Benutzer:SimonFrank/Protokoll der Sitzungen am 29.04.09 und 06.05.09

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1. Der Kunstbegriff im Mittelalter: die Kunst als ars vulgares

Bereits in der Antike bildeten sich die septem artes liberales, die sieben freien Künste heraus, welchen sich ein freier Mann widmen sollte. Diese unterteilen sich in das Trivium (Grammatik, Logik, Rhetorik) und das Quadrivium (Arithmetik, Geometrie, Musik, Astronomie). Wo aber ist die bildende Kunst zu finden?  im 12. Jh. wurden die Künste um die artes vulgares, die Handwerkskünste erweitert. Zu diesen zählen u. a. die Kriegskunst, die Seefahrt, die Jagd, die Heilkunde und auch die Hofkünste wie Theateraufführungen oder Zirkus. Einen hohen Stellenwert genoss die Kunst innerhalb der artes jedoch nicht, so schreibt Nicolaus von Cues in De docta ignorantia Ende des 14. Jh.: „Die Kunst ist eine Nachahmung der Natur, aber zur Präcision bringt sie es nicht.“

2. Der Kunstbegriff bei Platon (427 – 347 v. Chr.): Abwertung des Künstlers

Platon gilt als zentraler Autor der Kunsttheorie, dessen Grundkonzept noch bis in unser 21. Jh. Wirkung zeigt. Insbesondere sein Höhlengleichnis setzte Maßstäbe und lässt vielschichtige Interpretationsmöglichkeiten zu. Darin skizziert Platon folgenden Situation: einige Menschen sitzen gefesselt und mit fixierten Köpfen an einer Steinmauer. Hinter ihnen brennt ein Feuer und so werfen die auf der Steinmauer aufgereihten Gegenstände Schatten auf die Höhlenwand, welche die Menschen betrachten. Der sinnlich wahrnehmende Mensch sieht also nur die Abbildungen, nicht jedoch die wahre Welt. Auch im zehnten Buch der Politeia wird dieser erkenntnistheoretische Idealismus Platons ersichtlich; er beschreibt darin anhand des Stuhlgleichnisses den Ideenhimmel, in welchem das Konzept des Stuhls vorhanden ist und die sinnliche Welt, welche nur eine Abbildung dieser Idee schafft. Der Künstler, der wiederum nur ein Abbild dieses Scheins malt und somit eine Nachahmung 2. Grades herstellt, erfasst die eigentliche Wahrheit und das Wesen des Stuhles nicht, sondern wird als „Schattenbildkünstler“ bezeichnet. Er ist sinnlich verblendet und weit von der Wahrheit und höheren Geistestätigkeiten entfernt. Denn, so schreibt Platon, „als etwas Schlechtes galtet also die Nachahmungskunst sich mit dem Schlechten unserer Seele und muß demnach auch nur schlechte Folgen erzeugen.“ Er stellt die ratio als edelstes Seelenvermögen die Sinne als die niederen Seelenvermögen gegenüber. Dabei bedient sich die ratio, der Verstand, den Hilfsmitteln des „Messen, Rechnen und Wägen“. So ist der Verstand den Sinnen überlegen und fällt nicht auf deren Täuschungen herein. Um dies zu verdeutlichen, kann das Zwillingsbeispiel angeführt werden: durch Abwägen mit dem Verstand kommt man zu dem Schluss, dass der am Ende der Straße stehende Zwillingsbruder gleich groß ist wie derjenige der direkt neben einem selbst am Anfang der Straße steht; die Sinne hingegen werden getäuscht und halten ihn für kleiner.

Verfasserin: Simone Kottmann

Seminar: Kunsttheorie SoSe 2009