Benutzer:Volha Baranouskaya/Bachelorarbeit/Kapitel/einleitung.tex

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\chapter*{Einleitung}
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Eine Darstellung einer natürlichen Zahl als Summe von zwei Quadraten ist aus der Schule bekannt als 
z. B. der Satz von {\sc Pythagoras\sc}\footnote{Pythagoras von Samos (* um 570 v. Chr.; \dag  nach 
510 v. Chr. in Metapont in der Basilicata) war ein antiker griechischer Philosoph (Vorsokratiker) 
und Gründer einer einflussreichen religiös-philosophischen Bewegung.} für rechtwinklige Dreiecke
\begin{eqnarray}
25 & = & (\pm 3)^2 + (\pm 4)^2. \nonumber
\end{eqnarray}
Weitere Beispiele kann man sich leicht überlegen. Als Summe von zwei Quadraten können die Zahlen
\begin{eqnarray}
5 = (\pm 1)^2 + (\pm 2)^2 \hspace{2 mm} \textmd{ und } \hspace{2 mm} 65 = (\pm 4)^2 + (\pm 7)^2 
\nonumber
\end{eqnarray}
genannt werden. Andererseits gibt es Zahlen, die nicht als Summe von zwei Quadraten geschrieben 
werden können, sondern nur als Summe von drei oder vier Quadraten, z.B. die Zahl
\begin{eqnarray}
62 = (\pm 2)^2 + (\pm 3)^2 + (\pm 7)^2   \hspace{2 mm} \textmd{ oder } \hspace{2 mm}  7 =  (\pm 2)^2 
+ (\pm 1)^2 + (\pm 1)^2 + (\pm 1)^2. \nonumber
\end{eqnarray}
Außerdem haben die meisten Zahlen nicht nur eine Darstellung sondern mehrere, wobei in der 
Darstellung das Vorzeichen und die Reihenfolge der Summanden berücksichtigt wird. Für die oben 
gegebene Zahl $65$ gibt es zum Beispiel $16$ verschiedene Darstellungen, nämlich
\begin{eqnarray}
65 & = & (\pm 4)^2 + (\pm 7)^2 \nonumber\\
& = & (\pm 7)^2 + (\pm 4)^2 \nonumber\\
 & = & (\pm 1)^2 + (\pm 8)^2 \nonumber\\
& = & (\pm 8)^2 + (\pm 1)^2.   \nonumber
\end{eqnarray}
Das Interesse der Mathematiker an der Klärung, warum es solche Darstellungen gibt und wie viele 
Darstellungen für eine natürliche Zahl existieren geht auf die Zeit von {\sc Diophant\sc} zurück.
Die ersten Erklärungen der Darstellung einer natürlichen Zahl als Summe von zwei Quadraten können 
mit der Formulierung der Theorie der komplexen Zahlen angesehen werden, die {\sc Bombelli\sc} 1572 
in seinem Buch "`Algebra"' dargelegt hat. Die Eigenschaft der imaginären Einheit (nämlich $i^2 = -1$)
fand zunächst keine Anerkennung in der Wissenschaft, obwohl die Mathematiker mit diesen Zahlen 
einsehen könnten, dass eine Primzahl kongruent $1$ modulo $4$ als Summe von zwei Quadraten 
darstellbar ist. {\sc Pierre de Fermat\sc}\footnote{Pierre de Fermat (* vermutlich Ende 1607 oder 
Anfang 1608 in Beaumont-de-Lomagne;  \dag 12. Januar 1665 in Castres) war ein französischer 
Mathematiker und Jurist.} ging anders vor. Er hat seine "`Methode des Abstieges"' benutzt, um die 
Darstellungen solcher Primzahlen als Summe zweier Quadrate zu begründen. Den Satz für Primzahlen 
$p \equiv 1 \bmod 4$ und $p =2$ hat {\sc Euler\sc} zwischen 1742 und 1747 bewiesen, und hat im 
Beweis die Theorie der komplexen Zahlen und die Überlegungen von {\sc Fermat\sc} verwendet. Nachdem 
er den Satz bewiesen hat, war es ihm nicht aufwändig zu zeigen, dass eine natürliche Zahl als Summe 
von zwei Quadraten mit einem Primteiler auch als Summe von zwei Quadraten eine abgeleitete 
Darstellung von ihren beiden Primteilern ist, wobei zweiter auch Summe von zwei Quadraten ist.\\

Die Geschichte der Darstellung einer natürlichen Zahl als Summe von drei Quadraten ist im Grunde die 
Geschichte der Darstellung einer ternären quadratischen Formen mit bestimmten Eigenschaften in 
solcher Form. Es wurde zuerst die Theorie der binären quadratischen Formen untersucht, deren Schöpfer
{\sc Fermat \sc} war [vgl.[14], IV §IV]. {\sc Lagrange und Gauss\sc} haben die Begriffe (äquivalent, 
definit, indefinit, reduziert usw.) der Eigenschaften von quadratischen Formen eingeführt und viele 
Sätze in diesem Bereich bewiesen. Als Ergebnis dieser Leistungen war der Beweis des 
"`Drei-Quadrate-Satz"' von {\sc Legendre\sc} 1798, der eine Ungenauigkeit hatte. Diese Ungenauigkeit 
wurde später von {\sc Gauss\sc} beseitigt. \\

Die Aussage, dass eine beliebige natürliche Zahl sich als Summe von vier Quadraten schreiben lässt, 
wurde schon im Jahre 1621 von {\sc Bachet\sc} erkannt. Auch 1640 hat {\sc Fermat\sc} Gleiches 
vermutet. Weiter, wie aus der Korrespondenz von {\sc Euler} an {\sc Goldbach\sc} zu entnehmen ist, 
dass bis 1751 keiner einen Beweis der Aussage geben konnte [vgl.[14], III. Anhang II]. Die Anwendung 
des "`Zwei-Quadrate-Satzes"' führte auch nicht zum gewünschten Ergebnis. Aber schon im Jahre 1770 
hat {\sc Lagrange\sc} den Erfolgt gehabt. Im Beweis dieses Satzes hat er nicht nur die Summe von 
zwei Quadraten sondern auch Summe von drei Quadraten und quadratische Formen verwendet. Unabhängig 
von {\sc Lagrange\sc} entdeckte {\sc Hamilton\sc} viele Jahre später -- genauer 1843 -- die 
vierdimensionalen Zahlen, die den "`Vier-Quadrate-Satz"' eine typische Produktregel ist. \\

Seitdem {\sc Fermat\sc} die Vermutung geäußert hat, dass eine Primzahl $p = 4k +1$ mit 
$k\in\mathbb{N}$ nur eine einzelne Darstellung als Summe von zwei Quadraten hat, fragte er nach der 
Anzahl der Darstellungen für eine beliebige natürliche Zahl in dieser Form und suchte eine Methode, 
um diese Anzahl zu finden. In einem halben  Jahr ist er zu vielen Behauptungen gekommen, die er nicht
beweisen konnte. Eine davon lautet, dass eine Primzahl $p = 4k - 1$ nicht die Summe zweier 
teilerfremden Quadrate teilen kann, d.h., dass $-1$ ein nicht quadratischer Rest modulo dieser $p$ 
ist. Später, als {\sc Euler\sc} den Satz für Primzahlen $p \equiv 1 \bmod 4$ bewiesen hat, ist klar 
geworden, dass die Anzahl der Darstellungen einer natürlichen Zahl durch die Komposition aus der 
Zerlegung in Primfaktoren berechnet werden kann. Für eine natürliche Zahl, die Summe von vier 
Quadraten ist, hat {\sc Carl Gustav Jacob Jacobi\sc}\footnote{Carl Gustav Jacob Jacobi (* 10. 
Dezember 1804 in Potsdam;  \dag 18. Februar 1851 in Berlin), war ein deutscher Mathematiker.} die 
Anzahl der Darstellungen 1828 berechnet.\\

Das Ziel dieser Arbeit besteht darin, die natürlichen Zahlen als Summe von zwei, drei und vier 
Quadraten zu betrachten und die Anzahl der Darstellungen der Summe von zwei und vier Quadraten zu 
berechnen.\\

Im Rahmen des ersten Kapitels erfolgt die Betrachtung der natürlichen Zahlen als Summe von zwei 
Quadraten. Zuerst werden die Voraussetzungen untersucht, unter denen sich eine natürliche Zahl in 
dieser Form schreiben lässt. Dafür werden die {\sc Gauss\sc}schen Zahlen eingeführt und betrachtet. 
Von besonderem Interesse ist hier der Begriff der \glqq Norm\grqq . Mit der Norm wird in dem 
darauffolgenden Abschnitt gezeigt, dass eine Primzahl $p\equiv 1 \bmod 4$ und $p = 2$ die Summe von 
zwei Quadraten ist. Im letzten Abschnitt des Kapitels wird gezeigt, welche Bedingungen erfüllt werden
müssen, um eine natürliche Zahl als Summe von zwei Quadraten darzustellen. \\

Im zweiten Kapitel werden die Quaternionen\footnote{lat. quaternio -Vierheit.} eingeführt, die im 
vierdimensionalen $\mathbb{R}$-Vektorraum definiert sind. Die Quaternionen sind die hyperkomplexen 
Zahlen mit drei imaginären Teilen. In Analogie zu den komplexen Zahlen werden ihre wichtigsten 
Eigenschaften betrachtet. Auf der Basis dieser Zahlen wird der Satz von {\sc Lagrange\sc} bewiesen, 
der sagt, dass sich jede natürliche Zahl als Summe von höchstens vier Quadratzahlen schreiben lässt.

Im Kapitel $3$ erfolgt die Betrachtung der natürlichen Zahlen als Summe von drei Quadraten. Dafür 
werden in den ersten drei Abschnitten die Vorbereitungen gemacht, nämlich die Betrachtung der 
quadratischen Formen allgemein und danach der binären und der ternären quadratischen Formen. Am Ende 
des dritten Kapitels wird gezeigt, wann eine ternäre quadratische Form äquivalent zur Summe von drei 
Quadraten ist. Die Sätze und Methoden wie z. B. das {\sc Jacobi\sc}-Symbol, der Satz von {\sc 
Dirichlet\sc}, das Reziprozitätsgesetz und der Chinesische Restsatz werden in dieser Arbeit ohne 
Beweise verwendet. Mit ihrer Hilfe und mit Hilfe der ternären quadratischen Formen wird die 
Darstellung einer natürliche Zahl $n$ als Summe von drei Quadraten bewiesen, die nicht in der Form 
$n = 4^{a}(8k + 7)$ mit $a, k\in\mathbb{N}$ darstellbar ist.

Im Kapitel $4$ wird die Anzahl der Darstellungen einer natürlichen Zahl als Summe von zwei und vier 
Quadraten berechnet. Zu Beginn wird die Anzahl der Darstellungen einer natürlichen Zahl als Summe 
von zwei Quadraten mit teilerfremden Summanden untersucht. Im folgenden  Abschnitt werden die 
Hilfsmittel wie die zahlentheoretischen Funktionen, die Charaktere und die Faltung mit ihren 
Eigenschaften vorgestellt. Auf diesen Grundlagen wird im nächsten Abschnitt die Anzahl der 
Darstellungen einer natürlichen Zahl $n = x^2 +y^2$ mit nicht notwendig teilerfremden $x$ und $y$ 
berechnet. Im letzten Abschnitt des Kapitels wird der Satz von {\sc Jacobi\sc} bewiesen, der die 
Anzahl der Darstellungen einer natürlichen Zahl als Summe von vier Quadraten berechnet.

Im letzten Abschnitt der Arbeit wird das {\sc Waring\sc}sche Problem formuliert und ohne Beweis 
erwähnt, dass es lösbar ist. Danach werden Spezialfälle vorgestellt, wobei der "`Vier-Quadrate-Satz"'
aus dem Kapitel $2$ ein Sonderfall davon ist. Abschließend wird auf offene Fragen eingegangen. \\