Benutzer:Paul Sutermeister/Kommunikation
Der Chef präsentiert stolz eine Folie mit 500 Wörtern und 15 Cliparts. Die Mitarbeiter nicken begeistert – bis einer einschläft und sein Kopf auf die Hupe der Büroweihnachtsdeko fällt: Tuuut! Die Präsentation endet abrupt.
Ein Bäckermeister erklärt seinen Kunden in einem Video: „Unsere Brötchen sind knusprig, vegan, regional, glutenfrei, nachhaltig und esoterisch aufgeladen!“ Ein Kunde ruft: „Also... was sind sie jetzt?“ Der Bäcker überlegt – und weint.
Ein junger Social-Media-Manager ruft auf einer Seniorenmesse: „Yo, holt euch diese freshe Rentenversicherung, Bros!“ Eine Oma zeigt ihm ihren Gehstock. Er flüchtet.
Der Praktikant schickt eine E-Mail an den Vorstand: „Hey Leute, hoffe, alles fresh! Hier die Zahlen, glaub ich... Ciao Kakao!“ Der Vorstand antwortet nicht. Stattdessen taucht der Praktikant am nächsten Morgen ohne Firmen-Account auf.
Ein Plakat für ein neues Fitnessstudio hat gelbe Schrift auf weißem Hintergrund: „Komm rein, werde stark!“ Niemand kann es lesen. Ein Passant fragt: „Was ist das?“ Ein anderer murmelt: „Ein Rorschach-Test?“
Ein Plakat wirbt für ein „Mega-Festival mit Stars!“. Die Besucher finden eine Turnhalle mit einem Alleinunterhalter, der auf der Blockflöte „Atemlos“ spielt. Ein Kind weint.
Eine Jugendmarke schaltet eine Anzeige in der Kirchenzeitung: „Unser neuer Sneaker ist lit!“ Eine ältere Dame liest laut vor: „Was bedeutet *lit*? Und warum braucht der Herr Jesus neue Schuhe?“
Ein Restaurant wirbt in Japan mit einem Daumen-hoch-Smiley. Der Chef wundert sich, warum die Gäste ausbleiben. Schließlich erklärt ihm jemand: „Das heißt hier: ‚Loser‘.“ Der Chef wechselt das Plakat – und serviert danach nur noch Sushi-Burger.
Eine Webseite bewirbt Ferienhäuser mit Pop-ups, blinkenden Bannern und einer animierten Krabbe, die schreit: „Klick mich!“ Der Nutzer klickt… und sein Computer gibt auf.
Ein Klempnermeister bewirbt seine Dienste per Rauchzeichen. Nachbarn rufen die Feuerwehr – aber nicht den Klempner.
Theorie
[Bearbeiten]Vorbereitung auf folgende Inhalte: alpha-Lernen zum Thema Kommunikation durcharbeiten.
Beispiel 1
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- Inhaltsaspekt (Schulz von Thun): Beide Parteien reden aneinander vorbei, da der Inhaltsaspekt durch die Beziehungsebene verzerrt wird.
- Beziehungsebene (Schulz von Thun): Es besteht ein deutliches Machtgefälle und wenig gegenseitiger Respekt.
- Selbstoffenbarung (Schulz von Thun): Herr Müller gibt durch seine Aussagen Frustration preis, während Herr Meier sich missverstanden fühlt.
- Appell (Schulz von Thun): Beide haben unausgesprochene Appelle, die vom anderen nicht wahrgenommen werden.
- Axiom 1 (Watzlawick): Herr Müllers nonverbale Kommunikation (genervter Tonfall, Gestik) verstärkt die negative Atmosphäre.
- Axiom 2 (Watzlawick): Der Beziehungsaspekt überlagert den Inhaltsaspekt komplett, da der Fokus auf gegenseitigen Vorwürfen liegt.
- Axiom 3 (Watzlawick): Der negative Kreislauf von Aktion und Reaktion verschärft die Kommunikation.
- Axiom 4 (Watzlawick): Analoge (Ton, Körpersprache) und digitale (Inhalt) Kommunikation widersprechen sich, was zu Missverständnissen führt.
- Axiom 5 (Watzlawick): Die Beziehung eskaliert in einen symmetrischen Konflikt, da beide um die Oberhand kämpfen.
Beispiel 2
[Bearbeiten]Hier ist ein Beispiel für ein geschäftliches Gespräch, das aufgrund mangelnder Vorbereitung und Kommunikationsfehler komplett schiefgeht. Dabei werden die 5 Axiome von Watzlawick, das Kommunikationsquadrat von Schulz von Thun und das Sender-Empfänger-Modell von Shannon und Weaver berücksichtigt.
Szene: Ein Mitarbeitergespräch Teilnehmer:
- Chef (Herr Müller)
- Mitarbeiterin (Frau Schulze)
Ziel des Gesprächs: Feedback zur Leistung und Besprechung der zukünftigen Ziele
Chef Herr Müller betritt unvorbereitet und ohne Plan das Büro von Frau Schulze. Der Raum ist laut, die Tür steht offen, und das Telefon von Frau Schulze klingelt während des Gesprächs. Herr Müller sagt: „Frau Schulze, gut, dass ich Sie hier treffe. Wir müssen über Ihre Arbeit sprechen.“ Mitarbeiterin Frau Schulze ist verwirrt, da sie nicht wusste, dass ein Gespräch ansteht: „Ähm, okay... Was genau möchten Sie besprechen?“ Herr Müller (redet schnell und ohne Augenkontakt, schaut auf seine Uhr): „Ja, also, ich habe einige Beschwerden von Kunden gehört. Ihre Arbeit in den letzten Wochen war... sagen wir mal, suboptimal.“ Frau Schulze (nimmt die Kritik persönlich und fühlt sich angegriffen): „Was meinen Sie damit? Ich habe mein Bestes gegeben! Das klingt so, als ob alles, was ich gemacht habe, schlecht wäre!“
Axiom 1 (Watzlawick - Man kann nicht nicht kommunizieren): Durch Herrn Müllers Körpersprache (Blick auf die Uhr, keine Vorbereitung) vermittelt er Desinteresse, was zu Missverständnissen führt. Herr Müller: „Das ist nicht das, was ich sagen wollte. Aber es ist offensichtlich, dass Verbesserungen notwendig sind.“ (Er ignoriert, dass Frau Schulze sich angegriffen fühlt, und spricht weiter ohne konkrete Beispiele.)
Kommunikationsquadrat (Schulz von Thun - Selbstoffenbarung): Herr Müller vermittelt durch seine Haltung und die Art, wie er spricht, dass er wenig Zeit hat und unzufrieden ist. Die Beziehungsebene („Ich finde, Sie sind nicht gut genug.“) kommt jedoch stärker rüber als die Sachebene („Wir sollten Ihre Arbeitsweise verbessern.“).
Frau Schulze: „Verbesserungen? Das ist viel zu vage! Wenn Sie mir nicht sagen können, was genau das Problem ist, wie soll ich dann wissen, was ich verbessern soll?“
Axiom 2 (Watzlawick - Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt): Frau Schulze interpretiert die Kritik auf der Beziehungsebene als persönlichen Angriff, statt auf der Sachebene konstruktiv zu bleiben.
Herr Müller (genervt): „Es geht nicht darum, dass ich Sie schlechtmachen will. Sie sind zu empfindlich. Hören Sie doch einfach zu!“
Axiom 4 (Watzlawick - Digitale und analoge Modalitäten): Die Worte von Herrn Müller (digitale Kommunikation) stehen im Widerspruch zu seiner Körpersprache und Tonfall (analoge Kommunikation), was Frau Schulze noch mehr verunsichert.
Frau Schulze: „Vielleicht sollte ich einfach aufhören, wenn meine Arbeit sowieso nicht gut genug ist.“
Shannon und Weaver (Sender-Empfänger-Modell): Die Nachricht von Herrn Müller wird von Frau Schulze verzerrt empfangen. Der „Störfaktor“ in diesem Fall ist die mangelnde Klarheit und die emotional aufgeladene Beziehungsebene.
Herr Müller (Wird ungeduldig und hört nicht richtig zu.): „Na ja, das müssen Sie wissen. Wenn Sie nicht motiviert sind, dann wird es natürlich schwer.“
Axiom 5 (Watzlawick - Symmetrische oder komplementäre Interaktion): Herr Müller und Frau Schulze geraten in ein symmetrisches Muster, in dem sie sich gegenseitig angreifen, anstatt Lösungen zu finden.
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Fehlerhafte Gesprächsvorbereitung:
- Der Raum ist unruhig (Telefon klingelt, Tür offen), was die Konzentration stört.
- Es gibt keine klare Struktur oder Vorbereitung seitens des Chefs.
- Die äußeren Einflüsse (Zeitdruck, mangelnde Konzentration) verhindern ein produktives Gespräch.
Schiefgelaufene Kommunikation:
- Herr Müller nutzt das Gespräch vor allem zur Selbstoffenbarung (Unzufriedenheit), was die Beziehungsebene belastet.
- Frau Schulze fühlt sich angegriffen, weil das Gespräch unsachlich und unstrukturiert ist.
- Es fehlt an klarer, sachlicher Rückmeldung und konkreten Beispielen.
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Zusammenfassung: Dieses Gespräch zeigt, wie Missverständnisse durch mangelnde Vorbereitung und unausgewogene Kommunikation entstehen können. Beide Teilnehmer haben unterschiedliche Erwartungen und interpretieren die Botschaften des anderen falsch. Durch klare Gesprächsstruktur, konstruktives Feedback und Berücksichtigung der Beziehungsebene hätte das Gespräch deutlich erfolgreicher verlaufen können.