Kurs:CSCL/Common Ground
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Überblick und Definition
[Bearbeiten]Grounding und das Bilden eines Common Grounds ist bei vielen kollektiven Aktivitäten (wie z.B. beim Tanzen, beim Musizieren etc.) unerlässlich. Vor allem aber bei der Kommunikation ist eine Koordination des kommunzierten Inhalts durch die Konstruktion einer gemeinsamen Wissensgrundlage entscheidend. Denn erst durch das Konstruieren einer Vielzahl geteilter Informationen und ihrer ständigen Aktualisierung kann ein gegenseitiges Verständnis während der Kommunikation ermöglicht werden.
Defintion
[Bearbeiten]Finding common ground is a technique for facilitating interpersonal relationships. In order to find common ground between parties, participants must search for signals of recognition, which are often subtle and cause for misunderstanding.[1]
Eine gemeinsame Informationsgrundlage zu finden ist eine Technik um zwischenmenschliche Beziehungen zu erleichtern und zu festigen. Um eine geteilte Informationsgrundlage zwischen verschiedenen Teilnehmern zu finden, müssen die Teilnehmer oft Signale der Bestätigung erkennen. Diese Signale der Bestätigung können subtil sein und sind oft der Grund für Missverständnisse.
Folgende Begriffe sollten dabei unterschieden werden:
- Grounding: Kollektiver Prozess, bei dem die Gesprächsteilnehmer versuchen eine gemeinsame Wissensgrundlage zu erreichen. Die konstruierte Grundlage dient im Verlauf der Kommunikation als Basis, wird aber immer wieder durch neue Informationen aktualisiert (Updating).
Grounding wird von zwei Faktoren beeinflusst: Einerseits vom Ziel der Kommunikation (erwarte ich eine Reaktion, Verstehen), andererseits aber auch vom Kommunikationsmedium (z. B. findet beim Telefonieren ein anderer Groundingprozess statt als beim Emailverkehr).
- Common Ground: Gemeinsamkeit, Menge der geteilten Informationen von Personen (in Bezug auf Wissen, Ansichten, Annahmen)
Grounding in der Konversation
[Bearbeiten]- Grounding-Kriterium: Der gegenseitige Glaube von Gesprächspartnern, dass das Gesagte von einem Gesprächspartner zu einem Maße verstanden und aufgefasst wurde, dass es als gemeinsame Kommunikationsgrundlage dienen kann. Diese Grundlage soll ferner hinreichend für weitere Gesprächsziele sein. Grounding kann also als ein kollektiver Prozess verstanden werden, bei welchem die Teilnehmer versuchen im Gespräch diese gegenseitigen Annahmen zu erreichen.
Redebeitrag
[Bearbeiten]Beiträge einer Unterhaltung lassen sich in zwei Phasen unterteilen:
- Präsentationsphase: Präsentation einer Aussage von A an Gesprächspartner B. Diese geht mit der Annahme von A einher, dass eine positive Evidenz seitens von B signalisiert, dass dieser den Inhalt der Aussage verstanden hat. Die Präsentationsphase kann unter Umständen auch sehr kompliziert sein, z.B. wenn A sich in seiner Aussage selbst korrigiert.
- Akzeptanzphase: Gesprächspartner B signalisiert A seine Annahme darüber, dass er die Aussage von A verstanden hat. Dieses Signalisieren geht mit der Annahme einher, dass eine Registrierung der positiven Evidenz seitens B dazu führt, dass nun auch B annimmt, dass A seine Aussage verstanden hat. Grounding wird vor allem in dieser Phase ersichtlich.
Nach der Präsentationsphase, von A initiiert, kann B sich in einem der vier möglichen Zustände der Akzeptanzphase befinden:
- Zustand 0: B hat nicht gemerkt, dass A eine Aussage gemacht hat
- Zustand 1: B hat wohl bemerkt, dass A eine Aussage gemacht hat (aber war nicht in Zustand 2)
- Zustand 2: B hat die Aussage von A akustisch richtig wahrgenommen (aber war nicht in Zustand 3)
- Zustand 3: B hat verstanden, was A mit seiner Aussage meinte
Wenn B darum bemüht ist Zustand 3 zu erreichen und Aussage A zu verstehen, kann B eine side sequence initiieren. Dies kann sich in einem Nachfragen äußern (z.B. Was meinst du damit?) Dieses Nachfragen bildet also selbt eine Präsentationsphase, eingebettet in eine Akzeptanzphase. Dies verdeutlicht, dass Aussagen oder Redebeiträge nicht nur in den zwei Phasen erscheinen. Im Gespräch können sie auch hierarchisch organisiert sein.
Erklärung im Detail
[Bearbeiten]Potentielle Reaktionen in der Akzeptanzphase
[Bearbeiten]Folgende Reaktionen kann der Gesprächspartner zeigen, um zu signalisieren, dass er die in der Präsentationsphase verwendeten Aussagen verstanden hat:
- Alternative Beschreibung: als Anzeichen des Verstehens gibt man das Gesagte in eigenen Worten wieder (= paraphrasieren)
- Unterstreichende Gesten: Zustimmendes Nicken, Zeigen auf referiertes Objekt, Lenken des Blicks
- Referenzielle Teilsendungen: Sind Teilaspekte einer ganzen Beschreibung, die Schritt für Schritt durchgeführt werden und auf eine Bestätigung des Gesprächspartners angewiesen sind. Es soll zum Beispiel eine Handlung Schritt für Schritt durchgeführt werden.
- Referenzenüberprüfung: Das Einlegen einer kurzen Sprechpause nach einer präsentierten Referenz, über die sich der Sprecher unsicher ist, ermöglicht dem Gesprächspartner diese Referenz entweder zu bestätigen oder zu korrigieren. So kann der Sprecher sicher sein, dass er fortfahren kann, oder aber Gesagtes erneut wiederholen sollte.
- Wortgetreue Darstellungen: Erhaltene Adressen, Telefonnummern etc. werden durch eine wortgetreue Hervorhebung des relevanten Inhalts bestätigt.
- Teilsendung: Soll eine größere Menge von Informationen erfasst werden, trennt der Sprecher diese in Teilaspekte, welche der Gesprächspartner wortgetreu wiederzugeben versucht
- Buchstabierung: entscheidende Wörter werden durch den Sprecher selbst oder den Gesprächspartner buchstabiert und vom jeweils anderen bestätigt
Faktoren für die Kommunikation zwischen zwei Menschen A und B
[Bearbeiten]Die folgenden 8 Faktoren beeinflussen den Grounding-Prozess in einer Unterhaltung. Weiter unten findet sich eine nochmals Tabelle, anhand welcher deutlich werden soll, in welchen Settings, bzw. unter der Verwendung von welchen Medien, diese Faktoren eine Rolle spielen, und wo sie essenziell für das Entstehen von Common Ground sind.
- Copresence (Präsenz): A und B teilen dieselbe Umwelt. Findet sich in Face-to-face Gesprächen, wo Gesprächspartner sich sehen und hören können.
- Visibility (Sichtbarkeit): A und B sind einander sichtbar. Findet sich bei Face-to-face Gesprächen, Videokonferenzen.
- Audibility (Hörbarkeit): A und B kommunizieren durch Sprechen. Findet sich bei Face-to-face Gesprächen, Telefongesprächen. Teilnehmer können sich hören, sowie Timing und Intonation wahrnehmen.
- Cotemporality (Zeitliche Nähe): B empfängt Nachricht ungefähr zur selben Zeit wie A beiträgt. Findet sich bei Gesprächen, jedoch nicht der Fall bei E-mails und Briefen.
- Simultaneity (Simultanität): A und B können Nachrichten sofort und simultan versenden und erhalten. Teilweise können Nachrichten gleichzeitig wahrgenommen und übermittelt werden. Zum Beispiel, wenn ein Zuhörer aufgrund der gleichzeitigen Äußerung des Sprechers lächelt.
- Sequentiality (Reihenfolge): A und B können nicht in ihrer Reihenfolge unterbrochen werden.
- Reviewability (Rückblick): B kann A´s Nachricht nochmal durchsehen. Gespräche gehen verloren, aber E-mails, Briefe und aufgenommene Nachrichten können zu späterem Zeitpunkt nochmals eingesehen werden.
- Revisability (Revidierbarkeit): A kann die Nachrichten an B überarbeiten. Medien wie E-mails und Briefe erlauben es dem Teilnehmer seine Nachricht zu korrigieren.
Diese Faktoren variieren in Abhängigkeit vom Kommunikationsmedium. In der folgenden Tabelle sind einige Beispielmedien mit den dazugehörigen, relevanten Faktoren genannt.
Medium | Faktoren |
Face-to-Face | Präsenz, Sichtbarkeit, Hörbarkeit, zeitliche Nähe, Simultanität, Reihenfolge |
Telefon | Hörbarkeit, zeitliche Nähe, Simultanität, Reihenfolge |
Video-Konferenzschaltung | Sichtbarkeit, Hörbarkeit, zeitliche Nähe, Simultanität, Reihenfolge |
Terminale Konferenzschaltung | Zeitliche Nähe, Reihenfolge, Rückblick |
Anrufbeantworter | Hörbarkeit, Rückblick |
Rückblick, Revidierbarkeit | |
Briefe | Rückblick, Revidierbarkeit |
Evidenz für Grounding im Gespräch
[Bearbeiten]Evidenz kann hier im Sinne von "Nachweis" verstanden werden, also ob der Prozess des Groundings funktioniert hat oder nicht. Hierbei kommt in der Kommunikation negative als auch positive Evidenz vor. Positive Evidenz ist, wenn der Gesprächspartner dem Erzählenden zeigt, dass er verstanden hat, worüber gesprochen wird (s.u.). Das "Contribution Model" geht davon aus, dass Leute letztlich nach der positiven Evidenz des Verstehens suchen. Andererseits, wenn der Gesprächspartner zeigt, dass er nicht verstanden hat, worüber gesprochen wurde (z.B. durch Nachfragen), ist dies Negative Evidenz. Beides ist notwendig, damit der Erzählende weiß, ob sein Gegenüber ihn verstanden hat, er wartet quasi auf ein derartiges verbales oder nonverbales Zeichen, indem er eine Pause macht.
Formen Positiver Evidenz
[Bearbeiten]- Acknowledgments (Rückmeldung)
Dies ist die deutlichste Form der positiven Evidenz. Diese beinhalten Wörter, Ausdrücke, Geräusche, die den Gesprächspartner auffordern, weiter zu erzählen. Beispiele wären Ausdrücke wie: "Ja", "Mmmh" oder "Wirklich?". Weitere Ausdrücke wären "Wirklich", "Meine Güte", "Oh Gott". Man zeigt durch den Gebrauch dieser Ausdrücke, dass man darauf verzichtet den Gesprächsführenden zu verbessern oder zeigt ihm ihn verstanden zu haben. Normalerweise wechselt derjenige, der die Rückmeldung gibt, im Anschluss an seine Rückmeldung nicht in die Sprecherrolle.
- Initiierung der nächsten relevanten Wendung
Hierbei macht der Gesprächspartner eine von ihm erwartete Aussage. Beispiel hierfür wäre, die Antwort auf eine Frage. Hierbei wird vom Gesprächspartner nicht ein Zeichen seiner Aufmerksamkeit erwartet, sondern ein Beitrag zum Gespräch, sprich eine Antwort. Ist die Antwort angemessen, ist das ein Zeichen, dass der Gesprächspartner die vorhergehende Frage verstanden hat. Ist die Antwort unangemessen, so weist dies auf ein Nichtverstehen von Seiten des Gesprächspartners hin. Registriert der Fragestellende, dass seine Frage nicht verstanden wurde, wird dieser einen eventuellen Wechsel der Sprechrolle nicht akzeptieren, sondern solange weiterfragen, bis er die adäquate Antwort bekommt. Aber nicht nur eine Antwort auf eine Frage, auch die Antwort auf eine Bitte oder das Annehmen einer Aufforderung sind positive Evidenzen und zeigen, dass der Gesprächspartner den Gesprächsinhalt verstanden hat. Theoretisch könnte aus diesem Gesprächsverhalten eine endlose Schleife erwachsen. Der Gesprächsführer A bekommt positive Evidenz von seinem Gesprächspartner B. A muss dann wieder (mit noch mehr Worten) die positive Evidenz für die Evidenz von B geben, und B wiederum die positive Evidenz für die Evidenz von A....Die Schleife tritt aber nicht auf, da nach einiger Zeit, wenn der Gesprächsführende merkt, dass ihn der Gesprächspartner verstanden hat oder der Gesprächspartner merkt, dass er den Gesprächsführer verstanden hat, einer der beiden nun den nächsten relevanten Kommunikationsschritt initiiert. -> Fragen und Antworten formen auch sogenannte "Adjacency Pairs"
- Continued Attention (Ununterbrochene Aufmerksamkeit)
Hierbei kommt die Positive Evidenz allein durch die ungeteilte und ungestörte Aufmerksamkeit des Gesprächspartners gegenüber dem Gesprächsführer zustande. Sobald der Gesprächspartner jemand anderen anschaut oder beim Telefonat den Hörer auflegt, weiß der Gesprächsführer, dass sein Gesprächspartner ihm nicht mehr zuhört. Der Gesprächsführer kann auf verschiedene Arten die Aufmerksamkeit des Gesprächspartners bekommen, z.B. indem er mit ihm redet, auch wenn dieser ihm nicht zugewendet ist, und noch einmal zu reden beginnt, wenn sich der Gesprächspartner umgedreht hat, oder er den abgewandten Gesprächspartner anredet und wartet, bis ihm dieser seine volle Aufmerksamkeit schenkt.
Prinzip des geringsten Aufwands
[Bearbeiten]Menschen arbeiten nicht unbedingt härter als notwendig. Im Bezug auf Kommunikation heißt das für den Sprecher: "Betreibe so wenig Aufwand wie möglich, um deinem Gesprächspartner die eigene Botschaft zu vermitteln!" Dieses Phänomen nennt man das Prinzip des geringsten Aufwand. Zwei Aspekte werden von Grice (1975) festgelegt, die im Sinne dieses Prinzips maximiert werden sollten:
- Quantität: Mach deinen Redebeitrag so informativ, wie es erforderlich ist. Verwende nur so viel Information, wie zum Erreichen deines Kommunikationsziels nötig ist.
- Art und Weise: Halt dich kurz! Vermeide unnötige Weitschweifigkeit!
Problem: Das Prinzip des geringsten Aufwands setzt fehlerfreie und flüssige Präsentationen voraus. Da Kommunikation aber nicht fehlerfrei und fließend verläuft, gibt es drei Hauptprobleme mit dem Prinzip des geringsten Aufwands:
- 1. Menschen stehen unter Zeitdruck, dies kann zu unpassenden Äußerungen führen. So kann ein Satz begonnen werden und beim Sprechen registriert werden, dass dieser nicht adäquat ist, so dass dieser noch einmal korrigiert wird.
- 2. Menschen machen Fehler, die dann auch korrigiert werden müssen.
- 3. Menschen wissen nicht genügend über das Vorwissen ihres Gesprächspartners, um eine Äußerung zu tätigen, die der andere vollständig begreift. So muss der Sprecher unpassende Äußerungen tätigen.
Kritik: Das Modell des Prinzips des geringsten Aufwands lässt keinen Raum für das in der Kommunikation unbedingt benötigte Grounding. Grounding findet aber erwiesenermaßen statt. Ebenso wie Zeitdruck, Fehler und Unwissenheit auftreten. Folglich kann das Prinzip des geringsten Aufwands die Realität nicht abbilden.
Prinzip des geringsten kollaborativen Aufwands
[Bearbeiten]Deswegen sollte das Prinzip des geringsten Aufwands ersetzt werden durch das Prinzip des geringsten kollaborativen Aufwands (Clark & Wilkes-Gibbs, 1986), das vielen auftretenden Phänomenen Rechnung trägt und sie erklärt.
- Prinzip des geringsten kollaborativen Aufwands: Tendenz der Konversationsteilnehmer ihren kollaborativen Aufwand zu minimieren.
- Kollaborativer Aufwand: Arbeit, die beide vom Anfang eines Beitrags bis zum gegenseitigen Verständnis des Beitrags verrichten
Beispielsweise erklärt das Prinzip des geringsten kollaborativen Aufwands zwei konsistente Phänomene:
a) Die Sprechenden korrigieren ihre Fehler in der Äußerung lieber selbst als es den Gesprächspartner tun zu lassen.
b) Die Sprechenden initiieren die Korrektur lieber selber als vom Gesprächspartner darauf hingewiesen zu werden.
Wenn also die Korrektur von dem Sprechenden selber getätigt wird, ist weniger kollaborativer Aufwand nötig. Denn es bedeutet weniger Aufwand, wenn sich der Sprecher selbst verbessert, als wenn dies der Gesprächspartner tun muss. Zudem bedeutet es weniger Aufwand, wenn der Sprecher einer Verbesserung initiiert, als wenn es der Gesprächspartner macht. Denn jedes Mal wenn der Gesprächspartner verbessern würde, würde dies zu einem zusätzlichen Sprecherwechsel führen und mehr Aufwand erzeugen. Hierbei muss aber angemerkt werden, dass der Sprecher oft merkt, dass es mehr kollaborativen Aufwand bedeutet eine angemessene Äußerung zu machen, als eine unangemessene Äußerung zu tätigen, so dass er die Hilfe seines Gesprächspartners für eine adäquate Äußerung heranzieht. So kann der Sprechenden z.B. seinen Gesprächspartner bitten seine Äußerung zu vervollständigen.
Entstehende Kosten
[Bearbeiten]Beim Grounding können Kosten entstehen, die sowohl beim Sender als auch beim Empfänger auftreten können.Im folgenden werden 11 Aufwände beschrieben. Die ersten beiden werden vom Sprecher betrieben. Die nächsten beiden vom Sprecher und der Rest beiderseits. Es sollte betont werden, dass alle Kosten nicht unabhängig voneinander sind. Man unterscheidet:
Formulation Kosten
[Bearbeiten]Zum Beispiel sind komplizierte Aussagen schwieriger zu formulieren als einfache Aussagen. Hierbei werden die Formulierungen oft gegeneinander abgewogen abhängig von dem jeweiligen Medium.
--> Bezug zu CSCL: in Abhängigkeit der gewählten Formulierung können Formulation Kosten gering, mittel oder hoch sein
Production Kosten
[Bearbeiten]Der Akt eine Äußerung zu produzieren, variiert in Abhängigkeit des Mediums. Sprechen oder Gestikulieren bedarf weniger Kosten. Tastaturschreiben braucht wiederum mehr Zeit und per Hand zu schreiben erfordert die meisten Kosten.
--> Bezug zu CSCL: durch das Fehlen der nonverbalen (Gestik, Mimik) Kommunikation und das Fehlen der gesprochenen Sprache entstehen mittlere Kosten
Reception Kosten
[Bearbeiten]Im Allgemeinen ist es einfacher jemandem zuzuhören als etwas zu lesen. Manchmal ist es auch einfacher, komplizierte Instruktionen zu lesen, als sie zu hören. Ebenso entstehen mehr Kosten beim Warten, bis der Sprecher eine Äußerung tätigt.
--> Bezug zu CSCL: Kosten sind abhängig von der Komplexität des Beitrags
Understanding Kosten
[Bearbeiten]Zum Beispiel sind bestimmte Konzepte oder Wörter unabhängig vom Medium schwieriger zu verstehen als andere. Wenn der Kontext fehlt, kann der Aufwand sich zudem vergrößern. Bei E-mails kann der Adressat teilweise den Kontext nicht herstellen, obwohl ein Betreff für die E-mail angegeben war.
--> Bezug zu CSCL: Understanding Kosten können bei fehlendem Kontext sehr groß sein
Start-up Kosten
[Bearbeiten]Start-up Kosten entstehen zu Beginn einer Kommunikation, wenn der Adressat zur Kenntnis nehmen muss, dass sich ein Sender an ihn wendet.
Start-up Kosten sind gering im persönlichen Gespräch. Bereits bei Kommunikation via Telefon sind Anfangskosten größer, da die Koordinationsleistung von Telefonnummer suchen, Telefonnummer wählen und den richtigen Adressaten am Telefon zu haben erbracht, werden müssen. Bei Kommunikation via E-mail sind die Start-up Kosten am größten (der postale Weg kennt ähnliche Schwierigkeiten). Als Grundvoraussetzung muss hier die entsprechende Hard- und Software zur Verfügung stehen. Dazu kommen die Verfügbarkeit der richtigen Adresse, wobei kleinere Fehler sich hierbei dramatisch auswirken. Zudem muss der Adressat zur Kenntnis nehmen, dass er kontaktiert wurde, was nicht unbedingt in zeitlicher Nähe geschehen muss.
--> Bezug zu CSCL: die Start-uo Kosten sind hier relativ groß.
Delay Kosten
[Bearbeiten]Delay Kosten entstehen dadurch, dass der Sender versucht die Information, die er vermittelt, zu revidieren und sie noch genauer zu überarbeiten. Bei jedem simultanen Informationsaustausch sind die Delay Kosten in der Regel groß. Dies hängt mit der Interpretation des Empfängers zusammen, der zu lange Pausen des Senders fälschlicherweise z.B. als Ende des Gespräches interpretiert. Der Sender befindet sich unter dem Druck, die Pausen innerhalb der Informationsvermittlung gering zu halten, und greift in diesem Zusammenhang oftmals auf eine suboptimale Wortwahl zurück. Nimmt sich der Sender die Zeit, nach dem richtigen Wortlaut zu suchen, so entstehen für den Empfänger Wartekosten.
Bei computergestützter Kommunikation sowie bei Briefen sind Delay Kosten nicht vorhanden.
--> Bezug zu CSCL: Delay Kosten treten hier nicht auf.
Asynchrony Kosten
[Bearbeiten]Asynchrony Kosten bezeichnen den Mangel an zeitlicher Präzision, der bei der Verwendung asynchroner Medien entsteht. Bei nicht asynchronen Medien besteht die Möglichkeit, auf das Gegenüber in angemessener Weise einzugehen, z.B. indem ein nachfolgender Redner unmittelbar auf den Vorredner folgend spricht. Sobald die Kommunikation asynchron verläuft, ist eine zeitliche Abstimmung schwieriger und kostenaufwändiger.
--> Bezug zu CSCL: Asynchrony Kosten treten hierbei stark auf.
Speaker Change Kosten
[Bearbeiten]Generell gilt für Konversationen, dass nur ein Redner spricht, was auf andere Formen der Kommunikation, wie Telefongespräche, übertragbar ist. Es entsteht ein Kostenaufwand, wenn der Redner wechselt, wobei der Kostanaufwand vom Medium abhängt.
Bei Face-to-Face Konversation ist der Sprecherwechsel nicht kostenaufwändig, wobei sich die Beteiligten zumeist an gängige Regeln der Konversation halten. Bei Medien, die wenig Hinweismöglichkeiten in Form von Regeln auf einen Sprecherwechsel haben, sind die entstehenden Speaker Change Kosten höher. So empfiehlt sich z.B. die Einführung von Konventionen wie „o“ für „over“ bei Kommunikationsmodellen, bei denen nur einer gehört werden kann. Bei Briefen und Emails sind die Speaker Change Kosten sehr hoch, weil ein großer Aufwand getätigt werden muss und der Antwortende praktisch bei Null alles wieder beginnen muss.(Vorteil: die Sprecher tendieren dazu mehr Informationen in einem Schritt zu vermitteln, um Kosten zu sparen)
-->Bezug zu CSCL: die Speaker Change Kosten sind hier hoch.
Display Kosten
[Bearbeiten]Bei Face-to-Face Konversationen ist es unkompliziert, auf einen Gegenstand zu zeigen, oder etwas zu präsentieren. Ohne Kopräsenz sind Gesten sehr kostenaufwändig oder schlicht unmöglich.
--> Bezug zu CSCL: Display Kosten sind hier hoch.
Fault Kosten
[Bearbeiten]Bei Fehlern innerhalb des Informationsaustausches entstehen Kosten, deren Höhe vom Medium abhängt und zudem im Zusammenhang mit dem Schweregrad des Fehlers steht. Bei spontanem gesprochenem Informationsaustausch nimmt der Adressat in gewisser Weise immer an, dass ein Fehler passieren kann. Bei geschriebenem Informationsaustausch werden Fehler weniger schnell wahrgenommen, weil man davon ausgeht, dass der Schreibende bereits die Möglichkeit hatte, seine Information zu revidieren.
-->Bezug zu CSCL: Fault Kosten könnten hier sehr groß werden, wenn man gutgläubig von guter Qualität der vermittelten Information ausgeht.
Repair Kosten
[Bearbeiten]Fehler tendieren dazu, ein Schneeballsystem nach sich zu ziehen. Aus diesem Grund empfiehlt es sich für Sprecher, Fehler möglichst zeitnah zu ihrem Entstehungszeitpunkt zu korrigieren. In der Regel tendieren Sprecher bei auditivem Informationsaustausch dazu sich selbst zu korrigieren, was die Repair Kosten sehr niedrig hält. Bei nicht kotemporalen Medien, wie Briefen oder E-mails, ist der Kostanaufwand wesentlich höher, die durch Fehler entstandenen Missverhältnisse auszuräumen. Bei dieser Form des Informationsaustausches empfiehlt es sich, die Informationen vor dem Absenden zu überarbeiten und zu verbessern. Eine gängige Methode um Fehler zu korrigieren ist die Nutzung eines anderen Mediums.
--> Bezug zu CSCL: Repair Kosten können hier sehr aufwendig sein, da Fehler hier weniger schnell identifiziert werden, und viel Koordinationsleistung und Aufwand zur Verbesserung von Nöten sind.
Medienwahl
[Bearbeiten]Abhängig vom Medium entstehen unterschiedliche Grounding Kosten. Somit wäre es sinnvoll, in Abhängigkeit von den Eigenschaften der zu vermittelten Information, dem Anspruch, wie genau diese beim Empfänger ankommen muss, und in Abhängigkeit davon, wie gravierend sich die oben genannten Fehlerquellen auswirken könnten, das geeignete Medium zu wählen. So ist z.B. die Unterscheidung zwischen Koordinationsaufgaben und Inhaltlicher Konsensfindung hilfreich, um im ersten Falle beispielsweise das Internet als geeignetes Medium und im letzteren Falle das persönliche Gespräch als gutes Medium zu identifizieren.
Bezug zu CSCL
[Bearbeiten]Der Common Ground und der Prozess des Groundings sind essenziell für jede Form von Gruppenarbeit und somit auch CSCL. Ohne Common Ground ist eine produktive Zusammenarbeit nicht möglich. Und dies weder im Real-Life noch in einer Computergestützen Umgebung.
Kosten beim CSCL
Zudem gibt es Kosten die insbesondere mit CSCL verbunden sind:
- Production Kosten: Es ist im Allgemeinen aufwändiger zu tippen als zu sprechen
- Reception Kosten: Der Empfänger einer Nachricht muss am Computer länger auf Informationen warten als in einem Gespräch
- Start-up Kosten: Für die Kommunikation muss jeder Zugang zu einem funktionierenden Computer mit Internet haben
- Sender bekommt keine Information darüber, in welchem Zustand der Akzeptanzphase sich der Empfänger befindet (Hat er meine Mitteilung einfach nicht gelesen oder nicht verstanden?)
- Durch raum-zeitliche Unabhängigkeit fehlt ein gemeinsamer Treffpunkt, fehlen entscheidende Merkmale des Kommunikationsprozesses
- Simultanität ist nicht gegeben, da keine zeitgleiche Kommunikation möglich
- Fehlende Prüfbarkeit, inwiefern ist die Verlässlichkeit der Information gewährleistet: keine Prüfbarkeit der Glaubwürdigkeit und Expertise der Autoren im CSCL
- Unmittelbare Evidenz (positiv oder negativ) fehlt
- Prinzip des geringsten kollaborativen Aufwands ist nur schwer anwendbar
Sicherstellung des Groundings beim CSCL
- Abfrage des aktuellen Zustands des Empfängers in der Akzeptanzsphase durch eine Lesebestätigung
- Vermittlung der positiven bzw. negativen Evidenz durch Ratings (1 = vollständig verstanden bis 6 = vollkommen unverständlich)
oder durch das Markieren und Kommentieren von unverständlichen Teilaspekten des Textes
- Um Veränderungen im Kommunikationsprozess zeitnah zu registrieren, empfängt der Autor des Artikels eine e-mail- Benachrichtigung; dadurch können Repair-Kosten reduziert werden
- Um den Kommunikationsprozess zu verbessern, können zusätzliche Kommunikationskanäle geschaffen werden (z.B. Videoübertragung, Mikrofon, Chatfenster)
Literatur
[Bearbeiten]Clark, H. H. & Brennan, S. E. (1991). Grounding in communication. In L. B. Resnick, J. M. Levine & S.D. Teasley (Eds.), Perspectives on socially shared cognition (pp. 127-149). Washington: APA. externe pdf(scan)