Projekt:Dresdner Chronik/1025

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Dom zu Speyer[Bearbeiten]

Speyerer Stadtsiegel mit dem Dom, 1293

Der salische König und spätere Kaiser Konrad II. ließ vermutlich 1025 den Bau mit dem Ziel beginnen, die größte Kirche des Abendlands zu errichten.


Erwin Reidinger vertritt demgegenüber die These, dass die „Gründung“ des Doms am 29. September 1027 erfolgt sei. Mit der „Gründung“ des Baus bezeichnet er jenen Vorgang, bei dem die Ostausrichtung des Baus im Gelände festgelegt wurde. Reidinger ermittelte, an welchem Tag die Sonne über dem Punkt am Horizont aufgeht, auf den die Kirche ausgerichtet ist (angeblicher „Orientierungstag“). Dies ist der 29. September, wobei wegen eines Achsknicks im Bau das Langhaus auf den Sonnenaufgangspunkt 25. September gerichtet ist. Da er annahm, die Ausrichtung des Baus habe nur in Anwesenheit des Königs stattfinden können, und eine Anwesenheit Konrads II. in Speyer im September sei nach den historischen Nachrichten nur 1027 möglich, glaubte Reidinger, den 29. September 1027 als „Gründungstag“ bestimmen zu können. (Erwin Reidinger: 1027: Gründung des Speyerer Domes. Orientierung – Achsknick – Erzengel Michael. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte. Bd. 63 (2011), Speyer 2011, S. 9–37)).

Diese Hypothese wird von Stefan Weinfurter als historisch und bauhistorisch unwahrscheinlich bewertet. (Siehe Stefan Weinfurter: Rez. REIDINGER, Gründung Speyerer Dom (Memento vom 10. August 2017 im Internet Archive) In: Historischer Verein der Pfalz (PDF). Nach Weinfurter war es keineswegs notwendig, dass der König bei der mit der Absteckung des Grundrisses verbundenen Festlegung der Ostausrichtung anwesend war. Rituell sei nicht die Absteckung des Baus, sondern die Grundsteinlegung der entscheidende kirchliche Gründungsritus gewesen, der aber Monate nach der Vorbereitung des Bauplatzes vorgenommen wurde. Der Achsknick im Bau könnte sich daher auf die Maßunregelmäßigkeiten der mittelalterlicher Bauten zurückzuführen sein. Es sei zudem nicht erwiesen, dass die Orientierung von Kirchenbauten nach den Sonnenaufgangspunkten an den Festtagen bestimmter Heiliger erfolgte.

Speyer: Dom und Jesuitenkirche; „Kölner Zeichnung“, 1606

Urkundliche Schriftquellen über die Gründung des Speyerer Domes sind nicht überliefert.

Eine Legende berichtet, Konrad habe in aller Frühe den Grundstein zum w:de:Kloster Limburg (bei w:de:Bad Dürkheim) gelegt, sei dann mit seiner Gemahlin Gisela und seinem Gefolge nach Speyer geritten, um dort am selben Tag den Grundstein zum Dom sowie zum Stift Sankt Johannes, dem späteren St.-Guido-Stift, zu legen. Um die für den Bau benötigte Menge von Stein und Holz nach Speyer zu bringen, wurde ein Kanal vom w:de:Pfälzerwald zum Rhein gebaut. Mit diesem Kanal könnte die Verlagerung des w:de:Speyerbachs gemeint sein, der spätestens im Mittelalter zur Versorgung Speyers um einige Kilometer nach Süden verschoben wurde. Als Errichtungsort wurde ein Sporn gewählt, ein trockener Untergrund aus Festgestein. Dass der Dom auf sumpfigem Boden „schwimme“, ist geologisch nicht nachweisbar.

Weder Konrad II. noch sein Sohn Heinrich III. erlebten den Abschluss der Arbeiten. Heinrich III. stiftete zur Weihe des Hochaltars 1046 das Speyerer Evangeliar. Erst unter Konrads Enkel Heinrich IV. wurde der Bau im Jahr 1061 geweiht. In der Forschung wird dieser Bauabschnitt als „Speyer I“ bezeichnet. Der Bau umfasste einen Westbau und ein dreischiffiges Langhaus mit anschließendem Querhaus. Der Chor war schon damals flankiert von zwei Türmen. Die ursprüngliche Apsis war außen rechteckig, innen gerundet. Das Mittelschiff des Langhauses hatte eine flache Decke, die Seitenschiffe waren eingewölbt; es entstand der erste nachantike große Gewölbebau (abgesehen von der Aachener Pfalzkapelle) nördlich der Alpen.

Dom zu Speyer: Nordseite mit den gotischen Kapellen sowie dem „Kleinen Paradies“, dem Zugang von Norden; Wiener Zeichnung, 1610

Knapp 20 Jahre nach der Vollendung von Speyer I ließ Heinrich IV. den Dom zur Hälfte abreißen und ihn noch größer wieder aufbauen: Im Mittelschiff wurde die Decke abgetragen, der Bau wurde um fünf Meter erhöht. Statt der flachen Holzdecke entstand das größte Kreuzgratgewölbe im damaligen Reichsgebiet, und auch der Wandaufriss wurde entscheidend verändert. Im Ostteil wurde der Bau bis auf die Fundamente abgetragen und auf bis zu acht Metern starken Fundamenten neu gegründet. Es blieben lediglich die unteren Geschosse der Chorflankentürme sowie Teile des Querhauses erhalten. Die Krypta von Speyer I blieb nahezu unberührt. Das Ergebnis dieser Veränderungen unter Heinrich IV. wird in der Forschung als „Speyer II“ von der 1061 geweihten Kirche Speyer I und Speyer II unterschieden.

Im Todesjahr Heinrichs IV., 1106, war der neue Dom fertiggestellt: Mit einer Länge von 444 römischen Fuß (134 Meter) und einer Breite von 111 römischen Fuß (33 Meter) war er eines der größten Bauwerke seiner Zeit. In der Länge wurde der Speyerer Dom wenige Jahrzehnte später von der Abteikirche von Cluny mit ihrer ab 1135 errichteten Vorkirche übertroffen, der umbaute Raum jedoch ist beim Speyerer Dom mit über 40.000 Kubikmetern größer.

Am 7. August 1111, dem Tag des Begräbnisses Heinrichs IV. im Speyerer Dom, und am 14. August 1111 verlieh Heinrich V. den Bürgern der Stadt Speyer zwei Privilegien, die als Urkundeninschriften über dem Westportal des Doms angebracht wurden. Diese Inschriften sind nicht erhalten, es existiert aber eine Zeichnung davon. Im Jahr 2011, anlässlich des 950-jährigen Jubiläums, wurde eine Kopie der Texte über dem Hauptportal angebracht. Diese Kopie wurde mittlerweile wieder entfernt.

Speyer zählte damals nur rund 500 Bürger. Es hatte wohl machtpolitische Gründe, dass Kaiser Heinrich IV. einen derart großen Bau in dem – nach heutigen Maßstäben – winzigen Städtchen bauen ließ. Die römischen Kaiser hatten nicht nur weltliche, sondern auch kirchliche Macht. Der daraus resultierende Konflikt mit dem damals gerade erstarkten Papsttum kulminierte sodann im Investiturstreit zwischen Heinrich IV. und Papst Gregor VII. Die Größe und Pracht des Speyerer Doms unterstrich neben dem politischen insbesondere auch den religiösen Machtanspruch des Kaisers.


Polen: Königskrönung[Bearbeiten]

Boleslaw hatte Polen zu einer Großmacht geformt. Kurz nach dem Tod Heinrichs II. ließ er sich „unter Missachtung Konrads“ (in iniuriam regis Chuonradi[1]) vermutlich zu Ostern 1025 zum König krönen. Zwar starb Boleslaw bereits am 17. Juni 1025, doch auch sein Nachfolger Mieszko II. ließ sich zum König krönen, zusammen mit seiner Gemahlin Richeza. Seinen Bruder w:de:Bezprym, der sich an Konrad anlehnte, trieb er ins Exil. Die beiden polnischen Königserhebungen wurden von Konrad als feindselige Akte und Missachtung seiner Herrschaftsrechte angesehen. Als seine erste Reaktion dürfte die Aufnahme der Beziehungen zu König Knut von Dänemark und England zu verstehen sein.[2]

Literatur[Bearbeiten]

Anmerkungen[Bearbeiten]

  1. Wipo c. 9.
  2. Egon Boshof, Die Salier. 5., aktualisierte Auflage, Stuttgart 2008, S. 44.