Kurs:Vernetztes Denken/Systemtheorie

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Systemtheorie

In Anbetracht der gigantischen Fülle an Informationen über die Systemtheorie, ihrer Begründer und Vertreter, ihre Anwendungsgebiete sowie verwandte Konzepte, wird dieser Artikel zunächst einmal nur an der „Oberfläche kratzen“.


Einführung

Bei der Systemtheorie handelt es sich um eine Metatheorie, deren Kernelement die ganzheitliche Betrachtung von Systemen ist und die den Anspruch hat die Komplexität der Realität zu erfassen und zu verstehen. Unter einem System wird in diesem Zusammenhang eine Einheit aus verschiedenen Elementen verstanden, die in einer wechselseitigen Beziehung zueinander stehen. Dabei ist von wesentlicher Bedeutung, dass von den Eigenschaften der Elemente nicht zwangsläufig auf die Eigenschaften des Systems geschlossen werden kann. Bereits Aristoteles wusste: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“. Demzufolge sind Systeme dynamische, veränderliche Gebilde. Die Systemtheorie versucht in gewisser Weise das Verhalten eines System zu verstehen, voraus zusehen und nachvollziehbar darzustellen.

Der universale Charakter der Systemtheorie manifestiert sich indem Versuch zahlreicher Disziplinen, die Systemtheorie auf die jeweilige Disziplin übertragen und anwenden zu können. (Biologie, Chemie, Informatik, Ingenieurwissenschaften, Psychologie, Soziologie und Wirtschaftswissenschaften, um nur einige zu nennen).


Ludwig von Bertalanffy – Begründer der Allgemeinen Systemtheorie

Mit seinem Werk „General System Theory“ (1968) leistete der Biologe und Philosoph Ludwig von Bertalanffy einen wesentlichen Beitrag zur Begründung und Etablierung der Systemlehre sowie für den damit einhergehenden kontroversen Diskurs über die System-theorie. Als Biologe waren für ihn die bestehenden komplexen Wechselwirkungen und Beziehungen zwischen Organismen (Elemente) trivial. Daraus resultierte seine scharfe Kritik, an vielen Naturwissenschaften, (lineares Ursache-Wirkungs-Schema) die in seinen Augen naturwissenschaftliche Phänomene zu sehr voneinander isoliert betrachteten. Die für ihn bestehenden vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Organismen ergeben ein komplexes Netz, welches er als System definiert. Dabei unterscheidet er zwischen geschlossenen und offenen Systemen. Die Grenzen geschlossener Systeme sind dicht, sodass hier kein Austausch mit der Umwelt stattfindet, woraus eine konstante Stabilität des Systems folgt. Im Unterschied dazu stehen offene Systeme im regen Austausch mit ihrer Umwelt, woraus eine entsprechende Variabilität resultiert. Das Wesen eines offenen Systems, sind eben genau diese Wechselwirkungen, welche essentiell für den Bestand des Systems sind. Aus alldem resultierte schließlich, die für ihn elementare Notwendigkeit der interdisziplinären, wissenschaftlichen Arbeit. Der Anspruch von Bertalanffy war letztlich die Allgemeine Systemtheorie zu einem universellen Konzept für möglichst viele wissenschaftliche Disziplinen zu entwickeln.


Die Bedeutung der Systemtheorie für das Vernetzte Denken

Die Idee des Vernetzten Denkens wurde letztlich ausgehend von dem Systemdenken der Systemtheorie entwickelt. Das Vernetzte Denken bedient sich der Logik der Systemtheorie, in welcher die lineare Betrachtungsweise des Ursache-Wirkungs-Prinzips keinen Bestand hat. Vielmehr geht es darum die Natur komplexer Probleme/Situationen zu erkennen, indem die einzelnen, vielfältigen Parameter gesichtet und deren Beziehung und Abhängigkeit zueinander analysiert werden, um letztlich zu erkennen, wie und an welchen Stellen angesetzt werden kann, um ein System in eine bestimmte Richtung zu lenken. Nicht Kausalketten, sondern Kausalnetze sind wesentlich für eine Problemanalyse.


„Die Idee des Ganzen bestimmt die Form und Verbindung aller Teile“, (Immanuel Kant 1790: Kritik der Urteilskraft).


Literatur:

BAECKER, DIRK (2005): Schlüsselwerke der Systemtheorie. Wiesbaden.

BECKER, FRANK (2004): Geschichte und Systemtheorie: exemplarische Fallstudien. Frankfurt am Main.

SCHÖPF, NICOLAS (2010): Vernetztes Denken und Berufsbildung: Diskursanalytische Befunde aus der Berufspädagogik. In: Göhlich,

Michael/Liebau, Eckart: Erlanger Beiträge – Band 10. Münster.

VESTER, FREDERIC (2000): Die Kunst vernetzt zu denken.