Wikiversity:Fellow-Programm Freies Wissen/Einreichungen/Offene und transparente Typizitätsnormen für semantische Kategorien

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Offene und transparente Typizitätsnormen für semantische Kategorien[Bearbeiten]

Projektbeschreibung[Bearbeiten]

Für Gedächtnisexperimente mit verbalem Lernmaterial ist es essenziell, dass die Wortlisten sich nicht systematisch in ihren Reizeigenschaften unterscheiden, um unerwünschte Interaktionen mit der experimentellen Manipulation zu vermeiden. Ein wichtiger Parameter für semantisches Stimulusmaterial ist die kategoriale Typizität, die das Ausmaß bezeichnet, mit dem ein Vertreter als typisch oder repräsentativ für eine übergeordnete Kategorie wahrgenommen wird. Ein Apfel oder eine Birne sind zum Beispiel typischere Vertreter der Kategorie „Früchte“ als eine Guave oder eine Quitte. Für die gezielte Kontrolle der kategorialen Typizität - die für viele Fragestellungen in der experimentellen Gedächtnisforschung unerläßlich ist - werden im deutschsprachigen Raum üblicherweise die Kategorienormen von Mannhaupt (1983) oder von Scheithe und Bäuml (1995) verwendet.

Aus mindestens zwei Gründen erscheint jedoch eine kritische Überprüfung dieser Normen dringend erforderlich. Erstens bilden nicht mehr alle Wortlisten die kulturellen Veränderungen der letzten beide Jahrzehnte adäquat ab. Ein gutes Beispiel hierfür ist Koriander, der Anfang der 1980er Jahre nur von einem Prozent der befragten Personen als typischer Vertreter der Kategorie „Gewürz“ genannt wurde. Noch deutlicher wird der Kulturwandel bei der Wortliste in der Kategorie „Medien“, auf welcher der Computer selbst Mitte der 1990er Jahre noch an 20. Stelle rangiert (hinter Bildschirmtext). Hinzu kommt, dass andere Vertreter, von denen angenommen werden kann, dass sie heutzutage als typisch wahrgenommen werden, zum Zeitpunkt der Befragung noch nicht verbreitet waren (Smartphone, soziale Netzwerke). Zweitens existieren Wortlisten nur für eine begrenzte Anzahl von semantischen Kategorien. Insbesondere für Kategorien, bei denen die Typizität stärkeren Schwankungen unterliegt (Politikerinnen und Politiker, Sportlerinnen und Sportler), ist eine gezielte Kontrolle des Stimulusmaterials oft nicht möglich, weil keine Normen vorhanden sind.

Das geplante Forschungsvorhaben soll zur Lösung dieser beiden Probleme beitragen. In einem ersten Experiment werden Typizitätsnormen für Vertreter von 20 Kategorien an einer repräsentativen Stichprobe erhoben und mit der Rangreihenfolge verschiedener frei zugänglicher Parameter von Wikipedia (u.a. Volltexttreffer, Seitenzugriffe in den letzten 90 Tagen, Länge des Wikipedia-Artikels) sowie vorhandener Typizitätsnormen verglichen. Im zweiten Experiment werden Kategorien verwendet, für die noch keine Typizitätsnormen existieren. Auch hierbei soll überprüft werden, inwiefern das kollektive semantische Wissen auf Wikipedia einen hinreichend guten Schätzer für die Typizität der Kategorievertreter darstellt. Sollte das der Fall sein, wäre dies eine wertvolle Erkenntnis für zukünftige Gedächtnisexperimente, weil es auf diese Weise möglich wäre, flexibel und ohne großen Aufwand verbales Lernmaterial zu kontrollieren.

Der gesamte wissenschaftliche Prozess wird im Sinne von offener Wissenschaft transparent gestaltet. Zudem werden alle Materialien und Daten zur Nachnutzung frei zugänglich gemacht.

Autor/in[Bearbeiten]

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