Interview 4 (männlich, 33 Jahre)
F: Wie alt sind Sie?
A: 33
F: Was haben Sie gedacht, als Sie das erste Mal einen Türken gesehen haben?
A: Bewusst dabei gedacht habe ich mir dabei gar nichts, weil ich noch ein kleines Kind war und es war ganz normal ein anderes Kind zu sehen.
F: Haben Sie in Ihrem Bekanntenkreis Kontakt zu Türken?
A: Ja, ich kenne Türken vom Sport. Vom Fußballspielen, von der Freizeit.
F: Was denken Sie, welche Vorurteile haben Deutsche über in Deutschland lebende Türken?
A: Das kommt auf die Generation an. Also ich sag mal jetzt, die jungen Türken, die auch hier in Deutschland geboren sind, sind größtenteils voll integriert, und die älteren aus der ersten Generation sind immer noch behaftet mit Sprachproblemen, mit altertümlichen Vorstellungen was die Behandlung der Frau angeht, sprich Kopftuchtragen und sie sind relativ häufig auch aggressiv im öffentlichen Auftreten, behandeln die Frau schlecht und haben einfach, wie gesagt, Probleme mit der Sprache.
F: Welchem dieser Vorurteile würden Sie zustimmen?
A: Ja die Sprachbarriere, dass sie einfach die deutsche Sprache nicht können, oder nicht können wollen, und dass eben die Werte gegenüber einer Frau immer noch sehr altertümlich sind.
F: Gibt es für Sie Unterschiede zwischen den türkisch stämmigen Ausländern und denen anderer Herkunftsländer? Wenn ja welche?
A: Ja gut. Also wenn man jetzt allein schon mal, von mir aus, Türken mit Italienern vergleicht, ist ja schon mal die Religion unterschiedlich, Türken sind ja in der Regel eher arabisch, muslimisch orientiert, während Italiener ja eher Christen sind, und allein da gibt’s natürlich schon Unterschiede.
F: Welche Unterschiede sehen Sie zwischen den Türken der ersten Gastarbeitergeneration und der jungen dritten Generation der in Deutschland lebenden Türken?
A: Ja gut, das haben wir ja vorhin schon mal ein bisschen angeschnitten. Die erste Generation ist meiner Meinung nach nicht integriert in Deutschland oder größtenteils nicht integriert, sie verschanzen sich zu Hause, wollen die deutsche Sprache nicht lernen, pflegen immer noch sehr konservative Ansichten was ihren Glauben angeht, die Frauen tragen nach wie vor Kopftücher, während halt die heutige junge Generation natürlich in einem Umfeld aufwächst, wo solche Werte vielleicht nicht mehr so wichtig sind. Man pflegt zwar gewisse Traditionen immer noch, ist aber mehr in die Gesellschaft integriert, also sprich Jungs gehen eben auch mit Deutschen zum Fußballspielen, spielen in einer Mannschaft, in einem Verein, man trifft sich beim Weggehen, trinkt auch zusammen Alkohol, was ja bei der alten Generation überhaupt nicht geht, da ist ja Alkohol verboten, also bei den Muslimen dies ganz genau nehmen. Und auch die jungen türken haben kein Problem damit wie jeder normale andere Junge auch Beziehungen einzugehen, also sprich auch vor der Ehe quasi schon Sex zu haben, während das ja bei der alten Generation ja eigentlich gar nicht geht, das ist ja eine Schande.
F: Finden Sie dass die in Deutschland lebenden Türken gut in das deutsche Alltagsleben integriert sind? Wenn nicht, woran könnte das Ihrer Meinung nach liegen?
A: Ja wie gesagt, da kann man jetzt natürlich nicht wieder alle über einen Kamm scheren, man muss die Generationen trennen. Die alten Generationen, also die ersten Generationen, die als Gastarbeiter gekommen sind, haben es nicht alle geschafft integriert zu werden, weil heute viele noch einfach in ihrem eigenen Kulturkreis leben und sich mit der deutschen Gesellschaft eigentlich nicht identifizieren können. Die jüngeren Generationen, finde ich, haben sich gut integriert. Allerdings muss man da auch wieder irgendwie einen Schnitt ziehen. Es gibt genauso türkische Gymnasiasten, wie auch türkische Hauptschüler, die wieder alle Klischees erfüllen.
F: Sollten die in Deutschland lebenden Türken ihren Lebensstil besser an den der Deutschen anpassen?
A: Ja, finde ich schon. Also wenn sie hier in diesem Land leben, sollten sie sich in gewissen Bereichen angleichen. Was ihre Religion angeht und was ihren Glauben angeht, den könne sie natürlich so halten wie sie möchten. Aber in gewissen sozialen Dingen sollten sie sich, glaub ich schon, angleichen.
F: Können Sie sich vorstellen, dass das Christentum mit dem Islam problemlos nebeneinander in einem Land existieren kann?
A: Kann ich mir sehr gut vorstellen, weil der Islam an sich ja eigentlich eine friedliche Religion ist, und diese Religion ist ja durch die Talibanen oder sonstige radikale Islamisten völlig verzerrt. Der Islam an sich lehnt eigentlich Gewalt in jeder Form ab.
F: Meinen Sie das Deutschland auf einen Vielvölkerstaat hinausläuft?
A: Ja, das läuft nicht nur darauf hinaus, sondern wir sind bereits ein Vielvölkerstaat. Ein Großteil der in Deutschland lebenden Bevölkerung sind Ausländer, bzw. die Rassenvermischung, wenn ich das so sagen darf, hat längst stattgefunden. Irgendwann spricht man nicht mehr von Deutschen, oder von Spaniern, sondern eigentlich nur noch von Europäern, vielleicht in 100 Jahren.
F: Vielen Dank!