Projekt:Altes Dresden/Geschichte/Napoleonzeit/Gebäude/Marien- oder Frauenkirche
Neue Ansicht von Dresden 1799
[Bearbeiten]Die Marien- oder Frauenkirche.
Sie befindet sich auf dem Neumarkte, unweit der Rammischen Gasse und ist die älteste der hiesigen Kirchen, denn ihr Ursprung ist mit Zuverlässigkeit in das eilfte Jahrhundert zu setzen. Es gab in der ältern Zeit ein wächsernes, wunderthätiges Marienbild in ihr, das ihr den Namen ertheilte, und viele fromme Wallfahrten veranlaßte. Sie erlebte mancherlei Schicksale, und wegen ihrer zu großen Baufälligkeit ward am 26. August 1726 zu dem Gegenwärtigen Gebäude der Grund gelegt, welches man im Jahre 1745 vollendete. Der Baumeister Bähr hatte die Peterskirche zu Rom zum Modell genommen, und die Kosten des Baues betrugen 300000 Rthl. Man findet hier eine schöne Silbermannische Orgel. Diese Kirche ist durchaus steinern und hat von ihrer Festigkeit in der Belagerung vom Jahre 1760, das gültigste Zeugniß abgelegt. Die Bomben prallten von ihr ab, ohne sie zu beschädigen. Unter der Kirch hat man weitläuftige Gewölber zu Begräbnissen für Leute angebracht, deren Erben reich genug sind, um diese etwas theuern Plätze bezahlen zu können. Ein Hautrelief über dem Altar stellt die Geschichte Jesus am Oelberge dar. Das von Grono verfertigte Gemälde der Kuppel zeigte uns die vier Evangelisten, deren jedem eine Tugend zugegeben ist. Bis zur Wiederherstellung der Kreuzkirche, wurde der Gottesdienst, (welchen man sonst in dieser hielt) in die Frauenkirche verlegt. Leztere ist, seitdem die allmählig aus der Asche emporgestiegne Kreuzkirche, ihre Rechte zurückforderte, ziemlich leer geworden. In ihr halten noch jezt Mitglieder des Kreuzministeriums, und vorzüglich der jedesmalige Stadtprediger den Gottesdienst.
Neue Ansicht von Dresden. Für Reisende von einem Reisenden. Leipzig, bey Friedrich August Leo. 1799.