Projekt:Klassifikation der Expressionen und Ausdrucksverhalten/Grundlagen der KEA/Grundkonzept der Sortenklassen

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Theoretische Grundlagen


Grundkonzept der Sortenklassen


in der Klassifikation der Expressionen und Ausdrucksverhalten




Einleitung[Bearbeiten]

Den Sortenklassen liegt eine etwas kompliziertere Annahme zugrunde. Dennoch sind sie für die Beschreibung von Ausdrücken sehr nützlich.

Viele Kombinationsausdrücke haben eine Komponente gemeinsam, das sogenannte Sortenmuster, welches für ihre inhaltliche Interpretation eine besondere Rolle spielt. Das Sortenmuster übertönt und verfärbt den Kombinationsausdruck so stark, dass dieser in eine eigene inhaltliche Gruppe geordnet werden sollte: die Sortenklasse.

     Das Sortenmuster selbst kann aber inhaltlich nicht als „Ursache“ des Eindrucks verstanden werden, weil es nicht in jedem Fall sortentypisch wirkt. Es wirkt nur in Verbindung mit bestimmen anderen Ausdrucksmustern sortentypisch. In welchen Verbindungen es sortentypisch wirkt, scheint nicht vorhersagbar. Es kann sich nur empirisch klären lassen.

Sortenklasse Ärger[Bearbeiten]

Das Ausdrucksmuster .00001 Ipsilaterale Brauenmiene Typ 1 kann allein für sich genommen auch als psychische, seelische Anspannung interpretiert werden und fällt dann in die Expression Ex0001 Anspannung. In dieser Expression finden Sie viele Kombinationsausdrücke unter Beteiligung dieses Musters, die immer angespannt wirken.

Unter bestimmen Umständen wirken Kombinationsausdrücke mit .00001 Ipsilaterale Brauenmiene Typ 1 aber nicht nur als angespannt, sondern zusätzlich auch auch verärgert. Das ist eine inhaltliche Veränderung, denn der Ärger ist eine aktive Haltung, bei der die Person nicht gewillt erscheint, eine missliche Situation länger hin zu nehmen. Sie möchte etwas tun. Der Ärger wirkt sich in sozialen Situationen progressiv aus, d.h. er wirkt aktiv und auch für den Gegenüber relevanter als ein Anspannungsausdruck allein.

     Alle ärgerlichen Kombinationsausdrücke haben also ein gemeinsames Sortenmuster, die .00001 Ipsilaterale Brauenmiene Typ 1. Dieses Muster allein genommen wirkt aber nur in Kombination mit bestimmen anderen Ausdrucksmustern „verärgert“. Man kann zudem nicht theoretisch vorhersagen, wann ein Kombinationsausdruck verärgert wirkt. Das kann nur empirisch ermittelt werden, weil „Ärger“ kein Gruppenmerkmal aufweist, das nur für ihn allein allein gelten würde. Deshalb ist die Expresion Ex0015 Ärger eine Sortenklasse. Alle verärgerten Kombinationsausdrücke haben ein Muster gemeinsam, das aber nicht in jedem Fall Verärgerung „bedeutet“.

Sortenklasse Weinerlichkeit[Bearbeiten]

Ein weiteres Beispiel für einen Sortenmuster ist die Nasenmiene, die unter der Ex0018 Missbilligung beschrieben ist. Allein für sich genommen wirkt diese Miene in vielen Kombinationen missbilligend. In anderen Kombinationen bewirkt sie einen weinerlichen Zug (siehe Weinerlichkeit) Alle weinerlichen Ausdrücke weisen diese Nasenmiene auf, aber nicht alle missbilligenden Ausdrücke sind weinerlich.

     Die Missbilligung wurde als erster solcher Ausdruck von Th. Piderit beschrieben, der erkannte, dass dem Weinen immer die Missbilligung zugrunde liegt, d.h. dies der gemeinsame Nenner aller weinerlichen, weinenden und flennenden Ausdrücke ist. Piderit war jedoch physiognomisch ausgerichtet und betrachtete die menschlichen Ausdrucksformen nicht phylogenetisch. Er erkannte nicht, dass dem eine Entwicklung im Ausdrucksverhalten zugrunde liegen könnte, definierte keinen Begriff für die Sortenausdrücke und entdeckte auch keinen weiteren.

Gegenbeispiel[Bearbeiten]

Ein Gegenbeispiel stellt die Expression der Traurigkeit Ex0012 dar, die immer genau dann ausgedrückt wird, wenn die dort beschriebene Mundmiene zustande kommt. Die Traurigkeit ist deshalb kein Sortenklasse.

Fußnoten[Bearbeiten]