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Proband 1 - Deutsche Schule Mailand

Aus Wikiversity
Weiblich
Der Sohn ging in die DSM
Er ist 19 Jahre alt


L. 14:13

Guten Tag! Ich bin endlich soweit und würde mal anfangen. Ich werde Ihnen einige Frage stellen, (ungefähr 10/15) die Sie jedoch offen beantworten können. Wenn Sie wollen, können Sie gerne frei erklären, berichten, kommentieren und nicht nur genau die Frage beantworten. Es geht um die deutschen Schulen im Ausland. Für unsere Studie befragen wir Eltern, die für ihre Kinder „die Deutsche- Schule“ ausgewählt haben. Dieses Interview bleibt auf jedem Fall anonym. Danke, dass Sie mitmachen!

Sie können Deutsch sprechen. Wieso? Als Muttersprache oder Fremdsprache?


A. 14:14

Meine Mutti ist Österreicherin und mein Vater Italiener und als Kind besuchte ich jeden Sommer meine österreichischen Verwandten in Österreich, also Kärnten, und verbrachte mit ihnen 1- 2 Monate und sprach Deutsch. Außerdem habe ich mit meiner Mutti zu Hause öfters während meiner Kindheit Deutsch gesprochen. Seit dem Kindergarten und bis zum Abitur habe ich die deutsche Schule Istituto Giulia in Mailand besucht. Italienisch ist meine Muttersprache. Ich habe aber öfters in meinem Leben Deutsch sprechen müssen. auch nachdem ich die Schule beendet hatte, da ich Kontakt mit deutschsprechenden Leuten in Mailand und im Ausland habe. Außerdem habe ich vor 20 Jahren 3 Jahre in der Schweiz, in Basel, gelebt und auch dort natürlich Deutsch gesprochen. Mein Ex-Ehemann ist Italiener. Er hat die deutsche Schule in via Legnano in Mailand besucht. Nachher hat er öfters Deutsch gesprochen, auch wegen seinem Beruf.


L. 14:16

Und in welchem Land und Stadt Leben Sie zur Zeit?


A. 14:16

Mit Ausnahme von der kurzen Zeit in der Schweiz, haben wir immer in Mailand gelebt.


L. 14:17

Was denken Sie über Deutschland?


A. 14:17

Deutschland ist ein sehr schönes Land. Sehr abwechslungsreich. Oft und gerne fahre ich hin. Mir gefallen die Städte sowie auch das Land. Ich habe auch immer das Glück gehabt, nette Leute kennenzulernen und ich fühle mich wohl mit ihnen. Genauso ist es für meinen Sohn. Er verbringt gerne seinen Monat im Sommer in Deutschland und fühlt sich wie zu Hause. Natürlich sind die Leute sehr verschieden im Norden und im Süden, aber dies ist auch in Italien der Fall. Außerdem haben die Deutschen in schwierigen Zeiten und Situationen großen Willen und Temperament gezeigt und durchhalten können und dies müssen wir Italiener sicher schätzen können!


L. 14:19

Was denken Sie über das deutsche Bildungssystem?


A. 14:19

Das deutsche Bildungssystem hat nach meiner Erfahrung und die meines Sohnes in der Deutschen Schule einige sehr gute Seiten. Sehr positiv ist, dass dieses Bildungssystem die Selbstständigkeit des Schülers von vornherein sehr fördert. Der Schüler wird von klein auf gezwungen, studieren zu erlernen und sich das Studium einteilen zu können. Und dies ist ein wichtiger Vorteil, auch später für weitere Studien. Die Kinder müssen sozusagen rasch wachsen. Das ist ein wesentlicher Unterschied mit der italienischen Schule. Schüler haben hier oft Mühe sich zu organisieren, weil es kaum gelehrt wird, wie man studieren muss. Auch gut finde ich ist, dass die Sprachen gut gelehrt werden. Das ist leider sicher noch nicht der Fall in Italien, obwohl man von Unterricht auf Englisch auf der Uni spricht! Ein weiterer Vorteil ist, dass man im Studium nicht nur auf die theoretische, sondern auch auf die praktische Seite wert legt. In der Schule und auf der Uni. In Italien ist das praktische Studium viel zu viel vernachlässigt, sodass Studenten oft keine Ahnung haben und deswegen ins Ausland gehen um diesen Aspekt zu pflegen. Womit ich mit dem deutschen Bildungssystem nicht einverstanden bin, ist das einige Entschlüsse für das zukünftige Studium der Schüler zu früh genommen werden müssen. Ich habe z.B. erlebt, dass Schüler in der Grundschule dann nicht die Möglichkeit gehabt haben, das Gymnasium zu besuchen, wegen des Notendurchschnitts, und in die Realschule gehen mussten. Ich denke, es ist zu früh und sicher oft auch falsch die weiteren Studiumschancen in so jungen Schülern zu beeinträchtigen.


L. 14:22

Sie haben Kinder. In welchem Alter sind sie?


A.14:22

Wir haben einen Sohn. Er ist jetzt 19 Jahre alt.


L. 14:23

Und er hat die DSM besucht?


A. 14:23

Ja er hat die deutsche Schule in via Legnano in Mailand besucht, vom Kindergarten bis zum Abitur, und hat gerade das Abitur abgeschlossen.


L. 14:23

Ist Ihr Sohn zweisprachig aufgewachsen?


A. 14:24

Im ersten Lebensjahr kümmerte sich ein deutsches Kindermädchen um unseren Sohn. Wir Eltern sprachen mit ihr Deutsch. Die österreichische Oma, also meine Mutti, sprach öfters mit ihm Deutsch, ab und zu sprachen wir Eltern auch miteinander Deutsch. Mit 4 Jahren, bevor er den Kindergarten in der Deutschen Schule anfing, blieb er im Sommer 1 Monat lang in einem bei uns gut bekannten Kinderheim in Deutschland. Ich kann also sicher sagen, dass er zur deutschen Sprache im vornherein sehr viel Kontakt gehabt hat, sodass Deutsch für ihn nicht neu war, als er den deutschen Kindergarten anfing. Seit mein Sohn 4 Jahre alt ist, verbringt er jeden Sommer einen Monat entweder in Österreich oder in Deutschland um die Sprache zu verbessern und zu vertiefen und schon seit zwei Jahren absolviert er dabei auch ein Praktikum, das von der Deutschen Schule organisiert wurde. Auch jetzt, genauso wie früher, sprechen mein Sohn und ich öfters Italienisch, aber ohne Probleme "schallten" wir auf Deutsch um, wenn Einiges besser, wirksamer, präziser auf Deutsch ausgedrückt werden kann. Und dies ist oft der Fall bei der deutschen Sprache. Außerdem lesen wir viele Bücher auf Deutsch. Dies hat mein Sohn schon als Kind gemacht. Ich kann sagen, er kann Deutsch wirklich gut sprechen. Er besitzt eine wortreiche, fast fehlerfreie deutsche Sprache. Sowohl mündlich als auch schriftlich kann er sich problemlos ausdrücken. Ich meine, im Moment kann er leichter mit der deutschen als mit der italienischen Sprache umgehen. Es ist aber auch selbstverständlich. Auf der Deutschen Schule werden die verschiedenen Fächer auf Deutsch gelehrt und die Schüler lernen die deutschen Fachausdrücke. Italienisch wird sicher etwas vernachlässigt. Die Schüler haben wenig Unterricht auf Italienisch.


L. 14:25

Weshalb haben Sie ihn an die Deutsche-Schule geschickt?


A. 14:25

Wir haben unseren Sohn an die Deutsche Schule geschickt, weil wir uns wünschten, dass er gut Deutsch sprechen könnte und somit die deutsche Sprache in der Familie nicht verloren gehen würde. Es wäre sehr schade gewesen, weil Deutsch bei uns zur "Tradition " gehört, auch mein Vater, obwohl Italiener, spricht sehr gut Deutsch. Außerdem denke ich, ist jede Sprache eine Bereicherung für die Person. Unseren Sohn zu dieser Schule zu schicken, war also für uns Eltern ganz selbstverständlich, natürlich und logisch.


L. 14:27

Was erhoffen Sie sich von dem Schulbesuch für Ihren Sohn?


A. 14:28

Wenn man eine Sprache von klein auf lernt und gut meistert, bringt es sicher viele Vorteile mit sich. Bessere Berufsaussichten, weil Sprachen heutzutage unentbehrlich sind und verlangt werden, egal was für eine Universität oder eine Arbeit ausgewählt wird. Natürlich gibt der Schulbesuch auch die Möglichkeit eines Studiums in Deutschland. Jedes Jahr beschließen tatsächlich einige Abiturienten der Deutschen Schule dafür, eine deutsche Universität zu besuchen. Dieser Schulbesuch führt sicher auch Weltoffenheit. Die Eltern, die meisten sind ja Italiener, die ihre Kinder zur Deutschen Schule schicken, müssen dann auch ihre Kinder anspornen, im Ausland zu gehen, z.B. im Sommer, ihnen die Möglichkeit geben, Kontakt mit Deutschen zu haben, die Mentalität, die Bräuche, die Geschichte der Deutschen kennenzulernen und einen Kulturaustausch fördern. Das ist natürlich sehr wichtig. Meinerseits, bin ich froh, weil ich weiß, dass mein Sohn diese weltoffene Mentalität, durch seine häufigen Aufenthalte im Ausland, sicher erworben hat und sich in Deutschland freut, sich dort gut fühlt und Interesse hat, die Kontakte zu behalten.


L. 14:30

Würden Sie einem Bekannten empfehlen, sein Kind an der DSM anzumelden?


A. 14:31

Ja, sicher würde ich die DSM empfehlen! Sprachen sind sehr wichtig. Für den Beruf, für die Allgemeinkultur, für eine persönliche Weltoffenheit, für den Kulturaustausch etc. Aber wie gesagt, die Eltern müssen dazu bereit sein ihr Kind zu unterstützen zum Beispiel mit Aufenthalte im Ausland. Ich denke auch, es ist wichtig, wenn man einem Kind gleich vom Kindergartenalter, die Möglichkeit gibt, die DSM zu besuchen. Zu diesem Alter ist alles viel leichter. Deutsch zu sprechen ist wie ein Spiel und spontan, sodass es die Grundschule dann, ohne große Probleme, anfangen kann und später auch andere Sprachen wie Englisch lernen kann.