Benutzer:SimonFrank/Protokoll der Sitzungen am 24.06.09

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WALTER BENJAMIN DAS KUNSTWERK IM ZEITALTER SEINER TECHNISCHEN REPRODUZIERBARKEIT[Bearbeiten]

Protokoll vom 24. Juni 2009 Protokollantin: Caroline Schlegel

Über sein Leben[Bearbeiten]

Walter Benjamin wurde 1892 in Berlin geboren. Er studierte Philosophie und Germanistik in Freiburg, Berlin und München. Seine Promotion verfasste er 1919 über den „Begriff der Kunstkritik in der deutschen Romantik“ in Bern. 1923 lernte er Theodor W. Adorno sowie Siegfried Kracauer kennen. Ab 1925 verfasste er als freier Autor Essays zur klassischen und modernen Literatur in Berlin. Er freundete sich mit Bertolt Brecht an und emigrierte 1933 nach Paris. 1934 wurde eine von Benjamins Schriften erstmals in der „Zeitschrift für Sozialforschung“ veröffentlicht. 1940 beschloss Benjamin in die USA auszuwandern. Kurz vor der Auslieferung an die Deutschen nahm sich Benjamin im Grenzort Port-Bou das Leben.

Sein Werk[Bearbeiten]

Zu Lebzeiten wurde Benjamins Werk keine große Beachtung geschenkt. Nur ein kleiner Kreis von Intellektuellen wie Theodor W. Adorno oder Bertolt Brecht erkannten seine Bedeutung als Kunstkritiker und Kritiker. 1955 gab Theodor W. Adorno Benjamins Schriften heraus und seine posthume Wirkungsgeschichte begann. Besonders große Bedeutung erlangte sein Essay „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“, der 1936 in der „Zeitschrift für Sozialforschung“ auf französisch publiziert wurde. Es folgte 1963 eine Veröffentlichung auf Deutsch.

Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit[Bearbeiten]

Walter Benjamin untersucht weitgreifende Entwicklungen, welche die gesamte Gesellschaft betreffen und im speziellen die Auswirkung der Technikentwicklung auf den Umgang mit Kunstwerken. Insbesondere geht Benjamin auf die Auswirkungen ein, die die modernen Reproduktionstechniken wie Fotografie und Film bei der Rezeption des Kunstwerkes bewirken. Nach Benjamin war Kunst schon immer reproduzierbar, sei es durch Prägung, Holzschnitt, Druck oder Fotografie. „Das Kunstwerk ist grundsätzlich immer reproduzierbar gewesen. Was Menschen gemacht hatten, das konnte immer von Menschen nachgemacht werden." (Benjamin, Walter (2007): Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit, Frankfurt am Main, S. 10.)

Eine Steigerung der möglichen Kopien entspricht einer Stärkung der Reproduzierbarkeit. Durch die Möglichkeit der technischen Reproduzierbarkeit geht das Einmalige eines Kunstwerks verloren und die Unterscheidung zwischen Original und Kopie wird bedeutungslos. Der gesamte Bereich der Echtheit entzieht sich aber der technischen Reproduktion. Laut Benjamin erhält die manuelle Reproduktion gegenüber dem "Original" seine Autorität aufrecht. Bei der technischen ist dies nicht der Fall, da sie dem Original gegenüber selbstständiger ist, als die manuelle.

Film und Fotografie[Bearbeiten]

Die Reproduktion an sich wird zur Kunstform. Beispielhaft lassen sich der Film oder die Fotografie nennen. Film und Fotografie besitzen kein ausdrückliches Original, denn die Reproduktion ermöglicht einen massenhaften Privatgebrauch. Benjamin versteht die Fotografie und den Film als innovative Kunstformen, die ältere Formen wie das Tafelbild und das Schauspiel ablösen. Benjamin stellt den Film als am weitesten entwickelte Produkt dar, denn der Film lässt durch den Einsatz einer technischen Apparatur und das Montageverfahren eine neue Rezeptionsform entstehen. Außerdem schafft der Film ein sehr genaues Bild der Realität, das für das Auge unsichtbar wäre. Während ein Gemälde meist von Einzelpersonen betrachtet wird, ist der Film auf eine Kollektiverfahrung angelegt. Kultwert versus Ausstellungswert Die Einmaligkeit des Originals fundiert im Ritual. Kunst hat einen Gebrauchswert und wird funktional anderen Bereichen zugeschrieben sowie darin, wie beispielsweise in der Religion, eingebettet. Mit der Entstehung der Fotografie wird der Kultwert eines Kunstwerks zurückgedrängt und durch den Ausstellungswert ersetzt.

Aura[Bearbeiten]

Aus der Echtheit des Kunstwerks ergibt sich eine Aura, die jedoch durch die Reproduktion zerstört wird, da das Kunstwerk aus den Traditionen herausgelöst wird. Die Aura entsteht aus der Einmaligkeit und Unwiederholbarkeit des Erlebten. Es ist eine Wirklichkeit, die nur an diesem Ort und zu dieser Zeit erfahrbar wird, sich nicht festhalten und nicht mitnehmen lässt. Beispielhaft ist hier die Atmosphäre bei einer Uraufführung zu nennen. Politisierung der Kunst Auratische Kunst führt beim Betrachter zu einer völligen Versenkung in der Kunst, so dass die Außenwelt und auch die Politik in Vergessenheit gerät (= Ästhetisierung der Politik). Eine von der Aura befreite Kunst verhindert eine andächtige Kontemplation. Der Betrachter nimmt eine kritische Position ein und blickt auf die reale Welt (= Politisierung der Kunst). Begriffe, die an die Aura gebunden sind, wie Schöpfertum, Genialität und Ewigkeit werden durch die Anwendung neuer Reproduktionstechniken hinfällig.

Umbruch der Moderne[Bearbeiten]

Der Aufsatz „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“ ist Teil des Passagen- Projekts, dessen Ziel es war, die vielfältigen Dimensionen der Moderne aufzuzeigen. Für Benjamin ist die Moderne einerseits durch tief greifenden Erfahrungsverlust gekennzeichnet, andererseits fordert er die Möglichkeit zu historischer Erfahrung in der Moderne ein. Den „Verfall der Aura“ ist somit nicht nur im Bezug zur Kunst zu sehen, sondern als Kennzeichnung für den modernen Erfahrungsverlust.

Gruppenarbeit:[Bearbeiten]

Idee der Aura[Bearbeiten]

Rollenspiel: Es wurde eine Reproduktionsmaschine entwickelt, die Kunstwerke authentisch reproduzieren kann. Die Maschine ist in der Lage eine 1:1 Kopie zu erstellen und die Fälschung ist somit vom Original nicht zu unterscheiden. Die Mitarbeiter eines Museums stehen vor der Entscheidung Picassos „Guernica“ zu reproduzieren und nur die Kopie aufzuhängen oder das Originalbild auszustellen. Ziel ist es Benjamins Argumentation auf den Grund zu gehen und pro und contra zu erörtern.

Pro Reproduktion[Bearbeiten]

Bei einem Kunstwerk steht das Motiv im Vordergrund und das ist auch bei einer Reproduktion sichtbar. Ein reproduziertes Bild kann es mehrmals geben und dadurch ist es für das Massen- und nicht nur für das Spezialpublikum zugänglich. Die Kunst wird politisiert und mehr Menschen können durch das Kunstwerk in die Welt blicken.

Contra Reproduktion[Bearbeiten]

Jedes Original-Kunstwerk ist einzigartig und besitzt eine Aura, die nicht reproduziert werden kann. Durch die Reproduktion eines Kunstwerks verliert das Gemälde seinen elitären Status und wird privatisiert. Es muss nicht mehr im Museum hängen, sondern kann auch zu Hause aufgehängt werden. Zu unterscheiden ist, ob der Betrachter von der Reproduktion weiß oder nicht. Wenn bekannt ist, dass es sich um eine Kopie handelt, dann ist die Aura für den Betrachter nicht vorhanden.