- Es seien eine offene Menge und eine Folge von kompakten Mengen mit für alle . Dann vereinbaren wir
(1)
bzw. ,
- wenn es zu jeder kompakten Menge eine Zahl gibt mit der Eigenschaft
für alle .
- In dieser Situation schöpfen die Kompakta die offene Menge aus. Falls zusätzlich alle Mengen mit Jordanbereiche sind, sprechen wir von einer Ausschöpfung der offenen Menge durch die Jordanbereiche .
- Für zwei nichtleere Mengen ist der Abstand oder auch die Distanz der Mengen und durch
- erklärt. Insbesondere definieren wir den Abstand eines Punktes von der Menge durch
.
Hilfssatz 1 (Distanzlemma)[Bearbeiten]
- Es seien zwei nichtleere Mengen. Sei abgeschlossen und kompakt sowie erfüllt, dann folgt .
Angenommen, es würde eintreten. Dann existieren Punktfolgen und mit der Eigenschaft . Da beschränkt ist, gibt es nach Satz 3 von Kap. I, §4 eine konvergente Teilfolge mit . Da eine abgeschlossene Menge bildet, folgt . Wegen erhalten wir , denn ist abgeschlossen. Also gibt es einen Punkt – im Widerspruch zu . Somit muss richtig sein.
q.e.d.
Hilfssatz 2 (Ausschöpfungslemma)[Bearbeiten]
- Zu jeder offenen Menge gibt es eine Folge von Jordan-Bereichen
mit .
Für festes betrachten wir den Würfel
.
Wir konstruieren eine gleichmäßige Zerlegung von in die Teilquader der Seitenlänge gemäß
vom Feinheitsmaß . Man zeigt leicht, dass die Folge von Jordan-Bereichen
(2)
die offene Menge ausschöpft. Offenbar sind Jordan-Bereiche und es bleibt (1) zu zeigen: Sei eine beliebige kompakte Menge. Dann existiert nach dem Distanzlemma ein , so dass der Abstand zwischen und die Bedingung realisiert. Wählen wir nun so groß, dass die Diagonale des Quaders eine Länge besitzt, dann finden wir zu jedem einen Teilquader mit . Also folgt für alle .
q.e.d.
- Es seien eine offene Menge und eine stetige Funktion. Wenn die Folge der Integrale für jede die Menge ausschöpfende Folge von Jordan-Bereichen konvergiert, dannn setzen wir
(3)
- als das uneigentliche Riemannsche Integral von über .
Satz 1 (Existenz des uneigentlichen Integrals)[Bearbeiten]
- Es seien eine offene Menge und eine stetige Funktion. Weiter gebe es eine Konstante , so dass die Ungleichung
(4)
für jeden Jordan-Bereich
- richtig ist. Dann existiert das uneigentliche Integral (3).
Wegen Hilfssatz 2 gibt es eine Folge von Jordan-Bereichen, welche die offene Menge ausschöpft. Ersetzen wir ggf. durch für , so können wir ohne Einschränkung
annehmen. Die Folge der Integrale ist monoton nicht fallend und durch die Konstante nach oben beschränkt. Somit konvergiert diese und bildet eine Cauchy-Folge. Zu jedem gibt es eine natürliche Zahl mit der Eigenschaft
(5)
für alle
.
Es sei nun eine beliebige Folge von Jordan-Bereichen, welche die offene Menge ausschöpft. Da die Menge kompakt ist, gibt es eine Zahl mit der Eigenschaft für alle . Also finden wir zu jedem Indexpaar ein , so dass die Inklusionsbedingung
(6)
erfüllt ist. Somit folgt die Abschätzung
(7)
Daher bildet eine Cauchy-Folge und ist konvergent. Schließlich existiert der Grenzwert .
q.e.d.
- Es sei eine Folge stetiger Funktionen auf dem Jordan-Bereich , die gleichmäßig gegen die Funktion konvergiere. Dann gilt
(10)
.
- Eine Folge stetiger Funktionen konvergiert kompakt gleichmäßig, wenn für jede kompakte Teilmenge die eingeschränkten Funktionen auf gleichmäßig konvergieren.
Satz 3 (Konvergenzsatz für uneigentliche Riemann-Integrale)[Bearbeiten]
- Auf einer offenen Menge sei eine Folge stetiger Funktionen
für
- gegeben, die auf jeder kompakten Menge gleichmäßig gegen eine stetige Funktion konvergiert. Weiter habe diese Funktionenfolge eine integrierbare, stetige Majorante
(12)
- erfüllt ist. Dann existiert das uneigentliche Integral und es gilt die Identität
(13)
.
Aus (12) folgt für alle und Satz 1 impliziert die Existenz des uneigentlichen Integrals für sowie . Zu jedem existiert eine kompakte Teilmenge mit der Eigenschaft
für alle
sowie
Da die Funktionen für gleichmäßig gegen konvergieren, gibt es nach Satz 2 eine natürliche Zahl mit der folgenden Eigenschaft:
für alle
.
Insgesamt erhalten wir für alle die Abschätzung
(14)
bei beliebigem . Damit ist die obige Identität (13) gezeigt.
q.e.d.
Satz 4 (Oszillierende Integrale)[Bearbeiten]
- Es sei der Exponent gewählt. Wenn die stetige Funktion eine beschränkte Stammfunktion besitzt, so existiert das uneigentliche Integral
(15)
.
Für alle erhalten wir die Identität
mittels partieller Integration. Da die Funktion beschränkt ist gemäß
mit einer Konstante
,
so ermitteln wir
.
Weiter entnehmen wir obigem Beispiel 1 die Abschätzung
.
Somit existiert das uneigentliche Integral
.
q.e.d.
Satz 5 (Transformationsformel für mehrfache Integrale)[Bearbeiten]
- Zu einer festen Dimension seien offene Mengen und
vermöge
- eine bijektive Abbildung mit den Eigenschaften und
für alle .
- Wenn für die stetige Funktion das uneigentliche Integral existiert, dann gilt die Transformationsformel
(16)
.
Der Beweis wird in §6 geführt.
- Die stetige Funktion
- auf dem offenen Intervall mit definiert eine -Kurve . Dabei haben wir die Raumdimension und den Differenzierbarkeitsgrad fest gewählt. Im Falle sprechen wir von einer stetigen Kurve; für erhalten wir eine differenzierbare Kurve. Letztere nennen wir eine reguläre Kurve, falls die folgende geometrische Regularitätsbedingung erfüllt ist:
(20)
für alle .
Betrachten wir eine beliebige Zerlegung in gemäß
(21)
dann beschreibt die Länge des zugehörigen Polygonzuges durch die Punkte .
- Unter der Länge der Kurve verstehen wir die Größe
(22)
.
- Falls ausfällt, sprechen wir von einer rektifizierbaren Kurve.
Satz 6 (Bogenlänge)[Bearbeiten]
- Es sei durch eine rektifizierbare -Kurve gegeben. Dann können wir deren Länge durch das folgende uneigentliche Integral der Bogenlänge berechnen:
(23)
.
1. Wir betrachten eine beliebige Zerlegung im Intervall gemäß (21). Die Länge des zugehörigen Polygonzuges im entnehmen wir der Identität
(24)
unter Anwendung des Mittelwertsatzes der Differentialrechnung auf jede Komponente für . Wir führen die Riemann-integrierbare Funktion
(25)
ein und erhalten
(26)
.
2. Wählen wir nun eine Folge von Zerlegungen in mit den zugehörigen Funktionen , so dass
(27)
erreicht wird. Wegen der gleichmäßigen Stetigkeit der Ableitungsfunktion auf jedem kompakten Intervall von konvergiert dort die Folge gleichmäßig gegen die stetige Funktion
.
Zumal wir eine konvergente Majorante angeben können liefert obiger Satz 3
(28)
und die Identität (23) ist gezeigt.
q.e.d.
1. Es sei eine äquivalente Darstellung der Kurve mit der bijektiven Parametertransformation der Klasse mit für alle . Dann liefert die eindimensionale Transformationsformel
.
Folglich ist für reguläre Kurven die Länge invariant unter Parametertransformation.
2. Beschreibt man in einem Zylindermantel
Polyederflächen ein und misst deren elementargeometrischen Flächeninhalt , so wird das Supremum unendlich gemäß
(29)
.
Diese erstaunliche Beobachtung verdankt man H. A. Schwarz. Sie macht eine einfache Übertragung von Definition 6 auf die höherdimensionale Situation der Flächenmessung unmöglich.