Zum Inhalt springen

Kurs:Dresdner Baudenkmäler/Japanisches Palais

Aus Wikiversity

Das Japanische Palais.

Vergl. Karl Falkenstein, Beschreibung der kgl. öffentl. Bibliothek, Dresden 1839. Paul Schumann, Barock und Rococo, Leipzig 1885. Jean Louis Sponsel, Kabinet- stücke der Meissner Porzellan-Manufaktur von Joh. Joachim Kandier, Leipzig 1900.

Das Holländische Palais.

Graf Jacob Heinrich von Flemming begann im März 1715 den Grund zu einem Palais graben zu lassen, das in Neustadt nahe dem neu errichteten Weissen Thore aufgeführt wurde. Der Bau wurde Ende 1715 vom holländischen Gesandten Harsolde von Craneburg (f daselbst 29. Januar 1716) bezogen und hiess seitdem das holländische Palais.

Der Bau (Fig. 447) bestand aus Erd-, Obergeschoss und Mansardendach und hatte nach dem tiefer liegenden Garten ein stattliches Kellergeschoss. Gegen Norden und Süden hatte es 17 Fenster oder 49 m Front bei 4 Fenster oder 17 m Tiefe. Eine Längswand theilte den ganzen Grundriss. In der Mitte befand sich ein grosses Vestibül, an das seitlich die dreiarmige Treppe sich legte. Diese Treppe hat sich unberührt erhalten. Die schlanken Pfeiler verbinden ansteigende Bogen, über den Stufen stehen barocke Balustren, noch ist in die Brüstung ein steiner- ner Handlauf eingefügt. Auch das Vestibül hat noch mit Bogen überspannte Pfeiler als Träger der Decke. Gegen Süden lag in der Mitte des Gebäudes ein Saal von 16 m Länge. Vor den Eckräumen waren Terrassen (Altane) angeordnet, von denen Treppen zum Garten herabführten. Das Ganze hatte durchaus das Wesen eines Landhauses. Der architektonische Aufbau war einfach. Gegen Norden standen im Mittelrisalit gekuppelte Pilaster, die auch am Dacherker sich erhoben. Auf diesem war eine Büste angebracht und auf den concaven Giebel-


594


Dresden (Stadt), Japanisches Palais.


anschwüngen liegende Gestalten. Die anstossenden zwei Fensterpaare waren durch eine Lisenenordnung in das System gezogen. An der Südseite waren die fünf Mittelfenster durch Piiaster herausgehoben. Am Portal tragen übereck gestellte Consolen einen Balcon. Ueber dem Mittelrisalit ein breiter Giebel, auf diesem liegende und als Akroterien stehende Figuren. Das Wappen des Grafen war an mehreren Stellen angebracht, r weiterungsbau.

1716 bezog Graf Flemming das Palais; 1717 kaufte es König August und Hess es erweitern. Nach einem Stich von Schmidt entwarf und zeichnete Pöppelmann diese Anlage, während de Bodt und Fäsch als die Meister des ersten Baues bezeichnet werden. Das ist schwerlich richtig, da de Bodt erst 1728 nach Dresden kam. Am 10. September 1719 feierte der König hier ein

Fest (vergl.Spon- sel, Seite 6 flg.), zu dem schon eine glänzende Decoration der Innenräume in Porzellan herge- stellt wurde. Da- mals schon trat der Gedanke auf, dem Palais durch diese Decoration ein besonderes Wesen zu geben. Die Zeichnungen für dieAufstellung sind von Lon- Palais aber unver-


Fig. 447. Holländisches Palais. Grundriss des Erdgeschosses.


guelune gefertigt, die Aussenarchitektur des erweiterten kennbar von Pöppelmann (jetzt in Niedersedlitz?).

Wir kennen diese aus Stichen und Darstellungen der Feste von 1719 und 1727 und aus dem in Fig. 448 dargestellten Grundrisse. Bemerkenswerth ist vor Allem die Gartenanlage mit ihrem reichen Terrassenbau gegen den tief liegenden Bowlinggreen zu, die Anordnung der Treppen, Balustraden u. s. w. Aus den Ansichten zeigt sich, dass in diesem Garten eine grosse Menge Statuen aufgestellt waren. So die Centauren des Corradini, die „Zeit" des Balestra und andere jetzt im Grossen Garten befindliche Werke mehr. Diese Statuen gingen also aus dem Besitz des Grafen Flemming in das Eigenthum des Königs über (vergl. S. 479). Nach einer Notiz bei Pöllnitz soll sie freilich der König von dem Nepoten des Papstes Clemens XI. (f 1721), dem Cardinal Albani, erkauft haben. An der Nordseite des Palais schloss den Hof ein schmiedeeisernes Gitter ab, auf dessen Thorpfeilern zwei Sphinxe ruhten. Diese trugen Kinder auf dem Eücken und spielten mit Kugeln.

as Japanische Palais.

1722 kaufte Flemming sechs Bürgerhäuser an der Meissner Gasse, um das


596


Dresden (Stadt), Japanisches Palais.


Anwesen zu vergrössern. Inzwischen war es nämlich durch Tausch mit dem Palais in der jetzigen Landhausstrasse wieder an Flemming zurückgegangen und zwar, wie es scheint, mit dem ganzen Inventar, zu dem bereits reiche Schätze an Porzellan gehörten. Die Planung beschäftigte sich nun mit dem Gedanken, die beiden Seitenflügel mit dem Hauptbau zu vereinigen.

Diese Pläne nahm der König seit 1726 auf, nachdem er sich zum zweiten Male in Besitz des Palais gesetzt hatte. Am 18. März 1727 entschied er sich von Warschau aus für einen Plan, der sich noch wesentlich von dem später ausgeführten unter- scheidet, indem er auf den Grundriss schreiben Hess: „Bei diesen letzten project vor das Altendrefsdner Haufs hat es Sein Bewenden und ist nach selben zu bauen." Vom 26. Juni 1725 liegen Pläne — alle in der Sammlung für Baukunst — vor, nach denen damals die Anlage einer in der Achse des Palais anzulegenden Prachtstrasse — die jetzige Königstrasse — geplant wurde. An deren Ende sollte sich ein Denkmal erheben. Vor dem Ausräumen des Holländischen Palais fand noch am 26 Juli 1727 ein grosses Abschiedsfest dort statt.

1728 wurden bedeutendere Mittel für den Bau zur Verfügung gestellt. Ab- gebrochen werden die beiden Seitenbauten und die Altane (Terrassen) der Süd- seite, umgeändert die Facaden des alten Hauptbaues, dessen Inneneintheilung jedoch im Wesentlichen die alte bleibt, neu hergestellt wurden die drei Flügel westlich, östlich und nördlich vor dem nun allseitig umschlossenen Hofe. 1730 wurde der Westflügel gedeckt, 1732 am „Avantcorps" gearbeitet, 1733 mit dem Kegierungsbeginn Friedrich Augusts II. lassen die Bewilligungen für den Bau erheblich nach, 1737 wurden noch die Hoffacaden „eingerichtet, d. h. mit termes (Oelzweigen? Hermen?) verziert".

Die Bauleitung hatte Pöppelmann bis zu seinem 1733 erfolgten Tode. Aus den in der Sammlung für Baukunst und im K. Landbauamt Dresden er- haltenen Plänen ergiebt sich jedoch, dass in der Planung mehr und mehr Longuelune in den Vordergrund tritt, der der bevorzugte Gehülfe des mit der Oberleitung im Bauwesen Sachsens betrauten Generals de Bodt war. Zu einer klaren Trennung dessen, was der eine Künstler und was der andere geschaffen, wird es schwerlich je kommen, zumal unverkennbar während des Bauens selbst noch im Grundriss Vieles geändert wurde. Die technischen Bauarbeiten führten aus: der Hofmaurermeister Christoph Schumann, der Hofsteinmetzmeister Johann Adam Hamm, der Hofzimmermeister Christian Berthold, der Hofbildhauer Johann Christian Kirchner u. A.

Baubesehreibung.

Das Palais bildet nun ein Rechteck von 74 : 75 m, jede Langseite ist durch Eck- und Mittelvorlage, jede Vorlage durch einen pavillonartigen Dachaufbau herausgehoben.

Die vordere Sehauseite (Fig. 449) zeichnet sich durch einfache Ruhe aus. Das Erdgeschoss mit Rundbogenfenstern, die beiden Obergeschosse im Stichbogen; die Wände durch einfaches Rahmenwerk gegliedert. Das Gesims ist ohne Con- solen oder Zahnschnitt; nur über den Achsenfenstern der Mittelrisalite im ersten Obergeschoss unterbrechen japanisirende Baldachine die ruhige Gleichförmigkeit.

Der mittlere Vorbau ist anscheinend später geändert worden. Auf alten Plänen sind die Kapitale der Säulen des Obergeschosses in derbem Barock ge-


Baubesclireibung


598


Dresden (Stadt), Japanisches Palais.


bildet und ist über diesem ein ßalcon angebracht, hinter dem erst sich eine Mansardenkuppel erhebt. Doch ist nicht ganz sicher, ob diese Pläne wirklich ausgeführt wurden. Ein Umbau dieses Bautheiles im Jahre 1784 hat die ur- sprünglichen Verhältnisse geändert. Die ganze Schauseite ist jederzeit als ein Werk de ßodts anerkannt worden.


Fig. 450. Japanisches Palais. Herme im Hofe.

Die Seitenfacaden sind etwas reicher. Hier finden sieb unter den Fenster- verdachungen Muscheln und feuerspeiende Drachen. Vor der Mitte liegt auf vier Consolenpaaren ein breiter Balcon. Reizvoll sind die Fratzen von Japanern auf den Consolen.

Die Rückseite gegen Süden und die Elbe (Tafel XXX) setzt die Architektur der Seitenfacaden fort, doch ist hier das Achsrisalit wieder hervorgehoben durch ein grosses Motiv. Ueber dem Hauptthor ein Japanerkopf als Schlussstein. Die


Inneres. Palaisgarten. Umbau von 1782. 599


Obergeschosse theilen zwei Pilaster und zweimal zwei Säulen mit reich durch- gebildeten Eococokapitälen. Ueber dem Mittelfenster ein Ovalmedaillon mit dem Relief bildniss Augusts II. Ein Orden am unteren Ende des Medaillons. Am Hauptgesims eine Kartusche mit dem Königswappen und der Krone. Nach Hasche schuf Zacharias Longuelune diese Facade.

Die nördliche Hoffacade ist von einfachster Gestaltung nach Art der Haupt- front. Die anderen drei zeigen im Erdgeschoss einen Umgang, den seitlich sechs, an der Südfront zwölf Hermen tragen. Diese sind als kolossale Japaner (Fig. 450) gebildet, in phantastischem Kostüm, vielfach mit spitzem Hut, offenem Gewand, so dass die fette Brust, der gedunsene Leib hervorschaut; nach unten allerhand Geräth, Musikinstrumente, Fächer und dergleichen. Zwischen den Hermen an den Schmalseiten Rundbogenöffnungen; über ihnen ein stark ver- knüpftes Gesims.

Die alten Pläne machen wahrscheinlich, dass ursprünglich der Umgang alle Hofseiten umgab und dass hier bei dem Umbau von 1784 Aenderungen vorge- nommen wurden. Als der Bildhauer dieser Arbeiten ist Johann Christian Kirchner anzusehen, der vorher am Zwinger thätig gewesen war. Eine ge- wisse Einwirkung von Johann Joachim Kändler auf diese Gestalten ist nicht ausgeschlossen. Es sind wohl dies die 1733 aufgestellten „termes", die aber zweifellos nicht das Werk nur dieses Jahres sind. Kirchner zeigt sich hier als ein Meister von ausgesprochener Eigenart. Der derbe Humor, die Vorliebe für naturalistische Muskulatur und stark unterlaufene Adern, die breite, flüchtige Behandlung des Gewandes, die starken Massen in der Composition sind bezeich- nend für ihn.

Das Achsmotiv an der südlichen Hoffacade (Tafel XXXI) ist einfacher als die der Aussenansicht. Zwei Japaner halten eine Kartusche mit dem Monogramm AR. An der Attika verzierte Postamente.

Das eigenartige Kupferdach ist wieder in Nachahmung japanischer Kunst als Mansarden mit eingeschwungenen Linien behandelt. Nur in der Achse kuppeiförmige Pavillons.

Eine Eigenthümlichkeit des Baues ist die Behandlung des Steinschnittes. Der Sandstein ist in mächtigen Scheiben im Wesentlichen zur Verblendung ver- wendet. Es wechselt feiner Schliff mit flott scharrirten Flächen. Die Behandlung des Steines zeigt überall ein besonders geschicktes Eingehen auf seine Eigenart. Merkwürdig sind auch die ne-

benstehenden Steinmetzzeichen, □ ÜH! H] B H DF QH

welche vom ersten Bau stam- . men, bei den 1783 ergänzten CB DJ .WD ED 10 HO WO Theilen aber fehlen. Uf=» r-m-i —

1875 wurde der Südflügel er- WQ 8D °«  ^

neuert, 1880 der östliche und £ A FA F? ^ AS O &+ 68 südliche. Leider ist dabei viel ^ ^

mit Cement gearbeitet worden 'NW fW OW W/T £W #.lW und wurden die Japanerhermen ^ im Hofe mit Oelfarbe bestrichen. . JP & nR


Td § 1 D ö AI  ?\


600


Dresden (Stadt), Japanisches Palais.


Das Innere.

Im Innern überrascht zunächst die klare Raumanordnung (Fig. 451). Eine Vor- halle von rund 9:48,5 m, deren Abschluss breite Oeffnungen bilden. Zu jeder Seite stehen zwei Japaner (Fig. 452) als Träger des Gebälks, riesige Sandsteingestalten, wohl zweifellos auch von der Hand Kirchners. Neben ihnen Nischen aus der zweiten Erbauungszeit. Zur alten Einrichtung gehört noch die stattliche drei- armige Treppe links, der ursprünglich eine solche an der rechten Seite entsprach.

Von der reichen Ausstattung des Innern hat sich nichts erhalten, es sei denn, dass die im Tharmzimmer des K. Schlosses von hier hinübergenommen sei. Ueber diese Ausstattung berichtet eingehend J. L. Sponsel a. a. 0.

Palaisgarten.

Der Palaisgarten behielt seine alte Eintheilung und seine geschnittenen Hecken in dem Theile zwischen Palais und Elbe. Seit Abbruch der an- stossenden Bastion ist er nach Westen in englischer Anlage erweitert worden. Noch ist die Bastion als Schneckenberg erhalten, zu dem eine halbkreis- förmige Appareille hin- aufführt. Auf der Höhe zwei Sandsteinvasen von breiter klassischer Form mit je zwei Satyr- fratzen. Diese, wie das hübsche Eisengitter gegen den Kaiser-Wilhelm-Platz gehören dem Anfang des 19. Jahrhunderts und der Zeit nach dem Abbruch des Weissen Thores, 1818,

Umbau von 1782.

Das Palais litt schwer im siebenjährigen Kriege, wo es als Speicher benutzt wurde. 1766 wurde von Johann August Gebhard der „Avantcorps" er- neuert, nicht, wie angegeben wird, neu errichtet. 1782 wurde auf des Grafen Marcolini Vorschlag der Bau für öffentliche Sammlungen, die Bibliothek und die Antiken, eingerichtet. Die Arbeiten leitete unter Christian Friedrich Exner der Baumeister Johann Gottfried Kuntsch, die Decoration der Säle stellte der Bildhauer Dorsch her. 1785 waren die Arbeiten vollendet, 1786 zog die Bibliothek in die Obergeschosse ein.

Die Neuerungen betrafen im Wesentlichen das Innere und jenen nördlichen Vorbau. Dieser scheint von vornherein eine nachträgliche Anfügung. Er steht mit dem Kernbau nicht in einheitlichem Steinverband. Im Untergeschoss zeigen sich hier über den Rundbogenthoren Chinesenköpfe und Palmen auf den Schluss-


Fig. 451. Japanisches Palais. Grundriss des Erdgeschosses.


an.


Japanisches Palais.


601


steinen. Im Obergeschoss seitlich Trophäen mit dem geflügelten Wappenschild, auf dem sich ein AE befindet; über der Achse das sächsische Kurwappen, un- verkennbar in den Formen der Zeit um 1785, daneben die Inschriften:

CONDIDERVNT | AVGVSTI | PRIMI | TRES. FR ID. AVGVST. EL. | INSTAVRAVIT | AVXIT ORNAVIT.

Auf dem Fries die Inschrift:

MVSEVM VSVI PVBLICO PATENS.

Im Giebel ein breites Eelief: eine weibliche Gestalt thront über einigen Stufen unter Palmen, zu ihrer Linken naht die Saxonia mit vielen Begleitern, die Porzellange- fässe herantragen. Im Zwickel ein liegender Flussgott. Zu ihrer ßechten erscheinen knieende Japaner mit ihrem Gefolge, gleichfalls Gefässe herbeitragend. Schiffe und eine Flussgöttin im Zwickel.

Diese Arbeit, ebenso wie die Ausbildung der Kapitale der beiden Eckpilaster und der sechs compositen Säulen gehören wieder der Exner'schen Zeit an; die Skulpturen dürften auf Dorsch zurückgehen. Dagegen sind die frei- stehenden Eckfiguren, links eine Orientalin mit Turban und Reiherstutz, rechts eine Minerva, Arbeiten der älteren Barockschule. Namentlich die letztere ist von wirkungsvollem Umriss.

Die Umgestaltung des Innern war eine ausserordentlich tiefgreifende. In den Sälen des Hauptgeschosses und des Obergeschosses erin- nert nichts mehr an die alte Glanzzeit des Baues, nur die Thüren und hier und da das Parquet dürften der älteren Zeit angehören. Ueber den Thüren finden sich vielfach ovale Medaillons mit Beliefbildnissen, wie es scheint, klassischer Schriftsteller; mässige Arbeiten, wohl von Dorsch. Seitlich umgeben sie Gehänge und Zweige. Im zweiten Obergeschoss treten an ihre Stelle gemalte klassische Vasen mit Blatt- gerank, an anderen Stellen einfache Blattge- hänge. Der Hauptsaal des ersten Obergeschosses an der Gartenseite ist" durch toscanische, in farbigem Marmorstuck hergestellte Säulen in fünf Abtheilungen getrennt. Die Büchergestelle sind von weichem Holze, mit Leimfarben in Weiss und Grün gemalt, von schlichter Behandlung.

Hervorzuheben sind nur die Hausthore. Sie sind leicht in Eiche ge- schnitzt, haben Beschläge in Messing, deren stilistische Behandlung gleichfalls auf die Erneuerung von 1784 hinweist.

Ausstattung.

Im Erdgeschoss hat Gottfried Semper kurz nach seiner Ankunft in xxiii. 2 (40)


Fig. 452. Japanisches Palais. Figur in der Vorhalle.


602


Dresden (Stadt), Japanisches Palais.


Dresden (1834) das Antikenkabinet eingerichtet. Er versah dabei die Säle mit seitlichem Oberlicht. Nach Uebersiedelung des Kabinets in das Albertinum wurden die Räume der Bibliothek zugewiesen. Das Vestibül ist unter Otto Wanckel in Barockformen ausgestaltet worden.

Erhaltene Eeste.

An alten Ausstattungsstücken hat sich nur wenig erhalten.

Zwei Tische, in Holz geschnitzt, über Gipsanstrich fein vergoldet, mit geraden Füssen, consolenartig geschwungenen Stegen, bedeckt mit einer schweren, 78  : 156 cm messenden Platte in Gipsmarmor; einer eine roth und weisse Stein- druse nachahmend, der andere in jaspisartiger Behandlung.

Diese schönen Stücke gehören der Zeit um 1720 — 30 an. Gleiche erhielten sich im K. Schlosse. Vielleicht stammen auch diese aus der alten Einrichtung des Japanischen Palais.

Tische mit schwerer Platte in Gipsmarmor, auf einem klassicistischen Gestelle von weichem, mit Leimfarbe gestrichenem Holze. Hübsche, wenngleich mit billigen Mitteln geschaffene Arbeiten aus der ursprünglichen Bibliothekseinrichtung.

Gipsbüsten in grosser Anzahl, meist bronzirt, sowie Vasen nach Art der antiken, mit antikisirender Vasenmalerei, sind auf den Schränken aufgestellt. Die Büsten sind zumeist Abgüsse aus dem Mengsmuseum.

Bildniss der Elise Gräfin von der Recke, f 1833.

Auf Leinwand, in Oel, oval, 44  : 35 cm messend. Von Anton Gr äff.

Tn gepudertem, mit einem Schleier theilweise bedeckten Haar, nach rechts blickend. Der ausserordentlich zarte Ton des Bildes und die geistvolle Auffass- ung der Persönlichkeit machen das Bild zu einer der feinsten Schöpfungen des Meisters. Bei Muther, Anton Graff, nicht erwähnt.

Bildniss des Oberbibliothekars Adelung, f 1806.

Auf Leinwand, in Oel, 69  : 55 cm messend.

Kopf nach links gewendet, mit gepudertem Haar und seitlichen Locken, in schwarzem Rock und weisser Binde, die Linke in den Rock verborgen. Hell- brauner Hintergrund. Vergl. Muther, Anton Graff, S. 87.

Bildniss angeblich des bekannten Köhlers Triller.

Auf Leinwand, in Oel, oval, 37  : 55 cm messend.

Schöner kräftiger Manneskopf mit kleinem Bärtchen vor kräftig gemalter Luft. Das Bild erinnert an die Kunstart Botts Childs und dürfte gegen Ende des 17. Jahrh. entstanden sein. Es ist in den Rahmen eingenagelt.

Ebenso drei weitere Bildnisse, zwei Frauen und ein bärtiger Mann, an- geblich Sohn, Frau und Schwiegertochter Trillers. Schwache, vielfach übermalte Arbeiten gleicher Zeit. Man gewinnt den Eindruck, als seien die Bilder aus grösserer Leinwand herausgeschnitten und den um 1780 entstandenen Rahmen eingepasst worden.

Eine Statue, welche vielleicht einst in den Palaisgarten gehörte, steht im benachbarten Grundstück des Ministers von Nostitz -Wallwitz. Ceres, über- lebensgross, Sandstein, im Gewände Blumen tragend. Auf einem Postament. Arbeit aus der Zeit um 1780.

Zahlreiche Pläne des Palais erhielten sich im Archiv des K. Landbauamtes, des Oberhofmarschallamtes und in der Sammlung für Baukunst.