Benutzer:SophiaE

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Hypothese[Bearbeiten]

Das Leben der Gastfamilien ändert sich durch den fremdkulturellen Einfluss ihrer deutschen Au-pairs.

Enkulturation und Sozialisation[Bearbeiten]

Enkulturation ist ein Begriff, der besonders in der Soziologie, der Psychologie und den Erziehungswissenschaften relevant ist. Dabei geht es, grob gesagt, um den Erwerb kultureller Fähigkeiten. Ein weiterer Begriff, der schwer von Enkulturation abzugrenzen ist, ist die Sozialisation, bei der es um das Mitglied werden in einer Gesellschaft geht. Als Gegensatz dazu wird häufig die Personalisation gesehen.

Enkulturation[Bearbeiten]

Im weitesten Sinne handelt es sich bei Enkulturation um das Erlernen von Kultur. Da der Mensch von Natur aus ein Kulturwesen ist, ist es für ihn lebensnotwendig diese zu erlernen. Zentral für die Enkulturation ist das Erlernen der Sprache. [1]

Enkulturation ermöglicht es den Menschen kulturelle Lebensformen zu lernen, um Aufgaben zu bewältigen. Auf der anderen Seite kann dadurch die Kultur fortgeführt, aber auch weiterentwickelt werden.[2]

Böhm versteht unter Enkulturation „die Bezeichnung für den Prozess, in dem der Mensch von frühester Kindheit an kontinuierlich und zunehmend differenzierter die für seine Gesellschaft insgesamt und insbesondere für die sozialen Gruppen charakteristische kulturelle Lebensweise erlernt, in denen er lebt, deren Regeln und Symbole, Normen und Werte, Sprache und Ordnung er übernimmt und anerkennt und, unter Mithilfe der Erziehung, deren kulturelle Kompetenz er erwirbt.“[3]

In Abgrenzung zum Begriff Enkulturation wird der Begriff Sozialisation dargestellt. „Während Enkulturation das „Sozialwerden“ im gesamtgesellschaftlichen, kulturellen Kontext zu verstehen ist“, bezeichnet man „jenen Teilbereich der Enkulturation, in dem die Werte und Normen der betreffenden Gesellschaft bzw. Gruppe gelernt wird“ als Sozialisation.[4]

Sozialisation[Bearbeiten]

Der Begriff Sozialisation findet seine erstmalige Verwendung 1896 durch den Sozialphilosophen E.A. Ross, der auch Professor für Soziologie war. [5]

Später verwendet auch Durkheim 1902/1903 den Begriff Sozialisation. Durkheim nennt es auch die Vergesellschaftung. Dabei versteht er die Erziehung als planmäßige Sozialisation, bei der aus dem individuellen Sein ein soziales Sein (religiöse Überzeugungen, sittliche Grundsätze und Praktiken, nationale und berufliche Traditionen, kollektive Meinungen aller Art usw.) geschaffen wird. Damit kann der Mensch am Kollektivbewusstsein (Normen und Werte einer Kultur, die ich kenne ohne darüber zu sprechen) einer Gruppe teilhaben [6]. Anthropologisch gesehen ist der Mensch zu Beginn eine tabula rasa, auf die das neue, sittliche Sein geschrieben werden kann. Nur durch das kollektive Gedankengut kann der Mensch sittlich und moralisch handeln. [7]

Laut Kron wird „Mit dem Begriff Sozialisation (wird) die Gesamtheit aller sozialen Prozesse bezeichnet, in denen der einzelne Mensch zum Mitglied einer Kultur und Gesellschaft wird.“ [8] Kron versteht also, wie Durkheim unter Sozialisation eine Vergesellschaftung, geht dabei aber von allen sozialen Prozessen aus.

Nach Böhm wird unter Sozialisation die soziale Prägung des Menschen durch die Umwelt und das Milieu verstanden. Auch hier wird ein Mensch in eine gewisse Richtung geprägt, doch nicht nur kulturell, sondern spezifischer. Böhm geht auch von verschiedenen Prägungen hinsichtlich unterschiedlicher Milieus aus. „Kultur wird dabei als jene Lebensform verstanden, durch die sich der Mensch vom Tier unterscheidet; als die Menschen lebensdienlich und daseinsbereichernd umgestaltete Natur.“[9] definieren. Böhm grenzt den Begriff auch gleich von anderen ab, in dem er Enkulturation als kulturelle Bildung, Personalisation als selbstschöpferische Entfaltung der eigenen Personalität und Erziehung als geplante Lernhilfe bezeichnet.[10] Durkheim nannte Erziehung planmäßige Sozialisation, was sich von Böhms Annahme einer Lernhilfe auf den ersten Blick unterscheidet. Allerdings soll geplante Sozialisation dem Menschen helfen, Mitglied in einer Gesellschaft zu werden und zwar nicht durch zufällige Situationen, sondern geplante Handlungen. Dabei lernt der Heranwachsende das kollektive Gedankengut kennen, um sich besser in der Gesellschaft zurecht zu finden. Insofern widersprechen Böhm und Durkheim sich nicht. Beide gehen von einer geplanten Hilfestellung aus, die das Lernen des Mitgliedwerdens in eine Gesellschaft ermöglichen soll.

Personalisation kann in diesem Zusammenhang als Gegensatz zur Sozialisation gesehen werden, da es um die Entfaltung der eigenen Person geht im Gegensatz zur Entwicklung eines kollektiven Bewusstseins.

Ab 1980 definiert Hurrelmann Sozialisation als „Prozess der Entwicklung der Persönlichkeit in produktiver Auseinandersetzung mit den natürlichen Anlagen, insbesondere den körperlichen und psychischen Grundmerkmalen (innere Realität) und mit der sozialen und physikalischen Umwelt (äußere Realität)“. [11]

Hier wird deutlich, dass Hurrelmann Personalisation nicht mehr als Gegensatz zur Sozialisation versteht. Hurrelmann kombiniert die beiden Begriffe, in dem er darstellt, dass sich die Persönlichkeit nur in Auseinandersetzung mit der Umwelt entwickeln kann und die Antinomie somit aufgehoben werden kann. Sozialisation ist nicht mehr nur die Vergesellschaftung bei der auf eine tabula rasa ein sittliches Sein geschrieben werden kann. Der Mensch bringt seine eigene Persönlichkeit mit, die durch den Kontakt mit einem kollektiven Gedankengut und der sozialen Umwelt entwickelt werden kann. Es ist nicht mehr ein: entweder entwickle ich mich zur einer Persönlichkeit oder sozialisiere mich in eine Gesellschaft, was darauf schließen lassen würde, dass man in einer Gesellschaft keine eigenständige Persönlichkeit mehr wäre, sondern nur noch ein kollektiv. In verschiedenen Gesellschaften entstehen auch unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen.[12]

Ebenen der Enkulturation nach Gudjons

Heutzutage haben wir in modernen Gesellschaften im westlichen Kulturraum individualistische Gesellschaften, weshalb Durkheims Sozialisationsbegriff weiterentwickelt werden musste, zu einem Sozialisationsbegriff, wie dem von Hurrelmann, der die Personalisation als Teil der Sozialisation mit aufnimmt. Denn moderne Gesellschaften funktionieren nur mit selbstständigen Persönlichkeiten, die nicht einfach soziale Werte und Regeln befolgen ohne sie zu hinterfragen, sondern eigene Wertvorstellungen entwickeln und danach handeln. Es wird mehr Flexibilität, Eigenverantwortung, usw. gefordert und auch die Entscheidungsoptionen vervielfältigen sich. Die Entwicklung muss aus der zeitgeschichtlichen Sicht betrachtet werden. Zur Zeiten der Industriegesellschaft konnte Durkheims Sozialisationsbegriff standhalten, doch in der heutigen Dienstleistungsgesellschaft muss der Personalisation Achtung geschenkt werden.[13]

Der Zusammenhang von Enkulturation, Sozialisation und Personalisation wird anschaulich von Gudjons dargestellt.

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Bernd Dollinger, Georg Hörmann, Jürgen Raithel: Einführung Pädagogik. 3. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, DOI:10.1007/978-3-531-91828-0, S. 59
  2. Erich Weber: Grundfragen und Grundbegriffe. 7. Auflage. Auer, Donauwörth 1977. ISBN 3403003329
  3. Winfried Böhm: Wörterbuch der Pädagogik. 16. vollständig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3520094169, S. 178
  4. Bernd Dollinger, Georg Hörmann, Jürgen Raithel: Einführung Pädagogik. 3. Auflage. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2009, DOI:10.1007/978-3-531-91828-0, S. 60
  5. Anke Minte, Ilka Meis: Ein sozialisationstheoretischer Ansatz zur Beziehung von Belastungen, Ressourcen und Gesundheit, In: Webseite der Universität Bielefeld, S.4, abgerufen am 06. Januar 2018.
  6. Winfried Böhm: Wörterbuch der Pädagogik. 16. vollständig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3520094169, S. 168
  7. Emil Durkheim: Erziehung und Gesellschaft. In: Franzjörg Baumgart, Theorien der Sozialisation, 4. Auflage, Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2008, ISBN 9783825230913, S. 44-57
  8. Friedrich W. Kron: Grundwissen Pädagogik. 7. Auflage. Reinhard, München 2009, ISBN 9783825280383, S. 40
  9. Erich Weber: Grundfragen und Grundbegriffe. 7. Auflage. Auer, Donauwörth 1977. ISBN 3403003329
  10. Winfried Böhm: Wörterbuch der Pädagogik. 16. vollständig überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3520094169, S. 596
  11. Anke Minte, Ilka Meis: Ein sozialisationstheoretischer Ansatz zur Beziehung von Belastungen, Ressourcen und Gesundheit, In: Webseite der Universität Bielefeld, abgerufen am 06. Januar 2018.
  12. Klaus Hurrelmann, Ullrich Bauer: Einführung in die Sozialisationstheorie. 11. Auflage. Beltz, Weinheim 2015, ISBN 9783407257406
  13. Klaus Hurrelmann, Ullrich Bauer: Einführung in die Sozialisationstheorie. 11. Auflage. Beltz, Weinheim 2015, ISBN 9783407257406