Projekt:Dresdner Glossar/Dresden-Freiberger-Chaussee

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Die Dresden-Freiberger-Chaussee …

… vom Pilgerweg über den Fürstenweg bis zur Poststraße

Die bedeutendsten historischen Wegeverbindungen durch den Tharandter Wald sind zwei Pilgerwege, die Mitte des 12. Jh. entstanden. Der Jakobsweg, im Zuge der von Osten kommenden, so genannten „Frankenstraße“, führte zum Grab des hl. Jakobus d.Ä. in Santiago de Compostela in Spanien. Der Heilige Weg hingegen hatte seinen Ausgangspunkt in Böhmen und führte zum Grab des Bischofs Benno (ca. 1010 bis ca. 1106) in Meißen. Zwischen dem ehemaligen Pilgerhospiz (heutiges Jagdschloss) in Grillenburg und der Jakobikirche (heute Autobahnkirche) in Wilsdruff dürfte die Wegführung identisch gewesen sein. Nach dem Hussitenkrieg 1429/30, dem Bruderkrieg 1450 und der 1539 hier eingeführten Reformation erhielt der Jakobsweg im Tharandter Wald verschiedene Bezeichnungen. So wurde er als Jagd-, Fürsten-, Herren- oder auch Leichenweg bezeichnet. Dieser Weg war die wichtigste Verbindung zwischen der Residenzstadt Dresden und dem Grillenburger Jagdhaus als Justiz-, Forstverwaltungs- und Amtssitz. In Grillenburg existieren Anbindungen nach Freiberg, Dippoldiswalde und Frauenstein. Die Markierung dieses Weges erfolgte ab Mitte des 16. Jh. durch das in Bäume geritzte Wege- und Waldzeichen „W“ mit einem Stern darüber.

Da der Postkurs nach Freiberg von 1693 bis 1832 nur über die Poststation Herzogswalde führte, wurden im Tharandter Wald keine Kursächsischen Viertelmeilensteine, Halb- und Ganzmeilensäulen aufgestellt. Stattdessen nutzte man weiterhin die Wegmarkierungen an den Bäumen. Die Stadt Tharandt musste jedoch 1730 eine Postdistanzsäule auf dem Marktplatz errichten. 1737 wurden dann am „Fürstenweg“ zwischen Dresden und Grillenburg anstatt von Postmeilensäulen Jagdsäulen aufgestellt. Auf diesen Säulen wurden die bisher verwendeten Waldwegezeichen sowie die Jahreszahl 1737 unter Kurschwertern eingemeißelt. An einem Originalstück des „Fürstenweges“ zwischen Spechtshausen und dem Triebischtal kann man neben der Nachbildung eines hölzernen Pilgerkreuzes und einer sandsteinernen Jagdsäule auch noch die in die Bäume geritzten Wegemarkierungen finden.


Postkutschenhalt an der ehemaligen Poststation Tharandt – Ärztehaus Ab 1819 wurde Tharandt durch den Bau der Straße durch den Plauenschen Grund nicht mehr von Herzogswalde sondern von Dresden aus postalisch versorgt. Die Hegereiterbrücke am Felsenkeller Dresden und das Chausseegeldeinnehmerhaus (heute Kunstverein) am Ortseingang Freital blieben bis heute an dieser Straße nahezu original erhalten. Erst 1833 wurde die Posthalterei von Herzogswalde offiziell nach Tharandt verlegt und man baute eine Poststation (heutiges Ärztehaus). Seit dem verlief der Postkurs auf der 1826/28 gebauten Dresden-Freiberger-Chaussee durch den Tharandter Wald und es verkehrten zweimal wöchentlich Postkutschen von Dresden nach Schneeberg, Plauen im Vogtland und Hof in beiden Richtungen.

Eilpostkutschen von Dresden nach Chemnitz und Nürnberg nutzen ebenfalls diese Strecke und auch Reitposten waren hier einmal wöchentlich zwischen Dresden und Nürnberg unterwegs. Mit der Fertigstellung der privaten Albertsbahn Dresden-Tharandt (heute S-Bahn) erfolgte von Tharandt die Anschlussbeförderung mit der Postkutsche. Doch bereits 1862 löste die Eisenbahn im Zuge der heutigen Sachsen-Franken-Magistrale die Postkutschen durch den Tharandter Wald auch Richtung Freiberg ab. Von den Königlich-Sächsischen Meilensteinen an den Postkursen durch den Tharandter Wald blieb nur je ein Ganzmeilenstein in Naundorf und Colmnitz, ein als Kilometerstein umgearbeiteter Ganzmeilenstein in Tharandt sowie ein zum Straßenwärterstein umgestalteter Halbmeilenstein in Klingenberg erhalten. Der Ganzmeilenstein auf dem Markt in Tharandt ist eine Nachbildung am Originalstandort.

Die alten Postverbindungen gerieten lange Zeit in Vergessenheit. Doch seit 2004 werden sie wieder genutzt, diesmal jedoch im Sinne einer erlebnisreichen Freizeitgestaltung. Ein Posthorn markiert Wander- und Radwege, welche den Spuren der sächsischen Postgeschichte folgen. Auch eine originalgetreue Postkutsche ist wieder auf der Dresden-Freiberger Chaussee unterwegs und lädt zu abenteuerlichen Fahrten im Tharandter Wald ein.

http://poststrassen-erleben.de/geschichten/historie-der-poststrassen/