Projekt:Altes Dresden/Stadtteil/Kaditz

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Geschichte[Bearbeiten]

Kaditz wurde 1269 erstmals urkundlich erwähnt und gehört zu den ältesten Siedlungen in der Elbtalaue. Der Name Kayticz stammt aus dem altsorbischen und bedeutet Leute des Kojeta. Bereits 1273 ist von einer Kirche die Rede, die unter dem Namen Emmauskirche bis heute das Ortsbild prägt und einst kirchlicher Mittelpunkt von neun Dörfern war. Das Dorf unterstand dem Meißner Bischof und kam somit nach der Reformation an das Prokuraturamt Meißen. Außerdem besaß das Amt Dresden Anteile an Kaditz, so dass bis ins 19. Jahrhundert zwei Amtsrichter über die Gemeindeangelegenheiten wachten.

Ursprünglich bestand die Kaditzer Flur nur aus 6 Gütern und den Hufenfeldern östlich des Dorfkerns, an die noch der Straßenname An den Hufen erinnert. Später wurden die hochwassergefährdeten, aber sehr fruchtbaren Weideflächen am Elbufer einbezogen. Hinzu kam im 15. Jahrhundert das ehemalige bischöfliche Herrengut und Vorwerk Poppewitz. Nach dessen Auflösung wurden die Fluren als “Puppsfelder” an die Kaditzer Bauern ausgegeben. Bereits Ende des 14. Jh. war das Dorf Gleina, zwischen Kaditz und Trachau gelegen, von seinen Bewohnern verlassen worden. Dessen Fluren wurden danach ebenfalls von Kaditz aus bewirtschaftet.

Neben der dominierenden Landwirtschaft wurde in Kaditz auch Weinbau betrieben. Mittelpunkt waren der sogenannte “Bischofsgarten” an der Kaditzer Elbfähre und die nordwestlich des Ortes gelegene Erhebung Goppitz. Bis heute erinnern alte Weinbergsmauern an verschiedenen Stellen an diesen Wirtschaftszweig. Ebenfalls nur noch Reste sind vom Kaditzer Tännicht erhalten, einem früheren Kiefernwäldchen zwischen Radebeul und dem heutigen Riegelplatz. Mit Trockenlegung des alten Elbarmes an den Seewiesen wurde zusätzliche Nutzfläche gewonnen und später meist gartenbaulich genutzt.

Der alte Dorfkern von Kaditz (Fotos) mit seinen schmalen Giebelhäusern gehört zu den besterhaltenen in Dresden. Deutlich ist die frühere Zersplitterung der ursprünglich größeren Güter durch Erbteilung zu erkennen, welche erst 1635 durch die Einführung des Minorats (Erbrecht des jüngsten Sohnes) eingeschränkt wurde. Der unter Denkmalschutz stehende Anger erhielt sein heutiges Aussehen nach dem letzten Dorfbrand 1818. Infolge der intakten dörflichen Strukturen, die den Zuzug fremder Häusler und Gärtner verhinderte, konnten sich in Kaditz noch bis zum Ende des 19. Jh. Bräuche und Sitten aus der sorbischen Vergangenheit erhalten. Dazu gehörte der alte Versammlungsruf “Botscheremoh” (“Kommt alle zusammen”), mit dem Gemeindeversammlungen einberufen wurden. Am 1. Januar 1903 kam Kaditz als Ortsteil zu Dresden.

Um 1895 wurde am Riegelplatz abseits vom Dorfkern ein kleines Zentrum der Gemeinde mit einem neuen Schulhaus geschaffen. Zuvor war an der Leipziger Straße bereits der Ortsteil Neukaditz rund um den Gasthof “Feldschlößchen” entstanden. Zum Aufschwung dieses Gebietes trug auch die 1899 eingeweihte Lößnitzbahn nach Radebeul bei. Bereits 1869 war in Kaditz eine Anlegestelle der Dampfschiffahrt eingerichtet worden. Trotz dieser Verbesserungen der Anbindung zur nahen Residenzstadt wurde eine städtische Entwicklung wie in den Nachbargemeinden durch die ungünstige Lage des Ortes verhindert. Allerdings war Kaditz ab 1911 Standort des städtischen Klärwerks und besaß zwischen 1913 und 1926 Dresdens ersten Flugplatz mit Luftschiffhalle (Foto). Außerdem existierten zeitweise einige Kiesgruben an der Spitzhausstraße.

Im Dorf selbst dominierte damals noch die Landwirtschaft. Lediglich im Norden der Gemeindeflur existierten einige kleinere Gewerbebetriebe, darunter zwei Dachpappenfabriken und die “Elbthal-Brauerei” an der Rankestraße. Zur Förderung der gemeindlichen Entwicklung erhielten die meisten Häuser kurz nach 1900 Gas- und Wasseranschluss, später auch Elektrizität. Der geplante Bau eines Rathauses scheiterte 1902 an der bevorstehenden Eingemeindung. So blieb Kaditz auch nach dem Ersten Weltkrieg ein ländlicher Ort, dessen Bewohner sich zunehmend auf den Gartenbau zur Versorgung der Dresdner Bevölkerung konzentrierten. Zur Ertragssteigerung wurde der im städtischen Klärwerk anfallende Schlamm auf den Feldern verteilt, eine Praxis, die noch bis in die jüngste Vergangenheit üblich war.

Seit 1930 verbindet die heute meist Flügelwegbrücke genannte Kaditzer Elbbrücke den Ort mit der anderen Elbseite, womit auch die alte Fährverbindung zwischen Kaditz und Kemnitz überflüssig wurde. Eine weitere Elbbrücke entstand 1935 für die Autobahn. Zwischen 1936 und 1938 wurde auf dem Gelände des gerodeten Kaditzer Tännichts eine ausgedehnte Kleinhaussiedlung an der Kötzschenbroder Straße angelegt (Foto) . 1940 begann im Ortsteil Kleinkaditz, welcher ursprünglich nur aus drei abseits des Dorfkernes gelegenen Wirtschaften bestand, der Bau einer weiteren Siedlung. Eisenbahnanschluss, wenn auch nur für den Güterverkehr, erhielt Kaditz mit der 1952 eröffneten, inzwischen stillgelegten Industriebahn zwischen Radebeul-Ost und Übigau.

Auch nach 1945 blieb Kaditz wichtiger Gartenbaustandort, dessen Tradition bis 1990 durch das Frühgemüsezentrum fortgesetzt wurde. Die meisten bäuerlichen Wirtschaften schlossen sich 1960 zur GPG “Nachbarschaft Kaditz” zusammen, die verschiedene Gebäude im Dorfkern als Ställe bzw. Scheunen nutzten. Die Genossenschaft war größte ihrer Art im Bezirk und widmete sich vorrangig dem Anbau von Gemüse, obwohl in geringerem Umfang auch Getreide angepflanzt und Vieh gehalten wurde. In den 70er Jahren entstanden einige moderne Kühl- und Gewächshäuser an der Kötzschenbroder Straße. 1973 erfolgte die Zusammenlegung mit weiteren LPG´s der Dresdner Umgebung zur LPG Frühgemüsezentrum “Wilhelm Wolff”. 1990 wurde diese aufgelöst. Die verbliebenen landwirtschaftlichen Nutzflächen werden heute von der Frühgemüsezentrum Kaditz GmbH bebaut.

Weitere Flächen wurden 1992 als Bauland an Investoren verkauft. Auf dem Areal zwischen Autobahn und Mickten war damals der Bau eines neuen Stadtviertels mit Wohn- und Gewerbeflächen geplant, welches jedoch zunächst nur in Ansätzen realisiert wurde. Hauptanziehungspunkt des heute meist als Kaditz-Mickten bezeichneten Viertels ist das größte Dresdner Einkaufszentrum “ElbePark” an der Scharfenberger Straße. Neben verschiedenen Einkaufsmärkten, Gaststätten und kleineren Geschäften befindet sich hier auch das moderne Großkino “UCI”. Außerdem entstand 1996/98 eine moderne Wohnzeile an der Flutrinne sowie das moderne Verwaltungsgebäude der Sparkassen- Versicherung Sachsen (Foto). Großen Schaden richtete im August 2002 das Elbehochwasser an, welches neben dem Elbepark auch den Dorfkern und weite Teile der Kaditzer Flur unter Wasser setzte. Als Ersatz für die nach dem Hochwasser stillgelegte Straßenbahnlinie nach Übigau erhielt Kaditz 2003/04 Straßenbahnanschluss bis zum Riegelplatz. 2017 begann zwischen Brockwitzer Straße, Flößerstraße und An der Elbaue der Bau eines nach seinem Bauherren "Mika-Quartier" genannten Wohnviertels mit ca. 2200 Wohnungen und einer Kindertagesstätte.

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Schulen in Kaditz[Bearbeiten]

Dorfschule: Die erste Kaditzer Dorfschule entstand kurz nach Einführung der Reformation und wurde auch von den Kindern der Nachbarorte besucht. Zunächst fand der Unterricht in verschiedenen Räumen in der Umgebung der Kirche statt, bevor 1854 auf dem Grundstück Altkaditz 32 ein richtiges Schulhaus errichtet werden konnte. Die Leitung des Baus oblag dem Baumeister Christian Gottlieb Ziller, die Ausführung dem Maurermeister Götze. Dem künftigen Zweck des Hauses entsprechend wurde die schlichte Fassade mit einem Fries und Schmuckelementen sowie dem damaligen Erziehungsideal entsprechenden Bibelsprüchen verziert. Bis 1894 war diese Schule in Betrieb. Später diente das Haus als Kantorat, als Kirchgemeindehaus und Wohnung. Der 1969 geplante Abriss des Gebäudes konnte durch die Kirchgemeinde verhindert werden. Seit 1999 dient das zuvor komplett sanierte Gebäude als Wohnhaus.

Grundschule: Nachdem die alte Schule am Dorfplatz zu klein geworden war, errichtete die Gemeinde 1894 außerhalb des Ortskerns am heutigen Riegelplatz ein neues Schulgebäude. Die Grundsteinlegung erfolgte am 20. März 1894. Das mit Backsteinen verkleidete Schulhaus (Foto) entstand unter Leitung des Baumeisters Jähnig und erhielt über dem Eingang die Inschrift “Großes Werk gedeiht nur durch Einigkeit”, einem Zitat aus dem Lied “Turner, auf zum Streite” von A. H. Weismann. Die 1898 im Dachreiter eingebaute Turmuhr stammt aus der bekannten Leipziger Turmuhrenwerkstatt Zacharias. Interessant ist auch das 1946 über dem Hauptportal angebrachte Dresdner “Aufbauwappen”, eine Darstellung des Wappenlöwens mit Maurerkelle und Ziegeln.

Der Platz vor der Schule wurde 1898/99 als kleine Parkanlage gestaltet und sollte Auftakt für ein neues Kaditzer Ortszentrum sein. Bereits 1900 machte sich eine Erweiterung des Schulhauses um zwei Seitenflügel erforderlich. Außerdem wurde 1905 das Hintergebäude an der Grimmstraße 44 angemietet, welches heute vom Schulhort “Kinderland Gebrüder Grimm” genutzt wird. Das eigentliche Schulhaus war ab 1903 Sitz der 43. Bezirksschule Dresden, ab 1919 Volksschule und ab 1958 Polytechnische Oberschule. 1969 erhielt die damalige 43. POS den Namen des Bauernführers "Thomas Müntzer". Mit der Umgestaltung des sächsischen Schulsystems wurde sie 1992 zur 43. Grundschule “Thomas Müntzer”. Zwischen 2006 und 2011 erfolgte eine umfassende Sanierung und der Bau eines modernen Ergänzungsflügels.

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Kaditzer Feuerwehr[Bearbeiten]

Der älteste Hinweis auf eine Feuerspritze in Kaditz stammt aus dem Jahr 1727, als die Dorfgemeinschaft eine tragbare Stoßspritze erwarb. Diese kam nicht nur bei Bränden im Ort, sondern auch in den Nachbardörfern zum Einsatz, wobei diese dann per Pferdewagen zum Unglücksort transportiert werden musste. Die Unterhaltung einer Dorffeuerwehr mit der erforderlichen Mannschaft gehörte in Sachsen seit dem 18. Jahrhundert zu den Aufgaben jeder Gemeinde. Ihren Standort hatte die mehrfach durch modernere Geräte ersetzte Schlauchspritze im 1814 errichteten Spritzenhaus Übigauer Straße 5.

Mit der Eingemeindung des Dorfes wurde am 31. Dezember 1902 auch die Ortsfeuerwehr aufgelöst. Auf Wunsch der Bevölkerung blieb diese jedoch als freiwillige Feuerwehr auch weiterhin bestehen und durfte die vorhandenen Geräte behalten. Bis in die Nachkriegszeit war sie als Löschmannschaft in den Verein “Kaditzer Nachbarschaft” integriert. Nach vorübergehender Unterbrechung wurde 1962 offiziell eine neue Freiwillige Feuerwehr gegründet, die bis heute besteht.

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Kaditzer Linde[Bearbeiten]

Die Sommerlinde wurde vermutlich bereits zur Gründungszeit des Ortes gepflanzt und ist mit ca. 1.000 Jahren ältester Baum in Dresden. Im Mittelalter diente sie wahrscheinlich als Pranger und Gerichtsort. Obwohl urkundliche Belege fehlen, deuten Reste eingeschlagener Eisen am Stamm zumindest daraufhin. Glücklicherweise überstand die Linde sowohl kriegerische Ereignisse als auch alle größeren Dorfbrände, wurde jedoch beim letzten Brand von 1818 schwer beschädigt. Ihr Umfang beträgt heute 11,90 Meter und besteht aus mehreren Sekundärstämmlingen.

Erste Sicherungsarbeiten am Stamm erfolgten Mitte des 19. Jahrhunderts. Zunehmend fand der Baum auch das Interesse von Heimatkundlern und Fachleuten sowie von bildenden Künstlern, die den Baum auf zahlreichen Zeichnungen und Gemälden darstellten und dadurch zu seiner Popularität beitrugen. Seit 1975 steht die Kaditzer Linde als Naturdenkmal unter Schutz. In den letzten Jahren fanden regelmäßige Pflegearbeiten statt, um den Baum auch künftig für die Nachwelt zu erhalten. Eine Informationstafel informiert seit 2003 über seine Geschichte.

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Elbfähren[Bearbeiten]

Der an der Elbe gelegene Ort besaß einst auch mehrere Fährverbindungen, von denen jedoch keine mehr existiert. Erstmals genannt wurde 1737 eine Kahnfähre nach Stetzsch, welche ihre Anlegestelle südlich des Dorfkerns hatte. Eine weitere Fähre verkehrte ab 1784 nach Kemnitz. Die dritte Fährverbindung wurde 1825 nach Briesnitz eingerichtet, bereits 1869 jedoch wieder eingestellt. Zwischen 1913 und 1922 gab es außerdem eine Verbindung zwischen Cotta und dem Kaditzer Flughafen. Wirtschaftliche Gründe führten bereits Mitte der Dreißiger Jahre zur Aufgabe der Kemnitzer Fähre, welche wegen des Baus der Flügelwegbrücke überflüssig geworden war. 1959 folgte schließlich auch die letzte Fähre nach Stetzsch.

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Kaditzer Kirche[Bearbeiten]

Die Kaditzer Emmauskirche geht vermutlich auf eine bereits um 1200 vorhanden Laurentius-Kapelle zurück. Kaditz war damals Station des alten Bischofsweges von Meißen nach Stolpen, der bei Briesnitz die Elbe durchquerte. Die 1273 erstmals urkundlich genannte Kapelle wurde in den Hussitenkriegen 1429/30 zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Am Pfingssonntag des Jahres 1539 fand hier der erste evangelische Gottesdienst im Dresdner Raum statt, noch sieben Wochen vor dem der Dresdner Kreuzkirche.

Nach der Reformation war die Kirche Mittelpunkt eines Kirchspiels, zu dem neben Kaditz auch Radebeul, Mickten, Übigau, Trachau, Pieschen und weitere Gemeinden gehörten. Gleichzeitig wurde in Kaditz eine Kirchschule für die zugehörigen Dörfer eingerichtet. Um 1600 wurde diese Kirche umgebaut, brannte jedoch 1637 erneut ab und wurde ab 1650 wieder hergestellt. Der Innenraum erhielt zwischen 1750 und 1756 eine Ausgestaltung im Barockstil und eine bemalte Kassettendecke. Reste der alten Kirche mit einem gotischen Kreuzgewölbe und einem Laurentiusrelief haben sich im Untergeschoss des Kirchturmes erhalten.

Beim großen Dorfbrand 1818 blieb die Kirche verschont und wurde erst 1869 im neugotischen Stil verändert. Dabei entstand auch der 44,50 Meter hohe Kirchturm in veränderter Form neu. Die Leitung des Umbaus oblag den Brüdern Robert und Gottlieb Ziller aus Oberlößnitz. Beide zeichneten auch für die Neugestaltung des Innenraumes 1887/88 verantwortlich. Bedingt durch das Bevölkerungswachstum bot die Kirche nun über 1000 Gläubigen Platz. Neben den alteingesessenen Kaditzer Familien besuchten auch die insgesamt über 16.000 Bewohner von Radebeul, Serkowitz, Oberlößnitz, Trachau, Trachenberge, Pieschen, Mickten und Übigau dieses Gotteshaus. Erst weitere Kirchenneubauten in den Dresdner Vororten ließen die Kaditzer Gemeinde später wieder schrumpfen.

Seit 1904 trägt die Kirche offiziell den Namen Emmauskirche. Der Name soll der Überlieferung nach darauf hinweisen, dass Kaditz ca. zwei Wegstunden von der Stadt entfernt liegt, ebenso wie das biblische Emmaus von Jerusalem. Ein erneuter Umbau des Innenraums erfolgte 1912 durch den Architekten Reuter, bei dem die früher vorhandene zweite Empore abgetragen wurde. Die Kaditzer Kirche diente seit dem Ersten Weltkrieg auch als Garnisonskirche für die in der Übigauer Kaserne stationierten Soldaten. Am 13. Oktober 1930 fiel die Turmhaube einem Brand zum Opfer, konte jedoch durch den Micktener Baumeister Franz Stolle schnell wieder hergestellt werden. Da die Emmauskirche 1945 keine Schäden erlitt, war sie in der Nachkriegszeit zeitweise Auftrittsort des Kreuzchores. 1946 wurde die Kantorei neu gegründet.

Zu den bemerkenswerten Ausstattungsstücken gehören ein hölzerner Kanzelaltar von Johann Gottfried Knöffler (Foto) sowie die Glocken im Kirchturm, die 1676/77 in der Werkstatt von Andreas Herold gegossen wurden und bis 1942 in der Sophienkirche hingen. Diese waren wie auch das Kaditzer Geläut zum Einschmelzen vorgesehen, konnten jedoch nach Kriegsende vom Hamburger Glockenfriedhof gerettet und nach Dresden zurückgebracht werden. Von den drei Kaditzer Glocken blieb hingegen nur eine erhalten, die seit 1949 im Glockenstuhl des Matthäusfriedhofes läutet. Eine dritte Glocke, gegossen in Apolda und gestiftet von der Kaditzer Nachbarschaft, kam 1973 in den Kirchturm. Die vier Glasfenster im Altarraum sind ein Geschenk des früheren Pfarrers Henrici und wurden vom Glasmaler Urban gestaltet.

1973 erwarb die Gemeinde ein modernes Ölgemälde des Meißner Malers Gerhard Schiffner, welches u. a. den von den Nazis in Auschwitz ermordeten Pater Dr. Maximilian Kolbe, die schwerstbehinderte Diakonisse Helene Heitmann und einen 1918 in Estland erschossenen orthodoxen Bischof darstellt und so den ökumenischen Gedanken symbolisiert. 1991 wurde eine moderne Orgel der Firma Jehmlich in die Kirche eingebaut. Zuvor gab es bereits seit spätestens dem 17. Jahrhundert ein solches Instrument, welches 1753 durch Johann Ernst Hähnel bzw. 1888 durch die Firma Jehmlich jeweils durch Neubauten ersetzt werden musste.

1999 schlossen sich die Gemeinden der Kaditzer Emmauskirche und der Pieschener Markuskirche zu einer gemeinsamen Kirchgemeinde zusammen, die in Anlehnung an die Anfänge des kirchlichen Lebens im Dresdner Nordwesten heute wieder den Namen Laurentius-Gemeinde trägt. Neben der Emmauskirche und der Markuskirche gehören auch die Kapelle Mickten, die Kapelle in Übigau, die Apostelkirche in Trachau und die Weinbergskirche Trachenberge dazu. 2004 wurde der Turm der Kaditzer Kirche saniert.

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Pfarrhaus[Bearbeiten]

Das Kaditzer Pfarrhaus stammt von 1686 und befindet sich in unmittelbarer Nähe der Kirche am Dorfplatz (heute Altkaditz Nr. 25). Neben den notwendigen Wohn- und Verwaltungsräumen gehörten auch landwirtschaftliche Nutzflächen zu diesem Anwesen, welches deshalb zum Dreiseithof ausgebaut wurde. Während die Scheune später abgetragen wurde, blieben die übrigen Gebäude des Pfarrhofs erhalten und werden zu Wohnzwecken genutzt. Heute befindet sich das Pfarramt im Gemeindezentrum in Mickten.

Ein weiteres kirchliches Gebäude entstand 1719 als Diakonat, nachdem ein zweiter Pfarrer für die gewachsene Gemeinde angestellt worden war. Dieses Haus (Altkaditz Nr. 29) wird heute vom Friedhofsmeister bewohnt. Das ehemalige Verwaltergebäude der Kirchgemeinde (Nr. 23) dient seit 1993 der freikirchlichen Dreieinigkeitsgemeinde.

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Kaditzer Friedhöfe[Bearbeiten]

1. Kaditzer Friedhof: Der älteste Kaditzer Friedhof wurde spätestens um 1500 als Kirchhof der Dorfkirche angelegt, existiert aber wahrscheinlich noch länger. Bis 1862 war er einziger Friedhof des Kirchspiels Kaditz. Hier befinden sich einige historisch interessante Grabdenkmale aus dem 18. Jahrhundert. Außerdem fanden einige frühere Pfarrer und der Architekt des letzten Kirchenumbaus Robert Gustav Ziller (1838-1895) auf diesem Friedhof ihre letzte Ruhe. Zu den bekannten Persönlichkeiten, die hier begraben wurden, gehören Gustav Paul Watzke (1882- 1937), ehemaliger Inhaber des Ballhauses Watzke an der Kötzschenbroder Straße, der Zigarrenfabrikant Friedrich Otto Jedicke (1860-1911) und der Serkowitzer Bauunternehmer und Ziegeleibesitzer Friedrich Wilhelm Eisold. Bemerkenswert ist auch die ca. 1000-jährige Kaditzer Linde unmittelbar am Eingang.

Ein weiterer alter Baum steht im Hof des Grundstücks Altkaditz 27 unmittelbar an der Kirche. Die sogenannte "Schulmeister-Schulze-Linde" wurde am 8. April 1622 zum Beginn des neuen Schuljahres gepflanzt und nach dem damaligen Kaditzer Lehrer Paul Schulze benannt. Sie ist der älteste Baum im Dresdner Stadtgebiet, von dem Pflanztermin und -anlass genau bekannt sind. In den 1970er Jahren und 1999 mussten Teile der Baumkrone entfernt werden.

Vor der Kirche erinnert seit 1925 ein Denkmal an die in den beiden Weltkriegen gefallenen Kaditzer. Der vom Militärverein Dresden-Kaditz und der Kaditzer Nachbarschaft mit Spendenmitteln finanzierte Obelisk trägt neben den Jahreszahlen 1914-1918 verschiedene Reliefs, die militärische Symbole sowie die Gemeindesiegel der zum Kirchspiel gehörenden Orte zeigen. 1934 kam noch eine Bronzetafel mit den Namen aller gefallenen Einwohner hinzu, die an der Außenwand der Kirche angebracht wurde. Auf Initiative des Kaditzer Pfarrers wurden 1968 die Jahresangaben 1939 bis 1945 ergänzt.

2. Kaditzer Friedhof: Der Friedhof an der Serkowitzer Straße wurde 1862 eröffnet, nachdem der alte Kirchhof zu klein geworden war. Auch hier liegen Kaditzer Pfarrer und Fabrikbesitzer aus den umliegenden Gemeinden begraben. Bemerkenswert ist eine Grabanlage für 116 französische Kriegsgefangene des Deutsch-französischen Krieges 1870/71. Diese waren zu dieser Zeit in einem Barackenlager in Übigau untergebracht und dort verstorben. 114 von ihnen liegen in einem Massengrab, zwei Soldaten wurden in einer Doppelgrabstelle beigesetzt. Die Gedenkstätte wurde 1872 von der französischen Kriegsgräberfürsorge geschaffen und im Jahr 2000 saniert. Ein kostbares Jugendstilgrab erinnert an den Micktener Fabrikbesitzer Robert Leo Hörmann (1870-1907), Inhaber der Waffelfabrik Hörmann an der Sternstraße.

3. Kaditzer Friedhof: Dieser Friedhof entstand 1878 an der Spitzhausstraße und diente ebenfalls der Entlastung des alten Kirchhofs. Auf dem Gottesacker befindet sich eine Feierhalle für Beisetzungen auf allen drei Friedhöfen. Das schlichte Gebäude wurde am 7. Juli 1878 eingeweiht und 1926-29 vergrößert und modernisiert. Zur Ausstattung gehört ein Kruzifix aus dem Jahr 1690, die übrige Innenausstattung stammt aus den Jahren 1970-72 und wurde vom Kaditzer Pfarrer Scharf entworfen.

Vor der Kapelle mahnt ein Denkmal an die 1866 und 1870/71 gefallenen Kaditzer (Foto). Dieses Monument schuf 1879 der Pieschener Bildhauer Louis Hartenstein. Außerdem besteht eine 1992 neu gestaltete Grabanlage für Opfer des Zweiten Weltkrieges. Ein weiterer Obelisk erinnert an 13 Tote des Luftangriffs vom 13./14. Februar 1945, die hier in einem Sammelgrab beigesetzt wurden.

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Dreieinigkeitsgemeinde Dresden-Kaditz[Bearbeiten]

Die Geschichte der Dreieinigkeitsgemeinde Dresden-Kaditz der Evangelisch-Lutherischen Freikirche geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. 1837/38 gründeten drei Schuhmacher den ersten “Verein evangelisch-lutherischer Glaubensgenossen zur Unterstützung Armer und Kranker”, dem vor allem Handwerker angehörten. 1868 entstand aus diesem Verein der Lutheraner-Verein, dessen Mitglieder die evangelische Kirche wieder stärker zu den Lehren Luthers zurückführen wollten. Nach Verabschiedung neuer Gesetze, die den Kirchenaustritt wie auch die Bildung neuer religiöser Gemeinschaften ermöglichten, trat der Vorsitzende des Dresdner Lutheraner-Vereins im August 1871 aus der lutherischen Landeskirche aus. Weitere Mitglieder in der Elbestadt sowie der zweiten “Hochburg” der neuen Kirche in Zwickau und Planitz folgen ihm und gründeten 1876 die Evangelisch-Lutherische Freikirche in Sachsen. 1884 errichtete die Dresdner Gemeinde ein eigenes Gotteshaus auf der Alaunstraße, welches jedoch 1945 den Bomben zum Opfer fiel.

Nach 1945 versuchte die Gemeinde, an ihre frühere Tradition anzuknüpfen und einen Kirchenneubau zu realisieren. Alle Bemühungen scheiterten jedoch an den gesellschaftlichen Verhältnissen in der DDR, so dass die Gottesdienste in angemieteten Räumen stattfinden mussten. Erst 1993 konnte die Freikirche das Bauerngut Altkaditz 23 erwerben und zu einem kirchlichen Zentrum ausbauen. Am 27. Mai 1996 wurde der neue Kirchsaal eingeweiht. Nach dem Verkauf des Grundstücks 2012 befindet sich das Gemeindezentrum in der Radeberger Straße 27 in der Neustadt.

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Gleina[Bearbeiten]

Das Dorf Gleina lag einst zwischen Trachau und Serkowitz in der Nähe der heutigen Autobahnauffahrt Dresden-Neustadt. 1250 wurde der Ort erstmals urkundlich als “Glina” erwähnt. Der Name leitet sich vom slawischen Wort für Lehm her, was auf die hiesige Bodenbeschaffenheit hindeutet. Das kleine Dorf bestand nur aus wenigen Gehöften und besaß insgesamt sieben Hufen Land. Unterstellt war die Siedlung dem Meißner Domkapitel. Mehrfach taucht Gleina auch später noch in den Urkunden auf, so im Jahr 1302 und 1350.

Aus welchem Grund die Siedlung von ihren Bewohnern Ende des 14. Jahrhunderts aufgegeben wurde, ist nicht bekannt. Vermutlich spielten wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Die wüsten Felder wurden daraufhin von Kaditzer Bauern übernommen und lange Zeit noch “die Gleinen” genannt. 1633 ist Gleina zum letzten Mal als “wüstes Dorf” in den Urkunden verzeichnet. Seit 1937 erinnert die Gleinaer Straße in der Kaditzer Siedlung nördlich der Kötzschenbroder Straße an den verschwundenen Ort.

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Katitzer Tännicht[Bearbeiten]

Kaditzer Tännicht.

Als Kaditzer Tännicht wurde einst ein heute fast vollständig verschwundenes Waldstück bezeichnet, welches das Gebiet nördlich des Kaditzer Dorfkerns bis nach Radebeul und zur Jungen Heide einnahm. Insgesamt betrug dessen Fläche ca. 50 Hektar, die durch den heute zum Großteil verfüllten Seegraben, einen Altarm der Elbe, in Vorder- und Hintertännicht geteilt war. Bereits in slawischer Zeit lebten hier Menschen, wie archäologische Funde aus dieser Zeit beweisen. Das Holz wurde früher von den Bewohnern der angrenzenden Dörfer als Bau- und Brennmaterial genutzt. Noch 1905 fand eine Auktion mit Kiefernholz aus diesem Wäldchen statt. Außerdem nutzte man das Tännicht als Futterstelle für Schweine und als Zuflucht in Kriegszeiten.

Bereits um 1890 begann jedoch die zunehmende Dezimierung des Baumbestandes zugunsten neuer Wohngebäude rund um den heutigen Riegelplatz. Pläne der Stadt sahen nach der Eingemeindung u. a. die Anlage eines großen Friedhofes bzw. eines Krankenhauskomplexes mitten im Tännicht vor. Doch erst 1927 wurde das Kaditzer Tännicht bis auf geringe Reste vollständig abgeholzt. An seiner Stelle entstand Mitte der Dreißiger Jahre die Siedlung an der Kötzschenbroder Straße.

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Leipziger Straße - Neukaditz[Bearbeiten]

Die heutige Leipziger Straße verdankt ihre Existenz Kurfürst Friedrich August dem Gerechten, der im Jahr 1786 den Auftrag zum Bau einer neuen Poststraße nach Meißen gab, um die alte, hochwassergefährdete Wegführung am Elbufer zu verlegen. Zuvor verlief diese wichtige Verbindung vom Weißen Tor aus (Palaisplatz) bis zum Pieschener Elbwinkel, zweigte in Höhe des Ballhauses Watzke ab und führte im Verlauf der heutigen Kötzschenbroder Straße weiter nach Serkowitz und Kötzschenbroda. Im Zuge der Vermessung der sächsischen Poststraßen durch Zürner wurden auch hier um 1700 Meilensteine aufgestellt, von denen allerdings keiner die Zeiten überdauerte.

Vor allem die schweren Überschwemmungen von 1784 führten zur Überlegung, den Trassenverlauf auf hochwassersicheres Gelände zu verlegen. Nach nur zwei Jahren Bauzeit war am 10. November 1787 die neue Straße fertiggestellt. Die nun als “Neue Meißner Post- und Landstraße” bezeichnete Verbindung führte zum wirtschaftlichen Aufschwung der Anliegergemeinden und zum Bau neuer Häuser entlang dieser Straße. Aufgrund ihrer Richtung erhielt sie im 19. Jahrhundert den Namen Leipziger Straße. 1899 wurde vom Straßenbahnhof Mickten aus die schmalspurige “Lößnitzbahn” nach Radebeul eingerichtet, die 1929/30 in Stadtspur umgebaut wurde. Zuvor verkehrten bereits ab 1882 Pferdebahnen durch die Leipziger Vorstadt bis nach Mickten. Heute gehört die Leipziger Straße zu den am stärksten befahrenen Verkehrszügen der Stadt und wurde in den vergangenen Jahren saniert und neu ausgebaut.

Neukaditz:

Der Stadtteil Neukaditz entwickelte sich ab 1872 auf den früheren Feldern des wüsten Dorfes Gleina, welche später von Kaditzer Bauern bewirtschaftet wurden. Begünstigt durch die industrielle Entwicklung in den Nachbarorten entstanden hier, abseits des alten Kaditzer Dorfkerns, Wohnhäuser, die zum Teil von Genossenschaften, zum Teil auch von privaten Bauherren errichtet wurden. Bemerkenswert ist die ab 1887 entstandene Wohnsiedlung zwischen Leipziger Straße, Kolbe- und Roscherstraße, die zu den ersten genossenschaftlichen Bauvorhaben in Dresden gehörte. Erstes Gebäude war jedoch der heute als Theaterhaus “Rudi” genutzte ehemalige Gasthof “Zum Feldschlößchen”.

Ranke-Drogerie (Nr. 199): Das dreigeschossige Wohn- und Geschäftshaus an der Einmündung zur Rankestraße entstand 1929/30 im Auftrag der Stadtgemeinde Dresden. Markant ist die eingeschossige "runde Ecke", die ursprünglich als Wartehalle für Straßenbahnfahrgäste diente (Foto um 1935). Das ansonsten weitgehend schmucklose Haus wird lediglich durch einen leicht hervorstehenden Erker und die großen Rundbogenfenster des Ladenlokals im Erdgeschoss gegliedert. Zunächst hatte in diesen Räumen der Korbmachermeister Arthur Wenzel seine Werkstatt, bevor wenig später die "Ranke-Drogerie" einzog. Die nach der angrenzenden Rankestraße benannte Drogerie wurde von Alfred Mißbach gegründet und am 1. April 1931 eröffnet. Neben klassischen Drogeriewaren wurden hier auch Fotoapparate und Zubehör verkauft. 1966 übernahm eine frühere Angestellte die Geschäftsleitung und führte das traditionsreiche Unternehmen noch bis 2006 und zog dann zur Industriestraße um. Heute befindet sich in den Räumen das italienische Restaurant “La Dolce Vita”. Bei dessen Einzug wurde die frühere Wartehalle in die Gasträume integriert.

Wohnhausgruppe Nr. 203-209: Die vier Häuser entstanden Ende des 19. Jahrhunderts im Auftrag des Kaditzer Architekten Friedrich August Jähnig und wurden von diesem baukünstlerisch gestaltet. Nach ihrem Fassadenschmuck werden sie als Kaiser-Wilhelm-Haus (Nr. 203), Lutherhaus (Nr. 205), Gustav-Adolf-Haus (Nr. 207) und Kronenhaus (Nr. 209) bezeichnet und stehen als Zeugnisse des Späthistorismus unter Denkmalschutz.

Friedrich-August-Haus: Das Gebäude an der Einmündung Kolbestraße (Kolbestraße 1 / Roscherstraße 2) wurde 1899 als erstes Haus des ein Jahr zuvor gegründeten gemeinnützigen Dresdner Spar- und Bauvereins gebaut. Schirmherr des Bauvorhabens war der damalige Prinz Friedrich August, der 1904 die Nachfolge König Georgs antrat. Friedrich August unterstützte den Unterhalt des Gebäudes mit einer jährlichen Zahlung von 50 Mark. Die Finanzierung des Baus übernahm der Vorstand der Chemischen Fabrik von Heyden, die auch über das Belegungsrecht für fünf Wohnungen verfügte. Das architektonisch anspruchsvoll gestaltete Doppelhaus mit 20 Wohnungen und zwei Ladengeschäften wurde vom Architekten Thüme entworfen und zeigt an der Fassade Anklänge an den Jugendstil sowie Spruchbänder. Eine umfassende Erneuerung fand 1993/94 statt.

Foto: Das Friedrich-August-Haus an der Leipziger Straße. Inschrift am Giebel (links):

“Wer dieses Haus jetzt tadeln will, der stehe nun ein wenig still,

und denk in seinem Herzen frei, ob er ganz ohne Tadel sei”.

Nr. 245: Im letzten Wohnhaus auf der linken Straßenseite, unmittelbar an der Ortsgrenze zu Radebeul wohnte in der Nachkriegszeit der Komiker Paul Beckers (1878-1965). Der gebürtige Magdeburger wurde in den Zwanziger Jahren als Varietékünstler bekannt, u.a. als "Fliegentüten-Heinrich" und durch seinen Sketch "Das Plätbrät". 1926 übernahm er die Leitung von "Tymians Thalia Theater" auf der Görlitzer Straße in der Neustadt. 1927 eröffnete er mit "Beckers Bunte Bühne" auf der Wettiner Straße ein eigenes Theater. Zudem spielte er in verschiedenen UFA-Filmen mit.

1945 verlor er beim Luftangriff sein Theater und die Wohnung und trat fortan als Solokünstler auf. In Trachau fand er für eine Jahre eine neue Heimat, wo auch seine Tochter die 40. Volksschule besuchte. Später zog Beckers nach Leipzig und beendete 1961 seine Bühnenkarriere (Bild: Karikatur von Paul Haase).

https://www.dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Leipziger_Strasse/leipziger_strasse.html

Stadtkulturhaus "Rudi"[Bearbeiten]

Das erste Gebäude an der Einmündung der heutigen Fechnerstraße in die Leipziger Straße wurde 1872 für den früheren Trachauer Mühlenbesitzer Karl Friedrich Trentzsch erbaut. Am 12. März 1874 eröffnete er hier eine Gastwirtschaft mit Namen "Gasthof zu Neukaditz", die 1894 unter dem neuen Gastwirt F. E. Leipert den Namen "Feldschlößchen" erhielt. Vier Jahre später ließ Leipert 1897/98 einen Neubau mit Saalanbau errichten (Foto). Architekt des repräsentativen Hauses war der Radebeuler Baumeister Carl Käfer. Fortan diente das Gebäude als Tanz- und Vergnügungslokal und war Schauplatz für Bälle, Konzerte und Theateraufführungen. 1912 übernahm Gustav Eichhorn den Gaststättenbetrieb. Ab 1920 gab es hier mit den “Elbschloss-Lichtspielen” auch ein Kino mit ca. 360 Plätzen. 1932 ist das Kino als “Feldschlösschen-Lichtspiele” im Adressbuch verzeichnet und gehörte Robert Eichhorn, wohl Gustavs Sohn.

1946 bezog kurzzeitig die SED-Kreisleitung das “Feldschlößchen”, welches zeitweise auch Sitz der Abteilung Kultur beim Rat des Stadtbezirkes Nord war. Der ehemalige Saal diente als Lager. Außerdem bewohnten einige Familien das Haus. Lediglich die Gaststätte im Erdgeschoss wurde auch weiterhin von der HO bewirtschaftet. Ab 1957 war das Neukaditzer Tanzlokal als Jugendclubhaus “Rudi Arndt” bekannter Jugendtreff. Seinen Namen erhielt es nach dem kommunistischen Arbeiterfunktionär Rudi Arndt (* 1909), der 1940 im KZ Buchenwald von den Nazis ermordet wurde. Seit 1997 erinnert an ihn eine kleine Ausstellung.

1976 erwarb die Stadt Dresden das Gebäude und unterzog es einer umfassenden Sanierung. Am 28. November 1981 erfolgte die erneute Einweihung mit Veranstaltungssaal, Tagescafé und Kellerdisco. Regelmäßig traten hier bekannte DDR-Rockbands auf, hinzu kamen Wohngebiets- und Kinderfeste, Familientanzveranstaltungen und Filmvorführungen. Leider geriet das Haus Ende der 1980er Jahre durch häufige Schlägereien in Verruf und war im Volksmund auch als “blutiger Rudi” berüchtigt. Nach 1990 hatten hier zeitweise der Club “Twenty Five” und das Theater 50 ihr Domizil, wofür Veränderungen im Inneren vorgenommen wurden. Seit seiner Wiedereröffnung nach umfassender Sanierung am 10. November 1997 trägt das Gebäude offiziell den Namen “Theaterhaus Rudi” und ist Spielstätte verschiedener Amateurtheatergruppen.


https://www.dresdner-stadtteile.de/Neustadt/Leipziger_Vorstadt/Leipziger_Strasse/Rudi_Arndt/rudi_arndt.html

Kaditzer Klärwerk[Bearbeiten]

Erste Pläne zum Bau einer städtischen Kläranlage kamen kurz nach 1900 auf, nachdem ein Gutachten des Reichsgesundheitsamtes eine Reinigung der Abwässer vor deren Einleitung in die Elbe gefordert hatte. Zuvor wurden diese in Fäkaliengruben unmittelbar auf den Grundstücken gesammelt und von dort in regelmäßigen Abständen abtransportiert. Um hygienischen Problemen zu begegnen, übernahm 1871 die Düngerexport-Actiengesellschaft die Beräumung dieser Gruben. Als eine der ersten Städte Deutschlands besaß Dresden außerdem seit dem 19. Jahrhundert eine Kanalisation, die nach Abtragung der Stadtbefestigung entstanden und ständig erweitert worden war. Wesentlichen Anteil daran hatte der Leiter der Tiefbauabteilung des Stadtplanungsamtes Carl Manck, welcher bis 1874 drei neue zur Elbe führende Hauptschleusen anlegen ließ. 1890 begann unter Leitung seines Nachfolgers, des Stadtbaurates Hermann Klette, der planmäßige Ausbau des vorhandenen Netzes, wobei das Gebiet Kaditz/ Mickten als optimaler Endpunkt des Kanalsystems ermittelt wurde. Doch erst mit der Eingemeindung von Kaditz war die Voraussetzung für den Bau einer Kläranlage an dieser Stelle geschaffen.

Zunächst begannen die Arbeiten mit dem Bau einer Versuchsanlage unterhalb der Marienbrücke, womit die verschiedenen Reinigungsverfahren und -anlagen erprobt werden sollten. Nach Abschluss der Testphase entstand 1909/10 die Kaditzer Kläranlage und wurde am 15. Juli 1910 in Betrieb genommen. Die von Hans Erlwein und Hermann Klette projektierte Anlage dient der Reinigung der Abwässer aus dem gesamten Stadtgebiet und einiger Nachbarorte, die in einem weitverzweigten Kanalnetz durch natürliches Gefälle nach Kaditz geleitet werden. Der Standort am Elbufer wurde gewählt, da sich hier eine der tiefsten Stellen des Dresdner Stadtgebietes befindet. Zur Unterquerung der Elbe dienen zwei Dükerrohre in der Nähe der Flügelwegbrücke. Das Kaditzer Klärwerk bildete den Abschluss der seit 1874 ausgebauten Dresdner Schwemmkanalisation und war zum Zeitpunkt seiner Entstehung modernstes in Europa. Neben den für die Abwasserreinigung erforderlichen Anlagen entstanden auch Betriebs- und Bürogebäude sowie Aufenthalts- und Sanitärräume für die Beschäftigten.


Foto: Klärwerk Kaditz um 1910

Nach Einleitung des Abwassers wird dieses durch Grobrechen, Siebscheiben und Sandfänge geleitet und dort vorgereinigt. Anschließend erfolgt in mehreren Stufen die eigentliche Reinigung. Der anfallende Schlamm wurde noch bis 1986 in zwei sogenannten Faultürmen unter Luftabschluss zersetzt und konnte so als Dünger in der Landwirtschaft eingesetzt werden. In den 60er Jahren entstand zusätzlich ein Rohrleitungssystem, mit dessen Hilfe der Naßschlamm direkt auf den Feldern der Umgebung verregnet werden konnte.

Finanzielle Engpässe verhinderten jedoch den bereits unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg geplanten Ausbau des Kaditzer Klärwerks. Erschwerend kam der Bau neuer Wohngebiete mit modernen WC-Anlagen hinzu, so dass die Menge der zu klärenden Abwässer ständig stieg. Am 2. Januar 1987 wurde die Kaditzer Anlage nach einer Havarie außer Betrieb genommen, so dass das Abwasser bis zur Wende ungereinigt in die Elbe floss und so zu deren starker Verschmutzung beitrug.

Da das 1991 wieder funktionstüchtig gemachte Klärwerk inzwischen nicht mehr den Umweltanforderungen genügte, wurden Mitte der 1990er Jahre umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen durchgeführt. Seit 1993 erfolgt neben der mechanischen auch eine biologische Klärung des Abwassers, die eine Reinheit von ca. 90 % gewährleistet. 1996 wurde im Betriebsgelände ein Gedenkstein für die Erbauer der Anlage, Hans Erlwein und Hermann Klette, aufgestellt. 2002 folgte der Ausbau der früheren Faultürme zu Büro- und Technikräumen. Diese beiden 1936 und 1950 errichteten Bauten stehen ebenso wie die von Erlwein entworfenen älteren Gebäude als Industriedenkmal unter Denkmalschutz und wurden in den letzten Jahren saniert. Außerdem entstand hier 2004 Dresdens bislang größte Solarstromanlage. Eine moderne Klärgasanlage zur umweltfreundlichen Energiegewinnung folgte 2011. Weitere Freiflächen wurden zu kleinen Seen und Feuchtbiotopen umgewandelt und mit Kunstwerken rund um das Thema “Wasser” gestaltet. Außerdem gibt es auf dem Areal der Kaditzer Kläranlage eine Wildvogel-Auffangstation zur zeitweisen Versorgung kranker oder verletzter Tiere.

Video: Der Weg des Dresdner Abwassers

https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Kaditz/Klarwerk/klarwerk.html

Autobahn Dresden - Chemnitz / Bautzen (A 4)[Bearbeiten]

Erste Pläne zum Bau einer Autobahn im Dresdner Raum kamen 1933 auf. Mit Machtübernahme der Nationalsozialisten sollte in ganz Deutschland ein leistungsfähiges Straßennetz geschaffen werden, um Hitlers Pläne der Massenmotorisierung in die Tat umzusetzen. Auch strategische Erwägungen spielten bei der Planung eine Rolle. Dresden war als Schnittpunkt der Trassen nach Osten (Bautzen - Görlitz), Westen (Chemnitz - Hof) und Norden (Berlin) vorgesehen. Bei der Trassierung entschied man sich für eine Streckenführung ganz im Westen des Stadtgebietes, da man hier nur wenig Rücksicht auf vorhandene Bebauung nehmen musste und zudem bessere topografische Bedingungen vorfand. Lediglich in Kemnitz mussten für die dort vorgesehene Anschlusstelle Dresden-Altstadt mehrere Gebäude des alten Dorfkerns abgerissen werden.

Bereits 1933 begann der Erwerb der erforderlichen Flächen, wobei vor allem die Bauern von Kaditz und Kemnitz größere Landstreifen zugunsten des Autobahnbaus abgeben mussten. Am 21. März 1934 vollzog der sächsische Reichsstatthalter Martin Mutschmann in Kemnitz den ersten Spatenstich. Die Arbeiten wurden meist von ehemals Erwerbslosen ausgeführt. Für den Bau der Autobahn musste ein 40 Meter breiter Damm aufgeschüttet werden, um eine kreuzungsfreie Streckenführung zu ermöglichen. Um die umfangreichen Erdarbeiten bewältigen zu können, war in Kaditz eine Feldbahn in Betrieb, die Sand und Kies vom ehemaligen Kaditzer Tännicht zur Baustelle transportierte. Auf dem Gelände des früheren Flugplatzes bestand zeitweise ein Barackenlager für die Unterbringung der Arbeiter.

Am 23. September 1936 konnte der erste Bauabschnitt zwischen Dresden, Chemnitz und Meerane freigegeben werden. Die im Sommer 1934 begonnene Autobahnbrücke war ebenfalls ab 1936 befahrbar. Das Bauwerk, eine Fachwerk-Stahlkonstruktion überspannte den Fluss mit 126 Metern bei einer Gesamtlänge von 484 Metern (Foto). Als Projektverantwortliche wurden die Ingenieure P. Bonatz, G. Schaper, K. Schreiner und E. H. Weiß genannt. Die Bauausführung erfolgte gleichzeitig von beiden Ufern aus und endete mit dem Zusammenfügen der beiden Brückenhälften über dem Strom. Kleinere Brücken waren zur Überquerung der Bahnstrecke Dresden - Leipzig und verschiedener Straßen erforderlich. Anschlussstellen entstanden an der Meißner Landstraße (Dresden-Altstadt), Kötzschenbroder Straße (Dresden-Neustadt) und der Radeburger Straße (Dresden-Nord), die mit Inbetriebnahme dieses Abschnittes am 17. Dezember 1937 eröffnet wurden.


Foto: Die Autobahnbrücke bei Kemnitz kurz nach ihrer Eröffnung 1937

Am 25. Juni 1937 fand an der Anschlusstelle Dresden-Altstadt in Kemnitz die offizielle Einweihungsfeier der Reichsautobahn Dresden - Meerane statt. Im Beisein tausender Dresdner, die an diesem Tag extra frei bekommen hatten, hielt Hitler die Eröffnungsrede. Kurze Zeit später durften die ersten Kraftfahrzeuge die neue Autobahn benutzen. In Erinnerung an das Ereignis entstand in Kaditz ein noch heute vorhandener Obelisk, der 1998 an seinen jetzigen Standort versetzt wurde. Die 13,5 Meter große Sandsteinsäule (Foto) wurde vom Bildhauer Max Grünert künstlerisch gestaltet. Neben dem Dresdner Stadtwappen und der Inschrift “Reichsautobahn 1937” waren früher auch Symbole der Nationalsozialisten angebracht. Diese wurden nach 1945 entfernt.

Die Arbeiten am Autobahnnetz um Dresden wurden auch nach der Eröffnung des ersten Abschnitts ohne Verzögerung fortgesetzt. Am 1. April 1939 folgte die Freigabe des Hellerauer Autobahnabzweigs mit den Verbindungen in Richtung Berlin und Bautzen. Lediglich die geplante Verlängerung nach Görlitz kam kriegsbedingt nicht mehr zu Stande. 1941 wurde aus strategischen Gründen eine weitere Autobahnauffahrt am Wilden Mann eingerichtet. Mit dem Autobahnbau machten sich auch Veränderungen an den wichtigen Zufahrtsstraßen erforderlich, die bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges weitgehend abgeschlossen waren.

Während des Zweiten Weltkrieges dienten die Autobahnen vorrangig militärischen Transporten. Zeitweise wurden in Dresden sogar U-Boote über Chemnitz bis nach Ingolstadt transportiert. Zuvor waren die Schiffe, die im Schwarzen Meer zum Einsatz kommen sollten, auf dem Wasserweg nach Übigau gebracht und dort auf Spezialtransporter verladen worden. Von Ingolstadt ging es dann weiter über die Donau bis zum geplanten Einsatzort. Trotz ihrer militärischen Bedeutung blieb die Autobahn von größeren Kriegsschäden verschont. Lediglich die Autobahnbrücke wurde noch in den letzten Kriegstagen von abziehenden SS-Einheiten gesprengt, war jedoch bereits im Sommer 1945 provisorisch wieder befahrbar. Eine Reparatur der zerstörten Bauteile erfolgte 1947.

In der Nachkriegszeit waren die Fernstraßen nur wenig befahren. Aus diesem Grund nutzte man das Autobahn-Dreieck in Hellerau ab 1951 für Auto- und Motorradrennen. Die Anregung dafür kam vom aus Cossebaude stammenden Rennfahrer Helmut Zimmer. Um einen Rundkurs zu erhalten, wurden an geeigneten Stellen Übergänge zwischen den Fahrspuren geschaffen. Als Büro der Rennleitung diente das Café am Hellerauer Markt, das Fahrerlager war in den Gebäuden der Autobahnmeisterei untergebracht. Mit einer Streckenlänge von ca. 6,44 km und der noch gut erhaltenen Zementdecke der Autobahn entsprach die Strecke den damaligen Anforderungen für den Motorsport. Das erste offizielle Rennen fand am 17. Juni 1951 statt. Regelmäßig zog die “Hellerauer Spinne” tausende Motorsportfans an, bevor die Rennen 1971 wegen des wachsenden Verkehrs eingestellt werden mussten.

Nach 1990 wurden Autobahn und -brücke im Rahmen des “Verkehrsprojektes Deutsche Einheit” komplett erneuert. In diesem Zusammenhang erfolgte eine Verbreiterung auf sechs Spuren sowie die Umgestaltung der Anschlussstellen. Die Autobahnbrücke erhielt dabei zwischen 1995 und 1998 einen komplett neuen Überbau. Eine zusätzliche Auffahrt wurde zur Anbindung des Flughafens in Klotzsche angelegt.

Technische Daten zur Autobahnbrücke:

Konstruktionsart des Überbaus:

Stahl-Doppelhohlkasten

Gesamtlänge:

496 Meter

Spannweite über der Elbe:

130 Meter

Gesamtbreite:

43 Meter

Fahrbahnen:

je drei Fahrstreifen pro Richtung sowie zugehörige Standstreifen

Fuß- und Radwege:

auf beiden Außenseiten

https://www.dresdner-stadtteile.de/West/Kemnitz/Autobahn/autobahn.html

Kötzschenbroder Straße[Bearbeiten]

Die heute Kötzschenbroder Straße genannte Verbindung zwischen Mickten, Kaditz und Radebeul-Serkowitz war einst Teil der bereits im Mittelalter genutzten Landstraße nach Meißen. Im 18. Jahrhundert erhielt diese ihren heutigen Verlauf, womit die bisherige Alte Meißnische Landstraße an Bedeutung verlor. Beginnend am Ballhaus Watzke in Mickten folgte die alte Straße zunächst dem Elbufer, bevor sie an der Trachauer Straße in nordwestlicher Richtung abknickt.

Der auf Kaditzer Flur gelegene nördliche Abschnitt hieß seit 1899 Meißner Straße, der südliche Dresdner Straße. Diesen Namen trug die Straße damals auch in Mickten. Um Namensdoppelungen zu vermeiden, wurden diese Straßenabschnitte nach der Eingemeindung von Kaditz und Mickten zusammengefasst und 1904 nach dem damals noch selbständigen Ort Kötzschenbroda, seit 1935 ein Stadtteil von Radebeul, in Kötzschenbroder Straße umbenannt. An der Stadtgrenze von Dresden geht sie in die Kötzschenbrodaer Straße in Radebeul über.


Kaditz:

Nr. 142: Zu den Baudenkmalen im Stadtteil Kaditz gehört das um 1900 errichtete dreigeschossige Mietshaus Kötzschenbroder Straße 142. Das Gebäude entstand kurz vor der Eingemeindung von Kaditz in Formen des Späthistorismus und besitzt eine repräsentative Putzfassade mit hervorgehobenem Mittelrisalit, die an Bauten der Zeit um 1800 erinnert. Es steht exemplarisch für das Vordringen großstädtischer Bauweisen in die Vororte.

Kaditzer Siedlung (Nr. 160-186): Mitte der 1930er Jahre wurde auf Kaditzer Flur mit dem Bau der „Gemeinschaftssiedlung Kaditz“ begonnen, deren Straßen ihre Namen meist nach alten Flurnamen bekamen. Bis dahin standen hier nur wenige Gebäude in der Nähe des Riegelplatzes, darunter die sogenannte “Waldschule” Kötzschenbroder Straße 140. Außerdem gab es im Bereich Spitzhausstraße einige Kiesgruben zur Versorgung der örtlichen Baustoffindustrie.

In mehreren Bauabschnitten wurden zwischen 1936 und 1942 17 preisgünstige Einfamilien- und Doppelhäuser sowie “Volkswohnungen” errichtet, die ganz im Sinne der nationalsozialistischen Siedlungspolitik bevorzugt an kinderreiche Familien mit geringem Einkommen vergeben wurden. Vorschrift war auch eine Mitgliedschaft im “Deutschen Siedlerbund” und die Vorlage eines “Eignungsnachweises”. Die Gebäude gruppieren sich zwischen Kötzschenbroder Straße, Fürstenhainer Straße und Seewiesenweg um begrünte Innenhöfe und eine namenlose zentrale Platzanlage. An der Kötzschenbroder Straße und im Haus Seewiesenweg 8 gab es zudem kleine Läden. Die Planungen stammen vom Dresdner Stadtplanungsamt unter Leitung des Stadtbaurates Paul Wolf. Heute werden die 1998/2000 renovierten Gebäude als “Familien-Wohnpark Kaditz” bezeichnet (Foto). Weitere Häuser befinden sich in Privatbesitz.

Irmgard-Fischer-Eiche: Die zu den Dresdner Gedenkbäumen zählende Stieleiche steht am Südrand der Kaditzer Siedlung im Vorgarten des Wohnhauses Kötzschenbroder Straße 160. Der Baum wurde 1946 von der Anwohnerin Irmgard Fischer aus unbekanntem Anlass gepflanzt und ist mit einem Gedenkstein markiert: "Stieleiche. Geschützt. Gepflanzt von Irmgard Fischer."

https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Mickten/Strassen_Mickten/Kotzschenbroder_Strasse/kotzschenbroder_strasse.html


Industriebahn Kaditz[Bearbeiten]

Die Geschichte der Kaditzer Industriebahn begann in den Dreißiger Jahren mit ersten Plänen zum Bau eines Eisenbahnanschlusses für die Industriebetriebe zwischen Kaditz und Übigau. Vor allem die Firmen Dampfkesselbau Übigau und Koch & Sterzel drängten auf einen solchen Anschluss, um ihre Erzeugnisse kostengünstig zum Empfänger transportieren zu können. 1941 begannen sowjetische Kriegsgefangene mit den Erdarbeiten und dem Bau der erforderlichen Straßenüberführungen. Kriegsbedingt wurde das Projekt jedoch bereits ein Jahr später vorerst aufgegeben.

Erst 1952 konnte der Eisenbahnbau zwischen Radebeul-Ost und Übigau fortgesetzt werden. Brückenbauten entstanden u. a. zur Überquerung der Forst- und der Rankestraße (Foto) sowie als größtes Kunstbauwerk der 4,5 km langen Strecke zur Überwindung der Flutrinne. Letztere wurde als Gewölbebogenbrücke errichtet, was ihr eine größere Stabilität verlieh, gleichzeitig aber den Durchfluss des Wassers erschwerte. Am 25. November 1953 konnte die ausschließlich dem Güterverkehr dienende Anschlussbahn eingeweiht werden. Den Betrieb übernahmen in den Anfangsjahren zwei Dampflokomotiven, die später durch modernere dieselbetriebene Loks abgelöst wurden. Diese blieben bis zur Einstellung des Verkehrs 1993 im Einsatz und befinden sich heute im Eisenbahnmuseum in Schwarzenberg.

Nach der politischen Wende erfolgte auch eine grundlegende Umstrukturierung des Kaditz-Übigauer Industriegebietes. Mit Übernahme des ehemaligen Transformatoren- und Röntgenwerkes durch Siemens endete dort die Herstellung von elektrotechnischen Großgeräten, so dass die Anschlussbahn überflüssig wurde. Ein Großteil der Gleisanlagen wurde daraufhin abgebaut, die beim Hochwasser 2002 schwer beschädigte Brücke über die Flutrinne im November 2003 beseitigt.

Die Brücke über die Flutrinne beim Elbehochwasser am 16. August 2002 (Foto: Volkmar Döring)

https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Kaditz/Industriebahn_Kaditz/industriebahn_kaditz.html


Kaditzer Straßen[Bearbeiten]

Adolfstraße

Die um 1900 angelegte Adolfstraße im Ortsteil Neukaditz erhielt ihren Namen nach dem Kaditzer Gutsbesitzer Adolf Franze, der hier ein Grundstück besaß und viele Jahre Mitglied des Gemeinderates war. Ursprünglich wurde das Areal gärtnerisch genutzt, bevor zwischen 1937 und 1939 auf dem Grundstück eine Wohnanlage der Gemeinnützigen Wohnungs- und Heimstättengenossenschaft (GEWOAG) entstand. Die Bauplanung übernahmen die Architekten Palm und Schmersal. Heute gehören die nach 1990 sanierten Wohnblocks der Sächsischen Wohnungsgenossenschaft.

Foto: Blick in die Adolfstraße um 1900

Altkaditz

s. u.

Am Kaditzer Tännicht

Der Name Am Kaditzer Tännicht weist auf das frühere Waldgebiet hin, welches sich ursprünglich zwischen Radebeul und der Flurgrenze zu Mickten erstreckte. Die Rodung begann um 1890 von Radebeul aus zugunsten von Wohnbebauung. Bis 1927 war das meist aus Kiefern bestehende Tännicht fast vollständig verschwunden. Im Südteil entstand 1937/38 eine ausgedehnte Siedlung, deren Straßen ihre Bezeichnungen teilweise nach alten Kaditzer Flurnamen erhielten. In diesem Zusammenhang wurde auch die Straße Am Kaditzer Tännicht angelegt. Architekten der hier befindlichen Gebäude waren Herbert Terpitz und Horst Grabner.

Am Kesselgrund

Die Straße Am Kesselgrund wurde 1937 für den zweiten Bauabschnitt der Kaditzer Siedlung angelegt. In der Folgezeit entstanden hier und an der benachbarten Gleinaer Straße mehrere Doppelhäuser, wobei die vollständige Fertigstellung der Siedlung durch den Zweiten Weltkrieg verhindert wurde. 1939 erhielt die Straße ihre Bezeichnung nach dem alten Flurnamen “Kesselgründchen”

Am Seegraben

Mitte der 1930er Jahre wurde in Kleinkaditz, unmittelbar an der Stadtgrenze zu Radebeul, ein neues Wohngebiet errichtet. In diesem Zusammenhang entstand auch die Straße Am Seegraben, welche im Juni 1939 ihren Namen erhielt. Dieser erinnert an den einstigen Seegraben, einen heute weitgehend verschütteten alten Elbarm.

Am Stadtrand

Die Straße Am Stadtrand wurde zur Erschließung der auf dem Gelände des früheren Kaditzer Tännichts Kaditzer Siedlung angelegt und im Juni 1937 benannt. In unmittelbarer Nähe verläuft die Stadtgrenze zu Radebeul.

Am Vorwerksfeld

Die Straße wurde 1939 angelegt und nach dem ehemals hier gelegenen bischöflichen Vorwerk Poppewitz Am Vorwerksfeld benannt. Dieser Ortsteil, der erst im 15. Jahrhundert zu Kaditz kam, wurde früher auch als Kleinkaditz bezeichnet. Die Siedlungshäuser entstanden in den ersten Jahren des Zweiten Weltkrieges und konnten 1940-42 bezogen werden. Heute erinnern Straßennamen wie Am Seegraben, Gucksbergweg, Weingartenweg und Kathenweg an die Fluren des verschwundenen Vorwerks und dessen frühere Bewohner. 1951 entstand Am Vorwerksfeld eine Wendeschleife für die neu eingerichtete Buslinie, mit der sich die Verkehrsbedingungen im Ort deutlich verbesserten.

An den Hufen

Die Straße An den Hufen erinnert seit 1911 an den ältesten Teil des Ortes Kaditz, der im 13. Jahrhundert zunächst aus nur sechs Höfen bestand. Die zugehörigen Felder östlich des Dorfes wurden früher nach einem alten Flächenmaß “die Hufen” genannt. Erst nach 1900 wurde dieses Gebiet mit Wohnhäusern bebaut. Aus dem Jahr 1912 stammt die in Anlehnung an Erlweins Bauten gestaltete Wohnzeile An den Hufen 3-11 (Foto). Die zweigeschossige Zeile besteht aus insgesamt fünf Gebäuden und weist typische Bauformen ihrer Zeit mit Zwerchgiebeln, Mansarddächern und Rundbögen auf. Wegen ihrer städtebaulichen Bedeutung stehen diese Häuser unter Denkmalschutz.

Weitere Wohnhäuser wurden 1928-30 von der Baugenossenschaft Volksheim Dresden errichtet. Die Doppelhäuser An den Hufen 12/14, 13/15 und die beiden Einzelhäuser Nr. 16 und 17 bilden zusammen mit weiteren Gebäuden an der Andersen- und Grimmstraße eine bauliche Einheit und stehen als „Siedlung Volksheim Kaditz“ unter Denkmalschutz. Architekt dieser aus über 200 Wohnungen bestehenden Anlage war Martin Mitzscherling. Im Geist der sozialreformerischen Ideen erhielten alle Mieter nicht nur Bäder, WCs und Loggias sondern auch einen kleinen zur Eigenbewirtschaftung gedachten Garten. Die Fassaden der dreigeschossigen Häuser sind mit expressionistischen Elementen wie Klinkerbändern, dreieckigen Dachfenster und vorkragenden Erkern gestaltet.

Andersenstraße

Die Andersenstraße wurde 1927 östlich des Dorfkerns angelegt und nach dem dänischen Märchendichter Hans Christian Andersen (1805-1875) benannt. Bekannt wurde er u.a. durch seine Märchen von der “Kleinen Meerjungfrau” und “Des Kaisers neue Kleider”. Mehrfach weilte Andersen in Dresden und verfasste hier einige seiner Reiseberichte. Eng befreundet war er mit dem Maxener Rittergutsbesitzer und Mäzen Friedrich Anton Serre. Die Wohnhäuser an der Andersenstraße wurden zwischen 1927 und 1930 von der Baugenossenschaft Volksheim Dresden nach Plänen des Architekten Mitzscherling errichtet und weisen expressionistische Stilelemente auf. Als architektonisch wertvolles Zeugnis des sozialen Wohnungsbaus stehen die Gebäude Nr. 2/4, 15/17 und 16/18 unter Denkmalschutz. Im Haus Nr. 18 befand sich ab 1937 eine Postagentur, später das Postamt Dresden 37.

Baudissinstraße

Die Baudissinstraße entstand Ende des 19. Jahrhunderts in Neukaditz und erhielt zunächst den Namen Forststraße. Ausschlaggebend war dabei ihre Lage am Rande eines nach 1890 gerodeten Wäldchens in diesem Bereich. 1904 wurde sie in Baudissinstraße umbenannt. Graf Wolf Heinrich von Baudissin (1789-1878) lebte ab 1827 in Dresden und erwarb sich als Übersetzer der Werke Shakespeares und Molieres literarische Verdienste.

Interessant sind einige Wohngebäude mit historistischen und Jugendstilelementen, u.a. das 1899 errichtete Eckhaus zur Peschelstraße (Nr. 11) mit Ladengeschäft und das Mietshaus Nr. 18 (Foto) von 1902. Bemerkenswert sind die farblich gestalteten Männerköpfe am Gebäudesims, welche an Fabelwesen erinnern. 1996 wurde das Haus denkmalgerecht saniert. In dem 1900 erbauten Eckhaus zur Adolfstraße (Nr. 2) gab es ab 1930 eine Lebensmittelverteilungsstelle des Konsumvereins "Vorwärts".

Bobestraße

Die Bobestraße wurde 1926 im Zusammenhang mit dem Bau einer kleinen Wohnanlage an der Rankestraße angelegt und nach Friedrich Hermann Bobe (1860-1925) benannt. Bobe war Mitbegründer und Vorsitzender des Konsumvereins Pieschen und erwarb sich große Verdienste um den Aufbau der Dresdner Konsum-Genossenschaft. Im August 1937 erhielt die Bobestraße den Namen Strachwitzstraße. Allerdings wurde diese Namensgebung 1956 wieder rückgängig gemacht. Moritz Wilhelm Graf von Strachwitz (1822-1847) schrieb verschiedene Balladen und Gedichte, meist heroisch-patriotischem Inhalts.

Dungerstraße

Die Dungerstraße wurde nach dem Ersten Weltkrieg als Seitenstraße der Rankestraße angelegt und zunächst nach dem Vorsitzenden des Zentralverbandes deutscher Konsumvereine Max Radestock (1854-1913) benannt. 1935 erhielt sie ihren heutigen Namen. Dr. Hermann Dunger (1843-1912) erwarb sich Verdienste als Sprachwissenschaftler und Pädagoge und war ab 1885 Konrektor des Wettiner-Gymnasiums in der Wilsdruffer Vorstadt.

Nachdem bereits 1913 an der Geibelstraße mit dem Bau einer Arbeiter-Wohnsiedlung begonnen worden war, entstand bis 1926 der Komplex zwischen Ranke-, Bobe- und Dungerstraße. Die Gebäude gruppieren sich um einen begrünten Innenhof und stellen ein interessantes Zeugnis des sozialen Wohnungsbaus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg dar. Im Eckhaus zur Rankestraße befand sich bis 1924 die Gaststätte “Zur Elbthalbrauerei”, die zugleich Vereinslokal des Kaditzer Sportvereins „Sportfreunde Kaditz 09“ war.

Emilienstraße

Die an der Stadtgrenze zu Radebeul gelegene Emilienstraße wurde 1899 nach der Gattin des Hofrats Dr. Karl Kolbe benannt. Kolbe (1855-1909) war Generaldirektor der Chemischen Fabrik von Heyden und trug durch seine Arbeit wesentlich zum Erfolg des Unternehmens bei. U. a. gelang der Firma erstmals die synthetische Herstellung von Salizylsäure, Grundstoff für das noch heute weitverbreitete Medikament Aspirin. Kolbe hatte auch den Bau der Straße unterstützt.

Um 1900 entstanden hier mehrere Fabriken, darunter die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Firma Albin Lasch & Co., die Ladeneinrichtungen und Schauvitrinen herstellte. Aus einer 1912 gegründeten Chemischen Fabrik entwickelte sich später die Barock Bürobedarf GmbH, einst bedeutender Hersteller von Farb- und Tintenpatronen. Nach Insolvenz der Firma wurde der Betrieb 2012 geschlossen.


Außerdem prägen Wohnhäuser der Gründerzeit das Straßenbild. Um 1900 entstand das unter Denkmalschutz stehende Doppelmietshaus Emilienstraße 1 / Ecke Rankestraße. Der markante Bau besitzt eine Klinker-Werkstein-Fassade mit für die Dresdner Vororte seltenen neobarocken Schmuckelementen und figürlichen Darstellungen. 2013 wurde das Gebäude saniert. Architektonisch bemerkenswert ist auch das Haus Nr. 7, ein spätgründerzeitlicher Bau von 1898. Auch dieses villenartig gestaltete Gebäude ist mit einer Klinkerfassade versehen und wird durch Balkone und Erker und ein Stuckrelief verziert. Wegen seines weitgehend unveränderten Bauzustandes aus der Entstehungszeit steht auch dieses Gebäude unter Denkmalschutz.

Fechnerstraße

Die heutige Fechnerstraße ist Teil eines alten Verbindungsweges zwischen Kaditz und Trachau. Als nach 1890 der Ausbau des Stadtteils Neukaditz an der Leipziger Straße begann, erhielt dieser Weg 1895 zunächst den Namen Albertstraße. Namensgeber war der zu dieser Zeit regierende sächsische König Albert (1828-1902). Um Verwechslungen mit gleichnamigen Straßen in anderen Stadtteilen zu vermeiden, wurde sie nach der Eingemeindung von Kaditz am 1. Januar 1904 in Fechnerstraße umbenannt. Gustav Theodor Fechner (1801-1887) war als Physiker und Philosophie-Professor an der Leipziger Universität tätig und ist Verfasser eines “Hauslexikons”, welches 1834/38 in Leipzig erschien. Zuvor hatte er ab 1815 einige Jahre in Dresden gelebt und hier die Kreuzschule besucht.

Markantestes Gebäude an der Fechnerstraße ist der bereits 1874 eröffnete Gasthof zu Neukaditz (Foto), der nach 1945 unter dem Namen Jugendclubhaus “Rudi Arndt” beliebtes Kulturzentrum des Dresdner Nordwestens war. Die ersten Wohnhäuser entstanden um 1860 und waren traufständige eingeschossige Bauten mit steilem Satteldach. Sie gehören heute zu den wenigen dörflich geprägten Bauten von Neukaditz, die bis zur Gegenwart erhalten blieben und stehen unter Denkmalschutz (Nr. 4, 6 und 7). Ebenfalls aus dieser Zeit stammt das Wohnhaus Nr. 14. Jüngeren Datums ist das markante Doppelhaus Fechnerstraße 28 / Wächterstraße 39b von 1912, welches ebenfalls auf der städtischen Denkmalliste steht.

Fürstenhainer Straße

Die Fürstenhainer Straße geht auf einen alten Feldweg zurück und führt von der Kaditzer Kirche zur Kötzschenbroder Straße. 1899 erhielt dieser offiziell den Namen Bernhardstraße. Namensgeber war der Kaditzer Gemeindepfarrer Karl Bernhard Henrici (1837–1924), nach dem auch die Henricistraße in Trachau benannt ist. Im Zusammenhang mit der Eingemeindung erfolgte 1904 die Umbenennung in Fürstenhainer Straße. Der kleine Ort Fürstenhain ist heute ein Stadtteil von Radebeul. Im Zusammenhang mit dem Bau der Kaditzer Siedlung wurde die Fürstenhainer Straße in den 1930er Jahren verlängert.

Architektonisch bemerkenswert ist das Doppelhaus Fürstenhainer Straße 26/28, Teil der zwischen 1936 und 1938 entstandenen „Gemeinschaftssiedlung Kaditz“. Die im Sinne der nationalsozialistischen Siedlungspolitik als „Volkswohnungsbauten“ propagierten Häuser wurden vom Stadtplanungsamt Dresden unter Leitung von Paul Wolf gestaltet und bevorzugt an kinderreiche Familien vergeben. Nach umfassender Sanierung 1998-2000 gehören diese Gebäude heute zum „Familien-Wohnpark Kaditz“.

Geibelstraße

Die Geibelstraße wurde 1903 angelegt und zu Beginn des darauffolgenden Jahres nach dem Dichter Emanuel Geibel (1815-1884) benannt. Geibel gehörte Mitte des 19. Jahrhunderts dem Münchner Liederkreis an und verfasste zahlreiche Gedichte, darunter das als Volkslied bekannte “Der Mai ist gekommen...”.

Zunächst gab es hier nur ein Haus (Nr. 2). Ab 1913 wurde eine aus mehreren Gebäuden bestehende Wohnanlage errichtet (Nr. 1-19), die bis 1926 vollendet werden konnte. Bauherr war der Konsumverein Pieschen. Die Häuser bilden eine hofartige Anlage, die durch mit Pavillons und Torsäulen gestaltete Einfahrten erschlossen wird. Als in dieser Form in Dresden singuläres Beispiel des Kleinwohnungsbaus dieser Zeit steht die gesamte Anlage unter Denkmalschutz. Die früheren Arbeiterwohnungen wurden 1999 saniert. Im Eckhaus zur Rankestraße (Geibelstraße 1) befand sich ab 1930 eine Verkaufsstelle des Konsumvereins "Vorwärts", die noch bis Anfang der 1990er Jahre existierte.


Foto: Eingang zur Wohnanlage Geibelstraße/Bobestraße/Rankestraße

Sportplatz

Der heute vom Sportverein Dresden-Neustadt 1950 e.V. genutzte Hartplatz am Ende der Geibelstraße entstand um 1920 als Sport- und Trainingsgelände des Fußballvereins “Sportfreunde Kaditz 09”. Zuvor besaß der Verein ein Gelände an der Grimmstraße. Neben dem Spielfeld gab es eine Laufbahn, welche u.a. der bekannte Dresdner Läufer Rudolf Harbig als Trainingsstrecke nutzte. 1950 übernahm der Sportverein Dresden-Neustadt das Areal. Das Sportcasino wurde am 12. Mai 1958 eröffnet.

Gleinaer Straße

Die 1937 angelegte Gleinaer Straße in der Kaditzer Siedlung erinnert an das frühere Dorf Gleina, welches im 14. Jahrhundert von seinen Bewohnern verlassen wurde. Die wüste Flur kam daraufhin zu Kaditz. Gleina lag in der Nähe der heutigen Autobahnanschlusstelle Dresden-Neustadt zwischen dem Kaditzer Dorfkern und Mickten und wurde 1250 erstmals erwähnt.

Die Straße entstand im Zusammenhang mit dem Bau einer Gemeinschaftssiedlung, für die 1938 ein Wettbewerb ausgeschrieben wurde. An der Kreuzung Gleinaer Straße/ Spitzhausstraße war eine zentrale Platzanlage mit verschiedenen öffentlichen Gebäuden und einem Denkmal geplant, welches den “nationalsozialistischen Gemeinschaftsgedanken” symbolisieren sollte. Kriegsbedingt wurde der Entwurf des Architekten Hans Richter nicht ausgeführt, so dass die Gleinaer Straße bis heute aus zwei voneinander getrennten Abschnitten besteht.

Da der ursprünglich für die Siedlung vorgesehene Kindergarten durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges nicht mehr gebaut werden konnte, entstand 1943 auf dem Grundstück Gleinaer Straße 52 a eine Baracke, in der die Kinder berufstätiger Mütter betreut wurden. Erst 1969 verschwand dieses Provisorium zugunsten eines größeren Neubaus, der bis heute als Kindertagesstätte genutzt wird.

Grimmstraße

Die Grimmstraße entstand als Verbindungsweg zwischen Kaditz und Trachau und wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts zur Straße ausgebaut. Die im Volksmund auch als Trachauer Kirchweg bezeichnete Straße erhielt 1896 zunächst den Namen Haupt- bzw. Wilhelmstraße. 1904 wurden beide Straßenteile im Zusammenhang mit der Eingemeindung von Kaditz in Grimmstraße umbenannt. Namenspaten waren die als Märchensammler und Sprachwissenschaftler bekannten Brüder Jacob (1785-1863) und Wilhelm Grimm (1786-1859). Heute führt die Grimmstraße nur noch bis zum Damm der Autobahn, durch deren Ausbau der durchgängige Verlauf nach Trachau 1995 unterbrochen wurde. Der Restabschnitt wurde beim Bau des Elbeparks in die Peschelstraße einbezogen.

In der Nähe des Riegelplatzes befinden sich einige Wohnhäuser (Nr. 46-54), die 1927 vom Architekten Martin Mitzscherling entworfen wurden. Bauherr der aus insgesamt Gebäuden bestehenden kleinen Wohnanlage, die sich auch in die Nachbarstraßen erstreckt, war die Baugenossenschaft „Siedlung Volksheim Kaditz“. Die zum Teil mit expressionistischen Gestaltungselementen versehenen Häuser stehen als Zeugnis des Kleinwohnungs- und Siedlungsbaus der Weimarer Republik unter Schutz. Weitere Grundstücke werden vom Kleingartenverein “Seewiesen Kaditz” e.V. eingenommen. Zuvor diente das Areal von 1913 bis 1920 als Sportplatz des Fußballvereins „Sportfreunde Kaditz 09“.

Dorfschmiede

Kaditz erhielt seine erste Schmiede im Jahr 1701, nachdem zuvor alle anfallenden Arbeiten in Kötzschenbroda bzw. Serkowitz erledigt werden mussten. Zu den Aufgaben des Dorfschmieds gehörte neben dem Beschlagen der Pferde die Anfertigung landwirtschaftlicher Geräte und Werkzeuge sowie deren Reparatur. Die Schmiede befand sich in einem Fachwerkbau am Dorfrand (heute Grimmstraße 88), wo sie alle größeren Dorfbrände überstand und somit zu den ältesten Gebäuden des Ortes gehört. Bis heute befindet sie sich im Familienbesitz.

Gucksbergweg

Der Gucksbergweg im Ortsteil Kleinkaditz wurde in den 1930er Jahren beim Bau eines Wohngebietes unmittelbar an der Stadtgrenze zu Radebeul angelegt. Die Namensgebung erfolgte 1939 nach einer kleinen Erhebung, die früher als "der Goppitz", "Guppitz" bzw. als "Gucksberg" bezeichnet wurde.

Gustav-Schwab-Straße

Die Gustav-Schwab-Straße wurde 1927 angelegt und verdankt ihren Namen dem deutschen Schriftsteller Gustav Schwab (1792-1850). Er gehörte als Lyriker der sogenannten “schwäbischen Dichterschule” an und wurde vor allem als Sammler von Sagen bekannt, die er ab 1838 in mehreren Bänden veröffentlichte. Ende der 1920er Jahre entstanden hier mit den Häusern Nr. 7 und 6 zwei Wohnhäuser der „Siedlung Volksheim Kaditz“, die sich zwischen den Straßen An den Hufen, Andersenstraße, Grimmstraße und Gustav-Schwab-Straße erstreckt und unter Denkmalschutz steht. Erst 1954 wurden die Freiflächen zwischen Gustav-Schwab-Straße und Kötzschenbroder Straße mit Werkswohnungen des VEB TuR Dresden bebaut.

Kathenweg

Der Kathenweg liegt im Ortsteil Kleinkaditz, einem in den 1930 Jahren unweit der Radebeuler Stadtgrenze angelegten Wohngebiet. In Erinnerung an die früheren einfachen Wohnhäuser armer Landarbeiter, den Kathen, erhielt der Weg im Juni 1939 seinen Namen.

Kleinsiedlerweg

Der Kleinsiedlerweg entstand Mitte der 1930er Jahre in der Kaditzer Siedlung zwischen Gleinaer und Kötzschenbroder Straße. Nach den hier errichteten "Kleinsiedlerhäusern" erhielt er 1937 seinen Namen.

Kolbestraße

Die an der Ortsgrenze zu Trachau im Ortsteil Neukaditz gelegene Straße erhielt 1892 zu Ehren des damaligen Kronprinzen zunächst den Namen Georgstraße. 1904 erfolgte die Umbenennung in Kolbestraße. Hermann Kolbe (1818-1884) arbeitete als Chemiker auf dem Gebiet der organischen Säuren und entwickelte als erster ein Verfahren zur synthetischen Herstellung von Salizylsäure. Industriell verwertet wurde sein Verfahren später von der in Radebeul ansässigen Chemischen Fabrik von Heyden.

Die ab 1929 als “Heinrich-Koch-Häuser” bezeichneten acht Einfamilien-Doppelhäuser an der Kolbe- und Roscherstraße (Nr. 3-17) entstanden ab 1887 und waren eine der ersten genossenschaftlichen Arbeitersiedlungen in Dresden. Erbaut wurden diese nach Vorbildern aus dem norddeutschen Raum mit Fachwerk und Klinkerfassaden durch den “Dresdner Bauverein für Arbeiterwohnungen”. Nach dessen Liquidation 1898 übernahm der Dresdner Spar- und Bauvereins die Gebäude, welche sich heute in Privatbesitz befinden. Zum Komplex gehört auch das repräsentative sogenannte "Friedrich-August-Haus" an der Leipziger Straße.

Kötitzer Straße

Die Kötitzer Straße wurde Mitte der 1930er Jahre in der Kaditzer Siedlung auf dem Gebiet des früheren Tännichts angelegt. Im Oktober 1937 erhielt sie nach dem Dorf Kötitz, heute ein Ortsteil von Coswig, ihren Namen.

Kötzschenbroder Straße

s. d.

Lange Felder

Der Name dieser 1937 angelegten Straße in der Kaditzer Siedlung leitet sich von einem alten Flurnamen “Langefeldchen” ab. Ursprünglich gehörten diese Flächen zum Vorwerk Poppewitz und wurden nach dessen Auflösung in 30 schmale Streifen geteilt, die an Kaditzer Bauern abgegeben wurden. Die Gebäude entstanden 1937/38. Im Juni 1937 erhielt die Straße ihre Bezeichnung "Lange Felder".

Leipziger Straße

s. d.

Leuckartstraße

Die um 1900 angelegte und zunächst nach der Gattin des letzten Kaditzer Gemeindevorstehers Theresienstraße genannte Straße erhielt 1904 ihren heutigen Namen Leuckartstraße. Rudolf Leuckart (1822-1898) wirkte als Zoologe und Parasitenforscher in Leipzig und Gießen und gilt als Entdecker der Trichinen. Von den Wohnhäusern der Straße stehen neben dem "Rankeschlöschen" auch die Mietshäuser Nr. 3 (Baujahr 1902) und Nr. 12 (Baujahr um 1900), beide repräsentative Eckbauten, unter Denkmalschutz.

Rankeschlösschen

(Nr. 2): Das dreigeschossige Eckhaus an der Einmündung der Leuckart- in die Rankestraße entstand 1903 als Wohn- und Geschäftshaus. Architekt war der aus Mickten stammende Benno Hübel, die Ausführung übernahm die Baufirma Wilhelm Tennert aus Radebeul. Der mit Jugendstilelementen und historisierenden Fachwerkgiebeln gestaltete Bau besteht aus zwei Teilen an der Leuckart- und Rankestraße (Nr. 21) und beherbergte von Beginn an eine Gaststätte. Zunächst wurde diese nach ihrem Besitzer Hänsels Restaurant genannt, bevor sich nach dem Ersten Weltkrieg der Name "Zum Rankeschlösschen" etablierte. Nach 1990 wurde das Gebäude denkmalgerecht saniert und wird heute als indisches Restaurant "Taj Mahal" genutzt.

Peschelstraße

Die Peschelstraße wurde 1896 angelegt und zunächst nach dem Kaditzer Gutsbesitzer Carl Kuhn Carlstraße benannt. 1904 bekam sie ihren jetzigen Namen nach dem Geografen Oskar Peschel (1826-1875), der als Universitätsprofessor in Leipzig tätig war und zu den Begründern der Geomorphologie gehört. Nach 1990 entstand zwischen Peschelstraße und Lommatzscher Straße das Einkaufszentrum “Elbepark”. Der hier geplante neue Stadtteil wird heute meist als Kaditz-Mickten bezeichnet, da er sich anteilig auf den Fluren beider Stadtteile befindet.

Quandtstraße

Die unmittelbar am Bahndamm der 1839 eröffneten Bahnstrecke Dresden-Leipzig entlangführende Straße erhielt 1897 zunächst den Namen Bahnstraße, bevor sie im Zusammenhang mit der Eingemeindung von Kaditz 1904 in Quandtstraße umbenannt wurde. Johann Gottlieb von Quandt (1787-1859) besaß in der Neustadt und in Dittersbach bei Pirna Grundstücke und galt als exzellenter Kunstkenner und Mäzen. Zu seinem Freundeskreis gehörten u. a. Johann Wolfgang von Goethe und viele Personen des Dresdner Kunstlebens des 19. Jahrhunderts.

Rankestraße

Die Ende des 19. Jahrhunderts ganz im Osten der damaligen Gemeindeflur angelegte Straße trug zunächst den Namen Oststraße, bevor sie im Zusammenhang mit der Eingemeindung von Kaditz 1904 nach dem Historiker Leopold von Ranke (1795-1886) benannt wurde. Ranke gilt als bedeutendster Geschichtsschreiber des 19. Jahrhunderts und führte die Quellenkritik in die Geschichtsforschung ein.

Zu den um 1900 entstandenen Gebäuden an der Rankestraße gehörte die weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannte Gastwirtschaft “Zum Rankeschlößchen” (Eröffnung 1903) sowie die frühere Elbthal-Brauerei. Ab 1930 nutzte die Firma KADEMA, Hersteller von Maschinen für die Schokoladenindustrie, deren Gebäude auf der Rankestraße 56. Auch auf den Nachbargrundstücken ließen sich verschiedene gewerbliche Unternehmen nieder, darunter zwei Dachpappen- und drei Lackfabriken. Außerdem entstanden Wohnhäuser und Villen im Stil der damaligen Zeit. Die Ranke-Drogerie im Eckhaus zur Leipziger Straße wurde 1931 gegründet. Auf dem Grundstück Rankestraße 1 ist eine seit 1939 unter Schutz stehende Stieleiche sehenswert, einer der wenigen Bäume des früheren Kaditzer Tännichts. Nach diesem Baum trägt auch die dortige Kleingartenanlage ihren Namen: “An der Eiche”.

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges wurde an der Rankestraße mit dem Bau einer kleinen Wohnanlage begonnen, nach ihren späteren Besitzern “Sluka-Gruppe” genannt. Die fünf Wohnhäuser (Nr. 28-30) erstrahlen nach ihrer Sanierung heute wieder in neuem Glanz (Foto) . Eine weitere Wohnsiedlung entstand zwischen 1913 und 1926 zwischen Ranke- und Bobestraße.

Kaditzer Dachpappenfabrik

(Nr. 32): Das Grundstück zwischen Rankestraße 30 und 40 war früher Standort der Kaditzer Dachpappen-, Holzzement- und Asphaltfabrik mit Sitz auf der Rankestraße 32. Inhaber der Ende des 19. Jahrhunderts gegründeten Firma war Woldemar Höpfner, der 1910 als Eigentümer und Bewohner der „Villa Corinna“ (Nr. 32) verzeichnet ist. Höpfner gehörte zwischen 1896 und 1902 dem Kaditzer Gemeinderat an und war zugleich Ehrenvorsitzender der Sächsischen Fechtschule Dresden-Trachau. Nach ihm ist die Waldemarstraße in Kaditz benannt. 1916 kam das Unternehmen in den Besitz von Hans Korschatz und ist bis 1944 im Adressbuch als Dresden-Kaditzer Dachpappenfabriken Hans Korschatz eingetragen. Seit 2010 gibt es Pläne, hier eine kleine Wohnanlage zu errichten.

Kleingartenverein Seewiesen

Die Gartenanlage wurde am 18. April 1918 auf einem Areal zwischen Ranke- und Grimmstraße gegründet und erhielt nach einem Flurnamen den Namen “Seewiesen”. Zuvor befanden sich an dieser Stelle eine Müllhalde, sumpfige Wiesen und der Gleinenteich, benannt nach dem im Mittelalter untergegangenen Dorf Gleina. 1938 änderten die Nazis den Name der Gartensparte in “Heimatscholle”. Außerdem ordnete das städtische Kleingartenamt an, die Einfriedung der Parzellen künftig durch die Pflanzung von Maulbeerbäumen vorzunehmen. Die Hecken sollten als Futterpflanzen für Seidenraupen dienen, deren Seidenfäden für die Herstellung von Fallschirmen für die Luftwaffe benötigt wurde. In der Nachkriegszeit wurde die Umbenennung der Gartensparte wieder rückgängig gemacht und die Anlage als “staatlich anerkanntes Naherholungsgebiet” eingestuft. Regelmäßig fanden nun wieder Kinderfeste, Ausstellungen und ähnliche Veranstaltungen statt. Eine geplante Inanspruchnahme für den Autobahnausbau konnte nach 1990 verhindert werden. Heute gehören ca. 100 Gärten zu diesem Verein.

Riegelplatz

Die heute Riegelplatz genannte Anlage wurde 1887 im Auftrag des Kaditzer Gemeinderates durch den Geometer Emil Ueberall vermessen und sollte Auftakt für das neue Kaditzer Ortszentrum sein. Zwei Jahre später entstanden hier die ersten Gebäude. Zu Ehren des Reichskanzlers Otto von Bismarck wurde 1895 eine 1998 durch einer Neupflanzung ersetzte “Bismarckeiche” gepflanzt und der Platz ab 1899 offiziell als Bismarckplatz bezeichnet. Neben den erwähnten Wohnhäusern befanden sich hier das bis heute genutzte Kaditzer Schulhaus (historisches Foto) und das Gemeindeamt (Nr. 8). Letzteres fiel allerdings bereits 1901 dem Abbruch zum Opfer und wurde wegen der bevorstehenden Eingemeindung nicht wieder aufgebaut. Markante Gebäude sind auch der ehemalige Gasthof “Zum Fürstenhof” (Nr. 6) und eine 1902 für den letzten Kaditzer Gemeindevorstand Christian Friedrich Findeisen erbaute Villa (Nr. 2).

Um Verwechslungen mit einem gleichnamigen Platz im Stadtzentrum zu vermeiden, erhielt der Bismarckplatz 1904 den Namen Simsonplatz. Eduard von Simson (1810-1899) war erster Präsident des deutschen Reichstages und leitete ab 1879 das Reichsgericht in Leipzig. Da die jüdische Herkunft des Politikers den Nazis ein Dorn im Auge war, setzten sie 1935 die Umbenennung in Riegelplatz durch. Der Name erinnert an den Kunsthistoriker Prof. Hermann Riegel (1834-1900), der u. a. Leiter des Sächsischen Museums in Leipzig und Professor für Kunstgeschichte in Braunschweig war. Riegel gründete 1885 den Allgemeinen Deutschen Sprachverein, einen Vorläufer des 1932 gegründeten Goethe-Instituts.

Ab 1928 befand sich am Riegelplatz der Endpunkt einer städtischen Buslinie, deren Betrieb allerdings 1941 kriegsbedingt eingestellt wurde. Rund um den Platz gab es zahlreiche Geschäfte. 1945 beschlagnahmte die Rote Armee die Villa Riegelplatz 4 und richtete hier die sowjetische Ortskommandantur ein. Die Schule und einige Wohnhäuser wurden zeitweise durch eine Pioniereinheit belegt. Heute hat der Riegelplatz vor allem als Verkehrsknotenpunkt Bedeutung und ist seit Ende 2004 Endpunkt einer neuen Straßenbahnlinie.

Roscherstraße

Die 1892 angelegte Straße in Neukaditz erhielt zunächst zu Ehren der Kronprinzessin den Namen Luisastraße. 1904 wurde sie nach dem Ökonomen und Historiker Wilhelm Roscher in Roscherstraße umbenannt. Roscher (1817-1894) lehrte an der Universität Leipzig und befasste sich vor allem mit der Geschichte der Nationalökonomie. 1889 wurde er für seine Arbeit zum Ehrenbürger von Leipzig ernannt.

Interessant sind die ab 1887 an der Roscher- und Kolbestraße errichteten Doppelhäuser des Dresdner Bauvereins für Arbeiterwohnungen, die als eine der ersten auf genossenschaftlicher Basis entstandenen Siedlungen Dresdens gelten und 1898 vom Dresdner Spar- und Bauverein übernommen wurden. Heute befinden sie sich in Privatbesitz. 2011 entstand an der Roscherstraße die vor allem von den Mitarbeitern von IKEA genutzte Kindertagesstätte “Lillabo” (“kleines Nest”).

Scharfenberger Straße

Die heutige Scharfenberger Straße war einst Teil des alten Bischofsweges von Meißen nach Stolpen, der zwischen Briesnitz und Kaditz/ Übigau mit einer Furt die Elbe durchquerte. Die Straße verläuft über Kaditzer, Micktener und Übigauer Flur. Vor der Eingemeindung wurde sie zum Teil auch Schulstraße genannt. 1904 erhielt sie ihren heutigen Namen nach der kleinen Gemeinde Scharfenberg bei Meißen. Im östlichen Teil der Scharfenberger Straße sind noch einige historische Bauten aus der dörflichen Vergangenheit Micktens erhalten geblieben, welche z. T. unter Denkmalschutz stehen. Im Grundstück Nr. 12 erinnerte noch bis vor wenigen Jahren der letzte erhaltene Reisigschuppen zur Lagerung von Reisig an das bis 1927 gerodete Kaditzer Tännicht.

Schenkendorfstraße

Die Schenkendorfstraße in Neukaditz wurde 1899 als Marienstraße angelegt, wobei die Gattin des Kaditzer Grundbesitzers Heinrich Findeisen Namenspatronin war. Seit 1904 heißt diese Straße Schenkendorfstraße. Mit der Benennung wird an den Dichter Gottlob Ferdinand Max von Schenkendorf (1783-1817) erinnert, der zahlreiche Gedichte und Lieder zum Thema Befreiungskriege 1813 schrieb. Gemeinsam mit Johann Gottlieb Fichte gab er zeitweise auch die patriotische Zeitung “Vesta” heraus, welche sich kritisch mit der napoleonischen Besetzung Deutschlands auseinandersetzte.

Seewiesenweg

Der Seewiesenweg wurde 1937 im Zuge des Ausbaus der Kaditzer Siedlung angelegt. Als Seewiesen wurden früher die Flächen beiderseits des Seegrabens, eines alten Elbarmes, bezeichnet. Nach dessen Trockenlegung wurde das gewonnene Land meist gartenbaulich genutzt und in den 30er Jahren bebaut.


Foto: Die Kaditzer Siedlung am Seewiesenweg

Die Wohnhäuser am Seewiesenweg entstanden in mehreren Bauabschnitten zwischen 1936 und 1939. Im vorderen Teil an der Kötzschenbroder Straße dominieren sogenannte “Volkshäuser”, die neben preiswerten Arbeiterwohnungen auch Geschäfte im Erdgeschoss beherbergten. Am “Rundteil” markiert eine mächtige Stieleiche (Naturdenkmal) den Mittelpunkt der Siedlung. Der Baum ist einer der letzten Zeugen des früheren Tännichts. Ursprünglich sollten hier sowie an der Gleinaer Straße verschiedene öffentliche Gebäude wie Volksschule, Kindergarten und ein kleines Verwaltungsgebäude entstehen. Kriegsbedingt wurden diese Pläne jedoch nicht mehr umgesetzt. Erst nach 1990 konnten die letzten Baulücken am Seewiesenweg geschlossen werden.

Serkowitzer Straße

Die Serkowitzer Straße entstand als Verbindungsweg zwischen dem Kaditzer Dorfkern und dem benachbarten Serkowitz und wurde früher auch Serkowitzer Kirchweg genannt. Hier lagen die von den Einwohnern als Gartenland genutzten Flächen. Aus diesem Grund trug die Serkowitzer Straße bis 1904 den Namen Gartenstraße. Teile dieser Straße wurden nach 1990 zum Elberadweg ausgebaut.

Nr. 33: Das zum alten Dorfkern gehörende Wohnhaus Serkowitzer Straße 33 besitzt an der Fassade eine Sandsteintafel mit einer Inschrift, welche vermutlich noch unter dem Eindruck des Siebenjährigen Krieges entstand. Die Buchstaben M.I.G.T. und die Jahreszahl 1768 weisen auf den früheren Besitzer und das Baujahr hin.

GOTT DER HERR BEHÜTE DIESES HAUS

UND ALLE DIE GEHEN EIN UND AUS, ER

WOLLE ES BEHÜTEN UND BEWAHREN FÜR WASER

FEUER KRICK UND PRAND U GROSSEN SCHAD

U WOLDE US SEINEN SEGEN GEBN BIS WIR

KOMMEN ZU DEN EWIGEN LEBN

M.I.G.T. 1768 d. 5. Juni

Spitzhausstraße

Ursprünglich entstand diese Straße als Verbindungsweg zwischen den sorbischen Siedlungen an der Elbe und der Oberlausitz. Die für die Slawen wichtige Verkehrsverbindung wurde auch als “sorbischer Rennsteig” (= Botenweg) bezeichnet und führte von Kaditz in nördlicher Richtung über Radebeul, entlang dem heutigen Augustusweg bis nach Klotzsche und von dort durch die Dresdner Heide weiter nach Radeberg. Später nutzten vor allem die Kirchgänger diesen Weg von Radebeul zur Kaditzer Kirche.

Ihren heutigen Namen Spitzhausstraße verdankt sie dem Radebeuler Spitzhaus, welches wegen seiner exponierten Lage in den Lößnitzbergen seit dem 19. Jahrhundert beliebtes Ausflugslokal ist. Bis zur Eingemeindung des Ortes 1904 wurde sie Radebeuler Straße genannt. Noch bis 1990 gab es hier nur wenige Wohngebäude. 1996 entstand ein kleiner Wohnpark im Bereich Spitzhaus-/ Fürstenhainer Straße.

Gasthof Kaditz

Die Ursprünge des Kaditzer Gasthofes reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. 1852 erwarb der Böttchermeister Johann Gottfried Papperitz das Reiheschankrecht und begann noch im gleichen Jahr mit dem Bau. Als Bauplatz wurde ein Grundstück außerhalb des Dorfkerns am Kirchweg nach Serkowitz gewählt (Spitzhausstraße 1). Neben einer großen Gaststube gab es im Gasthof ein Vereinszimmer sowie einen kleinen Saal im Obergeschoss. Hinzu kam ein schattiger Lindengarten mit Freiplätzen.

Nach mehrfachem Besitzerwechsel entstand um 1900 der heute noch vorhandene Saalanbau. 1913 ließ Friedrich Hermann Hantzsch, der den Kaditzer Gasthof 1904 erworben hatte, diesen im Neobarockstil ausgestalten. Der ehemalige Tanzsaal diente nach 1945 noch für Theater- und Filmaufführungen, Ausstellungen und Versammlungen, bevor der Gasthof Anfang der 60er Jahre geschlossen wurde. Im Saal richtete das Frühgemüsezentrum 1967 eine Werkstatt ein, in der Folienbahnen für die Gewächshäuser geschweißt wurden. Weitere Räume dienten als Kantine und Clubraum der GPG “Nachbarschaft Kaditz”. Während die Gaststätte nach erfolgter Sanierung des Gebäudes 1991 zeitweise wieder geöffnet hatte und heute als Wohnhaus dient (Foto), blieb der stark verfallene Saalanbau leer und wurde später abgerissen.

Wächterstraße

Die Wächterstraße wurde 1899 im Zusammenhang mit dem Ausbau von Neukaditz angelegt und nach dem Oberlößnitzer Privatier Heinrich Findeisen zunächst Heinrichstraße genannt. Findeisen besaß in diesem Teil eine Reihe von Grundstücken, die er als Parzellen an Bauwillige verkaufte. 1904 bekam die Straße ihren heutigen Namen, mit dem an den Juristen Karl Georg von Wächter (1797-1880) erinnert wird. Wächter lehrte als Professor für Jura in Tübingen und Leipzig und war erster Präsident des Deutschen Juristentages. Für seine Verdienste erhielt er die Ehrenbürgerwürde von Leipzig sowie das Adelsprädikat verliehen.

Waldemarstraße

Die Waldemarstraße wurde 1900 nach dem Besitzer der Kaditzer Dachpappen-, Holzzement- und Asphaltfabrik Waldemar Höpfner benannt, die ihren Sitz auf der Rankestraße 32 hatte. Höpfner gehörte zwischen 1896 und 1902 dem Gemeinderat an und war zugleich Ehrenvorsitzender der Sächsischen Fechtschule Dresden-Trachau. Zu den nach 1900 entstandenen Gebäuden gehört das architektonisch interessante Doppelhaus Waldemarstraße 16/18 (Foto).

https://www.dresdner-stadtteile.de/Nordwest/Kaditz/Strassen_Kaditz/strassen_kaditz.html


Altkaditz[Bearbeiten]

Der Dorfplatz von Altkaditz, zwischen 1899 und 1904 Lutherplatz genannt, gehört zu den besterhaltenen im Stadtgebiet. Typisch sind die Giebelhäuser des alten Straßenangerdorfes, die sich eng aneinander reihen und auf frühere Erbteilungen zurückgehen. Erst 1635 wurde durch eine Änderung des Erbrechts die weitere Zersplitterung der Güter verhindert. Ursprünglich bestanden die meisten Gehöfte aus Wohnhaus, Stall, Scheune und Auszugshaus. Trotz verschiedener Umbauten blieb diese Grundstruktur bei den meisten Höfen bis zur Gegenwart erhalten, auch wenn die einst landwirtschaftlich genutzten Nebengebäude heute anderen Zwecken dienen.

Bemerkenswert sind Spruchtafeln und Schlußsteine an den Portalen vieler Bauernhöfe, die an frühere Besitzer und Dorfbrände erinnern. So finden sich an der Pforte des 1816 errichteten ehemaligen “Schumannschen Gutes” (Nr. 15) zwei gekreuzte messerartige Werkzeuge, welche eine Pflugschar symbolisieren. In den Obergeschossen einiger Häuser sind noch Laubengänge erhalten geblieben. Weinspaliere und ehemalige Weinkeller weisen auf die Weinbautradition des Dorfes hin.

Zu den schönsten Gebäuden gehören die Häuser Altkaditz Nr. 15, 23 und 30. Interessant sind auch die aus der alten Dorfkirche hervorgegangene Emmauskirche und das Pfarrhaus von 1668. Auf dem Kirchhof steht die über 1000-jährige Kaditzer Linde. 2003 wurde auf dem Dorfplatz ein Gedenkstein in Erinnerung an die Eingemeindung des Dorfes 1903 aufgestellt. Unweit davon erinnert eine Hochwassersäule an frühere Elbfluten. Die älteste Markierung datiert aus dem Jahr 1432. Die Säule wurde nach 1990 saniert und ist an dem kleinen Fußweg zu finden, welcher vom Dorfplatz zum Elbufer führt (Foto).

Einzelne Gebäude:

Nr. 1: Das zweigeschossige Wohn-Stall-Haus entstand in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Teil eines Dreiseithofes. Wie fast alle Gehöfte weist es mit dem Giebel zum Dorfplatz, der hier in Massivbauweise gestaltet ist. Rückwärtig schließt sich ein Fachwerkteil mit auskragender Laube im Obergeschoss an. Später wurde dem Haus noch ein Anbau hinzugefügt. Verschiedene Schmuckelemente am Giebel stammen aus der Zeit um 1900.

Schneiders Bier- und Weinschank (Nr. 2): 1844 erhielt der Besitzer des Bauerngutes Altkaditz 2 Carl Gottlob Findeisen die Konzession zur Eröffnung einer kleinen Weinschänke, wobei er die Gastwirtschaft zunächst nur im Nebenerwerb betrieb. An den Gründer erinnert noch heute eine Schrifttafel am Giebel des Hauses mit der Inschrift: Weinschank von C.G. Findeisen, Willkommen. Alle die Ihr hier kehrt ein. Es wird Euch erquicken ein gut Glas Wein. Nach einem Besitzerwechsel entstand 1885 ein flaches Nebengebäude mit einem zusätzlichen Vereinsraum.

1911 übernahm Karl Max Schneider das Lokal, welches seitdem den Namen "Schneiders Bier- und Weinschank" trug. Nicht zuletzt durch die Anlegung eines großen Gästegartens entwickelte sich die rustikale Dorfschänke zum beliebten Ausflugsziel der Dresdner. Außerdem fanden gelegentlich Blasmusikkonzerte und Treffen Kaditzer Vereine statt. 1975 wurde das Gasthaus geschlossen und dient seitdem nur noch Wohnzwecken.

Foto: Dorfplatz Altkaditz mit Werbetafeln für “Schneiders Weinschank” (Altkaditz Nr. 2)

Nr. 4: An die in der ersten Hälfte der 19. Jahrhundert errichtete großzügige Hofanlage erinnert heute nur noch ein gemauerter Torbogen, dessen Schlusstein die Initialen „J.B.F. 1899“ nach einen früheren Besitzer trägt. Die Gebäude dieses Gehöfts fielen 1905 einem Brand zum Opfer und entstanden danach in heutiger Form. Toreinfahrt und die angrenzende Grudstücksmauer stehen unter Denkmalschutz.

Nr. 7: Auch diese Gebäude waren einst Teil eines Dreiseithofes, der jedoch 1905 einem Großbrand zum Opfer fiel. Ältester Teil ist das noch aus der Erbauungszeit stammende Seitengebäude von 1880. Das heutige Wohnhaus, ein markanter Fachwerkbau (Foto) entstand 1906 und zeigt bereits Elemente des städtischen Villenstils. Die gesamte Hofanlage steht exemplarisch für die baulichen Veränderungen in den landwirtschaftlich geprägten Dresdner Vororten zu dieser Zeit.

Nr. 8: Wie die meisten erhaltenen Wohngebäude von Altkaditz steht auch dieses zweigeschossige Wohnstallhaus unter Denkmalschutz. Es entstand als Teil eines Bauernhofes in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und besitzt einen massiven Giebel zum Dorfplatz. Weitere Gebäudeteile sind in Fachwerkbauweise ausgeführt. Leider wurde das ursprüngliche Erscheinungsbild durch spätere Sanierungsmaßnahmen zum Teil beeinträchtigt.

Nr. 9: Dieses zweigeschossige Fachwerkhaus mit einem aufwändig gestaltetem Giebel gehört zu den ältesten Bauten im Dorfkern und stammt vermutlich noch aus dem 18. Jahrhundert. Gut erhalten ist noch der vordere Teil mit drei Fensterachsen, Fachwerkgiebel und einem mit Biberschwanzziegeln gedeckten Satteldach. Der hintere Gebäudeanbau entstand erst nach dem Großbrand von 1906 in massiver Bauweise und ist vom älteren Teil durch einen Brandgiebel getrennt. An der Giebelwand zum Dorfplatz befinden sich zwei historische Schrifttafeln (Foto rechts: Wikipedia).

Nr. 10: Von diesem Gehöft ist heute nur noch die Toranlage in ihrem historischen Aussehen erhalten geblieben. Sie entstand, dem Schlusstein über dem Bogen zu entnehmen, im Jahr 1799. Die weiteren Gebäude stammen aus dem 19. und 20. Jahrhundert und wurden stark verändert. Dennoch gehört auch dieser Dreiseithof zu den ortsbildprägenden Gehöften von Altkaditz.

Nr. 11: Eine weitere historische Hofanlage findet sich mit dem Dreiseithof Altkaditz 11, die in ihren Grundzügen noch aus dem 18. Jahrhundert stammt. Ältester Teil ist das unter Denkmalschutz stehende Wohnstallhaus mit massivem Erdgeschoss und Fachwerk in den oberen Etagen. Bemerkenswert ist der breite Dachüberstand im Hofbereich sowie eine über zwei Fensterachsen geführte Oberlaube. Die übrigen Gebäude wurden erst nach dem Großbrand 1906 erbaut.

Lutherlinde: Die Lutherlinde vor dem Haus Altkaditz 12 pflanzten Kaditzer Gemeindemitglieder am 10. November 1883 aus Anlass des 400. Geburtstages von Martin Luther. Auftraggeber war der Kirchen- und Gemeindevorstand, der den Baum zur Ehrung des Reformators vorgeschlagen hatte. Alljährlich fanden hier fortan Feiern zum Reformationsjubiläum statt, größere im Jahr 1933 zum 450. Geburtstag und ein Jahr später zum Jubiläum der Luther-Bibel. Im Lutherjahr der DDR erfolgte eine Erneuerung des Luther-Gedenksteins, der in diesem Zusammenhang die Inschrift: Martin Luther. Ehrung. 1483 - 1983. Eine feste Burg ist unser Gott. erhielt.

Nr. 14: Das unter Denkmalschutz stehende Gebäude (Foto links) ist Teil eines früheren Dreiseithofes und wurde 1803 errichtet. Wie die meisten Wohnhäuser der Kaditzer Gehöfte besitzt auch dieses Wohnstallhaus einen steinernen Giebel zur Platzseite, an den Seiten heute verputztes Fachwerk im Obergeschoss und eine Oberlaube. Die überdachte Toranlage mit Einfahrt und Pforte zeigt Schlussteine mit den Initialen der Besitzerfamilie, gekreuzten Pflugmessern und der Jahreszahl 1803, dem Jahr ihrer Entstehung. Außerdem ist die frühere Hausnummer des Gehöftes zu sehen.

Nr. 15: Zu den am besten erhaltenen Kaditzer Gütern gehört das frühere Schumannsche Gut von 1816. Gut erkennbar ist noch die in ihrer Struktur erhalten gebliebene große Hofanlage mit Toreinfahrt, Wohnhaus und Auszugshaus. An der Toreinfahrt weisen Prellsteine, die großzügige Überwölbung und die beiden verzierten Schlussteine über dem Tor und der Seitenpforte auf den Wohlstand der Besitzer hin. Einer trägt die Initialen „JCG 1816“ und zeigt darüber hinaus bäuerliche Symbole mit Heugabel, Dreschflegel und gekreuzte Pflugscharen. Das im 20. Jahrhundert zum Teil veränderte Wohnhaus mit Giebelfront zum Anger war einst das Hauptgebäude der Besitzerfamilie, das schmalere Seitengebäude diente als sogenanntes "Auszugshaus" den Altbauern als Unterkunft (Foto: Wikipedia).

Nr. 17: Auch der benachbarte Dreiseithof Altkaditz 17 zählt zu den in ihrer historischen Gesamtstruktur noch weitgehend erhaltenen Anlagen. In heutiger Form stammen die Gebäude aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts und bestehen aus einem Wohnstallhaus, dem ehemaligen Stall- und Auszugshaus und einer den Hof abschließenden Scheune. Das zweigeschossige Haupthaus erhielt sein heutiges Aussehen mit Satteldach, Fachwerkobergeschoss und geschlossenem Laubengang bei einem Umbau 1894. In diesem Zusammenhang erfolgte wohl auch der Ausbau des Dachgeschosses zu Wohnzwecken. Wie die meisten Kaditzer Gehöfte dient auch Nr. 15 heute nur noch Wohnzwecken. Das frühere Auszugshaus wurde 1995/96 saniert (Foto: Wikipedia).

Nr. 19: Obwohl dieser Hof durch mehrfache Umbauten heute nur noch eingeschränkt sein einstiges Aussehen erkennen lässt, gehört auch er zu den Sachzeugen der Kaditzer Vergangenheit. Ältester Teil ist die vermutlich um 1800 entstandene Scheune mit hohem Satteldach, die die Hofanlage abschließt und unter Denkmalschutz steht. Zusammen mit der baulich ähnlichen Scheune des Nachbarhofes Nr. 17 war sie einst Teil eines "Scheunengürtels", der früher fast den gesamten Dorfkern umgab und eine einfache Einlagerung der landwirtschaftlichen Produkte ermöglichte.

Nr. 22: Das zweigeschossige Wohnhaus entstand wie die meisten Gebäudes des Dorfkerns Anfang des 19. Jahrhunderts und war Teil eines Dreiseithofes. Auch hier ist das Erdgeschoss in massiver Bauweise, das Obergeschoss in Fachwerkkonstruktion ausgeführt. Eine Besonderheit ist die hofseitige offene Oberlaube und ein weiter Dachüberstand, wie er sich auch an einigen anderen Kaditzer Bauernhäusern findet. Neben dem Haus steht auch die zugehörige Toreinfahrt unter Denkmalschutz.

Nr. 23: Der Dreiseithof in der Nähe der Kirche gehört trotz einiger Umbauten noch immer zu den am besten erhaltenen Gehöften des Ortes. Typisch sind auch hier die Kombination aus Wohnstallhaus, Auszugshaus im Seitengebäude, Tor und Pforte zum Dorfplatz sowie einer Einfriedung in Richtung der früheren Felder. Schon 1547 ist an dieser Stelle ein Gutshof erwähnt. Das aufwändig gestaltete Haupthaus weist im Obergeschoss Fachwerk, einen Laubengang und ein Kragdach auf, was sich in ähnlicher Form an mehreren Kaditzer Bauernhäusern findet. An der Giebelseite befinden sich zwischen den Fenstern des ersten Stockwerkes zwei ovale, mit Ähren und Lorbeerlaub eingefasste Inschriftenflächen aus dem Jahr 1799, die Zitate aus dem Lied „Zufriedenheit mit seinem Stande“ von Christian Fürchtegott Gellert zieren. Umbauten des Gehöfts erfolgten 1802 sowie Mitte des 19. Jahrhunderts.

Ab 1993 hatte in diesem Bauernhof die Dreieinigkeitsgemeinde der Evangelisch-lutherischen Freikirche (Altlutheraner) ihre Gemeinderäume. In diesem Zusammenhang wurden die Gebäude umfassend saniert und als Gemeindezentrum ausgebaut. Seit dem Auszug der Kirchgemeinde 2012 werden die Gebäude als Wohnungen genutzt.

Inschriften am Bauerngut Altkaditz Nr. 23:

links: Willst Du mir geben Sonnenschein, so nehm ichs an mit Freuden,

solls aber Kreuz und Unglück seyn, will ichs geduldig leiden.

Soll mir allhier die Thür des Lebens noch ferner offen stehen

wie du mich führst und führen wirst so will ich gern mit gehen. 1799


rechts: Behalte was dir Gott beschieden, entbehre gern was du nicht hast,

ein jeder Stand hat seinen Frieden, ein jeder Standt auch sein Last.

Willst du zu dencken dich erkühnen, daß seine Weisheit dich vergißt.

Er giebt uns mehr, als wir verdienen und niemals was uns schädlich ist.

Pfarrgut (Nr. 25): Das Kaditzer Pfarrgut befindet sich südlich der Kirche und entstand in heutiger Form 1686. Wie die meisten Gehöfte besitzt ein massives Untergeschoss und Fachwerk in den oberen Etagen sowie eine Oberlaube. Ein Schlusstein über der Eingangstür weist auf das Baujahr 1686 hin. Das angrenzenden Nebengebäude Nr. 23a war früher Sitz des Verwalters des Pfarrlehns. Das nach dem Dorfbrand von 1800 neu erbaute Fachwerkhaus wurde ab 1992 saniert und dient heute Wohnzwecken. Beide Häuser sind durch eine aus Sandstein gemauerte Einfriedung miteinander verbunden und über zwei Toranlagen mit dekorativen Aufsätzen zugänglich (Foto: Das Kaditzer Pfarrgut und die Kirche um 1910).

Diakonat (Nr. 29): Das zweigeschossige Gebäude war als ehemaliges Diakonat Wohnsitz des Diakons der Emmauskirche. Der schlichte Barockbau entstand, einem Schlusstein am Eingang zufolge, im Jahr 1719 und bildet zusammen mit der Kirche und dem Kirchhof ein bauliches Ensemble (Foto: Wikipedia). In diesem Haus wurde am 4. Mai 1882 Hans Planitz als Sohn des Kaditzer Diakons und späteren Pfarrers geboren. Planitz arbeitete später als Historiker und erwarb sich große Verdienste bei der Erforschung der Deutschen Rechtsgeschichte.

Nr. 30: Dieses Gehöft, bestehend aus dem Wohnhaus (Nr. 30 - Foto rechts) und einem Wohnstallhaus (Nr. 30a) gehört ebenfalls zu den gut erhaltenen früheren Dreiseithöfen des Ortes und weist noch weitgehend die frühere Gebäudestruktur des frühen 19. Jahrhundert auf. An der Giebelseite des Wohnhauses befinden sich zwei Inschriftentafeln. Beide Gebäude sind als Fachwerkbauten mit massivem Untergeschoss konstruiert und bilden zusammen mit der mittlerweile zu Wohnzwecken ausgebauten Scheune (Altkaditz 34) eine bauliche Einheit.

Kirchschule (Nr. 32): Ursprünglich entstand dieses Gebäude 1853/54 nach Plänen von Christian Gottlieb Ziller als Schulhaus des Ortes. Die Bauausführung erfolgte durch den Maurermeister Götze und bezog vermutlich einen älteren Vorgängerbau ein. Nach Verlegung dieser Schule zum Riegelplatz nutzte die Kirchgemeinde das Gebäude als Gemeindehaus. Heute befinden sich hier Wohnungen.

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