Kurs:Fachdidaktik Informatik/Anfangsunterricht
Begriffserklärung
[Bearbeiten]Unterscheidung zum AU in der Grundschule
[Bearbeiten]In erster Linie wird unter Anfangsunterricht der erste Unterricht in der Grundschule verstanden. Je nach Definition[1] sind dies also die ersten Wochen oder ersten Jahre eines Schulkindes. Da jedoch in diesen Jahrgangsstufen noch nicht an Informatikunterricht zu denken ist, wie später klar wird, bezieht sich der Begriff des Anfangsunterrichts in der Informatik auf den ersten Informatikunterricht in einer höheren JGSt. Daher kann dieser auch nicht mit dem Anfangsunterricht in der Grundschule verglichen werden und muss von solchem unterschieden werden. Je nach Definition sind also die erste Unterrichtseinheit, die ersten Wochen oder das erste Jahr im Schulfach Informatik gemeint. Im Folgenden wird vom Anfangsunterricht als Unterrichtseinheit ausgegangen.
Abgrenzung zur ITG
[Bearbeiten]Die Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK 1987) beschrieb die informations- und kommunikationstechnische Grundbildung (ITG) unter anderem mit den Aufgaben, Grundbegriffe, Möglichkeiten und Handhabung von Computersystemen zu vermitteln.[2] Daher kann dies mit Informatikunterricht stark überschneiden und gerade der AU muss hier klar getrennt werden. In Modellen[2] wird die ITG oft in andere Fächer integriert und über Projekte oder Lernphasen vermittelt. So kann im Informatikunterricht selbst, welcher erst in höheren JGSt beginnt, davon ausgegangen werden, dass ein gewisses Maß der Grundbildung bereits vermittelt wurde.
Ziele des AU
[Bearbeiten]Einführung in das Fach
[Bearbeiten]Unter den Zielen, die im Anfangsunterricht verfolgt werden sollten, ist die Einführung in das Fach Informatik das mitunter Wichtigste. Nach Schubert und Schwill soll "[...] ein reduziertes, aber unverfälschtes und abgerundetes Bild der Informatik vermittel[t]" [3] werden. Die Schülerinnen und Schüler bekommen dadurch die Eigenarten des Fachs vermittelt, sodass sie sich daran für den weiteren Informatikunterricht orientieren können. Dies hilft denjenigen, die vor der Entscheidung stehen das Fach später als Wahlpflichtfach oder in der Sekundarstufe II zu wählen.[2] Es werden also die Erwartungen der Schülerinnen und Schüler an das Fach größtenteils im Anfangsunterricht geprägt. Durch dessen Wichtigkeit ordnen Schubert und Schwill dem Anfangsunterricht eine "Schlüsselstellung" zu.[2]
Übersicht und Motivation
[Bearbeiten]Neben der Einführung ist es auch wichtig, eine Übersicht über den gesamten Informatikunterricht zu geben. Dies dient zur Abrundung des oben genannten Bildes vom Informatikunterricht, da dieser auch themenspezifische Eigenarten haben kann. Diese werden nicht umbedingt bei jedem Zugang kenntlich und sollten daher angemerkt werden.
Nach Hubwieser ist "Motivierung das vordringlichste Ziel didaktischen Handelns" [4] und hat mit den Erwartungen der Schülerinnen und Schüler zu tun.[5] Folglich hängt die Motivierbarkeit in der Unterrichtseinheit selbst und in zukünftigen Einheiten vom Anfangsunterricht und die durch ihn gerpägten Erwartungen ab. Es führt also alles auf die Einführung in das Fach und die Vermittlung eines unverfälschten Bildes zurück, weshalb diese so bedeutend sind.
Probleme
[Bearbeiten]Neben dem bereits genannten Problem der Abgrenzung zur ITG, die gerade in unteren Jahrgangsstufen schwer fällt[6], weist der Anfangsunterricht noch weitere Probleme auf. Da es sich um die erste Zeit in einem neuen Fach handelt sind Schülerinnen und Schüler, sowie die Lehrkraft zunächst in einer Phase des Kennenlernens und Zurechtfindens. So zeigen sich zum ersten mal die fachspezifischen Probleme und es gilt für den/der Schüler(in) den Umgang damit zu lernen und für die Lehrkraft die individuellen Probleme festzustellen. Das deutlichste Problem im Informatikunterricht ist die Inhomogenität, die in einer Klasse herrscht. Schubert und Schwill haben folgende Eigenschaften von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Vorkenntnissen genannt:[7]
- mit Vorkenntnissen
- interessieren sich für vertiefendes Wissen
- leiden an Selbstüberschätzung
- es mangelt oft an Kooperationsbereitschaft
- ohne Vorkenntnisse
- haben meist nur Interesse am Umgang mit dem PC (ITG)
- sind teilweise ganz ohne Vorkenntnisse (AU in unteren JGSt ohne ITG)
Um jedes Individuum einer inhomogenen Klasse in den Informatikunterricht einzubringen ist die Lehrkraft stark gefordert. Auch nimmt die Inhomogenität in höheren Jahrgangsstufen zu, da die Informatikinteressierten ihr Wissen weiter vertiefen, während das Wissen anderer auf das in der ITG erworbene begrenzt bleibt.
Ab welcher JGSt
[Bearbeiten]Entwicklung des AU
[Bearbeiten]Bei der Recherche fiel auf, dass es eine klare Entwicklung des Themas Anfangsunterricht gab. So sieht man in dem Gesamtverzeichnis der vom LOG IN Verlag veröffentlichten Hefte, dass die Jahrgangsstufen, für die Anfangsunterricht angesetzt wurde, niedriger wurden, vor allem, da früher nur in der Sekundarstufe II Informatikunterricht stattfand.
Nach aktuellen Lehrplänen
[Bearbeiten]Nach den aktuellen Lehrplänen findet der Informatikunterricht bereits in der Sekundarstufe I in den Bundesländern Bayern, Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen.[8] In den meisten Fällen wird Informatik als Wahlpflichtfach angeboten und nur selten steht es als Pflichtveranstaltung in den Plänen. Größtenteils wird das Fach Schulformunabhängig angeboten, selten nur in Gymnasien.
Modelle und Problematik
[Bearbeiten]Hubwieser hat Vorschläge für Gymnasien, Haupt- und Realschulen verfasst, die übergreifend einen Informatikunterricht ab der 6. Jahrgangsstufe beinhalten. Dort findet zunächst aber auch viel ITG statt. Allerdings zieht sich nach seinem Modell der Unterricht bis Ende der Sekundarstufe I bzw. im Gymnasium bis Ende der Sekundarstufe II durch.[9] Hubwieser schreibt auch, dass gerade bei der Informatik die Vermittelbarkeit eine große Rolle spielt, da das Lernniveau der Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I bei abstrakte Themen schnell überschritten werden kann.[10] Auch problematisch sieht er die Rahmenbedingungen in der ersten Sekundarstufe - besonders die unteren Jahrgangsstufen - da hier auch andere Unterrichtsfächer, wie Mathematik, Deutsch, etc., eine wichtige Bedeutung für die Schülerinnen und Schüler darstellen. Es muss also darauf geachtet werden, dass es zu keiner "Stoffüberfrachtung" [11] komme, da auch durch andere Fächer einen hoher "Stoffdruck" [11] herrsche.
Die Gesellschaft für Informatik hat 2008 ein Konzept veröffentlicht, welches Bildungsstandards für eine von Informatikern als sinnvoll erachtete, informatische Bildung beinhaltet. Mit diesem Konzept haben sich Schubert und Schwill befasst und Zugänge zum Informatikunterricht ausgearbeitet, die sich für den Anfangsunterricht eignen.[12] (siehe unten)
Es existieren auch Modelle, die von einzelnen Schulen entwickelt und angewandt werden. So hat das staatlich anerkannte, europäische Gymnasium Waldenburg ein eigenes "Schul- und Übungsbuch Informatik" verfasst, welches einen Informatikunterricht ab der 5. Jahrgangsstufe vorsieht. Um dies zu ermöglichen wurde "[b]ei den [...] zusammengestellten Themen [...] oft die sachliche Exaktheit und Tiefe vernachlässigt, ein Mittel der didaktischen Reduktion [...]".[13] Dieses Konzept findet in der Schule seit 1994 anwendung und im Buch werden Lehrkräfte und Schulen ermutigt, dieses Konzept aufzugreifen und ebenfalls zu verfolgen. (Vgl. [13])
Tendenz für Zukunft
[Bearbeiten]Obwohl die vergangene Tendez zu immer jüngeren Jahrgangsstufen ging, in der Informatikunterricht stattfindet, lässt sich diese nur begrenzt auf die Zukunft schließen. Der nächste größere Schritt wäre Informatikunterricht in der Primarstufe. Dort fielen allerdings bereits angeschnittene Probleme - fehlende Abstraktionsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler, starke didaktische Reduktion, etc. - stark auf. Schubert und Schwill greifen die Primarstufe auch auf und weist auf Vorschläge über einen fächerübergreifenden Informatikunterricht in Grundschulen hin.[14]
Inhalte des AU
[Bearbeiten]Themenauswahl
[Bearbeiten]- Anforderung an die Themen im AU (Didaktik der Informatk Schubert/Schwill S.288unten)
- Real- Hauptschule (Didaktik der Informatik Hubwieser S.106f)
- Nach Kriterien (Spannnagel, Wichtigkeit)
Zugänge
[Bearbeiten]- Programmiersprachlicher Zugang (Didaktik der Informatk Schubert/Schwill S.289)
- Programmiersprachen (Didaktik der Informatik Hubwieser S.74)
- Systemanalytischer Zugang (Didaktik der Informatk Schubert/Schwill S.291)
- Office/Dokumente (Didaktik der Informatik Hubwieser S.99)
- Lernumgebungs Zugang (Didaktik der Informatk Schubert/Schwill S.293)
Quellen- / Literaturhinweise
[Bearbeiten]Begriffe und Abkürzungen
[Bearbeiten]AU | - Anfangsunterricht |
ITG | - informations- und kommunikationstechnische Grundbildung |
JGSt | - Jahrgangsstufe |
GI | - Gesellschaft für Informatik e.V. |
BLK | - Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung |
Literatur
[Bearbeiten]- Schubert, S. / Schwill, A. (2011) Didaktik der Informatik (2. Aufl.) Heidelberg: Spektrum
- Hubwieser, P. (2003) Didaktik der Informatik: Grundlagen, Konzepte, Beispiele (2. Aufl.) Berlin: Springer
- Calov, E. (2007) Schul- und Übungsbuch Informatik (2. Aufl.) Verlag: Books on Demand GmbH
Referenzen
[Bearbeiten]- ↑ Vgl. Wikipedia: Anfangsunterricht Version vom 8. Okt. 2012
- ↑ a b c d Vgl. Schubert/Schwill S. 28 ff
- ↑ Schubert/Schwill S. 288 oben
- ↑ Hubwieser S. 15
- ↑ Vgl. Hubwieser S. 16
- ↑ Vgl. Hubwieser S. 111 unten
- ↑ Vgl. Schubert/Schwill S. 287
- ↑ Vgl. Richtlinien und Lehrpläne für Informatik Version vom 15. Dez. 2012
- ↑ Vgl. Hubwieser S. 98, 106 f
- ↑ Vgl. Hubwieser S. 84 unten
- ↑ a b Hubwieser S. 97 unten
- ↑ Vgl. Schubert/Schwill S. 288 ff
- ↑ a b Schul- und Übungsbuch Informatik - Vorwort unten
- ↑ Vgl. Schubert/Schwill S. 30