Kurs:Problemlösung und Entscheidungsfindung/Grundmodell

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Andreas Müller
Wolfgang Eberle
Thomas Kurz

Das Grundmodell der Entscheidungstheorie[Bearbeiten]

Das Grundmodell stellt den Versuch dar, unabhängig von der Besonderheit des einzelnen Entscheidungsproblems alle Entscheidungstatbestände prinzipiell auf eine gemeinsame Grundstruktur zurückzuführen [1]. Die Beschreibung und Untersuchung konkreter Alternativen von bestimmten betrieblichen Entscheidungsproblemen ist nicht die Aufgabe der Entscheidungstheorie, sondern der jeweiligen betrieswirtschaftlichen Fachgebiete. Die Entscheidungstheorie muß sich jedoch mit den Erscheinungsformen von Alternativen, mit ihren Erfassungsmöglichkeiten für die Modellformulierung und Problemlösung und den Zusammenhängen von Alternativenbeschreibungen und Problemlösung auseinandersetzen[2].

Stufen der Entscheidungsfindung[Bearbeiten]

Jede Entscheidungsfindung kann grundsätzlich in 4 Stufen aufgeteilt werden:

  • Problemformulierung, d.h. Beschreibung des gewünschten und realistischer weise erreichbaren Zustands (Anspruchsniveau)
  • Ermittlung und Bewertung der zur Problemlösung geeigneten Handlungsalternativen und der durch das Umfeld gegebenen Beschränkungen
  • Wahl der besten Handlungsalternative (Lösung des Entscheidungsproblems)
  • Durchführung der gewählten Handlungsalternative [1].

Problemformulierung[Bearbeiten]

Ein Entscheidungsprozess wird durch Wahrnehmung von einer Sollzustandsabweichung ausgelöst. Dies kann z.B. sein, eine Reduktion der Machinenkapazität oder eine erhöhte Fluktuation im Unternehmen. Eine solche Abweichung führt oft zu einer automatischen (vorläufigen) Formulierung. Es gibt aber auch Problemstellungen bei denen langwierige Analysen notwendig sind. Die Art und Weise wie die Probleme beschrieben werden, variert ebenfalls, dies ist eine Frage der Zwecksmäßigkeit. Die Ausführung der Problemformulierung ist also ebenfalls ein Problem der Entscheidungsfindung [3].

Entscheidungsziele[Bearbeiten]

Ein Teilbereich der Problemformulierung ist es, die Ziele des Entscheidungsprozesses zu definieren. Ziele werden aus individuellen Wertforstellungen abgeleitet. Das Ziel gibt jedoch auch an welche Konsequenzen als Kriterium der Entscheidung herangezogen werden. In der Theorie geht man in der Regel von einer einzigen Zielfunktion aus, da in diesem Fall ein eindeutiges Lösungsverfahren entwickelt werden kann. Dies ist in der Realität jedoch kaum der Fall. Meist gibt es mehrere Ziele die angestrebt werden. Diese können zueinander komplementär, konfliktär (konkurrierend) oder indifferent (neutral)zueinander stehen. Dadurch entstehen drei Möglichkeiten die einzelnen Ziele zu behandeln:

  • Es wird nur das wichtigste Ziel berücksichtigt, alle anderen werden vernachlässigt
  • Die Entscheidung wird hinsichtlich des wichtigsten Ziels optimiert, für weniger wichtige Ziele werden nur Mindestniveaus vorgegeben.
  • Es wird eine Gewichtung der Ziele vorgenommen. Dabei werden höher gewichtete Ziele mehr brücksichtigt als andere.

In mathematischen Entscheidungsmodellen wird meist die erst Möglichkeit realisiet (das wichtigste Ziel), um die Rechnung zu vereinfachen. Ein Beispiel dafür ist die Gewinnmaximierung bei Unternehmen. Hier werden andere Aspekte wie Sicherheit, Umweltschutz, Freizeit usw. vernachlässigt [1].

Erforschung der Handlungsalternativen[Bearbeiten]

In weiterer Folge, um den Ist-Zustand in den Soll-Zustand zu versetzten, müssen nun mögliche Handlungsalternativen in Betracht gezogen werden. Es stellt sich die Frage, welche Maßnahmen sind überhaupt möglich und welche sind dazu geeignet, den Soll-Zustand herzustellen. Diese Aufgabe besteht im Wesentlichen aus folgenden Teilproblemen:

  1. Ermittlung aller Alternativen (im Allgemeinen gibt es mehr als eine Möglichkeit)
  2. Ausarbeitung der Restriktionen und Bedingungen, die der Lösung ensprechen muss. Dies kann den Entscheidungsprozess auch beschleunigen, falls nur noch eine Alternative möglich ist.
  3. Abschätzung der jeweiligen Konsequenzen, jede Handlungsalternative muss auf seine Auswirkungen untersucht werden [3].

Wahl der Handlungsalternative[Bearbeiten]

Anschließend wird die Handlungsalternative ausgewählt, welche am nächsten zur Zielvorstellung führt.

Durchführung[Bearbeiten]

Abschließend wird die Entscheidung durchgeführt. Jede Entscheidung bringt Konsequenzen mit sich welche dem Entscheidungsträger bewusst sein müssen. In dieser Phase können aber wieder neue Entscheidungsprobleme entstehen, da bei der Auswahl der Handlungsalternative, meist noch nicht alle Details bekannt sind [3].

Graphische Darstellung[Bearbeiten]

Hier soll nochmal der Aufbau des logischen Grundmodells schematisch dargestellt und zusammengefasst werden:

das logische Grundmodul

Zusammengefasst kann das Bild wie folgt interpretiert werden:[4]

  1. Es wird zuerst ein Abgleich von SOLL und IST Zustand durchgeführt um überhaupt ein Ziel zu definieren.
  2. Danach wird der Ausgangszustand analysiert und die sich daraus ergebenden Alternativen zur Erreichung des SOLL Zustandes werden ebenfalls ausformuliert.
  3. Schlussendlich wird unter Betrachtung sich jeweils ergebenden Konsequenzen eine Entscheidung getroffen für eine bestimmte Entscheidung.


Entscheidungsmatrix[Bearbeiten]

Eine weit verbreitete und einfache Methode um zur besten Entscheidung zu gelangen, ist die sogenannte Entscheidungsmatrix. Die Vorspalte enthält die möglichen Handlungsalternativen. In der Kopfspalte werden die möglichen Umwelteinflüsse, ihre Eintrittswarscheinlichkeit und die dazugehörige Zilgröße eingetragen. Im sogenannten Ergebnisbereich (E11 - E44) werden dann die einzelnen Ergebnisse dargestellt (z.B. E23 ist das Ergebnis der Alternative 2 und dem Umwelteinfluss 3).

Entscheidungsmatrix
Umwelt U1 U2 U3 U4
Warscheinlichkeit W1 W2 W3 W4
Zielgröße Zg1 Zg2 Zg3 Zg4
Alternative 1 E11 E12 E13 E14
Alternative 2 E21 E22 E23 E24
Alternative 3 E31 E32 E33 E34
Alternative 4 E41 E42 E43 E44

In der Praxis sind die Anzahl der Handlungsalternativen und Umwelteinflüsse oft sehr hoch. Somit ist die Entscheidungsmatrix von Hand kaum bewältigbar. Um das Ganze wieder handhabbar zu machen können Alternativen sowie Umwelteinflüsse vernachlässigt werden. Dies bringt aber das Risiko mit sich, schlechte Entscheidungen zu treffen. Als Alternative zur Entscheidungsmatrix des Grundmodells gibt es in der Literatur noch weitere Modelle, die meist einen mathematischen Hintergrund haben. Auch wenn bei komplexen Aufgabenstellungen die Entscheidungsmatrix zur Lösungsfindung zu Aufwendig ist, kann sie trotzdem sehr hilfreich sein um die Problemstellung zu formulieren und eine Grundstruktur schaffen [5].



Quellen[Bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 https://www.uni-hohenheim.de/i410a/skriptal/etheorie.html
  2. Kahle, Egbert (2001): Betriebliche Entscheidungen. Lehrbuch zur Einführung in die betriebswirtschaftliche Entscheidungstheorie. 6. Auflage. München-Wien:Oldenbourg; S. 39
  3. 3,0 3,1 3,2 Laux, Helmut; Liermann Felix (2005): Grundlagen der Organisation. Die Steuerung von Entscheidungen als Grundproblem der Betriebswirtschaftslehre. 6. Auflage. Berlin-Heidelberg-New York: Springer; S. 33-34
  4. Brauchlin, Emil (1990): Problemlösungs- und Entscheidungsmethodik . Eine Einführung. 3. Aufl. Bern: Haupt; S. 45 - 50
  5. Laux, Helmut; Liermann Felix (2005): Grundlagen der Organisation. Die Steuerung von Entscheidungen als Grundproblem der Betriebswirtschaftslehre. 6. Auflage. Berlin-Heidelberg-New York: Springer; S. 45-46