Benutzerin:ParetHed

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Hypothese[Bearbeiten]

"Die Integration der Türken in Deutschland ist gescheitert."

Einleitung[Bearbeiten]

„Die Türken sind auf unseren und ihren Wunsch zu uns gekommen. Sie befinden sich jetzt bei uns, und daher tragen wir die politische Verantwortung für ihre Lebenschancen.“''

Richard von Weizsäcker, 1983 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland 1984 – 1994


Nach einer Statistik des statistischen Bundesamts (Stand: 31. Dezember 2011) sind die Türken die größte Ausländergruppe in Deutschland. In den Medien werden sie oft als Problemgruppe dargestellt, die anscheinend nicht integriert sei und von denen die meisten einen niedrigen Bildungsstand haben und darüber hinaus noch kriminell seien. Ist an diesen Aussagen etwas Wahres dran oder handelt es sich dabei nur um haltlose Anschuldigungen?

Im Folgenden gehen wir auf die Integration der Türken in Deutschland ein und untersuchen, ob sich die Hypothese „Die Integration der Türken in Deutschland ist gescheitert!“ bestätigen lässt.

Begriffserklärungen[Bearbeiten]

Im Folgenden sollen nun einige Begriffe erklärt werden um das Verständnis der Untersuchungen zu erleichtern (nach John W. Berry).


Enkulturation

„Unter Enkulturation versteht man das Hineinwachsen des Individuums in seine Gesellschaft. Durch Prozesse des sozialen Lernens im Kontext lebenslanger Sozialisation erwirbt das Individuum die für ein Leben in Gesellschaft und Kultur relevanten Werte, Normen, Theorien, Konzepte, Verhaltensregeln, Gewohnheiten, Rituale etc.“ www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_II/.../Kapitel_11.ppt15.12.12, 14:15 Uhr)


Akkulturation

„Unter Akkulturation versteht man das allmähliche Hineinwachsen eines Individuums, das bereits einen Teil seines Enkulturations-Prozesses erfahren hat, in eine neue kulturelle und soziale Umwelt. Dieser Prozess vollzieht sich freiwillig oder erzwungen, mit einem hohen Maß an Freiheitsgraden oder unter sozialem Zwang. Er kann als Bereicherung oder Belastung erlebt werden und erfolgreich (Integration) oder erfolglos (Marginalität) verlaufen.“www.uni-regensburg.de/Fakultaeten/phil_Fak_II/.../Kapitel_11.ppt15.12.12, 14:15 Uhr


Akkulturationsmodell nach John W. Berry

Der kanadische Psychologe John W. Berry stellt mit seinem Akkulturationsmodell dar, dass sich Akkulturation in vier verschiedenen Weisen, nämlich Assimilation, Segregation, Marginalisierung und Integration, ausdrücken kann.

„Akkulturation nach Berrys bezeichnet den Prozess der kulturellen und psychologischen Veränderung als Folge von Interaktionen zwischen zwei kulturell unterschiedlichen Gruppen.“ (Maehler (2012), S.73) Dieser Prozess kann in sich in Form von Anpassung an die Mehrheitskultur (Assimilation), Reduktion auf die eigene Gruppe (Segregation), keiner erkennbare Identifikation (Marginalisierung), sowie der Integration ausdrücken (vgl. ebd.). „Unter Assimilation versteht man den Akkulturationsprozess, bei dem ein Individuum oder eine Minderheit die eigene Kultur vollständig zugunsten der Mehrheitskultur bzw. Aufnahmegesellschaft aufgibt.“ (ebd.). „Im Prozess der Segregation wird die Beibehaltung der eigenen kulturellen Identität und keine Interaktion mit der Mehrheit angestrebt.“ (Maehler (2012), S.74) Bei der Marginalisierung „besteht weder Interesse, die Ursprungskultur beizubehalten noch die neue Kultur anzunehmen“ (ebd.).


Erhalt der eigenen Kultur
ja nein
Herstellen positiver interkultureller Beziehungen ja Integration Assimilation
nein Separation Marginalität


( Berry, J.W.: Psychology of acculturation. Understanding individuals moving between cultures (1990). In R.W. Bristin (Ed.), Applied cross-cultural psaychology, S.232-235)


Integration

Unter Integration versteht man die „gleichzeitige Bindung an die Kultur der Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft.... Bei der Integration wird ein bestimmtes Maß kultureller Integrität beider Gruppen beibehalten, gleichzeitig findet auch eine Bewegung hin zur jeweils anderen Kultur statt, woraus ein gemeinsamer kultureller Rahmen entsteht.“ (Maehler (2012), S. 73f)

„Integration ist ein wechselseitiger Prozess und bedeutet, das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen in diesem Land zu ermöglichen und zu fördern. Jeder erhält seine eigene Kultur – aber auf einer gemeinsamen Wertebasis. Grundlage einer solchen Wertebasis ist die Verfassung“ http://www.kreis-unna.de/startseite/politik-amp-verwaltung/verwaltung/arbeit-und-soziales/raa-kreis-unna/integrationsleitziele-kreis-unna/1-definition-integration.html 08.02.13, 12:13 Uhr)

Wenn man von Integration spricht, muss geklärt werden, dass diese auf verschiedenen Ebenen stattfindet, die sich nicht voneinander trennen lassen und sich gegenseitig bedingen. Dabei unterscheidet man zwischen struktureller Integration, also der Einbindung in gesellschaftliche Funktionssysteme wie Bildung, Arbeitsmarkt, soziales Sicherungssystem und Politik, sozialer Integration, also interethnische Freundschaften oder gesellschaftliche Einbindung in Vereinen, kultureller Integration, also Spracherwerb und Kenntnissen von Normen, sowie identifikativer Integration, also dem Zugehörigkeitsgefühl zur Aufnahmegesellschaft (vgl. Filsinger (2008), S.8).

Der Grad der Integration kann individuell sehr unterschiedlich sein und auf den genannten Ebenen sehr stark variieren, daher wird es wohl schwierig sein, eine allgemeine Aussagen über die Integration einer Gruppe, bei uns die der Türken, in unsere Gesellschaft, zu treffen.

Unserer Meinung nach gilt man als integriert, wenn man sich der neuen Kultur öffnet, die neue Sprache lernt, Werte und Normen der Aufnahmegesellschaft akzeptiert, Gesetze befolgt und am gesellschaftlichen Leben aktiv teilnimmt. Außerdem ist zu erwähnen, dass die Bildung hierbei eine große Rolle spielt.

Geschichtlicher Hintergrund[Bearbeiten]

Wir beziehen uns bei der Darstellung des geschichtlichen Hintergrunds auf die Einleitung des Buches Auf immer. Für Zeit. Zuwanderer aus der Türkei erinnern sich von Jeannette Goddar und Dorte Huneke, das im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) und des KulturForums TürkeiDeutschland e.V. im Zusammenhang des Themas „50 Jahre Anwerbeabkommen“ erschienen ist (vgl. Jeannette Goddar/Dorte Huneke. Auf Zeit. Für immer. Zuwanderer aus der Türkei erinnern sich (2011), Schriftenreihe (Bd. 1183), Seiten 9-25, Bonn, Online:http://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/55720/auf-zeit-fuer-immer?blickinsbuch 11.11.2012, 18.04 Uhr)

Wenn man sich den geschichtlichen Hintergrund der deutsch-türkischen Beziehungen ansieht, so fällt auf, dass dies kein neues Phänomen ist, sondern schon weit über hundert Jahre zurückreicht. Als erstes wäre hier das Geschenk eines islamischen Friedhofs des deutschen Kaisers Wilhelm I an das Osmanische Reich Mitte des 19. Jahrhunderts zu nennen (vgl. S.9). Dann der Bau der Bagdadbahn, eine Eisenbahnstrecke, die von 1903-1940 erbaut wurde, 1.6000 km lang ist und von Konya (heute Türkei) nach Bagdad (heute im Irak) führt, zu dem viele Deutsche - darunter Ingenieure, Handwerker, Studenten, Diplomaten- Anfang des 20. Jahrhunderts in die Türkei bzw. in große türkische Städte gekommen waren. Dadurch kam es erstmals zu einem richtigen Kontakt zwischen den Menschen beider Kulturen; Es gibt deutsche Schulen, Krankenhäuser, Buchläden, Kirchengemeinden, Weihnachtsmärkte und vieles mehr in der Türkei (vgl. S.9). Ein weiterer Berührungspunkt war die Flucht in den 30er Jahren von jüdischen Professoren, Künstlern und sozialdemokratische Politikern aus Nazi-Deutschland in die Türkei (vgl. S.9). Schließlich kamen aufgrund des Anwerbeabkommens, eine zeitlich befristete Anwerbung von Arbeitskräften zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Türkei, von 1961-1973 viele Migrantinnen und Migranten als sogenannte „Gastarbeiter“ nach Deutschland (vgl. S.10). Nach mehreren Wirtschaftskrisen und der darauffolgenden Armut und Arbeitslosigkeit im eigenen und politisch instabilen Land, war die Möglichkeit nach Deutschland zu gehen für viele Menschen in der Türkei eine außergewöhnliche Chance und Gelegenheit diesen Problemen zu entfliehen und mehr von der Welt zu sehen (vgl. S.11).


Anwerbepolitik Deutschlands

Der Anwerbepolitik Deutschlands ging etwa zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein einzigartiger Wirtschaftsboom in der Bundesrepublik voraus. Der Bedarf an Arbeitskräften war aufgrund des Status der „Vollbeschäftigung“ nicht mehr allein durch deutsche Arbeiter zu decken, sodass die BRD mit wirtschaftlich ärmeren Ländern sogenannte „Anwerbeabkommen“ schloss. Mit der Hoffnung und Annahme, dass die Menschen bereitwillig ihre Heimat für eine Weile verlassen würden, um anderswo Geld zu verdienen.

Die Abkommen festigten und bestimmten die Details der Anwerbung; es ging dabei vor allem darum, wer kommen durfte (vgl. S. 11).


Das Anwerbeabkommen Deutschlands mit der Türkei

Das Anwerbeabkommen, das 1961 mit der Türkei geschlossenen wurde, enthielt von Anfang an, im Gegensatz zu den Anwerbeabkommen mit den anderen westlichen Ländern, Besonderheiten und besagte: Männer durften, wenn sie ungelernt waren, nicht älter als 30 und sonst nicht älter als 40 Jahre sein, Frauen nicht älter als 45. Sie mussten eine Schule besucht haben und des Lesens und Schreibens mächtig sein (vgl. S.11).

Die Besonderheiten waren: Eine Anwerbung war ausschließlich für Unverheiratete vorgesehen, ein Familiennachzug bzw. die Familienzusammenführung wurde im Abkommen explizit ausgeschlossen. Eine Gesundheitsprüfung und eine Eignungsuntersuchung für die anzunehmende Arbeit, sowie die Arbeitnehmer sollten nur aus den europäischen Gebieten der Türkei stammen. eine Obergrenze für den Aufenthalt von 2 Jahren wurde festgeschrieben, eine Verlängerung ausgeschlossen, weil die deutschen Arbeitgeber nicht ständig neues Personal anlernen wollten. Das führte und war der Beginn zu einer türkischen Einwanderung in die Bundesrepublik Deutschland (vgl.http://de.wikipedia.org/wiki/Anwerbeabkommen_zwischen_der_Bundesrepublik_Deutschland_und_der_T%C3%BCrkei 09.02.2012, 15:02 Uhr)

Alle Abkommen sahen vor, dass der deutsche Staat selbst die neuen Arbeitskräfte in einem von ihm geführten Büro auswählen durfte. In Istanbul wurde 1961 eine sogenannte Verbindungsstelle eingeführt, in der die potenziellen Ausreisenden eingehend auf Gesundheit und Fertigkeiten überprüft wurden (vgl. S. 12). In der Zeit zwischen 1955 und 1973 kamen mehr als zwei Millionen Gastarbeiter nach Deutschland und übernahmen Tätigkeiten, die monoton oder körperlich hart waren (vgl. S.16). Die Gewerkschaften setzten zwar durch, dass ausländische und deutsche Arbeitnehmer arbeits- und sozialrechtlich gleichgestellt wurden und den Gastarbeitern eine menschenwürdige Unterbringung zugesichert wurde, doch die Realität sah oft anders aus; Arbeit in drei Schichten sowie im Akkord war die Normalität (vgl. S.18).

Aufgrund der Rezessionsphase in der Wirtschaft der Bundesrepublik Anfang der 70er-Jahre, die durch die Ölkrise verursacht wurde, verhängte die Bundesregierung unter Willy Brand 1973 einen Anwerbestopp. Das Ausländergesetz von 1965 stellte den in der Bundesrepublik lebenden Gastarbeitern je nach Dauer ihrer Beschäftigung eine befristete oder unbefristete Aufenthaltsgenehmigung sicher, sowie die Möglichkeit, ihre Familien zu sich zu holen. Schon zu dieser Zeit kam es daher zu einer Debatte über die Integration der Kinder von Zuwanderern im Bildungsbereich (vgl. S. 19).

Die folgenden Jahre waren vor allem geprägt von einer Unsicherheit der Zuwanderer aufgrund ihres Aufenthaltsstatus, Arbeitslosigkeit und einer wachsende Fremdenfeindlichkeit innerhalb der deutschen Gesellschaft (vgl. S.19). Anfang der 80er Jahre debattierte der Bundesrat über Regelungen zur Förderung der Rückkehrbereitschaft von Ausländern mit dem Beschluss einer individuell bemessenen Prämie - die von der Aufenthaltsdauer, dem Verdienst und der Zahl der Familienmitglieder abhängig war - für diejenigen Zuwanderer, die in ihre Herkunftsländer zurückkehren würden. Etwa die Hälfte der Gastarbeiter kehrte daraufhin in die Türkei zurück, die andere Hälfte blieb in der neuen Heimat (vgl. S. 20). Die Entscheidung zu bleiben beschreiben fast alle türkischen Einwanderer als einen mehrere Jahre dauernden Prozess; ebenso lange brauchte auch die Bundesregierung, um anzuerkennen, dass Deutschland ein Einwanderungsland geworden war. Das Kühn-Memorandum aus dem Jahr 1979 enthält die wesentlichen Grundsätze und Anregungen zur Integration der zugewanderten Bevölkerung in die deutsche Gesellschaft, um ihnen eine Chancengleichheit und ein Zusammenleben ohne Diskriminierung zu gewähren (vgl. S. 21).

Ende der 70er-/ Anfang der 80er-Jahre wurde die türkischstämmige Bevölkerung vielschichtiger in Bezug auf ihre soziale Lage und die Altersgruppen. Aufgrund des Familiennachzugs waren unterschiedliche Generationen ins Land gekommen, die meist nicht durch Arbeitsstrukturen in der Gesellschaft verankert waren und nur selten deutsche Sprachkenntnisse besaßen (vgl. S. 21).

Nach dem Militärputsch in der Türkei 1980 und infolge des eskalierenden kurdisch-türkischen Konflikts kamen zudem vermehrt Asylsuchende und andere Flüchtlinge hinzu. Die Diskussion über Ausländer wurde zunehmend politisiert und ideologisiert; das Thema war schon in den 70er-Jahren mehr ein politisches als ein wirtschaftliches. In den darauffolgenden Jahren ist das Verhältnis von Deutschen und Türken emotionalen Schwankungen und politische Zäsuren unterworfen. Der Fall der Berliner Mauer veränderte die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse und damit auch das deutsch-türkische Verhältnis (vgl. S. 22). Nach der Deutschen Einheit kam es zur Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit anstelle eines wirtschaftlichen Aufschwungs. Die Frage, wie das Asylrecht zu regeln sei, löste eine tiefe innenpolitische Krise aus – und verstärkte die Ressentiments gegenüber der nicht-deutschen Bevölkerung. Zwischen 1991 und 1992 kam es in Deutschland zu einer Welle rechtsradikaler Gewalttaten gegenüber Ausländern; die massive Ablehnung der deutschen Gesellschaft setzte sich im kollektiven Gedächtnis der türkischen Einwanderer und in den Köpfen der Menschen in der Türkei fest (vgl. S. 23). Ein weiterer tiefer Einschnitt waren die Anschläge in New York, 2001. Diese terroristischen Akte zogen auch in Deutschland islamfeindliche Tendenzen nach sich und die Religion wurde zum zentralen Aspekt in der Debatte über die Gestaltung einer multiethnischen Gesellschaft. Seitdem stehen die Muslime in Deutschland im Fokus des öffentlichen und oft auch skeptischen Interesses (vgl. S. 23).

Die aktuelle Situation[Bearbeiten]

Wie sieht das Bild in Deutschland heute – 50 Jahre nach dem Abkommen mit der Türkei – aus?

Es lässt sich wohl sagen, dass das deutsch-türkische Verhältnis gespalten ist, obwohl Deutschland zu keinem anderen Land so enge wirtschaftliche und, auf der Bevölkerungsebene, persönliche Verbindungen hat wie zur Türkei. Die türkische Sprache ist in Deutschland zur zweitwichtigsten Verkehrssprache geworden (vgl. S.24).


Migration in Deutschland

In Deutschland lebten 2011, laut dem statistischen Bundesamt, 16 Mio. Menschen mit Migrationshintergrund. „Das entspricht einem Anteil von 19,5 % an der Gesamtbevölkerung....“https://www.destatis.de/DE/PresseService/Presse/Pressemitteilungen/2012/09/PD12_326_122.html 09.02.13, 10:51 Uhr)„Die meisten Menschen mit Migrationshintergrund stammten 2011 aus der Türkei (rund 3,0 Millionen), gefolgt von Polen (1,5 Millionen), der Russischen Föderation (1,2 Millionen), Kasachstan (0,9 Millionen) und Italien (0,8 Millionen).“ (ebd.).

Der Großteil der, in Deutschland lebenden, türkischstämmigen Migranten ist inzwischen in Deutschland geboren oder aufgewachsen, 528.000 sind eingebürgert (vgl.http://lebenswege.rlp.de/sonderausstellungen/50-jahre-anwerbeabkommen-deutschland-tuerkei/50-jahre-danach-eine-bestandsaufnahme/09.02.13, 15:10 Uhr).

Dennoch lassen sich, vor allem im Bildungsbereich unter den Türken noch erhebliche Mängel erkennen. „Zu wenige türkische Kinder und Jugendliche  auf dem Gymnasium, zu viele auf den Hauptschulen lautet eine einfache Formel. Studien zeigen, dass 41 Prozent der türkischen Jugendlichen eines Jahrgangs in Deutschland die Schule nur mit einem Hauptschulabschluss verlassen.“ (ebd.) Somit haben sie auch schlechtere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Man sollte aber berücksichtigen, dass sich die Schulabschlüsse im Laufe der Zeit schon verbessert haben. „Von der ersten Generation hatten nur drei Prozent einen höheren Bildungsabschluss, nun sind es 22,4 Prozent, die vielfach eine beachtliche Karriere vorzuweisen haben.“ (ebd.).


Zum Thema Schulsystem und die möglichen Auswirkungen auf Kinder mit Migrationshintergrund haben Crul und Schneider eine Studie verfasst, die wir später hier vorstellen werden.


Neue Zuwanderungs- und Integrationspolitik seit 2005

Dr. Carolin Butterwege stellt in ihrem Artikel Neue Zuwanderungs- und Integrationspolitik seit 2005 vom 20.07.2007, der auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung erschienen ist, die politischen Veränderungen in Deutschland dar. Im Folgenden werden wir uns auf diesen beziehen. (vgl. http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/dossier-migration/56340/neue-migrationspolitik 09.02. 2013, 14:32 Uhr)

Das neue Staatsangehörigkeitsrecht (2000) und das Zuwanderungsgesetz (2005) unter der damaligen rot-grünen Bundesregierung, brachte eine Wende in der Migrations- und Integrationspolitik. Seither hat dieser politische Bereich enorm an Bedeutung dazu gewonnen. Das Zuwanderungsgesetz, das erstmals die Förderung der Integration als eine Aufgabe des Bundes gesetzlich festlegt und deren zentraler Bestandteil die Integrationskurse zur Vermittlung deutscher Sprach- und Gesellschaftskenntnisse sind, kann dabei als Höhepunkt dieser Veränderung gesehen werden. Erstmals regelt ein Gesetz ganzheitlich alle Felder der Migrationspolitik. Besonders erwähnenswert ist, dass es zur Übereinstimmung kam, dass Deutschland zu einem Einwanderungsland geworden ist. Nach dem Regierungswechsel im November des Jahres 2005 wurden seitens der CDU/CSU/SPD-Bundesregierung neue migrations- und integrationspolitische Akzente gesetzt. Das wird durch einen Personalwechsel deutlich, wie jenen der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, die vom Amt einer Staatssekretärin zur Staatsministerin für Integration im Kanzleramt politisch aufgewertet wurden. Ein Fokus auf die Förderung der Integration von Migrantinnen und Migranten und die stärkere Steuerung weiterer Zuwanderung wurde durch den Koalitionsvertrag gesetzt.

Es wurden zwei Schwerpunkte mit der neuen Integrationspolitik gelegt. Zum einen initiierte die Bundesregierung unter Schirmherrschaft des Kanzleramts im Juni 2006 einen ersten Integrationsgipfel, um den Dialog speziell mit Migranten zu Integrationsfragen zu suchen. Es entstand daraufhin ein Nationaler Integrationsplan, der gemeinsam mit gesellschaftlichen Akteuren und Migrantenorganisationen entwickelt wurde. Zum anderen wird Wert auf einen Dialog mit den rund 3,5 Millionen Muslimen in Deutschland gelegt. Unter Wolfgang Schäuble kam es im Sommer 2006 zu einem ersten Islamgipfel, mit dem die Bundesregierung einen mehrjährigen Dialog mit islamischen Verbänden und muslimischen Einzelpersonen aufnahm.

Die bereits im Zuwanderungsgesetz angelegten Grundzüge des Ausländer- und Aufenthaltsrechts wurden 2007 schließlich weiterentwickelt, neu justiert und zum Teil verschärft, nachdem sich migrationspolitischen Vorgaben der Europäischen Union durch den Erlass zahlreicher neuer Richtlinien in den letzten Jahren ausgeweitet und verändert haben.


Thilo Sarrazin: "Deutschland schafft sich ab"

Wenn es um das öffentliche Bild über die Migranten in Deutschland geht, ist auch Thilo Sarrazin, ehemaliges Vorstandsmitglied der Bundesbank, zu nennen. Er stellt seine Ansichten über Integration in seinem Buch Deutschland schafft sich ab dar, das 2010 veröffentlicht wurde und auf Statistiken basiert. Darin spricht er über „eine sich abschottenden, integrationsunwilligen ausländischen Unterschicht“, mit der er hauptsächlich die in Deutschland lebenden Muslime meint, von denen zwei Drittel türkischen Hintergrund haben. Darüber hinaus vertritt er in seinem Buch das Argument, dass Intelligenz teils genetisch bedingt sei und zieht daraus die Schlussfolgerung, dass Migranten doch weniger und Deutsche mehr Kinder zeugen sollten. Bei seinen Schilderungen scheint Sarrazin bewusst Positivbeispiele auszublenden. Seine Thesen entpuppten sich zwar schnell als überzogen, teilweise sogar haltlos, dennoch löste er eine starke politische und öffentliche Aufmerksamkeit und Integrationsdebatte aus, die aber eher emotional als sachlich verlief.

Vor allem für die türkischen Migrantinnen und Migranten der zweiten und dritten Generation scheint diese Debatte aber noch andere Folgen zu haben: Das Gefühl, das man nicht dazugehört und das Gefühl, zwischen zwei Kulturen zu sein, wurde verstärkt (vgl. http://lebenswege.rlp.de/sonderausstellungen/50-jahre-anwerbeabkommen-deutschland-tuerkei/50-jahre-danach-eine-bestandsaufnahme 08.02.2013, 18:12 Uhr).

Zusammenfassung[Bearbeiten]

Gaddar und Huneke erfassen und beschreiben schön die Situation in der Einleitung ihres Buches Auf Zeit. Für immer. Zuwanderer aus der Türkei erinnern sich, indem sie sagen, dass Deutsche und Türken eine gemeinsame Geschichten zu erzählen haben, die von Menschen unterschiedlicher kultureller, religiöser und sozialer Herkunft handele. Sie betonen, dass vor allem auch die individuellen Geschichten, die politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse geprägt haben und diese die Debatte bis heute bestimmen. (vgl. S. 24). Aus den ehemaligen Gastarbeitern seien Studierende, Facharbeiter, Künstler oder Politiker geworden. Sie gingen eigene Wege, nutzten Chancen und hatten Erfolg. Andere wurden, wie viele Deutsche auch, arbeitslos, kriminell und hoffnungslos. Die Lebensläufe der Gastarbeiter sind so vielfältig wie ihre Beweggründe nach Deutschland zu kommen (vgl. S.20). Die Erinnerungen der ersten Gastarbeiter-Generation spiegeln wichtige politische und kulturelle Entwicklungen wider und gewähren Einblicke in historische Zusammenhänge; sie sind damit auch für die kommenden Generationen in Deutschland von Bedeutung (vgl. S. 25).

Maurice Crul und Jens Schneider[Bearbeiten]

Biograhie

Dr. Maurice Crul studierte Politikwissenschaften an der University of Amsterdam und Ethnic Studies an der Virje Universitet in Amsterdam. Hauptsächlich hat er Arbeiten im Bereich der schulischen Laufbahn von Migrantenkindern, sowohl national als auch international, veröffentlicht. Er ist unter anderem Hauptkoordinator des internationalen Projekts The Integration of the European Second Generation (TIES) und des Projekts Children of Imigrants in School (CIS), welches sich mit der zweiten Generation von Dominikanern in New York und der zweiten Generation von Marokkanern in Amsterdam beschäftigt. Darüber hinaus forschte er auch in New York, wo er an einem Vergleich der zweiten Generation in den USA und in Europa arbeitete. Momentan arbeitet er am Projekt ELITES, das erfolgreiche Jugendlichen mit Migrationshintergrund in Bezug auf ihren Weg zum Erfolg in vier Ländern vergleicht. Zu seinen Forschungsthemen zählen: Erziehung, Integration und die Zweite Generation (vgl. http://www.tiesproject.eu/content/view/41/45/lang,de/ 10.02.13, 09:13 Uhr).


Dr. Jens Schneider ist Ethologe und hat an der Universität Tübingen promoviert. Von 2005 bis 2010 war er Koordinator des internationalen Projekts The Integration of the European Second Generation (TIES) am Institute for Migration and Ethnic Studies (IMES) der Universiteit van Amsterdam; von 2001 bis 2003 Post-Doktorand am Museu Nacional (PPGAS) der Universidade Federal do Rio de Janeiro in Brasilien. Zu seinen Forschungsthemen zählen: Identität, Ethnizität, Nationalismus, Migration und Bildung (vgl. http://www.imis.uni-osnabrueck.de/UEBERUNS/mitglied/schneider.htm 10.02.13, 09:15 Uhr).


Studie Children of Turkish Immigrants in Germany and the Netherlands: The Impact of Differences in Vocational and Academic Tracking System

Wie Maurice Crul und Jens Schneider in ihrer Studien feststellen, ist die Integration der Türken unter anderem auch sehr vom Schulsystem abhängig. Sie vergleichen in dem Artikel/ ihrer Studie Children of Turkish Immigrants in Germany and the Netherlands: The Impact of Differences in Vocational and Academic Tracking System das deutsche und das niederländische Schulsystem und schaffen hierbei einen Bezug zur Integration der Türken in den jeweiligen Ländern. Sie legen den Fokus dabei nicht auf den Hintergrund der Personen, sondern auf das Schulsystem, das sich entweder positiv oder negativ auf die Integration auswirken kann. Des Weiteren untersuchen sie, wie Mädchen und Jungen mit dem jeweiligen Schulsystem zurechtkommen und welche Unterschiede sich hier ergeben. Diese Differenzierung nehmen wir in unserer Hypothese allerdings nicht vor und gehen daher bei der Darlegung dieser Studie auch nicht drauf ein.

Wir wollen im Folgenden nur auf die Auswirkungen des deutschen Schulsystems auf die Integration der Türken in Deutschland eingehen. Crul und Schneider haben sich für ihre Untersuchungen bewusst für die türkischen Migranten entschieden, da sie diejenige Migrantengruppe bilden, die als am schwersten integrierbar gilt. Dies lässt sich aufgrund der sozioökonomischen Hintergründe erklären: Die meisten Kinder der türkischen Immigranten, die im Aufnahmeland geboren wurden oder vor der Einschulung in das jeweilige Land kamen, sind in ungünstigen Umständen aufgewachsen, da das Familieneinkommen meist sehr niedrig war und viele Familien in schlechten und beengten Zuständen gelebt haben. Darüber hinaus haben die türkischen Immigranten einen traditionell muslimischen Hintergrund (vgl. Crul/Schneider (2009), S. 1010). Cruls und Schneiders Untersuchungen zeigen, dass das Schulsystem einen größeren Einfluss auf die Integration von jungen Immigranten und denen der zweiten Generation haben, als die Eigenschaften der Gruppe, wie sozialer Stand, Nationalität oder familiäre Hintergründe (vgl. Crul/Schneider (2009), S. 1508). Dabei sollte man das Schulsystem vom Ausbildungssystem abgrenzen. Das deutsche Ausbildungssystem scheint sich gut auf die Integration auszuwirken, vor allem wegen seines dualen Charakters. Die Auszubildenden verbringen 3-4 Tage in der Woche in der Firma und den Rest in einer Berufschule. Es ist also sehr praxisorientiert und dient schon als erste Arbeitserfahrung für die spätere berufliche Laufbahn.

Das deutsche Schulsystem hingegen weist in Bezug auf die Integration der Türken mehrere Nachteile auf. Zum einen beginnt die schulische Ausbildung erst mit 6 Jahren. Dies ist zu spät, da für Kinder dieser Zeitraum eine wichtige Phase in ihrer Entwicklung und Sozialisation darstellt, vor allem auch im Hinblick auf ihre Sprachentwicklung (vgl. Crul/Schneider (2009), S. 1012). Zum anderen haben die türkischen Kinder aufgrund der wenigen Unterrichtsstunden durch den Halbtagesunterricht wenig Kontakt zu deutschen Kindern und zum Lehrer, der als Sprachvorbild dient (vgl. ebd.). Ein weiterer Nachteil ist die frühe Trennung, mit bereits 10 Jahren, in die weiterführenden Schulen (Hauptschule, Realschule, Gymnasium). Verbunden mit der späten Einschulung haben sie wenig Zeit, ausgehend von den schlechten Vorraumsetzungen, erfolgreich in der Schule zu sein bzw. zu werden, bevor es zu dieser Aussiebung kommt (vgl. ebd.). Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass ¾ der türkischen Migranten die Hauptschule besuchen (vgl. Crul/Schneider (2009), S. 1008).

Außerdem ist nach Crul und Schneider zu sagen, dass das Schulsystem auch Auswirkungen auf andere Bereiche der Integration hat und die schulische Bildung somit eine Voraussetzung schafft (vgl. Crul/Schneider (2009), S. 1011).

Beispiele vom Zusammenleben der türkischen und deutschen Kultur[Bearbeiten]

Türkisch für Anfänger

Auch die Medien greifen die Debatte einer multikulturellen Gesellschaft auf. Die Fernsehserie Türkisch für Anfänger beispielsweise stellt die Probleme, die das Zusammenleben zweier Kulturen, die deutsche und türkische, bietet, von einer etwas anderen Seite dar; nämlich ironisch, mit viel Humor und überspitzt. Sie wurde vom 14. März 2006 bis zum 12. Dezember 2008 ausgestrahlt, unter anderem auch in 70 anderen Ländern (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkisch_f%C3%BCr_Anf%C3%A4nger 11.02.13, 14:22 Uhr).

Bora Dagtekin, der Autor der Serie, stammt selbst aus einem deutsch-türkischen Elternhaus und konnte dadurch seine persönlichen Familienerfahrungen in das Drehbuch miteinbringen. Die Serie wurde mit vielen Fernsehpreisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Adolf-Grimme-Preis (2007) in der Kategorie Unterhaltung (vgl. ebd.).

Es handelt sich bei Türkisch für Anfänger um eine übertriebene und überzogene Darstellung von Stereotypen, das die Grundlage zu einer Studie der Universität Erfurt zu Stereotypen bot (vgl. http://www.migration-boell.de/web/diversity/48_1251.asp 03.11.12, 9:10 Uhr). Mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse wurde die Darstellung der deutschen und türkischen Charaktere vor allem im Hinblick auf die Verkörperung von Stereotypen erhoben. Dabei ging es auch darum, wie sich die Stereotypen und Vorurteile des Zuschauers vor und nach der Rezeption der Serie verändern.

Die sechs häufigsten Stereotypen waren dabei: Türken sind Islamisten Türken pflegen eine intensive familiäre Bindung Türken bewachen ihre Frauen Türken sind kriminell Türkische Männer sind Machos Glaube leitet den Alltag

Deutsche sind gegenüber Fremden nicht offen Deutsche Frauen sind keine guten Hausfrauen Deutsche pflegen geringen familiären Zusammenhalt Deutsche sind unsozial Deutsche Männer sind schwach Deutsche Frauen sind freizügig (vgl. ebd.).

Die anfangs klischeebeladenen Charaktere werden mit der Zeit individueller dargestellt und die gegenseitigen Vorurteile rücken zunehmend in den Hintergrund (vgl. ebd.).

Demnach bestand die Möglichkeit und Chance der Serie darin, dass durch das Kennenlernen der Charaktere und den damit einhergehenden Wissenszuwachs sich die Stereotype verändert und die Vorurteile abgebaut werden können. Letztlich zeigte sich jedoch sowohl bei den einzelnen Stereotypen als auch bei den Vorurteilen kaum eine Veränderung und es konnten nur einzelne Effekte beobachtet werden. So empfanden die deutschen Probanden die in Deutschland lebenden Türken als sympathischer, dies konnte aber auf Seiten der türkischen Teilnehmern der Studie nicht bestätigt werden (vgl. ebd.).

Doch trotzdem kann der Serie durchaus ein Beitrag zur Integration zugesprochen werden. Es wurde eine mediale Auseinandersetzung mit dieser Thematik erst ermöglicht und in Türkisch für Anfänger wurde das Zusammenleben von Deutschen und in Deutschland lebenden Türken deutlich aufgezeigt. Außerdem wurde deutlich, dass der Einfluss der Medien im Hinblick auf die Integration verschiedener Migrantengruppen deutlich verstärkt werden könnte. Basierend auf den Ergebnissen der Studie wurden Handlungsvorschläge zur Verbesserung der Berichterstattung mit und über die Migranten formuliert (vgl. ebd.). Das Herausbilden von Stereotypen ist ein Prozess, gegen den wir uns nicht wehren können, der aber nicht nur negativ zu bewerten ist, da er uns selbst Sicherheit bietet. Durch eine Serie wie „Türkisch für Anfänger“ kann einem dies wieder bewusst gemacht werden und der Anstoß gegeben werden darüber nachzudenken, wodurch Stereotypen begründet sind und dass sich aus diesen vorschnellen Vorurteile entwickeln können.


Kültürtage in Augsburg

Eine gute Möglichkeit, dass beide Kulturen zusammenkommen bietet beispielsweise der Kültürverein Augsburg e.V., der am 29. Juli 2010 von einer Gruppe von Privatpersonen beider Nationen mit der Idee gegründet wurde, deutsch-türkische Kulturtage in Augsburg zu organisieren. Erster Vorsitzender des Vereins wurde der Augsburger Künstler Fikret Yakaboylu; unter den Gründungsmitgliedern des Vereins war auch der ehemalige Grünen-Stadtrat Cemal Bozoglu. Als erstes großes Projekt präsentiert der Kültürverein Augsburg vom 12. Oktober bis 21. November 2010 die Deutsch-Türkischen Kültürtage Augsburg 2010 mit Veranstaltungen wie Kinofilme, Theatervorführungen, musikalischen Darbietungen, Fotoausstellungen oder Poetry-Slam, bei denen die Vereinsmitglieder und -gründer selbst mitwirken. „Dabei wohnt das Publikum Vorstellungen bei, die nicht nur an das Gefühl der Zuschauer, sondern im gleichen Maß auch an seine Vernunft appellieren. Der Zuschauer soll nicht nur miterleben, sondern sich auch danach mit den Darbietungen kritisch auseinandersetzen“, heißt es auf der Internetseite des Vereins (vgl. http://www.augsburgwiki.de/index.php/AugsburgWiki/KueltuervereinAugsburgEV 09.02.13, 17:10).

Als Ziele nennt der Verein: „Die deutsche und türkische Kultur näher bringen, das Verständnis untereinander und das Zusammenleben der beiden Kulturen hervorheben und die Gemeinsamkeiten aufzeigen.“ (vgl. ebda.).

2012 standen die Kültürtage unter dem Motto „Die Anderen“, wobei nicht nur die Unterschiede zwischen der türkischen und deutschen Gesellschaft im Mittelpunkt standen, sondern vielmehr die Unterschiede zwischen den einzelnen Menschen im Allgemeinen und wie das Anders-Sein sich positiv und bereichernd auf das Zusammenleben auswirken kann. Die vermutlich wichtigste Botschaft ist hierbei wohl, dass es nicht darauf ankommt, welche Nation der Einzelne hat, sondern dass man jeden möglichst unvoreingenommen begegnen sollte. Meistens verbindet uns mehr, als das uns was unterscheidet. Letztendlich ist nämlich jeder ein Fremder und die Auseinandersetzung mit dem Fremden kann sich durchaus positiv auf einen selbst auswirken. Denn nur durch die Abgrenzung und im Kontrast zum Fremden kann man seine eigene Identifikation bilden und sich derer bewusst werden.


Empirische Untersuchung[Bearbeiten]

Fragebogen


Hintergrund

- Alter

- familiäre Situation

- schulische Laufbahn


Erfolg in Lernprozessen

- Wann/ in welchen Situationen verwenden Sie welche Sprache? Welche häufiger?

- Auf welcher Sprache nutzen Sie welche Medien? (Fernsehen, Zeitung, Radio…)

- Nutzen Sie türkische Medien häufiger als deutsche?

- Finden Sie, dass in Deutschland jeder die gleichen Chancen zur Bildung hat? (Chancengleichheit im Schulsystem)


Sprachkompetenz

- In welcher Sprache denken Sie häufiger und in welchen Situationen?

- Setzen Sie in bestimmten Situationen bewusst die türkische Sprache ein? Wenn ja, in welchen?

- Haben Sie das Gefühl sich auf Deutsch gut verständigen zu können, bzw. vielleicht sogar besser?


Soziokulturelle Adaption der Alltagsroutine

- Wo fühlen Sie sich eher zuhause? Was ist für Sie Heimat?

- Wie pflegen Sie ihre Familientraditionen (Feste der türkischen Kultur)? Haben Sie auch deutsche Traditionen übernommen? (Weihnachten etc.)

- Denken Sie, dass beide Kulturen (türkische und deutsche) gut miteinander leben können? Wie ist es in Ihrem persönlichen Umfeld?

- Haben Sie deutsche Freunde oder häufigen Kontakt zu Deutschen?

- Haben die Deutschen und Türken ähnliche Wertevorstellungen? (Erziehung, Selbstständigkeit, Verhältnis Mann-Frau,…)

- Kennen Sie deutsch- türkische Paare und wie stehen Sie dazu?

- Fühlen Sie sich eher als Türke oder als Deutscher?



Interviews

Proband 1:

R., männlich, 20 Jahre alt, türkischer Vater, deutsche Mutter, in Deutschland aufgewachsen, ledig, Abitur, Ausbildung beim Radio

HP: R., R., R.! Ich hab einen Anschlag auf Dich vor... Und zwar geht es um folgendes: ich bin gerade an einer Projektarbeit über Integration in Deutschland. Düüürfte ich Dir dazu ein paar Fragen stellen? Aber davor will ich noch wissen, wie es Dir überhaupt geht!

R: Hedi mir gehts Super Und dir? Schieß los!!!

HP: Im Stress, aber gut! Juhuuuu! Aaalso ich bräuchte als erstes ein paar Infos über Dich. D.h. Alter, Deine familiäre Situation (also auch wie bzw. warum Deine Familie nach Deutschland gekommen ist) und Deine schulische Laufbahn.

R: Also ich bin 20 meine Eltern sind getrennt meine Mutter ist deutsch mein Vater Türke und er lebt auch wieder in der Türkei... Ich selber hab mein Abitur gemacht und lebe jetzt in Stuttgart in einer WG und mache eine Ausbildung beim Radio und moderier da! Gut ? Und meine Großeltern sind hierher um als Gastarbeiter zu arbeiten! Leben aber auh wieder in der Türkei. Nur Meine Tanten und Onkels und Cousins wohnen noch in Deutschland... Türkischer Herkunft

HP: Oh, wie interessant. Und jaaa, das wusste ich jetzt so auch noch nicht! Und kannst Du türkisch? Jaaa, oder?

R.: Nicht fließend aber ich kann mich verständigen und auch. Ganz gut smalltalk halten Führen*

HP: Und gibt es Situationen, wo Du bewusst türkisch redest, auch wenn Du Deutsch reden könntest?

R: Eigentlich nicht! Ich liebe ja die deutsche Sprache und arbeite auch mit der deutschen Sprache.... Wenn ich die Sprache nicht hätte wär ich ja arbeitslos Also nein!

HP: hihi, okay. Das heißt Du nutzt auch alle Medien auf deutsch?

R.: Für Soziologie oder was? Okay nein nicht ganz! Ich Hör ganz gerne türkisches Radio und Schau auch mal türkische Serien im türkischen Fernsehen!! Aber ansonsten ja!

HP: Für "Interkulturelle Kommunikation" und das Seminar heißt "Kulturelle Identität und Globalisierung"

R: Okay interessant!!

HP: Oh, wie cool und das verstehst du dann auch? R: Ja aus dem Kontext! Und mit Hilfe der lauten Kommentare meiner Tante Macht mir echt Spaß auch mal als befragter an ner Umfrage teilzunehmen

HP: hihi, ich finde das jetzt auch eeecht voll spannend! Und, und: bist Du dann zweisprachig aufgewachsen, oder war das so "nebenher"?

R: Bis ich 5 war bin ich zweisprachig aufgewachsen... Selbst danach hab ich halt immer mal was bei meinen Verwandten aufgeschnappt

HP: Okay! Aber hast Du hier in Deutschland auch so Deine Leute mit denen du ab und zu türkisch sprechen könntest?

R: Ja Tanten Onkels Verwandte

HP: Also jetzt nicht die coole Clique, mit denen Du es sprichst, so als Zeichen der Abgrenzung?

R: Neee gar nicht! Ich hab n paar türkische Freunde die auch perfekt türkisch sprechen und sich auch eloquent in der Sprache ausdrücken können aber die sprechen hier eigentlich auch nur deutsch Und wenn sie mal türkisch sprechen dann nur zum Spaß um sich selber auf die Schippe zu nehmen

HP: hehe, okay! Da mein Internet wieder geht, kann ich jetzt auch weiterfragen...

R: Alles klar

HP: Glaubst Du, dass in Deutschland jeder die gleichen Chancen zur Bildung hat? So in der Art "Chancengleichheit im Schulsystem"?

R: Mhh das ist `ne schwere frage Also das Bildungssystem ist schon so ausgelegt das jeder die gleichen Chancen haben möchte aber die Grundbedingungen von Haus aus machen das eher problematisch Trotzdem glaub ich dass unser Schulsystem schon so ausgebaut ist dass es versucht jeden irgendwie abzufangen und er oder sie die Chance hat das bestmöglichste aus sich rauszuholen Ich denke eher im Arbeitsleben wird's dann schwieriger mit der Frage Aber im großen und ganzen Denk ich ja

HP: Würdest du das auch im Bezug auf Kinder mit Migrationshintergrund sagen?

R: Für die gilt das gleiche denke ich

HP: Okay Und, und: Du bezeichnest Deutschland als Deine Heimat, oder?

R: Ja schon! Aber in fühl mich auch in der Türkei zu Hause! Ich liebe die Türkei! Abe meine Heimat ist schon hier

HP: Oh, wie schööön! Bist Du oft in der Türkei?

R: So alle 2 Jahre HP: Und wie ist es mit Familientraditionen bzw. Festen? Also deutsche und türkische?

R: Da kommt's drauf an wie ich Lust habe! Die deutschen feste feierlich auf jedenfall und die türkischen Feier ich halt ab und an mit mit meinen Verwandten! Bayram oder so! Aber es gibt ja viele türkische Traditionen die ich über mich ergehen lassen muss

HP: Und meinst Du, dass die beiden Kulturen gut miteinander leben können?

R: Bei mir klappt das ja es kommt immer auf die Bereitschaft beider Seiten an! Aber wenn beide Toleranz dem anderen gegenüber sind sicher!!

HP: Hihi, jaaa, Du bist halt schon das positive Beispiel!

R: In der Türkei leben mittlerweile viele deutsche! Die kommen da Super zurecht

HP: Echt jetzt? Das wusste ich jetzt so gar nicht!

R: Doch!!! Echt viele

HP: Voll interessant! So, es neigt sich langsam dem Ende zu...

R: Find ich auch! Und die Kommen echt gut klar ! Einfach nur durch Respekt und Interesse der anderen Kultur gegenüber

HP: Jaaa, aber das ist halt auch echt beidseitig die Grundvoraussetzung, dass das Zusammenleben klappen kann!

R: Aber hallo!!

HP: Haben die Deutschen und Türken, Deiner Meinung nach, ähnliche Wertvorstellungen? Also so z.B. was Erziehung, Selbstständigkeit, Verhältnis Mann-Frau anbelangt?

R: Das hört sich jetzt Vllt n bisschen scheiße an: aber du darfst die Türken die hier leben nicht mit denen aus der Türkei dergleichen! Schau mal was die deutschen auf Mallorca für nen Ruf haben! Schon irgendwie ähnlich aber gleichzeit auch in einigen Dingen grundverschieden! Inc glaube dass die türkischen Jungs viel zu sehr verwöhnt und vergöttert werden und oft zu kleinen Machos heranwachsen! Wohingegen die Mädels eher etwas zu kurz Gehalte werden

HP: R. erzähl weiter...

R: Denen wird dann auch die Selbstständigkeit nicht zugesprochen! Abends weggehen oder solche Sachen da muss dann immer der große Ruder mit

HP: Meinst Du das liegt auch daran, dass die Türken in Deutschland die Entwicklungen in der Türkei ja gar nicht mitbekommen?

R: Allerdings: der Mann ist zwar schon der Herr im Haus! Aber in der Regel haben die türkischen Frauen ihre Männer schon im griff!

HP: Und stimmt es, dass z.B. die Kopftuchfrage in der Türkei viel offener gehandhabt wird?

R: Da sprichst du was interessantes an: ich denke genau das ist das Problem! Die haben die Entwicklung nicht mitgekriegt! Die hängen verständlicherweise ihrer Heimat hinterher und wollen ihre Traditionen leben weil sie sich damit identifizieren, merken aber nicht dass die Türkei nicht mehr im mittelalter lebt!! Auf den Straßen türkischer Großstädte siehst du keine Kopftücher und an türkischen Unis ist Kopftuchverbot!!!!!!

HP: Ernsthaft jetzt? Aaaah, wie krass!

R: Ja ernsthaft! Kann aber sein dass sie dieses Verbot unter Erdogan wieder abgeschafft haben

HP: Und kannst Du 'was drüber sagen, wie die Türken in der Türkei, die Türken in Deutschland sehen?

R: Aber da siehst du mal! In der Türkei kommen mittlerweile Männer lebenslänglich in den Knast wenn sie ihre Frauen vergewaltigen!!

HP: Ach, ach...

R: Die Türken in der Türkei schämen sich teilweise für die Türken hier! Wenn ein sag ich mal nicht sozialisierter Türke der hier undeutlichste aufgewachsen ist in die Türkei kommt wird er verachtet und gemieden! Sei mal ehrlich: wie gehst du denn mit Vollidioten hier in Deutschland um? Auch nicht anders!! Aber es hat sich was getan in der Türkei

HP: Jaaa, das stimmt natürlich... Was sagst Du zum Thema Türkei und EU-Beitritt?

R: Trotzdem läuft noch einiges falsch! Menschenrechte ist für einige schon noch ein Fremdwort Bloß nicht!! Damit verliert die Türkei alles was sie hat!! Die meisten Türken wollen das auch gar nicht. Die Türkei boomt Grade wirtschaftlich! Geh mal nach Istanbul, aie Bräuchen die EU nicht! Mit 1000 sbahnlinien die alle Minute rund um die Uhr fahren Ne den Türken dort geht's gut!! Aber Schau mal: n türkischer Architekt was will der in Deutschland??? Der verdient dort Genug und hat noch schönes Wetter!!! Der will nicht nach Deutschland! Und auch Lebensmittel alles Autos das ist in der Türkei mittlerweile alles sehr teuer! Also die Lebensqualität wandelt sich stetig um positiven Das glaubst du mir jetzt vielleicht nicht wenn ich dir das erzähl aber die meisten Türken die hier in Deutschland in den "Ghettos" leben haben dort unten ein Haus!!!! Und 20000-50000€ unterm Kopfkissen! Deshalb leben die auch so sparsam Diese Arschlöcher xD Aber trotzdem: was die mit den Kurden abziehen oder teilweise mit Leuten die anderer Gesinnung sind! Teilweise echt nicht lustig! Da müssen sie echt noch ganz ganz viel lernen! Auch n Grund warum ich s nicht gerechtfertigt fände die Türkei in die Eu zu Nehmen

HP: Oh, oh. Okay, das ist natürlich echt nachvollziehbar mit dem Gehalt in Kombination mit gutem Wetter! Oooooh, du erzählst da echt interessante Dinge!!!! Ich hab noch zwei Fragen: und zwaaar kennst Du deutsch-türkische Paare? Und wie stehst Du dazu?

R: Ja kenn ich und das ist doch total cool !! Super !

HP: Uuund: Kannst Du sagen, ob Du Dich als Türke oder Deutsche fühlst?

R: Als deutscher mit türkischen Wurzeln, also als deutscher

HP: Oh, das ist schön ausgedrückt! Und, und könntest Du Dir eigentlich vorstellen, auch mal für einen längeren Zeitraum in die Türkei zu gehen?

R: Ja, könnt ich mir gut vorstellen

HP: R.: DANKE für Diene Zeit und überhaupt!

R: Gerne ! Bin jetzt halt nicht so der Türke! Heiß ja auch R.H.


Proband 2:

I., weiblich, 20 Jahre alt, türkische Eltern, in Deutschland aufgewachsen, ledig, Abitur, Studium in der Türkei (Medizin)

HP: Heey Du! Ich hab' Dich als Tipp von Elki bekommen und zwar geht es um folgendes: Gerade bin ich an einer Projektarbeit über Integration in Deutschland und da wollte ich Dich fragen, ob ich Dir wohl ein paar Fragen stellen dürfte? Liebe Grüße

I: Hey, Klar kannst du das! Stell einfach deine Fragen und ich werde versuchen sie zu beantworten. Liebe Grüsse zurück

HP: Juhuuuuu! Aaalso ich bräuchte als erstes ein paar Infos über Dich. D.h. Alter, Deine familiäre Situation (also auch wie bzw. warum Deine Familie nach Deutschland gekommen ist) und Deine schulische Laufbahn.

I: Ich bin 20 Jahre alt und hab 2 Geschwister (Schwester & Bruder). Meine Mutter war vor meinem Vater in Deutschland. Als sie sich kennengelernt haben, hat sich mein Vater dazu entschieden, nach Deutschland zu ziehen. Als er das Medizinstudium in der Türkei abgeschlossen hatte, kam er schließlich auch nach Deutschland. Sommer 2012 hab ich mein Abi am Gymnasium bei St. Michael mit einem recht zufriedenstellenden Schnitt bestanden. Mein Schnitt reicht leider momentan noch nicht für das Medizinstudium in Deutschland. Deswegen mach ich jetzt quasi ein Auslandsjahr in der Türkei. Erstens, um neue Erfahrungen zu sammeln und zweitens um meine Zweitheimat besser kennenzulernen. Meine beiden Geschwister besuchen ebenfalls das GSM. Sooo das wars von mir

HP: Das heißt, Du bist zweisprachig aufgewachsen, oder?

I: Genau!

HP: Wie beneidenswert! Und kannst Du sagen wann bzw. in welchen Situationen Du welche Sprache verwendest?

I: Also das ist immer unterschiedlich.. Wenn wir daheim sind sprechen wir meist auf türkisch. Mit meinen Geschwistern rede ich aber öfters mal auf deutsch. Das ist immer so eine spontane Sache Wie willst du denn das Ganze in dein Projekt miteinbauen? Auf welcher Schule bist du?

HP: Also das ist von der Uni aus -und das mit der Auswertung muss ich mal noch schauen, aaaber natürlich alles anonym! Kannst Du sagen, ob Du allgemein mehr türkisch oder mehr deutsch sprichst?

I: Da ich gerade in der Türkei bin, spreche ich fast nur noch türkisch. Aber in Deutschland hab ich durch die Schule, versch.. Aktivitäten usw. nur auf deutsch gesprochen. Dazu muss ich aber sage, dass ich mehr auf türkisch "denke". Nicht von der Mentalität her oder so, sondern wenn man einfach vor sich hin denkt.. Das tu ich meist auf türkisch:) Zur Identifikation: ich kann nicht sagen: „Ich bin eine Deutsche!“ oder „Ich bin eine Türkin.“ Das wäre äußerst schwer für mich. Ich denke, dass ich so ein „Mittelding“ bin.

HP: Jetzt hast Du mir schon Fragen beantwortet, die ich Dir noch gar nicht gestellt habe!

I: Umso besser!:)

HP: hehe, jaaaa. Ich bin beeindruckt! Und setzt Du in bestimmten Situationen bewusst türkisch ein? Also auch wenn Du die eig auf deutsch verständigen könntest?

I: Ich denke, dass die türkische Sprache vom Stil her etwas „herzlicher“ klingt. Wenn man die Sprache nicht beherrscht und nur Wörter wie „lan“ usw. kennt, kann man wenig darüber urteilen. Mit älteren Herrschaften rede ich bewusst auf türkisch. Mit Gleichaltrigen und Jüngeren rede ich aber überwiegend auf deutsch. Meist entscheide ich das aber spontan. Es kommt, wie's kommt.

HP: Meinst Du, dass Du manchmal türkisch (unbewusst/ bewusst?) einsetzt um Dich abzugrenzen? Also weil ich würde euch ja jetzt so gar nicht verstehen!

I: Das ist dann meistens, wenn nur Leute dabei sind, die auch türkisch können. Damit keiner ausgegrenzt wird!

HP: Daarf ich Dich noch ein bisschen weiter fragen?

I: Schieß los!

HP: Und zwaaar: Kannst Du sagen/ unterscheiden, auf welcher Sprache du welche Medien nutzt?

I: Das ist bei mir ein Mischmasch aus verschiedenen Sprachen

HP: Und was sagst Du zum Thema "Chancengleichheit im Schulsystem"?; Findest Du, dass in Deutschland jeder die gleichen Chancen zur Bildung hat?

I: Hmm denke ich nicht. Das ist immer so ein schweres Thema. Es ist einfach so, dass Kinder mit Migrationshintergrund die deutsche Sprache oft nicht so gut beherrschen wie andere. Zudem wenn die Eltern selber nicht so gut gebildet sind, ist es doppelt so schwer für sie, ihre Kinder aufs Gymnasium zu schicken. Es gibt Kinder, denen die Eltern nicht mal bei einfachen Grundschulaufgaben helfen können. Das ist nicht immer und überall so, aber trotzdem des öfteren der Fall. Für die Kinder ist es somit schon von Anfang an sehr schwer, etwas „Vernünftiges“ im Leben zu schaffen...

HP: Jaa, das sehe ich genauso wie Du! Kannst du sagen was für Dich Heimat ist? Wo Du dich eher zuhause fühlst?

I: Ganz klassisch - dort, wo man sich wie Zuhause und geborgen fühlt:) Heimat ist für mich kein Ort, sondern ein Gefühl! Das muss jeder individuell für sich selbst festlegen:) Da kann ich mich wirklich nur schwer entscheiden. Ich bin jetzt seit paar Monaten hier und vermisse Deutschland sehr! Und wenn ich in Deutschland bin, vermiss ich die Türkei. Allgemein vermiss ich aber Deutschland mehr, weil ich dort geboren und bisher mein ganzes Leben verbracht habe.

HP: War der Anfang eigentlich schwer für Dich in der Türkei? Und das hast Du seeehr schön ausgedrückt!

I: Dankeschön Man muss einfach sagen, dass hier zu leben anders ist als jedes Jahr „nur“ den Sommer zu verbringen. Da ich hier Verwandte und Freunde habe, fühle ich mich wirklich wie Zuhause. Allgemein bin ich glücklich und zufrieden in diesem Land.

HP: Oh, das freut mich! Saaag mal, wie ist es bei euch mit Familientraditionen bzw. Festchen? Habt ihr da auch deutsche übernommen?

I: Wir sind eine muslimische Familie. Jedoch sind meine Eltern ziemlich locker. Man kann sagen, dass wir „liberale“ Moslems sind. Christlich deutsche Traditionen haben wir demzufolge nicht wirklich übernommen. Außer Weihnachten. Da finden wir es schön, Plaäzchen zu backen oder bisschen das Haus zu schmücken:) Ansonsten feiern wir 2mal im Jahr den Bayram (Zucker- & Opferfest).

HP: Und feiert ihr Weihnachten dann auch mit Geschenken?

I: Nein, ohne Geschenke. Wir machen das, weil uns die Atmosphäre einfach so gut gefällt. geht nur ums Flair:)

HP: Wie schön! Also, also meine Fragen nähern sich langsam aber sicher dem Ende zu... Denkst Du, dass beide Kulturen gut miteinander leben können bzw. sich gut vereinbaren lassen?

I: Ich denke, dort wo Toleranz - hier spreche ich bewusst nicht von Akzeptanz - herrscht, können selbst die gegensätzlichsten Kulturen nebeneinander existieren. Die deutsche Kultur und die türkische Kultur sind allerdings sehr verschieden, so dass ich nicht unbedingt vom Vereinbaren sprechen würde.

HP: Okay, und was sagst Du zu Wertvorstellungen? Was z.B. Erziehung, Selbstständigkeit, Verhältnis Mann-Frau,..angeht? Haben da Deutsche und Türke ähnliche von?

I: Deutschland ist da sehr modern. Die Türkei befindet sich aber da noch im Wandel. Ich wurde auch modern erzogen, durfte alleine herumreisen, eigene Entscheidungen treffen, ausgehen usw. Zudem gibt es sehr offene und moderne Türken, vor allem wenn man die Westtürkei in Betracht zieht. Der Rest ist konservativer... Vor allem die Osttürkei tritt immer wieder mit Skandalen hervor. Deshalb versucht man u.a. die Einstellung der Menschen zum Thema Gleichberechtigung zu ändern. Denn auch Mädchen haben das Recht zur Schule zu gehen...

HP: Voll interessant! Und, und, und: die letzte Frage: Kennst Du deutsch-türkische Paare? Und was hältst Du davon?

I: Kenn ich! Aber ich muss sagen, dass das selten gut geht. Hab ja auch vorhin geschrieben, wie unterschiedlich beide Kulturen sind. Oft entstehen auch Religionskonflikte. Leider. Prinzipiell hab ich nichts dagegen, würde auch niemals „nie“ sagen Meine Tante ist halb deutsch halb türkisch. Ihre Eltern sind jetzt um die 75 und immer noch zusammen.

HP: Oooh, wie schön! I. DANKE, DANKE, DANKE für's mitmachen, Deine Gedanken und Meinungen und v.a. für Deine Zeit! I: Bitteschön!:) Ich fand's selber auch sehr interessant und gut, dass man sich mit solchen Themen beschäftigt. Außerdem wünsche ich dir noch viel Erfolg bei deinem Projekt!

HP: Vielen lieben Dank!Und die liebsten Grüße in die Türkei!

I: Liebe Grüße zurück nach Deutschland!


Proband 3

Y., weiblich, 22 Jahre alt, standesamtlich verheiratet, schwanger, Studentin (Grundschullehramt) türkische Mutter (ist mit 5 Jahren nach Deutschland gekommen) und deutscher Vater (haben aber kaum Kontakt)


HS: Hi, können wir anfangen?


Y: ja


HS: 
wann und in welchen Situationen verwendest du welche Sprache? Welche häufiger?





Y: es kommt ganz darauf an. so rede ich eig immer deutsch. sobald ich bei meiner Familie, vor allem meiner Oma bin rede ich nur türkisch. genauso wenn wir wie jedes Jahr im Sommer in der Türkei sind. allerdings überwiegt deutsch. da mein Stiefvater ja auch deutscher ist und mein Mann auch, rede ich so dann doch eher deutsch, außer mit meinen Großeltern und Mama.





HS: auf welcher Sprache nutzt du welche Medien? Nutzt du türkische Medien öfters als Deutsche?





Y: eher die deutschen...eig fast nur...da ich keine türk. Kanäle daheim habe, habe ich auch so keine andere Möglichkeit.
...allerdings höre ich oft türkische Musik. weil mir die besser gefällt





HS: ok cool und du liest auch keine türkische Zeitung oder so?





Y:
nein. ich lese, wenn ich ehrlich bin, gar keine Zeitung





HS: haha 





Y: jep 





HS: findest du, dass in Deutschland jeder die gleichen Chancen zur Bildung hat?





Y: eig schon. es kommt vor allem darauf an inwiefern die Eltern dahinter stehen und auch aufgeklärt werden, welche Möglichkeiten es eig in Deutschland für die Kinder alles gibt





HS: 
ja, das stimmt..

In welcher Sprache denkst du häufiger und in welchen Situationen?





Y: wohl in deutsch eher... ich weiß es eig nicht... denke, sobald ich eher deutsch rede, wohl eher deutsch... wenn ich türkisch rede, wohl eher türkisch... ich achte da nicht darauf





HS:
ok... setzt du in bestimmten Situationen bewusst die türkische Sprache ein? Wenn ja, in welchen?





Y: ja, also sobald ich etwas vor den anderen Familienmitgliedern geheim halten will...vor allem an weihnachten wegen den Geschenken... damit mein Vater und mein Mann nicht wissen, was wir schenken wollen
... auch wenn ich mit meiner Mutter streite...





HS: hihi..ok





Y: mit meinen Großeltern generell auch nur türkisch... obwohl sie alles in deutsch verstehen





HS: ok
... hast du das Gefühl dich auf deutsch gut verständigen zu können und vielleicht sogar besser?





Y:
ja. da deutsch meine Bildungssprache ist, kann ich mich auch ohne Probleme verständigen, lesen und schreiben.
Im türkischen sieht es da anders aus.





HS: gut





Y: da ich nie auf türkisch unterrichtet wurde, lese ich nicht so gut und schreibe auch ziemlich schlecht. ebenso ist mein Wortschatz eher eingeschränkt. was mir in bestimmten Situationen auffällt. Wenn ich meiner Oma von einer Verletzung erzähl fehlen mir die Fachbegriffe. Also, wenn ich ein band am Fußgelenk gerissen habe, konnte ich es nur umschreiben, weil ich den begriff nicht kenne





HS: ok, 
wo fühlst du dich eher zuhause? was ist für dich Heimat





Y: das ist schwer





HS: das versteh ich..





Y: ich fühle mich in beiden Ländern zuhause. allerdings... ich weiß nicht.....
Heimat ist für mich ein ort wo ich mich wohl fühl und gerne bin.





HS: hast du in der Türkei auch Freunde?





Y: dass heißt ich fühle mich hier in meiner Wohnung und meiner Familie heimisch.... ebenso in der Türkei in unserem Ferienhaus am strand....ja habe ich





HS: voll schön





Y: allerdings habe ich nicht mehr so guten Kontakt, da wir vor 3 Jahren umgezogen sind und jetzt nicht mehr zu fuß uns treffen können... aber mit meiner ehemaligen Nachbarin habe ich über Facebook Kontakt und ebenso mit meinem neuen Nachbar




HS: ok cool! ... Wie pflegt ihr eure Familientraditionen (türkische)?
Habt ihr auch deutsche Traditionen übernommen?



Y: ja, also sobald ein türk fest ansteht, sind wir immer bei meiner Oma beisammen und essen
... es gibt immer ganz viel gutes zu essen 



 


 Y: aber wir feiern auch weihnachten und Ostern, Nikolaus.... meine Mutter wollte, dass wir alles kennenlernen und auch in der schule nicht ausgegrenzt werden... und da mein Stiefvater ja auch deutscher ist, ist es eh klar das einfach alles gefeiert wird...das freut meine kleinen Brüder und uns natürlich...
viele feiern das ganze Jahr über





HS: super

Y: die türk Traditionen kommen vor allem auch bei größeren Ereignissen vor, wie jetzt bei der Hochzeitsvorbereitung...
die ja immer noch nicht abgeschlossen ist, aber es muss ein Henna-Abend mit dem traditionellen Kleid sein und auch eine große türk. Hochzeit. wobei ich das ja auch wollte... die sind immer sehr lebendig und einfach toll





HS: ok...wird das dann eine riesengroße Hochzeit?





Y: für türk. Verhältnisse wohl eher klein. ca. 150-200 Leute
... es sind einige aus meiner Familie auch in Ingoldstadt, aber so viele sind es auch wieder nicht





HS: aha ok krass... macht ihr auch Ramadan?





Y: es kommt oft vor, dass feste für 500 gemacht werden... 
ja, aber zeitlich etwas verschoben, als das wie du es kennst



dadurch das wir Aliviten sind und keine Suniten dauert es auch nur 12 tage... wobei ich eher nur 1 tag mache... da ich ja jeden tag Tabletten nehmen muss, kann ich das nicht jeden tag machen





HS: ah ok, voll interessant ... ist das bei euch also etwas lockerer?





Y: ja kann man so sagen... halt anders... etwas andere ansichten... wie die Evangelen anders sind als die Katholiken und doch sehr ähnlich... so seh ich das zumindest... ich denk, dass da auch viele andere ansichten haben.





HS: ok...
denkst du, dass beide Kulturen (türkische und deutsche) gut miteinander leben können?





Y: eig schon.





HS: wie sieht es in deinen persönlichen Umfeld aus?





Y: wenn beide teile offen füreinander sind... ich komme mit allen Nationalitäten gut aus
... und finde es auch wichtig offen zu sein für andere... wenn ich nicht offen bin, dann brauche ich auch nicht von den anderen zu erwarten, dass sie mich so akzeptieren wie ich bin
... aber ich wurde so erzogen...
das ist glaube ich das Hauptproblem hier.





HS: ja, das stimmt





Y: dass man feste ansichten von den Eltern übernimmt, aber nicht weiter denkt oder sonst wie anders handelt
... ich weiß nicht, dass regt mich bei einigen echt auf...
die denken gar nicht so weit, dass es vielleicht. ihre eigenen schuld ist, dass sie von den anderen nicht so gut angenommen werden
... man muss die Kulturen anderer akzeptieren und nicht jeden für seine ansichten kritisieren... dann kommt man mit jedem gut aus









HS: das stimmt... hast du deutsche Freunde und häufigen Kontakt zu deutschen?





Y: ja natürlich, ich habe jede menge deutsche freunde und Kontakt





HS: haha, das wusste ich ja schon 





Y: eben...
ich habe hier auch mehr deutsche als türk. wenn ich ehrlich bin...
einige türk. natürlich auch, aber ich mache mehr mit den deutschen... auch wohl , weil ich durchs Ballett (da war ich die einzige türk.)





HS: weil du durch die Uni und so auch mehr deutsche kennen lernst oder?





Y: nur sehr gute deutsche Freundinnen kennengelernt habe





HS:
achso, das ist ja toll





Y: ja... aber auch, weil ich nie in so einer türk. Clique war und auch nicht auf der suche danach bin...ich habe eher weniger, dafür gut Freundinnen... finde ich persönlicher wichtiger



HS: auf jeden Fall





Y:

ich finde, da sind viele Freundschaften eher nur oberflächlich





HS: würdest du sagen, dass die Deutschen und Türken ähnliche Wertvorstellungen haben?





Y: aber gut... jedem das was er mag... ich denke schon...
aber es gibt halt kleine unterschiede wie es ausgelebt wird denke ich... vor allem was die Familie angeht... ich glaube die türken haben da eine etwas stärkere Bindung gewissermaßen.... ob die immer gut ist, ... aber Familie wird sehr groß geschrieben und jede Familie lebt das anders aus...





HS: kennst du noch andere deutsch- türkische Paare und wie stehst du dazu? 





Y: ja meinen Bruder, der hatte bisher auch nur deutsche Freundinnen oder auch als letztes eine Russin





HS: hihi ok.. und wie kommt das in deiner Familie an?





Y: aber sonst... also nur in meiner Familie, wenn ich ehrlich bin.
... meine enge Familie hat da kein Problem mit... meine Mom hat ja 2 deutsche Männer geheiratet und so glaube ich den "bann" gebrochen





HS: da hat sie euch sozusagen den Weg frei gemacht 





Y:

als ich dann mal einen freund hatte, war es egal welche Nationalität... Hauptsache er ist nett, eine arbeit (oder studiert, möchte auch sein eigenes Geld verdienen)





HS:
wie haben die denn reagiert, als du deinen Mann geheiratet hast?





Y: und zeigt sich verständlich meiner Familie gegenüber





HS:
das ist schön





Y: aber da mein Mann ja auch Lehrer geworden ist, war das gar kein Problem... sind ja eine Lehrerfamilie
... aber die in Ingoldstadt dagegen...die nehmen uns zwar sozusagen an.. aber die haben alle nur türk. Partner
... ist etwas seltsam... und wohl auch einfacher... was die ganze Familienorganisation angeht

HS: ok...
wann ist denn die große türkische Hochzeit?





Y: 
wohl erst in einem Jahr... wegen dem baby... ich wollte nicht mit bauch heiraten...





HS: wann kommt das Baby?





Y:
aber da wir ja standesamtlich geheiratet haben stört es uns nicht weiter...
ende mai
... voraussichtlich
24.5.
... steht momentan... aber man kann ja nie wissen



HS: aber es war von Anfang an klar, dass ihr jetzt erstmals standesamtlich heiratet und dann noch mit allem drum und dran?





Y: ja... eig schon





HS: und für deinen Mann ist das auch kein Problem?





Y: wir hätten es auch gern zusammen über die Bühne gebracht... aber das ging zeitlich einfach nicht und auch vom Geld her... wir möchten dass meiste selbst zahlen und nicht unsere Familien damit belasten
... daher... sparen und dann^^





HS: hihi gut und dann könnt ihr ja sogar zu dritt feiern 





Y: eben... das wird sicher toll









HS: das denk ich auch
... so die letzte Frage: fühlst du dich eher als Türkin oder als Deutsche?





Y: haha... ich wusste dass das kommt...





HS:
haha





Y: das kann ich dir nicht klar beantworten... einerseits eher als Türkin... andererseits eher als deutsche... je nachdem mit wem ich gerade zusammen bin... das ist echt doof... weil ich leider, wenn ich mit deutschen zusammen bin, nicht wirklich 100% reinpasse und auch wenn ich mit türken zusammen bin, pass ich auch nicht wirklich rein...ich habe mir da einen Mittelweg gesucht und lebe wohl auch so... ich komme mit allen klar und so.. aber so wirklich fühl ich mich wohl weder als richtige Türkin, noch als richtige deutsche





HS:
ok, aber wenn du für dich einen Weg gefunden hast, ist da ja schön 





Y: ja...
ist halt komisch... irgendwie





HS: das glaub ich dir





Y:

und noch da dazu... ich fühl mich in Anwesenheit von richtigen türken.. (also in der Türkei) eher als Türkin als hier mit den deutschen türken..





HS: hihi ok... so, du hast es geschafft.... vielen vielen Dank!!





Y: ich hoffe ich konnte helfen





HS: Das war echt sehr interessant...auf jeden Fall! Danke!





Y: ok


Proband 4

C., männlich, 43 Jahre, ledig, lebt seit 22 Jahren in Deutschland, arbeitet in einem Dönerladen

HS: Wann und in welcher Situation verwendest du welche Sprache? Deutsch oder türkisch?

C.: Türkisch… und deutsch ein bisschen

HS: Und wann verwendest du deutsch?

C.: 10 Jahre

HS: 10 Jahre und nur wenn du hier Gäste hast, Deutsche ?

C.: Ja

HS: Auf welcher Sprache benutzt du welches Medium? Medium ist Fernseher, Zeitschrift, Radio..

C.: eeh..Fernseher

HS: Fernseher? Auf deutsch?

C.: ja

HS: Deutsch

C.: Ja

HS: Zuhause auch auf deutsch? Oder auf türkisch?

C.: türkisch schon, aber ich .. eh..

HS: auf deutsch

C.: ja

HS: Benutzt du Türkisches mehr wie Deutsch? Mehr türkisches Fernsehen wie Deutsches?

C.: Ja mehr

HS: Mehr türkisch

C.: mehr mehr deutsch

HS: Ah mehr deutsch

C.: Ja

HS: Ah mehr deutsch, ok

HS: Findest du, dass in Deutschland jeder die gleichen Chancen zur Bildung hat?

C.: … (3Sek.) Was heißt des?

HS: Also in Deutschland

C.: Mhm

HS: Kann jeder, kann jeder auf jede Schule gehen. Findest du, dass das so ist?

C.: Ja das ist

HS: Das ist so

HS: In welcher Sprache denkst du häufiger und in welchen Situationen?

C: türkisch

HS: immer?

C: ja

HS: Jetzt geht’s weiter. So… Setzt du in bestimmten Situationen bewusst die türkische Sprache ein?

C.: Türkisch..

HS: Wenn du jetzt hier bist mit deiner Familie redest du türkisch?

C.: Mit Arbeit sprechen wir in deutsch

HS: Genau und sonst türkisch

C.: Ja

HS: Ja, genau

HS: Hast du das Gefühl, dass du dich auf deutsch gut verständigen kannst?

C.: Ja

HS: Gut

C.: Ja

HS: Kannst du dich gut verständigen?

C.: Ich verstehe gut

HS: Und sprechen auch?

C.: Sprechen nicht so viel

HS: Ok, Sprechen nicht so gut? Mhm

HS: Ok, wo fühlst du dich eher Zuhause? Deutschland oder Türkei?

C.: … Türkei

HS: Türkei?

C.: Ja

HS: Was ist für dich Heimat? Heimat..

C.: Heimat

HS: Ist für dich Deutschland die Heimat oder Türkei?

C.: Türkei

HS: Türkei… Wie pflegst du deine Familientraditionen? Feste?

C.: Feste?

HS: Ääh… Machst Ramadan zum Beispiel?

C.: Nein, Ramadan ham ma keinen

HS: Habt ihr nicht, aber andere türkische feste?

C.: Wir sind Alewiten, Alewiten gehen in keine Moschee, keine Ramadan

HS: Ah ok

HS: Hast du auch deutsche Traditionen übernommen?

C.: Ja

HS: Zum Beispiel feiert ihr Weihnachten?

C.: Ja, wir machen des

HS: Kriegt die Kleinen Geschenke?

C.: Ja

HS: Kriegen Geschenke

C.: Ja, immer schon

HS: Denkst du, dass beide Kulturen gut miteinander leben können? Deutsche und Türken?

C.: Beide bei mir ok

HS: Alles ok

C.: Mhm

HS: Ok Hast du deutsche Freunde oder häufigen Kontakt zu Deutschen?

C.: Nein, jetzt hab ich keine Freude

HS: Nein, Freunde Freunde, deutsche Freunde

C.: Freunde?

HS: Ja deutsche?

C.: Schon viel

HS: Ja hast du, du hast ja viel Kontakt hier.

HS: Haben die Deutschen und Türken ähnliche Wertvorstellungen? Also, das die ähnlich denken, was gut und was schlecht ist.

C.: Für mich gut, ist kein Problem

HS: Mhm

C.: Alles ok

HS: Kennst du deutsch- türkische Paare? Paare, weißt du Mann und Frau. Deutsch und Türkisch

C.: Ja

HS: Kennst du?

C.: Ja

HS: Ah ok

C.: Ja, viele

HS: Viele?

C.: Ja

HS: Ah ok

C.: Hab ich guten Kontakt und manchmal wir sehen uns oft

HS: Fühlst du dich eher als Türke oder als Deutscher?

C: Was heißt des?

HS: Denkst du, du bist Türke oder bist du Deutscher?

C: Türke

HS: Bist Türke?

C: Ja

HS: Ok, super! Vielen Dank!

C: Tut mir leid, aber…

HS: Ne, ne, ist gut.

Auswertung der Interviews[Bearbeiten]

Proband 1 Proband 2 Proband 3 Proband 4
Hintergrund 20 Jahre alt, türkischer Vater, deutsche Mutter, in Deutschland aufgewachsen, ledig, Abitur, Ausbildung beim Radio 20 Jahre alt, türkische Eltern, in Deutschland aufgewachsen, ledig, Abitur, Studium in der Türkei (Medizin) 22 Jahre alt, türkische Mutter, deutscher Vater, in Deutschland geboren, verheiratet, Studentin (Grundschullehramt) 43 Jahre alt, in der Türkei aufgewachsen und vor 22 Jahren nach Deutschland gekommen, Besitzer eines Dönerladens
Erfolg in Lernprozessen - Kommunizieren hauptsächlich auf Deutsch (Ausnahme: Familie)

- Mediennutzung fast nur auf Deutsch (Ausnahme: Musik) - sind der Meinung, dass jeder die gleichen Chancen auf Bildung in Deutschland hat, diese aber vom Elternhaus gefördert und unterstützt werden müssen, wobei Probandin 2 Kinder mit Migrationshintergrund im Nachteil sieht

- Kommunizieren hauptsächlich auf Deutsch (Ausnahme: Familie)

- Mediennutzung fast nur auf Deutsch (Ausnahme: Musik) - sind der Meinung, dass jeder die gleichen Chancen auf Bildung in Deutschland hat, diese aber vom Elternhaus gefördert und unterstützt werden müssen, wobei Probandin 2 Kinder mit Migrationshintergrund im Nachteil sieht

- Kommunizieren hauptsächlich auf Deutsch (Ausnahme: Familie)

- Mediennutzung fast nur auf Deutsch (Ausnahme: Musik) - sind der Meinung, dass jeder die gleichen Chancen auf Bildung in Deutschland hat, diese aber vom Elternhaus gefördert und unterstützt werden müssen, wobei Probandin 2 Kinder mit Migrationshintergrund im Nachteil sieht

Kommuniziert hauptsächlich auf Türkisch (Ausnahme: mit Kunden)

- Mediennutzung hauptsächlich auf deutsch - für ihn besteht Chancengleichheit in Deutschland

Sprachkompetenz Denkt auf Deutsch; liebt die deutsche Sprache, setzt die türkische Sprache nicht ein um sich abzugrenzen, kann sich auf Deutsch besser verständigen Spricht momentan nur noch türkisch; denkt auf Türkisch, setzt die türkische Sprache nicht ein um sich abzugrenzen, kann sich auf Deutsch besser verständigen Denkt auf der Sprache, in der sie jeweils spricht, verwendet die türkische Sprache bewusst, wenn sie sich mit der Mutter streitet, kann sich auf Deutsch besser verständigen Denkt nur auf Türkisch, verwendet deutsch nur um sich mit Deutschen (hauptsächlich seine Kunden) zu verständigen, kann sich deutlich besser auf Türkisch verständigen
Soziokultutelle Adaption der Alltagsroutine Sieht Deutschland als seine Heimat

Feiern türkische Feste, aber auch deutsche, wie z.B. Weihnachten

Denkt, dass beide Kulturen gut miteinander leben können, wenn das beidseitige Interesse vorhanden ist

Deutscher Freundeskreis

In der Erziehung werden türkische Jungen bevorzugt und wachsen zu Machos heran, wohingegen die Mädchen zu kurz gehalten werden

Kennt deutsch- türkische Paare und findet es gut

Fühlt sich als Deutscher mit türkischen Wurzeln

Heimat als kein Ort, sondern Gefühl, wo man sich wohl fühlt

Feiern türkische Feste, aber auch deutsche, wie z.B. Weihnachten

Denkt, dass beide Kulturen gut miteinander leben können, aber die großen Unterschiede zu Problemen führen können

Deutscher und türkischer Freundeskreis, aber häufigeren Umgang mit Deutschen

Deutschland ist moderner, aber die Türkei ist gerade im Wandel

Kennt deutsch-türkische Paare und steht dem offen gegenüber, sieht aber auch mögliche Probleme

Fühlt sich als „Mittelding“

Heimat als kein Ort, sondern Gefühl, wo man sich wohl fühlt

Feiern türkische Feste, aber auch deutsche, wie z.B. Weihnachten

Denkt, dass beide Kulturen gut miteinander leben können, wenn das beidseitige Interesse vorhanden ist

Deutscher und türkischer Freundeskreis, aber häufigeren Umgang mit Deutschen

Ähnliche Wertvorstellung, aber unterschiedliche Auslebung

Ist selbst mit einem Deutschen verheiratet und kennt auch noch weitere deutsch- türkische Paare

Fühlt sich weder als Türkin noch als Deutsche

Sieht Türkei als seine Heimat

Feiern türkische Feste, aber auch deutsche, wie z.B. Weihnachten

Denkt, dass beide Kulturen gut miteinander leben können

Türkischer Freundeskreis

Ähnliche Wertvorstellungen

Kennt deutsch-türkische Paare

Fühlt sich als Türke

Fazit[Bearbeiten]

Uns ist bewusst, dass die Auswahl der Interviewpartner sehr begrenzt und nicht repräsentativ für all die Türken ist, die in Deutschland leben. Ihre unterschiedlichen Lebensgeschichten und -situationen lassen sich nicht zu einer Verallgemeinerung zusammenfassen, da es sich um individuelle Persönlichkeiten handelt.

Wir selbst kennen nur die türkischen Mitbürger näher und besser, die entweder mit uns auf die Schule gegangen sind oder jetzt mit uns studieren. Also diejenigen Türken der zweiten und dritten Generation, die in Deutschland aufgewachsen sind und in unsere Gesellschaft enkulturiert wurden und integriert sind, wenn man es davon abhängig macht, dass sie den höchsten Schulabschluss haben und ihre Berufswahl frei entscheiden können, also letztendlich am gesellschaftlichen Leben teilhaben und mitwirken können.

Demnach müsste man anmerken, dass es eher eine Frage des sozialen Stands bzw. Bildungsstands ist, ob der Prozess der Integration erfolgreich ablaufen kann oder nicht. Man kann also sagen, dass Türken, die einen hohen Bildungsstandard haben in der Regel besser integriert sind, da sie durch den Besuch von höheren Schulen, Universitäten etc. viel Umgang mit Deutschen haben und dadurch einen deutschen Freundeskreis aufbauen können (siehe Probanden 1, 2 und 3). Im Umkehrschluss sind Türken mit einem niedrigeren Bildungsstandard häufig weniger integriert, da sie oft Schulen besuchen, auf denen auch viele anderen Türken und Personen anderer Nationalitäten mit Migrationshintergrund sind. Oft ist es dann der Fall, dass die Türken unter sich bleiben, türkisch als Hauptverkehrssprache verwenden und keine Notwendigkeit sehen, Freundschaften zu Deutschen aufzubauen. Wenn sie dann noch in Vierteln mit vielen anderen Türken bzw. Ausländern wohnen, haben sie auch im privaten Umfeld nicht viel Umgang mit Deutschen und folglich kommt die Integration in die deutsche Gesellschaft zu kurz. In solchen Fällen lässt sich also sagen, dass die türkische und deutsche Kultur eher nebeneinanderher als miteinander leben und sich dadurch eine Art Parallelgesellschaft bildet.

Bei den Interviews war auffällig, dass mit Probanden 1, 2 und 3 ein Gespräch auf gleicher Ebene zustande kam, das sich vor allem auch über die Interviewfragen hinaus weiterentwickelt hat. Dies lässt sich wohl vor allem auf den gleichen sozialen Stand und den gleichen Bildungshintergrund zurückführen. Darüber hinaus lässt sich sagen, dass in diesen Fällen ein beidseitiges Interesse am Menschen, den Ansichten, Meinungen und der jeweiligen Kultur im Gespräch vorhanden war.

Unsere Wahl eines Probanden ,der einen anderen Bildungsstand hat als wir selbst, fiel schnell auf einen Besitzer oder Mitarbeiter eines Dönerladens. Das schien uns sehr geeignet, da es sich hier um einen Ort handelt, an dem es zu Begegnungen und Gesprächen zwischen beiden Kulturen kommen kann. Des Weiteren ist der Dönerladen für uns typisch türkisch, beziehungsweise spiegelt wohl das typische Bild wider, das viele Deutsche haben, wenn sie an Türken denken. Aber es war schwierig einen Interviewpartner zu finden. Wir hatten den Eindruck, dass es eine Art Schutzreaktion und Ausdruck von Unsicherheit war, dass schon allein die höfliche Anfrage für ein Interview im Dönerladen, direkt an der Universität, drastisch abgelehnt wurde und überhaupt keine Bereitschaft für ein Gespräch vorhanden war. Wir hatten zwar schon die Befürchtung, dass kein richtiges Gespräch zustande kommen könnte, waren aber doch zuversichtlich, dass wir unsere Fragen stellen können, begünstigt durch die lokale und dadurch vielleicht auch mentale Nähe zu der Universität und den regelmäßigen Kundenkontakt zu Studenten.

Aufgrund des langen Kontaktes haben wir uns für Proband 4 entschieden, der Besitzer des Dönerladens im Heimatort ist. Man könnte sagen, dass dadurch das nötige Vertrauen vorhanden war, um ihm ein paar Fragen stellen zu können. Es hat sich aber nicht, wie bei den anderen Probanden, ein richtiges Gespräch entwickelt. Das kann man wohl zum größten Teil auf die fehlenden sprachlichen Kenntnisse schieben, weshalb es auch zu Verständnisschwierigkeiten kam. Er hatte Schwierigkeiten einige Fragen von uns überhaupt zu verstehen und hat meistens nur sehr kurze Antworten gegeben. So war auch eine zunehmende Unsicherheit im Gesprächsverlauf zu erkennen, die wir darauf zurückführen würden. Deshalb können wir nicht eindeutig sagen, ob unsere Fragen voll und ganz verstanden wurden, beziehungsweise ob er auch das sagen konnte, was er sagen wollte.

Bei der Frage, mit welcher Kultur sich die Interviewpartner 1, 2 und 3 identifizieren, wurde klar, dass sich diese Frage für sie nicht eindeutig beantworten lässt. Sie fühlen sich in beiden Kulturen heimisch, weil sie die Werte und Normen der türkischen Gesellschaft durch ihre Eltern und der deutschen Gesellschaft von ihrem persönlichen Umfeld außerhalb der Familie von klein auf vorgelebt bekommen haben. Sie wurden also in beide Kulturen enkulturiert. Bei Probandin 3 wurde aber auch noch deutlich, dass sie sich weder in der einen noch in der anderen Kultur richtig aufgehoben fühlt und sich in gewisser Weise weder richtig als Deutsche noch als Türkin fühlt. Man könnte sagen, dass es daher eher zu einer Identifikationsfrage von den Türken der zweiten und dritten Generation kommt und sie diese Frage für sich nicht genau beantworten können, weil sie Teil beider Kulturen sind und auch die Werte und Normen der deutschen Gesellschaft respektieren und zum Teil leben.

Wenn es um die Frage der Identifikation geht, ist Sprache ein wichtiger Faktor. Die Probanden 1-3 gaben an, dass sie sich vermehrt auf deutsch als auf türkisch verständigen und die türkische Sprache fast nur in der Familie verwenden. Hier ist anzumerken, dass Proband 1 nur bis zum Alter von 5 Jahren zweisprachig aufgewachsen ist, also nur small-talk auf türkisch führen kann. Probandin 2 hingegen ist zweisprachig aufgewachsen, beherrscht beide Sprachen in etwa gleich gut, sodass sie ihr Studium in der Türkei absolvieren kann. Interessant war die Aussage von Probandin 3, die deutsch explizit als ihre Bildungssprache bezeichnet und angab, türkisch vor allem beim Streiten mit ihrer Mutter zu verwenden, wobei es sich hier um eine Situation handelt, die emotional sehr aufgeladen ist. Das lässt darauf schließen, dass türkisch für sie eine Sprache ist, in der sie sich wohlfühlt und die ihr auch wichtig ist. Andererseits fehlen ihr in bestimmten Situationen aber die bestimmten Begriffe auf türkisch.

Interviewpartner 4 hingegen gibt klar an, dass für ihn die Türkei die Heimat ist. Er hat auch keine Identifikationsprobleme, sondern fühlt sich eindeutig als Türke. Dazu gab er an, dass er sich nur auf Türkisch verständigt, außer beim Kundenkontakt mit Deutschen in seinem Dönerladen, das nochmal seine Aussage der Identifikation unterstreicht.

An diesen Beispielen lassen sich auch gut die Unterschiede der verschiedenen Generationen erkennen. Proband 4 gehört der ersten Generation, der in Deutschland lebenden Türken an und wurde also nicht, wie die anderen Probanden, in Deutschland enkulturiert, sondern durchläuft den Prozess der Akkulturation.

Womöglich haben die Türken, bei denen nicht das Interesse besteht, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren, nicht das Interesse in die Türkei zurückzukehren. Sie haben in Deutschland ihr Umfeld haben mit dem türkischen Supermarkt um die Ecke und leben in einer Art Parallelgesellschaft, in der ihre Rolle und Stellung klar definiert ist und in der sie nach ihren Werten und Normen leben können, das ihnen Sicherheit bietet. Eine Studie der Meinungsforschungsinstitute INFO GmbH (Berlin) und Liljeberg Research International Ltd. Sti. (Antalya/Türkei) zeigt klare Tendenzen auf, dass immer mehr Türken der zweiten und dritten Generation, vor allem diejenigen mit einem hohen Schulabschluss, in die Türkei zurückkehren oder es sich zumindest gut vorstellen können, obwohl bei ihnen eine hohe Integrationsbereitschaft vorhanden ist (vgl. http://www.liljeberg.net/aktuell/DTR-Bus-01-2011-Presseinformation.pdf S. 2, 11.02.13, 18:34 Uhr). Auch bei den Probanden 1, 2 und 3 konnte man solche Tendenzen feststellen und Proband 2 ist momentan sogar schon zum Studieren in der Türkei.

Auffallend und interessant fanden wir, dass auf die Frage nach Chancengleichheit im deutschen Bildungssystem 3 von 4 Befragten angaben, dass sie darin für jeden die gleichen Chancen sehen, obwohl vor allem die PISA-Studie zur internationalen Schulleistungsuntersuchung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gezeigt hat, dass vor allem Kinder mit einem Migrationshintergrund weit hinter jenen Schülerinnen und Schülern ohne einen solchen Hintergrund zurückfallen. Sie haben also deutlich geringere Chancen während ihrer ganzen Schullaufbahn und verlassen die Schule überdurchschnittlich oft mit geringen Abschlüssen (vgl. OECD Programme for International Student Assessment, Where immigrant students succeed, Paris 2006). Dies hat eine große Diskussion in Deutschland ausgelöst, in der das Bildungs- und Schulsystem in Frage gestellt wurde. Auch Crul und Schneider gehen in ihrer Studie, die wir vorgestellt haben, darauf ein, in der sie einen Zusammenhang des Bildungssystems zur Integration ziehen.

Wir selbst sehen auch im Bildungssystem einen wichtigen Faktor der Integration und glauben, dass Kinder mit Migrationshintergrund benachteiligt sind und wir noch weit davon entfernt sind von Chancengleichheit sprechen zu können. Da das deutsche Schulsystem keine spezielle Förderung von Schülern mit Migrationshintergrund vorsieht, beispielsweise durch zusätzliche Angebote zur Förderung der Sprache, sind diese oft auf sich allein gestellt und können den hohen Anforderungen nicht gerecht werden. Es gibt zwar einige Schulen, die dieses Problem erkannt haben und Migrantenkinder fördern, doch oft fehlt es an finanziellen Mitteln, um solche Zusatzangebote zu realisieren.

Bei der Auseinandersetzung mit der Hypothese trat die Frage auf, ob man sagen kann, dass die in Deutschland lebenden Türken teilweise nach den Werten und Normen leben, die in der Türkei galten als die erste Generation ihre Heimat verließ. Von den Veränderungen und dem Wandel im Heimaltland haben sie in Deutschland nichts mitbekommen, weshalb sie in dieser Hinsicht rückschrittlicher leben als die Türken, die in der Türkei selbst leben. Darauf geht Proband 1 beim Interview ein und nennt als Beispiel die Kopftuchfrage, die in Deutschland zu sehr vielen Diskussionen geführt hat und die von vielen Türken sehr ernst und streng gehandhabt wird. In der Türkei hingegen, vor allem in großen Städten wie Istanbul, scheint man damit viel offener umzugehen; es gibt sogar ein Kopftuchverbot in öffentlichen Behörden, wovon alle öffentlich Bediensteten wie Beamte und Lehrerinnen, aber auch Schülerinnen und Studentinnen betroffen sind (vgl. http://de.wikipedia.org/wiki/Kopftuchstreit 11.02.13, 12:33 Uhr).

Doug Saunders, ein britisch-kanadischer Journalist, beschreibt dies in seinem Buch Mythos Überfremdung. Eine Abrechnung, und geht darüber hinaus darauf ein, warum muslimische Einwanderer westlichen Zivilisationen nicht schaden und äußert sich in einem Interview im SPIEGEL zur Situation von türkischen Einwanderern in Deutschland wie folgt: „In Berlin aber waren sie mehrheitlich Teil der Unterschicht, die kein Deutsch lernte und keine Ausbildung bekam. Und sie wurden religiöser, als sie zu Hause in ihrem Bergdorf gewesen waren. Türkische Migrationsforscher sagen mir, sie seien geschockt, wenn sie nach Berlin kämen. Die türkischen Gegenden wirken dort wie aus einem anderen Jahrhundert.“ (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-89801897.html 02.02.13, 11:14 Uhr).

Letztendlich bleibt zu sagen, dass es sich bei Integration ein Prozess handelt, der von beiden Seiten, also der Aufnahmegesellschaft und den Migranten unterstützt werden muss. Darüber hinaus muss das Interesse zum Gelingen beidseitig sein, damit ein Zusammenleben mehrerer Kulturen möglich ist.

Wichtig zu erwähnen ist, dass es mehrere Faktoren gibt, die bei der Akkulturation und auch Integration von Migranten relevant sein können. Zu diesen Variablen zählen Geschlecht, Alter, Bildung, sozioökonischer Status, Geburtsort und die Aufenthaltsdauer in der Aufnahmegesellschaft (vgl. Maehler (2012), S.102).

Wir sind bei dieser Arbeit nicht explizit auf alle eingegangen, sondern haben unseren Schwerpunkt auf die Bildung und die verschiedenen Generationen, besonders den Unterschied der ersten und zweiten Generation, gesetzt.

Es stellt sich nun die Frage, ob es den Menschen überhaupt gerecht wird zu sagen oder vielmehr zu behaupten: Die Integration der Türken in Deutschland ist gescheitert. Deutlich wurde, dass die Hypothese weder verifiziert, noch falsifiziert werden kann, sondern dass man höchstens, aufgrund von verschiedenen Faktoren (Bildung, Generation) Tendenzen sehen und beschreiben kann. Aber ist eine allgemein gültige Aussage überhaupt von Wichtigkeit und Relevanz? Oder sollte man nicht lieber im kleinen und persönlichen Bereich darauf achten und daran arbeiten, wie und vor allem dass das Zusammenleben mit Menschen unterschiedlicher Kulturen funktionieren kann? Denn man darf letztendlich nicht vergessen, dass wir alle eine Verantwortung füreinander haben.

Literaturverzeichnis[Bearbeiten]

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Goddar, Jeannette/ Hunek, Dorte: Auf Zeit. Für immer. Zuwanderer aus der Türkei erinnern sich (2011), Schriftenreihe (Bd. 1183), Bonn, online:http://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/55720/auf-zeit-fuer-immer?blickinsbuch 11.11.2012, 18.04 Uhr)

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Liljeberg, Dr. Holger (2011): Representative Studie zum Integrationsverhalten von Türken in Deutschland.http://www.liljeberg.net/aktuell/DTR-Bus-01-2011-Presseinformation.pdf, 11.02.13, 18:34 Uhr

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