomenologie beschreibt den verschlungenen Weg, den die Vernunft zurücklegt, um in ihrer wahren Gestalt in Erscheinung zu treten. Als "Weltgeist" offenbart sie sich schrittweise in den Erkenntnisbemühungen und Kulturleistungen des Menschen. Hegels Phänomenologie des Geistes schildert den Weg der Selbstoffenbarung der Vernunft als einen Hindernislauf im Erkenntnisparcours, an dessen Ziel der "sich als Geist wissende Geist" oder, wie Hegel auch sagt, das "absolute Wissen" steht. Denn es ist der Mensch, der mit seinen Bemühungen um Welterkenntnis und Wissenschaft diesen Geist hervorbringt." (Aus: Philosophenportal) Teleologisch: Aristoteles, Augustinus, Karl Marx

  • Historisch: Letzter Vertreter des Idealismus. Die Vernunft realisiert sich in der Welt.
  • Was gibt er mir/uns?: nichts

Nietzsche[Bearbeiten]

Zarathustras Botschaft gipfelt in der Aufforderung, zur Welt ja zu sagen, zur Welt, so wie sie ist und immer war. Es ist die Aufforderung, das Leben nicht zu verschenken zugunsten von Idealen, die die Welt selbst schlechtreden und uns ein Wolkenkuckuksheim "hinter" dieser Welt vogaukeln. Also sprach Zarathustra will einen Blick auf die Welt werfen, der nicht durch den Schleier von Metaphysik und Moral verstellt ist. Der Sinn der Welt liegt nach Nietzsche nicht in Gott oder in einer "moralischen Weltordnung", sondern schlicht in ihr selbst. Diese veränderte "Weltanschauung" führt auch zu einer veränderten "Lebensanschauung", zu einer neuen Einstellung zum Leben "jenseits von Gut und Böse". Der Mensch soll sich von der Vernunft-, der Geist- und Morallastigkeit befreien, er soll sich der konkreten, sinnlich erfahrbaren Welt zuwenden, er soll die Erfüllung im Diesseits suchen. Hietzsche hat diese Neuorientierung des Menschen auch als "große" Gesundheit bezeichnet. (Aus: Philosophenportal)

  • Historisch: Kritisiert antike Philosophie seit Sokrates, Judentum und Christentum. Stellt der lebensabgewandten "Sklavenmoral" seine lebensgierige "Herrenmoral" gegenüber.
  • Was gibt er mir/uns?: Risikobereitschaft, exploratives Verhalten

Popper[Bearbeiten]

Logik der Forschung. Falsifikationismus. "Unser Wissen über die Welt macht dadurch Fortschritte, dass wir unsere Theorien mit der Erfahrung konfrontieren, sie dort scheitern lassen und dann nach besseren Theorien suchen. Wissenschaftlich sind unsere Theorien genau dann, wenn sie ein solches Scheitern erlauben, wenn sie also widerlegbar oder, wie Popper sagt, 'falsifizierbar' sind. Die Kritik, die Suche nach Widerlegbarkeit wird dann zum Motor des menschlichen Fortschrittes.
Das Elend des Historizismus: Es gibt nach Popper keine historischen Gesetze, die sich in ihrem wissenschaftlichen Anspruch mit Naturgesetzen vergleichen lassen. Wir können immer nur einzelne historische Tendenzen, aber niemals den Gang der Geschichte als Ganzes begreifen, wie dies die großen Geschichtsphilosophen des 19.Jh., Hegel und Marx, beansprucht hatten. Die Zukunft, das war Poppers feste Überzeugung, ist offen und hängt von uns selbst ab. Wir sind nicht durch die Fesseln einer historischen Notwendigkeit gebunden.
Die offene Gesellschaft und ihre Feinde: 'Der Zauber Platons' enthält eine kritische und provozierende Auseinandersetzung mit dem Verfasser der ersten uns überlieferten Staatsutopie. Der zweite Band, 'Falsche Propheten', ist eine Abrechnung mit Hegel und Marx und der Tradition des Historizimus. Alle drei Denker gelten Popper als Vorläufer des Totalitarismus. Doch das Buch ist mehr als eine Auseinandersetzung mit der Philosophiegeschichte: Es entwickelt auch eine Theorie der modernen liberalen Demokratie als Alternative zur geschlossenen Gesellschaft der totalitären Diktaturen. (Aus: Philosophenportal)

  • Historisch: Kritisiert Platon. Legt erneut den Akzent auf die offene Gesellschaft. Wissenschaftstheorie: Falsifikationismus (Vorläufer: Xenophanes, Francis Bacon)
  • Was gibt er mir/uns?: Nichts, was ich nicht schon wusste.

Wittgenstein[Bearbeiten]

Der Tractatus legt der Philosophie ein spartanisch strenges und asketisches Gewand an: Er verlangt von ihr, Rechenschaft über jeden verwendeten Satz und jeden verwendeten Begriff zu geben. Mit ihm beginnt die Sprachkritik zu einem der wichtigsten Themen der Philosophie des 21 Jh. zu werden. Dass mit dem von Wittgenstein verordneten Schweigen jedoch keine grundsäztliche Ablehnung metaphysischer Ideen verbunden ist, wird auf den letzten Seiten des Tractatus deutlich. Mit der Klärung dessen, was sagbar ist, werden zwar Wissenschaft und Philosophie in die Schranken verwiesen. Sie erhalten aber einen untergeordneten Rang, weil in ihnen 'unsere Lebensprobleme noch gar nicht berührt sind'. Diese Lebensprobleme, wie das Problem des Todes, der Sinn des Lebens oder der Sinn der Welt, liegen jenseits von Wissenschft und Philosophie. Sie sind aber dennoch für den Menschen fundamental, ja, sie sind für ihn das eigentlich Wichtige. Wittgenstein hat seine Thesen zur Welt, Sprache und Logik mit einer Leiter verglichen, die man erst hinaufsteigen müsse, um sie dann hinter sich umzuwerfen. Die Leiter führt uns an die Schwelle der Lebensprobleme und Sinnfragen. Das, was jenseits dieser Schwelle liegt, kann nicht mehr gesagt, sondern nur noch gezeigt werden." (Aus: Philosophenportal).

  • Historisch: Radikalisierung der sprachnalytischen Philosophie. Sein Schritt ins Mythische (man kann Gott oder Kunst nur zeigen, nicht mit Sprache beschreiben) wurde nicht rezipiert.
  • Was gibt er mir/uns: kaum was (zumindest solange ich den Tractatus nicht gelesen habe).

Themen[Bearbeiten]

  • Teleologische Perspektive: Aristoteles, Augustinus, Hegel, Marx - dagegen: Popper
  • Falsifikationismus: Xenophanes, Francis Bacon, Stuart Mill, Popper
  • Ethik: Handlung oder Absicht? Pflichtethik (Kant) vs. Tugendethik
  • Gott von Menschen geschaffen: Xenophanes, Feuerbach
  • Glück/Haltung: Völlige Abwesenheit von Begierden: Zyniker; Gleichgültigkeit gegenüber nicht Beeinflussbarem: Stoiker; Reduktion auf Erreichbares: Epikur; Mittlerer Weg: Aristoteles; Völlige Hingabe zum Leben: Nietzsche.
  • Erkenntnistheorie: A priori: Descartes; A posteriori: Locke, Hume; Zwischenweg: Heute: Evolutionäre Erkenntnistheorie (ontogenetisch a priori, phylogenetisch a posteriori)
    • Parmenides, Platon: man kann die Wirklichkeit über die Sinne nicht erfassen.
    • Kant: man sieht die Wirklichkeit durch eine Brille - Raum, Zeit, Kausalität
    • Hume: die Wahrheit erkennt man nur über die Sinne, allerdings führen sie uns in die Irre: Kausalität

Demnächst auszufüllen[Bearbeiten]

Platon[Bearbeiten]

  • Historisch: Erste Utopie eines idealen Staates; Ideenlehre
  • Was gibt er mir/uns?: die Negativfolie, die ich brauche, um eine Alternative zu denken.

Buddha[Bearbeiten]

  • Historisch: Erste Philosophie, die das Leben einseitig als Leidensweg beschreibt.
  • Was gibt er mir/uns?: Die Gier als Ursache für das Leiden auf der Welt. Auch wenn einseitig, dies ist ein Kontrapunkt zur Förderung der Gier (Flow) in der heutigen Glücksforschung.

Aristoteles[Bearbeiten]

  • Historisch: Erste Aufteilung des Wissens in unterschiedliche Bereiche
  • Was gibt er mir/uns: "Mediocritas" ja oder nein?

Epikur[Bearbeiten]

  • Historisch: Erste Philosophie, die Lust als Ziel menschliches Handeln beschreibt
  • Was gibt er mir/uns: Das Fokussieren auf die Bedürfnisse, die ohne allzugroßen Aufwand befriedigt werden können: Wasser anstelle von Wein. So lassen sich Rückschläge und Verzicht leichter verkraften.

Stoiker[Bearbeiten]

  • Historisch: Erste Philosophie, die Vernunft als höchstes Ziel menschlichen Bestrebens setzt.
  • Was geben sie mir/uns?: Kognitive Hilfe zur Indifferenz gegenüber Gütern, die man selbst nicht unter Kontrolle hat.

Augustinus[Bearbeiten]

  • Historisch: Das Ziel menschlichen Strebens ist die Vereinigung mit Gott.
  • Was gibt er mir/uns?: Negativfolie, um eigene Position zu bestimmen.

Pythagoras[Bearbeiten]

(wird schrittweise ausgefüllt und ergänzt)

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. durch Falsifizierung

Anthropologie[Bearbeiten]

Ausgangspunkt[Bearbeiten]

Meine Beschäftigung mit Themen, die zur Anthropologie zugerechnet werden, führt auf 1982 zurück, als ich theoretisch nachvollhziehen wollte, warum LdL im realen Unterricht so gut funktionierte. Durch Gerhard Porteles Buch "Lernen und Motivation" (1975), das sich ausschließlich auf neuronale Informationsverarbeitung stützte, erfuhr ich, dass die Verarbeitung von Informationen auf der Ebene des Gehirns positiv dekodiert wird. Der Mensch ist so konzipiert, dass er die Verarbeitung von Informationen als sehr belohnend empfindet. Diesen Punkt habe ich vor etwa einem Jahr zu meinem Menschenbild (Liste der Grundbedürfnisse) hinzugefügt. Nach Porteles Lektüre konzetrierte ich mich auf die Erkentnistheorie, insbesondere die evolutionäre (Vollmer), auf die Kognitionspsychologie und auf die Gehirnforschung. Ziel war stets, meine Schüler und Studenten besser zu verstehen, um mein Unterrichtsangebot zu optimieren. In dieser Hinsicht war auch Maslow von großem Wert.

Mein aktueller Zugriff[Bearbeiten]

Der logische Zusammenhang ist folgender: Ziel aller Aktivitäten ist die Gewinnung und Aufrechterhaltung von Kontrolle. Die Informationsverarbeitung dient diesem Zweck. Als Lehrer ist es mein Ziel, mich und andere Menschen in die Lage zu versetzen, routinemäßig Felder aufzusuchen, wo sie relevante Informationen verarbeiten. Mehr noch, sie sollen fähig sein, selbst Felder zu schaffen, wo sie relevante Informationen verarbeiten können. Was mich angeht, so habe ich mir das Feld "Philosophie" ausgesucht, weil es für meine Alltagsbewältigung von Relevanz ist. Ich gewinne den Überblick über einen Wissensbereich, der komplex und anspruchsvoll ist, was mein Kontrollbedürfnis befriedigt. Hier greift auch das Ökonomieprinzip, denn durch die "Kurse" schaffe ich mir einen Druck, der mich zwingt, zügig und intensiv Informationen zu verarbeiten, was einhergeht mit einer großen Aktivierung des Organismus. Allein der körperinternve physiologische Umsatz (Hormone, Neuroneninteraktionen) belohnt sich selbst.

Glück[Bearbeiten]

Nach Precht wirken bei der Suche nach Glück folgende Faktoren bestimmend:

  1. Die erste Regel heißt AKTIVITÄT
  2. Die zweite Regel heißt SOZIALES LEBEN
  3. Die dritte Regel heißt KONZENTRATION
  4. Die vierte Regel heißt REALISTISCHE ERWARTUNGN
  5. Die fünfte Regel heißt: GUTE GEDANKEN
  6. Die sechste Regel heißt: DIE SUCHE NACH DEM GLÜCK NICHT ÜBERTREIBEN
  7. Die siebte Regel heißt: FREUDE DURCH ARBEIT

Verbindung zu meinem Ansatz der Informationsverarbeitung[Bearbeiten]

  1. Relevante Felder sind solche, die Informationen zur Verbeitung liefern, also hochgradig AKTIVIEREN. Ohne Aktivität lassen sich solche Felder nicht schaffen.
  2. Relevante Informationen werden besonders in sozialen Feldern zu Verarbeitung angeboten
  3. Die Suche und Verarbeitung von Information ist Arbeit.