Interview 3 (männlich, 28 Jahre)
F: Wie alt sind Sie?
A: 28 Jahre
F: Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal einen Türken gesehen haben?
A: Im Kindergarten war das. Ich dachte er ist irgendwie sonderbar gekleidet und redet komisch,… und er hat damals anders für mich gerochen. Als Kind nimmt man so was irgendwie anders war.
F: Haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis Kontakt zu Türken?
A: Ja, regelmäßig. Mein Friseur, einige Schüler und ein Arbeitskollege zu dem ich täglich auch privat Kontakt habe.
F: Was denken Sie, welche Vorurteile haben Deutsche über in Deutschland lebende Türken?
A: Das Bild ist, denke ich, hauptsächlich durch Terrorismus geprägt. Sie haben eine höhere Gewaltbereitschaft und haben religiös radikalere Ansichten. Sie bescheißen beim Handeln zum Vorteil für sich.
F: Welchem dieser Vorurteile würden Sie zustimmen?
A: Dem Bescheißen. Gebrauchtwagenhändler! Und schon auffällig ist, das oft falsche Rückgeld beim Döner kaufen.
F: Gibt es für Sie Unterschiede zwischen den türkisch stämmigen Ausländern und denen anderer Herkunftsländer? Wenn ja welche?
A: Ja, sehr große! Andere Verhaltensweißen, Alltagsgepflogenheiten. Bei den Türken steht der Glaube im Vordergrund, aber man muss sagen, es sind ja nicht alle Türken Muslime, mein Arbeitskollege ist zum Beispiel evangelisch. Was ich auch auffällig finde, dass sich vor allem russisch und türkisch stämmige Ausländer so abstoßen. Sie sehen sich als Konkurrenten und es gibt echt oft Schlägereien zwischen diesen zwei Gruppen.
F: Welche Unterschiede sehen Sie zwischen den Türken der ersten Gastarbeitergeneration und der jungen dritten Generation der in Deutschland lebenden Türken?
A: Ich kenn die erste Generation nicht.
F: Ich meine die älteren Türken die in Deutschland leben.
A: Die sieht man selten, habe ich den Eindruck. Die dritte und vierte Generation horten sich hingegen, sie kokettieren in der Öffentlichkeit. Auch das Verhalten gegenüber Frauen, vor allem gegenüber deutschen Frauen. Vielleicht war das auch in der ersten Generation schon so, aber da ist es dann noch nicht so aufgefallen weil sie da eher untereinander geblieben sind. Die ersten waren ja noch nicht in deutschen Schulen, die waren schon sozialisiert als sie nach Deutschland gekommen sind.
F: Finden Sie, dass die in Deutschland lebenden Türken gut in das deutsche Alltagsleben integriert sind? Wenn nicht, woran könnte das Ihrer Meinung nach liegen?
A: Kann man so nicht sagen, teils teils. Die Mehrheit ist aber nicht hundertprozentig integriert. Ich denke da an bestimmte Viertel in Berlin, da gibt’s es Stadtteile die dominiert sind von türkischen Migranten. Aber so wirklich „multikulti“ ist es selbst dort nicht. Und woran das liegen könnte? ... An der deutschen und der türkischen Kultur, sie sind sehr gegensätzlich. Das größte Problem ist der Glaube. Außerdem das Frauenbild und auch das Bild behinderter Menschen in der Gesellschaft.
F: Sollten die in Deutschland lebenden Türken ihren Lebensstil besser an den der Deutschen anpassen?
A: Kann man nicht verallgemeinern. Ich finde die Kulturtechniken wie lesen, schreiben und der Umgang miteinander sollten beherrscht werden wenn man dazugehören will und auf Dauer in einem andern Land leben möchte. Sie müssen ja nicht perfekt beherrscht sein. Ich finde auch zu Hause sollte zumindest zum Teil auch deutsch gesprochen werden. Damit sich eine türkische Mutter beim Elterngespräch keinen Übersetzer mitbringen muss.
F: Können Sie sich vorstellen, dass das Christentum mit dem Islam problemlos nebeneinander in einem Land existieren kann?
A: Ich finde es funktioniert relativ gut bisher. Es gibt ja keinen Mord- und Totschlag. Komplett reibungslos ist das aber glaube ich nicht möglich. Was hilft es denke ich dass die Christen in Deutschland ihren Glauben nicht zu wichtig nehmen. Das Christentum allerdings sollte Staatsreligion für Deutschland bleiben, sonst gibt es mit Sicherheit mehr Konflikte.
F: Meinen Sie das Deutschland auf einen Vielvölkerstaat hinausläuft?
A: Puuuh,… wenn die Geburtenzahlen anschaut…. Was ist ein Vielvölkerstaat…? Ich denke das hängt von den nächsten Regierungen ab. Das kommt auch darauf an was mit dem Euro passiert, wenn wir wirtschaftlich zu tief sinken dass wie kein Geld mehr für Asyl oder Integration haben,… das ist natürlich jetzt ein bisschen extrem! Bei stabiler politischen Verhältnissen wird der Anteil der Ausländer höher, ein Großteil werden Türken sein. Dass daraus aber ein Vielvölkerstaat mit vielen verschiedenen Völkern nebeneinander wird, glaube ich nicht.
F: Danke schön!