Projekt:Dresdner Glossar/Boso

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ADB[Bearbeiten]

Boso eröffnet die Reihe der Bischöfe von Merseburg. Kaiser Otto der Erste, der Gründer der christlichen Kirche im Slavenlande jenseits der Elbe, beabsichtigte zu Magdeburg bei dem daselbst erbauten Münster ein Erzbisthum zu errichten, diesem aber ein gleichfalls mit einem Münster zu verbindendes Bisthum von Merseburg zuzuordnen. Sein Vorhaben, schon 962 durch eine Bulle des Papstes Johannes XII. unterstützt und 966 durch die Synode von Ravenna aufs neue in Anregung gebracht, kam zwei Jahre später zur Ausführung. Der zum Erzbischof von Magdeburg erwählte Abt Adalbert consecrirte im J. 968 B. als ersten Bischof von Merseburg. Dieser nämlich war in einem auf der östlichen Seite von Regensburg außerhalb der Stadt gelegenen Kloster des Märtyrers St. Emmeram erzogen worden; hierauf trat er als Geistlicher in kaiserliche Dienste und empfing in Anerkennung seiner Thätigkeit ein Beneficium der Kirche von Zeitz, woselbst er in einem Walde einen nach ihm benannten steinernen Tempel erbaute und weihen ließ. Schon vor seiner bischöflichen Ordination besaß er das ganze zu den Kirchen von Merseburg, Thornburg und Kirchberg gehörige geistliche Amt, und da er bereits durch ausdauernde Predigt und Taufe in den östlichen Gegenden eine große Volksmenge Christo zugeführt hatte: so wurde ihm vom Kaiser unter den drei neu zu stiftenden Bisthümern Meißen, Zeitz und Merseburg die Wahl freigestellt. Er entschied [189] sich für das dritte, welches er mit Eifer verwaltete. Um nun die seiner Pflege Anvertrauten leichter zu unterrichten, hatte er slavische Worte aufgeschrieben, mit deren Hülfe er sie aufforderte, das Kyrieleison zu singen. Sie aber verwandelten dieses Wort in Uhrivolsa, welches in unserer Sprache soviel heißt als: Aeleri stat in frutecto, die Eller steht im Busche. So, meinten sie spöttisch, hat B. gesprochen, während dieser etwas Anderes gesagt hatte. B. führte sein Amt 1 Jahr 10 Monate und 3 Tage, er starb (am 1. Nov. 970) in seiner Heimath Baiern und liegt zu Merseburg in der Kirche Johannes des Täufers vor dem Altar begraben. Dies die einfache Erzählung in Thietmari Chron. II., cap. 14. 23, MGH. SS. V, p. 750, 55, welcher zufolge B. zu den eifrigsten deutschen Predigern dieser Zeit und Gegend gezählt werden muß. Wie sehr aber die Unkenntniß des Slavischen die dortige Wirksamkeit erschwerte, erhellt auch aus anderen Beispielen. Vgl. Chron. episcop. Merseb. (MGH. SS. T. X. p. 165–67), dazu Giesebrecht, Wendische Geschichten, I. S. 193 ff.

https://de.wikisource.org/wiki/ADB:Boso

Deutsche Biographie[Bearbeiten]

Boso

erster Bischof von Merseburg, † 1.11.970.

Übersicht

NDB 2 (1955)

ADB 3 (1876)

Biographie

B., ursprünglich Mönch im Kathedralkloster St. Emmeram in Regensburg¶ und dort wohl von Bischof Michael in die Missionspraxis eingeführt, wurde in den Königsdienst gezogen und unternahm, von Otto d. Großen mit der notwendigen materiellen Grundlage versehen, den ersten, durchaus friedlichen Missionsversuch in dem deutscher Herrschaft bereits unterworfenen Lande östlich der Saale. Er ist in den Zusammenhang der Missionierung Böhmens zu stellen, bei der sich sächsische und bayerische Kräfte begegneten. B. ließ einen (heiligen?) Hain bei Zeitz roden und erbaute dort eine steinerne Kirche (976 Buosenrod), vielleicht eine weitere bei der Königsburg Altenburg (976 Buosendorf). An deutsche Siedlung ist schwerlich zu denken, eher an Missionsstationen. B. schrieb Texte in slavischer Sprache nieder; wahrscheinlich handelt es sich um in Regensburg übersetzte Beichtformeln und Lehrtexte. 968 wurde er Bischof des neugegründeten Bistums Merseburg, starb aber schon nach zwei Jahren auf einer Reise nach Bayern, wohin er also die Verbindung aufrecht erhalten hatte.

Literatur

ADB III;

L. Nottrott, Aus d. Wendenmission, 1897, S. 230 f.;

Hauck III, S. 95-99;

Dictionnaire d’Histoire et de Géographie Ecclésiastiques IX, 1937, Sp. 1325–27.

Autor/in

Walter Schlesinger

Zitierweise

Schlesinger, Walter, "Boso" in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 482 [Online-Version]; URL: https://www.deutsche-biographie.de/pnd102422907.html#ndbcontent

https://www.deutsche-biographie.de/gnd102422907.html#ndbcontent

Sächsische Biographie[Bearbeiten]

Boso

Bischof von Merseburg

  • k.A. k.A.

† 01.11.0970 Bayern[?]

Merseburg (Dom)

GND: 102422907

Boso Das Wirken des ersten Merseburger Bischofs B. (primus ecclesiae pater nostrae) erschließt sich in erster Linie über die Informationen des Merseburger Chronisten und späteren Bischofs Thietmar. B. stammte aus Bayern und begann seine geistliche Laufbahn als Mönch im Kloster St. Emmeram in Regensburg. König Otto I. berief ihn in seine Dienste; vermutlich wirkte er als Kapellan an der Hofkapelle. Für seine Verdienste erhielt er Zeitzer Einkünfte. Nahe bei Zeitz ließ B. eine steinerne Kirche errichten und bezeichnete den Ort mit seinem eigenen Namen. Es könnte sich um den Ort Bosau oder wahrscheinlicher um Buosenrod handeln. Ferner wurde B. bereits vor seiner Erhebung zum Bischof umfangreiches Lehngut übergeben, das zu den Kirchen in Merseburg, Memleben, Dornburg und Kirchberg gehörte. Aufgrund seiner Sprachkenntnisse scheint er besonders erfolgreich bei den Slawen dieses Gebiets missioniert zu haben. Für seine Helfer übersetzte er Anweisungen für den Gottesdienst ins Slawische. Diesbezüglich mag ihm seine Erziehung und Ausbildung in Regensburg geholfen haben. Die Regensburger Kirche unterhielt traditionell intensive Beziehungen zu den slawischen Gebieten im Osten. Vom besonderen Vertrauen des Kaisers gegenüber B. zeugt die Tatsache, dass Otto I. ihm die Wahl für eines der neu zu gründenden Bistümer überließ. Nach Thietmar konnte B. zwischen Merseburg, Zeitz und Meißen wählen. Eine schriftliche Anweisung Ottos I. an die Bischöfe und weltlichen Herrschaftsträger Sachsens - vermutlich in Italien verfasst - spricht nur von Merseburg und Zeitz. B. entschied sich für die Merseburger Kirche, weil sie laut Thietmar die „friedlichste” (pacificus) von allen sei. Das Schreiben Ottos I. legt den Verdacht nahe, dass B. an der Organisation der neu zu errichtenden Magdeburger Kirchenprovinz zumindest zeitweise in Italien mitwirkte. Die Wahl für Merseburg dürfte außerdem auch darauf zurückzuführen sein, dass der Ort bezüglich der baulichen Gegebenheiten die besten Voraussetzungen für die Einrichtung eines Bistums zu bieten hatte. Neben der guten Verkehrsanbindung verfügte Merseburg im 10. Jahrhundert über mehrere Kirchen, das Peterskloster, Pfalzen, einen Königshof, vielleicht mehr als eine Burg und Höfe von Adligen. Steinbauten unterstrichen den civitas-Charakter des Orts, der zur Einrichtung eines Bistums notwendig war. Am 25.12.968 weihte Erzbischof Adalbert von Magdeburg B. zum Bischof. B. verwaltete sein Amt nur knapp zwei Jahre. Er soll seinen Dienst mit Eifer versehen haben. Kaiser Otto I. kümmerte sich intensiv um das Gedeihen seiner Gründung, indem er dem Bistum die zur Stadt Merseburg gehörigen Dörfer und die Burg Magdeborn südlich von Leipzig schenkte. Otto II. überließ B. außerdem die von seinem Vater errichtete Kirche in Helfta, die der hl. Radegunde, einer thüringischen Prinzessin (518-587), geweiht war. B. hat wahrscheinlich auch in der Umgebung der königlichen Burg Altenburg gewirkt, wovon die Ortsgründung Buosendorf zeugt. B. starb auf einer Reise nach Bayern. Sein Leichnam wurde nach Merseburg gebracht und vor dem Hochaltar der Domkirche bestattet.

Quellen

Monumenta Germaniae Historica, Scriptores, Bd. 10, Chronica episcoporum ecclesiae Merseburgensis, hrsg. von G. H. Pertz, Hannover 1852, S. 157-212;

Das alte Merseburger Todtenbuch, hrsg. von E. Dümmler, in: Neue Mittheilungen aus dem Gebiet historisch-antiquarischer Forschungen 11/1867, S. 244;

Monumenta Germaniae Historica, Diplomata: Die Urkunden Konrad I., Heinrich I. und Otto I., hrsg. von T. Sickel, Hannover 1879-1884;

Monumenta Germaniae Historica, Scriptores rerum Germanicarum, Nova Series, Bd. 9, Die Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg und ihre Korveier Überarbeitung, hrsg. von R. Holtzmann, Berlin 1935 (ND München 1996);

Monumenta Germaniae Historica, Libri memoriales et necrologia, Nova Series, II, Die Totenbücher von Merseburg, Magdeburg und Lüneburg, hrsg. von G. Althoff/J. Wollasch, Hannover 1983.

Literatur

A. Hauck, Kirchengeschichte Deutschlands, Bd. 3, Berlin/Leipzig 1952, S. 95-99;

W. Schlesinger, Merseburg, in: Deutsche Königspfalzen 1/1963, S. 158-206;

J. Fleckenstein, Die Hofkapelle der deutschen Könige, Teil 2, Stuttgart 1966, S. 44f. u.ö.;

D. Claude, Geschichte des Erzbistums Magdeburg bis in das 12. Jahrhundert, 2 Bde., Köln/Wien 1972, 1975;

W. Schlesinger, Kirchengeschichte Sachsens im Mittelalter, Bd. 1, Köln/Wien 21983, S. 24f. u.ö.;

G. Althoff, Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, München 1984, S. 233f. u.ö.;

K. Blaschke, Die Christianisierung des Landes östlich der Saale, in: Herbergen der Christenheit 1989/90, Berlin 1990, S. 63-89;

E.-D. Hehl, Merseburg - eine Bistumsgründung unter Vorbehalt, in: Frühmittelalterliche Studien 31/1997, S. 96-119;

G. Althoff, Magdeburg - Halberstadt - Merseburg, in: ders./E. Schubert (Hg.), Herrschaftspräsentation im ottonischen Sachsen, Sigmaringen 1998, S. 267-293;

W. Georgi, Die Bischöfe der Kirchenprovinz Magdeburg zwischen Königtum und Adel im 10. und 11. Jahrhundert, in: F.-R. Erkens (Hg.), Die Früh- und Hochmittelalterliche Bischofserhebung im europäischen Vergleich, Köln/Weimar/Wien 1998, S. 87-101;

W. Huschner, Transalpine Kommunikation im Mittelalter, 3 Bde., Hannover 2003. – ADB 3, S. 188f.; NDB 2, S. 482; Dictionnaire d’Histoire et de Géographie ecclésiastiques 9/1937, Sp. 1325-1327;

Lexikon für Theologie und Kirche 2/1994, Sp. 611.


Peter Neumeister

24.3.2005


https://saebi.isgv.de/biografie/Boso,_Bischof_von_Merseburg_(gest._970)


Artikel[Bearbeiten]

Boso von Merseburg

Boso († 1. November 970 in Bayern) war Benediktinermönch (OSB) und der erste Bischof von Merseburg.

Über Bosos Geburt ist nichts bekannt, außer dass er bayerischer Herkunft war. Ausgebildet wurde er im Regensburger Kathedralkloster Sankt Emmeram.

Im Auftrage von Kaiser Otto I. missionierte Boso östlich der Saale im Gebiet der Sorben. Dafür wurde er von dem Herrscher reichlich mit kirchlichen Einkünften ausgestattet. Weil er die Sprache seines Missionsgebietes beherrschte, hatte er Erfolg mit der Verkündung der christlichen Botschaft.

Bei Zeitz in einem Wald ließ Boso an einem Ort, den er nach seinem Namen (Buosenrod, 976 in einer Urkunde erwähnt) benannte, eine Kirche aus Stein errichten. Für den Kirchenbau wurde ein sorbischer heiliger Hain gerodet.

Boso wurde im Jahre 968 durch Adalbert von Magdeburg zum ersten Bischof von Merseburg geweiht. 970 ist er gestorben und wurde in der Johanneskirche in Merseburg begraben.

Er wurde seliggesprochen, als Gedenktag gilt der 1. November oder der 29. Dezember.

Literatur

Europas Mitte um 1000, Handbuch zur Ausstellung, Band 2. Hrsg.: Alfried Wieczoreck u. Hans-Martin Hinz, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1544-8

Jakob Torsy (Hrsg.): Lexikon der Deutschen Heiligen, Seligen, Ehrwürdigen und Gottseligen. J.P. Bachem, Köln 1959; inzwischen: Jakob Torsy, Hans-Joachim Kracht: Der große Namenstagskalender. Herder-Verlag, Freiburg i. B. 2002, ISBN 3-451-27308-X

Friedrich Wilhelm Bautz: Boso. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Bautz, Hamm 1975. 2., unveränderte Auflage. Hamm 1990, ISBN 3-88309-013-1, Sp. 712.

Weblinks

Wilhelm Gaß: Boso. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 188 f.

Schlesinger, Walter: Boso. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 482 (Digitalisat).

Peter Neumeister: Boso. In: Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde (Hrsg.): Sächsische Biografie.

Thietmar von Merseburg[Bearbeiten]

14. Der Kaiser aber, als er die Trauerkunde vom Tode seiner Mutter, seines Sohnes und der übrigen Großen erhielt, beweinte in tiefem Schmerze den unersetzlichen Verlust, den das ganze Reich erlitten hatte. Zudem bedrängte ihn auch die Furcht vor dem nahen Tode, und darum war er bemüht, was er einst Gott in der Noth gelobt hatte, nun zu rechter Zeit zu erfüllen. Er befahl dem Hilliward, der damals noch Propst, von der gesammten Geistlichkeit und Gemeinde von Halberstadt zum Bischof erwählt und als solcher von seinem Vorgesetzten Bernhard vorherbezeichnet war, nach Rom zu reisen. Diesem eröffnete er nun vorher ein lange verborgen gehaltenes Geheimniß seines Herzens, nämlich er habe schon immer in Magdeburg ein Erzbisthum zu stiften gewünscht, in Erwartung ewiger Vergeltung und zum Schutze des gemeinsamen Vaterlandes, und erklärte sich nun gegen Hilliward zur Erfüllung jeglicher Wünsche bereit, wenn er darauf eingehen würde, ihm dieses Verlangen auszuführen. Dieser nun, weise wie er war, genehmigte die fromme Bitte, und trat Gott, dem heiligen Mauritius und dem Kaiser den Theil seines Pfarrgebiets [41] ab, der zwischen den Flüssen Ara [Ohre], Elbe und Bada [Bode] liegt, und außerdem die sogenannte Friedrichstraße. Dann trat er auch noch auf herzliches Bitten des großen Kaisers Gott und dem heiligen Laurentius den Sprengel ab, welcher zwischen den Flüssen Willerbizi [Wildbach], Salza [Salzsee], Sale, Unstred [Unstrut], Helmana [Helme] und dem Graben bei Valeshusun [Wallhausen][21] liegt. Hocherfreut über ein solches Geschenk, ergriff ihn der Kaiser bei der Hand, und indem er ihm mit dem Hirtenstab die Bischofswürde übertrug, sagte er: „Empfange hiermit das Wergeld[22] deines Vaters!“ Denn diesen, Namens Erich, hatte Otto nebst dem Bacco, Hermann, Reinward, Wirin, Eserich und den übrigen, die ihn zu Quedlinburg am Osterfeste zu ermorden versucht hatten, enthaupten lassen. Auch meinen Großvater Liuthar, der an demselben Plane Theil genommen hatte, wollte der Kaiser damals hinrichten lassen, allein auf den Rath vertrauter Fürsten schickte er ihn als Gefangenen nach Baiern zum Grafen Bertold, sein ganzes Vermögen aber ließ er einziehen und weit und breit vertheilen. Erst nach Verlauf eines ganzen Jahres erlangte Liuthar die Gnade des Königs und alles Seinige wieder, und bekam dazu noch eine große Geldsumme und ein Gut zwischen Sonterslevo und Bodenswege [Gutenswegen][23]. Doch wieder zur Sache.

Der Kaiser berief zu sich den Richarius, den dritten Abt der Kirche von Magdeburg – Anno und Otwin, damals Bischöfe [von Worms und Hildesheim] waren ihm vorhergegangen – in der Absicht, ihn mit der erzbischöflichen Würde zu bekleiden. Als er aber einen gewissen, ihm heimlich überbrachten Brief gelesen hatte, unterließ er dieses, und beförderte zur Höhe des Erzbisthums nach apostolischem Rechte am 18. October im Jahre 970 der [968.] Fleischwerdung Christi Aethelbert von Trier[24]. Dieser, damals seinem Stande nach ein Mönch, war vorher geweihter Bischof von Ruscien [Rußland], wurde von dort aber durch die Heiden [42] vertrieben, ein vielberühmter und durchaus bewährter Geistlicher. [968.] Darauf sandte der Kaiser ihn nach seinem Sitze hin mit großer Ehre, indem er allen Großen Sachsens befahl, am nächsten Weihnachtabend bei ihm zu erscheinen. Der Erzbischof aber, der von der Geistlichkeit und dem ganzen Volke prächtig empfangen wurde, weihte in diesen Festtagen Boso, den ersten Bischof von Merseburg, Burchard, den ersten Bischof von Meißen, Hugo, den ersten Bischof von Zeiz, und diesen fügte er den schon früher geweihten ersten Bischof von Havelberg, Tudo, bei; alle diese gelobten ihm und seinen Nachfolgern Gehorsam, nachdem einem jeden derselben seine besondere Diöcese angewiesen war. Diesen seinen Amtsbrüdern ward noch zugeordnet Thietmar, erster Bischof von Brandenburg, der schon vorher gesalbt war, und Jordan, erster Bischof von Posen.

21 Im jetzigen Regierungsbezirk Merseburg. 22 Wergeld, Sühngeld, Entschädigung für den Erschlagenen. 23 Im jetzigen Kreise Köthen. 24 Vielmehr am 18. Oct. 968 erhielt er zu Rom das Pallium von Johann XIII.

23. Ich will auch noch erwähnen, daß Boso, einer meiner Vorgänger im Amte, vom Kaiser Otto eingesetzt, nach einer Verwaltung von 1 Jahr 10 Monaten und 3 Tagen am 1. Nov. [970.] in seinem Vaterlande Baiern starb. Er ward in Merseburg in der Kirche St. Johannis des Täufers vor dem Hauptaltare bestattet. Er hatte im Kloster des heiligen Emmeram, welches südlich von Regensburg liegt, als Mönch ein beschauliches Leben [54] geführt, war darauf in den kaiserlichen Dienst berufen und hatte dann zu schuldiger Belohnung für seine großen Anstrengungen die Leitung der Gemeinde zu Zeiz erhalten. Darauf erbaute er in einem Walde bei der genannten Stadt, den er selbst ausroden und mit Häusern besetzen und nach sich benennen ließ[34], ein steinernes Gotteshaus, für dessen Einweihung er auch sorgte. Er erhielt auch alles Lehngut, welches vor seiner Einsetzung als Bischof zu den Kirchen in Merseburg und Imenlevo [Memleben], sowie zu Dornburg[35] und Kirberge [Kirchberg] gehört hatte, und weil er im Osten durch unablässiges Predigen und Taufen dem Herrn eine unzählige Menge Volks gewonnen hatte, so hatte der Kaiser ein solches Gefallen an ihm, daß er ihm zwischen drei zu errichtenden Bisthümern die Wahl ließ, nämlich zwischen dem zu Meißen, dem zu Zeiz und dem zu Merseburg. Er nun erbat sich vom Kaiser als die friedlichste unter allen die merseburgische Kirche, die er auch bis an seinen Tod eifrig verwaltete. Um die ihm anvertrauten Seelen um so leichter in der wahren Lehre unterrichten zu können, hatte er eine Anweisung in slavischer Sprache geschrieben, und bat die Slaven, das Kyrie eleison zu singen, indem er ihnen den Nutzen davon auseinandersetzte. Da aber verdrehten die Herzlosen das Wort höhnisch in das widersinnige Ukrivolsa, was in unserer Sprache heißt: Die Eller Erle steht im Busche!“ indem sie hinzusetzten: „Das hat Boso gesagt!“ während es jener doch ganz anders erklärt hatte. Der Kaiser schenkte diesem Bischofe noch einige Dörfer, welche zu Merseburg gehörten, und eine Burg im Gau Chutici, Namens Medeburu [Magdeborn][36]; das soll bedeuten: Honig laß nicht hindurch! – Des Kaisers gleichnamiger Sohn aber bewilligte ihm die Kirche in Helpithi [Helfta][37], die sein Vater zu Ehren der heiligen Radegundis hatte bauen lassen und die Bischof Bernhard [von Halberstadt] auf dessen Geheiß in dessen Gegenwart eingeweiht hatte. Als nun der erste Bischof meiner Kirche, Boso, in dem erwähnten Jahre [55] starb, übertrug der Kaiser auf Verwenden des Bischofs Anno von Worms dem Gisiler, der von Sitten, wie von Abkunft gleich edel war, das Bisthum. Er wurde vom Erzbischof Athelbert zu Magababurg im Monat Juni geweiht. [971]


34 Bosau, jetzt Posen bei Zeiz 35 Im heutigen Kreise Zerbst. 36 In der Nähe von Leipzig. 37 Bei Eisleben im Mansfelder Seekreis.


Heinz Wiessner: Das Bistum Naumburg[Bearbeiten]

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