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Open Educational Resources/Geschichte

Aus Wikiversity

Geschichte der OER

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Der Begriff der Open Educational Resources ist vor dem Hintergrund der sozialen Bewegung des Open Source entstanden, die s eit den 1960er und dann verstärkt seit den 1970er Jahren die Offenlegung, die Weitergabe und das Studium der Quelltexte von Software forderte. Die Hacker-Kultur, die unter den Programmierern am Massachusetts Institute of Technology gediehen war, führte zur Gründung des GNU-Projekts und schließlich Anfang der 1990er Jahre zur Veröffentlichung des freien Betriebssystems Linux. In den 1990er Jahren entstand zudem die Open-Access-Bewegung, die sich für den offenen Zugang zu wissenschaftlicher Literatur einsetzte, insbesondere wenn diese Ergebnisse aus Forschungsprojekten enthalte, welche aus öffentlichen Mitteln finanziert worden waren.[1] Der nächste Schritt in dieser Richtung war die bildungspolitische Forderung nach Open Education, wonach Bildung als solche frei verfügbar zu machen sei. Im Jahr 2001 startete die Wikipedia zur gemeinschaftlichen Erstellung einer Online-Enzyklopädie.

Vorreiter bei freien Inhalten im akademischen Bereich war das MIT OpenCourseWare-Projekt, in dessen Rahmen seit 2002 Lehr- und Lerninhalte aus der Hochschullehre vom Massachusetts Institute of Technology unter einer freien Lizenz online veröffentlicht werden.[2] Dieses Angebot ließ die UNESCO insbesondere mit Blick auf die Bedürfnisse von Entwicklungsländern bewerten. Der abschließende Bericht des Forum on the impact of open courseware for higher education in developing countries führte seinerzeit den Begriff der Open Educational Resources ein. Als alternative Bezeichnungen wurden die Begriffe open courseware, open learning resources und open learning/teaching resources empfohlen.[3] Der Bericht zählte vier Merkmale auf, die OER auszeichnen:[3]

  • Die allgemeine Vision, freien Zugang zu dem Lernmittel zu gewähren mit der Möglichkeit, es zu bearbeiten.
  • Die Methode der Verteilung über Informations-/Kommunikationstechnologie.
  • Die Zielgruppe: Eine divers zusammengesetzte Gruppe von Benutzern.
  • Der Zweck: Die Bereitstellung einer didaktischen, nichtkommerziellen Ressource.

Im Vordergrund standen damals also insbesondere die Vorteile für ärmere Länder, die sich daraus ergeben, dass Lernmittel in Form von digitalen Medien mit vergleichsweise niedrigen Kosten verfügbar geworden waren. Man stellte sich enthusiastisch[4] eine „weltweite Gemeinschaft von Lehrern“ vor, die gemeinsam Lernmittel entwickeln und untereinander austauschen, und die eine wertvolle Ressource erstellen und pflegen, ähnlich wie das UNESCO-Welterbe.[5]

Dieser Ansatz traf seinerzeit auf zwei Trends: Zum einen nahm die Bedeutung digitaler Medien für den Fernunterricht immer mehr zu. E-Learning, Blended Learning bzw. bimediales Lernen entstanden. Zum anderen nahm das Interesse am Einsatz digitaler Medien auch im Unterricht an Schulen und Hochschulen stetig zu. Das ZUM-Wiki wurde 2004 gegründet; 2006 folgte das ZUM-Grundschulwiki. In diesem Jahr wurden auch die Projekte Wikiversity und WikiEducator ins Leben gerufen.

Im Jahr 2007 stellte die OECD fest, das Interesse an OER sei im Wachsen begriffen, und gab Empfehlungen für die weitere Verbreitung von OER auf nationaler und internationaler Ebene. Die Untersuchung hob den Nutzen von OER für eine Reihe von Nutznießern hervor, darunter die Ersparnis öffentlicher Mittel und die Förderung lebenslangen Lernens.[6][4]

Die entstehende „OER-Bewegung“[4] fand ihre politische Form in der Cape Town Declaration, die im Jahr 2008 bei einem Treffen von Aktivisten verabschiedet wurde: Lehrer und Lernende wurden dazu aufgerufen, sich der OER-Bewegung anzuschließen, Regierungen und Bildungseinrichtungen sollten auf freie Lernmittel setzen.[7] Zu den Unterzeichnern zählen viele zivilgesellschaftliche Akteure, darunter auch die Wikimedia Foundation, Wikimedia Deutschland,[8] Wikimedia France, Wikimedia Polska und Wikimedia UK. Die Ziele der Cape Town Declaration wurden 2012 von der UNESCO in ihrer Pariser Erklärung aufgegriffen und weiter ausgeführt.[9]

Die offene Resource, die seitdem im Bildungswesen am weitesten Verbreitung gefunden hat, ist sicherlich die Online-Enzyklopädie Wikipedia, die der ARD-ZDF-Onlinestudie 2012 zufolge von 96 Prozent aller Schüler zur Unterrichtsvorbereitung verwendet wird (alle Internetnutzer: 72 Prozent).[10] Dem (N)ONLINER-Atlas 2012 zufolge greift auch etwa die Hälfte der Lehrer für die Unterrichtsvorbereitung auf Wikipedia zurück. Etwa ein Zehntel nutzen das ZUM-Wiki regelmäßig. Allerdings handelt es sich bei Wikipedia nicht um ein Lehr- und Lernmittel, weil sie als Universalenzyklopädie nicht unter didaktischen Gesichtspunkten angelegt ist.

In Deutschland führte vor allem die umfangreiche Diskussion um den Schultrojaner seit dem November 2011 zu einer erheblichen Zunahme des Interesses an freien Lehrmitteln.[11]

Quellenangaben/Literatur

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  1. Katja Mruck, Günter Mey, Peter Purgathofer, Sandra Schön, Nicolas Apostolopoulos: Offener Zugang. Open Access, Open Educational Resources und Urheberrecht. Seite 4. In: Martin Ebner, Sandra Schön (Hrsg.): L3T – Lehrbuch für Lehren und Lernen mit Technologien. Epubli. Berlin. 2011. ISBN 978-3-8442-0437-7
  2. Eine Chronologie der Entwicklung von OER findet man etwa bei: Mirjam Bretschneider, Jöran Muuß-Merholz, Felix Schaumburg: Open Educational Resources für Schulen in Deutschland. Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012. Erstellt im Auftrag des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory (Bearbeitbare Version auf Google Drive). Anhang 2. Seite 29 ff. (abgerufen am 6. Juni 2013).
  3. a b UNESCO (Hrsg.): Forum on the Impact of Open Courseware for Higher Education in Developing Countries: Final report. Paris, 1-3 July 2002, S. 24 (abgerufen am 13. Mai 2013).
  4. a b c Susan D’Antoni: Open Educational Resources: reviewing initiatives and issues. In: Open Learning: The Journal of Open, Distance and e-Learning. Vol. 24, Iss. 1, 2009 (abgerufen am 19. Mai 2013).
  5. UNESCO (Hrsg.): Forum on the Impact of Open Courseware for Higher Education in Developing Countries: Final report. Paris, 1-3 July 2002, S. 28 (abgerufen am 13. Mai 2013).
  6. OECD (Hrsg.): Giving Knowledge for Free: The Emergence of Open Educational Resources. 2007. S. 118–125, 118 (abgerufen am 13. Mai 2013).
  7. Cape Town Open Education Declaration: Unlocking the promise of open educational resources. 2008 (abgerufen am 19. Mai 2013; die Konferenz fand am 14./15. September 2007 statt).
  8. Michail Jungierek : Wikimedia Deutschland unterzeichnet Cape Town Open Education Declaration. In: Wikimedia Deutschland. Blog. 25. Januar 2008 (abgerufen am 19. Mai 2013).
  9. 2012 Paris OER Declaration. 2012 World Open Educationsl Resources (OER) Congress. UNESCO, Paris, 20.–22. Juni 2012 (abgerufen am 19. Mai 2013).
  10. Katrin Busemann, Christoph Gscheidle: Web 2.0: Habitualisierung der Social Communitys. In: Media Perspektiven 7–8/2012, S. 380, 388 mit Tabelle 1 auf S. 381.
  11. Mirjam Bretschneider, Jöran Muuß-Merholz, Felix Schaumburg: Open Educational Resources für Schulen in Deutschland. Whitepaper zu Grundlagen, Akteuren und Entwicklungsstand im März 2012. Erstellt im Auftrag des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory (Bearbeitbare Version auf Google Drive). Seite 5 f., 16 ff.(abgerufen am 6. Juni 2013).