Projekt:Dresdner Glossar/Kirchengeschichte

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984: Römisch-katholische Kirche in Meißen[Bearbeiten]

Text Thietmar von Merseburg[Bearbeiten]

Thietmar Buch IV

Kapitel 4

Darauf besuchte Heinrich mit seinem Anhange Bolizlav, den Herzog der Böhmen, der ihm in jeder Noth stets zu helfen bereit war, und ihn auch nun ehrenvoll aufnahm, und ihn von seinem Heere durch die Gauen Niseni und Deleminci bis nach Mogelini geleiten ließ. Dann zog Heinrich mit den Unseren, die ihm entgegen kamen, nach Medeburun [Magdeborn]. Wagio aber, einer von den Rittern des Böhmenherzogs Bolizlav, welcher Heinrich mit dem Heere begleitet hatte, besprach sich, als er heimkehrend nach Misni [Meißen] kam, ein wenig mit den Einwohnern der Stadt und ließ darauf Fritherich, des damals in Merseburg sich aufhaltenden Markgrafen Rigdag Freund und Vasallen, durch einen Mittelsmann auffordern, zu ihm nach der außerhalb der Stadt gelegenen [St. Nicolai] Kirche hinzukommen, um sich mit ihm zu unterreden. So wie dieser die Stadt verließ, wurde das Thor hinter ihm geschlossen, und Ricdag, der Burggraf von Meißen, ein trefflicher Ritter, von jenen an dem Flusse Tribisa [Trübische] hinterlistig erschlagen. Die Stadt Misni [Meißen] aber, bald nachher von Bolizlav mit einer Besatzung versehen, nahm denselben bald darauf als ihren Herrn in ihren Mauern auf.


Kapitel 5


Er vertrieb auch auf Anhalten der wankelmüthigen Menge den Bischof Wolcold [von Meißen], der sich zum Erzbischof Willigis begab, von dem er gütig aufgenommen wurde. Denn er hatte denselben wie einen Sohn erzogen, und ihn, als er für die östlichen Lande zum Bischof geweiht ward, dem zweiten Otto, dessen Unterricht er leitete, eifrig als seinen Nachfolger empfohlen. Dies behielt Willigis stets im Gedächtniß, und erkannte es immer mit der größten Dankbarkeit an, und das vor allem nun, wo dem Bischofe darum zu thun war. Er ließ ihn seinem Wunsche gemäß zu Erpesfordi [Erfurt] auf's beste verpflegen. Nachdem Wolcold sich dort lange aufgehalten hatte, kam er, als nach dem Tode des Markgrafen Ricdag Ekkihard demselben gefolgt und Bolizlav nach Böhmen zurückgekehrt war, wieder zu seinem Bischofsitze. Späterhin ward auch Bolizlav sein treuer Freund, und so feierte auch Wolcold zu Prag die Einsetzung des heiligen Abendmahls. Wie er aber den Tag darauf, am Charfreitage, das Gedächtniß des Leidens Christi, wie sich's gehörte, beging, wurde er vom Schlage getroffen hinweg getragen; und ward auch Zeit seines Lebens nicht wieder gesund, obwohl er sich mitunter wieder etwas erholte. Er war 23 Jahre lang Bischof gewesen, als er am 23. August aus diesem Leben schied. Ihm folgte, von Erzbischof Gisiler befördert, Eid, ein Mitglied unserer geistlichen Brüderschaft [zu Magdeburg], ein Mann voll Gerechtigkeit und Einfalt des Herzens, von dessen rühmlichem Wandel ich, wenn's Zeit ist, vieles zu unserer Erbauung berichten werde; jetzt fahre ich fort, wo ich angefangen habe.


Post haec Heinricus Bolizlavum, ducem Boemiorum, in cunctis suimet necessitatibus semper paratum, cum suis adiit honorificeque ab eo succeptus cum exercitu eiusdem a finibus suis per Niseni et Deleminci pagos usque ad Mogelini ducitur. Deindeque cum nostris obviam sibi pergentibus ad Medeburun proficiscitur. Wagio vero miles Bolizlavi, duces Boemiorum, qui Heinricum cum exercitu comitar, cum ad Misni redeundo perveniret, cum habitatoribus eiusdem pauca locutus Frithericum, Rigdagi marchionis tunc in Merseburg commorantis amicus et satellitem, ad aecclesiam extra urbem positam venire ac cum eo loqui per internuntium postulat. Hic ut egreditur, porta post eum clauditur, et Ricdagus, eiusdem civitatis custos et inclitus miles, iuxta fluvium, qui Tribisa dicitur, ab hiis dolose occiditur.

  • Danach zog Heinrich Bolizlavus, der Anführer der Böhmen, immer bereit für alle seine Bedürfnisse, mit seinen Männern, und nachdem er von ihm ehrenvoll empfangen worden war, führte er dieselbe Armee von seinen Grenzen durch die Dörfer Nisene und Deleminci bis nach Mogelini. Und dann, als unsere Männer ihn treffen wollten, machte er sich auf den Weg nach Medeburu. Aber Wagio, der Soldat von Bolizlav, dem Anführer der Böhmen, der Heinrich mit seinem Heer begleitete, als er nach seiner Rückkehr in Misni ankam, nachdem er ein wenig mit den Bewohnern desselben gesprochen hatte, Frithericus, der Freund und Gefährte des Marquis von Rigdag, der damals in Merseburg residierte, bat ihn, durch Boten zur Kirche außerhalb der Stadt zu kommen und mit ihm zu sprechen. . Sobald er hinausging, wurde das Tor hinter ihm geschlossen, und Ricdagus, der Wächter derselben Stadt und ein berühmter Soldat, wurde von ihnen am Ufer des Flusses, der Tribisa genannt wird, getötet.

St. Nikolai oder Afrakirche oder eine andere Kirche?[Bearbeiten]

Die Interpretation der Kirche außerhalb der Stadt (vor den Stadttoren) ist schwierig.

St. Afra[Bearbeiten]

  • Vorgängerbau: Eingerichtet wurde das Augustiner-Chorherren-Stift um die schon bestehende ältere St.-Afra-Kirche. Sie war eine der ältesten Pfarrkirchen in Sachsen. Die erste Erwähnung einer Kirche an dieser Stelle stammt von 984. Der Vorgängerbau der heutigen Kirche, eine langgestreckte Saalkirche mit Apsis im Osten, wurde 1966 durch Grabung nachgewiesen. w:de:Kloster St. Afra (Meißen)
    • Das Augustiner-Chorherrenstift St. Afra in Meißen wurde 1205 durch Bischof Dietrich II. von Kittlitz gegründet. ... Nach der Stiftsgründung wurde die Kirche auf dem Afraberg als eine spätromanische Basilika neu erbaut.


Die Geschichte der Kirche reicht weit zurück. Auf den Fundamenten des Vorgängerbaus errichteten um 1220 Augustiner-Chorherren die klangreiche, frühgotische Basilika, die heute fast wieder in ihrer ursprünglichen Form hergestellt ist. In der Gründungsurkunde des Chorherren-Stiftes wurde der Pfarrsprengel mit seinen zahlreichen Ortschaften und Gütern im ländlichen Bereich beschrieben

https://sankt-afra-meissen.de/st-afra-kirche/

St. Nicolai[Bearbeiten]

  • Die 1220 erstmals urkundlich erwähnte Nikolaikirche ist ein Gotteshaus der evangelisch-lutherischen St.-Afra-Gemeinde und Meißens ältestes Gebäude
    • vgl. Marcus Herrmann: Alt, älter, Nikolaikirche. In: Sächsische Zeitung. 28. September 2018 (saechsische.de [abgerufen am 13. April 2020]).


Vor 1150, vielleicht schon um 980[2], wurde an der Triebisch die Nikolaikirche errichtet. Sie diente durchreisenden Kaufleuten und den am Fluss ansässigen Fischern aus Questenberg und Kirnitz als Gotteshaus. Benannt wurde die Kirche nach dem Schutzpatron der Kaufleute und Fischer, dem Heiligen Nikolaus. Wohl im Zusammenhang mit der Entwicklung zur Marktsiedlung siedelten sich Handwerker, die ihr Gewerbe außerhalb der Stadt ausübten, am Neumarkt bei der Nikolaikirche an. Somit wurde diese ihre Pfarrkirche.[3]

In einer Urkunde von 1220 ist die Kirche, zusammen mit der Martinskirche[3], erstmals erwähnt, als sie von Markgraf Dietrich dem Benediktinerinnenkloster Heilig Kreuz unterstellt und auch dem Bistumsbezirk Roßwein zugeordnet wurde. Dem Kloster blieb die Kirche bis zur Reformation unterstellt.[3] Die Aufsicht über die Kirche hatte der Dompropst zu Meißen. Die beiden Kirchen werden in der Urkunde als zusammengehörig betrachtet. Während die Nikolaikirche verarmt war, brachte die Martinskirche Grundstücke und Wälder in den gemeinsamen Besitz ein. Aufgrund der besseren Ausstattung wurde die Martinskirche die Mutterkirche, die Nikolaikirche die Tochterkirche.[3]

Noch im dreizehnten Jahrhundert erhielt die Kirche frühgotische Wandmalereien, die in geringen Resten noch heute an der Chorwand zu sehen sind. Sie stellen die Kindheits- und die Leidensgeschichte Christi dar. Die Wandmalereien zeigen stilistische Ähnlichkeiten zur Goldenen Pforte im Freiberger Dom von 1230.[3] 1868 wurden die Malereien wieder aufgedeckt und Anfang des 20. Jahrhunderts aufgefrischt.

Möglicherweise durch den Bau einer Synagoge in direkter Nachbarschaft zur Nikolaikirche wurde diese zur Mutterkirche aufgewertet. 1330 erfolgten Landkäufe zugunsten der Kirchen. Im Jahr 1349 wurde die jüdische Gemeinde in Meißen vernichtet. Damit entfielen auch Abgaben, die die Nikolaikirche erhalten hatte. 1377 musste die Gemeinde auch die ehemals jüdischen Grundstücke an die Stadt Meißen übergeben. Sie erhielt als Gegenleistung die für sie wenig nützliche Synagoge. Finanzielle besser wurde es für die Gemeinde in den 1390er Jahren. Papst Urban VI. hatte 1390 ein Jubeljahr ausrufen lassen. Durch eine Reise nach Rom konnte jeder Sündenvergebung erlangen. Da sich diese Reise aber nur wenige leisten konnten, gab es auch die Möglichkeit, die Ablässe in Meißen zu erlangen. Die Hälfte der Einnahmen musste nach Rom abgeführt werden, der Rest ging an das Bauvermögen der örtlichen Kirchen. St. Nikolaus und St. Martin erhielten daraus enorme Summen.[3]

Während der Hussitenkriege wurde die Kirche 1429 beschädigt, ebenso durch den Meißner Stadtbrand von 1447. Ihr Äußeres entspricht heute noch fast dem Aussehen nach dem Wiederaufbau im Anschluss an die Hussitenkriege. Die Kirche ist 30 Meter lang, 12 Meter breit und 7 Meter hoch. Nach der Reformation und der Auflösung des Heilig-Kreuz-Klosters fiel die Kirche (wahrscheinlich 1542[2]) der St.-Afra-Gemeinde zu und diente als Kapelle des Nikolaifriedhofs.

w:de:Martinskapelle (Meißen)


Die St. Nikolai Kirche ist eine der frühen christlichen Kirchen Meißens. Heute beeindruckt sie den Besucher mit ihrer reichen Ausstattung aus Meissener Porzellan.

Eine erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahr 1220 bekannt. Da die St. Nikolai Kirche den durchreisenden Kaufleuten und den ansässigen Fischerfamilien als Gotteshaus diente, ist ist sie dem Schutzpatron beider Berufsgruppen gewidmet: Dem Heiligen Nikolaus.

https://sankt-afra-meissen.de/nikolaikirche/

Martinskapelle[Bearbeiten]

w:de:Martinskapelle (Meißen)

Die evangelische Martinskapelle auf dem Plossen ist eine romanische Saalkirche im Stadtteil Plossen von Meißen ... Die Kirche liegt in Plossen, hoch auf dem Bergsporn über der Mündung der Triebisch in die Elbe. Die Saalkirche ist romanischen Ursprungs und stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts. Im Jahr 1437 wurde die Kirche nach Schäden in den Hussitenkriegen wiederhergestellt. ... Die Kirche ist ein verputzter Bruchsteinbau in der Art romanischer Dorfkirchen, der inmitten eines Friedhofs liegt. Sie besteht aus einem Saal mit eingezogenem Chor und halbrunder Apsis und wird im Westen durch zwei Strebepfeiler abgestützt. Das Bauwerk wird durch ein Satteldach mit Dachreiter und einem Treppengiebel im Osten abgeschlossen. An der Nordseite sind noch romanische Fenster erhalten, die übrigen wurden im Jahr 1683 vergrößert. Ein spitzbogiges Portal im Norden aus der Zeit um 1400 erschließt das Bauwerk. Im Westen und im Süden wurden zweigeschossige Anbauten hinzugefügt. In der Eingangshalle ist das romanische Südportal mit Rundbogen, umlaufendem Sockelprofil und eingelegtem Rundwulst erhalten. Das Innere ist flachgedeckt, die Apsis hat keine Fenster, Eingeschossige Emporen sind im Westen und an der westlichen Hälfte der Südseite eingebaut.


  • Die Kapelle St. Martin ist weithin über Meißen sichtbar. Sie ist eine der ältesten Kirchen Meißens, bereits in der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts erbaut.

Romanische Apsis, Chorraum und Langhaus sind unverändert erhalten. Der Innenraum ist von beeindruckender Schlichtheit geprägt. Besonders hervorzuheben sind die Renaissancekanzel und das historische Gestühl. Umgeben wird die Kapelle St. Martin von einem heute noch genutzten Friedhof. Der ehemalige Martins-Altar befindet sich jetzt in der St. Afra Kirche. https://sankt-afra-meissen.de/kapellen/