Interview 1 (männlich, 78 Jahre)
F: Wie alt sind Sie?
A: 78 Jahre
F: Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal einen Türken gesehen haben?
A: Ich hab ihn einfach nur wahrgenommen als von einem anderen Land, ich habe ihn nicht verstanden. Ich habe ihn gesehen als Mensch mit anderen Lebensgewohnheiten.
F: Haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis Kontakt zu Türken?
A: Nein,… früher… haben Türken in der Nachbarschaft gewohnt, die haben einen guten Eindruck gemacht. Wir haben aber nur ein bisschen auf der Straße unterhalten. Wie´s der Tochter geht und so weiter!
F: Was denken Sie, welche Vorurteile haben Deutsche über in Deutschland lebende Türken?
A: Schwer,…: Sie nehmen den Deutschen die Arbeitsplätze weg,… sie übernehmen die Drecksarbeit für die die Deutschen sich zu fein sind,… haben viele Kinder
F: Welchem dieser Vorurteile würden Sie zustimmen?
A: Keinem, man kann nicht alle über einen Kamm scheren!
F: Gibt es für Sie Unterschiede zwischen den türkisch stämmigen Ausländern und denen anderer Herkunftsländer? Wenn ja welche?
A: Ja, schon. Vor allem die Religion. Der Islam ist zum Beispiel nicht mit dem griechisch orthodoxen Glauben zu vergleichen. Alle haben andere Sitten. Aber es kommt auch darauf an woher aus der Türkei sie kommen, das macht auch einen Unterschied!
F: Welche Unterschiede sehen Sie zwischen den Türken der ersten Gastarbeitergeneration und der jungen dritten Generation der in Deutschland lebenden Türken?
A: Ja, das ist einfach. Die erste Generation hat man nicht verstanden und die heutige Generation spricht zum Teil einwandfreies Deutsch!
F: Finden Sie dass die in Deutschland lebenden Türken gut in das deutsche Alltagsleben integriert sind? Wenn nicht, woran könnte das Ihrer Meinung nach liegen?
A: Ja, allgemein schon. Ausnahmen gibt es immer und überall. Aber die, die sich mit den hiesigen Gegebenheiten nicht zurechtfinden gehen dann wahrscheinlich wieder.
F: Sollten die in Deutschland lebenden Türken ihren Lebensstil besser an den der Deutschen anpassen?
A: Sie müssen ihn nicht ganz anpassen. Sie können, und das tun sie ja auch, ihre heimatlichen Gewohnheiten ausüben.
F: Können Sie sich vorstellen, dass das Christentum mit dem Islam problemlos nebeneinander in einem Land existieren kann?
A: Vorstellen ja, aber auf Dauer funktioniert das wahrscheinlich nicht. Solange sie im eigenen Land christenfeindlich sind, ist es kaum vorstellbar. Vom Christentum kommt heute viel mehr Entgegenkommen als andersrum. Früher waren die Christen äußerst skeptisch! Damals hat eine muslimisch-christliche Hochzeit Aufsehen erregt und war kaum möglich, heute ist das ja kein Problem mehr.
F: Meinen Sie das Deutschland auf einen Vielvölkerstaat hinausläuft?
A: Ich hoffe und meine nicht. Ich glaube das wäre nicht gut, das war vor allem noch nie gut. Das ist immer auf Mord und Totschlag rausgelaufen. Man kann es nicht absolut abweisen. Wenn man Geburtenraten anschaut,… aber ich kann mir das nicht vorstellen. Es sind zum großen Teil intelligenten Türken da, da ist ein Zusammenleben möglich. SO wie in Jugoslawien oder in der Tschechoslowakei wird das nicht. Da müssten sie ja einen Staat haben, bzw. räumlich aneinander grenzen,... und das ist nicht so. Viele Kulturen, ja, und das werden immer mehr werden. Viele wollen ja aber auch die deutsche Staatsbürgerschaft und sind keine Türken in dem Sinne mehr.
F: Danke schön!