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Kurs:Schloß Dresden/Stallhof

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Der Stallhof.

1. Der Kurfürstliche Stall.

Baugeschichte.

Die Stelle, an der der Stallhof, das heutige Johanneum und die Gewehr- galerie, errichtet wurden, wurde frei durch den Umbau der Festungswerke seit der Zeit des Herzogs Heinrich des Frommen und des Kurfürsten Moritz. Er steht im Zwinger der alten Befestigungslinie derart, dass der westliche Theil noch heute gebildet wird aus den beiden alten Stadtmauern, wie sie an das Georgenthor sich anschlössen.

Vor dem Neubau des jetzigen Johanneums, an dessen Stelle schon 1556 ein „ neuer Stall am Jüdenhof" genannt wurde, mussten 1586 25 kleine Häuser zu- meist von Hofhandwerkern erworben werden. Die Bauleitung unterstand dem Stallmeister Nickel von Miltitz und dem Zeug- und Baumeister Paul Buchner, von dem auch der Entwurf stammt. Anfangs suchte Carlo Tetti (f 1589), seit 1581 der Lehrer des Kurfürsten Christian I. im Festungsbauwesen, Einfluss zu erlangen, doch blieb Buchners Plan dauernd die Eichtschnur der ganzen Anlage. Dieser Plan hat sich im Original erhalten (Tafel XIII).

Am 5. Juni 1586 erfolgte die Grundsteinlegung am Hauptbau, der im Wesent- lichen im Jahre 1588 vollendet wurde. Am 5. August 1587 bestimmte der Kur-


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Dresden (Stadt), Stallhof, Kurfürstlicher Stall.


fürst, nur über eines der grossen Stallthore solle ein „Carmen" kommen. Am 1. December 1588 schickt Buchner Muster und Anschläge über das Ganggebäude (den langen Gang) an den Kurfürsten, dem die Muster gefielen, der Anschlag aber zu hoch war. Die Ausgaben betrugen

1586: 24,748 fl. 5 Gr. 11 Pf.,

1587: 60,227 „ 12 „ i/ 2 „

158 8: 45,722 „ 4 „ - „ 130,698 fl. — Gr. llV 2 Pf-

Am Bau hat Hans Irmisch, wenigstens anfangs, als Bauleitender Antheil. Die Bildhauerarbeiten fertigte Andreas Walter, die Steinmetzarbeiten fertigte Bartell Spatt, die vier Decken (wohl der Fürstenzimmer) der Tischler Hiero- nimus Fleischer, die Malereien im Innern des Langen Ganges im Wesent- lichen 1589 Heinrich Göding, dem Friedrich Brecht die Muster und Abrisse der Oontrefacten lieferte, während Andreas Walter auch hier die Bildhauerarbeiten fertigte. Göding malte auch auf Tücher Invention es unter den langen Gang neben der Eennbahn. Schon 1587 waren für die Gemälde an den Aussenseiten des Stalles 1388 fl. ausgegeben worden. Hergestellt wurden sie, wie es scheint, von dem Maler Treuding.

1589 wurde aus Leipzig der Bildschnitzer Hans Flandereisen nach Dres- den berufen. Dieser, sowie Christoph Mauermann, Cornelius Beissel und Thomas Gressel (bis 19. Januar 1590), endlich Valten Silbermann (1593) schnitzten die Pferde in die Eüstkammer, welche die Eüstungen und Beiter trugen, Silbermann auch die „Berge" oder Schenktische, auf denen die Prunkgläser stehen. Ferner fertigte Valten Silbermann 1590 ein Holzmodell eines „nackenden Weibsbildes," das Ambrosius Beichenbach in Jena goss (1 Centner 9 Pfund schwer), wohl als Brunnenfigur. Melchior Brönner, Steinmetzmeister, lieferte zwei anlaufende Thore und drei Wendelsteine. Nosseni belegte vier fürstliche Gemächer mit Marmorpaviment und erhielt am 12. Januar 1590 den Auftrag, einen welschen Maler zu suchen, der geübt sei, auf nassen Tünch zu malen, wenn ein solcher in deutschen Landen nicht zu finden sei.

Ausserdem werden 1590 noch den beiden Kannengiessern Benedix Bach- stadt und Gottschalch Specht 800 fl. gezahlt, wohl für die beiden Säulen in der Stechbahn, während 1588 Erhardt Ammon 10 fl. dafür erhielt, dass er die Messingsäulen befestigt. Neun grosse römische Oefen, zwei Davidsöfen, 19 kleine römische Oefen werden versetzt.

Diese dem Hauptstaatsarchiv entnommenen Angaben decken sich mit jenen des Chronisten Weck.

Baubeschreibung.

Das Stallgebäude bestand aus drei in | | Form angeordneten Flügeln von

zwei Geschoss Höhe. In der Mitte befand sich ein Hof, vor diesem ein die Nordflügel verbindender, eingeschossiger Altan. In den Südecken des Hofes be- fanden sich zwei Wendeltreppen. In der Höhe des Altans zog sich ein Umgang um den Hof. Die Schauseiten der längeren Flügel waren je mit drei Dach- giebeln in kräftigen Benaissanceformen versehen. An der Schauseite gegen den Jüdenhof befanden sich deren zwei. Hier legten sich vor die Ecken bastionartige


Baugeschichte, Baubeschreihung.


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zweigeschossige Altane, von denen aus die Pacen des Gebäudes beschossen werden konnten. Dass dies der Zweck der Anlage war, geht deutlich aus Paul Buchners Plan (Tafel XIII) hervor, in dem die Schussbahnen eingezeichnet sind.

Das Erdgeschoss trennen durchweg zwei Reihen kräftiger toscanischer Säulen in einen Gang und zwei Pferdestände für zusammen 128 Pferde. Das Ganze ist durch Kappengewölbe im Eundbogen auf stämmigen toscanischen Säulen gedeckt; die Fenster liegen hoch. Die vornehme Einrichtung dieses Stalles war damals weit und breit berühmt, namentlich die 24 Brunnen in Gestalt von Pferden in Eelief.

Den Mittelgängen der längeren Flügel entsprechend war an beiden Schmalseiten je ein Thor angeordnet. Diese Thore erhielten eine Quaderarchitektur



Fig. 270. Stallhof, Zustand zu Endo des 16. Jahrhunderts.


derber toscanischer Ordnung. Als Schlussstein über dem Eundbogen befindet sich je ein phantastischer Löwenkopf, in den Zwickeln Pferdeköpfe, beide auf bewegten Kartuschen. Diese in Sandstein ausgebildeten Zierformen sind durch Haspen und Klammern in Eisen an der Wand befestigt. ( Vergl. Fig. 276, S. 415.)

Es finden sich hier folgende Steinmetzzeichen: Fig. 230 (s. Seite 347), Nr. 29—33.

Die Schauseiten (Fig. 270) waren fast durchweg mit Sgraffiten geschmückt und zwar scheinen nach den erhaltenen Abbildungen in langen Friesstreifen Eeiterschlachten und kriegerische Einzelgestalten dargestellt gewesen zu sein. Genauere Darstellungen dieses Schmuckes erhielten sich nicht.

Im Obergeschoss (Fig. 271) befanden sich gegen den Jüdenhof zu die vier fürstlichen Zimmer mit ihrem Marmorpflaster von Nosseni, kostbaren Mobilien, an die Wände gemalten „romanischen Historien", wohl Werke des von Nosseni herbeigerufenen Frescomalers.


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Dresden (Stadt), Stallhof, Kurfürstlicher Stall.


Einrichtungsgegenstände.

Erhalten von diesen Einrichtungsgegenständen haben sich: Stühle (Fig. 272), mit Lehnen und Füssen in Nussbaum, Sitz in Serpentin, eingelegt mit Halbedelsteinen, theilweise vergoldet. Auf der Lehne das kur- sächsische Wappen und die Inschrift:

Christianus D. G. Christianus . dux . Saxo . Sac.



10


20 30 ^0 50 Ellen


4+Ti


10


20


30 Meter.


Fig. 271. Stallkofj'Obergesckoss. Zustand im 17. Jahrh.

Die Serpentinplatte ist an vielen Stühlen durch eingeritztes Ornament verziert.

Die Stühle wurden von Nosseni gefertigt. Jetzt im Historischen Museum.

Tisch, auf graugeaderter runder Marmorplatte vier Tischfüsse in ge- schwungener Form in Serpentin, zwischen diesen vier kurze Hermen in Alabaster. Diese zusammen tragen die kreisrunde Platte aus Alabaster mit einem Bande von


Einrichtungsgegenstände.


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Serpentin. Auf dem Alabaster gravirt Köpfe in Medaillons, sächsische Wappen, Eollwerk und Bibelsprüche, sowie die Inschrift:

AGVSTVS DG DVX SAX SACKI EOMANI IMPEEII ARCHIMAESCHAL. ET ELECT LAND G. THVEINGIAE MARCHIO MISNIAE ET BVRGG. MAGDBVEG.

Es dürfte dies der Credenztisch sein, den Kurfürst August am 7. August 1575 bei Nosseni bestellte, nachdem dieser mit David Hirschfeld den Alabaster- bruch bei Weissensee aufgefunden hatte. Jetzt in der K. Gefässesammlung.

Die beiden „Berge", zwei Oredenzen in Holz, 3% m hoch. Es sind dies zwei Tische, die mit allerhand Erzen und Bergdrusen grottenartig belegt worden und auf denen Hirsche und Pferde in Holzschnitzerei, sowie Orpheus, einmal die Harfe, das andere Mal das Violoncell spielend, dargestellt sind. An je einer Schmalseite öffnet sieh der Blick ins Innere der Grotte, aus der ein etwa 90 cm hoher Beiter heraus- sprengt, der hervorgezogen werden kann. Yor dem Thore der Grotte steht je ein Bergmann. Auf den Drusenfelsen sitzt je ein vergoldeter Untersatz, der bestimmt ist, silberne Geschirre zu tragen. Diese sind jetzt im K. Grünen Gewölbe. Statt ihrer sind Glashumpen aufgestellt.

Diese Werke Silbermanns stehen an alter Stelle im K. Historischen Museum. (Vergl. M. von Ehren- thal, Führer durch das K. Histor. Museum, Dresden 1896, S. 25 flg.)

Die Aussenarchitektur des Stalles hat sich voll- ständig geändert, nur die Bustikathore erhielten sich.



Fig. 272. Stallhof, Stühle. (Nach Ortwein, Deutsche Renaissance.)


2. Die Gewehrgalerie

entstand gleichzeitig mit dem Stalle. In den Eechnungen heisst sie der „Lange Gang". Der Gang führt über zwei Thore hinweg, gleich jenen am Stallgebäude, je einem an den Enden des'.Ganges. Das neben dem Georgenthore gelegene „Jagd- thor" (Fig. 273) zeigt über dem Gebälk das Kurwappen, das zwei Löwen halten, daneben zwei Krieger in antiker Tracht in überaus manierirter Bewegung, zwischen ihnen auf einer viereckigen, von Bollwerk eingefassten Tafel die Inschrift:

Augusto electore pie defuneto Christianus Saxoniae dux dignitatis haeres virtutis imitator domum hanc equorum Station extruendam, areamque adiunetam militarium exercitationum

causa complanandam exornandamque curavit. Aeta? praesens et futura domino felicitatem pacemque firmitatem generis, fortunae vitaeque

precetur.

Nec tarn praesidiis humanis quam dirino auxilio suam suorumque salutem niti arbitretur.

Die Bildhauereien sind Werke des Andreas Walter. An der Architektur zeigen sich folgende Zeichen (Fig. 230, Nr. 1—6):


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Dresden (Stadt), Stallhof, Gewehrgalerie.



Fig. 273. Stailhof, Jagdthor.


Gewehrgalerie.


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Gegen den Hof zu legt sich eine Bogenhalle über 22 toscanischen Säulen. Ueber jeder dieser befindet sich ein Wappen. Die Eeihenfolge dieser ist, vom Jagdthor zum Stall fortschreitend aufgezählt, folgende:

1. Chur. 2. Herzogthum Sachsen. 3. Thüringen. 4. Meissen. 5. Pfalz Sachsen. 6. Pfalz Thüringen. 7. Landsberg. 8. Henneberg. 9. Magdeburg. 10. Orlamünde. 11. Altenburg. 12. Pleissen. 13. Brehna. 14. Eisenberg. 15. Begalienschild. 16. Eilenburg. 17. Zoerbig. 18. Eckartsberge. 19. Plauen. 20. Leissnig. 21. Colditz. 22. Bochlitz.

Ueber jedem Wappen führt eine Anlaufconsole zur Wand des Obergeschosses über. Dieses hat schlichte Fenster nach beiden Seiten (Stallhof und Augustus- strasse), die so angeordnet sind, dass stets dem Fenster gegenüber ein Schaft liegt. Die Ausschmückung der Aussenwand schloss sich in ihrem Sgraffito- schmuck dem Stallhof an. Im Innern befand sich unter jedem Bogen die Dar- stellung eines Pferdes. Jetzt sind die Bogenöffnungen durch Einbauten ge- schlossen. Bei dem Schlossumbau von 1900 wurde der Anschluss der Gewehr- galerie an das Georgenthor geändert.

Vollständig erhalten ist die innere Ausschmückung des Ganges, der zu einer Ahnengalerie des sächsischen Fürstenhauses ausgebildet wurde und seit 1731 als Gewehrgalerie benutzt wird. (Vergl. M. von Ehrenthal, Führer durch die K. Gewehrgalerie zu Dresden, Dresden 1900. K. Berling, Heinrich Göding, N. Archiv f. Sächs. Geschichte und Alterthumskunde, Bd. VIII, S. 290, Woldemar Lippert, Das „Sächsische Stammbuch", eine Sammlung sächsischer Fürstenbild- nisse, N. Archiv f. Sächs. Geschichte und Alterthumskunde Bd. XII, S. 64.

Die innere Einrichtung des Obergeschosses (Tafel XX) ist derart, dass an den Schäften gegenüber den Fenstern sich je ein oder an breiten Schäften zwei Bild- nisse befinden, und zwar sind diese nach Miniaturen von Göding gemalt worden. Die Bilder sind auf Leinwand in Oel gemalt und lebensgross. Dargestellt wurden sie in Kupfer in Siegmund von Birkens „Sächsischem Heldensaal 1677" und zwar zumeist in Anschluss an die Miniaturen. Die Namen der Fürsten und die auf Schilden unter jedem Bilde angebrachten Lebensbeschreibungen sind wiederge- geben in Fr. Nollain und Carl Clauss, die K. Gewehrgalerie zu Dresden, Dresden 1873. Einzelne Fehler in der Bechtschreibung sind bei der Wiedergabe der Unterschriften mit untergeschlüpft. Grössere Wichtigkeit haben nur die letzten der 52 Bilder umfassenden Beihe.

Bildniss Kurfürst Christians I. (f 1591).

Die Linke auf einen Tisch gelegt, auf dem ein schöner Teppich liegt, das Kurschwert auf der rechten Schulter, im Kurgewande.

Bläulich im Ton, wohl nicht von Göding, sondern von demselben Maler, der die folgenden beiden Bilder malte.

Bildniss Kurfürst Christians II. (f 1611).

Das Sehwert auf der Schulter, die Linke eingestemmt, im Kurgewande. Hinter ihm eine Säule.

Bildniss Kurfürst Johann Georgs I. (f 1656).

Im Kurgewande, das Schwert auf der Schulter, die linke Hand auf einen Tisch gelegt. Neben ihm eine Dogge, seitlich eine Darstellung aus der Frank- furter Kaiserkrönung (?).


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Dresden (Stadt), Stallhof, Gewehrgalerie.


Bildniss Kurfürst Johann Georgs II. (f 1680).

Beide Hände am Kurschwert, im Kurgewande, vor einem goldigen Decora- tionsvorhange stehend.

Bez. Bottschildt 1678.

Brauntöniges kräftiges Bild.

Bildniss Kurfürst Johann Georgs III. (f 1691). Der Fürst schreitet, die Linke eingestemmt, entschieden nach vorn. Helm und Feldherrnstab liegen am Boden. Zur Seite ein Hund.

Bez. Samuel Bottschild pin: 1693.

Bildniss Kurfürst Johann Georgs IV. (f 1694).

Im Kurgewande, auf grünem Teppich vor goldigem Decorationsvorhange, mit langem herabhängenden braunem Haar, mit gespreizten Fingern, einge- stemmter Linken, in der Eechten das Kurschwert.

Das schöne Bild zeigt eine kräftige Bewegung und ausdrucksvolle Behandlung.

Bildniss König Augusts des Starken (von 1694).

Der König ist dargestellt mit blauem Ordensband, blausammtenem Hermelin- mantel, Brustharnisch, den Kommandostab auf die Stuhllehne gelehnt. Er steht unter einem rothen Dekorationsteppich.

Derbes, dekoratives Bild.

Bildniss König Augusts III.

Die Linke am Schwert, der rechte Arm aufgelehnt auf ein Postament, auf diesem liegt der Hut. Gekleidet wie der vorige.

Feines, in mehr grauen Tönen abgestimmtes Bild.

Unter den Bildnissen befindet sich jedesmal eine bildliche, auf das Lebens- werk des Fürsten bezügliche Darstellung. So ist unsere Fig. 270 dem Gemälde entnommen, das sich unter dem Bilde Kurfürst Christians I. befindet. Die Bilder sind umgeben von kräftigen Holzrahmen, die theilweise vergoldet und von vergol- deten, geschnitzten Kartuschen getragen sind. Unter diesen Kartuschen sind weiter solche angebracht, die im Bande nur durchbrochen, nicht aber geschnitzt sind. In die rechtwinkligen Felder wurden jene Lebensbeschreibungen gemalt, darunter und über der Mitte des Bildes befinden sich Wappen. Die Decke be- steht aus je zwei Kassetten in der Querrichtung, so dass ein Mittelbalken den ganzen Eaum durchzieht. Balken und Kassetten sind mit wechselnden Motiven bemalt. Ebenso befinden sich Malereien an den wenigen freien Wandflächen und den Leibungen der Fenster. An den Fensterbrüstungen sind 29 Holzkar- tuschen, ähnlich jenen mit den Lebensbeschreibungen, angebracht, auf denen die Rennen und Stechen Kurfürst Augusts in Oel dargestellt sind.

Die Malereien an Decke und Wand sind theils farbig, theils in Gelb und Gold ausgeführt; sie wurden 1862 (?) nicht eben sehr glücklich, namentlich süsslich im Ton erneuert. Die 1733 an den freien Wandflächen angebrachten Gewehrschränke sind von einfacher Bildung. Sie wurden 1901 umgestaltet.

Ueber den Fenstern finden sich 18 Edelhirschgeweihe mit 18 Enden.


Gewehrgalerie, Stallhof.


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3. Der Stallhof selbst. Eine durchaus eigenartige Anlage ist der eigentliche Stallhof. Auf Buch- ners Plan ist dieser Best des mittelalterlichen Zwingers bezeichnet als „Platz zur Rennbahn und anderen Eilterspielen". An die alte Stadtmauer, welche ihn von der Kanzlei trennt, ist ein schmaler Eaum mit seitlicher Treppe angebaut, der als „Judicierplatz" be- zeichnet wird, während das Gewölbe unter dem Geor- genthore als „Altes Kanz- leigewölbe" gekennzeichnet wird.

An der alten Stadtmauer ist in der Höhe von etwa 4 bis 5 Metern ein Stier- kopf in Bronze (?) befestigt, lebensgross. Dieser soll an- geblich andeuten, wie hoch bei einer Thierhatz ein Stier gesprungen sei. Ueber das Alter des Werkes sind mir Angaben nicht bekannt. Nach seinen stilistischen Formen dürfte es eher dem 17. als dem 18. Jahrhundert angehören.

Das Thor gegen die Schössergasse, das die un- mittelbare Verbindung des Stallhofes mit den alten Stadttheilen darstellt, ist einfach gehalten. Werth- voll sind die bronzenen Löwenköpfe, die die Thürflügel verzieren. Sie sind in Kupfer getrieben, eine Schlange in ihrem Maule dient als Zugring. Ueber dem Thor ein kleines schmiedeeisernes Gitter. Nach aussen hat das Thor nur einfache Quaderarchitektur.

In dem Hofe stehen zwei Bronzesäulen (Tafel XXI) für das Eingelstechen, hervorragende Werke, die 1588 aufgestellt wurden. Sie bestehen aus einem Postament, einer in ihrem unteren Theil aufs reichste mit Waffen in Eelief (Fig. 274) verzierten Säule, auf der ein Obelisk steht. An der Seite nach den Hofachsen zu finden sich mehrere Löcher zur Befestigung des Armes, an dem die Stechringe



Fig. 274. Stallhof, Reliefs auf den Broncesäulen. (Nach Ortwcin, Deutsche Renaissance.)


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Dresden (Stadt), Stallhof.


aufgebracht wurden. Die Säulen sind, wie oben gesagt, von den Kannengiessern Benedix Bachstadt und Gottschalch Specht hergestellt.

Bachstadt (auch Backstadt und Badtstadt genannt) war bis 1576 Meister und Bürger in Pirna, diente als Soldat in Ungarn und als Büchsenmeister von Gotha, wurde 1576 Büchsenmeister am Zeughaus, wo er bis 1591 nachweisbar ist. Dass er künstlerisch thätig gewesen sei, ist nicht erwiesen. Specht ist mir aus den Akten des Hauptstaatsarchives nicht weiter bekannt. Beide dürften die Säulen zwar gegossen, nicht aber modellirt haben.

Die Schwemme im Stallhof ist, wie es scheint, um 1760 verändert worden.



Fig. 275. Stallhof, Obergeschoss. Zustand um 1740.


Im Stil etwa dieser Zeit ist der Bockskopf und sind die Kartuschen, welche den Wasserauflauf verzieren.

Umbau der Gemäldegalerie.

Von einschneidender Bedeutung für das Stallhofgebäude, war die Umgestalt- ung, die es im 18. Jahrhundert erfuhr, seit das Obergeschoss zur Gemälde- galerie hergerichtet und zugleich ein zweites Obergeschoss aufgeführt wurde. Der Umbau zog sich von 1722—1725 hin.

Genauen Aufschluss über den Zustand geben gleichzeitige Stiche, (Fig. 275). Bei diesem Umbau wurden die Haupträume des ersten Obergeschosses noch für Wohnzwecke eingerichtet. Die Gänge um den Hof wurden als „Grosse Bilder- galerie" im Sinne der französischen Galerien benutzt. Dazu wurde ein Oberge- schoss, wie es scheint, ausschliesslich für die Zwecke der Galerie aufgebaut. Dabei behielt der Architekt, wahrscheinlich der Inspektor der Sammlung Le Plat, noch die alte Architektur im wesentlichen bei.

Mit diesem Bau gehört zusammen die Anlage einer Freitreppe gegen den Jüdenhof zu und einer bedeckten Doppeltreppe an Stelle des Altans. Beide haben


Bau- u. Kunstdenkm. d. K. Sachsen. XXII, Dresden Stadt, Beil, XXI.



f

^Dresden: ^Der jbtallhof, mit einer fBroncesäule.


Umbau zur Gemäldegalerie.


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sich bei der späteren Einrichtung erhalten. Ferner erhielt sich aus dieser Zeit das Mittelthor nach dem Hofe zu mit einer Schlusssteinkartusche, die das Mono- gramm F. A. R. trägt und mit dem Balkon darüber.

Durch den reichen Zuwachs, den die Galerie erhalten hatte, wurde 1744—1746 ein weiterer Umbau nöthig. Hierbei wurde das ganze erste Obergeschoss für die Sammlung eingeräumt, Eine Eeihe von Plänen hierzu in der Sammlung für Baukunst an der K. Technischen Hochschule.

An den Schauseiten (Fig. 276) erhielten sich vom ältesten Bau nur die Eustikathore, von jenem von 1722 die Freitreppe. Die Eckvorbauten wurden entfernt, ebenso jetzt, oder schon früher die Giebelaufbauten. Der Sgraffito- schmuck verfiel der Zerstörung. Die Wandflächen erhielten eine einfache Lisenen-



5 10 20 Meter.


I l l | I I I I


1 0 5


10


20


30


i m i | m i i | r i


Fig. 276. Stallhof, Zustand nach 1746.


architektur. Die vorderen Säle des Obergeschosses wurden erheblich erhöht und erhielten grosse Rundbogenfenster. Ein Giebel mit dem Königlichen Wappen und Trophäen wurde auf dem Mittelrisalit errichtet. Diesen Bau leitete der Architekt Fürstenhof.

Einen weiteren Umbau erfuhr der Stallhof zu Ende des 18. Jahrhunderts. Diesem gehören die jetzigen Thorflügel an, die in anmuthiger Schnitzerei das sächsische Kurwappen zeigen, darunter Blattranken. Bei diesem Umbau wurden auch die Wendeltreppen in den Ecken entfernt und das Untergeschoss neu ausge- malt, Skizzen zu dieser Malerei in der Sammlung für Baukunst.

Interessante Pläne für die Umgestaltung des ganzen Stallhofes aus der Zeit um 1840, wohl von Wolframmsdorf, in der Sammlung für Baukunst.

Den letzten Umbau erfuhr das Gebäude 1872 — 1876 durch Oberlandbau- meister Haenel. Vergl. Die Bauten von Dresden S. 180 flg.

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Dresden (Stadt), Fürstliches Haus in der Elbgasse.


Das fürstliche Haus in der Elbgasse.