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Diskussion:Der Trug des zum Ring geschmiedeten Rheingoldes

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Letzter Kommentar: vor 15 Jahren von H.-P.Haack in Abschnitt Musikalische Aussage verso Textdichtung

Maßlose Macht bietet der Ring nicht oder jedenfalls nicht unmittelbar, was schon bei der Überwältigung Alberichs durch Loge und Wotan deutlich wird.

Ist der Ring also ein "McGuffin", ein unheimlich wichtiger Gegenstand, hinter dem alle her sind, dessen eigentliche Beschaffenheit für die Spannung der Handlung allerdings völlig unerheblich ist? In diesem Fall wäre die Bedeutung des Rings nur eine zu dramaturgischen Zwecken behauptete. Und über die hier angemeldeten Zweifel an der Macht, die der Ring verleihen soll, hätte sich Wagner womöglich nicht allzu viele Gedanken gemacht. Vielleicht führen diese Zweifel aber auch auf ein tieferes Verständnis der Handlung. Dann wäre der Trug des Rings kein Zufall.

Jedenfalls scheint der Ring jedoch nicht bloß eine eingebildete Macht zu verleihen:

Zum einen kann Alberich wohl mit seiner Hilfe seine Nibelungen auch auf Distanz auffordern den Goldhort aus Nibelheim zu Wotan und Co in die "freie Gegend auf Bergeshöhen" zu schaffen. ("Rheingold", Vers 1363 ff.)

Zum andern hilft einem der Ring weitere Schätze und Goldvorkommen zu finden. Zunächst wird diese Eigenschaft von Wotan als Gerücht zitiert (Vers 726 ff.).

Alles bereits klar und deutlich?

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Gibt es entsprechend zu obiger Überschrift vielleicht auch mal 'ne Diskussion? Und nicht bloss Änderungen des Artikeltextes? Würde mich sehr freuen.

Sollte die Vermutung, dass es sich bei dem mächtigen Ring um einen McGuffin handelt, nicht schon einer eingehenderen Diskussion würdig sein? Denn in diesem Fall ginge der Befund, es sei doch eigentlich recht fraglich, worin denn nun bitteschön konkret die ultimative Macht des Nibelungenringes bestehen soll, über einen besserwisserischen Hinweis auf einen anscheinenden Fehler Wagners, den der dumpfe Durchschnittskonsument halt nicht merkt, ('goof' heisst dass wohl nach heutiger Terminologie) leider nicht hinaus. Ein McGuffin ist aber eine dramaturgische Funktion, die motivieren soll ohne in den Details sonderlich ausgefeilt zu sein.

Im Übrigen ist der Ring, wie bereits angedeutet, so machtlos nicht. Zwar kann nach Belegung mit dem Fluch nur Alberich selber etwas mit dem Ring anstellen - laut seinem Plan nämlich eine erfolgreiche Schlacht gegen die Lichtalben Wotan etc. Besitzt jedoch wer anders als Alberich den Ring, bleibt mindestens noch der negative Nutzen, dass der Schwarzalbe die Weltherrschaft eben nicht in Angriff nehmen kann.

Ganz konsistent ist die "Ring"-Handlung wohl nicht, aber den hier behaupteten Trug sehe ich auch noch nicht so recht (entwickelt).

Contradiction anyone?

Haben's die Rheintöchter alles so gewollt?

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"Die Rheintöchter haben den Kreislauf des Goldes in Gang gesetzt und damit den Untergang der Götter eingeleitet. Nach deren Abdankung gibt Brünhilde, die verstoßene Tochter Wotans, das Gold dem Strom zurück, symbolisiert durch den Ring. Die Partitur endet mit dem Erlösungsmotiv." (Version des Artikels vom 15. 10. 08)

Das klingt ja so, als hätten die Rheintöchter Alberich dazu bringen wollen das Gold zu rauben. Mir kommen die eher wie Verkörperungen von Naturkräften vor, die selber keinen Plan verfolgen, sondern durch planvolles Handeln ("Gier" des Nibelungen Alberich als Ersatz für die verweigerte Liebe) aus dem Gleichgewicht gebracht werden.

Wotan ist in erster Linie die Figur, die entscheidet, die weiß, was sie will, auch wenn es bei der Umsetzung hapern mag.

Alberich hat zwar einen Plan, weiß also auch, was er will. Doch kam er erst dazu, nachdem die Rheintöchter ihn haben abblitzen lassen. Seine Entscheidung geht auf einen "äußeren" Anlass zurück.

Loge verwirklicht zwar manches, ist in seiner Absicht jedoch recht indifferent: mal dient er den Göttern auf allerdings zweifelhafte Art (vielleicht will er sich rächen, dass sie ihn nicht richtig als Mit-Gott akzeptieren?), mal dient er den Nibelungen als Feuer in der Schmiede. Er ist allgegenwärtiges Agens, aber letztlich keine zuverlässige Unterstützung für irgendwen.

Vielleicht ist der "Ring"-Kosmos eine mythologische Darstellung dafür, dass der Wille getrennt von den materiellen Bedingungen seiner Verwirklichung 'ne ziemlich arme Wurst ist.

"Kreislauf des Goldes" kann man missverstehen als die mythische Vorstellung von einem ewigen Ablauf eines sich gleichbleibenden Zyklus. Aber mit dem "freien" Helden Siegfried soll gerade ein Ausbruch aus der ewigen Notwendigkeit mythischer Gesetze dargestellt werden (vgl. Verwirrung des Schicksalsfadens in der Nornen-Szene, die die "Götterdämmerung" einleitet).

Doch vielleicht war das gerade Wotans Absicht, um zwar nicht sich und seine Götter-Kollegen, dafür aber die Liebe zu retten, von der er ja nie lassen wollte.

So habe ich den Ring verstanden. Ob das eine tolle Message ist, steht auf einem anderen Blatt.


Musikalische Aussage verso Textdichtung

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Mein Anliegen ist, die musikalische Aussage mit der Handlung abzugleichen. Die musikalische Sprache halte ich für die eigentliche, primäre, authentische. Künstlerische Spannung erhält Wagners Ring-Mythos durch die verdeckte Mitteilung von tieferer Wahrheit. Plakativ angeboten wäre sie ohne Kunstreiz. Die Kernaussage ist überdeutlich aus der Musik zu hören. Der Text formuliert den Irrtum.

Dass mein Hinweis die tradierte Ring-Interpretation auf den Kopf stellt, ist so intendiert.

- Hans-Peter Haack 06:32, 15. Dez. 2008 (CET)Beantworten