a) Matrizen als Vektorraum (zur Wiederholung)
Neben den elementaren Zeilenoperationen sind die folgenden Operationen naheliegend:
- Addition von Matrizen mit gleichem Typ:
- .
- Skalare Multiplikation einer Matrix mit einer Konstanten:
- .
Mit diesen Operationen wird die Menge zu einen K-Vektorraum.
Testfrage: Welche Dimension hat dieser Vektorraum?
Eine weitere (einstellige) Operation:
- Transposition einer Matrizen:
- .
Dabei werden die Spalten und Zeilen miteinander vertauscht.
Regeln: und , d.h. ist linear (und bjektiv), also ein Isomorphismus der Vektorräume.
b) Unterräume assoziiert zu einer Matrix
Einer Matrix ordnen wir drei Unterräume zu:
- - Zeilenvektorraum, erzeugt von den Zeilenvektoren von ,
- - Spaltenvektorraum, erzeugt von den Spaltenvektoren von ,
- - Lösungsraum des zu zugehörigen linearen Gleichungssystems.
Bemerkung: Der Zeilenraum einer Matrix ist unter Zeilenoperationen (also beim Gauß-Algorithmus) invariant.
Aus den Sätzen 1.10 und 2.8 erhalten wir:
- .
Nur für den Körper der reellen Zahlen (oder dessen Unterkörper wie ) gilt die folgende Aussage:
- Sei , dann ist , insbesondere sind und komplementär.
Wir können nun eine vom Gauß-Algorithmus unabhängige Charakterisierung des Ranges geben.
- Der Rang einer Matrix ist die maximale Zahl linear unabhängiger Zeilen (bzw. Spalten) einer Matrix, d.h. .
Die Multiplikation von Matrizen kann auf die Verknüpfung linearer Abbildungen zurückgeführt werden.
Idee: Seien und zwei Matrizen, dann liefert die Verknüpfung eine lineare Abbildung , die gerade vom Produkt der Matrizen induziert sein soll, d.h. die Produktmatrix wird durch die Gleichung eingeführt.
- Das Produkt zweier Matrizen und ist definiert, falls Spaltenzahl von A gleich Zeilenzahl von B (also ) und ergibt eine Matrix vom Typ Zeilenzahl(A) Spaltenzahl(B): .
Das Produkt von Matrizen induziert Abbildungen .
Sofern die Produkte definiert sind gelten folgende Regeln:
- a) ,
- b) ,
- c) ,
- d) ,
- e) ,
- f) , wobei und die (n, n)-Matrix aus den n Einheitsvektoren.
Achtung: Auch für quadratische Matrizen ist das Produkt in der Regel nicht kommutativ.
Vereinfachte Schreibweisen:
- a) Ein lineares Gleichungssystem mit erweiterter Koeffizientenmatrix
- b) Die einer Matrix A zugeordnete lineare Abbildung .
- c)
- d)
- e)
Üblicherweise wird der Punkt bei der Matrixmultiplikation weggelassen.
Im folgenden Abschnitt werden ausschließlich quadratischen Matrizen betrachtet: . Hier ist die Multiplikation unbeschränkt ausführbar. Wir fragen nach der Existenz einer zu inversen Matrix, d.h. nach einer Lösung der Matrixgleichung .
- Die Matrixgleichung , , ist lösbar gdw. . Ist die Gleichung lösbar, dann ist die Lösung eindeutig.
Die eindeutige Lösung bezeichnen wir mit , die Inverse von . Quadratische Matrizen mit maximalem Rang nennen wir regulär. Die Menge aller regulären Matrizen bezeichnen wir mit .
- Eine Matrix heißt regulär, wenn .
Rechenregeln:
- Seien , dann sind und ebenfalls regulär und es gilt:
- und .
Testfragen:
- Wie sieht die reduzierte Zeilen-Stufenform einer regulären Matrix aus?
- Welchen Rang hat ? (Begründung?)
Rechenverfahren: Bestimmung der Inversen
- Überführe in die reduzierte Zeile-Stufenform. Resultat: .
Bemerkungen: Die Menge aller regulären Matrizen bildet eine Gruppe, die lineare Gruppe. Wir führen den Gruppenbegriff erst später ein, hier bedeutet dies: Das Produkt zweier regulärer Matrizen ist wieder regulär und ebenso ihre Inverse. Bezeichnung: .
Die elementaren Zeilen- (bzw. Spalten-) operationen werden durch Multiplikation mit den sogenannten Elementarmatrizen induziert.
- Die Anwendung einer elementaren Zeilenoperation , oder auf die Einheitsmatrix ergibt eine zugehörige Elementarmatrix, die wir entsprechend der Elementaroperation mit , bzw. bezeichnen.
- Sei eine der elementaren Zeilenoperationen , , und die zugehörige Elementarmatrix, dann gilt: .
Bemerkungen:
Für eine analoge Spaltenoperation gilt: , wobei die Transponierte von ist.
- a) Jede reguläre Matrix ist Produkt von Elementarmatrizen.
- b) Ist ein Folge elementarer Zeilenoperationen, dann existiert eine Matrix mit .
- c) Ist eine Folge elementarer Spaltenoperationen, dann existiert eine Matrix mit .
- d) Zu jeder Matrix , , gibt es Matrizen und mit
- .
- Jede Basis eines Vektorraumes induziert durch die Zuordnung einen Koordinatenisomorphismus . Hierbei heißt das n-Tupel Koordinaten von x bzgl. B und ergibt sich aus den Koeffizienten der eindeutigen Darstellung von x als Linearkombination von B: , .
- Für die Umrechnung von Koordinaten gilt: Sind und zwei Basen von , so ist , wobei die Transformationmatrix die Matrix zur Abbildung ist.
- Die Matrixdarstellung einer linearen Abbildung bzgl. einer Basis von und einer Basis von ist die zu gehörige Matrix, .
Die Matrixdarstellung lässt sich am einfachsten mit einem Diagramm von Abbildungen erklären.
Die Matrix wird wie folgt aufgestellt: Die Spalten ergeben sich aus den Koordinaten bzgl. der Bilder der Basisvektoren von , abgekürzt . Die Umrechnung der Darstellungen bzgl. verschiedener Basen kann man sich an entsprechenden Abbildungsdiagrammmen verdeutlichen.
- Es gelten die folgenden Transformationsformeln, dabei sind , Basen von , sowie und Basen von und eine lineare Abbildung:
- (1)
- (2)
- (3)
Bemerkung:
Ist eine Basis von und bezeichne ebenfalls die Matrix, deren Spalten aus den Vektoren der Basis gebildet werden, so gilt: , bezeichne die kanonische Basis .