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Kurs:Vernetztes Denken/Wirkungsgefüge

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Der Begriff des Wirkungsgefüges

Wirkungsgefüge oder -diagramme beschreiben die Zusammenhänge in einem System und veranschaulichen die Kausalbeziehungen ihrer Elemente. Sie unterstützen damit das Verständnis von der Struktur, Dynamik und der Triebfedern realer Vorgänge und sind somit geeignet, auf Problemstellungen Antworten zu finden, um geeignete Maßnahmen abzuleiten.


Erstellung eines Wirkungsgefüges

Voraussetzung, um ein Wirkungsgefüge zu erstellen, ist eine Systemanalyse. Dazu gehört erstens die Definition der Problem- oder Fragestellung, die mit dem Wirkungsgefüge untersucht werden soll. Zweitens wird das System mit seinen Systemgrenzen definiert, das aus einer Menge von Elementen (auch Akteuren oder Variablen) als zum System zugehörig besteht sowie deren Kausalbeziehungen untereinander.

Systemelemente werden dabei als abgrenzbare Einheiten innerhalb des Systems betrachtet, die eine bestimmte Rolle oder Funktion im System innehaben. Problemstellung und Systemdefinition sowie Systemgrenzen müssen dabei immer wieder aneinander angepasst werden, um einerseits das System überschaubar zu halten und andererseits das Problem einzugrenzen – die Problemstellung muss also dem System entsprechen und umgekehrt. Die Systemgrenzen werden durch Regelgrößen definiert, wie z.B. äußerer Antrieb, Zielwerte und Ergebnisse.

Die Identifikation der Systemelemente erfolgt über die Ermittlung der zentralen Größen, die das System bestimmen bzw. die Problemstellung unterstützen. Diese Größen können mit einer funktions-, daten-, ereignis- oder objektorientierter Strategie bestimmt werden; mit Hilfe von Faktensammlungen oder Beobachtungen. Die Schwierigkeit besteht darin, die zentralen Größen zu identifizieren und eine entsprechende Granularität zu wählen, um weder zu sehr ins Detail zu gehen, noch wichtige Aspekte zu vernachlässigen.


Problem der Komplexität - Modellbildung

Durch diese Abstraktion wird ein Systemmodell erstellt; zum einen weil nur die wesentlichen Systemmerkmale betrachtet werden, zum anderen erfolgt je nach Abstraktionsgrad eine Zusammenfassung von Elementen zu Subsystemen. Das vorliegende Modell entspricht somit nicht mehr der realen Welt, hilft jedoch bei der Beherrschung der Komplexität eines Systems. Ohne Repräsentation in Form eines Modells ist die Bearbeitung eines Systems nicht möglich; es wird als Repräsentant des Systems benötigt. Ebenso groß wie das Potential durch eine Modellbildung ist die Gefahr einer falschen Akzentuierung bei der Definition der zentralen Merkmale. Aus diesem Grund ist das Modell immer wieder hinsichtlich der Problemstellung zu überprüfen. Als Modelle für reale Systeme, die ständigen Änderungen unterworfen sind, können sie nur Momentaufnahmen sein und nie vollständig die Realität erfassen, jedoch trotzdem ein wichtiges Kommunikationsmittel darstellen.


Bestimmung der Kausalbeziehungen

Jede Systemgröße ist mit allen anderen des Systems verbunden, es gibt in einem dynamischen System also keinen spezifischen Beginn oder definiertes Ende. Die Richtung der Beeinflussung zwischen zwei Systemgrößen wird durch einen Pfeil symbolisiert. Dabei wird ihre kausale Beziehung hinsichtlich ihrer Skalierung, also ein positiver Einfluss durch Plus- oder ein negativer Einfluss durch ein Minuszeichen an den Pfeilenden zwischen zwei Elementen (z.B. A und B) definiert. Ein Pluszeichen; ein positiver Einfluss bedeutet, Je mehr sich A verändert desto mehr verändert sich B, bzw. je weniger sich A verändert, desto weniger verändert sich B. Wohingegen ein Minuszeichen, also ein negativer Einfluss bedeutet, je mehr sich A verändert, desto weniger verändert sich B, bzw. je weniger sich A verändert desto mehr verändert sich B.


Evaluation des Wirkungsgefüges und Problemlösung

Das erarbeitete Modell dient dazu, Erkenntnisse über das abgebildete System zu gewinnen. Die Besonderheit eines Wirkungsgefüges liegt in der speziellen Modellbildung durch die Betonung auf die Kausalbeziehung zwischen den Elementen. Die Problemlösung erfolgt durch das Sichtbarmachen der Skalierungen dieser Beziehungen.

Aufbauend auf Wirkungsgefügen können Maßnahmen abgeleitet und durchgeführt werden, die das betreffende Problem oder die jeweilige Fragestellung lösen sollen. Von der Abgrenzung eines Problems über das Wirkungsgefüge hin zu Maßnahmen und Handlungen befindet man sich stets im Systemdenken.




Literaturverzeichnis

BOSSEL, HARTMUT: Globale Wege. Wege zu einem gesellschaftlichen und ökologischen Strukturwandel. Droemer Knaur, München 1998

DIECKMANN, JOHANN: Schlüsselbegriffe der Systemtheorie. Wilhelm Fink Verlag München, 2006

EGNER, HEIKE, U.A: Umwelt als System – System als Umwelt? Systemtheorie auf dem Prüfstand. oekom Verlag, Gesellschaft für ökologische Kommunikation GmbH, München 2008

HÄUSLEIN, ANDRAS: Systemanalyse – Grundlagen, Techniken, Notierungen. VDE Verlag GmbH, Berlin 2004

LEIBUNDGUT, HANS: Unser Wald. Ein Beziehungs- und Wirkungsgefüge. Verlag Paul Haupt Bern und Stuttgart, 1991

SCHÖNTHALER, KONSTANZE, U.A.: Ökosystemare Umweltbeobachtung. Vom Konzept zur Umsetzung. Erich Schmidt Verlag. Berlin, 2003.