Projekt:Altes Dresden/E.T.A. Hoffmann in Dresden/Kalender 1813/September

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September.

1. September[Bearbeiten]

Berlin. Eingebracht gestern und heute an Gefangenen 1780 Mann nebst 56 Offizieren.

Rödigke. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden.

Glogau. Der Preuß. Divisionair Graf Henkel nahm mit dem Landwehr-Cavallerie-Regiment von Büßing in der Nähe der Festung eine Heerde Ochsen, und dabei 94 Mann und 10 Offiziere gefangen.

Görlitz. Zwischen hier und Bautzen überfielen der Major von Falkenhausen und Rittmeister Schwanenfeld vier Compagnien französische Artillerie, eine Escadron Chasseur, und eine Compagnie Infanterie, zerstreuten sie ganz und nahmen ihnen die letzte Kanone ab, welche sie aus der Schlacht an der Katzbach übrig behalten hatten.

Stettin. Seit dem 24sten v. M. wird Damm und seit heut Stettin selbst beschossen.

2. September[Bearbeiten]

Danzig. Die Vorstädte Langenfuhr, Neuschottland und Schellemühle wurden genommen, wurden zugleich ein Raub der Flammen. Fahrwasser und Münde werden von den Engländern, welche auch Brandraketen werfen, beschossen. Gestern war ebenfalls ein hartnäckiges Gefecht, wobei der General Rapp zu seinen Soldaten um sie aufzumuntern sagte: "Haltet euch brav; der Kaiser Napoleon ist bereits mit der großen Armee in Neustadt, also etwa vier Meilen von hier, und wird uns unfehlbar entsetzen." Dieser Tag kostete den Franzosen an Todten, Verwundeten und Gefangenen 1800 Mann.

Wurschen bei Bautzen. Der russische Partisan Fürst Medeloff und andere streifen im Rücken der Franzosen. Ersterer nahm ihnen hier ab einen Obersten, 5 Capitains, 18 Lieutenants, 2 Adjudanten und 677 Mann.

3. September[Bearbeiten]

Berlin. Gestern und heute eingebracht an Gefangenen 388 Mann nebst 21 Offizieren, und an Ueberläufern 119.

Schwerin. In der vergangenen Nacht räumte der bis hieher vorgedrungene Marschall Davoust Schwerin und am Morgen zogen die alliirten Truppen wieder ein. Von seinem Corps zogen die Franzosen nach Ratzeburg und die Dänen nach Lübeck. Letztere ließen daselbst eine Garnison zurück, und gingen nach Oldeslohe im Hollsteinischen. Dieser Rückzug hat 500 Gefangene und 500 Todte gekostet, welche ihnen die Kosaken, das Lützowsche und das Reichsche Freicorps und die hanseatische Cavallerie verursacht haben. Kurz vor seinem Abzuge von Schwerin versammelte Davoust die dasigen Behörden, und machte ihnen bekannt, daß die erfochtenen Siege seines großen Kaisers bei Berlin, ihn jetzt zu wichtigern Zwecken abriefen, daß er nächstens mit einer größern Armee in Mecklenburg wieder eintreffen werde, und er daher erwartete, daß die Mecklenburger die treue Anhänglichkeit an seinen erhabenen Kaiser in ihren Herzen bewahren, und bis dahin die rückständige Contribution und Pferde-Lieferung zusammenbringen würden. Am 1ten ließ er mit allen Glocken läuten, und die Nachricht bekannt machen, sein Kaiser habe vollständig gesiegt und 30,000 Gefangene gemacht.

Paris. Der heutige Moniteur meldet folgendes: "Man hat gestern Nachricht aus Dresden vom 27ten Aug. erhalten, welche sagen, daß sich der Kaiser bei der besten Gesundheit befindet, und alle Operationen sr. Majestät von dem glänzendsten Erfolge gekrönt worden sind. Die vielfältigen Bewegungen der Armee haben bis jetzt die Abschaffung eines offiziellen Bülletins verhindert; es wird aber jeden Augenblick erwartet."

Copenhagen. Kriegserklärung Dännemarks gegen Schweden, in einem ausführlichen Manifeste.

4. September[Bearbeiten]

Rabenstein. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden.

Wien. Der General-Adjutant Graf Paar hielt einen feierlichen Einzug wegen des Sieges bei Kulm, und führte einen Theil der eroberten Siegeszeichen bei sich. Tags darauf wurde ein Tedeum gesungen.

5. September[Bearbeiten]

Zahne. Gestern und heute wurden der preuß. General von Dobschütz von hier und der General Graf von Tauenzien von Seyda, von einem sehr überlegenen französischen Corps zurückgedrängt.

Töplitz. Der Großbrittanische außerordentliche Botschafter am östreichischen Hofe, Lord Aberdeen, hatte hier seine Antritts-Audienz bei dem Kaiser von Oestreich.

Breslau. Die neue russische Armee unter dem General von Bennigsen rückt hier ein.

Reichenbach. Vom 1ten bis 4ten zogen sich die Armee von Quais bis Bautzen. Am 5ten wurden die Alliirten bei Reichenbach angegriffen, jedoch der General von Blücher fand es nicht zweckmäßig sich hier in eine Schlacht einzulassen, und führte seine Armee über die Neisse zurück. Je weiter die Franzosen von Dresden abgezogen werden konnten, desto entscheidender wurden die Operationen der großen böhmischen Armee.

6. September[Bearbeiten]

Berlin. Eingebracht 2 Offiziere 184 franz. Kriegsgefangene in verschiedenen kleinen Transporten.

Feistritz. Der Vicekönig von Italien drängte die hiesige östreichische Position am rechten Drau-Ufer 16 Stunden lang, und als der linke Flügel der Oestreicher vom Gebürge herabgedrängt war, fand es der Feldzeugmeister von Hiller für angemessen, die Truppen auf das linke Ufer der Drau zurück zu ziehen.

Dessau. Der preuß. General von Hirschfeld ist heute Morgen mit einem detaschirten Corps hier eingerückt. Sein Uebergang über die Elbe war bei Roslau.

Dennewitz, Dorf bei Jüterbock. Große und von dem Kronprinzen von Schweden gewonnene Schlacht über die Franzosen. Letztere wurden von Ney commandirt, und bestanden aus dem Corps des Oudinot, Bertrand und Regnier, und der Cavallerie des Herzogs von Padua. Der Kronprinz verlor 4 bis 5000 Mann an Todten und Blessirten, und die Franzosen 16 bis 18000 an Todten, Blessirten und Gefangenen, ferner 60 Kanonen, 400 Munitionswagen und 3 Fahnen (Bis zum 10ten hatte man bereits gesammelt 10,000 Gefangene, 80 Kanonen, über 400 Munitionswagen, 3 Fahnen und 1 Standarte.) Der Marschall Ney schrieb über diese Schlacht an den Commandanten von Wittenberg, welchen Brief man aufgefangen hat: "Ich bin nicht mehr Herr der Armee, sie versagt mir den Gehorsam, sie hat sich in sich selbst aufgelöst; nehmen Sie. Herr Commandant, darnach Ihre Maaßregeln." Die bei dem gefangenen franz. Oberst Baron von Clouet, dem Adjudanten des Marschalls Ney, gefundenen Papiere, enthielten von Napoleon die Ordre, wie es nach der Schlacht, die sie gewinnen wollten, gehalten werden sollte. Eins von den Corps sollte den Marschall Davoust unterstützen, ein zweites sollte sich Berlin bemächtigen, und die übrigen sollten gegen Blücher aufbrechen.

Die Schlacht beij Jütterbok.

Auf dem Rückzug nach Torgau kam es zwischen den Franzosen und Sachsen zu ernsthaften Schlägereien. Die Sachsen schimpften auf die Franzosen, und frugen, ob sie nicht nach Berlin gehen wollten.

7. September[Bearbeiten]

Dahme. Der preußische General von Wobeser verfolgt die fliehenden Franzosen, und nahm ihnen hier wieder 3000 Gefangene und 1 Kanone ab.

Breslau. Bis heute sind an Gefangenen hier eingebracht 7842 Mann und 192 Offiziere.

Lippa in Crain. Der östreichische General Graf Nugent wurde hier auf der Triesterstraße angegriffen, aber der Erfolg war so entscheidend gegen die Franzosen, daß sie die Flucht ergriffen, 300 Todte und Blessirte bekamen, und 6 Offiziere und 450 Mann gefangen wurden.

8. September[Bearbeiten]

Berlin. Eingebracht 5 französ. Offiziere und 236 Mann Gefangene.

Hoyerswerda. Das franz. Corps des Herzogs von Ragusa (Marmont) kam heute hier an, zog sich aber zwei Stunden nachher, auf die Nachricht von der Schlacht bei Dennewitz, wieder zurück. Auf diesem Rückzuge wurde dasselbe von dem russischen Obersten Figuer angegriffen, bis Königsbrück verfolgt, viele Leute getödtet, 1000 Gefangene gemacht, und ein großer Theil von der Bagage und gegen 400 Pferde erbeutet.

Jüterbock. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden.

Pirna. Die Avantgarden der östreichisch-böhmischen Hauptarmee gewinnen täglich mehr Terrain in Sachsen. Die des Grafen von Wittgenstein vertrieb heute die Franzosen von neuem aus Pirna, und dies, so wie Zehist und Zitschendorf, wurden behauptet. Zwei Escadrons vom 14ten franz. Husarenregiment wurden größtentheils zusammengehauen, und der Rest gefangen genommen.

Laibach. Der östreich. General v. Fölseis wurde hier auf der Straße nach Cilly von den Franzosen mit einer fast zweimal überlegenen Macht bedroht, aber er griff dieselbe an, und verfolgte sie bis in die Vorstädte von Laibach. Brigade-General Belotti nebst 300 Mann wurden gefangen, und 2 Kanonen, 2 Munitionswagen, 1 Fahne und vieles Gepäck erobert.

9. September[Bearbeiten]

Dresden. Hauptquartier Napoleons.

Bischofswerda. Der russische Fürst Madeloff griff hier einen großen Munitions-Transport mit einer 500 Mann starken Bedekkung an, machte die Bedeckung gefangen und sprengte 200 Wagen in die Luft.

Lenzen. Mehrere Tausend Mann vom preußischen Landsturm gingen über die Elbe nach der Altmark, vertrieben die daselbst auf Requisitionen befindlichen Franzosen, und gingen dann wieder zurück.

Görlitz. Der General von Blücher hatte das polnische Corps bei Löbau werfen lassen, und wollte nun das hiesige franz. Corps angreifen. Allein die Franzosen sahen ihre Gefahr ein, und flohen so schnell, daß die Kosaken sie kaum einholen konnten. Ein Adjudant des Fürsten Poniatowski wurde gefangen. Die Alliirten besetzten Hochkirch und die Kosaken schwärmten vor Bautzen.

Töplitz. Heute wurde hier die Tripel-Allianz zwischen Oestreich, Rußland und Preußen von dem Grafen von Metternich, Grafen v. Nesselrode und Freiherrn von Hardenberg abgeschlossen, und von den drei Monarchen ratificirt.

10. September[Bearbeiten]

Berlin. Heute und gestern sind an Gefangenen eingebracht 3598 Gemeine und 69 Offiziere.

Vom Könige von Preußen wurde aus Töplitz ein Cabinetsschreiben an die Stadt Berlin bekannt gemacht, worin Höchstderselbe sein Wohlgefallen über die Anstrengung und Unterstützung, welche die Stadt an die Armee und an die Lazarethe geleistet, zu erkennen giebt.

Fast zu gleicher Zeit machten die Franzosen auf dem linken Elbufer bekannt, in Berlin wäre Hungersnoth und ansteckende Krankheiten, und deshalb wäre ihre Armee nicht dahin gegangen.

Jüterbock. Der Kronprinz von Schweden erließ einen eindringlichen Aufruf an die Sachsen, sich der gerechte Sache für die deutsche Freiheit anzuschließen.

Hernhut. Hauptquartier des Generals von Blücher.

Kraupen. Gestern wurde man gewahr, daß die Franzosen in starken Colonnen aus Dresden auszogen, und heute erschienen 3 Armeecorps auf der Nollendörfer und Ebersdorfer Straße. Eine Colonne von 15000 Mann drang über die alte Straße des Geyersberges vor. Man ließ sie bis in die Gegend von Kraupen kommen, wo Batterien aufgeführt waren, und nun waren sie genöthigt, schnell die Höhen wieder zu erreichen. Es wurden mehrere Hundert Gefangene gemacht.

Triest wurde von den Oestreichische Truppen unter dem Grafen Nugent besetzt. Bautzen. In dieser Gegend vereinigte sich das Blüchersche Armee-Corps mit dem Kais. Oestr. Corps des Grafen von Bubna.

11. September[Bearbeiten]

Seyda. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden.

12. September[Bearbeiten]

Berlin. Heute ward in allen Kirchen ein feierliches Dankfest für die seit dem Wiederausbruche der Feindseligkeiten vielfach errungenen Siege abgehalten, und über Psalm 94. v. 12 bis 15 gepredigt. Zum Schluß wurde das Tedeum unter Abfeuerung von 101 Kanonenschüssen - aus erobertem Geschütz - gesungen, und in den überfüllten Kirchen für die Verwundeten reichlich gesammelt. Es kamen ein 3551 Rthlr. 18 gr. 4 Pf. oder ohngefähr 12,808 Franken.

Coswig. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden, dessen ganze Armee an die Elbe vorgerückt ist. Die Vereinigung mit der Blücherschen Armee ist in der Gegend von Bautzen zu Stande gebracht. Ratzeburg. Hauptquartier des Marschall Davoust.

Cassel. Ein aufgefangener Brief des hiesigen franz. Gesandten Reinhard giebt zu erkennen, daß man in Cassel sehr in Sorgen und nur mit etwas Cavallerie versehen ist.

Wurzen. Eine von Dresden nach Paris abgefertigte Briefpost fiel auf dem Weg nach Leipzig dem hier mit einem Streifcorps befindlichen östreichischen Obristen Menzdorf in die Hände. Aus dem Inhalte mehrerer tausend Briefe ist der klägliche Zustand der französischen Armee deutlich zu erkennen.

Leipzig. Bis heute Abend sind 54,700 Verwundete, theils zu Wagen, theils zu Fuß, hier durchgeführt worden. Alle Heerstraßen von Wurzen und Grimma sind voll verwundeter und ermatteter Flüchtlinge.

13. September[Bearbeiten]

Berlin. Eingebracht sind 34 feindliche Offiziere und 4450 Mann franz. Kriegsgefangene. Von den in der Schlacht bei Dennewitz eroberten Kanonen sind vorläufig 30 Stück eingebracht, und vor dem Palais des Königs aufgefahren worden.

Bautzen. Die Avantgarde der Blücherschen Armee befindet sich hieselbst, und folgt den franz. Truppen, welche sich nach Dresden zurückziehen, auf dem Fuße nach. Es sind nur noch zwei franz. Armee-Corps, bei welchen sich 13 Regimenter Kavallerie unter dem König von Neapel befinden, auf dem rechten Elbufer, und zwar zwischen Camenz, Dresden und Königsbrück. Die Blüchersche Armee hat sich am linken Flügel bei Hernhut mit einem östreichischen Armee-Corps vereinigt, und am rechten Flügel an die Armee des Kronprinzen von Schweden angeschlossen, so daß nun die alliirten Armee von Hamburg bis Böhmen vollständig vereinigt ist.

14. September[Bearbeiten]

Drebnitz. Der Graf von St. Priest von der Blücherschen Armee, hieb hier mit seiner Cavallerie ein, und machte einen Bataillonschef und mehrere hundert Mann gefangen. Die Franzosen werden immer mehr in ihrer Stellung vor Dresden beengt, in welcher es bereits an Fourage und Lebensmitteln sehr mangelt, wie die Gefangenen und die Schaar von Deserteuren, welche täglich übergehen, bezeugen.

15. September[Bearbeiten]

Zerbst. Hauptquartier des Kronprinzen von Schweden, dessen Vorposten bereits nahe an Dessau stehen.

Berlin. Eingebracht an Gefangenen 17 Offiziere und 880 Mann.

Fiume wurde gestern von 12,000 Mann angegriffen, und da der östreichische Major von Radetzky dieser Macht nicht gewachsen war, so mußte er heute die Stadt verlassen.

16. September[Bearbeiten]

Weichselburg in Krain. General v. Rebrovich hatte am 14ten September bei Weichselburg ein Gefecht zu bestehen, worin ihn die Uebermacht des Feindes anfänglich zwang sich in die Position auf dem Bärenberge vor Treffen zurückzuziehen. Am zweiten Tage darauf aber, (den 16ten) griff er mit der ihm zugekommenen Verstärkung die feindliche Division; unter dem Divisionsgeneral Lecchi bei Weichselburg mit solchem Nachdruck an, daß von 4000 Mann, woraus die Division bestand, nur General Lecchi mit 30 Mann zu Pferde entkam, alle übrigen auf dem Schlachtfelde zerstreut, theils getödtet, theils gefangen wurden. Bei Abgang des Kuriers waren 900 Gefangene, worunter ein Obrister von der Artillerie, und 8 Offiziere sich befanden, eingebracht, und eine Kanone, eine Haubitze, zwei Standarten und eine Fahne in östreichischen Händen. Die Vorposten des Generals Robrovich stehen bei Geweihten-Brun, und das Gros seines Korps bei Große-Lup.

Neustadt vor Dresden. Heute Morgen um 2 Uhr hat der Rittmeister von Eisenhart mit seinem Freicorps, gemeinschaftlich mit dem vom Major von Falkenhayn commandirten Freicorps, hier den Franzosen einen unerwarteten Besuch abgestattet, mehr als 200 Wagen ruinirt, und ist nach diesem gelungenen Coups wohlbehalten wieder im Hauptquartier des General von Blücher in Bautzen angekommen.

Roslau. Der russische General Tschernitscheff geht mit einem Corps Cavallerie und dazu gehöriger Artillerie auf das linke Elbufer.

Naumburg. Der russische Capitain Fabeck, welcher schon früher mit 80 Kosaken über die Elbe gegangen, machte zwischen hier und Querfurt 1 baierschen Obrist, 1 franz. Obrist-Lieutenant, 40 Offiziere und 500 Gemeine zu Gefangenen. Letztere übergab er dem hier mit einigen Tausend Pferden stehenden russischen General Thielemann und erstere brachte er selbst auf das rechte Elbufer. Der General Thielemann hat sich der Pässe bei Kösen bemächtigt, 26 Kanonen erobert und 2500 Gefangene gemacht.

Gorde bei Dömitz. Der russische General von Wallmoden ging in der vergangenen Nacht auf den 15ten mit einem Theil seines Corps hier über die Elbe, und schlug heute zwischen Dannenberg und Dahlenberg bei dem Walde die Görde genannt, den franz. General Pecheux, welcher von Davoust nach Magdeburg mit seiner Division beordert und 10,000 Mann stark war. Zwei Adjudanten desselben, der General Milczinski, mehrere Staabs- und Oberoffiziere und 1800 Mann wurden gefangen, und 8 Kanonen nebst 12 Pulverwagen und viele Bagage wurden genommen. Der General Pecheux entfloh nach Lüneburg und wurde verfolgt. Außerdem hatten die Franzosen 600 Todte und Verwundete. Der gegenseitige Verlust beträgt 30 Offiziere und 400 Todte und Blessirte. Unter den Blessirten ist auch der Major von Lützow, und ein Mädchen Namens Leonore Prochaska, welche als Jäger Renz, aus Liebe zum Vaterlande Dienste genommen hatte. Sie starb bald nachher. Güstrow. Der Staab der hanseatischen Legion erläßt eine Bekanntmachung an die jungen Bürger der Hanseestädte, sich anzuschließen.

Möckern. Der Preuß. General von Putlitz beobachtet Magdeburg und hat mehrere Detachements Cavallerie auf das linke Elbufer übergehen lassen. In der vergangenen Nacht gingen 2 Compagnien Spanier, von dem Regiment Joseph Napoleon, zu den Preußen über.

17. September[Bearbeiten]

Berlin. Gestern und heute wurden 276 franz. Kriegsgefangene eingebracht, so auch 12 erbeutete Kanonen und 11 Pulverwagen. Vom 17ten vorigen Monats bis heute sind zusammen eingebracht 299 Offiziere und Employes und 18,257 Unteroffiziere und Gemeine.

Nollendorf. Die verbündeten Truppen haben in Böhmen neue Vortheile errungen. Selbige wurden heute von Napoleon selbst angegriffen, aber von Schwarzenberg zurück geworfen. Der franz. General Kreutzer wurde dabei, so wie mehr als 2000 Mann gefangen, und 7 Kanonen und 1 Fahne erobert. Der Preuß. Obrist-Lieut. von Blücher gerieth schwer verwundet in französische Gefangenschaft.

Die Schlacht bey Nollendorf.

Mühlberg unweit Torgau. Die Avantgarde des Tauenzienschen Corps unter Anführung des General von Dobschütz hatte hier eine glänzendes Gefecht mit dem 1sten, 8ten und 19ten franz. Chasseur Regiment, und nahm den Obrist Graf Perigord Talleyrand, Neffen des Ministers Talleyrand, 2 Obrist-Lieutenants, 16 Offiziers und 500 Chasseurs gefangen. Der Rest, bis auf 30 Mann ungefähr, welche entflohen, wurde getödtet. Alliirten Seits wurden blos einige Kosaken verwundet.

18. September[Bearbeiten]

Merseburg wurde von dem russischen General von Thielemann angegriffen, und nach lebhaftem Widerstande mit Capitulation genommen, auch dabei 2000 Gefangene gemacht.

Freiberg im Erzgebirge. Der östreichische General von Scheither griff diese gesperrte und mit Franzosen besetzte Stadt an, ließ das eine Thor einhauen, und machte die ganze Garnison, bestehend aus dem Brigade-General Bruno, 20 Staabs- und Oberoffizieren, 400 berittenen Husaren und 228 Infanteristen zu Gefangenen. Oestreichischer Seits war 1 Todter und 3 Blessirte.

19. September[Bearbeiten]

Töplitz. Hauptquartier des Fürsten von Schwarzenberg.

Kösen. Nachdem der russische General von Thielemann ein heftiges Cavalleriegefecht in seiner Fronte bestanden hatte, glückte es ihm, hier noch den Nachzug einer franz. Equipagen-Colonne zu erreichen, 200 mit Cavallerie-Effecten beladene Wagen und einige, französischen Generalen gehörige Chaisen wegzunehmen, 400 Mann niederzuhauen, und 200 Gemeine zu Gefangenen zu machen. Ein franz. General blieb ebenfalls dabei.

Drau Fluß. Die Franzosen wurden nach dem Uebergange über die Drau auf allen Punkten weiter zurückgeworfen und bis nach Tarvis getrieben. Villach, der größte Theil des Kreises, und ein Theil des Laibacher bis nahe Krainburg, ist in Oestreichischen Händen.

Stettin. Die Stadt trägt alle Monat 40,000 Rthlr. Contribution. Kein Eigenthümer darf aus der Stadt, wenn er nicht Jemand stellt, welcher für ihn zahlt. Es sind nur noch wenig Einwohner hier, und wöchentlich ist ein Tag zur Auswanderung festgesetzt. Außerhalb der Stadt ist alles abgebrannt. Paris. Wegen des von den franz. Truppen erfochtenen Sieges wurden heute eine Dankfest mit großem Gepränge gehalten.

20. September[Bearbeiten]

Berlin. Eingebracht wurden 136 Mann Gefangene und Ueberläufer.

Kemberg. Der schwedische Obrist Björnstierna recognoscirte von hier den Brückenkopf bei Wittenberg, und hob selbst unter den Kanonen der Festung einen vorgerückten Posten auf, desgleichen eine Ordonnanz mit Depeschen an Ney, Oudinot, Narbonne und Magaron, aus welchen man ersieht, daß nicht bloß Soldaten sondern selbst Offiziere aus der Festung desertieren.

Lützen. Der östreichische Obrist Mensdorf überfiel hier eine franz. Infanterie-Colonne, und befreite 600 östreichische, preußische und russische Gefangene. Zugleich wurden 150 Mann von der Bedeckung theils gefangen, theils niedergehauen.

22. September[Bearbeiten]

Berlin. Die bei Möckern übergegangenen 2 Compagnien Spanier, unter Anführung ihres Bataillons-Chef Antonio Billalva, 4 Offiziere und 190 Mann stark, rückten hier mit Ober- und Untergewehr und klingendem Spiele, ein, und wurden bei den Bürgern einquartirt.

Zerbst. Der Kronprinz von Schweden giebt in seinem heutigen 12ten Bülletin folgende Darstellung: Seit dem Ende des Waffenstillstandes hat die vereinigte Armee von Nord-Deutschland mehr als 28,000 Gefangene gemacht. Vom 17ten August bis 18ten September sind durch Berlin als Kriegsgefangene passirt 18,257 Soldaten und 299 Offiziere; mehr als 2000 waren noch dahin unterweges; 2 bis 3000 sind krank zurückgeblieben in den Hospitälern von Jüterbock, Treuenbrietzen, Belzig und Brandenburg; und das Armeekorps des Grafen von Wallmoden, welches seine Gefangene nach Stralsund schickt, hat deren an 4000 gemacht. Wenn man zu dieser Zahl die Todten, Verwundeten oder Vermißten hinzurechnet, so kann man den Total-Verlust der Armee, die der Nord-Deutschen gegenüber steht, seit dem 17ten August bis auf 45000 Mann schätzen. Die Gefangenen, die von der Armee des Generals Blücher und der großen Armee von Böhmen gemacht worden sind, belaufen sich auf 40,000. Man kann also ohne Uebertreibung den feindlichen Verlust seit dem Wiederausbruch der Feindseligkeiten auf mehr als 100,000 Mann und 250 Kanonen schätzen. Wenn, wie alles hoffen läßt, Baiern und Würtemberg sich mit der Sache der Deutschen Freiheit vereinigen, so wird der Kaiser Napoleon den Alliirten nicht über 150,000 Mann entgegenstellen können. Der König von Dännemark hat den preußischen Minister zurückgeschickt, und zur Ursache angegeben, daß, da Preußen mit dem Kaiser Napoleon Krieg führe, die Gegenwart dieses Ministers nicht länger in Kopenhagen geduldet werden könne. Dieser Hof sucht sich bei den Alliirten wegen seiner Kriegserklärung gegen Schweden zu rechtfertigen, und giebt vor, zu dieser Maaßregel nur deshalb geschritten zu seyn, um den zudringlichen Forderungen des Baron Alquier auszuweichen, welcher noch 10,000 Mann mehr nach Holstein verlangte. Dies ist doch ein großer Widerspruch zwischen Absicht und Handlung. Der Feind hat auf dem linken Elbufer von Wittenberg bis Schönebeck keine feste Stellung mehr. Seine Vorposten befinden sich noch zwischen diesem letztern Ort bis Magdeburg. Der General Czernitscheff ist zu Bernburg, der Major v. Rosenstern zu Klein-Rosenburg, der Major Czeczensky zu Zörbig. Streifparthien sind bis nach Halle vorgedrungen, wo sie sich mit den Parthien vom Korps des Generals Thielemann in Verbindung gesetzt haben; von da bis nahe an Delitsch und Billerfeld, und auf dem linken Flügel bis nach Egeln und Wantzleben. Sie haben nur eine kleine Anzahl Gefangene machen können, indem sie nirgends den Feind in bedeutender Stärke vorgefunden haben. Der Major von Löwenstern hat einen Transport von 1300 Scheffel Hafer und andern Lebensmitteln, welche nach Magdeburg bestimmt waren, wegnehmen lassen. Die Avantgarde der Russischen Armee, kommandirt von dem Grafen von Woronzoff, ist zu Acken (am linken Ufer der Elbe). Die Schwedische Avantgarde, unter den Befehlen des Generals Schulzenheim, ist in Dessau. Der Kronprinz hat dem General Bülow die Belagerung von Wittenberg aufgetragen.

Bischofswerda. Der franz. Marschall Macdonald zog sich von Schmiedefeld hierher. Die Avantgarde der Blücherschen Armee unter dem russischen General Rudczewitz und dem preuß. Obristen von Katzler, machte ihm jeden Fuß breit Land streitig, jedoch wurde seiner Uebermacht am Abend Bischofswerda geräumt, nachdem er bei den Infanterie-Attaken einen bedeutenden Verlust erlitten hatte. Alliirter Seits waren 12 Offiziere und 300 Mann Todte und Blessirte.

23. September[Bearbeiten]

Wörlitz. Mit Anbruch des Tages stellten sich 2 sächsische Offiziere bei den schwedischen Vorposten ein, um anzuzeigen, daß ihr Bataillon bereit sei, auf deutschen Seite überzugehen. Der Obrist Björnstierna ging dem Bataillon entgegen, und der Chef desselben, Major von Bünau, erklärte im Namen der ganzen Mannschaft, daß sie für die Freiheit Deutschlands fechten wollte. Dies Bataillon ist das erste vom Regiment des Königs von Sachsen, und 8 Offiziere und 360 Mann stark. Es rückte in Wörlitz mit aufgestecktem Bajonet und Trommelschlag ein, und wird in der sächsischen Legion, welche errichtet wird, den Namen des ersten Bataillons führen.

Goldwitz. Der Kosaken-Obrist Obrios hatte mit 30 Mann ein leichtes Scharmützel, und nahm 3 sächsische Offiziere und 40 Dragoner gefangen.

24. September[Bearbeiten]

Berlin. An Gefangenen eingebracht 2 Obrist, 23 Offiziere und 180 Gemeine. Hondsdorf bei Lauenburg. Eine Abtheilung Reichscher Jäger drang in der Nacht hierher, überstieg Schantzen, Pallisaden und Verhacke, machte 50 bis 60 Franzosen zu Gefangenen, stieß viele nieder, und der Rest rettete sich begünstigt durch die Dunkelheit der Nacht.

Hamburg. Davoust ließ bei seiner Armee gedruckt bekannt machen: "daß Berlin nach einem harten Kampfe und nach dreimaligem Sturmlaufen von den franz. Truppen eingenommen, und daß in diesem Augenblicke der Kaiser Napoleon in Berlin sey."

25. September[Bearbeiten]

Wittenberg. Gestern wurden die Vorstädte genommen, und in der vergangenen Nacht nahm die Beschießung der Stadt ihren Anfang.

Laschitz in Krain. Der östr. Obrist Graf Starhemberg griff die Franzosen, 3000 Mann stark, an, nahm ihnen 3 Fahnen, 8 Offiziere und 300 Gefangene ab. Französischer Seits commandirte der General Perimont.

Gödau. Der Marschall Macdonald setzte von Bischofswerda aus, am 23sten seinen Angriff fort, und drang bis hierher. Die Avantgarde der Blücherschen Armee überließ ihm den Wald von Bischofswerda; sobald er aber daraus debouchirte, wendete sie um, und die Cavallerie unter den russischen Generalen Witt und Emanuel, nebst der preuß. Cavallerie unter dem Obersten von Katzler, warf ihn nicht allein am 23sten in die Wälder zurück, sondern machte auch 10 Offiziere und 300 Mann von der westphälischen Garde zu Gefangenen. Heute sollte Macdonald wieder in der Flanke und Rücken angegriffen werden, aber er hatte sich in der Nacht nach Bischofswerda zurückgezogen. Die alliirten Armee fand außer den Städten Görlitz und Schmiedefeld, alle Einwohner längs der Straße durch die Grausamkeit der Franzosen von ihren Wohnungen vertrieben und in die Wälder geflüchtet.

Braunschweig. Der preuß. Obristlieutenant von der Marwitz rückte mit 4 bis 500 Mann reitender Landwehr hier ein, wo eine Compagnie Jäger und ungefähr 100 Mann Infanterie am Augustthore einigen Widerstand leistete, sich aber gefangen geben mußte. Von hier eilte ein Theil der Landwehr nach Wolfsbüttel, wohin vorläufig alle Behörden, die Gensd'armerie, Generale und Staabsoffiziere, mit einer Bedeckung von 600 Mann und sämmtlichen Stadtsoldaten, entflohen waren. Sie wurden aber eingeholt und zu Gefangenen gemacht. Zittau. Der russ. General v. Bennigsen rückt mit seiner Armee hier ein.

27. September[Bearbeiten]

Berlin. Gestern und heute an Gefangenen eingebracht: 1 Obrist, 12 Offiziere und 450 Gemeine. Auch trafen wieder 47 Ueberläufer ein. Die 2 Compagnien Spanier, welche bei Möckern übergingen, sind von hier nach Stralsund gegangen, und werden von da nach ihrem Vaterlande eingeschifft.

Dessau und Wörlitz wurden von den alliirten Truppen verlassen, und von den Franzosen, welche mit großer Macht ankamen, besetzt. Erstere zogen sich in die Verschanzungen des Brükkenkopfs an der Elbe, und griffen die Franzosen, welche aus Dessau dreimal herauskamen, aber immer wieder zurückgingen und die Thore hinter sich verschlossen, an. Die Franzosen verlohren viel, und die Alliirten 2 Offiziere, 4 Gemeine und 40 Blessirte.

Czirknitz in Krain. Der östr. Obrist Graf Staremberg verfolgte in Verbindung mit dem General von Esivich die Franzosen, und nahm ihnen hier wieder 500 Gefangene, worunter 1 Obrist, 2 Staabs- und 8 Subaltern-Offiziere und eine Fahne ab.

28. September[Bearbeiten]

Berlin. An gefangenen wurden 35 Mann eingebracht.

Cassel. Der russ. General Tschernitscheff nahm die hiesige Citadelle, befreite die daselbst eingeschlossenen Staatsgefangenen, und schloß Cassel selbst ein, in welchem sich 5480 Mann Infanterie und Cavallerie befanden. Der König von Westphalen hatte noch Zeit gefunden abzureisen.

Elsterwerda. Hauptquartier des Generals von Blücher.

Wittenberg. In der vergangenen Nacht brannte es in der Stadt an mehreren Stellen, und einer von den Schloßthürmen war eingestürzt.

Zerbst. Der übergegangene sächsische Major von Bünau erließ einen Aufruf an die auf dem linken Elbufer befindlichen sächsischen Soldaten, und forderte selbige auf, sich der Armee des Kronprinzen von Schweden anzuschließen.

29. September[Bearbeiten]

Berlin. Eingebracht 22 Gefangene und 90 Ueberläufer.

Oranienbaum bei Dessau. Ein franz. Corps 7 bis 8000 Mann stark, wurde von den Alliirten mit 3 Bataillons unter dem General v. Sandels angegriffen, und eine halbe Stunde lang verflogt. Erstere verloren 1500 Mann und letztere 300.

Altenburg. Der Hettmann Graf Platoff griff den französische General Lefevre-Desnouettes an, der ein 8000 Mann starkes Cavallerie Corps bei sich hatte, unter welchem sich 5 Brigaden der Cavallerie der Garde befanden. Dies Corps ward mit einem Verlust von 1000 Mann, wobei 40 Offiziere, 5 Kanonen und 3 Standarten, geschlagen, und von dem General von Thielemann, welcher sich wegen Uebermacht von Naumburg hierher gezogen, und Obristen Menzdorf bis nach Zeitz hin verfolgt.

Laibach. Der östreichische General v. Fölseis rückt hier ein.

30. September[Bearbeiten]

Cassel wurde beschossen und capitulirte, jedoch fast die ganze Mannschaft nahm Dienste. 27 Kanonen und das ganze Königl. Eigenthum, fielen dem General Tschernitscheff in die Hände. Er war mit seiner Cavallerie den 24ten über Eisleben, Sondershausen und Mühlhausen marschirt, hatte auf diesem Wege drei glänzende Gefechte, und beschoß Cassel mit erobertem Geschütz. Kühnheit, Kriegskenntniß und Tapferkeit, lassen sich, sagt der Kronprinz von Schweden, nicht höher treiben, als es bei dieser Gelegenheit vom General Tschernitscheff geschehen ist.