GLOSSAR: Liste von Fachbegriffen mit Erläuterungen

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Fachbegriffe mit Erläuterungen (alphabetisch)[Bearbeiten]

Argument-indexing (Argument-Indizierung)

Argument-Selektion: Nach der Erläuterung von Dowty (1991, S. 561-2 sowie auch im Abstract): ...

Biuniqueness: Von Dowty (1991) auf S. 551 oben beiläufig erwähnte Eigenschaft, die als eine Bedingung für die Zuweisung von thematischen Rollen in der Literatur diskutiert wird. So wird z.B. in der GB-Theorie Chomskys für die Thetat-Rollen-Zuweisung das Prinzip festgesetzt, dass jede NP nur genau eine Theta-Rolle erhält, und jede Theta-Rolle vom Verb nur an genau eine NP vergeben wird (das sog. "Theta-Kriterium"). Diese "Einzigkeits-Bedingung in zwei Richtungen" wird auf Englisch als "biuniqueness" bezeichnet. In Jackendoffs System der semantischen Rollen wird die Existenz so einer Beschränkung bestritten.

Denotation: Einer von zwei Hauptaspekten der Bedeutung eines Ausdrucks in der Semantik. Die Denotation eines Ausdrucks (v.a.: eines Wortes) ist die Menge der Gegenstände, auf die man sich mit dem Ausdruck beziehen kann. Man sagt auch, dass dieser Ausdruck eine Kategorie von Gegenst#nden bezeichnet. Dem gegenüber steht die Bedeutung im Sinne eines Konzepts, das man sich als eine mentale Beschreibung denken kann. Diese beiden Aspekte wirken zusammen: Die Beschreibung, die in einem Konzept liegt, ermöglicht es mir, angesichts eines Gegenstandes vor mir zu entscheiden, ob er in die Kategorie gehört, die ein Ausdruck bezeichnet ,oder nicht dazu gehört. -- Beide genannten Aspekte der Bedeutung eines Ausdrucks stehen im Gegensatz zur Konnotation: Letzteres sind (oftmals wertende) Assoziationen aus den Kontexten, in denen ein Ausdruck typischerweise gebraucht wird.

entailment (dt.: (logische) Folgerung): Eine logische Folgerung aus einer Aussage oder auch einer Wortbedeutung steht im Gegensatz zur bloßen "Inferenz" (siehe dort): Die logische Folgerung ist nicht von Annahmen über den Kontext abhängig und kann nicht je nach Kontext verschieden ausfallen (wie es etwa bei pragmatischen Schlüssen (Implikaturen) der Fall wäre) und die logische Folgerung ist unabhängig davon, wie typisch oder ungewöhnlich der erschlossene Sachverhalt ist. Die Folgerung ist ein Schluss, der rein von den Gesetzen der Logik und von der Bedeutung der sprachlichen Ausdrücke garantiert wird, und in allen Fällen zutrifft, wo die vorausgesetzten Aussagen zutreffen bzw. die Wortbedeutung, aus der man Folgerungen zieht, überhaupt angewandt werden kann. — Beispiel: aufessen. Eine logische Folgerung, d.h. eine zwingend auftretende Folge von aufessen ist, dass etwas nach dem Vorgang des Aufessens vollständig weg ist. Wäre dies in einer Situation nicht erfüllt, könnte das Verb "aufessen" auf diese Situation gar nicht erst angewandt werden. Keine logische Folgerung ist es zu behaupten, dass durch das Aufessen einer Sache ein Zustand des Sattseins eintritt — man kann letzteres bestreiten und trotzdem noch von einem "Aufessen" reden, also war dieser Schluss nur eine Annahme, die als typischer Fall inferiert wurde.

ergative verbs (ergative Verben) = unaccusative verbs [siehe dort]. — Der Begriff "ergativ" bedeutet in diesem Zusammenhang etwas anderes als der "Ergativ" als Name eines Kasus, den es in manchen Sprachen gibt (sog. Ergativsprachen, diese haben ein anderes System der Kasus für Subjekte als in Sprachen, die Subjekten den Nominativ vergeben). Der Terminus "ergativ" für unakkusativische Verben findet sich v.a. in der von der Government & Binding-Theorie [s.d.] beeinflussten Literatur, es ist unklar, inwiefern er von dem Begriff "Ergativsprache" inspiriert sein könnte. Es handelt sich in jedem Fall um einen misslungene Benennung, und die Bezeichnung "unakkusativisch" sollte vorgezogen werden.

external argument (externes Argument) : Levin & Rappaport bezeichnen mit dem Begriff "external argument" Argumente, die echte Subjekte sind (also z.B. dann bei einer Passiviform wegfallen können), im Gegensatz zu den Nominativ-Argumenten, die bei unakkusativischen Verben stehen. "Extern" heißen sie, weil angenommen wird, dass echte Subjekte außerhalb der VP erzeugt werden. Hingegen wird in generativen Syntaxtheorien angenommen, dass das Subjekt unakkusativischer Verben ein "internes" Argument ist, d.h. es wird innerhalb der VP erzeugt, nämlich einfach in der Position des direkten Objekts. Man nimmt dann anschließend eine syntaktische Transformation an, die das einzige Argument eines unakkusativischen Verbs aus der Objekt- in die Subjektposition bewegt, wo es den Nominativ erhält, und daher heißen diese Verben auch "unakkusativisch": sie haben ein Objekt, können ihm aber keinen Akkusativ zuweisen, so dass nur Nominativ für sie bleibt (derselbe Mechanismus wird zur Bildung der Passivkonstruktion benutzt, denn auch dort ist in der Syntax die Subjektposition zunächst frei). Es ist kontrovers, ob sich eine solche Bewegung aus der Objektposition heraus syntaktisch nachweisen lässt. Syntaxtheorien, die keine Transformationen annehmen, müssen sowieso die Unakkusativeffekte so analysieren, dass die jeweiligen syntaktischen Muster direkt auf semantischen Regeln basieren statt auf der strukturellen Eigenschaft (zugrundeliegendes) Objekt zu sein.

Government and Binding Theory (GB) (dt. manchmal auch "Rektions- und Bindungstheorie"): In den 1980er Jahren von Noam Chomsky entwickelte Syntaxtheorie. Formuliert ein System, wie Phrasenstruktur (d.h. X-bar-Theorie), syntaktische Bewegung (d.h. Transformationen), Theta-Rollen, Kasuszuweisung, Bindungstheorie und anderes mehr zusammenspielen. Wurde in den 1990er Jahren vom sog. Minimalistischen Programm weitgehend verdrängt, ist aber weiterhin wichtig als eine klassische Theorie, in der viele auch heute noch wichtige Begriffe und Fragestellungen formuliert wurden.

grammatical relation (dt. "Grammatische Relation" oder "Syntaktische Funktion"): während der Kasus (Nominativ/Dativ etc.) morphologisches Merkmal eines Wortes ist, drückt die grammatische Relation die Beziehung eines Satzteils zu einem anderen (bzw. zu einem Verb) aus. Subjekt oder Objekt zu sein, wäre zum Beispiel eine solche gramm. Relation, mit ihr wird dann außerdem eine bestimmte 'Rolle' assoziiert (z.B. Agens, Patiens) [siehe hierzu Stichwort "Argumentselektion"].

inchoative" / dt. inchoativ (-es Verb) : In der traditionellen Grammatik Bezeichnung für eine Verbklasse, die Veränderungen bzw. den Beginn eines Zustands bezeichnet (z.B. erröten). In der englischsprachigen Literatur taucht der Begriff unter Kausativ-Inchoativ-Alternation auf: Diese Alternation zeigen Verben, die in einer transitiven Variante und einer einstelligen Variante existieren; die einstellige bezeichnet dabei das Eintreten eines Zustandes, die transitive bedeutet, dass das Eintreten dieses Zustands durch ein Agens verursacht wird. Beispiel: Otto zerbricht die Vase (transitiv, kausativ) – Die Vase zerbricht (Inchoativ, einstelliges Verb). Die inchoative Variante ist von einem Passiv zu unterscheiden, da aus der Bedeutung eines passivierten Verbs weiterhin die Existenz eines Agens gefolgert wird (z.B. die Vase wurde zerbrochen = Passivform des transitiven Verbs zerbrechen), hingegen hat die inchoative Variante keinerlei Folgerung auf die Existenz eines Agens oder die Art der verursachenden Situation, und repräsentiert daher eine eigene Wortbedeutung.

incremental theme (dt. "inkrementelles Thema") : Eine Variante der semantischen Rolle "Thema" (= Gegenstand der sich im Ereignis verändert) mit besonderen semantischen Eigenschaften [im Wiki genauer erklärt, s. Dowty 1991, Abschnitt 6).

Inferenz: Ein weit gefasster Begriff für verschiedene Arten der Schlussfolgerung. Im Gegensatz zur logischen Folgerung (engl. entailment) ist eine "bloße Inferenz" dann auch eine Schlussfolgerung, die nicht gesichert ist, sondern z.B. aus dem Alltagswissen heraus vermutet wird, weil sie typischerweise gilt. — Beispiel: Eine Inferenz wäre es anzunehmen, dass jemand, der „frisst“, hinterher satt ist. Das muss aber nicht zwingend der Fall sein, d.h. auch wenn man diese Vorstellung meistens hinzufügt, würde "Fressen" immer noch zutreffen, auch wenn diese Folge nicht eintritt. Bei logischen Folgerungen und Folgerungen aus der Wortbedeutung ist dies anders: Der Schluss, dass jemand der frisst, sich etwas durch den Mund einverleibt, gilt zwingend, und wenn es nicht der Fall ist, kann nicht mehr von "fressen" gesprochen werden.

Logische Typen: In der formalen Logik muss jeder Ausdruck (bzw. dessen Bedeutung) einem Typ zugeordnet werden, damit festgelegt ist, an welcher Stelle er in welche Art von Regeln eingehen kann. Wichtige Typen, die unterschieden werden, sind z.B. Individuum, Prädikat (ein- oder mehrstellig), oder Satz. Wenn Dowty (1991, S. 552) sagt, Thematische Rollen seien "a kind of second-order property", so ergibt das eine Eigenschaft, die Prädikate haben können (ein Prädikat, das seinerseits auf Prädikate zutrifft, daher "zweiter Stufe"). -- Wir begnügen uns im Kurs natürlich mit einer umgangssprachlichen Definition von Thematischen Rollen; diese sollte aber so abgefasst sein, dass ein Semantiker sie nötigenfalls in ein logisches System einordnen kann.

non - agentive: (vgl. Rappaport & Levin) meint eine Verbeigenschaft bzw. ist auf die Argumente eines Verbs bezogen und sagt aus, dass ein Verb kein Argument besitzt, welches die Rolle "Agens" einnimmt.

telic predicate / telisches Prädikat: : Ein Prädikat, dessen Bedeutung Information darüber enthält, wodurch ein Ereignis begrenzt bzw. beendet wird. Beispielsweise ist "aufessen " ein telisches Prädikat, weil es schon durch seine Wortbedeutung besagt, dass eine Sache vollständig gegessen wird und hernach nichts mehr übrig ist. Das Ereignis ist also dadurch begrenzt, dass das Objekt irgendwann weg ist. Im Gegensatz hierzu ist das Verb " kauen " nicht telisch (also atelisch): Auch wenn es in der Realität immer so sein wird, dass das Kauen irgendwann faktisch endet, ergibt sich keine Folgerung aus der Wortbedeutung, die einem sagt, wodurch das Ende eintritt. Wenn ein Hund schon stundenlang auf einem Knochen herumgekaut hat, kann man widerspruchsfrei sagen: "... und er kaut noch immer weiter". Hingegen ist es widersprüchlich zu sagen: "Der Hund hat den Kuchen aufgegessen -- und er isst ihn noch immer weiter auf." -- Anhand des Beispiels "die Wiese mähen" ergibt sich die Frage, ob die Eigenschaft telisch zu sein, einem Verb ganz alleine zukommt, oder ob sie erst in der Konstruktion mit einem Objekt entsteht.

theta role : Bezeichnung für die Art der Zuweisung von Rollen, wie sie in der generativen Grammatik von Noam Chomsky verwendet wird, insbesondere im GB-Modell. Gemeint ist hierbei ein syntaktischer Mechanismus, der aber auf dem semantischen Konzept der thematischen Rolle aufbaut (daher die Abkürzung mit dem griechischen Buchstaben Theta als Erinnerung an Thematische Rolle). Dowty (1991) bezeichnet diesen Mechanismus als eine Spielart von "individuellen thematischen Rollen". (Kann im Seminar noch weiter besprochen werden)

transformational grammar [dt. Transformationsgrammatik]: Es handelt sich dabei um eine von Chomsky entwickelte Theorie, die eine Spielart einer "generativen Grammatik" ist. Generative Grammatiken haben das Ziel, ein System von expliziten Regeln anzugeben, aus dem sich genau die grammatisch zulässigen Sätze / Wortfolgen einer Sprache ableiten ("generieren") lassen; so soll das dem aktuellen Sprachgebrauch zugrunde liegende implizite Wissen der Sprecher abgebildet werden. Eine Transformationsgrammatik tut dies, indem manche Satzformen aus einer anders aussehenden zugrundeliegenden Struktur durch eine Transformationsregel abgeleitet werden. Beispielsweise kann der Passiv-Satz Der Briefträger wurde gebissen abgeleitet werden, indem man die zugrundeliegende Struktur verwendet [--] biss den Briefträger (wobei das Agens fehlt), und dann das Argument "Briefträger" aus der Objektposition in die Subjektposition verschiebt. Diese Verschiebung stellt dann eine Transformation dar. Das Besondere an Transformationsgrammatiken ist, dass sie mehrere Ebenen der Darstellung ansetzen (nämlich eine Darstellung vor der Transformation und eine Darstellung nach der Transformation), und somit mehrere verschiedene Repräsentationen von Sätzen simultan enthalten; also im Beispiel sowohl die Tatsache darstellen, dass "Briefträger" von der semantischen Rolle her als Objekt des Satzes erwartet wird, als auch dass er grammatisch und vom Kasus her aber Subjekt wird.

two-place-predicate: zweistelliges Prädikat (verlangt nicht nur ein Subjekt, sondern z.B. auch ein Objekt). Analog: "one-place predicate / einstelliges Prädikat".

unaccusative verbs: [dt. "unakkusativische Verben"]: Eine besondere semantisch und syntaktisch definierbare Klasse von einstelligen Verben [wird im Kurs später genau besprochen]

unergative verbs: gemeint ist letztlich die Klasse der "normalen" intransitiven Verben, die ein Subjekt als einziges Argument nehmen. Gegenteil zu "unakkusativischen" Verben [siehe dort]