Benutzer:Anna Sapronenko/Interview Befragter 2
Autor: Also ganz zuerst ein Paar allgemeine Fragen. Wie alt bist du?
Proband: Ich bin 26.
A: Wo bist du geboren?
P: In Augsburg, in Deutschland.
A: Und wo sind deine Eltern geboren?
P: Meine Eltern sind in Siebenbürgen geboren, das liegt in Rumänien, und in dem Ort Girelsau.
A: Ok, und was ist deine Motivation zum Tanzen?
P: Die Motivation liegt am Tanz selber, also das macht mir Spaß mich zu bewegen und gemeinsam mit anderen Figuren zu tanzen. Ich hab auch zuerst mit Standard und Latein Tanz angefangen und daraus habe ich eigentlich entdeckt, dass es auch den Volkstanz gibt, und über meine Eltern, und hab das dann quasi im Volkstanz weiter geführt.
A: Gibt es irgendwelche Voraussetzungen zum Tanzen? Zum Volkstanz?
P: Ich denk mal die Voraussetzungen für Volkstanz sind nicht so hoch angesetzt wie für Standard und Latein oder ähnliche Tänze. Es gehört ein gewisses Taktgefühl dazu, den Takt tu hören, ob es ein Viervierteltakt ist oder ein Walzer, ein Dreivierteltakt, die Genauigkeit von Schritten, und vor allem auch Haltung und solche Dinge.
A: Und was muss man können um Auftreten zu dürfen? Wenn z.B. jemand von der Straße kommt und sagt:“ Ich will tanzen“, was braucht er?
P: Also er muss natürlich erst mal die Grundschritte lernen, sag ich mal, es ist grad im VT Polka, Walzer, Ländler… ohne des geht’s nicht, weil das ist so die Basis, wenn man die hat, dann kann man ziemlich viele Tänze machen. Und am sonsten … es gehört auch eine gewisse motorische Fähigkeit dazu, ist aber bei den meisten gegeben, also es ist selten, dass man wirklich so untalentiert ist, sag ich mal, dass er kein VT machen kann.
A: Wie lange hast du gelernt bist du auftreten dürftest?
P: Also bei mir ging es ziemlich schnell, ich muss doch wohl etwas begabt sein. Nach dem ich auch Standard und Latein Kurs gemacht hab, vielleicht 2-3 Monate oder so und dann bin ich aufgetreten.
A: Dann sag mir noch, wo wird eigentlich der VT getanzt, zu welchen Anlässen?
P: Also im Moment es ist ja so, dass es meistens kulturelle Veranstaltungen sind, wie jetzt beim siebenbürgischen VT, jetzt sag ich mal bei Heimattreffen, oder bei kirchlichen Feiertagen oder kirchlichen Festen, so wie das Kronnenfest und Erntdankfest, dann gibt’s natürlich Geburtstage. Auf Hochzeiten wird es hier jetzt mittlerweile getanzt, aber früher hat man’s nicht gemacht. Der VT hatte früher in Siebenbürgen nicht so den großen Stellenwert wie jetzt hier in Deutschland, werd ich sagen. Hier wird er viel mehr getanzt und eigentlich zu ziemlich vielen Gelegenheiten, Sommerfeste, Straßenfeste…
A: Was denkst du, welche Rolle spielt der VT in der siebenbürgischen Kultur?
P: Also ich denke, dass es im Moment eins der größten Dinge ist, die eine Rolle spielen im Siebenbürgischen, weil wir uns über den VT ausdrücken können, vor allem hier in Deutschland, und auch abheben. Also dadurch, dass wir VT tanzen in unseren Trachten, zeigen wir uns auch anders und heben uns dadurch auch, sag ich mal, von der breiten Masse ab, oder von den Bayern oder den Deutschen. Ich denk, dass das früher anders war, also aus Erzählungen von meiner Familie, die Tracht wurde früher nicht so oft getragen wie jetzt hier zur Festivitäten, sie wurde auch nicht so gerne getragen. Man hat sie sonntags in die Kirche angezogen, also das mag bei vielen anders sein, aber so war das eben bei uns … und es gab auch nicht so viele Tanzgruppen, also es gab vielleicht eine im Dorf, wenn überhaupt, das war gar nicht unbedingt üblich, dass es TG gab. Das hat sich erst hier so verfestigt … erst gebildet, sag ich mal.
A: Wurde VT überhaupt getanzt früher?
P: Ja, so bei Kronnenfesten z.B. Ich weiß nicht wie es bei Hochzeiten war oder so, eher weniger, und durch den Kommunismus ist es natürlich ziemlich eingedämmt worden. Da durften auch viele Feste nicht stattfinden, da durfte nicht getanzt werden, da durfte die Tracht nicht angezogen werden, und daraus denk ich mal auch der Umstand resultiert das viele dann gesagt haben, na gut dann halt nicht, und so wurden auch immer weniger TG. Also ich weiß nicht, dass es in Girilsau eine TG gab. Es gab eine Theater Gruppe aber ob’s eine TG gab weiß ich nicht.
A: Ok, und wie, deine Meinung nach hat sich der VT nach der Umsiedlung von Siebenbürgen nach Deutschland verändert?
P: Er wurde auf jeden Fall genauer und anspruchsvoller. Also er wurde natürlich durch ... dass hier viel mehr getanzt wurde legten die Leute drauf Wert, das es halt mehrere Tänze gibt, dass es bisschen Abwechslung gibt und dass vielleicht … da traten dann auch plötzlich neue Variationen vom Tanz auf, weil er vielleicht zu langweilig oder unspektakulär war, haben dann welche noch was dazu erfunden. Dadurch ist es eigentlich mehr geworden, also mehr Tänze und vor allem hat er sich auch aus anderen Regionen bedient, also nicht nur Deutschland, sondern es kam auch Schweiz und Österreich dazu und vielleicht auch noch Ungarische Einflüsse teilweise…
A: Wie sehen die Leute die aus Siebenbürgen gekommen sind den Tanz?
P: Ich glaub, dass es für die unheimlich toll ist, dass die Tänze gezeigt werden und vor allem noch viel mehr als früher. Aber ich glaub, dass es für die Leute auch eher so eine Mischung ist aus … die Tracht sehen, das was noch übrig ist von der Kultur, also es ist nicht unbedingt nur der Tanz. Manchmal hat man auch das Gefühl, dass es hier in Deutschland schon gar nichts mehr besonders ist, wenn die TG auftritt. Manchmal hat man das Gefühl, na ja es wird erwartet, es ist ja normal, dass bei diesem Sommerfest jetzt ‘ne TG tanzt. Es kommt immer drauf an wer dort im Publikum sitzt, also wenn es so ältere Leute sind wie z.B. die Generation meiner Großeltern, die haben nicht so das Interesse am Tanz, also sie schauen sich das an, sie finden es schön, dass ihre Enkelkinder da tanzen, aber wenn da jetzt jemand anders tanzten würde, wird die Begeisterung wesentlich geringer. Also ich glaub es ist aus der Zeitstand wo … weil sie eben mit den Tänzen nicht so aufgewachsen sind wie jetzt wir.
A: Na gut, das war‘s. Danke schön!
P: Gerne.