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Benutzer:Herbst15

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Einleitung

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Deutschland 2015. Das vergangene Jahr war sowohl für die deutsche Bevölkerung als auch für die sogenannten Flüchtlinge oder Asylbewerber_innen, die als Schutzsuchende nach Deutschland gekommen sind, ein sehr bewegtes Jahr. Mit den hohen Flüchtlingszahlen im vergangenen Jahr spaltete sich auch die deutsche Bevölkerung immer mehr in ihrer Haltung gegenüber den Flüchtlingen. Einerseits gab es eine große Welle an ehrenamtlichen Engagement und Spenden, aber auf der anderen Seite gewannen Organisationen wie PEGIDA und nationalistische Parteien, wie die Alternative für Deutschland (AfD), starken Aufwind. Begriffe wie „Wirtschaftsflüchtlinge“, „Asylschmarotzer“ und diverse andere ausländerfeindliche Beleidigungen lassen darauf schließen, welches Bild einige Deutsche von Flüchtlingen haben. Alte Stereotype beziehungsweise Vorurteile vom „frauenfeindlichen arabischen Mann“ und vom „Muslim, der keine andere Religion akzeptiert“ kamen wieder mehr und mehr in die öffentliche Diskussion. Dahingegen wirken sich auch positive Berichte über Flüchtlinge auf unser Bild über die Asylsuchenden aus. Doch welches Bild haben diese eigentlich von Deutschland? Wie haben sie sich das Leben hier vorgestellt, bevor sie die gefährliche Flucht hierher auf sich nahmen und wie hat es sich verändert, als sie hier ankamen? In der folgenden Arbeit wird versucht, Fragen wie diese zu klären. Zuerst wird dabei die aktuelle Flüchtlingssituation dargestellt und anschließend die Situation in den Ländern, aus denen 2015 die meisten Menschen nach Deutschland flüchteten. Danach wird eine knappe Zusammenfassung von den Begrifflichkeiten Stereotyp und Vorurteil, sowie ein kurzer Einblick in die Kontakthypothese erfolgen. Daraufhin sind die Ergebnisse der durchgeführten Interviews mit den sechs Flüchtlingen und das Fazit mit Rückbezug auf die Eingangshypothese festgehalten. Die Transkripte der Interviews sind am Ende des Artikels verlinkt.

Hypothese

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„Das positive Bild vom Leben in Deutschland ist schuld an der Flucht nach Deutschland.“

Aktuelle Flüchtlingssituation in Deutschland

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Deutschland kann für das Jahr 2015 eine Rekordsumme an Asylerst- und Asylfolgeanträgen vorweisen. Die 476.649 Anträge, die das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge für das Jahr 2015 verzeichnen kann, übersteigt selbst das Jahr 1993, in dem es 476.649 Asylerst- und Asylfolgeanträge verzeichnen konnte. Damals war die Balkankrise der Auslöser dafür. Im Vergleich zum Vorjahr 2014 mit 202.834 Asylerst- und Folgeanträgen erhöhten sich die Antragszahlen um 135%. Betrachtet man die Herkunftsländer der Asylsuchenden im Jahr 2015, steht Syrien und die arabische Republik mit 158.657 Asylerstanträgen auf Rang Nummer eins. Die Anträge entsprechen 35,9%, der insgesamt 441.899 gestellten Erstanträge auf Asyl. Auf Platz zwei folgt Albanien mit 53.805 und damit 12,2% aller Asylerstanträge und auf Platz drei der Kosovo mit 33.427 und 7,6%. Es folgen Afghanistan mit 31.382 und 7,1%, der Irak mit 29.784 und 6.7%, auf Rang sechs Serbien mit 16.700 und 3,8% der Asylerstanträge. Anschließend daran stellten Flüchtlinge aus ungeklärten Herkunftsländern 11.721 und damit 2,7% aller Asylerstanträge im Jahr 2015 dar. Schließlich verteilen sich Platz acht, neun und zehn auf Flüchtlinge aus Eritrea (10.876 und 2,5%), Mazedonien (9.083 und 2,1%) und Pakistan (8.199 und 1,9%). Die übrigen 78.265 Erstanträge, die 2015 in Deutschland gestellt wurden, kamen von Schutzsuchenden aus diversen anderen Ländern.

Situation in den Herkunftsländern der Flüchtlinge

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Syrien

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In Syrien, dem Land, aus dem die meisten in Deutschland Asylsuchenden 2015 kommen, herrscht seit 2011 ein blutiger Bürgerkrieg. Diesem Konflikt sind seitdem, laut Angaben der vereinten Nationen, bereits 250.000 Menschen zum Opfer gefallen (www.unocha.org). Zivilisten_innen werden gefoltert, verschleppt, vergewaltigt und Wohngebiete werden gezielt bombardiert. In einigen Regionen wird die Bevölkerung gezielt von Nahrung und medizinischer Versorgung abgeschnitten (data.unhcr.org). Bei diesem Konflikt, in dem sehr viele verschiedene Parteien und Teilnehmer_innen eine Rolle spielen, verliert die syrische Zivilbevölkerung mehr und mehr die Hoffnung auf ein baldiges Ende und sieht so die einzige Hoffnung auf ein besseres Leben in der Flucht. Die Schutzquote für Syrer_innen beträgt zurzeit 96% (vgl. www.bamf.de).

Albanien

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Bei den Ländern mit den zweit- und drittmeisten Asylerstanträgen sieht die Lage anders aus. Obwohl die Schutzquote für Albaner_innen nur 0,2% beträgt, sind 2015 sehr viele als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. In dem Balkanstaat herrschen nach wie vor Korruption, Schattenwirtschaft und organisierte Kriminalität (vgl. ec.europa.eu). Die Armutsquote liegt bei 14%, die derer, die in extremer Armut leben, bei 2,2% (vgl. www.worldbank.org). KOSOVO Im Kosovo ist die Lage ebenso prekär. Obwohl die Schutzquote nur 0,4% beträgt, haben sich, vor allem im ersten Halbjahr 2015, sehr viele Flüchtlinge auf den Weg nach Deutschland gemacht (vgl. www.bamf.de). Das nicht ohne Gründe, denn der Kosovo ist am Bruttonationaleinkommen gemessen eines der ärmsten Länder Europas (vgl. data.worldbank.org), die Jugendarbeitslosigkeit ist sehr hoch und etwa ein Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze (vgl. www.ks.undp.org).

Afghanistan

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Trotz der Versuche einiger Parteien, die Lage in Afghanistan zu verharmlosen, leidet das Land nach wie vor unter dem Terror der Taliban. Nachdem die letzte internationale Mission 2014 geendet ist, haben die afghanischen Streitkräfte wieder die Eigenverantwortung. Seitdem Abzug der internationalen Truppen ist die politische Spaltung im Land wieder größer geworden, die Taliban wieder stärker und auch alte Stammesfehden und ethnische Konflikte, die durch die Anwesenheit internationaler Truppen halbwegs unterdrückt wurden, sind wieder aufgeflammt. Dazu kommen verminte Landstriche, die unzähligen Kindern schon das Leben gekostet haben (vgl. mediendienst-integration.de).

Seit dem Einrücken des amerikanischen Militärs 2003 herrscht im Irak ein schwer durchschaubarer Konflikt zwischen ethnischen und religiösen Gruppierungen. Seitdem sind mehrere hunderttausende Zivilisten_innen ums Leben gekommen. Frauen und Mädchen aus religiösen und ethnischen Minderheiten werden oft Opfer von sexueller Gewalt. Jesidische Mädchen werden als Sexsklavinnen verschleppt. Mittlerweile kontrolliert der IS weite Teile des Zentral- und Nordiraks. Die Menschenrechtslage ist laut Berichten von Amnesty International alarmierend (vgl. www.amnesty.de/jahresbericht/2015/irak).

Serbien

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Seit der Finanzkrise 2006 ist der Balkanstaat von Rezession betroffen. Der monatliche Nettoverdienst liegt durchschnittlich bei nur 380 Euro. Das Land wurde im Mai 2014 von einer schweren Flut getroffen, von der es sich noch nicht wieder erholt hat. Viele Gebäude und Straßennetze wurden zerstört, was zu einer Verschlechterung der Lebenssituation vieler Serben_innen geführt hat. Serbien wird von Korruption und organisiertem Verbrechen beherrscht, Meinungsfreiheit und Minderheitenschutz sind der europäischen Kommission zufolge nicht gewährleistet. Gerade Angehörige der Roma leiden darunter (vgl. mediendienst-integration.de).

Stereotypenbildung

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Begriffsherkunft und -erklärung von Stereotyp

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Der Begriff „Stereotyp“ ist eine Wortkombination aus den altgriechischen Wörtern stereos (hart, fest, starr) und typos (feste Form, charakteristisches Gepräge). Er hat seinen Ursprung im Bereich des Druckerjargons im Jahre 1798, wo der Buchdrucker Firmin Didiot das Drucken „mittels feststehender Lettern“ als Stereotyp bezeichnet hat. Im 19. Jahrhundert wird vorwiegend in der Druckersprache Stereotyp zusätzlich auch als „Wiederholung des Gleichen aufgrund starrer Formen“ genutzt. Erst 1922 führt der US-amerikanische Journalist Walter Lippmann mit seinem Buch „Public Opinion“ den Ausdruck Stereotyp zur Beschreibung der „Strukturen des Denkens, Schemata und Routinen“ des Menschen ein. Zudem bezeichnet er Stereotype zutreffend als „pictures in our head“, das heißt als „Bilder in unserem Kopf“ (vgl. Thiele 2015: 27). Es gibt zahlreiche Definitionen des aktuellen Begriffs Stereotyp. Uta Quasthoff definiert ein Stereotyp wie folgt: „Ein Stereotyp ist der verbale Ausdruck einer auf soziale Gruppen oder einzelne Personen als deren Mitglieder gerichtete Überzeugung. Es hat die logische Form eines Urteils, das in ungerechtfertigt vereinfachender und generalisierender Weise, mit emotional-wertender Tendenz, einer Klasse von Personen bestimmte Eigenschaften oder Verhaltensweisen zu- oder abspricht.“ (Quasthoff 1973: 28) Hiernach bleibt die Frage, ab welchem Verbreitungsgrad eine kollektive Überzeugung eines Inhalts als Stereotyp zu bezeichnen ist. Jedoch ist dieses Merkmal schwer erfassbar und somit an dieser Stelle zu vernachlässigen (vgl. ebd.). Nach Walter Lippmann (1920er) ist „Stereotypisierung als ein rationelles Verfahren des Individuums zur Reduktion der Komplexität seiner realen Umwelt“ zu betrachten (Heringer 2014: 204). Somit sind Stereotype weder als falsch noch als richtig zu deklarieren, da sie ein notwendiges Instrument des menschlichen Gehirns zur möglichst sicheren Orientierung im Alltag sind. Diese Ansichten sind natürlich nicht neutral, jedoch sind diese subjektiven Wahrnehmungen und geglaubten Vorkenntnisse für den Durchblick und die Übersicht im Leben unerlässlich (vgl. Konrad 2006: 16). Solange man sich der Vereinfachung und Reduzierung der Realität durch Stereotype bewusst ist, sind Stereotype nicht verwerflich, sondern erleichtern das Leben in einer komplexen Welt (vgl. Thiele 2015: 49). Darüber hinaus gibt es verschiedene Arten von Stereotype, wie zum Beispiel Geschlechterstereotypen, Rassenstereotypen, Altersstereotypen und Berufsstereotypen (vgl. Konrad 2006: 51 & Thiele 2015: 285 & 317).

Stereotype und Vorurteile

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Stereotype sind meist eher negativ konnotiert, ebenso wie Vorurteile, die sozusagen eine Stereotypensammlung oder auch „Verfestigung stereotypen und klischeehaften Denkens“ sind. Generell bezeichnet ein Vorurteil eine negative oder positive Einstellung gegenüber Personen(gruppen), Sachen und Sachverhalten. Meist dominiert jedoch die abwertende Haltung, insbesondere in der Alltagssprache. Allerdings ist der Begriff Vor-Urteil, unvoreingenommen betrachtet, wertfrei und somit weder als negative noch als positive Einschätzung zu betrachten (vgl. Thiele 2015: 35-36). Vorurteile sind bei der Geburt noch nicht vorhanden, sondern werden erst während der Sozialisation erlernt, genauso wie Stereotype. Demnach ist das soziale Umfeld für die Vorurteile verantwortlich und könnte diesen von Vorneherein entgegenwirken (vgl. Quasthoff 1973: 53).

Entstehen und Beständigkeit von Stereotypen

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Gemäß dem lerntheoretischen Ansatzes stehen Stereotype nicht mit der Absicht zur Abwertung der anderen Gruppe und Aufwertung der eigenen Gruppe in direkter Verbindung, sondern sie basieren auf tatsächlichen Unterschieden zwischen Ingroup und Outgroup (vgl. Konrad 2016: 51). Stereotype werden entweder durch sogenannte Primärerfahrungen, das heißt durch eigene unmittelbare Kontakte, oder Sekundärerfahrungen, wie durch die Sozialisation der eigenen Gesellschaft und der Medien, vermittelt (vgl. Thiele 2015: 50). Heutzutage werden die Stereotype den Kindern und Jugendlichen von den Eltern und ihrem ganzen kulturellen Umfeld, welches Verwandte, Freunde_innen, Schule und gegebenenfalls Religion beinhaltet, vermittelt. Darüber hinaus werden die Mitglieder einer Gesellschaft durch die Medien, welche sie nutzen, sozialisiert. Insbesondere die Massenmedien spielen eine wichtige Rolle, wie Literatur, das Fernsehen, Filme, Zeitungen, E-Mails, Broschüren, Prospekte und Autoaufkleber, da diese stereotypen Bilder in das Unterbewusstsein der Konsumenten_innen eintrichtern. Somit gilt eine größere Gefährdung von stereotypen Denken für Vielkonsumenten_innen, die das Berichtete möglicherweise für die Realität halten können. Die sozial-kulturellen Normen bzw. Kulturstandards werden von Kindheit an erlernt und lebenslänglich ausgebaut (vgl. a.a.O. 52-54). Zu dem stetigen Vermitteln von stereotypen Ansichten kommt hinzu, dass sie sich schnell festigen und anschließend selbst durch Tatsachen und Logik schwer korrigierbar sind. Ein prägnantes Merkmal von Stereotypen ist neben der Langlebigkeit, das Ausblenden von Widersprüchen beziehungsweise die Annahme, dass Ausnahmen die Regel bestätigen. Wenn die Realität gegen ein gefestigtes Stereotyp spricht, ist es dennoch wahr, da das Erlebte nur als Ausnahme betrachtet wird und das Stereotyp lieber unverändert in den Köpfen bleibt (vgl. Thiele 2015: 52-53). Dazu passt Allports Aussage: „Der Trick, daß man Ausnahmen zuläßt, dient der Erhaltung der Kategorie“ (Allport 1971: 185, zit.n. Thiele 2015: 33).

Kontakthypothese

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Die folgende Niederschrift zur Kontakthypothese geht auf den US-amerikanischen Psychologen Gordon W. Allport aus dem Jahre 1954 zurück: „Vorurteile können […] durch gleichberechtigten Kontakt Majorität und Minorität beim Verfolgen gemeinsamer Ziele verringert werden. Die Wirksamkeit ist sehr viel größer, wenn der Kontakt durch institutionelle Unterstützung sanktioniert wird (z. B. durch Gesetze, Sitten und die örtliche Atmosphäre) und so beschaffen ist, dass er zur Entdeckung gemeinsamer Interessen und der gemeinsamen Menschlichkeit beider Gruppen führt.“ (Allport 1954: 281, zit. n. Stürmer 2008: 283) Somit stellt die sogenannte Kontakthypothese eine Option zur Verringerung von Stereotypen und Vorurteilen dar. Diese wurde in den 1950ern in den Vereinigten Staaten aufgestellt und ist ein wichtiger Grund für die Aufhebung der Rassentrennung an US-amerikanischen Schulen gewesen, was unter anderem dank der Kontakthypothese vom obersten Bundesgericht der USA als verfassungswidrig verurteilt wurde (vgl. Konrad 2006: 53). Insbesondere Sherif hat zu der Zeit bei Experimenten in der Feldforschung die Kontakthypothese erprobt und Allport hat sie anschließend theoretisch fundamentiert, unter anderen mit der Konkretisierung nötiger Kontaktbedingungen (vgl. Wagner & Farhan 2008: 277). Die Annahme der Kontakthypothese ist, dass durch den persönlichen Kontakt und selbst erfahrene Erlebnisse mit Mitgliedern anderer Kulturkreise Stereotype und Vorurteile reduziert werden können, wenn diese Erfahrungen nicht als Ausnahme abgestempelt werden. Somit besagt sie, dass Vorurteile aufgrund des Mangels an Wissen über die andere Kultur und ihre Denkweise entstehen. Die Problematik dieser Hypothese ist, dass nicht jede direkte Interaktion zu gegenseitigem Verständnis und gegenseitige Sympathie führt. Das interkulturelle Lernen setzt somit einige Kompetenzen, insbesondere Offenheit und Toleranz, voraus. Wenn dies gegeben ist, kann durch den persönlichen Kontakt ein Austausch stattfinden, welcher es einem leichter macht, andere kulturelle Sichtweisen zu verstehen. Somit ist der Lernprozess immer vom Individuum abhängig, inwiefern es selbst kulturell geprägt und offen für andere Perspektiven auf das Leben ist (vgl. Barmeyer 2012: 91-92). Folglich ist die Kontakthypothese prinzipiell eine gute Strategie zur Reduktion des vorurteilshaften und stereotypen Denkens, jedoch ist sie nicht problemlos in die Realität übertragbar, unter anderem aufgrund der Hartnäckigkeit der Stereotype im Alltag und der Einfluss und dabei darf auch das Verhalten des stereotypisierten Menschen nicht außer Acht gelassen werden (vgl. Konrad 2006: 54-55). Folglich können Vorurteile durch Kontakt abgebaut werden, wenn die nötigen internen und externen Rahmenbedingungen dafür gegeben sind (vgl. Thomas 2004: 164). Andernfalls kann sich auch eine Stärkung beziehungsweise Festigung der negativen Vorurteile durch die eigenen Erlebnisse ergeben, wenn sich aus einer Missbilligung auf emotionaler Ebene durch den persönlichen Kontakt ein noch exotischerer, bizarrerer Eindruck der stereotypisierten Person und ihrer Gruppe entwickelt (vgl. a.a.O. 162). Wenn die Voraussetzungen vorhanden sind, dann kann durch die neuen Informationen über eine zuvor unbekannte Gruppe die Denk-und Handelsweise gegenüber ihren Mitgliedern verändert werden. Außerdem kann durch die Interaktion mit unbekannten Menschen die Angst vor dem Fremden besiegt werden. Darüber hinaus hilft diese Erweiterung des Horizonts zur Hinterfragung der Ansichten, Gegebenheiten und Regeln der eigenen Gruppe (vgl. Wagner & Farhan 2008: 277). Schlussfolgernd ist festzuhalten, dass oberflächlicher Kontakt meist nicht zur Reduzierung von Vorurteilen ausreicht, sondern eine tiefergehende Interaktion nötig ist (vgl. Stürmer 2008: 284). Zudem wird angezweifelt, dass Vorurteile nur auf Unkenntnis und Ignoranz beruhen, sondern eher als eine Folge von Konflikten zwischen Gruppen gesehen werden können, wodurch die Kontakthypothese zur Förderung der Vorurteile beitragen würde, statt sie abzubauen (vgl. Stürmer 2008: 288).

Der Fragebogen

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1. Situation im Herkunftsland

1.1 Wo kommen sie her?

1.2 Was sind Sie von Beruf?

1.3 Was für ein Bild vom Leben in Deutschland herrscht in Ihrem Heimatland vor?

1.4 Was waren Gründe für die Flucht?

1.5 Hatten Sie konkret Deutschland als Ziel und wenn ja, warum?

2. Bild vom Leben in Deutschland

2.1 Haben Sie geglaubt, dass jeder Deutsche wohlhabend ist und einen Job hat?

2.2 Welche Eigenschaften haben Sie den Deutschen zugeschrieben?

2.3 Was für Erwartungen hatten Sie an Deutschland?

2.4 Wie haben Sie dieses Bild erworben?

2.5 Was war typisch deutsch für Sie?

3. Bild von Deutschland im Moment

3.1 Welche Vorstellungen haben sich bewahrheitet?

3.2 Welche Ihrer Vorstellungen haben sich als falsch erwiesen?

3.3 Was ist typisch deutsch für Sie?

Vorstellung der Interviewpartner

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1. Afghane, Dolmetscher, 26 Jahre alt, seit 8 Monaten in Deutschland

2. Ukrainerin, Kinderkrankenschwester, 36 Jahre alt, seit einem Jahr in Deutschland

3. Iraker, Schüler, 16 Jahre alt, seit 6 Monaten in Deutschland

4. Vietnamesin, Verkäuferin und Köchin, 23 Jahre alt, seit einem Jahr in Deutschland

5. Afghanin, Hausfrau, 36 Jahre alt, seit 3 Jahren in Deutschland

6. Somalierin, Hausfrau, 31 Jahre alt, seit 18 Monaten in Deutschland

Ergebnisse

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Bei der Auswertung der sechs Interviews gab es einige Fragen, bei denen die Interviewten dasselbe antworteten, bei wieder anderen Fragen kam es zu unterschiedlichen Antworten. So waren sich alle einig, dass Deutsche pünktlich, nett und gut sind. Auf die Frage, wie Deutschland für sie ist, kamen folgende Antworten: Es gäbe hier viele große Häuser und viele Autos; Deutschland sei friedlich und tolerant. Als typisch deutsch wurden Brezen und alte, schöne Frauen deklariert, und auf die für das Projekt wohl wichtigste Frage, wie das Deutschlandbild vermittelt wurde, kam am häufigsten die Antwort: „Von Mund zu Mund.“ Viele der Befragten meinten, dass sich ihr jetziges Deutschlandbild kaum von dem unterscheide, das sie davor hatten, wenn sie ein konkretes Bild hatten. Allerdings meinten auch einige, dass ihr Bild von Deutschland realistischer geworden sei. Die Gründe für die Flucht wurden wie folgt benannt: Perspektivlosigkeit und/oder Krieg im Herkunftsland, familiäre Probleme, die Hoffnung auf eine bessere Zukunft für die Kinder durch die Flucht, Bildung und Arbeit. Bei der Frage an die Geflüchteten, ob sie gezielt nach Deutschland gekommen seien oder ob sie es nicht als Ziel vor Augen hatten, kamen diverse Antworten. Einige wollten gezielt hierher, da Freunde und Familie bereits in Deutschland leben, andere nannten die gute Flüchtlingspolitik und die Empfehlungen von anderen Flüchtlingen als Grund und bei einigen war es nur Zufall, dass sie hier in Deutschland gelandet sind.

Fazit

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Die Hypothese „Das positive Bild vom Leben in Deutschland ist schuld an der Flucht nach Deutschland.“ ist nach den ausgewerteten Interviews in Ansätzen zutreffend, allerdings spielen noch viel mehr Faktoren eine Rolle bei der Flucht nach Deutschland. Unter anderem gilt zu beachten, warum die Menschen überhaupt geflohen sind und wie informiert die Flüchtlinge vor ihrer Flucht waren und wie hoch ihr Bildungsgrad war. Außerdem ist es relevant gewesen, was sie auf ihrem Fluchtweg von anderen Flüchtlingen gehört haben. Nicht alle Interviewpartner_innen hatten Deutschland als konkretes Ziel vor Augen, als sie noch in ihrer Heimat waren. Sie sind hauptsächlich aufgrund von Perspektiv- und Zukunftslosigkeit in ihrem Land geflohen, um ein ersehntes, besseres Leben zu finden. Ihr Deutschlandbild wurde allerdings häufiger als gedacht nur mündlich übermittelt, sowohl vor der Flucht als auch währenddessen, unter anderem auf Mangel von Strom- und Internetanschluss. Jedoch ist es in der Tat vor und während der Flucht sehr positiv besetzt gewesen, insofern ein präzises Bild von Deutschland vorhanden gewesen ist. Manchmal wurde Deutschland aber auch nur als ein Teil von dem Ziel Europa betrachtet. Allerdings wurde ihr Bild vom Leben in Deutschland nach der Ankunft in Deutschland zumeist realistischer, auch wenn es gemäß den interviewten Flüchtlingen im Großen und Ganzen immer noch sehr positiv belegt ist. Darüber hinaus sind sich die meisten Flüchtlinge der Stereotypenbildung sowohl über die Deutschen als auch über sich selbst bewusst. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Eingangshypothese im Rahmen dieses Projekts in Teilen bestätigt wurde. Aus der provokanten und eventuell etwas überspitzten Hypothese ist eine neue Hypothese formuliert worden, die es noch zu untersuchen gilt. Sie lautet wie folgt: „Das oft zu positive/idealisierte Bild von Deutschland trägt dazu bei, dass Flüchtlinge gezielt nach Deutschland kommen.“

Literaturverzeichnis

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- About the crisis. (UN-Nothilfekoordinator (OCHA) – Lagebericht Syrien: http://www.unocha.org/syrian-arab-republic/syria-country-profile/about-crisis [Abruf:04.01.16]

- Amnesty Report 2015. Irak. https://www.amnesty.de/jahresbericht/2015/irak [Abruf: 04.01.16]

- Asylgeschäftsstatistik für den Monat Dezember 2015:http://www.bamf.de/SharedDocs/Anlagen/DE/Downloads/Infothek/Statistik/Asyl/2015 12-statistik-anlage-asyl-geschaeftsbericht.html?nn=1694460 [Abruf: 04.01.16]

- Barmeyer, Christoph (2012): Taschenlexikon Interkulturalität. Göttingen [u.a.] : Vandenhoeck&Ruprecht.

- http://data.worldbank.org/data-catalog/GNI-per-capita-Atlas-and-PPP-table [Abruf: 04.01.16]

- European Commission: Albania Progress Report. October 2014: http://ec.europa.eu/enlargement/pdf/key_documents/2014/20141008-albania-progress-report_en.pdf [Abruf: 04.01.16]

- Heringer, Hans Jürgen (2014): Interkulturelle Kommunikation. 4. überarbeitet und erweiterte Aufl. Tübingen: Francke.

- Konrad, Jochen (2006): Stereotype in Dynamik. zur kulturwissenschaftlichen Verortung eines theoretischen Konzepts. Tönning [u.a.]: Der Andere Verl.

- http://www.ks.undp.org/content/kosovo/en/home/countryinfo/ [Abruf: 04.01.16]

- Mehmet, Dennis: Informationspapier 17.08.2015. Wie ist die Situation in den Herkunftsländern von Flüchtlingen? http://mediendienst-integration.de/artikel/informationspapier-fluchtursachen-asylbewerber-zehn-wichtigste-herkunftslaender-syrien-westbalkan-er.html [Abruf: 04.01.16]

- Stürmer, Stefan (2008): Die Kontakthypothese. In: Petersen & Six. Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung. Theorien, Befunde und Interventionen. Weinheim & Basel: Beltz Verlag, 283-291.

- Thiele, Martina (2015): Medien und Stereotype. Konturen eines Forschungsfeldes. Bielefeld: transcript.

- Thomas, Alexander (2004): Stereotype und Vorurteile im Kontext interkultureller Begegnung. In: Lüsebrink, Hans-Jürgen. Konzepte der interkulturellen Kommunikation. Theorieansätze und Praxisbezüge in interdisziplinärer Perspektive. St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag,157- 175.

- UNHCR, Syria Regional Refugee Response:http://data.unhcr.org/syrianrefugees/regional.php [Abruf: 04.01.16]

- Wagner, Ulrich & Farhan, Tina (2008): Programme zur Prävention und Veränderung von Vorurteilen gegenüber Minderheiten. In: Petersen & Six. Stereotype, Vorurteile und soziale Diskriminierung. Theorien, Befunde und Interventionen. Weinheim & Basel: Beltz Verlag, 273-282.

- Quasthoff, Uta (1973): Soziales Voruteil und Kommunikation – Eine sprachwissenschaftliche Analyse des Stereotyps. Ein interdisziplinärer Versuch im Bereich von Linguistik, Sozialwissenschaft und Psychologie. Frankfurt am Main: Athenäum Verlag GmbH.