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Projekt:Dresdner Chronik/898

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Ereignisse

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  • Wiching der Slawentöter, der Verfechter einer lateinischen Kirche in Altmähren, wird nach angeblich deutscher Herrschenden Meinung (vgl. Wiching) Bischof von Passau und versucht von dort aus, Böhmen und damit auch Nisan sowie die junge Sorbisch-orthodoxe Kirche unter seine Obödienz (mit lateinischem Ritus verbunden) zu bringen, wodurch etliche Sorben das Martyrium erleiden[1] - nach anderer Darstellung (vgl. Engelmar von Passau) war im Jahr 898 noch Engelmar von Passau Bischof, und Wiching löste diesen erst nach dessen Tod 899 "de facto" ab (Richard von Passau wird als Nachfolger "de jure" geführt; vgl. Richard von Passau) - nach der Liste der Bischöfe von Passau folgt Wiching als Bischof "12a" im Jahr 898 dem Bischof "12" Engelmar (reg. 875 bis 897) und auf Wiching folgte 899 Bischof Nr. "13" Richard bis 902 - nach sorbisch-orthodoxer Quelle war der ehemalige Bischof von Nitra und Administrator des Erzbistums Mähren (bis 893[2]) und damaliger Abt des bedeutenden Reichsklosters Mondsee Wiching im Jahr 898 möglicherweise eher als Missionsbischof in der Slawenmission eingesetzt und unterwegs[3]
    • Wiching war ab 881 Bischof von Nitra, wurde aber kurz darauf wegen Intrigen gegen seinen Erzbischof von Mähren (u. a. mit einem gefälschten Papstbrief an Mährerkönig Svatopluk I.) nach Krakau zu den Wislanen an den Rand des Großmährischen Reiches verbannt - 885 nach dem Tod seines Erzbischofes Method von Saloniki wollte er selbst dessen Amt übernehmen, um den kirchenslawischen Ritus zu unterbinden und statt dessen den lateinischen Ritus zu implantieren, wurde aber in Rom vom Papst nur als Bischof von Nitra bestätigt und als solcher lediglich als kommissarischer Administrator des vakanten Amtes des Erzbischofs von Mähren eingesetzt (erst 899 entsendete der Papst Johannes IX. von Rom aus einen neuen Erzbischof nach Mähren, Johannes von Mähren) - nach anderer Quelle ("Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit") bekleidete Wiching das Amt des "Archiepiskopos Moravia" (ἀρχιεπίσκοπος Μοράβου) bis zu seiner Vertreibung nach der Niederlage Arnulfs im Zusammenstoß mit der großmährischen Armee im Jahr 893[4] nicht nur "pro forma", sondern auch "de jure"[5]
    • Wiching hatte nach der Vita gregori auch bei Arnolf von Kärnten intrigiert, (baierischer) Erzbischof (= von Salzburg) zu werden, konnte aber in der Sache nichts erreichen (er machte sich damit natürlich den Aribonen und Erzbischof [seit 874 ] Theotmar von Salzburg zum Feind) - statt dessen wurde Wiching nach deutscher Herrschenden Meinung (vgl. Wiching) neben dem Bischof von Passau als sog. "de-facto-Bischof" eingesetzt - mit der Rückendeckung Wichings durch den Kaiser wäre so der amtierende Bischof von Passau Engelmar zum "de-jure-Bischof" degradiert worden - nach anderer Meinung wurde Wiching erst fünf Tage nach dem Tod von Kaiser Arnulf von Kärnten (gest. 8. Dezember 899) zum Bischof von Passau ernannt, konnte das Amt jedoch am Widerstand des bayerischen Episkopats nicht antreten und zog sich schließlich aus dem öffentlichen Leben zurück (so das "Wörterbuch der slawischen Altertümer". Bd. 6. Breslau 1980)[6]
    • kurioserweise wurde nach deutscher Herrschenden Meinung nach dem Tod des Bischofs Engelmar von Passau im Jahr 899 ein neuer "de-jure-Bischof"(vgl. Engelmar von Passau) an der Seite von Wiching eingesetzt: Richard von Passau (der Sorbenschlächter) - Erzbischof Theotmar von Salzburg (seit 874 im Amt) verfolgte ganz am Ostrand des Ostfrankenreiches schon lange eine eigenständige Politik jenseits von Papst und König (Kaiser) und setzte sich hier wahrscheinlich gegen Wiching durch, den er auf keinen Fall als seinen Nachfolger sehen wollte (Theotmars Nachfolger wurde Pilgrim I. von Salzburg, ebenfalls ein Aribone) - nach einer anderen von polnischen Historikern rezipierten Quelle wurde Wiching erst nach dem Tod von Bischof Engelmar am 13. Dezember 899 (also noch fünf Tage nach dem Tod von Kaiser Arnolf von Kärnten) zum Bischof von Passau ernannt, konnte das Amt jedoch durch den Widerstand des bayerischen Episkopats nicht antreten und zog sich schließlich aus dem öffentlichen Leben zurück (so das "Wörterbuch der slawischen Altertümer". Bd. 6. Breslau 1980)[7]
  • erste von fünf Christenverfolgungen durch den (Missions)Bischof Wiching den Slawentöter in Nisan - nach deutscher Herrschenden Meinung Bischof von Passau (898 bis 899 - vgl. Wiching) - nach der "Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit": "Bischof von Passau (899–900)"[8] - Märtyrertod von Stefan dem Jüngeren (Szupan von Bresnice und Förderer der Sorbisch-orthodoxen Kirche) durch Militär des Salzburger Erzbischofs und des Wichings[9] sowie des Priesters Gorazd von Bresnice und seinen sieben Gefährten[10] - außerdem Versklavung der Diakons Gregor von Bresnice und etwa 40 weiteren Gemeindegliedern - Gregor wird nach Venedig geschleppt, dort aber durch Agenten des byzantinischen Kaisers aufgekauft und zum kirchenslawischen Altar-Dienst an der Adriaküste eingesetzt[11]
    • das Verhältnis des Salzburger Heeres zu Wiching ist nicht endgültig geklärt - ebenso wenig wie die persönliche Teilnahme von Theotmar - das Heer des Erzbischofs war groß genug, um an Aktionen des königlich-bayerischen Aufgebots teilzunehmen - das Itinerar von Theotmar von Salzburg ist zu lückenhaft, um eine persönliche Teilnahme zu belegen oder zu widerlegen - wegen der Feindschaft zwischen den beiden ist eine gemeinsame Heerführung schlecht denkbar - es hatte trotz der Differenzen der beiden aber eine enge Zusammenarbeit gegeben, weil beide auf eine Ostexpansion und Machterweiterung sowie Bereicherung auf Kosten der Slawen aus waren (andererseits ist die Führung des Salzburger Heeres durch den Erzbischof von Salzburg Theotmar nicht nur belegt, sondern dieser fand auch an der Spitze seines Heeres am 4. Juli 907 in der Schlacht von Pressburg gegen die Ungarn den Tod - zusammen mit dem Markgrafen Luitpold von Bayern (auch: von Karantanien und Oberpannonien), den Bischöfen Udo von Freising und Zacharias von Säben-Brixen sowie 19 Grafen und dem Großteil des bayerischen Heerbann) - die sorbisch-orthodoxen Quellen berichten lediglich von einer Auslieferung der sorbisch-orthodoxen und damit kirchenslawischen Nisaner durch den Szupan Mikota von Bresnice an Wiching und dann von einem Transport der Gefangenen bis an den Erzbischofssitz nach Salzburg (dem Ort des Märtyrium des Priesters Gorazd) und Weitertransport der verkaufswürdigen Sklaven nach Venedig - Erzbischof Theotmar verfolgte ganz am Ostrand des Ostfrankenreiches schon seit seinem Amtsantritt 874 eine eigenständige Politik jenseits von Papst und König / Kaiser und setzte sich hier de facto dank seiner militärischen Stärke gegen Wiching durch
  • 25. Dezember: der hohe bayerische Adlige Erimpert wird in Ranshofen in Ketten vor den Kaiser Arnolf von Kärnten gestellt - er war "von Priznolaw, einem Sclavenherzog, der selber dem König treu erfunden ward, ergriffen und von dem strengen Grafen Liutbald in Ketten und andere Bande geschlagen"
    • "Arnolf - RI I n. 1950a. 898, Rantesfurt: Erimpert, quondam princeps cum ceteris primoribus gentis Bawariorum (vgl. no 1547b), qui postea rebellis regi suisque extitit, wird von dem getreuen Slavenherzog Priznolawo gefangen genommen, vom grafen Liutbald in ketten und banden dem kaiser in Ranshofen zu ablauf des iahres (Christi domini natale anni instantis finiente) vorgeführt. Ann. Fuld. - Absendung eines baierischen heeres im winter nach Mähren; dasselbe verwüstet das grenzland und kehrt mit beute zurück. Ib. 899. - Verleihung der grafschaft des auf der iagd von dem Friesen Waltgar, dem sohn Gerulfs (vgl. no 1701b), ermordeten grafen Eberhard (no 1701b) an dessen bruder Meginhard durch den kaiser. Regino 898."[12]
    • " Ferner wurde Einer, der einst vornehm unter den obigen Edlen des Volkes der Bawarier gewesen, Namens Erimpert, nachher Empörer gegen den König und die Seinen geworden war, von Priznolaw, einem Sclavenherzog, der selber dem König treu erfunden ward, ergriffen und von dem strengen Grafen Liutbald in Ketten und andere Bande geschlagen, vor den König bei Rantesdorf gestellt, als Christi des Herrn Geburtstag das gegenwärtige Jahr endete. Nachdem aber wiederum ein Feldzug zur Winterszeit angeordnet war, drangen die Fürsten der Bawarier mit ihren Leuten tapfer und gewaltig in das Gebiet der Marahabiter, verwüsteten mit starker Mannschaft deren Ortschaften, sammelten Beute und kehrten mit dieser heim."[13]
  • 898: Beginn einer neuen Zeitrechnung (Jahr 1) in der sorbisch-orthodoxen Kirche als "Ära der Märtyrer" (nach dem 16. September 902 eingeführt, dem Todestag des Passauer Bischofs Richard von Passau, dem Nachfolger Wichings)

Geboren

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  • ...


Gestorben

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Anmerkungen

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  1. sorbisch-orthodoxer Prolog zu Gorazd von Bresnice.
  2. RI I n. 1890a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0893-00-00_1_0_1_1_0_4130_1890a (Abgerufen am 19.05.2024).
  3. sorbisch-orthodoxer Prolog zu Gorazd von Bresnice.
  4. "Arnolf - RI I n. 1890a. 893, regnum Zuentibaldi: Heerfahrt gegen Mähren, verwüstung des grössten teils des landes; nur mit not entkommt Arnolf einem auf der rückkehr gelegten hinterhalt. Ann. Fuld. vgl. die sagenhafte erzählung (allerdings mit der versicherung: ut legisse me memini) bei Arnoldus De s. Emmerammo I, 5 M. G. SS. 4,551, nach der Arnolf für seine wunderbare rettung durch den h. Emmeram reiche geschenke (darunter das bekannte evangeliar) an dessen kloster gegeben haben soll; die heerfahrt erwähnt Ann. Alam." In: RI I n. 1890a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0893-00-00_1_0_1_1_0_4130_1890a (Abgerufen am 19.05.2024).
  5. "Nach dem Tod des Methodios (# 25062) am 6. April 885 wurde er von Papst Stephanus V. (# 27384) zum Erzbischof von Mähren (in Neutra) ernannt und trat die Nachfolge des Methodios in diesem Amt an. Er mußte sich hierbei gegen Gorasdos (# 22319) durchsetzen, einen Schüler des Methodios, der von diesem für seine Nachfolge als Erzbischof von Mähren bestimmt worden war. Diese Wahl war unkanonisch und wurde daher vom Papst Stephanus V. auch nicht akzeptiert, der sich an den mährischen Herrscher Svatopluk (# 27437) wandte mit der Bitte, zu verhindern, daß Gorasdos als Bischof amtierte. Svatopluk ließ daraufhin die Schüler des Konstantinos-Kyrillos (# 3927) und des Methodios inhaftieren und aus Mähren ausweisen (Vita Nahumi slav. 2, p. 183 [l. 23-26]). W. war ein Anhänger der Filioque-Partei und wird deshalb in der Vita Clementis (BHG 355) durchgehend als Häretiker und in der Vita Nahumi slav. 2 (p. 183 [l. 24f.]) als Zauberer und Anhänger der Häresie des Makedonios und des Apollinarios bezeichnet." In: Lilie, Ralph-Johannes / Ludwig, Claudia / Zielke, Beate / Pratsch, Thomas: "Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit" bei De Gruyter. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Nach Vorarbeiten F. Winkelmanns erstellt (abgerufen am 19. Mai 2024).
  6. Słownik starożytności słowiańskich. T. 6. Wrocław: Zakład Narodowy im. Ossolińskich, 1980, s. 416-417. = Wörterbuch der slawischen Altertümer. Bd. 6. Breslau: Zakład Narodowy im. Ossolińscy, 1980, S. 416-417.
  7. Słownik starożytności słowiańskich. T. 6. Wrocław: Zakład Narodowy im. Ossolińskich, 1980, s. 416-417. = Wörterbuch der slawischen Altertümer. Bd. 6. Breslau: Zakład Narodowy im. Ossolińscy, 1980, S. 416-417.
  8. Lilie, Ralph-Johannes / Ludwig, Claudia / Zielke, Beate / Pratsch, Thomas: "Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit" bei De Gruyter. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Nach Vorarbeiten F. Winkelmanns erstellt (abgerufen am 19. Mai 2024).
  9. Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Stefan dem Jüngeren.
  10. Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Gorazd von Bresnice.
  11. "Vita des Gregor".
  12. RI I n. 1950a, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0898-00-00_2_0_1_1_0_4246_1950a (Abgerufen am 19.05.2024).
  13. Annales fuldenses zum Jahr 898.
  14. Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Stefan dem Jüngeren.
  15. Sorbisch-orthodoxer Prolog zu Gorazd von Bresnice.


897 - 898 - 899

Kategorie:9. Jahrhundert