Basiskonzepte im GSP-Unterricht/Zeitpunkte
Basiskonzepte im GSP-Unterricht/Zeitpunkte |
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Das Basiskonzept "Zeitpunkte" ist ein Teil des zentralen Konzepts des historischen Denkens „Zeit“. Es ist ein Element von Temporalbewusstsein, also der Fähigkeit, mit Zeit als Orientierungssystem umzugehen.
Basiskonzept Zeitpunkte
[Bearbeiten]Geschichtsbewusstsein – Voraussetzung und Ziel des Geschichtsunterrichts zugleich – wird als Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft beschrieben.[1] Das von Hans-Jürgen Pandel beschriebene Temporalbewusstsein meint die Unterscheidung der drei Zeitsysteme.[2]
Damit Veränderungen wahrgenommen werden können, werden für das historische Denken „scheinbar statische Momente, die zeitliche Erklärungsmuster überhaupt erst ermöglichen“[3] benötigt. Pandel zufolge gibt es ein Bedürfnis nach Zäsuren.[2] Diese ermöglichen eine Unterscheidung zwischen „vorher“ und „nachher“ und somit eine Bestimmung von Veränderungen. Man denke etwa an den 8. Mai 1945 – vorher war Krieg, nachher war Frieden.
Im Unterricht wird dieses Bedürfnis gerne mit Zeitleisten befriedigt. Michael Sauer zufolge sollen die Lernenden damit „geschichtliche Vorgänge in einem zeitlichen Kontinuum […] verorten und auf Dauer ein allgemeines chronologisches Orientierungswissen […] gewinnen“.[4] Die Forschung konnte jedoch bislang (noch) nicht belegen, ob diese Methode tatsächlich dafür hilfreich ist.
Mit dem Basiskonzept „Zeitpunkte“ ist keine Aufforderung zum Lernen von Jahreszahlen verbunden. Es soll jedoch thematisiert werden, inwiefern einzelne Ereignisse einen Wandel herbeigeführt haben, etwa in Bezug auf politische Systeme. Thomas Hellmuth und Christoph Kühberger zufolge „soll die Einsicht gewonnen werden, dass Zeitpunkte bestimmte Ereignisse markieren und damit etwa Geschichte als Erzählung strukturieren.“[3] Dabei ist aber jedenfalls zu berücksichtigen, wie Sabine Hofmann-Reiter betont, dass das individuelle Zeitbewusstsein der Lernenden in einer Klasse sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann. Nicht alle sind auf der gleichen Entwicklungsstufe.[5]
Anwendungsbeispiele für den Unterricht
[Bearbeiten]- Rückgriff auf Präkonzepte über individuelle Erfahrungen der Lernenden: Als Einstieg kann darüber gesprochen werden, welche Zeitpunkte die Lernenden als einschneidend für ihr eigenes Leben erinnern.
- aktuelle Jubiläen und die Auswirkungen auf die Geschichtskultur: Anhand eines aktuellen Jubiläums (2016: Gedenken an den Tod von Kaiser Franz Joseph) kann im Unterricht über die Frage diskutiert werden, ob das jeweilige Ereignis Zäsurcharakter hatte.
- Hinterfragen von Epocheneinteilungen: In Bezug auf Epochengrenzen kann im Unterricht thematisiert werden, was dazu führt, dass kein Zeitpunkt definiert werden kann.
Literatur
[Bearbeiten]- Thomas Hellmuth, Christoph Kühberger: Historisches und politisches Lernen mit Konzepten. In: Historische Sozialkunde. Geschichte - Fachdidaktik - Politische Bildung 1/2016, S. 3-8.
- Hans-Jürgen Pandel: Geschichtsdidaktik. Eine Theorie für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2013, ISBN 978-3-89974670-9.
- Michael Sauer: Die Zeitleiste. In: Hans-Jürgen Pandel, Gerhard Schneider (Hrsg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 2007, ISBN 978-3-87920-430-4, S. 197-208.
- Sabine Hofmann-Reiter: Zeitverständnis am Übergang von der Grundschule zur Sekundarstufe. Empirische Erkundungen der Geschichtsdidaktik, Innsbruck-Wien-Bozen 2015, ISBN 978-3-7065-5403-9.
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ http://gd.e-learning.imb-uni-augsburg.de/node/962
- ↑ a b Hans-Jürgen Pandel: Geschichtsdidaktik. Eine Theorie für die Praxis, Schwalbach/Ts. 2013, ISBN 978-3-89974670-9, S. 138-140.
- ↑ a b Thomas Hellmuth, Christoph Kühberger: Historisches und politisches Lernen mit Konzepten. In: Historische Sozialkunde. Geschichte - Fachdidaktik - Politische Bildung 1/2016, S. 3-8, hier S. 4.
- ↑ Michael Sauer: Die Zeitleiste. In: Hans-Jürgen Pandel, Gerhard Schneider (Hrsg.): Handbuch Medien im Geschichtsunterricht, Schwalbach/Ts. 2007, ISBN 978-3-87920-430-4 S. 197-208, S. 198.
- ↑ Sabine Hofmann-Reiter: Zeitverständnis am Übergang von der Grundschule zur Sekundarstufe. Empirische Erkundungen der Geschichtsdidaktik, Innsbruck-Wien-Bozen 2015, ISBN 978-3-7065-5403-9, S. 36.