Gitter/Komplexe Zahlen/Kubische Kurve/Textabschnitt

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Es sei ein Gitter. Wir betrachten die Weierstraßsche p-Funktion und ihre Ableitung und betrachten die holomorphe Abbildung

Das Bild erfüllt die algebraische Gleichung

mit dem kubischen Polynom aus Fakt. Wir betrachten die Abbildung in die projektive Ebene über die Einbettung .



Satz  

Es sei ein Gitter.

  1. Die holomorphe Abbildung

    lässt sich holomorph zu einer Abbildung

    fortsetzen.

  2. Dabei ist -periodisch und induziert eine holomorphe Abbildung
  3. ist eine bijektive Abbildung zwischen dem komplexen Torus und der projektiven glatten kubischen Kurve

    mit der affinen Gleichung aus Fakt.

Beweis  

  1. In homogenen Koordinaten liegt die Abbildung

    vor. Es sei

    die offene Teilmenge, auf der keine Nullstelle besitzt. Für die affine Karte ergibt sich die Beschreibung

    Da in den Gitterpunkten einen Pol der Ordnung und einen Pol der Ordnung besitzt, ist diese Funktion in die Gitterpunkte holomorph fortsetzbar, und zwar mit dem Wert .

  2. Da und elliptische Funktionen sind, ist die Abbildung auf nach Definition periodisch bezüglich . Wie in (1) gezeigt werden alle Gitterpunkte auf abgebildet, also gilt die -Periodizität auf ganz . Daher induziert dies eine stetige Abbildung

    und diese ist holomorph, da

    eine Überlagerung ist, siehe Fakt, und sich die Holomorphie von auf überträgt.

  3. Nach Fakt erfüllen und die affine kubische Relation

    daher erfüllt das Bild von die entsprechende homogene kubische Gleichung. Die Glattheit der Kurve wurde in Bemerkung festgestellt. Zur Bijektivität. Der einzige Punkt der Kurve außerhalb von ist und dieser entspricht den Gitterpunkten. Wir können uns also auf und konzentrieren. Zur Injektivität. Aus folgt nach Fakt, dass ist, und aus folgt, dass eine Nullstelle von ist. Diese sind nach Aufgabe gleich , wobei Gittererzeuger seien. Diese Elemente stimmen aber modulo mit ihrem Negativen überein.

    Zur Surjektivität. Sei vorgegeben. Nach Fakt gibt es mit . Dabei ist . Da ungerade ist, ist oder .


In Fakt haben wir die Abbildung in die projektive Ebene als holomorph angesprochen. Dazu fassen wir die projektive Ebene als komplexe Mannigfaltigkeit auf. Man kann aber auch die elliptische Kurve als komplexe Mannigfaltigkeit auffassen (vergleiche Bemerkung), nämlich als eindimensionale abgeschlossene Untermannigfaltigkeit der projektiven Ebene mit der letztlich durch den Satz über implizite Abbildungen gesicherten holomorphen Struktur. Mit dieser Struktur is die Abbildung aus Fakt sogar biholomorph.



Satz  

Es sei ein Gitter.

Dann ist die holomorphe Abbildung

aus Fakt ein Gruppenisomorphismus, wenn man für die kubische Kurve den Punkt als Nullpunkt nimmt.

Beweis  

Es wurde in Fakt gezeigt, dass eine bijektive Abbildung vorliegt. Die Addition auf der kubischen Kurve ist dadurch bestimmt, dass die drei Schnittpunkte der Kurve mit einer beliebigen projektiven Geraden die Summe ergeben, siehe Bemerkung und Definition. Es ist also zu zeigen, dass die Urbilder von drei kolinearen Punkten auf in sich zu einem Element aus aufsummieren. Wir betrachten Geraden, die durch eine affine Gleichung der Form gegeben sind, für andere Geraden siehe Aufgabe. Wir betrachten die elliptische Funktion

Diese besitzt wie einen einzigen Pol im Nullpunkt der Ordnung . Nach Fakt gibt es daher drei Punkte mit der Gesamtnullstellenordnung (dabei können die Punkte zusammenfallen). Die positive Nullstellenordnung bedeutet dabei, dass diese Punkte unter auf die vorgegebene Gerade abgebildet werden. Nach Fakt ist . Dies bedeutet in .


Streckungsäquivalente Gitter bzw. als komplexe Lie-Gruppen isomorphe komplexe Tori führen zu (als Varietäten und auch als abelsche Varietäten) isomorphen elliptischen Kurven, siehe Aufgabe. Isomorphe elliptische Kurven sind auch als komplexe Lie-Gruppen isomorph. Ferner kann man zeigen, dass jede elliptische Kurve über zu einem komplexen Torus biholomorph ist.