Bloggen

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Thema Bloggen[Bearbeiten]

Diese Einführung in das Thema Bloggen ist eine eingedeutschte und überarbeitete Version dieses Dokuments von Howard Rheingold.

Blogging I[Bearbeiten]

In dieser Einheit werden die Teilnehmer:

  • ein eigenes Blog einrichten
  • sich mit dem Posten eines Blogbeitrags und eines Kommentars vertraut machen
  • ein Testposting veröffentlichen


Blogging Arbeitsauftrag:[Bearbeiten]

  • Ein substanzielles Posting pro Woche. Das Posting beschäftigt sich thematisch mit den Inhalten der jeweiligen Woche und der Diskussionen, die online verfolgt wurden. Das Blog dient dabei als persönliches Lernjournal.

Ebenso reagieren die Teilnehmer wöchentlich mindestens auf ein Blogposting anderer Teilnehmer. Idealer Weise entwickeln sich Diskussionen zu interessanten Blogbeiträge in den Kommentaren zu dem entsprechenden Posting. Es muss nicht immer alles tot ernst sein – aber der Schwerpunkt sollte doch deutlich auf sachlichen Diskussionen liegen. Es darf natürlich auch gerne öfter als einmal wöchentlich gebloggt werden.

  • Einige Blogposts sind in erster Linie persönliche Reflexionen, innere Rede oder „Gedanken im Entstehen“, aber die Quintessenz eines Postings ist ein Link, eingebettet in einen ausformulierten Kontext. Nicht alle Postings enthalten einen Link, aber Links sind extrem wichtig beim Bloggen.

Das Blog als persönliches Lernjournal zu verwenden, ist eine eher introspektive, auf sich selbst bezogene Form des Bloggens. Blogger können das Medium aber auch dazu verwenden, andere zu unterhalten, informieren, anzuregen, zur Diskussion einladen, organisieren – abhängig jeweils davon, welche Haltung der Blogger in seinem Text einnimmt.
In einem Blogposting, das sich an Außenstehende richtet, sollte man sich um eine kritische, informative, „performative“, öffentliche Stimme bemühen.
Im Kontext des Onlineseminars sollten die Teilnehmer den Lesern zeigen, dass man sich gedanklich mit den Kerninhalten des Seminars auseinandersetzt und dass man sein Lernen mit den anderen Teilnehmern teilt. Ein eventueller Unterhaltungswert der Blogbeiträge ist ein Plus, wichtiger ist aber eine kritische öffentliche Stimme.

  • Die Zielgruppe der Blogbeiträge ist die Öffentlichkeit des Seminars. Die Öffentlichkeit eines Seminars unterscheidet sich von den Teilnehmern insofern, als Mitglieder der Öffentlichkeit potenziell aktiv sind: statt einfach nur aufzusaugen, was andere produzieren, mischen sich die Mitglieder einer Öffentlichkeit ein – sie kommentieren die Beiträge anderer, verlinken auf sie, hinterfragen oder stimmen zu, sie schließen sich auch zu kollektiven Aktionen im virtuellen oder realen Raum zusammen. Um die Idee der öffentlichen Stimme zu verstehen, lesen Sie Phil Agre.


(erste) Ressourcen zum Thema Blogging:[Bearbeiten]

Meinungen / Erfahrungen[Bearbeiten]

http://www.rete-mirabile.net/lernen/erfahrungen-aus-einem-schueler-blog-projekt
http://www.rete-mirabile.net/lernen/neues-projekt-bloggende-schueler-blog-tipps-vom-lehrer

Lehrerblogs[Bearbeiten]

http://widerspiegel.wordpress.com/2011/01/30/die-guten-lehrer-reflektiere-deinen-unterricht/
http://teacher.twoday.net/
http://lehrerblog.jugend-und-bildung.de/
http://fraufreitag.wordpress.com/
http://herrlarbig.de/

Englischsprachige Verweise[Bearbeiten]

https://www.socialtext.net/medialiteracy/blogging
http://relationalcontextofteaching.edublogs.org/2011/06/21/why-i-ask-my-students-to-blog/


Blogging II[Bearbeiten]

Veröffentlichen Sie im Verlauf des Seminars mindestens ein Blogposting, das den Beschreibungen der untenstehenden Charakteristiken entspricht. Veröffentlichen Sie am Ende eine Liste mit den aus ihrer Perspektive jeweils besten Beispielen für die im Folgenden beschriebenen Arten von Blogbeiträgen:

  • Zunächst posten sie einen Beitrag, der eine Interessengemeinschaft auf eine sehenswerte Quelle im Internet aufmerksam macht. Sie verweisen die Interessengemeinschaft auf diese Quelle, indem Sie ihrem Beitrag einen Link hinzufügen, welchen Sie durch kurze, selbsterklärende Zitate ergänzen. Außerdem erklären Sie in Ihrem Posting, warum Ihre ausgesuchte Quelle Aufmerksamkeit dieser Interessengemeinschaft verdient und erfüllen damit die ko-Filter-Funktion des Bloggens.
  • Verbindendes Schreiben: Sie verfassen ein Posting, das auf zwei oder mehr Internetseiten verweist und erklären die übergeordnete Idee, die diese beiden Seiten miteinander verbindet.
  • Sie nehmen aktiv teil am öffentlichen und kritischen Austausch, indem Sie den Inhalt einer Seite in einem Blogbeitrag analysieren. Dazu stellen „haken Sie nach“ – Sie stellen also Fragen zu den Annahmen, Behauptungen und zur Logik der Argumente auf der von Ihnen verlinkten Seite.
  • Sie verfassen einen Beitrag, mit dem Sie Stellung zu einem Sachverhalt beziehen. Sie unterstützen Ihre Position, indem Sie in Ihrem Beitrag auf Seiten verlinken, die Ihre Stellungnahme unterstreichen.


Blogger als „intelligenter Filter“[Bearbeiten]

Wenn Blogger Links auswählen, in einen Kontext einordnen oder präsentieren, die für eine Öffentlichkeit einen besonderen Wert haben, dann dienen Blogger als „intelligente Filter“ für die jeweilige Öffentlichkeit. Eine „Öffentlichkeit“ unterscheidet sich von einer Leserschaft dadurch, dass die „Öffentlichkeit“ auf das, was ein Blogger veröffentlicht, aktiv reagiert. So könnte diese Öffentlichkeit einen Rat befolgen, einer Bitte nachkommen, sich an einer Diskussion beteiligen und kollektiv in Aktion treten. Die „Öffentlichkeit“, die Sie mit Ihren Blogbeiträgen ansprechen, kann eine Interessengemeinschaft sein, also andere Menschen, die den gleichen Beruf ausüben wie Sie selbst, die das gleiche Hobby haben oder die eine Leidenschaft für etwas teilen. Die „Öffentlichkeit“ kann auch politisch sein und die Ideale der Demokratie praktisch umzusetzen versuchen, wie das Beispiel von occupywallst.org zeigt. Die „Öffentlichkeit“ kann auch auf ganz lokaler Ebene organisiert sein, etwa, wenn sich die Bürger einer Stadt digital, vernetzt und offen selbst zu verwalten versuchen. Science Fiction-Fans teilen online Inhalte, indem sie zum Beispiel Geschichten weiterspinnen und Inhalte neu zusammensetzen. Auch sie bilden so eine Öffentlichkeit.

Erste Aufgaben:[Bearbeiten]

  • Definieren Sie in eigenen Worten die Öffentlichkeit, die durch die anderen Teilnehmer und den Lernbegleiter gebildet wird.
  • Behalten Sie diese Idee von Öffentlichkeit im Hinterkopf und verlinken Sie in einem Blogbeitrag auf eine Internetseite Ihrer Wahl – einen Blogbeitrag, eine Nachrichtenmeldung, einen Wikipedia-Eintrag, eine Online-Community oder Marktplatz, ein Forum, eine Audio- oder Video-Datei. Die von Ihnen ausgewählte und verlinkte Seite soll dabei das Potenzial besitzen, das Wissen der Öffentlichkeit zu erweitern, diese Öffentlichkeit dazu anzuregen selbst aktiv zu werden, oder eine Reaktion der entsprechenden Öffentlichkeit zu provozieren.


Bloggen als verbundenes Schreiben[Bearbeiten]

Der Begriff des „connected writing“ wurde zum ersten Mal von Will Richardson verwendet. Er bezeichnet damit eine bestimmte Art des kritischen und disziplinierten Bloggens, das er wie folgt beschreibt:

“What I have been trying to celebrate, however, is what I see as an opportunity for a new type of writing that blogs allow, one that forces those who do it to read carefully and critically, one that demands clarity and cogency in its construction, one that is done for wide audience, and one that links to the sources of the ideas expressed....I’m talking about something uniquely suited to blogs. I’m talking about this post, about our ability to connect ideas in ways that we could not do with paper, to distribute them in ways we could not do with the restrictiveness of html, and to engage in conversations and community in ways we could not do with newsgroups or other online communities before.“

Weitere Aufgaben:[Bearbeiten]

  • Präsentieren Sie Ihrer Öffentlichkeit mindestens zwei Links im Kontext eines Blogbeitrags, der Ihrer Öffentlichkeit den Wert dieser Links erläutert.
  • Führen Sie einen größeren Zusammenhang aus, indem Sie die Verbindung zwischen den von Ihnen gewählten Links nutzen, um auf ein übergeordnetes Muster zu verweisen, welches Sie in dieser Verbindung erkennen. Erläutern Sie die Verbindung und schlagen Sie eine Bedeutung vor. In dieser Übung müssen Sie Ihren Standpunkt nicht beweisen – verwenden Sie einfach nur die beiden Links und die Verbindung zwischen beiden als Kontext für eine Aussage, die „einfach so stehen bleibt“. Sie können mit Ihrer eigenen Meinung beginnen und die Links zur Unterstützung dieser Meinung heranziehen. Oder Sie beginnen mit den Links und nähern sich Ihrem Standpunkt induktiv.


Zum kritischen, öffentlichen Diskurs beitragen: die analytische Sicht[Bearbeiten]

Gewissheit über Anweisungsbefugnis und Glaubwürdigkeit sind u.a. der Preis, den wir für die Freiheit des demokratisierten Veröffentlichens bezahlen. Wir können dem Autor nicht mehr vertrauen, wenn es darum geht, die Gültigkeit seiner Worte zu garantieren. In der virtuellen Medienwelt müssen die Nutzer über kritische Fähigkeiten verfügen, um zwischen Information, Falschinformation und Täuschung unterscheiden zu können. Dazu bedarf es der Fähigkeit zu analysieren, nachzuforschen und zu argumentieren. Blogger können geradezu haarsträubend falsche, ungenaue und fehlerhafte Informationen verbreiten und genau das tun sie auch. Es liegt in der Verantwortung der Leser, und insbesondere der anderen Blogger, Fragwürdiges aktiv zu hinterfragen.

Die nächsten Aufgaben:[Bearbeiten]

  • Verlinken Sie in einem Blogbeitrag eine Internetseite und kritisieren Sie diese. Die von Ihnen ausgesuchte Seite kann wieder ein Blogbeitrag sein, eine Nachricht auf der Seite einer bekannten Zeitung oder eine beliebige andere Internetseite.
  • Wenn möglich, stellen Sie auch Beweise dafür zur Verfügung, dass die Fakten auf der von Ihnen kritisierten Internetseite falsch sind. Ihre Kritik muss sich aber nicht auf falsche Fakten beziehen: Diskutieren Sie die Logik oder die eventuelle Voreingenommenheit und Befangenheit des Autors. Bieten Sie ein Gegenargument an. Zeigen Sie auf, was der Autor außer Acht lässt oder übersieht.
  • Bringen Sie schließlich in einer Antwort auf der von Ihnen kritisierten Seite Ihre eigene Meinung zum Ausdruck.


Die eigene öffentliche Stimme nutzen: Position beziehen[Bearbeiten]

We are the 99%

In ganz Amerika nutzen derzeit Bürger ihre öffentliche Stimme und wenden sich damit an ihre Mitbürger. Sie unternehmen den Versuch, ihren eigenen Staat mitzugestalten und nehmen aktiv Teil an der Ausgestaltung der Demokratie. Die Freiheit eines jeden hängt vermutlich davon ab, wie viele und wie gut Mitbürger lernen, Medien zu nutzen, die die Kommunikation zwischen vielen Menschen ermöglichen.

Aufgaben:[Bearbeiten]

  • Suchen Sie sich eine Position zu einer öffentlichen Angelegenheit aus. Irgendeine Sache, zu der Sie eine leidenschaftliche Meinung haben. Migration. GEZ. Doping im Profisport. Tierversuche. Irgendein Thema, das Ihnen wichtig ist.
  • Argumentieren Sie für oder gegen etwas – einen Standpunkt, eine Aktion, eine Richtlinie, die mit diesem Thema zu tun hat. Sie müssen Ihre Darstellung nicht beweisen, äußern Sie ihre Meinung. Es geht dabei nicht darum, dass Sie eine einzigartige und vollkommen neue Meinung vertreten, zitieren Sie aber nicht nur andere. Beantworten Sie folgende Frage der lesenden Öffentlichkeit: „Was möchte der Autor dieses Blogbeitrages, das ich wissen, glauben oder tun soll?“
  • Binden Sie Links in Ihren Blogbeitrag ein, die Ihre Darstellung überzeugender machen. Verwenden Sie Links, um Ihre Argumentation aufzubauen. Greifen Sie auf Quellen zurück, die Fakten liefern. Auf Aussagen anderer, die Ihre Behauptungen unterstreichen, auf Beispiele, die das, was Sie aussagen wollen, illustrieren.