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Kurs:Lineare Algebra/Teil I/52/Klausur mit Lösungen

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Aufgabe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18
Punkte 3 3 3 1 6 1 4 2 1 6 5 6 2 2 3 8 4 4 64




Aufgabe (3 Punkte)

Definiere die folgenden (kursiv gedruckten) Begriffe.

  1. Die leere Menge.
  2. Eine Abbildung von einer Menge in eine Menge .
  3. Ein Untervektorraum in einem -Vektorraum .
  4. Eine alternierende Abbildung

    wobei und Vektorräume über sind.

  5. Eine Fahne in einem - dimensionalen - Vektorraum .
  6. Die baryzentrischen Koordinaten zu einem Punkt in einem affinen Raum über dem - Vektorraum bezüglich einer affinen Basis , .


Lösung

  1. Unter der leeren Menge versteht man diejenige Menge, die kein Element besitzt.
  2. Eine Abbildung von nach ist dadurch gegeben, dass jedem Element der Menge genau ein Element der Menge zugeordnet wird.
  3. Die Teilmenge heißt Untervektorraum, wenn die folgenden Eigenschaften gelten.
    1. .
    2. Mit ist auch .
    3. Mit und ist auch .
  4. Die Abbildung

    heißt alternierend, wenn multilinear ist und wenn folgendes gilt: falls in zwei Einträge übereinstimmen, also für ein Paar , so ist

  5. Eine Kette von Untervektorräumen

    heißt eine Fahne in .

  6. Man nennt die zu eindeutig bestimmten Zahlen

    mit

    die baryzentrischen Koordinaten von .


Aufgabe (3 Punkte)

Formuliere die folgenden Sätze.

  1. Das Superpositionsprinzip für ein inhomogenes (und das zugehörige homogene) Gleichungssystem über einem Körper .
  2. Der Satz über Vektoren in einem - dimensionalen - Vektorraum .
  3. Der Satz über Ideale in einem Polynomring in einer Variablen über einem Körper .


Lösung

  1. Es sei ein Körper und

    ein inhomogenes lineares Gleichungssystem über und es sei

    das zugehörige homogene Gleichungssystem. Wenn eine Lösung des inhomogenen Systems und eine Lösung des homogenen Systems ist, so ist eine Lösung des inhomogenen Systems.
  2. Es sei ein Körper und ein -Vektorraum mit endlicher Dimension . Für Vektoren in sind folgende Eigenschaften äquivalent.
    1. bilden eine Basis von .
    2. bilden ein Erzeugendensystem von .
    3. sind linear unabhängig.
  3. In einem Polynomring über einem Körper ist jedes Ideal ein Hauptideal.


Aufgabe (3 Punkte)

Nehmen Sie Stellung zur folgenden Aussage: „Das Prinzip „Beweis durch Widerspruch“ ist offenbar absurd. Wenn man alles annehmen darf, so kann man immer einen Widerspruch erzielen und somit alles beweisen“.


Lösung Widerspruchsbeweis/Einwand/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (1 Punkt)

In einer psychologischen Längsschnittstudie wird die Entwicklung von Einstellungen und Verhaltensweisen von Personen untersucht. Ein Fallbeispiel: Im Alter von Jahren geht Linda regelmäßig auf Demonstrationen, sie hilft im Eine-Welt-Laden mit, braut ökologisches Bier, kocht Bio-Gemüse und studiert manchmal Soziologie.

Welcher der folgenden Befunde ist nach 10 Jahren am unwahrscheinlichsten?

  1. Linda arbeitet für eine Versicherungsagentur.
  2. Linda engagiert sich bei Attac und arbeitet für eine Versicherungsagentur.
  3. Linda engagiert sich bei Attac.


Lösung

(2) ist am unwahrscheinlichsten. Dass zwei Ereignisse gleichzeitig eintreffen ist stets unwahrscheinlicher als die beiden einzelnen Ereignisse.


Aufgabe (6 (1+1+1+1+2) Punkte)

Wir definieren die Folge (der sogenannten Bernoulli-Zahlen) , , durch und für durch die rekursive Bedingung

  1. Berechne .
  2. Berechne .
  3. Berechne .
  4. Berechne .
  5. Zeige, dass alle rationale Zahlen sind.


Lösung

  1. Für ist die rekursive Bedingung gleich
    also ist .
  2. Für ist die rekursive Bedingung gleich
    also ist .
  3. Für ist die rekursive Bedingung gleich
    also ist .
  4. Für ist die rekursive Bedingung gleich
    also ist .
  5. Wir zeigen die Aussage durch Induktion nach , wobei der Induktionsanfang bereits erledigt ist. Zum Beweis des Induktionsschrittes nehmen wir an, das die Rationalität von bereits bekannt sei. Die Rekursionsbedingung

    schreiben wir als

    bzw. als

    Da die Binomialkoeffizienten natürliche Zahlen sind, steht hier wieder eine rationale Zahl.


Aufgabe (1 Punkt)

Beschreibe die Gerade im , die durch die beiden Punkte und verläuft, in Punktvektorform.


Lösung

Die Gerade wird durch

beschrieben.


Aufgabe (4 Punkte)

Löse das inhomogene lineare Gleichungssystem


Lösung

Wir eliminieren zuerst die Variable , indem wir die zweite von der ersten Gleichung subtrahieren. Dies führt auf

Nun eliminieren wir die Variable , indem wir die zweite Gleichung mit der dritten Gleichung addieren. Dies führt auf

Mit ergibt sich

und

Rückwärts gelesen ergibt sich

und


Aufgabe (2 Punkte)

Berechne über den komplexen Zahlen das Matrizenprodukt


Lösung

Man multipliziert die erste Zeile links mit der ersten Spalte rechts und erhält

Die zweite Zeile links multipliziert mit der ersten Spalte rechts ergibt

Die erste Zeile links multipliziert mit der zweiten Spalte rechts ergibt

Die zweite Zeile links multipliziert mit der zweiten Spalte rechts ergibt

Das Ergebnis ist also die Matrix


Aufgabe (1 Punkt)

Es sei ein Körper, ein - Vektorraum und

eine lineare Abbildung. Zeige, dass die auf die abgebildet wird.


Lösung

Es ist


Aufgabe (6 Punkte)

Es sei

ein Endomorphismus auf einem endlichdimensionalen - Vektorraum . Zeige, dass genau dann eine Streckung ist, wenn die beschreibende Matrix unabhängig von den gewählten Basen ist.


Lösung

Wenn eine Streckung ist, so ist

für jeden Vektor mit einem festen Streckungsfaktor . Die beschreibende Matrix bezüglich einer beliebigen Basis ist daher diejenige Diagonalmatrix, in der jeder Diagonaleintrag gleich ist.

Es sei nun vorausgesetzt, dass bezüglich jeder Basis durch die gleiche Matrix beschrieben wird. Dann sind zunächst und linear abhängig. Andernfalls wären und linear abhängig und man könnte sie als die ersten beiden Vektoren einer Basis nehmen. Die Matrix bezüglich einer solchen Basis sieht dann in der ersten Spalte so aus:

Es ist dann auch und Teil einer Basis. Wegen

sieht dann bezüglich dieser Basis die beschreibende Matrix so aus:

Das kann also nicht sein. Dies bedeutet also, dass stets ein Vielfaches von ist. Es ist zu zeigen, dass dabei der skalare Faktor immer die gleiche Zahl ist. Nehmen wir an, dass es Vektoren mit

und

mit gibt. Bezüglich einer Basis sind dann die Diagonaleinträge , bezüglich einer Basis sind dann die Diagonaleinträge , also verschieden.


Aufgabe (5 Punkte)

Bestimme eine Basis des Urbildes von

zur linearen Abbildung


Lösung K^4 nach K^3/Urbild von Untervektorraum/3/Aufgabe/Lösung


Aufgabe (6 Punkte)

Beweise den Satz über die Beziehung zwischen der adjungierten Matrix und der Determinante.


Lösung

Es sei . Die Koeffizienten der adjungierten Matrix seien

Die Koeffizienten des Produktes sind

Bei ist dies , da es sich bei dieser Summe um die Entwicklung der Determinante nach der -ten Spalte handelt. Es sei und es sei die Matrix, die aus entsteht, wenn man in die -te Spalte durch die -te Spalte ersetzt. Wenn man nach der -ten Spalte entwickelt, so ist dies

Also sind diese Koeffizienten , und damit stimmt die erste Gleichung.
Die zweite Gleichung ergibt sich ebenso, wobei man die Entwicklung der Determinante nach den verschiedenen Zeilen ausnutzen muss.


Aufgabe (2 Punkte)

Beweise den Satz über die Anzahl der Permutationen auf einer endlichen Menge.


Lösung

Es sei . Für die gibt es mögliche Bilder, für gibt es noch mögliche Bilder, für gibt es noch mögliche Bilder, usw. Daher gibt es insgesamt

mögliche Permutationen.


Aufgabe (2 Punkte)

Bestimme für das Polynom

den Grad, den Leitkoeffizienten, den Leitterm und den Koeffizienten zu .


Lösung

Der Grad ist , der Leitkoeffizient ist , der Leitterm ist und der Koeffizient zu ist .


Aufgabe (3 Punkte)

Bestimme den größten gemeinsamen Teiler von und sowie eine Darstellung davon.


Lösung

Beide Polynome haben als Nullstelle, es ist

und

Wir arbeiten mit den beiden Gegenfaktoren weiter. Es ist

somit sind die beiden Polynome teilerfremd und es gibt die Darstellung

Deshalb ist

und ist der größte gemeinsame Teiler der beiden Ausgangspolynome.


Aufgabe (8 (1+1+2+3+1) Punkte)

Wir betrachten die Permutationsmatrix

über .

a) Bestimme das charakteristische Polynom von .

b) Bestimme die Faktorzerlegung von . Was sind die Eigenwerte von ?

c) Bestimme die Eigenräume zu den Eigenwerten von .

d) Bestimme die direkte Summenzerlegung von in - invariante Untervektorräume, die der Faktorzerlegung von entspricht.

e) Bestimme zu einer Basis, die sich aus Basen der einzelnen invarianten Untervektorräume zusammensetzt, die beschreibende Matrix.


Lösung


a) Es ist

das charakteristische Polynom ist also .

b) Es sind und Nullstellen, dies führt zur Faktorzerlegung

der Faktor rechts ist reell nullstellenfrei und lässt sich nicht weiter zerlegen. Die Eigenwerte sind und .

c) Aufgrund der Faktorzerlegung sind die beiden Eigenräume eindimensional. Der Eigenraum zu ist . Der Eigenraum zu ist der Kern von

das ist .

d) Wir bestimmen den Kern der Matrix, die entsteht, wenn man in die Matrix einsetzt. Wegen

geht es um

Der Kern ist durch die beiden Erzeuger und gegeben, der zum Faktor zugehörige invariante Untervektorraum ist also

Die direkte Summenzerlegung ist also


e) Bezüglich der Basis ist die beschreibende Matrix gleich


Aufgabe (4 Punkte)

Beweise den Satz über die jordansche Normalform.


Lösung

Da trigonalisierbar ist, können wir Satz 26.14 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) anwenden. Es gibt also eine direkte Summenzerlegung

wobei die Haupträume - invariant sind. Indem wir die Situation auf den einzelnen Haupträumen analysieren, können wir davon ausgehen, dass nur einen Eigenwert besitzt und

ist. Es ist dann

nilpotent. Daher gibt es nach Korollar 27.12 (Lineare Algebra (Osnabrück 2024-2025)) eine Basis, bezüglich der die Gestalt

besitzt, wobei die gleich oder gleich sind. Bezüglich dieser Basis hat

die Gestalt


Aufgabe (4 Punkte)

Finde eine affine Basis für die Lösungsmenge der inhomogenen Gleichung


Lösung

Eine spezielle Lösung der Gleichung ist durch

gegeben. Für die zugehörige homogene Gleichung sind

Lösungen, die offenbar linear unabhängig sind. Da der Rang des Gleichungssystems ist, handelt es sich um eine Basis des Lösungsraumes der homogenen Gleichung. Daher bildet

eine affine Basis der Lösungsmenge der inhomogenen Gleichung.