Kurs:Welterbe, Kulturgüterschutz und Kommunikation (Sommeruniversität 2016)/Arbeiten/Zerstörung und Wiederaufbau des Salzburger Domes

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Dom zu Salzburg

Der Dom zu Salzburg in seiner heutigen, barocken Form stammt aus dem 17. Jh. Er steht unter Denkmalschutz und ist im Rahmen der Altstadt Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Sein Architekt war der Italiener Santino Solari.[1] 2009 jährte sich die Wiedereröffnung des Domes zum 50. Mal. Er war im zweiten Weltkrieg von einer Fliegerbombe getroffen worden.[2]


Umstände und Ausmaß der Zerstörung[Bearbeiten]

Der Zweite Weltkrieg in Salzburg[Bearbeiten]

Innenansicht des Salzburger Domes

Im Zweiten Weltkrieg erlebten viele Städte im Zuge des sogenannten Luftkriegs große Zerstörung. Unter Luftkrieg wird eine militärische Operation verstanden, die hauptsächlich durch Luftstreitkräfte ausgeführt wird. Unter anderem werden strategische Ziele bombardiert. Dabei tragen nicht nur Industriegebiete, die im Zweiten Weltkrieg häufig solche Ziele bildeten, Schäden davon. Auch kulturelle Güter wurden als Kollateralschaden getroffen und gingen zum Teil unwiderruflich verloren. Im Zeitraum zwischen 16. Oktober 1944 und 1. Mai 1945 war Salzburg fünfzehn Bombenangriffen ausgesetzt, wobei die Stadt im Vergleich zu beispielsweise Wien (53 Angriffe), Nürnberg (44 Angriffe) und München (73 Angriffe) geringe Schäden verzeichnete.[3]

Der Luftkrieg im Zweiten Weltkrieg setzte bereits 1939 ein mit dem deutschen Angriff auf Warschau. Salzburg wurde erst spät zum Ziel der alliierten Bomber. Der Grund hierfür liegt in der geringen Reichweite der Royal Air Force, die von Großbritannien aus flog. Erst mit der Eroberung von Sizilien und Süditalien durch die Amerikaner Ende 1943 änderte sich diese Situation. Im Großraum Foggia wurde die 15. US-Luftflotte errichtet, auf der Geschwader der Royal Air Force sowie der US Army Air Forces stationiert waren.

Der erste Bombenangriff im Oktober 1944 traf die Stadt am schlimmsten. Salzburg war an diesem Tag nur das Ersatzziel. Die Alliierten hatten die Ölraffinerie von Brüx im Sudetenland ins Visier genommen, mussten jedoch aufgrund Schlechtwetters abdrehen. Das Hauptziel innerhalb Salzburgs waren der Hauptbahnhof und das Heereszeugamt (heute Struberkaserne). Durch die Vernebelungstaktik der Salzburger Bevölkerung waren diese Ziele nicht gut auszumachen. Erschwerend kam hinzu, dass die Bomber in einer Angriffshöhe von 6.500 bis 8.000 Metern flogen, um sich außerhalb der Reichweite der Flugabwehr zu bewegen. In Folge dessen verfehlte der Großteil der abgeworfenen Bomben ihr Ziel und traf stattdessen die historische Altstadt und die Umgebung um den Bahnhof.[4][5]

Bilder der verheerenden Schäden liegen im Archiv der Stadt Salzburg auf.[6] Schwer beschädigt wurden unter anderem:

Letztere wurden zum Teil nicht wieder aufgebaut, so entstand nach dem Krieg an dieser Stelle der heutige Papagenoplatz.[7]

Am Ende des Kriegs im Frühjahr 1945 waren zwischen 40 und 46 Prozent der Gebäude in der Stadt Salzburg beschädigt oder zerstört. Die Schäden in der Stadt hätten umfangreicher ausfallen können, hätte Oberst Hans Lepperdinger die Stadt am 4. Mai 1945 nicht kampflos der US Army übergeben. Die deutsche Wehrmacht kapitulierte vier Tage später.[8][9]

Die Schäden am Salzburger Dom[Bearbeiten]

Der Salzburger Dom wurde während des ersten alliierten Bombenangriffes am 16. Oktober 1944 von einer Fliegerbombe getroffen, welcher die Domkuppel einstürzten ließ. Salzburg war an diesem Tag nur das Ersatzziel, der Luftangriff galt eigentlich der Ölraffinerie in Brüx. Doch wegen des schlechten Wetters musste auf Salzburg ausgewichen werden. Innerhalb der Stadt waren die Hauptziele der Salzburger Hauptbahnhof und das Heereszeugamt (heute Struberkaserne), die aufgrund der Verneblung jedoch schwer ausgemacht werden konnten. So traf ein großer Teil der abgeworfenen Bomben die Altstadt (vor allem im Bereich Kaiviertel und Nonntal). Bei den vierzehn darauf folgenden Bombenangriffen blieb der Dom verschont.[10][11]

Nach dem Ausmaß der Schäden zu urteilen, traf eine Sprengbombe oder Luftmine die Domkuppel, durchschlug diese und traf den Vierungsbogen zwischen der Vierung und dem Langhaus südlich des Scheitels des Gürtelbogens, wo sie explodierte. Der Boden wurde daher nicht direkt durch die Bombe beschädigt, sondern von den herabstürzenden Trümmern des Kuppelgewölbes, das durch den Einschlag seine Spannung verlor und einbrach. Auch das Tambour wurde in Mittleidenschaft gezogen sowie die vorderen Kirchenbänke, das Bild des Hochaltars, des Altars im rechten Querschiff und die Grabdenkmäler der Erzbischöfe.[12]

Obwohl sich zur Zeit des Einschlags mehrere Personen im Dom aufhielten (darunter Dompfarrer Daniel Etter im Beichtstuhl und Domkapellmeister Joseph Messner an der Orgel im Chor), wurde niemand verletzt.

Zu der durch den Einschlag verursachten Verwüstung kamen außerdem Schäden durch Feuchtigkeit und Frost. Obwohl Erzbischof Andreas Rohracher, Gauleiter Gustav Adolf Scheel umgehend zu Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnamen aufforderte, blieb der Dom rund zwei Jahre lang der Witterung ausgesetzt. Ein Grund hierfür liegt in dem kriegsbedingten Ressourcenmangel. Zur Abdeckung der eingebrochenen Kuppel konnte kein Holz zur Verfügung gestellt werden.[13]

Nachdem Gauleiter Scheel den Bau eines Notdachs zurückgewiesen hatte, wandte sich Rohracher an den Architekten und Dombaumeister zu St. Stephan Karl Holey, der bereits im November 1944 angeboten hatte, die Schäden am Salzburger Dom zu begutachten und Vorschläge für den Wiederaufbau zu machen. Bereits im Frühjahr 1945 stellt er seine Pläne für den Wiederaufbau des Salzburger Domes vor und wird in weiterer Folge mit seinem Vertreter Peter Zacherl mit dessen Instandsetzung betraut.[14]

Finanzierung des Wiederaufbaus[Bearbeiten]

Salzburgerdom vor der Festung Hohen Salzburg

Wie bereits erwähnt, war Baumaterial zu Kriegsende und in der Nachkriegszeit Mangelware. Außerdem stellte sich die Frage der Finanzierung des Baus. Anfang August 1945 rief Erzbischof Rohracher in der gesamten Erzdiözese zu einer Kirchensammlung zugunsten der Wiederherstellung des Doms auf. Außerdem kommt am ersten Sonntag im Februar die Kollekte dem Dombau zu. Neben den Benefizaufführungen im Mozarteum sowie im Marionettentheater, spendete auch Generalmajor Harry J. Collins (Kommandant der US-Besatzungstruppen) für den Wiederaufbau. 1948 bewegt Erzbischof Rohracher die Post dazu, eine Wohltätigkeits-Briefmarkenserie herauszugeben, deren Erlös dem Bau zukommen sollte.

Nicht nur monetäre Spenden helfen der Wiedererrichtung des Dombaus. Auch Sachspenden werden gesammelt. Das Salzburger Sägewerk versorgt die Baustelle beispielsweise mit Lärchenholz, das gebraucht wird, um den Kuppeldachstuhl zu errichten. Zahlreiche Salzburger spenden Edelmetall, mit dem das 100 kg schwere Kuppelkreuz auf dem Dach des Doms vergoldet wurde.

Zwischen 1950 und 1953 kommen die Arbeiten auf der Dombaustelle nahezu zum Erliegen. Geldmangel und starke Lohn- und Preissteigerungen beeinflussen den Bau.

Mit Beginn 1954 beteiligt sich das Denkmalamt maßgeblich am Wiederaufbau und hilft, diesen voranzutreiben. Im Februar diesen Jahres fordern der Erzbischof Rohracher, Landeshauptmann Josef Klaus und Bürgermeister Stanislaus Pacher die Bundesregierung in Wien außerdem dazu auf, ihr Projekt zu unterstützen. Diese stimmt zu und erstellt einen Vierjahresplan zur Wiedererrichtung des Domes, der vorsieht, dass das Land, die Stadt und die Erzdiözese Salzburg gemeinsam den Betrag aufwiegen müssen, den die Bundesregierung dem Dombau zur Verfügung stellt. Auf diese Weise soll die Finanzierung gemeinsam getragen werden.

Nach 14 Jahren Bauzeit kann der Salzburger Dom im April 1959 vollendet werden. Die Baukosten belaufen sich auf ca. 24 Mio. österreichischer Schilling (nominell – der reale Wert liegt bei rund 60 Mio. österreichischer Schilling).[15]

Rekonstruktion[Bearbeiten]

Domkuppel mit Fresken

Die Rekonstruktion der zerstörten Kuppel bildete eine besondere Herausforderung, da keine alten Baupläne existierten. Die Architekten mussten sich also an vorhandenen Architekturresten, Fotos, Zeichnungen, Stichen und schriftlichen Beschreibungen orientieren. Hierbei muss hervorgehoben werden, dass Farbfotos damals eine Rarität darstellten.

Bei der Analyse der noch vorhandenen Stuckatur, entdeckten die Architekten den ursprünglichen elfenbeinfarben-dunkelgrauen Anstrich, der im Zuge des Wiederaufbaus wiederhergestellt wurde. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Fresken.

1954 gelang der Ankauf von Farbfotos der Domkuppel, die ein Münchner Fotograf während des Zweiten Weltkriegs geschossen hatte. Sie sollten Aufschluss über die Farbgebung der Kuppel geben. Nachdem der akademische Maler Arthur Sühs aus Wien ein Probefresko angefertigt hatte, dessen Ergebnisse mangelhaft erschienen, wurden die noch erhaltenen Fresken im Langhaus untersucht. Es zeigte sich, dass diese im 19. Jahrhundert stark übermalt worden waren. Daraufhin wurden Arthur Sühs, der bereits die Wandmalereien in Hellbrunn restauriert hatte, und sein Kollege Hanns Fischer beauftragt, die Übermalungen zu entfernen. Für die Wiederherstellung der Fresken in der Domkuppel sollten sie sich außerdem an den noch erhaltenen Originalen orientieren. Die Farbfotos konnten nun lediglich zur Komposition der Bilder genutzt werden.[16]

Neue Elemente des Domes[Bearbeiten]

Einige Elemente des Doms wurden nicht originalgetreu wiederhergestellt. Im Falle der Fresken der Evangelisten im Pendentif liegt die Neuerschaffung begründet in dem Mangel an Hinweisen auf ihr ursprüngliches Aussehen.

Anders liegen die Dinge in Bezug auf die neuen Bronzetore. Auch die Kanzel wurde von Toni Schneider-Manzell neu gestaltet. Er stellte sie auf einen Pfeiler, was eine Abweichung vom Original darstellt. Die historische Kanzel aus dem 19. Jh. hatte die Form eines Balkons. Im Zuge der Wiederherstellung des Doms wurden außerdem drei historische Ölgemälde an der Westwand des Mittelschiffs entfernt. An ihrer Stelle wurden die Wappen der Erzbischöfe Paris von Lodron und Andreas Rohracher und eine Inschrift angebracht.

Die Krypta des heutigen Doms stammt außerdem aus dieser Zeit. Sie war eine Idee Erzbischofs Rohrachers. Durch den Einsturz der Kuppel wurden der Bodenbereich und die Grüfte unterhalb des Bodens zerstört. Dies bot Anlass zu archäologischen Grabungen, die Teile der romanischen Fundamente der Vorgängerbauten des Doms offen legten.[17]

Eine weitere, relativ kleine Änderung betrifft die Taube mit Strahlenkranz in der Laterne der Kuppel, die vor dem Bombenangriff lediglich aufgemalt gewesen war. Im Zuge der Wiederherstellung wird sie von einem Bildhauer modelliert.[18]

Literatur[Bearbeiten]

  • Erich Erker: Chronologie der Zerstörung und des Wiederaufbaus des Domes in: Keller, Peter (Hg.): Ins Herz getroffen. Zerstörung und Wiederaufbau des Domes 1944-1959, 2009, Salzburg: Dommuseum zu Salzburg, S. 9-19.
  • Erich, Marx: „Da ging es Schlag auf Schlag“ Die Bombenangriffe auf die Stadt Salzburg in: Marx, Erich (Hg.): Bomben auf Salzburg. Die „Gauhauptstadt“ im „Totalen Krieg“, 1995, Salzburg: Anton Pustet, S. 149-306.
  • Heinz Dopsch/Robert Hoffmann: Salzburg. Die Geschichte einer Stadt, 1996, Salzburg/Wien/München: Anton Pustet.
  • Reinhard Rudolf Heinisch: Der Luftkrieg in: Marx, Erich (Hg.): Bomben auf Salzburg. Die „Gauhauptstadt“ im „Totalen Krieg“, 1995, Salzburg: Anton Pustet, S. 9-28.
  • Thomas Mitterecker: Bombardierung – Sicherung – Konsolidierung. Der Salzburger Dom zwischen Oktober 1944 und Oktober 1946 in: Keller, Peter (Hg.): Ins Herz getroffen. Zerstörung und Wiederaufbau des Domes 1944-1959, 2009, Salzburg: Dommuseum zu Salzburg, S. 118-133.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. salzburger-dom.at: Geschichte des Salzburger Doms, abgerufen am 1.März 2017
  2. salzburger-dom.at: Der zerstörte Dom, abgerufen am 1.März 2017
  3. Reinhard Rudolf Heinisch: Der Luftkrieg in: Marx, Erich (Hg.): Bomben auf Salzburg. Die „Gauhauptstadt“ im „Totalen Krieg“, 1995, Salzburg: Anton Pustet, S. 9-28.
  4. Erich, Marx: „Da ging es Schlag auf Schlag“ Die Bombenangriffe auf die Stadt Salzburg in: Marx, Erich (Hg.): Bomben auf Salzburg. Die „Gauhauptstadt“ im „Totalen Krieg“, 1995, Salzburg: Anton Pustet, S. 149-306.
  5. stadt-salzburg.at: Bomben auf Salzburg, abgerufen am 1.März 2017
  6. stadt-salzburg.at: Bilder vom ersten Bombenagriff 1944, abgerufen am 1.März 2017
  7. Reinhard Rudolf Heinisch: Der Luftkrieg in: Marx, Erich (Hg.): Bomben auf Salzburg. Die „Gauhauptstadt“ im „Totalen Krieg“, 1995, Salzburg: Anton Pustet, S. 149-306.
  8. stadt-salzburg.at: Bomben auf Salzburg, abgerufen am 1.März 2017
  9. Wikipedia: Luftangriffe auf Salzburg
  10. Erich, Marx: „Da ging es Schlag auf Schlag“ Die Bombenangriffe auf die Stadt Salzburg in: Marx, Erich (Hg.): Bomben auf Salzburg. Die „Gauhauptstadt“ im „Totalen Krieg“, 1995, Salzburg: Anton Pustet, S. 149-306.
  11. Heinz Dopsch/Robert Hoffmann: Salzburg. Die Geschichte einer Stadt, 1996, Salzburg/Wien/München: Anton Pustet.
  12. Thomas Mitterecker: Bombardierung – Sicherung – Konsolidierung. Der Salzburger Dom zwischen Oktober 1944 und Oktober 1946 in: Keller, Peter (Hg.): Ins Herz getroffen. Zerstörung und Wiederaufbau des Domes 1944-1959, 2009, Salzburg: Dommuseum zu Salzburg, S. 118-133.
  13. Erich, Marx: „Da ging es Schlag auf Schlag“ Die Bombenangriffe auf die Stadt Salzburg in: Marx, Erich (Hg.): Bomben auf Salzburg. Die „Gauhauptstadt“ im „Totalen Krieg“, 1995, Salzburg: Anton Pustet, S. 149-306.
  14. Erich Erker: Chronologie der Zerstörung und des Wiederaufbaus des Domes in: Keller, Peter (Hg.): Ins Herz getroffen. Zerstörung und Wiederaufbau des Domes 1944-1959, 2009, Salzburg: Dommuseum zu Salzburg, S. 9-19.
  15. Erich Erker: Chronologie der Zerstörung und des Wiederaufbaus des Domes in: Keller, Peter (Hg.): Ins Herz getroffen. Zerstörung und Wiederaufbau des Domes 1944-1959, 2009, Salzburg: Dommuseum zu Salzburg, S. 9-19.
  16. Erich Erker: Chronologie der Zerstörung und des Wiederaufbaus des Domes in: Keller, Peter (Hg.): Ins Herz getroffen. Zerstörung und Wiederaufbau des Domes 1944-1959, 2009, Salzburg: Dommuseum zu Salzburg, S. 9-19.
  17. salzburger-dom.at: Krypta, abgerufen am 1.März 2017
  18. Erich Erker: Chronologie der Zerstörung und des Wiederaufbaus des Domes in: Keller, Peter (Hg.): Ins Herz getroffen. Zerstörung und Wiederaufbau des Domes 1944-1959, 2009, Salzburg: Dommuseum zu Salzburg, S. 9-19.

Weblinks[Bearbeiten]