Riemannsche Fläche/Holomorphe Funktion/Einführung/Textabschnitt

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Definition  

Eine Funktion auf einer riemannschen Fläche heißt holomorph, wenn es eine offene Überdeckung

mit Karten

derart gibt, dass

holomorph sind.



Lemma

Es sei eine riemannschen Fläche und eine Funktion. Dann sind die folgenden Eigenschaften äquivalent.

  1. ist holomorph.
  2. Für jede mit der komplexen Struktur kompatible Karte

    ist holomorph.

  3. ist in jedem Punkt durch eine komplexe Potenzreihe beschreibbar.

Beweis

Siehe Aufgabe.

Dabei ist die Potenzreihe auf dem Kartenbild definiert und hängt von der gewählten Karte ab. Die Eigenschaft (2) zeigt, dass man den Atlas durch kompatible Karten auffüllen kann, ohne dabei die holomorphen Funktionen zu verändern. Deshalb nimmt man häufig kompatible Karten hinzu, etwa solche, die zusammenhängend sind oder die homöomorph zu einer Kreisscheibe sind oder hinreichend klein, um gewissen Punkten auszuweichen und Ähnliches.



Korollar  

Für eine offene Teilmenge und eine Funktion

bedeutet die Holomorphie von als Funktion der riemannschen Fläche einfach die Holomorphie von .

Beweis  

Dies folgt unmittelbar aus Fakt.



Lemma

Es sei eine riemannsche Fläche. Dann gelten folgende Aussagen.

  1. Konstante Funktionen sind holomorph.
  2. Die Summe von holomorphen Funktionen ist holomorph.
  3. Das Produkt von holomorphen Funktionen ist holomorph.
  4. Zu einer nullstellenfreien holomorphen Funktion ist auch holomorph.

Beweis

Siehe Aufgabe.


Die letzte Teilaussage wird zumeist auf holomorphe Funktionen angewendet, die Nullstellen haben, und wo man dann auf die nullstellenfreie offene Teilmenge einschränkt und dort holomorph invertiert.


Viele substantielle Ergebnisse der komplexen Funktionentheorie übertragen sich direkt auf riemannsche Flächen. Gelegentlich braucht man die Bedingung, dass die riemannsche Fläche zusammenhängend ist. Häufig wird eine riemannsche Fläche als zusammenhängend definiert.


Satz  

Es sei eine zusammenhängende riemannsche Fläche und sei

eine von der Nullfunktion verschiedene holomorphe Funktion auf .

Dann ist die Nullstellenmenge von eine diskrete Teilmenge von .

Beweis  

Nehmen wir an, dass die Nullstellenmenge nicht diskret ist. Dann gibt es einen Punkt der Nullstelle derart, dass es in jeder offenen Umgebung von unendliche viele Punkte der Nullstellenmenge gibt. Es sei eine Kartenumgebung und

die Kartenabbildung. Nach Fakt ist dann die Nullfunktion. Wir zeigen, dass dann überhaupt die Nullfunktion ist im Widerspruch zur Voraussetzung. Sei ein weiterer Punkt und sei

ein stetiger Weg, der mit verbindet. Es seien offene zusammenhängende Kartenumgebungen, die das (kompakte) Bild dieses Weges überdecken und die erfüllen. Dann ist, wie eben bemerkt, . Da die holomorphe Funktion auf holomorph ist, und auf die Nullfunktion ist, folgt, wieder mit Fakt, dass und damit auch die Nullfunktion ist. Induktiv fortfahrend ergibt sich, dass für alle die Nullfunktion ist und dass insbesondere ist.



Satz  

Es sei eine zusammenhängende riemannsche Fläche und seien

holomorphe Funktionen auf . Es gebe eine Folge mit einem Häufungspunkt (der kein Folgenglied sei) derart, dass

für ist.

Dann ist .

Beweis  

Wir betrachten die Differenz , die nach Fakt wieder holomorph ist. Es ist dann

und da die Folgenglieder einen Häufungspunkt besitzen, handelt es sich um eine nichtdiskrete Menge. Nach Fakt ist und damit .



Satz  

Es sei eine kompakte zusammenhängende riemannsche Fläche.

Dann gibt es auf nur die konstanten holomorphen Funktionen.

Beweis  

Nach Fakt ist das Bild von unter der stetigen Abbildung wieder kompakt. Nach dem Satz von Heine-Borel ist somit das Bild von abgeschlossen und beschränkt. Das bedeutet insbesondere, dass das Maximum von unter der Funktion angenommen wird. Es gibt also ein mit für alle Punkte . Es sei ein zusammenhängendes Kartengebiet. Aus dem Maximumsprinzip, angewendet auf folgt, dass konstant ist. Also ist nach Fakt überhaupt konstant.



Definition  

Zu einer riemannschen Fläche bezeichnet man den Ring der holomorphen Funktionen auf mit

und spricht von der (globalen Auswertung der) Strukturgarbe auf .

Es ist also

Zu jeder offenen Telmenge ist wieder eine riemannsche Fläche und somit ist auch

definiert. Man spricht von der Auswertung der Strukturgarbe auf . Wir werden später das abstrakte Garbenkonzept kennenlernen. Die wichtigsten Eigenschaften werden in der folgenden Aussage zusammengefasst.



Lemma  

Es sei eine riemannsche Fläche. Dann gelten folgende Aussagen.

  1. Zu offenen Mengen von und einer holomorphen Funktion

    ist die Einschränkung eine holomorphe Funktion auf .

  2. Zu offenen Mengen ist die Einschränkungsabbildung

    ein -Algebrahomomorphismus.

  3. Zu offenen Mengen mit zusammenhängend und ist die Einschränkungsabbildung

    injektiv.

  4. Es sei eine offene Menge und eine offene Überdeckung und seien holomorphe Funktionen mit

    für alle gegeben. Dann ist .

  5. Es sei eine offene Menge und eine offene Überdeckung und seien holomorphe Funktionen mit

    für alle gegeben. Dann gibt es eine holomorphe Funktion mit

    alle .

Beweis  

  1. ist klar aufgrund der lokalen Definition von holomorph.
  2. ist klar, da die algebraischen Operationen punktweise definiert sind.
  3. folgt aus Fakt.
  4. ist klar, da die Gleichheit von Funktionen punktweise definiert ist.
  5. Zunächst ergibt sich durch punktweise Festlegung direkt eine Funktion , die auf die vorgegebenen Funktionen einschränkt. Diese ist holomorph, da die Holomorphie eine lokale Eigenschaft ist.