Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/Erstellung eines OER-Lehrbuchs zum Verwaltungs- und Verwaltungsprozessrecht/Sondierung geeigneter Publikationsformen
Sondierung geeigneter Publikationsformen
[Bearbeiten]Autor: Nikolas Eisentraut (nikolas.eisentraut@fu-berlin.de)
Parallel zur Ausarbeitung habe ich die Möglichkeiten einer Veröffentlichung des OER-Lehrbuchs sondiert.
Suche nach Modellprojekten
[Bearbeiten]Zunächst habe ich mich dafür auf die Suche nach Modellprojekten begeben, um daraus Inspiration für die eigene Veröffentlichung zu ziehen. In anderen Forschungsbereichen und der englisch sprachigen Rechtswissenschaft finden sich zum Teil bereits OER-Veröffentlichungen. So gibt es offen lizensierte JURA-Lehrbücher in englischer Sprache in der OPEN TEXTBOOK LIBRARY sowie unter https://www.oercommons.org/hubs/open-textbooks .
In der deutschen Rechtswissenschaft gibt es bisher jedoch noch keine vergleichbaren, mit der etablierten Ausbildungsliteratur konkurrenzfähigen OER-Lehrbücher (siehe erste, jedoch noch wenig ausgereifte Ansätze im Regal Rechtswissenschaft bei wikibooks.org). Insofern konnte ich auf keine "best-practice" zurückgreifen.
Anforderungen
[Bearbeiten]Deshalb habe ich in einem zweiten Schritt Anforderungen definiert, die eine Publikationsinfrastruktur bestenfalls erfüllen sollte, um eine optimale Rezeption des Lehrbuchs zu ermöglichen. In einer Studie über das Lehrbuch als Medium der Zukunft wurde herausgefunden, dass zwar digitale Angebote zunehmend genutzt werden, aber das klassische Printlehrbuch weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Studierende fordern eine Verknüpfung digitaler und analoger Lernmaterialien.
1. Lehrbuch sollte online gelesen und kommentiert werden können.
- Das Lehrbuch muss über eine Website erreichbar sein.
- Die Website muss ein möglichst optimales Lernerlebnis bieten: Dazu gehört zentral, dass den Leser*innen stets eine klare Orientierung innerhalb des Lehrbuchs geboten wird. Innerhalb des Lehrbuchs muss einfach navigiert werden können. Das Inhaltsverzeichnis sollte die Leser*innen dafür etwa in Form einer linken Spalte begleiten. "Vor- und Zurückblättern" muss intuitiv erfolgen können. Die Inhalte müssen sinnvoll miteinander verlinkt sein, um ein gezieltes "Springen" im Dokument und damit verknüpfendes Lernen zu ermöglichen.
- Ein den jeweiligen Abschnitten zugrunde liegendes "Forum" sollte es ermöglichen, mit den Leser*innen möglichst interaktiv in Kontakt zu treten. Bei Fragen oder Anmerkungen sollte es den Leser*innen möglich sein, mit den Autor*innen und anderen Leser*innen in Kontakt zu treten.
- Die Website muss bestmöglich auffindbar sein. Dazu gehört neben der Auffindbarkeit über google auch die in den Bibliothekskatalogen.
2. Lehrbuch sollte als PDF heruntergeladen und geteilt werden können.
3. Lehrbuch sollte als App auch offline auf dem Smartphone gelesen werden können.
4. Lehrbuch sollte bei Interesse auch als Printausgabe verfügbar sein.
Infrastrukturen für ein interaktives Lernerlebnis
[Bearbeiten]Um im Internet ein interaktives Lernerlebnis zu ermöglichen, gibt es verschiedene Infrastrukturen, die jedoch für einen technischen "Laien" nicht immer einfach zugänglich sind. Bei meinen Recherchen habe ich gemerkt, dass hier eine zentrale Lücke für OER liegt. Eine moderne, interaktive Lernumgebung ist bisher nirgends einfach und benutzerfreundlich realisiert. Dabei liegt hier großes Potential, da die Verlage bisher alle nur klassische Printveröffentlichungen und digitale Ausgaben im pdf- und epub-Format anbieten. Wirkliche Innovationen sind - trotz der technischen Möglichkeiten - bisher Mangelware.
OER-Lehrbücher via Gitlab
[Bearbeiten]Häufig werden englischsprachige OER-Lehrbücher mittels Gitlab im Markdown-Format auf einer Homepage eingebunden und zudem als pdf-Download angeboten. Die Arbeit mit GitLab erfordert jedoch eine vertiefte Auseinandersetzung mit dessen Infrastruktur, um individuelle Anpassungen vorzunehmen. Bisher gibt es keine benutzerfreundliche Infrastruktur, die es nicht näher mit den technischen Grundlagen Vertrauten ermöglichen würde, ein den oben erläuterten Anforderungen entsprechende Seite zu erstellen.
Github
[Bearbeiten]Über github lässt sich ein Repositorium anlegen, auf dem die Inhalte im Markdown-Format frei zugänglich für alle abgelegt werden können (für das Lehrbuch hier probiert). Indes gestaltet sich die Weiterverwertung der abgelegten Inhalte als schwierig. Github bietet die Möglichkeit, die abgelegten Inhalte auf einer eigenen Webadresse anzuzeigen (hier getestet für das Lehrbuch). Die dafür vorinstallierten "Themes" bieten jedoch nicht die Möglichkeiten, die das Lehrbuch erfüllen sollte. Es fehlt zunächst einmal eine übersichtliche Navigationsstruktur. Auch die Ausgabe einer PDF-Datei ist nicht "standardmäßig" möglich. Es bedüfte daher umfassender Modifikationen, um alle gewünschten Anzeigeoptionen zu realisieren. Indes stellt das jedenfalls den Verfasser als Rechtwissenschaftler vor nicht einfach zu überwindende Hürden. Sicherlich hilfreiche Tools wie etwa DocLoop können jedenfalls vom Verfasser selbst nicht eingebunden werden. Nützliche Videos, die die Veröffentlichung eines Buches via GitHub und Gitbook erklären, führen tiefer in die technischen Grundlagen, als es für einen mit Open Office und Microsoft Office arbeitenden Rechtswissenschaftler unmittelbar zugänglich ist.
In Betracht gezogen werden könnte womöglich eine mit https://how-to-open.science/ vergleichbare Veröffentlichung, die über https://www.mkdocs.org/ , https://github.com/netlify-templates/mkdocs-base und https://www.netlify.com/ realisiert wurde. Auch https://www.getzola.org/ wurde mir empfohlen. Mit diesen Tools muss ich mich jedoch zunächst näher beschäftigen, bevor ich den Content mittels dieser Dienste bereitstellen kann.
Gitbook
[Bearbeiten]Gitbook bietet eine - jedoch kostenpflichtige - Möglichkeit, die auf Github hinterlegten Inhalte gut strukturiert auf einer Homepage einzubinden.
Ein Beispielslehrbuch zum Thema Open Science ist etwa hier hinterlegt: https://open-science-training-handbook.gitbook.io/book/
Vorteile | Nachteile |
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Gitlab-Infrastrukturen der Hochschulen
[Bearbeiten]Verschiedentlich entstehen an Hochschulen dezentrale Infrastukturen unter Rückgriff auf GitLab. So hat die TU Hamburg eine GitLab-Infrastruktur realsiert. Darüber sind für die Hamburg Open Online University interessante Referenzprojekte in anderen Fachbereichen realisiert worden (s. z.B. das Lehrbuch "Biotech im Alltag" (zum Lehrbuch hier, zu den Dateien auf der GitLab-Infrastruktur der TU Hamburg hier). Das Lehrbuch erfüllt eine Vielzahl der oben genannten Kriterien, so die Möglichkeit eines PDF-Downloads, eine klare Menüführung und die Unterlegung der Abschnitte mit einem Diskussionsforum. Mir war es jedoch bisher technisch nicht möglich, eine entsprechende Struktur auf github nachzubilden, weil sich mir die Funktionsweise der auf GitLab hinterlegen Dateien nicht erschließt.
Auch die FU Berlin hat eine solche Infrastruktur, die jedoch nicht unmittelbar für alle Studierenden der FU zugänglich ist.
Bookdown
[Bearbeiten]Im Rahmen meiner Recherchen bin ich auch auf Bookdown hingewiesen worden, auch dort konnte ich jedoch mein Projekt nicht selbstständig realisieren.
Wiki-Infrastruktur
[Bearbeiten]Über die Wiki-Infrastruktur entstehen erste OER-Lehrbücher, so insbesondere über wikiversity.org und wikibooks.org.
Ein Beispiel wird zur Zeit im Bereich Mathematik umgesetzt: https://de.wikibooks.org/wiki/Mathe_f%C3%BCr_Nicht-Freaks
Wikibooks kommt als Publikationsplattform durchaus in Betracht, eine erste Seite wurde dafür angelegt unter https://de.wikibooks.org/wiki/Verwaltungsrecht_in_der_Klausur , um die Möglichkeiten der Darstellung auszutesten. Insbesondere scheinen die Möglichkeiten der Anpassung noch weit über das klassische Wikiversity-Design hinauszugehen, womit ich mich jedoch noch näher beschäftigen muss. So wurde die Projektseite des Fellow-Programms umfassend angepasst: Es finden sich dort bspw. ein Navigationsmenü, ausklappbare Textflächen und eine rechte Spalte, wobei die Darstellung im Responsive Design jedoch unter den Anpassungen leidet. Um das Lehrbuch bei Wikibooks online zu stellen, bedarf es zudem einer Konvertierung der word-Datei in das Wiki-Format, wofür wohl Pandoc (https://pandoc.org/getting-started.html) in Betracht kommt, das jedoch für Nicht-Informatiker nicht intuitiv zu benutzen ist.
Die Hochschulen bieten oftmals eigene Wiki-Infrastrukturen an, die insbesondere über Confluence ein "moderneres Design" als die Wikipedia-Projekte bieten (s. bspw. das Wiki der FU Berlin).
Vorteile | Nachteile |
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"Klassische" Veröffentlichung einer digitalen und einer Printversion des Lehrbuchs
[Bearbeiten]Neben der online-Verbreitung der Inhalte soll das Lehrbuch auch in einer digitalen Version verfügbar sein, die auch offline rezipiert werden kann. Digitale Lehrbücher werden heute in den gängigen Formaten pdf und epub angeboten. Zudem soll das Lehrbuch in einer Printversion verfügbar sein, um ein haptisches Lernerlebnis zu ermöglichen.
Fraglich war zunächst, ob das Lehrbuch dafür klassisch über einen Verlag verlegt oder im Selbstverlag vertrieben werden würde.
Vertrieb mittels Print-on-Demand / im Selbstverlag
[Bearbeiten]Bücher können heute auch selbst verlegt werden. Mittels eines Universitätsrepositoriums kann einfach und kostenlos eine Veröffentlichung einer pdf-Version eines Lehrbuchs erfolgen. Hierbei erfolgt regelmäßig die Vergabe einer DOI sowie die relevanten Meldungen der Veröffentlichung.
Eine Printversion lässt sich ebenfalls mit geringem Kostenaufwand erstellen. Mehrere Anbieter haben sich im Bereich "Self-Publishing" etabliert. In Betracht gezogen wurden bspw.:
Negativ anzumerken ist bzgl. der Selbstverlage jedoch die Beschränkung der Seitenzahl (bei epubli: rund 800 Seiten, das Lehrbuch wäre jedoch länger gewesen) und der bei einer so hohen Seitenzahl veranschlagte Mindestverkaufspreis (64 Euro!).
(Open Access) Verlage
[Bearbeiten]Immer mehr Verlage bieten die Möglichkeit an, open access zu veröffentlichen.
Die Verlage bieten dafür eine open access Veröffentlichung via PDF-Datei an, die sodann in den online Verzeichnissen der Verlage zum Download angeboten wird (s. bspw. Nomos eLibrary und De Gruyter.
Neben auf open access spezialisierten Verlagen bieten auch immer mehr in der Rechtswissenschaft etablierte Verlage diese Möglichkeit an. Indes gibt es in den Verlagsprogrammen bisher noch keine rechtswissenschaftlichen open-access-Lehrbücher, sondern weit überwiegend Aufsätze und Monographien.
Auf der jurOA-Tagung "Open Access für die Rechtswissenschaft - Pflicht oder Privatsache?" in Frankfurt am Main habe ich mich über die Möglichkeiten einer Kooperation mit Verlagen informiert. Dort waren vertreten:
- De Gruyter: https://www.degruyter.com/dg/page/open-access
- Nomos: https://www.nomos.de/open-access/
- Carl Grossmann Verlag: http://www.carlgrossmann.com/
Von den etablierten Verlagen bieten weiterhin open access-Veröffentlichungen an:
- Mohr Siebeck: https://online.mohr.de/openaccess/