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Projekt:Dresdner Glossar/Altsorbische Sprache

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Die Altsorbische Sprache war die Sprache der Nisaner, der Ureinwohner Dresdens, und auch der benachbarten Daleminzier (Selbstbezeichnung Glomaci) in der Lommatzscher Pflege und um Meißen.

Dresden leitet sich ab von altsorbisch "Drežďany" für Sumpf- oder Auwaldbewohner.

Im Süden der Nisaner und Daleminzier siedelten laut der Erkenntnis tschechischer wie auch polnischer Historiker im Erzgebirgsgebiet die Skudizer, die durch die Expansion der deutschen Gaue Nisan und Daleminzien ausgelöscht wurden.

Diese Völker im Großraum Dresden waren nur drei der über zwanzig sorbischen (Klein)Völker oder (Teil)Stämme.

Inhaltsverzeichnis

1 Lausitzer Sorben

1.1 Milzener

1.2 Lusitzi

1.3 Ausgestorbene Lausitzer Sorben

1.3.1 Besunzane: Sorbisch im Neißetal um Biesnitz (heute zu Görlitz) und Ostritz

2 Ausgestorbene Sorben

2.1 Ciervister: Sorbisch um Zerbst und Zörbig

2.2 Serimunter: Sorbisch von Klein Rosenburg (Saale) über Biendorf bis nach Großkühnau (Mulde)

2.3 Nudzizer: Sorbisch von Bernburg bis Wettin

2.4 Neletitzer: Sorbisch im Saalkreis

2.5 Puonzowaner: Sorbisch um Zeitz

2.6 Coledizer: Sorbisch um Köthen und Bitterfeld

2.7 Nizizer: Sorbisch um Belgern, Torgau, Dommitzsch und Pratau

2.8 Chutizer: Sorbisch um Leipzig und Rochlitz

2.9 Susiliner: Sorbisch um Bitterfeld, Delitzsch, Bad Düben, Eilenburg und Wurzen

2.10 Plisni: Sorbisch um Altenburg, Leißnig, Colditz, Lausick und Groitzsch

2.11 Dobener: Sorbisch um Plauen (Vogtland) und Voigtsberg (Oelsnitz)

2.12 Surbi: Sorbisch um Zwickau und im Westerzgebirge

2.13 Orlizer: Sorbisch im Nordwesten des Erzgebirges

2.14 Skudizer: Sorbisch im mittleren Erzgebirge und im Osten des Erzgebirges

2.15 Glomaci: Sorbisch im ehemaligen Daleminzien von Strehla bis Meißen hin nach Döbeln, Mügeln und Oschatz

2.16 Nisaner: Sorbisch in Dresden

3 Die "Wendische Sprache" in Johann Heinrich Zedlers "Grosses vollständiges Universallexikon Aller Wissenschaften und Künste" 1747

4 Anmerkungen

Lausitzer Sorben

Milzener

Ein weiteres Volk, welches altsorbisch sprach, waren die Milzener (um Bautzen), die heute die obersorbische Sprache sprechen (in der Oberlausitz).

Lusitzi

Ein weiteres altsorbisches Volk waren die Lusitzi, die im Bereich der heutigen Niederlausitz siedelten, und welche der Lausitz den Namen gaben. Ihre Sprache wird heute als Niedersorbisch bezeichnet.


Ausgestorbene Lausitzer Sorben

Besunzane: Sorbisch im Neißetal um Biesnitz (heute zu Görlitz) und Ostritz

Besunzane

Einzig im sogenannten Bayerischen Geographen genannter westslawischer Stamm.[1]

Durch die Königshainer Berge geographisch von den Milzenern (Milsca) geschiedenes slawisches Siedlungsgebiet im Neißetal.

Richard Jecht nahm an, dass die Landeskrone früher wie der an ihrem Fuß liegende Ort Biesnitz mit dem Namen "businc" benannt wurde und mit der bei Thietmar von Merseburg im Jahre 1015 erwähnten "urbs businc" identisch sei.[2] Die zweite civitas könnte im Raum um Ostritz zu finden sein; mit einer Befestigung auf dem Veensberg bei Blumberg (polnisch Bratków) als Zentralort. Dieser könnte mit dem "castella ostrusna" gemeint sein, das 1006 dem Bistum Meißen geschenkt wurde.

Zwei Siedlungskammern:

das Gebiet entlang der Wittig, zwischen Seidenberg und Neiße, sowie am Unterlauf der Pließnitz das Gebiet südlich der Landeskrone und vielleicht das heutige Stadtgebiet von Görlitz

Ausgestorbene Sorben

Außer den Milzenern und den Lusitzi, die bis 1635 zu den Ländern der böhmischen Krone gehörten, sind alle anderen altsorbischen Völker einschließlich der namensgebenden Surbi mittlerweile durch die deutsche Eroberung und Assimilation ausgestorben. Die oberlausitzer und niederlausitzer Sorben waren durch bindende Verträge des Böhmischen Königs (der seinerzeit in Personalunion auch Kaiser des heiligen Römischen Reichs deutscher Nation war) mit dem damaligen Kurfürstentum Sachsen geschützt. Auch der lateinische Katholizismus genoß in den beiden Lausitzen einen besonderen Schutz vor dem damals streng lutherischen Sachsen, so daß die heutigen Sorben überwiegend römisch-katholisch sind.

Die namensgebenden Surbi (lat. surbi, sorabi) besiedelten laut den Quellen des Früh- und Hochmittelalters die Gebiete zwischen Saale und Mulde.

Ciervister: Sorbisch um Zerbst und Zörbig

Gau Zitizi

Gau Ciervisti (wohl gleichzusetzen mit dem Gau Zizizi oder Zitizi, am Zusammenfluss von Elbe und Saale um das heutige Zerbst).

Das Gebiet wird durch Fuhne, die beiden Strengbäche und die Mulde bei Mukrena eingegrenzt.

Der zuständige Erzpriester hatte seinen Sitz in Zörbig.

Aufgrund der geringen Größe gilt der Gau als Untergau des Gaus Serimunt.


Serimunter: Sorbisch von Klein Rosenburg (Saale) über Biendorf bis nach Großkühnau (Mulde)

Gau Serimunt

Erstreckte sich zwischen Saale, Mulde, Fuhne und Elbe als östlicher Nachbar des Schwabengaus.

Mit:

Saale: Pechlitz (Wüstung südlich von Dröbel) nahe der Fuhnemündung, Budizko (sorbisch), ostfränkisch Grimschleben (Burgward gegenüber der Bodemündung), Wedlitz, Wispitz, Trabitz (zum Untergau Zitizi), Klein Rosenburg (Burgward nahe der Saalemündung).

Östlich der Saale. Von Westen: Zechelitz (Wüstung an der Fuhne südlich von Dröbel und südlich von Pechlitz), Wisegk (Wüstung an der Fuhne südlich von Groß-Poley), Prüdau (Wüstung westlich von Pobzig), Prederitz (Wüstung südlich von Latdorf), Weddegast, Lazez (Wüstung südöstlich von Wedlitz), Zieglitz (Wüstung östlich von Wispitz), Pobzig, Schlobeck (Wüstung zwischen Latdorf und Borgesdorf), Cossuwisse (Wüstung südöstlich von Weddegast), Biendorf (Bernburg), Wohlsdorf Ankendorf (Wüstung bei Gramsdorf), Repzig,(Wüstung nordwestlich von Drosa), Molweide (Wüstung östlich von Klein-Paschleben), Scharwegk (Wüstung nördlich von Groß-Paschleben), Zudhau (zum Untergau Zitizi).

An der Mulde. Von Süden: Stene (Wüstung südlich von Dessau), Burg-Kühnau (Wüstung östlich von Großkühnau).

Nudzizer: Sorbisch von Bernburg bis Wettin

Gau Nudzici

Seine Grenzen wurden im Westen durch die Saale, im Norden durch die Fuhne bis Plötz und im Osten und Süden durch die Götsche gebildet. Die Nordwestgrenze des Gaues verlief damals an einem Saalearm, der sich mittlerweile zu den Altarmen der Kuhfurt und des Strengebaches entwickelt hat, so dass Kustrena, Beesedau, Poplitz und Mukrena auf linkssaalischem Gebiete lagen und zum Nordschwabengau gerechnet wurden. Die Ostgrenze des Gaues bildete eine Linie von Plötz an der Fuhne bis zum Petersberg und an dessen östlichem Fuß an der Götsche entlang bis zu deren Mündung in die Saale.

Neletitzer: Sorbisch im Saalkreis

Gau Neletici

Die Westgrenze von Neletici stellte die Saale dar, im Süden begrenzte das Überschwemmungsgebiet der Weißen Elster den Gau. Die Grenze zu Nudzici im Nordwesten war die Götsche (in ihrem Unterlauf noch heute die Grenze zwischen Halle und dem Saalkreis). Nach Nordosten wurde der Gau in etwa durch das Gebiet der Riede begrenzt, einem linken Zufluss der Fuhne.


Puonzowaner: Sorbisch um Zeitz

Der Gau Puonzowa hatte seine Hauptburg in Posa, das spätere Kloster Posa.

Er erstreckte sich um Zeitz.

Zu ihm gehörten gemäß einer Urkunde Kaiser Ottos II. vom 1. August 977 (ausgestellt in Grone):

die Bischofsstadt von Itaca mit den Dörfern Podegrodici, Luongonosi, Bocmani, Nicaszauuiz, Neunaiz, Brodici, Chube, Buosenrod, Lonisgo, Trebesciz, Gruonouua, in der Grafschaft des Grafen von Uuiger.[3]

Der Gau war durch das Vordringen deutscher Muttersprachler über die Saale im 10. Jahrhundert zweisprachig und wird nach einer Sprachenkarte für die Zeit um das Jahr 1000 zum Gebiet überwiegend deutscher Muttersprachler gezählt.

Wegen der überwiegend deutschen Muttersprachlichkeit zählte der Gau bereits in der Frühgeschichte zum sächsischen Ostfalen.

Coledizer: Sorbisch um Köthen und Bitterfeld

Gau Coledizi

Im Bereich der Fuhne zwischen Halle und Köthen.

Der Name der Ortschaft Glauzig im Landkreis Anhalt-Bitterfeld ist auf die Wurzel Coledizi zurückzuführen.

Auch die heutigen Ortschaften Weißandt, Trebbichau, Görzig, Piethen (Bitene), Edderitz (Ezeri) und Pilsenhöhe (Bulzina) liegen im ehemaligen Gau Coledizi.

Nizizer: Sorbisch um Belgern, Torgau, Dommitzsch und Pratau [Bearbeiten] Gau Nizizi

Gebiet zwischen den Flüssen Mulde, Elbe und Schwarze Elster nordwestlich der damaligen Mark Meißen (in den heutigen Landkreisen Nordsachsen, Wittenberg und Elbe-Elster).

Nizizi bedeutet so viel wie Bewohner der Niederung.

Hauptorte: Belgern, Torgau, Dommitzsch und Pratau.

Chutizer: Sorbisch um Leipzig und Rochlitz

Gau Chutizi

Der Gau lag im östlichen Teil der Mark Merseburg, zugehörig war ein breiter Landstreifen östlich der Mulde, der von Thietmar von Merseburg als "chutizi orientalis" bezeichnet wurde.

Mit Burgward "Medeburu" = Magdeborn (Ersterwähnung 969), heute Landkreis Leipzig.

Der älteste Beleg des Miriquidi im konkreten Bezug zur Erzgebirgsregion datiert auf das Jahr 974 in der Form Miriquido. Kaiser Otto II. schenkte der Stiftung Merseburg einen Wald, oder ein Waldgebiet im Gau Chutizi zwischen der Saale und der Mulde, der Miriquidi genannt wird.[4]

Susiliner: Sorbisch um Bitterfeld, Delitzsch, Bad Düben, Eilenburg und Wurzen

Gau Siusili

Bereich zwischen Bitterfeld, Delitzsch, Bad Düben und Wurzen, mit dem Zentrum Eilenburg.

Der Gau Siusili machte 873 auf sich aufmerksam, als Teile seiner Bewohner mit anderen Sorben einen Raubzug in thüringisches Gebiet durchführten. Anfang 874 weigerten sich die Sorben und Siusili, den ihnen aufgezwungenen Tribut zu zahlen. Daraufhin, und als Vergeltung für den Raubzug des Vorjahres, führten Erzbischof Liutberg von Mainz, der Erzkanzler des Reiches, und Ratolf, der Markgraf der Sorbenmark, im Januar 874 ein Heer über die Saale, schlugen die Erhebung durch Brandschatzung und Plünderung nieder, und zwangen die Siusili sowie die mecklenburgischen Lionen zur Anerkennung der Oberhoheit Ludwigs des Deutschen. Die Hauptfeste der Siusili wird bei Gollma = Landsberg (Saalekreis) vermutet.

Die erste urkundliche Erwähnung erfolgt in einer Schenkungsurkunde König Ottos II. vom 30. August 974 zu Gunsten der Kirche des hl. Laurentius in Merseburg. Der Gau gehörte dann zur Mark Lausitz.

Plisni: Sorbisch um Altenburg, Leißnig, Colditz, Lausick und Groitzsch

Plisni

Lateinisch terra plisnensis, auch als Pleißengau oder Gau Plisni (urkundlich „pagus Plisni“[5]).

Wichtige Zentren: Altenburg, Leißnig, Colditz (1143 Reichsburg), Lausick und Groitzsch.

Dobener: Sorbisch um Plauen (Vogtland) und Voigtsberg (Oelsnitz)

Dobnagau

Auch Gau Dobena.

Umfaßte die späteren Herrschaften Plauen und Voigtsberg (heutiger Stadtteil von Oelsnitz (Vogtland).

Entstand bei der Ostkolonisation und gehörte zur Mark Zeitz und geistlich zum Bistum Naumburg-Zeitz.

Benannt nach dem heutigen Plauener Ortsteil Dobenau.

Surbi: Sorbisch um Zwickau und im Westerzgebirge

Nach Erkenntnissen tschechischer und polnischer Historiker zogen sich die namensgebenden Surbi im 9. und 10. Jahrhundert in den Raum Zwickau und in die Täler des Westerzgebirges zurück.

Die Surbi waren zuvor die Bezeichnung für alle slawischen Völker im Bereich östlich der Saale bis über die Mulde hinaus.

Sie traten in der Fredegar-Chronik zum Jahr 631/632 erstmals in das Licht der Geschichte:

"Seither fielen die Wenden zu wiederholten Malen in Thüringen und anderen pagi des Frankenreiches ein, um sie auszuplündern; ja sogar Dervanus, der dux des Volkes des Sorben [lat. Dervanus dux gente Surbiorum], die von slawischer Herkunft waren und schon seit jeher zum Reiche der Franken gehört hatten, unterstellte sich mit seinem Volk dem Reiche Samos."[6]

Nach weiteren Überfällen durch die abtrünnigen Sorben wurde schließlich der in Thüringen herrschende Herzog Radulf mit einem bedeutenden Sieg 634/635 Herr der Lage und schloss 641 mit den benachbarten Slawenstämmen ein Bündnis auf der Basis der Gleichberechtigung.[7][8]

Der Sorabist Hinc Schuster-Šewc vertrat auf der Grundlage linguistischer Erwägungen die These, alle Sorbisch sprechenden Stämme hätten diesen gemeinsamen (Über-)Namen "Surbi" bereits zur Zeit ihrer Einwanderung getragen. Die Differenzierung in Einzelgruppen mit eigenen Namen habe erst in der neuen Heimat begonnen.[9]

Orlizer: Sorbisch im Nordwesten des Erzgebirges

Die Orlizi (auch Orlitzi) waren ein sorbischer Stamm und Gau, der sich direkt im Nordwesten des Gebietes der Surbi anschloß und den Grenzen nach sich erst in relativ junger Zeit von den Surbi getrennt hatte.

Sie stießen im Norden an die Plisni.

Skudizer: Sorbisch im mittleren Erzgebirge und im Osten des Erzgebirges

Die Skudizi (auch Skuditzi, Skudizer oder Skuditzer) waren ein sorbischer Stamm und Gau, der sich direkt im Nordosten des Gebietes der Surbi anschloß und den Grenzen nach sich erst in relativ junger Zeit von den Surbi getrennt hatte.

Sie stießen im Norden an die Glomaci (Daleminzier), nach tschechischen und polnischen auch an die Nisaner. Demzufolge siedelten sie in frühgeschichtlicher auch in den Tälern des Erzgebirges, die erst später durch den Gau Nisan erreicht wurden.

Glomaci: Sorbisch im ehemaligen Daleminzien von Strehla bis Meißen hin nach Döbeln, Mügeln und Oschatz

Selbstbenennung Glomaci nach Lommatzsch. In frühdeutschen Quellen Daleminzier nach Dalmatien, der Heimat der südlawischen Serben, welche Ähnlichkeiten mit den Surbi aufwiesen.

Von der Elbe zwischen Meißen und Strehla bis hin nach Döbeln, Mügeln und Oschatz.

In den ländlichen Gebieten um Meißen lebte noch bis in den Beginn des 20. Jahrhunderts eine sorbische (daleminzische) Tradition mit Brauchtumspflege, welche erst in der Zeit des Nationalsozialismus endgültig zerstört wurde.

Nisaner: Sorbisch in Dresden

Im Raum Dresden wurde sorbisch noch bis in die 1880er Jahre auf Gemeindeebene (so in Mickten, Trachau und zuletzt in Kaditz) verwendet, autochthone Einzelsprecher waren noch bis in die 1930er Jahre im Stadtgebiet vorhanden.

Die "Wendische Sprache" in Johann Heinrich Zedlers "Grosses vollständiges Universallexikon Aller Wissenschaften und Künste" 1747

Wendische Sprache, ist eine besondere Mundart der Slavonischen, deren sich die bekannten Wendischen Völcker bis in das 14. Jahrhundert bedienet haben. Denn im Jahr 1327. ist zu Leipzig und im gantzen Sächsischen Lande die Verordnung geschehen, daß bey Vermeidung schwehrer Strafe so wohl die Partheyen vor Gericht, als ihre Advocaten und Wort-Sprecher, ihre Klagen und Verantwortungen, nicht in Slavonischer oder Wendischer; sondern allein in Hochdeutscher Sprache anbringen solten. Heidenreichs Leipz. Chron. p. 50. Schmidt in der Zwickauischen Chronick. P. II. p. 160. Vogels Leipziger Annales, p. 43. Simonis Eilenburgische Chronic. p. 532. Schmidts rückständ. Polit. Fragen Weisens Band I. p. 74. Der Fürst Albrecht I. zu Anhalt hat die Wendische Sprache schon 1293. in den Gerichten abgeschaffet. Hübners Polit. Hist. Th. VI. p. 58. Schmidts rückständ. Polit. Fragen Weisens, Band I. p. 46. Sie ist aber noch heut zu Tage an einigen Orten gebräuchlich sonderl. in dem Marggrafthum Ober-Lausitz, welches Marggrafthum fast der dritte Theil mit Wendischen Einwohnern besetzt ist, inmassen mehr als 70. Kirch-Spiele gezählet werden, darinne der GOttesdienst in Wendischer Sprache verrichtet wird. Ludwigs Universal-Historie, Th. IV. p. 56. Unschuld. Nachr. des Jahrs 1731. p. 925. u. f. Jedoch wird die Wendische Sprache jährlich in engere Grentzen eingeschlossen. Das Wendische Alphabet findet man in der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schrifftgiesserey, Th. I. p. 62. Die Wandalischen Buchstaben hat der Slaven Apostel Methodius erfunden, welcher auch die Heil. Schrift in diese Sprache versetzet und den GOttesdienst in solcher Sprache celebriret hat. Kurtze Fragen aus der Kirchen-Historie des Neuen Testaments, Th. III. p. 317. Megiserus in Annalib. Carinth. L. VI. c. 47. schreibet: „Die Slavonische oder Windische Sprach ist eine aus den fürnehmsten Haupt-Sprachen, welche in Dalmatien, Crabiten, Boßnien, Syrven, Bulgarey, Moldau, Böheim, Kärnden, Crain, Oesterreich, Friaul, Windischen Marck, Haußnitz, Pohlen, Littauen, Pommern, Preussen, Reussen, Moscau, wie auch an des Türckischen Kaysers Hof gangbar, und seyn zwar die Dialecti und Arten zu reden etwas unterschiedlich, doch also, daß sie einander ziemlich mögen verstehen. Sie haben aber vornemlich zweyerley Schriften oder Characteres, die erste nennet man Cyrillisch, welche die zween Wendische Bischöffe Cyrillus und Methodius anfänglich erfunden, mit deren sich auch die Reusische und Moscowitische Schrifft durchaus vergleicht. Die andere aber wird genennet die Glagolische, ist in Crabaten und Dalmatien noch sehr gebräuchlich, diese soll St. Hieronymus erfunden haben." Prauns alter deutscher Reichs-Sachen Anmuthigkeiten, im Reg. v. Sprach.[10]

Anmerkungen

↑ "Vuislane. Sleenzane, ciuitates XV. Lunsizi, ciuitates XXX. Dadosesani, ciuitates XX. Milzane, ciuitates XXX. Besunzane, ciuitates II. Verizane, ciuitates X. Fraganeo, ciuitates XL. Lupiglaa, ciuitates XXX. Opolini, ciuitates XX. Golensizi, ciuitates V." In: Bayerischer Geograph, Clm. 560, Fol. 150r. Uuislane: Wislanen an der Weichsel/Wisła in Kleinpolen. Sleenzane: Slensanen im westlichen, heute polnischen Niederschlesien, Vorläufer der Schlesier. Lunsizi: Lusitzi an der mittleren Spree (Lausitz), Vorfahren der heutigen Sorben. Dadosesani: Dadosanen am Bober mit der Burg Ilva im heute polnischen westlichen Niederschlesien. Milzane: Milzener an der oberen Spree, Vorfahren der heutigen Sorben. Besunzane: Besunzane. Uerizane: Unbekannt. Evtl. muss Ucrizane gelesen werden, was auf das untere Odergebiet hindeuten könnte (Ueckermünde). Fraganeo: Zweifelhaft. Eventuell zu Praga, also die Tschechen um Prag. Lupiglaa: Unbekannt. Opolini: Opolanen um die später oberschlesische Burg Opole im heutigen Polen. Golensizi: Golensizen im östlichen Oberschlesien im heutigen nordöstlichen Tschechien.

↑ Richard Jecht: "Erste Erwähnung der Oberlausitz. – Der Gau Besunzane und die urbs Businc sind gleich dem Orte Biesnitz und der Landeskrone. – Wo lag Sciciani?" In: Neues Lausitzisches Magazin. Band 97, 1921, S. 188–199.

↑ "Otto schenkt aus Liebe zu seiner Gemahlin, der Kaiserin Theophanu, und über Intervention des Erzbischofs Adalbert von Magdeburg, des Grafen Wigger und des Bischofs Hugo von Zeitz der bischöflichen Kirche von Zeitz die Städte Altenburg und Zeitz nebst mehreren namentlich angeführten Besitzungen in den Gauen Plisina, Puonzowa, Ducharin und Weta sowie einige Kirchen in Domburg, Kirchberg und Memleben (qualiter nos ob amorem dilectae coniugis nostrę Thephanu [!] ..., nec non et interventum fidelium nostrorum Adalberti Magdeburgiensis ęclesiae archiepiscopi et Uuigeri comittis et Huguonig Iticensis aeclesiae episcopi ... supradictae aeclesiae Itacensi nostrae proprietatis civitatem Altenburg dictam cum villis Zemouuua, Podegrodici, Zebecuri, Buosendorf, Trescouua, Masceltorp, Rodiuue, Godessouua, Lysina in pago Plisina vocato in comitatu Uuigeri comitis sitis, et in pago Puonzouua dicto praenominanam episcopalem civitatem Itacam cum villis Podegrodici, Luongonosi, Bocmani, Nicaszauuiz, Neunaiz, Brodici, Chube, Buosenrod, Lonisgo, Trebesciz, Gruonouua, in comitatu eiusdem Uuigeri comitis in pago Ducharin nominato basilicam cum aeclesiastica dote et villis Bisilouua, Strecouua, Longonosi, Bresnizani in utroque litore ripę, in comitatu supramemorati Uuigeri comitis et in pago Ueta vocata basilicam in Gruza cum dote Golobina et aliis villis Chaca et Chaca, Churuuuiz, Cesice, Suseliz, in comitatu ut supra Dornburg basilicas tres et villa Eggoluesstat et alia dote, in Chirihperg basilicas duas cum villa et in Imelebe duas in proprium dedimus ...). ‒ Egpertus cane. advicem Uuiligisi arahiep.; von einem unbekannten, ungeübten Mann geschrieben, die Rekognitionszeile von WA.; MF., SI. 4 K., SR. „Omnium fidelium nostrorum praesentium.”" In: RI II,2 n. 750, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/0977-08-01_1_0_2_2_0_308_750 (Abgerufen am 19.03.2024).

↑ "forestum inter Salem ac Mildam fluvios ... silva, quae Miriquido dicitur." (CDS 1,1, 19).

↑ Walter Schlesinger, nachbearbeitet von Thomas Lang: "Beiträge zur Geschichte der Stadt Glauchau." Hrsg. von Enno Bünz. Thelem Verlag, Dresden 2010, S. 49.

↑ Andreas Kusternig, Herbert Haupt, Herwig Wolfram: "Quellen zur Geschichte des 7. und 8. Jahrhunderts. Die vier Bücher der Chroniken des sogenannten Fredegar" (Buch 2, Kapitel 53 bis Buch 4). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1982, ISBN 3-534-01414-6, Fredegar IV 68, S. 238–239.

↑ Jan Brankačk, Frido Mětšk: "Geschichte der Sorben", Bd. 1: "Von den Anfängen bis 1789". Bautzen 1977, S. 64–70.

↑ Walter Schlesinger: "Die Verfassung der Sorben." In: "Mitteldeutsche Beiträge zur deutschen Verfassungsgeschichte des Mittelalters." Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1961, ISBN 978-3-525-36134-4, S. 7–23.

↑ Dietrich Scholze: "Sorben". In: Franz Schön, Dietrich Scholze (Hrsg.): "Sorbisches Kulturlexikon". Domowina-Verlag, Bautzen 2014, S. 368–370.

↑ Johann Heinrich Zedler: "Grosses vollständiges Universallexikon Aller Wissenschaften und Künste." 1. Auflage 1732–1754, Band 54 (1747), Spalte: 2057–2058.


Kategorie: Sorben