Riemannsche Fläche/Holomorphe Funktion/Einführung/Textabschnitt
Definition
Eine Funktion auf einer riemannschen Fläche heißt holomorph, wenn es eine offene Überdeckung
mit Karten
derart gibt, dass
holomorph sind.
Lemma
Es sei eine riemannschen Fläche und eine Funktion. Dann sind die folgenden Eigenschaften äquivalent.
- ist holomorph.
- Für jede mit der komplexen Struktur kompatible Karte
ist holomorph.
- ist in jedem Punkt durch eine komplexe Potenzreihe beschreibbar.
Beweis
Dabei ist die Potenzreihe auf dem Kartenbild definiert und hängt von der gewählten Karte ab. Die Eigenschaft (2) zeigt, dass man den Atlas durch kompatible Karten auffüllen kann, ohne dabei die holomorphen Funktionen zu verändern. Deshalb nimmt man häufig kompatible Karten hinzu, etwa solche, die zusammenhängend sind oder die homöomorph zu einer Kreisscheibe sind oder hinreichend klein, um gewissen Punkten auszuweichen und Ähnliches.
Korollar
Für eine offene Teilmenge und eine Funktion
bedeutet die Holomorphie von als Funktion der riemannschen Fläche einfach die Holomorphie von .
Beweis
Dies folgt unmittelbar aus Fakt.
Lemma
Es sei eine riemannsche Fläche. Dann gelten folgende Aussagen.
- Konstante Funktionen sind holomorph.
- Die Summe von holomorphen Funktionen ist holomorph.
- Das Produkt von holomorphen Funktionen ist holomorph.
- Zu einer nullstellenfreien holomorphen Funktion ist auch holomorph.
Beweis
Die letzte Teilaussage wird zumeist auf holomorphe Funktionen angewendet, die Nullstellen haben, und wo man dann auf die nullstellenfreie offene Teilmenge einschränkt und dort holomorph invertiert.
Viele substantielle Ergebnisse der komplexen Funktionentheorie übertragen sich direkt auf riemannsche Flächen. Gelegentlich braucht man die Bedingung, dass die riemannsche Fläche zusammenhängend ist. Häufig wird eine riemannsche Fläche als zusammenhängend definiert.
Satz
Es sei eine zusammenhängende riemannsche Fläche und sei
eine von der Nullfunktion verschiedene holomorphe Funktion auf .
Dann ist die Nullstellenmenge von eine diskrete Teilmenge von .
Beweis
Nehmen wir an, dass die Nullstellenmenge nicht diskret ist. Dann gibt es einen Punkt der Nullstelle derart, dass es in jeder offenen Umgebung von unendliche viele Punkte der Nullstellenmenge gibt. Es sei eine Kartenumgebung und
die Kartenabbildung. Nach Fakt ist dann die Nullfunktion. Wir zeigen, dass dann überhaupt die Nullfunktion ist im Widerspruch zur Voraussetzung. Sei ein weiterer Punkt und sei
ein stetiger Weg, der mit verbindet. Es seien offene zusammenhängende Kartenumgebungen, die das (kompakte) Bild dieses Weges überdecken und die erfüllen. Dann ist, wie eben bemerkt, . Da die holomorphe Funktion auf holomorph ist, und auf die Nullfunktion ist, folgt, wieder mit Fakt, dass und damit auch die Nullfunktion ist. Induktiv fortfahrend ergibt sich, dass für alle die Nullfunktion ist und dass insbesondere ist.
Satz
Es sei eine zusammenhängende riemannsche Fläche und seien
holomorphe Funktionen auf . Es gebe eine Folge mit einem Häufungspunkt (der kein Folgenglied sei) derart, dass
für ist.
Dann ist .
Beweis
Satz
Es sei eine kompakte zusammenhängende riemannsche Fläche.
Dann gibt es auf nur die konstanten holomorphen Funktionen.
Beweis
Nach Fakt ist das Bild von unter der stetigen Abbildung wieder kompakt. Nach dem Satz von Heine-Borel ist somit das Bild von abgeschlossen und beschränkt. Das bedeutet insbesondere, dass das Maximum von unter der Funktion angenommen wird. Es gibt also ein mit für alle Punkte . Es sei ein zusammenhängendes Kartengebiet. Aus dem Maximumsprinzip, angewendet auf folgt, dass konstant ist. Also ist nach Fakt überhaupt konstant.
Definition
Zu einer riemannschen Fläche bezeichnet man den Ring der holomorphen Funktionen auf mit
und spricht von der (globalen Auswertung der) Strukturgarbe auf .
Es ist also
Zu jeder offenen Telmenge ist wieder eine riemannsche Fläche und somit ist auch
definiert. Man spricht von der Auswertung der Strukturgarbe auf . Wir werden später das abstrakte Garbenkonzept kennenlernen. Die wichtigsten Eigenschaften werden in der folgenden Aussage zusammengefasst.
Lemma
Es sei eine riemannsche Fläche. Dann gelten folgende Aussagen.
- Zu offenen Mengen
von und einer
holomorphen Funktion
ist die Einschränkung eine holomorphe Funktion auf .
- Zu offenen Mengen
ist die Einschränkungsabbildung
ein -Algebrahomomorphismus.
- Zu offenen Mengen
mit
zusammenhängend
und
ist die Einschränkungsabbildung
- Es sei eine offene Menge und
eine
offene Überdeckung
und seien holomorphe Funktionen
mit
für alle gegeben. Dann ist .
- Es sei eine offene Menge und
eine
offene Überdeckung
und seien holomorphe Funktionen
mit
für alle gegeben. Dann gibt es eine holomorphe Funktion mit
alle .
Beweis
- ist klar aufgrund der lokalen Definition von holomorph.
- ist klar, da die algebraischen Operationen punktweise definiert sind.
- folgt aus Fakt.
- ist klar, da die Gleichheit von Funktionen punktweise definiert ist.
- Zunächst ergibt sich durch punktweise Festlegung direkt eine Funktion , die auf die vorgegebenen Funktionen einschränkt. Diese ist holomorph, da die Holomorphie eine lokale Eigenschaft ist.