Kurs:Dresdner Baudenkmäler/Altes Rathaus (auf dem Altmarkt)

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ßathhaus zu Dresden- Altstadt.


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Das Rathhaus zu Dresden -Altstadt.

Das Dresdner Rathhaus wird 1380 zuerst urkundlich erwähnt. Es diente zugleich als Kaufhaus. Als solches erscheint es schon in einer Urkunde von 1295; wir erfahren, dass die Schuh-, Brod- und Fleischbänke sich 1362 im Kauf- hause befanden. Es stand auf dem Markte, und zwar an dessen nördlicher Seite, quer vor der heutigen Schössergasse (vergl. Richter, Verfassungsgeschichte I, S. 162 flg.).

1402 begann ein grösserer Umbau, wie aus den Bauamtsrechnungen hervor- geht. Lamnitz und seine Gesellen mauern dort, ebenso der Maurer Neumann.

1407 wurde der Bau einer Rathhauskapelle unternommen, welche 1412 als neu erbaut und mit einer Messe ausgestattet bezeichnet wird. Das von den Erben des Lorenz Busmann erkaufte halbe Dorf Quohren bietet hierzu die Bezüge.

1409 malte Philip der Maler den Giebel auf dem Rathhause in Oelfarbe, Meister Heinrich der Zimmermann war am Baue thätig, die Harnischkammer wurde errichtet.

1414 werden die Gewölbe in der Kapelle auf dem Kaufhause erwähnt, der Weinkeller wurde gebaut, Meisler Conrad haute Steine zu dem Steigloche vor die- sem, die Feuerglocke „Pempe" wurde aufgehängt,

1422 hing Meister Heinrich die Seigerglocke auf das Rathhaus, dessen Thürmchen erbaut wurde. 1423 legte Meister Franz Blei auf dieses.

Damit dürfte der Umbau, welchen das Aufblühen der Stadt unter Herzog Wilhelm herbeiführte, abgeschlossen gewesen sein.

Eine zweite Bauperiode setzte erst nach dem Abschlüsse der Hussitenkriege und Bruderkriege ein. Zwar fertigt 1462 Johannes Wölk enstein einen Altar auf das Kaufhaus für 9 Schock, aber ein grösserer Umbau erfolgte erst 1473. Es wird die Rathsstube und die alte Stube abgebrochen, Meister Bastian der Steinmetz, der 18 Groschen Wochenlohn erhielt, verbaut 130 Schock 38 Gr., also eine ansehnliche Summe. Dann wurde 1481 am Keller gebaut: Meister Peter der Steinmetz und Meister Eberhardt der Zimmermann sind hier thätig. Meister Peter braucht Papier zu den Reissbrettern, er macht „Model- breth, das sie stein han darnach gehawen". Diese Bretter werden geleimt. Burckhardt (Bernhart?) Becker haute Tafelsteine.

1 Gr. iii Pf. wurden für 4 Kannen Bier ausgegeben und geschenkt den Steinmetzen und Maurern, da sie zornig geworden und wollten das Türkengeld nicht geben. Kleinere Beträge für das Rathhaus siehe bei Richter, Verfassungs- geschichte I, S. 162 flg.

Der Umbau von 1564, der rund 234 Schock kostete, dürfte wesentliche Aenderungen im Aeusseren nicht herbeigeführt haben. Die Trinkstube wurde errichtet, später noch weitere innere Einrichtungen getroffen.

1707 wurde das Rathhaus abgebrochen. Es ist uns in Abbildungen im Kupferstich erhalten, doch kenne ich keinen Grundplan des Gebäudes.

Bemerkenswerth war wohl nur die Architektur der Kapelle, wie sie sich aus den erhaltenen Abbildungen und in der Beschreibung bei Weck (S. 76 flg.) er- giebt.


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Dresden (Stadt), Rathhaus zu Dresden -Altstadt.


Am Eathhause befand sich eine Tafel in Stein mit der Inschrift: (Eines . mons . re&e . ist . eine . gute . Ijalbe . rebe . man . Ijore . eines . onbern .

mannes . re&e . and).

Diese Tafel kam später an das Kaufhaus und verschwand mit diesem. Nach den alten Darstellungen waren die gothischen Formen im Aeusseren des Baues auf die Strebepfeiler an der Kapelle beschränkt. Der Bau hatte mehrere Renaissancegiebel und zwei Dachreiter, der östliche über der Kapelle noch mit spitzem Helm, der west- liche mit welscher Haube. Eine solche war auch über der Trinkstube, die sich vor der Westfront aufbaute. Verkaufshallen umgaben den malerischen Bau ringsum.


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