Zum Inhalt springen

Kurs:Der Verkehr im biedermeierlichen Dresden/Waldschlößchen

Aus Wikiversity

Waldschlösschen und Wolfshügelturm – Dornröschenschlaf am Rande der Dresdener Heide

[Bearbeiten]

Waldschlösschen und Wolfshügelturm – Dornröschenschlaf am Rande der Dresdener Heide

VON NICO POHL5. AUGUST 2022

Das über 200 Jahre alte Dresdener Waldschlösschen.

Das Waldschlösschen ist über 200 Jahre alt und weist deutlich gotische Bauelemente auf. Damaliger Hausherr war der Graf Marcolini. Heute befindet sich in dem sanierten Gebäude eine Privatklinik

Wir machen uns auf die Suche nach dem wahren Waldschlösschenblick!

Fahren Sie mit uns in den Nordosten der sächsischen Landeshauptstadt und machen wir gemeinsam einen Abstecher in die Dresdener Heide.

Ein wunderbarer Tag zwischen Architektur, Kultur und Natur!

Die Waldschlösschenbrücke in Dresden kennt jeder. Oder zumindest weiß jeder von dem Streit, der sich am Bau der Brücke entzündete. 2013 wurde sie fertig gestellt und Dresden verlor deswegen seinen Weltkulturerbetitel. Aber wer weiß schon, was das Waldschlösschen ist? Um seine Existenz ranken sich Legenden und wir müssen mit dem Reisebus in den Nordosten von Dresden steuern, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. Hier in der Radeberger Vorstadt an der Radeberger Straße 60 werden wir schließlich fündig. Von hier ist es nicht mehr weit zur Radeberger Landstraße am Rande der Dresdener Heide. Die Straßen hier tragen Namen wie Am Jägerhauspark oder Fischhausstraße. Wir vermuten also richtig: es geht um Wald-, Forst- und Fischwirtschaft. In der sächsischen Landeshauptstadt mit seiner kurfürstlichen Vergangenheit waren das wichtige Einkommens- und Verwaltungszweige. Auch gingen die Adeligen selbst gerne Jagen oder Ausreiten. Graf Marcolini (1739-1814), der einst auch im heutigen Friedrichstädter Krankenhaus mit seinem Neptunbrunnen weilte (dem damaligen Palais Brühl-Marcolini), lebte seit 1800 auch im Waldschlösschen. Das Gebäude stand ganz anders als heute einsam am Waldrand. Von hier aus bot sich ein Blick hinunter ins Elbtal und auf die auf der anderen Elbseite liegende Dresdener Altstadt. Dies war der berühmte Waldschlösschenblick, gegenüber dem der heutige gleichnamige Ausblick vermutlich nur ein schwacher Abglanz ist. Er bietet sich von einem etwa 500 Meter vom Waldschlösschen entfernt liegenden, 1939 errichteten steinernen Pavillon aus. Dieser steht etwas unschön direkt an der B6 und man schaut seit gut einem Jahrzehnt nun direkt auf die Waldschlösschenbrücke; nicht mehr wie einst über unberührte Elbauen hinweg hinüber zur Dresdener Altstadt mit Frauenkirche, Zwinger und Residenzschloss. Der originale Waldschlösschenblick wurde allerdings schon im Jahr 1838 verbaut. Damals wurde unterhalb des Waldschlösschens am sanft aufsteigenden Elbhang die Waldschlösschen-Brauerei errichtet. Seit der Zeit (immerhin musste Graf Marcolini das nicht mehr erleben) galt die Aussicht vom Freisitz der Brauerei als eine der besten auf die Stadt. Als sich dann auch noch die Natur mit ausladenden Bäumen in die Sichtachse schob, gab es die Notlösung mit dem Pavillon. Schlussstrich unter der Geschichte ist die Waldschlösschenbrücke.

Das Elbufer mit den Elbwiesen vor der Errichtung der Waldschlösschenbrücke.

So lag das Elbufer da, bevor die Waldschlösschenbrücke errichtet wurde. Am linken Bildrand erkennt man die 1838 gebaute Waldschlösschen Brauerei. Sie befindet sich noch immer im Dornröschenschlaf und die Eröffnung der dort neu eingezogenen Gastronomie wird von den Dresdenerinnen und Dresdenern unruhig erwartet

Das Waldschlösschen und die Spuren englischer Gotik

Aber zurück zum wahren Waldschlösschen. Marcolini war mit einer Irin verheiratet und so kommt es vielleicht, dass er ein Haus bezog, welches einen architektonischen Historismus pflegte, der sich an die englische Gotik anlehnte; so ist es beispielsweise an den Fensterformen zu beobachten. Da das Gebäude seit einigen Jahren eine Privatklinik beherbergt, die nur am jährlichen Tag des offenen Denkmals öffentlich zugänglich ist, ist es gar nicht so einfach, sich ein Bild zu machen. Es hilft aber, einmal um das an drei Straßen grenzende Gebäude mit kleiner Parkanlage herumzugehen. Dann eröffnen sich unerwartete Perspektiven und ein sicher zu Unrecht zu lange unbeachtetes Gebäude wird aus der Vergangenheit gehoben. Mit dem Reisebus lässt es sich ja vielleicht ein gutes Stück abseits parken, um nicht ganz so viel Aufheben um die Spurensuche zu machen.

Das Waldschlösschen vor seiner Sanierung im Jahr 2008.

So sah das Waldschlösschen noch vor seiner Sanierung im Jahr 2008 aus. Der Vorteil war, man konnte einfach näher heran

Der Gambrinus-Brunnen zeigt das Waldschlösschen

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, sich das Waldschlösschen anzuschauen. Bei der Waldschlösschen Brauerei (aktuell noch immer geschlossen) gibt es ein Relief an einem Wandbrunnen. Der Brunnen ist in etwa 10 barrierefrei zurückzulegenden Minuten vom Waldschlösschen aus zu Fuß gut zu erreichen. Am schönsten über den Sudhausweg, der an das Waldschlösschen grenzt. Der Gambrinus-Brunnen zeigt nicht nur den germanischen Königssohn, welcher der Legende nach im 16. Jahrhundert das Brauereihandwerk revolutionierte und eigentlich begründete; auf ihm ist auch das Waldschlösschen sehr fassaden- und facettenreich abgebildet. Eingerahmt wird der Brunnen von wechselseitig verlaufenden Treppen, die hinauf zur Brauerei führen, an der zeitnah wieder die Terrasse mit Freisitz eröffnen soll. Dann lässt es sich hier bei gut-bürgerlicher Küche und einem ehrlichen Bier sicher gut aushalten. Wir freuen uns drauf!

Der Gambrinus-Brunnen mit seiner Darstellung vom Waldschlösschen.

Der Gambrinus-Brunnen mit seiner Darstellung vom Waldschlösschen. Da weder der Brunnen Wasser sprudelt, noch die Brauerei geöffnet hat, findet sich Erfrischung am ehesten am nahen Elbufer. Schwimmen ist hier allerdings nicht erlaubt und wäre wegen der vielen vorbeifahrenden Elbfähren- und Schiffe sicher auch gefährlich

Vom Waldschlösschen zum Aussichtsturm in der Dresdener Heide

Wir sind aber noch immer auf der Suche nach dem wahren Waldschlösschenblick. Wenn Sie noch etwas Zeit haben, empfehlen wir Ihnen unbedingt, sich noch einmal kurz zum Reisebus zu begeben und mit diesem die Radeberger Landstraße in Richtung Dresdener Heide zu fahren. Schon nach 2 km kommen die letzten Häuser (auf der rechten Seite das Restaurant Historisches Fischhaus), nach einem weiteren Kilometer ein Wanderparkplatz, an dem auch ein Reisebus parken kann. Von hier aus können Sie auf beschilderten Wanderwegen den etwa 1 Kilometer entfernten Wolfshügelturm erreichen. Oder genauer gesagt, was von ihm noch übrig ist. Er wurde 1911 von dem Dresdener Stadtbaurat und Architekten Hans Erlwein (1872-1914) errichtet und zählte zu den großartigsten Ausflugszielen in der Dresdener Umgebung. Von ihm hatte man einen einzigartigen Waldschlösschenblick und von seinen Trümmern aus (1945 sprengten ihn die Wehrmachtsoldaten bevor die Russische Armee in die Stadt einrückte) kann man noch heute auf die Waldschlösschenbrücke schauen. Es gibt Pläne zur Wiedererrichtung des einst 25 Meter hohen Aussichtsturmes. Schon seit 1886 gab es einen Vorläufer aus Holz. Möglicherweise findet sich ja auch ein mutiger Nachfolgentwurf und so können Sie vielleicht schon bei einem Ihrer nächsten Dresdenbesuche den besten Ausblick auf das Elbtal mit seinen Elbauen und auf die Dresdener Altstadt am schon etwas fernen Horizont genießen!

Der inzwischen zerstörte Aussichtsturm Wolfshügel auf einer Ansichtskarte.

Vom 1911 erbauten und 1945 gesprengten Aussichtsturm am Rande der Dresdener Heide hatte man den wahren Waldschlösschenblick. Man schaute über Waldschlösschen und Waldschlösschen Brauerei hinweg auf die Elbe mit der Dresdener Altstadt im Hintergrund. Obwohl nur noch die Ruine vorhanden ist, lohnt auch heute ein Ausflug unbedingt

https://buskompass.de/architektur/waldschloesschen-und-wolfshuegelturm-dornroeschenschlaf-am-rande-der-dresdener-heide-133755/


Der Waldschlösschenblick

[Bearbeiten]

Der Waldschlösschenblick

Veröffentlicht am 26.12.2007

Von Dankwart Guratzsch

Mit dem Beginn des Brückenbaus über das Dresdner Elbtal verschwindet eine Aussicht, die seit über 200 Jahren von Dichtern und Künstlern enthusiastisch gepriesen wird. Es ist nämlich das landschaftliche Panorama, nicht die Stadtsilhouette, dass durch die Brücke zerschnitten werden wird.

August der Starke wollte die Elbe in Dresden zu einem „Canale Grande“ des Nordens gestalten - seine Schulden, der Griff nach der Krone Polens und das Scheitern seiner Schlosspläne haben den Plan vereitelt. Und doch hat der Zusammenklang von Architektur und Landschaft, wie er sich im Stadtbild von Sachsens Hauptstadt eingestellt hat, zu allen Zeiten Bewunderung erregt. „Alle Reizungen der Natur haben gleichsam diese Stadt in ihren Schoß aufgenommen“, schrieb Benjamin Gottfried Weinart schon 1777, als das Wort „Elbflorenz“ noch nicht „erfunden“ war.

Die landschaftliche Eigentümlichkeit, dass ein Fluss in weit ausschwingenden Windungen mitten durch das Zentrum einer Halbmillionenstadt fließt und ihren schönsten Bauten einen nahezu theatralischen Auftritt verschafft, hat länger als 200 Jahre alle politischen Stürme, alle Kriege, Besetzungen und Wirtschaftskrisen fast unbeschadet überstanden. Deshalb hatte es seine innere Logik, dass die Unesco 2005 in Dresden nicht einzelne Bauwerke, sondern die „Kulturlandschaft“ in einer Länge von 20 Kilometern als Ganzes mit dem Titel des Weltkulturerbes ausgezeichnet hat.

Wenn nun mit dem Entscheid des Sächsischen Oberverwaltungsgerichtes Bautzen am Waldschlösschen oberhalb Dresdens die Bagger anrollen, um mit dem Bau der fast 700 Meter langen Brücke zu beginnen, die künftig an dieser Stelle die Elbauen überqueren soll, dann steht nicht die berühmte Barocksilhouette der Stadt, sondern ihre 200 Jahre lang gefeierte landschaftliche Einbettung auf dem Spiel.

Für die einen ist es ein Freudentag: Denn mit dem Bau endet eine 160 Jahre währende Diskussion. Für die anderen ist es ein Tag des Schmerzes. Denn durch den geplanten Brückenbau „zerfällt der Talraum visuell in zwei Teilräume und wird hierdurch in seiner landschaftlichen Gestalt völlig verändert“, urteilte ein Gutachten der TU Aachen bereits vor einem Jahr. Die Unesco hat auf der Grundlage dieser Stellungnahme gedroht, dem Elbtal die Auszeichnung wieder zu entziehen.

Es wird sich nie von konkreten Fakten ableiten lassen, wie die emotionale Bindung an das „Gesamtkunstwerk“ Dresden, die so viele Dresdner und Dresden-Freunde diesem Tag entgegen bangen ließ, zustande gekommen ist. Dass Stadt-Ansichten und leidenschaftliche Reiseberichte seit der Romantik dazu beitragen haben, das Bild der Stadt zu einem Mythos verdichtet zu haben, kann aber von niemandem bezweifelt werden.

„Es war schon ganz finster, als wir von den Elbhöhen herab fuhren und im Mondschein die Türme von Dresden erblickten. Grade jener vorteilhafte Schimmer lag über der Stadt, der uns, wie Wieland sagt, mehr erwarten lässt, als versteckt ist.“ So nähert sich der Dichter Heinrich von Kleist vor 207 Jahren zum ersten Mal der Stadt - und schildert einen Eindruck, der noch heute entsteht, wenn der Ankömmling von der Autobahn herunter in den weiten Talkessel fährt.

Erst bei seinem zweiten Besuch ein Jahr später schlägt die Skepsis des Dichters in Begeisterung um: „Ich blickte von dem hohen Ufer herab über das herrliche Elbtal, es lag da wie ein Gemälde von Claude Lorrain unter meinen Füßen - es schien mir wie eine Landschaft auf einen Teppich gestickt, grüne Fluren, Dörfer, ein breiter Strom, der sich schnell wendet, Dresden zu küssen, und hat er es geküsst, schnell wieder flieht - und der prächtige Kranz von Bergen, der den Teppich wie eine Arabeskenborde umschließt - und der reine blaue italische Himmel, der über die ganze Gegend schwebte.“

Vom „Schimmer“ über der Stadt ist auch der zehnjährige Ernst Rietschel gefangen genommen, den der Vater 1814 erstmals in die Hauptstadt mitnimmt. „Als wir auf der Höhe des Eierberges standen, brach die Sonne hervor, und mein Vater begann das Lied zu singen: ‚Mein erst Gefühl sei Preis und Dank', in das ich mit heller Stimme einstimmte.“ Stunden später treten sie aus dem Wald und bleiben wie angewurzelt stehen: „In dem reichen Lande der im Morgenlicht glänzende Strom, daran die im Dufte schimmernde Stadt mit ihren Türmen ...“ Aus der Schilderung lässt sich ablesen, dass es ziemlich genau der „Waldschlösschenblick“ war, der den später so berühmten Bildhauer, Schöpfer des Lutherdenkmals in Worms und des Goethe-Schiller-Denkmals in Weimar, so verzückte.

Es waren Empfindungen, die Rietschel mit vielen Dresden-Besuchern seiner Zeit teilte. Friedrich Schlegel schwärmt von dem „romantischen Tal, das mir so teuer ist, weil ich hier zuerst die Natur in schöner Gestalt sahe.“ Karl August Varnhagen von Ense stammelte wie trunken: „Ich habe nie etwas so Schönes gesehen.“ Schiller, den der Freund und Gönner Gottfried Körner 1785 nach Dresden eingeladen hatte, notiert: „Als auf einmal, und mir zum ersten Mal, die Elbe heraustrat zwischen zwei Bergen, schrie ich laut auf.“ Auf dem Weg zu Körners Weinbergen, der über die Waldschlösschenwiesen führt, preist er „die himmlischste Gegend“. Theodor, der Sohn des Dichterfreundes und spätere Freiheitsdichter, beschreibt für seine Braut die Bootsfahrt in umgekehrter Richtung, von den Weinbergen zurück zur Stadt, wie sie noch heute mit den Schaufelraddampfern der Weißen Flotte nachvollzogen werden kann: „Aber nun folge mir weiter hinab an den blühenden Ufern,/ Durch Weingärten dahin, längs an den Villen vorbei./ Näher und immer näher erscheinen die Türme der Hauptstadt,/ Viere zählst Du, es hebt stolz sich die Kuppel empor.“

Immer wieder ist es die „Inszenierung“, in der Landschaft und Stadt wie von einem unsichtbaren großen Regisseur zueinander geführt sind, die diese enthusiastischen Schilderungen beflügelt. Von Weinart und Kleist, die Dresden in ein landschaftliches Amphitheater gebettet sehen, bis in die Gegenwart reicht die Reihe der Zeugen, die sich von dieser Komposition ergriffen zeigen. Dem Amerikaner Kurt Vonnegut, der kurz vor der Zerstörung als Kriegsgefangener nach Dresden kommt, entfährt beim Aussteigen aus dem Güterwagen der Satz: „Wie im Freilichtkino!“, dem Schriftsteller Werner Illing will es erscheinen, „als wenn in der Oper plötzlich alle Instrumente aufrauschen, um den Helden oder die Heldin in Bereiche zu entführen, in die der Alltagsmensch mit seinen schief gelaufenen Absätzen nie eindringen kann“.

Nicht alle diese Zeugnisse lassen sich konkret auf den „Waldschlösschenblick“ beziehen, in vielen ist die Summe aus vielen Erlebnissen gezogen, aber immer gipfeln sie im Lobpreis auf „das schönste Schauspiel der Natur“ (Christian Kosegarten). Erstaunlicherweise bildet die größte Katastrophe in der Geschichte der Stadt, die Bombardierung 1945, für diesen Landschaft und Architektur verwebenden Mythos kaum eine Zäsur. Wohl gibt es Äußerungen, die sich heute wie ein wehmütiger Abgesang lesen, so wenn der Schriftsteller Erich Kästner schreibt: „Dresden war eine wunderbare Stadt. Geschichte, Kunst und Natur schwebten über Stadt und Tal, wie ein von seiner eignen Harmonie bezauberter Akkord.“

Doch bald nach dem Krieg überwiegen bereits Stimmungsbilder, in denen sich ein fast rauschhaftes Erleben und ein schreckhaftes Innehalten mischen. Für Peter Härtling ist es „eine Landschaft wie ein vollkommener Leib, die springenden Hänge mit den Terrassen der Weingärten, die eingestreuten Häuschen, rostrot, dunkelbraun, in einem schimmernden, fast gelben Grün, ich könnte, aber das ist Quatsch, Noten auf solchen Bildern schreiben“. Dem Dichter Volker Braun verklärt die Naturstimmung sogar den Blick auf die „zerfallenen Türme: Leuchtend die Trümmer, fern fast lieblich die Ruinen. Der Fluss wie weißes Metall, die Stadt dröhnte, als schmelze sie sich in den Fluss“.

Sind es Bilder, die endgültig vergehen? Wird das Dröhnen von 45000 Autos täglich dem Schauspiel, wie es sich vom Waldschlösschen bietet, ein unwiderrufliches Ende bereiten? Schon der Romantiker Friedrich de la Motte-Fouque empfand vor 200 Jahren an diesem Ort die Diskrepanz zwischen einer „dem unbefangenen Zuschauer poetisch gewordenen Welt“ und dem „Wagengerassel und Marktgewühl und gesamten alltäglichsten Treiben einer Stadt“. Mit dem Anrücken der Baufahrzeuge scheint der Augenblick gekommen, an dem der Alltag die Poesie auch hier verstummen macht. Diesmal für immer.

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article6070968/Der-Waldschloesschenblick.html


Bier aus Dresden: Am Waldschlößchen eröffnete die erste Großbrauerei der Stadt

[Bearbeiten]

Bier aus Dresden: Am Waldschlößchen eröffnete die erste Großbrauerei der Stadt

Mit der Waldschlößchen AG eröffnete 1838 in Dresden die erste Aktienbrauerei Deutschlands. Warum die Dresdner Bierbrauer damals Sturm liefen gegen das neue Unternehmen.

Sächsische Zeitung 15. Juni 2024

Stadtbekannt war das Bierauto der Dresdner Waldschlößchen-Brauerei.

Dresden. Das Bräuhaus am Waldschlößchen schließt. Der Betreiber kann die Kosten nicht mehr stemmen. Am 28. Juli 2024 ist Schluss. Vor 186 Jahren begann dort das Zeitalter der industriellen Biererzeugung in Dresden.

https://www.saechsische.de/dresden/bier-aus-dresden-am-waldschloesschen-eroeffnete-die-erste-grossbrauerei-der-stadt-5838256-plus.html


Roland Gräfe: Waldschlößchenblick, Dresden

[Bearbeiten]

Gräfe, Roland

Waldschlößchenblick, Dresden


Foto: Gräfe, Roland

Aufn.-Nr.: wdb_abb_99003726

Eigentümer: Gräfe, Roland

Datensatz wdb_99002820

Serie: Stadtansichten Dresden

Datierung: 2007

Herstellungsdatum

ORTSBEZUG:

Darstellung: Dresden

SYSTEMATIK / STICHWÖRTER:

Gattung: Malerei

Werktyp: Gemälde

Landschaft, Stadtansicht

MATERIAL / TECHNIK / MASSE:

Ölmalerei, pleinair

Material: Leinwand

Technik: Ölmalerei

Maße (H x B): 80 x 100 cm (Bildmaß)

Erhaltungszustand: gut

SIGNATUR / BESCHRIFTUNG / AUFLAGE:

Signatur: recto u.r., Authentizität: Künstler:innenhand

Beschriftung: 2007, Waldschlößchenblick, Dresden, Öl/Lw., R. Gräfe,

Anbringungsort: Keilrahmen, Authentizität: Künstler:innenhand

WERK-/NACHLASSVERZEICHNIS:

Werkverzeichnis: Gräfe, Roland [Malerei], Nr. 2007-M-002

PERMALINK:

https://www.werkdatenbank.de/documents/obj/wdb_99002820


ROLAND GRÄFE

Vita

geboren in in Plauen/Vogtland

Jugend- und Schuljahre an der

Wirtschaftsoberschule in Köln

7 Jahre Paris

mehrere Berufswechsel

ab 1971 Freiburg/Breisgau, u. a. selbstständiger Kunsthändler

1990 Übersiedlung nach Radebeul

2001 vorzeitige Beendigung des Berufslebens und Hinwendung zur künstlerischen Arbeit

seit Februar 2003 Abendstudium an der Neuen Abendschule der HfBK Dresden

2008 Bundesverdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland

2010 Kunstakademie Bad Reichenhall bei Alex Bär und Prof. Markus Lüppertz

2013 Mitglied des Künstlerbundes Dresden

2014 Gründung der Roland Gräfe Stiftung, Stiftung für Kunst und Kultur

zur Roland Gräfe Stiftung >

Malerei und Grafik


http://roland-graefe.de/biografie.html

Lemma

[Bearbeiten]

Das Waldschlösschen ist ein denkmalgeschütztes[1] Gebäude in Dresden im Stadtteil Radeberger Vorstadt. Errichtet nach Plänen eines namentlich nicht bekannten Architekten ab 1800 als Jagdhaus für den einflussreichen sächsischen Hofbeamten Camillo Marcolini, gilt es als frühes Beispiel des Historismus in Sachsen und ältester neogotischer Bau Dresdens.[2] Es wurde zum Namensgeber unter anderem der benachbarten Waldschlößchen-Brauerei, des Waldschlösschenviertels und der Waldschlößchenbrücke.

Das Waldschlösschen steht rechtselbisch 3,5 Kilometer nordöstlich des Altmarkts am äußeren Rand des Dresdner Vorstadtgürtels. Es befindet sich am Nordrand des nach ihm benannten Waldschlösschenviertels bzw. -Areals im Osten der Radeberger Vorstadt Dresdens und damit im äußersten Osten der Gemarkung Neustadt. Sein von Bäumen umgebener Standort liegt mehrere Meter über Straßenniveau auf einem Sandhügel am Rand der Heidesandterrasse (Mittelterrasse) auf etwa 140 m ü. NN, etwas oberhalb der hier in Richtung Westen sanft auslaufenden Dresdner Elbhänge.

Unmittelbar nördlich des Gebäudes mit der Adresse Radeberger Straße 60 mündet die Charlotten- in die Radeberger Straße ein, wobei die andere Straßenseite bereits zur Albertstadt (Jägerpark) zählt. Die Straße Am Waldschlößchen verläuft unmittelbar östlich, der Sudhausweg südlich des Hügels, auf dem das Waldschlösschen steht.

Das Waldschlösschen erscheint als repräsentatives Jagdhaus im in Dresden selten anzutreffenden Stil der englischen Neugotik, deutlich angelehnt an die britische Landschlossarchitektur, aber auch mit Anklängen an die Spätgotik im mittelalterlichen Deutschland. Die gotisierenden Formen dienen allerdings nur dem Fassadenschmuck. Das Haus an sich mit seinem rechteckigen Grundriss besitzt hingegen die ruhigen und blockhaften Grundformen des Klassizismus und mit dem großen Saal im Obergeschoss eine Raumanordnung, die eher auf barocken Traditionen beruht. Damit stellt das Waldschlösschen eine eigenwillige, in Dresden recht frühe Architekturform mit historisierenden Elementen dar, worin seine bauhistorische Bedeutung für die Landeshauptstadt und Sachsen liegt. Einst stand das Gebäude frei in der Landschaft, beginnend im 19. Jahrhundert wurden auch die unmittelbaren Nachbargrundstücke nach und nach bebaut.

Der größte Teil des Gebäudes besteht aus einer Fachwerkkonstruktion, die nach außen in weiten Teilen mit einer hellgrau gestrichenen Holzschalung verkleidet ist. Mauerwerk aus Cottaer und Postaer Sandstein vorgeblendet ist hingegen der als Hauptfront anzusprechenden Südfassade, die auf der einstigen Gartenseite in Richtung Elbe liegt, und der an sie angrenzenden ersten von vier Fensterachsen der Seitenfassaden. Das Haus hat zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss, das an der mittelsymmetrischen, fünfachsigen Hauptfront in Form eines pittoresken Giebels hervortritt. Dieser bildet den oberen Abschluss eines dreiachsigen Risalits, in dessen Bereich der Sandstein in beiden Vollgeschossen verputzt ist; an den Seiten sowie weitgehend am Giebel ist er dagegen als Sichtmauerwerk ausgeführt.

Typisch gotische Elemente sind unter anderem an den Fenstern anzutreffen. An der Hauptfront sind die beiden seitlichen Fenster im Erdgeschoss mit einem Spitzbogen und sämtliche Fenster im Obergeschoss mit einem doppelten Kielbogen geschlossen, der im Bereich des Risalits mit Kreuzblumen bekrönt wird. Die beiden kleinteilig versprossten Fenster im Erdgeschoss des Risalits haben eine ovale Form, in der sich ein gezogener Vierpass mit schneußenartiger Ornamentik findet. Blendsäulen mit Tellerkapitellen und glockenförmigem Hals, in dieser Form aus der englischen Frühgotik bekannt, flankieren das Hauptportal mit seiner von einem Spitzbogen geschlossenen Tür in der Mittelachse, das vom Allianzwappen des einstigen Hausherrn Camillo Marcolini und seiner irischstämmigen Frau, einer geborenen O’Kelly, bekrönt wird. Oberhalb des Wappens, das sich in anderer Form auch am Palais Brühl-Marcolini in der Dresdner Friedrichstadt findet, schließt als Verdachung ein Ziergiebel das Portal ab, der sich seitlich als Gesims fortsetzt.

Oberhalb eines Frieses aus Dreipassbögen beginnt der Giebel des Dachgeschosses. In ihm sind ebenfalls viele gotisierende Elemente zu finden, darunter Spitzbögen, Dreipässe, Tellerkapitelle und Kreuzblumen. Rechts und links bildet je ein Baldachin den Abschluss des Giebels. Balustraden mit Vierpässen[3] schließen seitlich an den Giebel an und wiederholen sich zudem in der Mitte als Absturzsicherung des Balkons. Typisch gotisch sind zudem die vier Fialen, von denen sich zwei auf dem Giebel und je eine auf den beiden Gebäudeecken befinden. Dem Walmdach sitzen drei mit gotisierenden Formen verzierte Schornsteine auf; in Richtung Ost, Nord und West zeigt je eine Dachgaube. Im Unterschied zur fünfachsigen Hauptfront ist neben den vierachsigen Seitenfronten auch die Rückfront zur Radeberger Straße nur vierachsig, doch auch dort finden sich Fenster mit gotischen Anklängen. Die beiden zentralen Achsen der Rückfront liegen relativ dicht beieinander, die äußeren folgen mit größerem Abstand.

Bauherr des Waldschlösschens war Camillo Marcolini (1739–1814). Der Italiener war einst als Silberpage an den Dresdner Hof gekommen und hatte dort eine steile politische Karriere gemacht. Er stieg erst zum Oberhofmeister, dann zum Geheimrat und Oberkammerherrn und schließlich zum sächsischen Kabinettsminister auf. Er genoss das Vertrauen des Kurfürsten und späteren Königs Friedrich August und war zudem Direktor der Meißner Porzellanmanufaktur sowie Generaldirektor der Dresdner Kunstakademie und der Kunstsammlungen. Im Osten des damals noch weitgehend unerschlossenen Bereichs „Neuer Anbau“, der das einst der Dresdner Heide zugehörige und heute durch die Äußere Neustadt und Radeberger Vorstadt bebaute Stadtgebiet meint, kaufte Marcolini von 1785 bis 1787 Grundstücke auf, um dort ein landwirtschaftliches Mustergut nach englischem Vorbild zu errichten. Das Marcolinische Vorwerk als Zentrum dieses Gutes, zu dem ausgedehnte Wiesen und Felder gehörten, entstand auf dem Gelände der vormaligen Posernschen Kugelgießerei an der Bautzner Straße 96. Das denkmalgeschützte Objekt ist nach mehreren Umbauten noch heute als Marcolinis oder Marcolinisches Vorwerk bekannt (siehe Liste der Kulturdenkmale in der Radeberger Vorstadt).

Von der Anhöhe im nordöstlichen Bereich seiner Ländereien bot sich eine heute als Waldschlösschenblick gerühmte, bis in die neueste Zeit teils von Bebauung freigehaltene Aussicht von Ostnordost entlang der Elbe auf die Innere Altstadt Dresdens. Dort, am Übergang seiner Gärten und Felder zur Dresdner Heide, ließ er seiner Frau Maria Anna O’Kelly und sich das Waldschlösschen als Jagdhaus errichten. Möglicherweise vermittelte seine irischstämmige Gemahlin dabei die englisch-neogotische Formensprache.[4] In der Literatur findet sich häufig die Angabe, das Waldschlösschen sei in der Zeit von 1785 bis 1790 nach Plänen von Johann Daniel Schade gebaut worden. So schrieb etwa der Dresdner Kunsthistoriker Fritz Löffler in seinem Hauptwerk Das alte Dresden, dass Architekt und Bauzeit des Waldschlösschens zwar ungeklärt seien. Jedoch sprächen für Schade, der auch die Künstliche Ruine in Pillnitz schuf und mehrere Baumaßnahmen für Marcolini geleitet hatte, als Urheber mehr Argumente als für Christian Friedrich Schuricht. Löffler vermutete aufgrund der Tatsache, dass Marcolini das Grundstück 1785 erworben hatte, letztlich fälschlicherweise, dass das Waldschlösschen vor 1790 vollendet war.[5]

Wie dendrochronologische Untersuchungen in der Zeit 2009/10 ergaben, entstand ein erster kleinerer Bau jedoch erst im Jahr 1800 und damit zwei Jahre nach Schades Tod,[6] womit der Name des verantwortlichen Architekten weiter ungeklärt ist. Das zunächst eingeschossige Jagdhaus ließ Marcolini bis 1803 in zwei Bauabschnitten um Ober- und Dachgeschoss sowie die Sandsteinfassade erweitern. Um es herum entstand ein Landschaftsgarten, in den es sich staffageartig einfügte. Das Gebäude wurde in seinen Anfangsjahren als „Maison gothique“ (Gotisches Haus) oder „Jagdschlößchen“ bezeichnet. Wie es Marcolini nannte, ist nicht überliefert. Sicher ist aber, dass es spätestens nach wenigen Jahrzehnten aufgrund seiner Lage am Waldrand den Namen Waldschlösschen erhielt. Um 1810 schuf Gottlob Friedrich Thormeyer eine Umriss-Radierung, die zum Bestand des Kupferstichkabinetts Dresden gehört und das äußerlich fertiggestellte Waldschlösschen zeigt, zu dessen Anhöhe ein langer, gerader Weg von der Bautzner Straße führt. Nach Marcolinis Tod im Prager Exil 1814 wurde sein Besitz und damit auch das Gebäude versteigert.

Ab 1829 betrieben seine damaligen Besitzer im Waldschlösschen eine Schankwirtschaft, von der sich eine Aussicht auf Dresden und die Sächsische Schweiz bot, die die Bekannt- und Beliebtheit des Gebäudes erhöhte.[7] Sieben Jahre später gründeten Dresdner Bürger eine der ersten deutschen Aktienbrauereien. Im Oktober 1836 erwarben sie das gesamte Gelände bis zur Bautzner Straße vom damaligen Besitzer Carl Christoph Müller zum Preis von 8500 Talern[8] und errichteten dort bis 1838 eine Großbrauerei, die nach dem damals erst reichlich 30 Jahre alten ehemaligen Jagdhaus bald den Namen Societätsbrauerei zum Waldschlößchen bekam. Dabei blieb entlang der Westseite des Komplexes eine Sichtachse zur Bautzner Straße frei. Seither fristet das Waldschlösschen ein Schattendasein im Rücken des mächtigen Brauereiareals mit seinem repräsentativen Schankhaus.


...


Dazu wurden die Wände abgewaschen und Teile der alten Malereien freigelegt, gesichert und teils restauriert. Im Erdgeschoss fand sich dabei an einigen Innenwänden eine aufgemalte Wandspiegelgliederung mit illusionistischem Kassettensockel und frei aufgebrachten floralen Ornamenten aus der Zeit um 1800. Die Räume im Obergeschoss waren durch große Stuckprofile und Kehlen geschmückt, die jahrzehntelang unter den eingebauten Zwischendecken verborgen waren. Dort allerdings waren die Farbbefunde spärlich, weshalb Experten vermuteten, dass sich auf den Wänden Stoffbespannungen oder Tapeten befunden haben, von denen allerdings keine Reste erhalten blieben.


Im Lauf der Jahrzehnte wurde das Waldschlösschen als bedeutendes einzelnes Anwesen, ähnlich wie das Weingut Wilder Mann im Nordwesten Dresdens, zum Namensgeber für die nähere Umgebung. Dies nahm seinen Anfang, als sich die nach ihm benannte Waldschlößchen-Brauerei Ende der 1830er Jahre auf einer großen Fläche ausdehnte, die seit ihrer Neubebauung in den 1990er Jahren als Waldschlösschen-Areal bekannt ist.


Eine als Waldschlösschenblick bekannte Aussicht auf die Dresdner Innenstadt bietet sich von besagter Wiese sowie von der etwas oberhalb gelegenen Terrasse der Waldschlößchen-Brauerei aus. Deren repräsentatives Haupthaus ist auch kurz als Waldschlösschen bekannt; davon abgeleitet bekam das 1945 zerstörte Adamsche Haus in der Inneren Altstadt Dresdens den Beinamen Stadtwaldschlößchen, da sich dort ein Ausschanklokal der Brauerei befand. Eine vereinfachte Zeichnung von Marcolinis Jagdhaus ziert heute das Logo des Brauhauses. Ein das historische Gebäude zeigendes Relief ist Teil des stillgelegten Wandbrunnens („Gambrinus-Brunnen“) an der Stützmauer der Terrasse des Brauhauses an der Bautzner Straße 153 (vgl. Liste der Brunnen und Wasserspiele in Dresden). Die Straße Am Waldschlößchen erhielt ihren Namen 1996.