Gerhard Trabert

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Gerhard Trabert (2022)

Gerhard Trabert, geboren am 3. Juli 1956 in Mainz, ist ein deutscher Arzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin, Professor für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie sowie Buchautor. Bei der Wahl des deutschen Bundespräsidenten 2022 war Trabert parteiloser Kandidat der Partei Die Linke.

Gerhard Trabert ist Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins Armut und Gesundheit in Deutschland sowie des Vereins Flüsterpost Mainz e.V. - Unterstützung für Kinder Krebskranker Eltern.

Während seiner Kindheit verbrachte Trabert viel Zeit in dem Waisenhaus, in dem sein Vater als Erzieher tätig war. Dies sensibilisierte ihn schon früh für das Schicksal benachteiligter Menschen. Er studierte von 1975 bis 1979 Sozialarbeit an der Fachhochschule Wiesbaden mit dem Abschluss Diplom-Sozialpädagoge. Nach der Beendigung seines Studiums war Trabert im Krankenhaussozialdienst tätig. 1983 begann er das Studium der Humanmedizin, das er 1989 an der Universität Mainz abschloss. Der Titel seiner Doktorarbeit lautet: „Gesundheitssituation und medizinische Versorgung von wohnungslosen Menschen“. Trabert war zehn Jahre an Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz und Hessen klinisch tätig. Sein Schwerpunkt war die Innere Medizin, speziell die medizinische und psychosoziale Versorgung krebskranker Patient*innen. Er bildete sich zum Arzt für Allgemeinmedizin und Notfallmedizin weiter. Von Beginn seiner ärztlichen Tätigkeit an absolvierte er zahlreiche Auslandseinsätze unter anderem in Indien, Bangladesch und den USA.

Bei seiner Reise durch Indien lernte Trabert das „aufsuchende Gesundheitsversorgungskonzept“ Medical-Streetwork kennen, bei dem vorwiegend Leprapatient*innen behandelt wurden. Inspiriert von dieser Arbeit und seinen Erfahrungen dort übertrug er diesen medizinischen Ansatz 1994 auf die Gesundheitsversorgung von wohnungslosen Menschen in Deutschland, das Mainzer Modell: Mit einem „Arztmobil“ suchen Trabert und seine Kolleg*innen bestimmte Standorte auf und bieten kostenlos ärztliche Hilfe an. Trabert bekam als erster Arzt in Deutschland für diese Form der mobilen Praxis eine kassenärztliche Zulassung.

Trabert ist Verfasser zahlreicher Fachartikel zum Thema Armut und Gesundheit, Kinderarmut, Armut und Suizidalität, Kinder krebskranker Eltern. Er hat auch Kinderbücher zum Thema Krebs verfasst.

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1998 initiierte er den Verein Armut und Gesundheit in Deutschland, Mitglied der Nationalen Armutskonferenz. Von 1999 bis 2009 hatte er eine Professur für Medizin und Sozialmedizin an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule Nürnberg, seit 2009 eine Professur für Sozialmedizin und Sozialpsychiatrie im Fachbereich Sozialwesen der Hochschule RheinMain (Wiesbaden und Rüsselsheim am Main) inne. 2013 richtete Trabert in Räumlichkeiten der Stadt Mainz die „Ambulanz ohne Grenzen“ ein. Dort sind 20 Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen und Sozialarbeiter*innen tätig. Wohnungslose Menschen und Patient*innen ohne Versicherungsschutz werden kostenfrei medizinisch behandelt.

Nach eigenen Worten wollte Trabert seine Kandidatur für die Wahl zum Bundespräsidenten am 13. Februar 2022 nutzen, um auf die Armut und soziale Ungerechtigkeit in Deutschland hinzuweisen: „Es geht nicht um mich. Es geht mir um die Menschen, für die ich mich engagiere“, sagte er. Im Rahmen seiner Kandidatur wies Trabert auf das Wegschauen der Zustände von Flüchtlingen und armen Menschen in Deutschland hin und zog eine Parallele zum Wegschauen während der Zeit des Nationalsozialismus bezüglich der Gräueltaten der Nazis:

„Wie damals viele Deutsche wussten, was mit den Juden geschieht, ist es heute so, dass wir wissen, was mit geflüchteten Menschen im Mittelmeer, in libyschen, in syrischen Lagern geschieht. Wir wissen, wie die Armut zunimmt, wir wissen um die erhöhte Sterberate von armen Menschen auch hier in Deutschland.“

Auf die Kriminalisierung von Seenotrettung bezogen sagte Trabert zur Lage heute außerdem: „Auch die Gerichte missbrauchen ihre Macht, um Kritik in dieser Demokratie mundtot zu machen. Das dürfen wir nicht akzeptieren.“

Internationale Einsätze von Gerhard Trabert[Bearbeiten]

  • Gesundheitsambulanz für bosnische Geflüchtete in Ljubljana Slowenien
  • Gesundheitsversorgungsprogramm in den Slums von Dhaka, Bangladesch
  • 2001 nach den Terroranschlägen vom 11. September in Afghanistan
  • 2005 nach dem Tsunami in Sri Lanka
  • 2009 Gesundheitsversorgung auf den Cook-Inseln, Südpazifik
  • 2010 nach dem Erdbeben in Haiti
  • 2010 in Pakistan nach der Flutkatastrophe
  • 2011 in Ostgrönland
  • 2012 Gefangenenversorgung in Äthiopien
  • 2013 Versorgung psychisch Kranker auf Bali, Indonesien
  • 2013 Versorgung syrischer Flüchtender im Libanon
  • 2014 in Ostgrönland
  • 2014 Versorgung psychisch Kranker in Indonesien
  • 2014 Versorgung von Straßenkindern in Kisumu, Kenia
  • 2015 Sea-Watch – Zivile Seenotrettung von Flüchtenden, Lampedusa, Italien
  • 2015 Versorgung von Flüchtenden in Kilis, an der syrischen Grenze der Türkei
  • 2016 Sea-Watch – Zivile Seenotrettung von Flüchtenden, Malta
  • 2016 Versorgung von Flüchtenden in Idomeni, Griechenland
  • 2016 Versorgung von Flüchtenden in Kilis, an der syrischen Grenze der Türkei
  • 2016 Versorgung von Flüchtenden in Reyhanli, an der syrischen Grenze der Türkei
  • 2016 Unterstützung des Akrabat-Hospitals in Idlib, Syrien
  • 2017 Unterstützung von Gesundheitseinrichtungen in der Rojava-Region, Nordsyrien (u. a. in Kobané)
  • 2017 Mitarbeit im Geflüchtetenlager Ayn Issa in der Region Raqqa, Nordsyrien
  • 2017 Unterstützung der Hilfsorganisation CADUS – Redefine Global Solidarity – Mitarbeit im TSP (Trauma Stabilisation Point) in Mosul, Irak
  • 2017 Versorgung von Flüchtenden auf der Insel Lesbos, Griechenland
  • 2018 Versorgung von Flüchtenden in Kobané, Raqqa und Manbidsch, Nordsyrien
  • 2019 humanitärer, ärztlicher Einsatz in einem Waisenhaus in Benin, Westafrika
  • 2019 Versorgung von Patient*innen mit Diabetes mellitus in Kobané, Nordsyrien
  • 2019 ResQship – Zivile Seenotrettung von Flüchtenden im Mittelmeer
  • 2019 Versorgung von Straßenkindern in Kisumu, Kenia
  • 2020 Versorgung von Flüchtenden in Kara Tepe Refugee Camp und Camp Moria auf Lesbos, Griechenland
  • 2021 Versorgung von Flüchtenden in Bihac, Bosnien-Herzegowina
  • 2021 Versorgung von Flüchtenden in Kara Tepe Refugee Camp auf Lesbos, Griechenland (im Juni und Oktober 2021)
  • 2021 Hilfseinsatz bei der Flutkatastrophe im Ahrtal
  • 2021 ResQship – Zivile Seenotrettung von Flüchtenden im Mittelmeer[1]
  1. Dieser Text basiert auf dem Wikipedia-Eintrag "Gerhard Trabert" in der Version vom 13.2.2022 um 15:04 Uhr und wurde von C.Koltzenburg leicht umformliert und gekürzt.