Kurs:Freies Wissen/Die „freie“ Enzyklopädie und Freie Lizenzen

Aus Wikiversity

Die Wikipedia nennt sich eine „freie“ Enzyklopädie. Hinter diesem kleinen, unscheinbaren Wort stehen sehr wichtige Aspekte:

  • Sie ist unabhängig von Regierungen und Firmen. Was in ihr steht, entscheiden die freiwilligen Bearbeiter. Die Betreiberin, die Wikimedia Foundation, behält sich in Notfällen jedoch das letzte Wort vor. Außerdem muss man sich an Gesetze halten, vor allem an die des eigenen Landes und der Vereinigten Staaten, wo die Foundation ihren Sitz hat.
  • Die Wikipedia ist kostenlos, man muss nicht bezahlen, wenn man sie lesen oder bearbeiten will. Spenden sind natürlich willkommen. Kostenlos bedeutet auch, dass die Wikimedia Foundation grundsätzlich nicht für Inhalte bezahlt. Wenn zum Beispiel ein Fotograf seine Bilder nicht kostenlos hergibt, muss die Wikipedia auf diese Bilder eben verzichten.
  • Drittens, und das ist der eigentliche Sinn, basiert die Wikipedia und die Zusammenarbeit dort auf dem Konzept des Freien Wissens.

Zum letzteren muss hier ein wenig ausgeholt werden, da dieses Konzept den Wikipedianer auf Schritt und Tritt begleitet. Nach dem deutschen Urheberrecht hat ein „Autor“, der ein „Werk“ „geschaffen“ hat, automatisch die Rechte an diesem Werk, selbst wenn er es nicht ausdrücklich erwähnt. Ein Werk kann ein Text, ein Musikstück, ein Bild usw. sein. Das Freie Wissen wird mit „Freien Lizenzen“ gehandhabt; Freie Lizenzen bedeuten einen alternativen Umgang mit dem Urheberrecht und stammen ursprünglich aus der Software-Entwicklung, von der Bewegung für Freie Software.

In den 1970er Jahren gab es nur wenige Programmierer, und wenn sie neue Programme geschrieben haben, haben sie diese normalerweise mit anderen Programmierern ausgetauscht. Man schreibt ein (anspruchsvolleres) Programm nämlich nicht von Grund auf neu, sondern verwendet bereits existierende Programmteile. Um 1980 aber boomte der Markt für Computer, und die Kommerzialisierung zog ein. Für die Nutzung von Programmen sollte nun gezahlt werden, denn oft konnten Firmen ein Urheberrecht bzw. ein Patent vorweisen. Wie ein Programm genutzt werden darf, das bestimmen die Endnutzer-Lizenzen (englisch abgekürzt mit EULA; im Deutschen mit den Allgemeinen Geschäftsbedingungen verwandt).

Im Protest gegen diese Kommerzialisierung formierte sich die Bewegung für Freie Software, unter anderem mit der Free Software Foundation (1985). Für diese Software gelten Freie Lizenzen, die bestimmen: Die Software darf zu jedem Zweck verwendet, studiert, verändert und verbreitet werden. Was man neu auf der Grundlage von Freier Software erschafft, muss ebenfalls unter einer Freien Lizenz stehen (was genau erlaubt ist und gefordert wird, das kann von der einzelnen Lizenz abhängen).

Neben Freier Software gibt es auch Freie Kultur und eben auch Freies Wissen. Als 2001 die Wikipedia ins Leben gerufen wurde, verwendete man die damals weit verbreitete Freie Lizenz GFDL. Diese Lizenz entstammt ebenfalls der Bewegung für Freie Software, ausgeschrieben heißt sieGNU Free Documentation License. Dabei ist GNU ein bestimmtes Software-Projekt der Bewegung, und documentation bezieht sich auf Texte, die ein Programm beschreiben oder den Gebrauch erläutern. Üblicherweise handelt es sich um Handbücher. Da die Wikipedia vor allem aus Texten besteht, hat man diese GFDL genommen.

Mittlerweile sind die Freien Lizenzen der gemeinnützigen Organisation Creative Commons populär. Nach einer Abstimmung unter Wikimedianern geht man nun über von der teilweise unpraktischen GFDL zur moderneren CC-BY-SA. Diese Creative-Commons-Lizenz (CC) verlangt die Nennung der Autoren (BY) und den Grundsatz, unter den gleichen Bedingungen zu teilen (share alike, SA). Generell erlauben beide Lizenzen, GFDL und CC-BY-SA, mehr oder weniger das Gleiche.

Freies Wissen bedeutet für die Wikipedia in der Praxis:

  • Wenn du einen Text in die Wikipedia stellst, dann erteilst du dem Text eine Freie Lizenz (GFDL und zusätzlich CC-BY-SA). Du selbst hast weiterhin das Urheberrecht an deinem Text und darfst deinen Text auch woanders verwenden, du hast aber nicht mehr das alleinige Nutzungsrecht.
  • Du kannst den Text, den du in die Wikipedia gestellt hast, nicht so einfach löschen. Darüber entscheiden andere Wikipedianer (mit).
  • Jemand anders darf deinen Text weiterverwenden, zum Beispiel ihn ausdrucken oder auf einer anderen Website zeigen (dabei muss er allerdings einige Regeln beachten, (siehe Wikipedia:Weiternutzung).
  • Jemand anders darf deinen Text verändern; wenn er das in der Wikipedia tut, dann muss er sich dabei selbstverständlich an die Wikipedia-Regeln halten. Der veränderte Text steht ebenfalls unter der Freien Lizenz.

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