Projekt:Dresdner Glossar/Billendorfer Kultur
Landesmuseum für Vorgeschichte Halle
[Bearbeiten]Landesmuseum für Vorgeschichte Halle
Billendorfer Kultur (ca. 750-450 v. Chr.)
Die nach einem Gräberfeld in Niederschlesien (Polen) benannte früheisenzeitliche Kultur stand in direkter Nachfolge der spätbronzezeitlichen Lausitzer Kultur. In ihrem Verbreitungsraum zwischen mittlerer Elbe und Oder gliederte sie sich in vier Gruppen. Anders als die östlichen Gebiete war die Elbe-Region nur dünn besiedelt. Da sich die Handelswege offenbar an Oder und Neiße verlagerten, konnte die hiesige Elbe-Gruppe nicht mehr am Fernhandel teilhaben. Bronze wurde rar, d. h. wenig Frauenschmuck, Beschränkung der Männerausrüstung auf vereinzelte Pfeilspitzen und Rasiermesser. Die fehlenden Metallwerkzeuge wurden durch knöcherne Exemplare ersetzt. Das Gefäßrepertoire umfasste Vasen, Amphoren, Krüge und Schalen mit Bodenwölbung. Andere geläufige Keramiken der Billendorfer Kultur wie Doppel- und bemalte Gefäße sowie Ofenmodelle waren hier selten oder fehlten überhaupt.
Bestattung
Üblicherweise legte man Flachgräber an. Nachbestattungen in Grabhügeln älterer Kulturen waren absolute Ausnahmen. Neue Hügelgräber wurden jedoch nicht errichtet. Es gab sowohl üppige Gefäßbeigaben als auch nur die einzelne Urne mit Deckel- und Unterschale. Die Rechteckkammern mit gruppenweise arrangierten Geschirrsätzen, wie sie etwa im Spree-Gebiet vorkommen, waren im Elberaum offenbar unbekannt. Die hiesigen Gräber mit zahlreichen Gefäßen sind Mehrfachbestattungen, die auf Familienbegräbnisse hindeuten. Weitere typische Grabbräuche der Billendorfer Kultur sind für die Elbe-Gruppe noch nicht nachgewiesen; wie etwa die Umhüllung der Urne mit Gewändern und Schmuck. Dies gilt auch für die »anatomische« Leichenbrandschichtung, bei der die Urne unten mit den Fußknochen und zuletzt mit Schädelstücken befüllt wurde. In Sachsen-Anhalt sind bislang nur kleine Grabgruppen dörflicher Gemeinschaften nachgewiesen, die keine Bestattungstradition über viele Jahrhunderte hatten.
Hausbau / Siedlungswesen
Bislang sind nur Wallburgen untersucht. Als soziale, wirtschaftliche und religiöse Zentren standen diese Wehranlagen an der Spitze der regionalen Siedlungshierarchie. Ihr Innenareal war mit kleinen Pfostenhäusern dicht bebaut. Die dazu gehörenden unbefestigten Ortschaften im Umland sind hingegen noch unerforscht.
Die Befestigungen bestanden aus hölzernen Doppelpalisaden oder Kastenwänden, die mit Erde und Steinen verfüllt waren. Reste dieser Wälle heben sich heute noch deutlich im Gelände ab, wie etwa bei Jessen-Gerbisbach, Ldkr. Wittenberg.
Amphore. Leichenbrandurne. Bergwitz, Ldkr. Wittenberg; ca. 750–675 v. Chr.
Diese Sammlung ist Teil von Ältere vorrömische Eisenzeit (750–480 v. Chr.)
https://st.museum-digital.de/collection/758
Walter Kropf: Die Billendorfer Kultur auf Grund der Grabfunde (1938)
[Bearbeiten]Kropf, Walter [VerfasserIn]
Die Billendorfer Kultur auf Grund der Grabfunde
Medientyp: Buch; Hochschulschrift
Nachgewiesen in: Sächsische Bibliografie
Titel: Die Billendorfer Kultur auf Grund der Grabfunde
Beteiligte: Kropf, Walter [VerfasserIn]
Erschienen: Leipzig: Kabitzsch, 1938
Erschienen in: Mannus-Bücherei ; 62
Umfang: VII, 217 S.; Ill., Kt
Sprache: Deutsch
RVK-Notation: NF 2865 : Einzelbeiträge
NF 2905 : Einzelbeiträge
NF 1245 : Einzelbeiträge
Schlagwörter: Billendorfer Gruppe > Grab > Funde Billendorfer Gruppe > Grabbeigabe
Hochschulschrift: Zugl: Berlin, Univ., Diss., 1937
Anmerkungen: In Fraktur
Weitere Bestandsnachweise
0 : Mannus-Bücherei
EXEMPLARE
1 Exemplar davon 1 bestellbar
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Rezensiert in:
Plath, Helge: Bericht über den Heimatpfleger-Lehrgang für die Volkstumsarbeit in Niedersachsen (SLUB)
Nachweis in der Sächsischen Bibliografie:
Kropf, Walter: Die Billendorfer Kultur auf Grund der Grabfunde (Säbi)
> EXEMPLARE
ZENTRALBIBLIOTHEK – MAGAZIN ZEITSCHRIFTEN
Signatur: Z. 8. 368-62
Barcode: 32860578
Status: Bestellen zur Benutzung im Haus, kein Versand per Fernleihe, nur Kopienlieferung
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https://katalog.slub-dresden.de/id/0-1134998341
Billendorfer Typus
[Bearbeiten]Der Billendorfer Typus bezeichnet eine Gruppe von Bodenfunden (vorranig Keramik) zwischen der mittleren Elbe und der Oder aus der frühen Eisenzeit (7.-6. Jh. v. Chr.). Dieser Typus bezeichnet die eisenzeitliche Spätphase oder Nachfolger der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur (etwa 1300–500 v. Chr.).
Beschreibung
Namengebender Fundort ist Billendorf, das historisch zur Niederlausitz gehört und heute den Ortsteil Białowice der Stadt Nowogród Bobrzański (Naumburg am Bober) im Süden der Woiwodschaft Lebus bildet. [1] Der Billendorfer Typus gilt als Untergruppe des früheisenzeitlichen Lausitzer Typus, so benannt von A. Voß und J. V. Deichmüller nach einem Fundort im Kr. Sorau, mit reichen, durch die südliche Lage bedingten Einflüssen aus dem Hallstätter Kulturkreise.
Für letztere sprechen die hohen, dem Villanova-Typus zuweilen sehr ähnlichen Halsurnen, eiserne Flachbeile und Hohlbeile, Nadeln usw. Der Zeit nach grenzt der Billendorfer Typus nahe an die Latèneperiode, typologisch ist er noch ganz der Hallstattperiode zuzurechnen.
Leitformen
Zu den Leitformen der Billendorfer Keramikgruppe gehören z.B.:
- Die Terrine mit hohem, konischem Hals - Sie kommt bereits zu Beginn dieser Gruppe (Stufe I) im Übergang zwischen der späten Bronzezeit und frühen Eisenzeit (720-530 v. Chr.) vor.
- Die bauchige Tasse erscheint unter der Bezeichnung „Tasse mit abgesetztem, niedrigem Hals“ als charakteristische Tassenform. [2]
- Die Schalen mit eingezogenem Rand ist eng mit den Turbanrandschalen verwandt und typisch für die Aurither Gruppe. Innerhalb der Billendorfer Gruppe werden sie mitunter noch unterteilt in:
- Schalen mit eingebogenem Rand - Diese kommen in der frühen Eisenzeit (720-530 v. Chr.) auf und sind der wichtigste Typ während der fortgeschrittenen Billendorfer Stufe (720-380 v. Chr.).
- Halbkugelige Schalen - Sie besitzen einen weniger stark eingezogenen Rand und sind wesentlich seltener. [3]
- Die Turbanrandschalen erscheinen ebenso in der Billendorfer Gruppe, wenn auch in geringerer Anzahl. Verstärkt sind sie allgemein in der Jüngstbronzezeit (920-720 v. Chr.) zu finden, in der sie die vorher dominierende S-Profilschalen ablösen. [4]
Quellen
- Hoops, Johannes. Reallexikon der Germanischen Altertumskunde (RGA). 1. Auflage, 4 Bände. K. J. Trübner, Straßburg 1911-1919. Bd. I, S. 283 f.
- Rücker, Julia. Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt (bonndoc). Dissertation. Bonn, 2007. S. 8 ff. (Hochschulschriftenserver der ULB Bonn).
- Zeitschrift für Ethnologie. Berlin 1869 ff. Homepage. Ausg. 1903, S. 193-197. 206-209.
Einzelnachweise
- Wikipedia: Billendorfer Kultur
- Rücker, Julia. Gräberfeld von Eisenhüttenstadt. aaO. S. 35, 45.
- Rücker, Julia. Gräberfeld von Eisenhüttenstadt. aaO. S. 58.
- Rücker, Julia. Gräberfeld von Eisenhüttenstadt. aaO. S. 60 f.
https://mittelalter.fandom.com/de/wiki/Billendorfer_Typus
Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt
[Bearbeiten]Das spätbronze- und früheisenzeitliche Gräberfeld von Eisenhüttenstadt
Studien zur Lausitzer Kultur in Ostbrandenburg
Inhalt
Das Gräberfeld von Eisenhüttenstadt, Ldkr. Oder-Spree, welches zu 59% ausgegraben ist, zeichnet sich durch eine lange und kontinuierliche Belegung ohne erkennbare Brüche aus, die als eine hohe örtliche Traditionsbildung angesehen werden kann. Die Belegung beginnt am Übergang der mittleren Bronzezeit zum Anfang der Fremdgruppenzeit (Per. III/(IV) / Brz. D/(Ha A1)) und endet im Verlauf der frühen Eisenzeit (Per. VI / Ha C1)). Auf dem Gräberfeld ist eine horizontale Belegungschronologie von Süden nach Norden feststellbar.
Bei der überwiegenden Anzahl der insgesamt 266 Gräber handelt es sich um Flachgräber. Im Gegensatz zu den vorherrschenden Urnengräbern sind Brandschüttungsgräber selten, jedoch während der gesamten Gräberfeldbelegung vorhanden. Insgesamt dominieren zeitübergreifend die Urnengräber mit Beigefäßen gegenüber denjenigen ohne Beigefäßen. Der Mittelwert liegt bei fünf Beigefäßen pro Grab.
Während der Gräberfeldbelegung wird ein deutlicher Wandel innerhalb der Bestattungssitten fassbar. Dies bezieht sich vornehmlich auf die Typenauswahl der Gefäße sowie die Bronzebeigaben.
Basierend auf den anthropologischen Untersuchungsergebnissen können die Gräber in Einzel-, Doppel- und Mehrfachbestattungen unterteilt und vereinzelt spezifische Bestattungsarten und Grabausstattungen bestimmten Personengruppen zugewiesen werden. Bei den Kindergräbern in Eisenhüttenstadt konnten detaillierte spezifische Eigenheiten herausgearbeitet werden, die sie von den übrigen Bestattungen abheben. Innerhalb des Keramikspektrums, welches insgesamt eine starke Einbindung in die Lausitzer Kultur zeigt, sind einige regionale Besonderheiten fassbar, die z.T. auf den ostbrandenburgischen Raum an der mittleren Oder übertragen werden können. Während der gesamten Gräberfeldbelegung ist ein Einfluss der östlich benachbarten Regionen, besonders um Zielona Góra, festzustellen, der sich vorwiegend in Verzierungen manifestiert, die an gängigen Gefäßformen der Lausitzer Kultur angebracht sind. Dadurch wird deutlich, dass die Regionen östlich und westlich der mittleren Oder ein eng miteinander verbundenes Gebiet darstellen.
Bezüglich des umstrittenen Aurither Stils, dessen Kerngebiet in der Region des Gräberfeldes von Eisenhüttenstadt lokalisiert wird, wurden die Unterschiede zwischen der polnischen und der deutschen Definition des Aurither Stils herausgearbeitet. Für den deutschen Aurither Stil bleibt, nach einem Vergleich mit anderen Regionen, als alleiniges charakteristisches Merkmal nur eine einzige Verzierungskombination. Er stellt sich insgesamt als reiner Verzierungsstil dar, der nur sporadisch auftritt.
Schlagwörter
Brandgrab, Gräberfeld, Grab, Bronzezeit, Eisenzeit, Typologie, Chronologie, Keramik, Bronze, Brandenburg
Klassifikation (DDC)
930 Alte Geschichte, Archäologie
https://bonndoc.ulb.uni-bonn.de/xmlui/handle/20.500.11811/2749
Artikel 1
[Bearbeiten]Die früh-eisenzeitliche Billendorfer Kultur (frühere Bezeichnung auch Billendorfer Gruppe) war im 7. und 6. Jahrhundert v. Chr. im Wesentlichen zwischen der mittleren Elbe und der Oder verbreitet. Sie war Spätphase oder Nachfolger der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur (etwa 1300 – 500 v. Chr.). Namengebender Fundort ist Billendorf, das historisch zur Niederlausitz gehört und heute den Ortsteil Białowice der Stadt Nowogród Bobrzański (Naumburg am Bober) im Süden der Woiwodschaft Lebus bildet.
Geschichte
[Bearbeiten]Billendorf war seit Grabungen des Berliner Pathologen Rudolf Virchow (1821–1902) als Urnengräberfeld der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur bekannt. Virchow, der auch ein renommierter Archäologe war, definierte für das Gräberfeld einen neuen Typ der keramischen Urnen, den Billendorfer Typ. Den gleichen Typ fand er auch bei Grabungen auf Gräberfeldern in der Oberlausitz (Niethener Schanze), weitere Fundstücke waren an beiden Grabungsplätzen bronzene und eiserne Haarnadeln. Virchow stellte fest, dass in beiden Urnenfeldern verbrannte Leichen der frühen Eisenzeit beigesetzt wurden. 1938 wurde in Lebus eine Forschungsstelle des Museums für Vor- und Frühgeschichte zur Erforschung der mittleren Oderlandschaft gegründet, die archäologische Funde der Billendorfer Periode aus der Neumark archivierte und Grabungen durchführte.
Eine der größten und ältesten Fundstellen der Lausitzer Kultur liegt bei Bautzen mit mehr als 2000 entdeckten Urnengräbern des Billendorfer Typs. Die großen Urnengräberfelder, wie das bei Bautzen, lagen meist in der nahen Umgebung von Kultplätzen.
Im gesamten Siedlungsgebiet der Billendorfer Kultur wurden Burgwälle erbaut, stets an Gewässern und oft landschaftlich geschützt. Burgwälle aus dieser Zeit finden sich zwischen Elbe und Weichsel, vor allem in Niederschlesien, Spreewald sowie der Oberlausitz.[1]
Der Billendorfer früheisenzeitlichen Periode folgte um 500 v. Chr. in den Gebieten westlich der unteren Elbe die Jastorfer Kultur und ihr Ableger, der Nienburger Typ. In den Gebieten östlich der Elbe sind später suebische Semnonen belegt, von denen Tacitus im ersten Jahrhundert n. Chr. berichtet. Sie verbrannten ihre Toten, begruben die Asche aber nicht in Urnen, sondern in Gräbern.
Fundstätten
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Gräberfelder der Billendorfer Kultur[Bearbeiten]
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Burgwälle der Billendorfer Kultur[Bearbeiten]
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Literatur 1
[Bearbeiten]- Dietmar-Wilfried Buck: Die Billendorfer Gruppe. 2 Bände. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1977–1979;
- Werner Coblenz: Metallzeit. Grabfunde der Billendorfer Kultur aus Sachsen (= Inventaria archaeologica. Deutschland. Bd. 8, Vorlage:ZDB). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1961.
- Werner Coblenz, Louis D. Nebelsick: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte. Bd. 24). Band 1. Theiss, Stuttgart 1997, ISBN 3-8062-1232-5.
- Werner Coblenz, Louis D. Nebelsick: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte. Bd. 31). Band 5. Theiss, Stuttgart 2001, ISBN 3-910008-28-3.
- Vorlage:RGA
- Volker Heyd: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte. Bd. 26). Band 3. Theiss, Stuttgart 1998, ISBN 3-8062-1339-9.
- Volker Heyd: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (= Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte. Bd. 29). Band 4. Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1445-X.
- Karin Peschel: Die Billendorfer Kultur westlich der Elbe (= Veröffentlichungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden. Band 21). Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1990, ISBN 978-3326005737.
Weblinks 1
[Bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Archäologisches Nachrichtenblatt 13-2/2008:202f
Artikel 2
[Bearbeiten]Die früh-eisenzeitliche Billendorfer Kultur (7. und 6. Jahrhundert v. Chr.) war die Endstufe der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur (seit 1400 v. Chr. / 1300 v. Chr. - [nach Meinung polnischer Historiker seit 1700 v. Chr.]). Nach anderer Meinung gehörte bereits das 8. Jahrhundert v. Chr. zur Billendorfer Kultur, das renommierte Landesmuseum für Vorgeschichte (Halle (Saale)) setzt die Billendorfer Zeit auf "ca. 750-450 v. Chr." fest, läßt aber dazu im Widerspruch die "Ältere vorrömische Eisenzeit" bereits 480 v. Chr. enden.[1]
Siedlungen und Burgwälle im Raum Dresden
[Bearbeiten]Während der Billendorfer Kultur gab es im Raum Dresden eine bedeutende Siedlung in Stetzsch (Am Urnenfeld) sowie die Burgwälle Heidenschanze (Coschütz) und Böhmerwall (Niederwartha).
Eine weitere Siedlung hinterließ die langgezogene strombegleitende Begräbnisstätte an der Übigauer Flussschleife (Mäander). Diese Begräbnisstelle wurde schon in der Spätbronzezeit der Lausitzer Kultur von den protoslawischen Siedlern angelegt. Der Siedlungs- und Wirtschaftsbereich lag atypisch am Übergang zur eigentlichen Flussaue - zwischen der Begräbnisstätte und der Elbe. Der Bereich der Toten wurde wichtiger als die eigentliche Siedlung erachtet.
Siedlungen und Burgwälle in der Oberlausitz
[Bearbeiten]Ein bedeutendes Zentrum der Billendorfer Kultur lag in der Oberlausitz. Hier standen stets an Gewässern und oft landschaftlich geschützt die Burgwälle:
- Schanze Ostro (Ostro)
- Alte Schanze (Bautzen)
- Lubasschanze (Bautzen)
- Alte Schanze (Großhänchen)
- Alte Schanze, auch Gödaer Schanze (Göda)
- Sumpfschanze (Biehla (Kamenz)
- Lausker Schanze (Wikipedia:Lauske (Weißenberg))
- Zschornaer Schanze (Lauske (Weißenberg))
- Kopschiner Schanze (Kopschin)
- Coblenzer Schanze (Coblenz (Göda))
- Niethener Schanze am Kuppritzer Wasser (Niethen)
- Schlackenwall auf dem Strohmberg (Weißenberg)
- Bielplatz (Bellwitz)
- Burgwall Wuischker Wasser zum Wuischker Pass (Blösa)
- Luga (Neschwitz)
- Neukirch/Lausitz
- Spittwitz
- Dahren
- Kuckau
- Kopschin
- Seitschen
- Daranitz
- Prietitz (heute zu Elstra)
Der Schanze Ostro kam später eine besondere Bedeutung zu:
- Die Sorben nahmen die Reste des spätestens seit dem 4. Jahrhundert v. Chr. verlassenen Befestigungswerks in Besitz, als sie sich im 8. Jahrhundert im Gebiet der Oberlausitz niederließen. In dieser Zeit wurde die Schanze in einer kleineren Version neu errichtet. Mit einer Fläche von 2,5 ha war diese Großburg anscheinend der Hauptort der Milzener, bevor sie von Bautzen abgelöst wurde. Vom späteren Kamenz kommend wurde das umliegende Gebiet von den Trassenzügen der Via regia durchquert. Im 12. Jahrhundert hatte sich die Burg überlebt und war nicht mehr zu halten. Sie wurde durch eine 150 m südöstlich gelegene Turmhügelbefestigung abgelöst.
Die großen Urnengräberfelder, wie das bei Bautzen, lagen meist in der nahen Umgebung von Kultplätzen. Gräberfelder wurden ausgegraben:
- von Virchow an der Niethener Schanze, welches dem namensgebenden Billendorf (heute zu Gmina Nowogród Bobrzański) glich
- am Schützenplatz in Bautzen mit über 2.000 Bestattungen
- auf dem Schafberg in Niederkaina
- mit mehr als 2000 Bestattungen und einem Hauptbelegungszeitraum von etwa 2000 Jahren gehört der Schafberg zu den besonders wichtigen und großen Fundstellen Deutschlands
- mit etwa 1200 Urnengräbern ist die Billendorfer Stufe (früheisenzeitlicher Abschnitt der Lausitzer Kultur) am umfangreichsten vertreten
- anhand von Importen werden hier ab zirka 1050 v. Chr. enge Beziehungen nach Böhmen und Mähren sichtbar, die über mehrere Jahrhunderte hinweg gepflegt wurden
- in Jeßnitz (Puschwitz)
Kontaktfundstellen mit der Jastorf-Kultur im Raum Dresden
[Bearbeiten]Die protogermanische Jastorf-Kultur überprägte in der Folgezeit im 5. Jahrhundert v. Chr. die bis dahin im Raum Dresden vorherrschende protoslawische Billendorfer Kultur.
Es fand eine Verschmelzung mit der örtlichen Bevölkerung statt. Im Dresdner Raum gibt es bislang bereits eine ganze Reihe von Kontaktfundstellen der Jastorfer und der Billendorfer Kultur, so in:
- Stetzsch,
- Briesnitz (Schulberg),
- Löbtau,
- Leubnitz,
- Leubnitz-Neuostra (Brunnenstraße),
- Tolkewitz,
- Potschappel (Sauberg),
- Kauscha und in
- Nickern (Trutzsch).
Nachverwendung der protoslawischen Struktur in Nisan während der Slawenzeit
[Bearbeiten]Durch die Nisaner wurde die Heidenschanze in Coschütz wieder als Slawischer Burgwall bewohnbar gemacht.
Der langgezogene strombegleitende Begräbnisplatz an der Übigauer Flussschleife wurde als Heiliger Hain (Flüsterhain) angesehen und gezielt mit Birken kultiviert.
Von den Nisanern wurden alle bisher nachgewiesenen Ortschaften der Billendorfer Kultur erneut besiedelt.
Der Böhmerwall in Niederwartha wurde durch die Böhmen nachgenutzt. Als ab 1076 der Konflikt zwischen dem Herzog von Böhmen als Markgraf von Meißen und dem damals als Markgraf abgesetzten Egbert II. um die Markgrafschaft Meißen ausbracht, bauten die Böhmen am Ende des 11. Jahrhunderts den vorgeschichtlichen "Böhmerwall" zu einer Burganlage nach damaligen modernsten militärischen Anforderungen um.
- Die Nisaner hatten sich spätestens im 9. Jahrhundert zu der befestigten Siedlung Woz auf dem heutigen Burgberg Niederwartha entschieden (vgl. Am Burgberg). Wahrscheinlich am Ende des 9. Jahrhunderts oder zu Beginn des 10. Jahrhunderts bauten die vordringenden Böhmen Woz zu einer Wallburg aus. Die Burg Woz gehörte um 1076 dem Bor und seinen Söhnen.
Weblinks 2
[Bearbeiten]- Billendorfer Kultur (Q862788) bei Wikidata (früh-eisenzeitliche Kultur zwischen mittlerer Elbe und Oder; alias: Billendorfer Gruppe | Białowicer Kultur)
- Wikipedia: Dresdner Glossar/Billendorfer Kultur – Artikel in der Wikipedia
Anmerkungen 2
[Bearbeiten]- ↑ "Landesmuseum für Vorgeschichte Halle. Billendorfer Kultur (ca. 750-450 v. Chr.) ... Diese Sammlung ist Teil von Ältere vorrömische Eisenzeit (750–480 v. Chr.)"
Karin Peschel: Die Billendorfer Kultur westlich der Elbe 1990
[Bearbeiten]Die Billendorfer Kultur westlich der Elbe
Kategorie: Eisenzeit
Karin Peschel. Die Billendorfer Kultur westlich der Elbe. Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie mit Landesmuseum für Vorgeschichte, Band 21. Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden. Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin. 191 Seiten mit zahlreichen Abbildungen auf 69 Bildseiten, 12 Karten
Inhalt:
Vorwort. Die natürlichen Grundlagen der Besiedlung
Siedlungen Gräber
Trachtzubehör, Gerät und Schmuck, Nadeln, Nagelschneider, Halsringe, Armringe, Ohr- und Haarschmuck, kleine geschlossene Ringe, Kettchen, Bronzeperle, Fibeln, Trinkhornbeschlag, Knochennadel, Keramik, Terrinen, Töpfe, Bauchige Töpfe mit gegenständigen Handhaben, Töpfe mit breiter Standfläche, Ungehenkelte, geschweifte Töpfe, Töpfe mit abgesetztem Hals und Wulstleiste, Schalen und Schüsseln, Omphalosschalen, Trichterschüssen, Schalen mit eingebogenem Rand, Schüsseln mit S-förmigem Oberteil und Henkelöse, Schüsseln mit S-förmigem Oberteil und Omphalosboden, Schüsseln mit abgesetztem Hals und Omphalosboden, Schüssel mit steilem Oberteil und Schrägrand, Spilzkrüge, Tassen, Breite dreigliedrige Tassen, Gegliederte Tassen mit überständigem Henkel, Trichtertassen mit überständigem Henkel, Tassen mit unter ständigem Henkel, Tasse mit tiefliegendem Umbruch und ihr Umfeld, Tonöfen oder Ofenmodelle, Teller, Backtröge, Gefäß mit menschlichen Beinen, Trinkhörner, Zwillings- und Drillingsgefäße, Doppelgefäße, Deckeleimer, Klappern Gefäße mit figuralen Verzierungen
Katalog: Bezirk Dresden, Kreis Meißen, Kreis Riesa, Bezirk Leipzig, Kreis Torgau, Kreis Oschatz, Kreis Döbeln, Kreis Grimma, Kreis Wurzen, Kreis Eilenburg, Kreis Borna, Stadt Landkreis Leipzig
Fundlisten zu den Karten, Literaturverzeichnis, Besuchte Museen und Sammlungen Tafeln 1 - 72. Karten 1 - 12
Verlag - Publishing House: Vlg der Wissenschaften
Reihe - Series: Veröffentlichungen des Landesmuseum für Vorgeschichte Dresden
Autoren - Authors: Karin Peschel
Band - Volume: 21
Sprache - Language: deutsch
Seitenanzahl - Page Number: 191 Seiten, 69 Bildseiten, 12 Karten
Erscheinungsjahr - Publication Year: 1990
Erscheinungsort - Place of Publication: Dresden
ISBN13: 978-3-326-00573-7
Verlage: Vlg der Wissenschaften
Auf den Spuren der Billendorfer Kultur
[Bearbeiten]Auf den Spuren der Billendorfer Kultur
Die Brohnaer pilgern in Grüppchen zu uns raus", sagt Grabungsleiter Gunar Seifert vom Landesamt für Archäologie schmunzelnd. "Sie wollen wissen, warum wir hier buddeln." Seit reichlich zwei Wochen ist ...
SZ 07.08.2001
https://www.saechsische.de/plus/auf-den-spuren-der-billendorfer-kultur-419308.html
Konstanze Jünger: Die vorgeschichtliche Besiedlung der Heidenschanze von Dresden-Coschütz
[Bearbeiten]Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen Band 70: Die vorgeschichtliche Besiedlung der Heidenschanze von Dresden-Coschütz
Der vorliegenden Band widmet sich einem archäologischen Denkmal, dessen Bedeutung für die Vorgeschichte der Dresdner Elbtalweitung nicht hoch genug eingestuft werden kann. Die Dissertation von Konstanze Jünger stellt detailreich die jünger bronze- und früheisenzeitliche Belegung der befestigten Siedlung auf der Heidenschanze bei Dresden-Coschütz vor.
Neben der Materialvorlage stehen dabei ausführlich die untersuchungsgeschichtlichen Aspekte einer Wallanlage am westlich Stadtrand Dresdens im Mittelpunkt, die seit fast 200 Jahren immer wieder im Fokus der Forschung stand, durch Steinbrucharbeiten stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und erst Anfang der 1970er Jahre endgültig unter Denkmalschutz gestellt werden konnte. In einem ausführlichen Katalog und auf Fundtafeln stellt die Autorin die archäologischen Objekte aus den unterschiedlichen Grabungen vor und ordnet sie in den regionalen Kulturzusammenhang der Lausitzer und Billendorfer Kultur ein. Anhand zahlreicher Abbildungen und 16 Beilagen können die Befundzusammenhänge und stratigraphischen Abfolgen in den Wallschnitten und verschiedenen Untersuchungsarealen nachvollzogen werden.
Inhaltsverzeichnis:
Zum Geleit
Vorwort
Einleitung
• Naturräumlicher Kontext
Forschungsgeschichte
• Die Anfänge
• Im Nationalsozialismus
• Nachkriegszeit
Grabungen und Befunde
1933
• Graben I
• Graben 11
• Graben 111
1934
• Graben III
• Graben IV
• Graben V
• Graben VI
• Graben VII
1936
1937
1939
1940-1941 (Steinbruch Lorenz)
1940-1941 (Steinbruch Hurban)
• Planzeichen K
• Planzeichen H
• Planzeichen Q
• Planzeichen M
• Planzeichen S
• Planzeichen V
1954
1956-1957
• SW-Sporn
• Quartier 1
• Quartier 2
• Quartier 3
• Quartier 4
• Quartier 5
• Quartier 6
• Quartier 7
• Zusammenfassung SW-Sporn
• Nordteil des Steinbruchs
Grabungs-/Forschungstätigkeit ab 1957
Zusammenfassung
• Pfosten gruben/-stellungen
• Herdstellen
• Schmelzgruben und zugehörige Lehmschicht
• Lehmtennen/-estriche
• Befestigungen
Fundmaterial
Keramik
• Verzierungen
• Handhaben
• Bodenformen
• Merkmalsanalyse
• Auswertung
Metallfunde
• Anhänger
• Bronzeperlen
• Nadeln
• Ringe
• Geräte
• Weitere Bronzefunde
Knochen- und Geweihartefakte
• Knochennadeln
• Pfeilspitzen
• Spitzen
• Meißel
• Spatel
• Hämmer/Äxte
• Griff/Handfassung
• Perle
• Schaftfragmente
• Sonstiges
Steinartefakte
• Anhänger
• Äxte
• Beile
• Klinge
• Kannelurensteine
• Klopfsteine
• Schuhleistenkeile
• Scheiben/Spielsteine
• Gussformen
• Weitere Steinartefakte
Tonartefakte
• Figuren
• Tonperlen
• Rasseln
• Webgewichte
• Gussform
• Tonscheiben
• Spinnwirtel
Auswertung
Besiedlungsentwicklung der Heidenschanze
Vergleiche
• Befestigungen
• Innere Gliederung und Gebäudereste
• Handel und Wirtschaft
• Deponierungen
Kulturkontakte und Verkehrswesen
• Herkunft der Rohstoffe Zinn und Kupfer
Zur Funktion der Heidenschanze
Zusammenfassung
Katalog
Vorbemerkungen
Literaturverzeichnis
Anhang
Gefäßkeramik
• Kegelhalsgefäße
• Zylinderhalsgefäße • Trichterhalsgefäße
• Töpfe
• Ungegliederte Schalen
• Gegliederte Schalen
• Tassen
• Becher
Fundortlisten
• Befestigte Siedlungen der Spätbronze-/ Früheisenzeit
• Weitere (Fund-)Orte
Tafeln
Abbildungsnachweis und Anschrift der Verfasserin
Beilagen 1-15
- Verlag Beier & Beran
Autor/in: Konstanze Jünger
Titel:
Die vorgeschichtliche Besiedlung der Heidenschanze von Dresden-Coschütz
ISBN: 9783943770483 (ISBN-10: 3943770486)
Zustand: Neuware
Verlag: Landesamt für Archäologie Sachsen
Gewicht: 1620 g
Einband: Gebunden
Sprache: Deutsch
Verlagstext: In dem vorliegenden Band wird umfassend die jünger bronze- und früheisenzeitliche Belegung der befestigten Siedlung auf der Heidenschanze bei Dresden-Coschütz vorgestellt. Neben der Materialvorlage stehen dabei ausführlich die untersuchungsgeschichtlichen Aspekte einer Wallanlage am westlich Stadtrand Dresdens im Mittelpunkt, die seit fast 200 Jahren immer wieder im Fokus der Forschung stand, durch Steinbrucharbeiten stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und erst Anfang der 1970er-Jahre endgültig unter Denkmalschutz gestellt werden konnte. In einem ausführlichen Katalog und auf Fundtafeln stellt die Autorin die archäologischen Objekte aus den unterschiedlichen Grabungen vor und ordnet sie in den regionalen Kulturzusammenhang der Lausitzer und Billendorfer Kultur ein. Anhand zahlreicher Abbildungen und 16 Beilagen können die Befundzusammenhänge und stratigraphischen Abfolgen in den Wallschnitten und verschiedenen Untersuchungsarealen nachvollzogen werden.
Stichwörter: Lausitzer Kultur, Siedlung, Billendorfer Kultur, Sachsen
Anja Guhl: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (Band 11 der Niederkaina-Edition)
[Bearbeiten]Autor/in: Anja Guhl
Titel: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen
ISBN: 9783943770490 (ISBN-10: 3943770494)
Zustand: Neuware
Verlag: Landesamt für Archäologie Sachsen
Gewicht: 2000 g
Einband: Gebunden
Sprache: Deutsch
Verlagstext: Im Band 11 der Niederkaina-Edition werden 104 Brandbestattungen des Quartiers D vorgelegt. Die Untersuchungsfläche befindet sich im südlichen Bereich des Gräberfeldareals und hat ausschließlich Befunde aus einem jüngeren Abschnitt der früheisenzeitlichen Billendorfer Kultur erbracht. Dem ausführlichen Katalog und den Tafeln ist eine knappe Einführung zur Grabungsgeschichte, zu einigen besonderen Funden sowie zu den aufgefundenen Speiseresten vorangestellt.
Museum der Westlausitz Kamenz., Heft 24. 2003. (mit Billendorfer Kultur Oberlausitz)
[Bearbeiten]Titel: Museum der Westlausitz Kamenz., Heft 24. Veröffentlichungen des Museums der Westlausitz.
ISBN: 3910018378 (ISBN-13: 9783910018372)
Format: 8°
Seiten: 96 S.
Gewicht: 1000 g
Ort: Kamenz
Auflage: 1. Auflage
Einband: broschiert/Taschenbuch
Sprache: Deutsch
Beschreibung: etwas wellig, guter fester Zustand.
Sehr selten angeboten!
Inhalt u.a.: Billendorfer Kultur Oberlausitz. Fossile Früchte Dornenulme. Waldsäume Moritzburger Kleinkuppenlandschaft. Purpur-Storchschnabel + Dreifinger-Steinbrech. Roßkastanien- / Robinien-Motte. Seeadler trägt nestjunge Greifvögel - Lebendbeute.
Erschienen: 2003
Manschus, Gabriela; Schmidt, Gesa: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen (Band 12 der Niederkaina-Reihe)
[Bearbeiten]Autor/in: Manschus, Gabriela; Schmidt, Gesa
Titel: Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen
ISBN: 9783943770599 (ISBN-10: 3943770591)
Zustand: Neuware
Verlag: Landesamt für Archäologie Sachsen
Gewicht: 1840 g
Einband: Gebunden
Sprache: Deutsch
Verlagstext: Band 12 der Niederkaina-Reihe umfasst 95 Gräber und 26 Fundstellen des Quartiers B im zentralen Bereich des Bestattungsplatzes. Die Untersuchungsfläche spiegelt die drei Hauptbelegungsphasen des Gräberfeldes von der Schnurkeramik über die Lausitzer Kultur bis hin zu einem vornehmlich älteren Abschnitt der Billendorfer Gruppe wider. Wie für die Edition üblich leiten Informationen zur Grabungsgeschichte sowie zu besonderen Befunden und Funden den umfangreichen Katalog und die Tafeln ein.
Stichwörter: Gräberfeld, Eisenzeit, Bronzezeit, Billendorfer Kultur, Lausitzer Kultur
Biehla: Teich - Sumpf - Schanze
[Bearbeiten]Autor/in: Bräuer, Grit; Ender, Wolfgang; Kaltofen, Anja; Kobyliński, Zbigniew; Meltzer, Frank; Nachtigall, Winfried; Nebelsick, Louis D; Wegener, Rebecca; Zinke, Olaf
Titel: Biehla: Teich - Sumpf - Schanze
ISBN: 9783943770209 (ISBN-10: 3943770206)
Zustand: Neuware
Verlag: Landesamt für Archäologie Sachsen
Gewicht: 80 g
Einband: Heft
Sprache: Deutsch
Verlagstext: Am östlichen Ufer des Biehlaer Großteiches, wenige Kilometer von Kamenz entfernt, befindet sich die „Sumpfschanze“ von Biehla im Naturschutzgebiet „Teichgebiet Biehla-Weißig“. Die eisenzeitliche Niederungsburg gehört wegen ihrer guten Holzerhaltung zu den herausragenden archäologischen Bodendenkmälern der Oberlausitz. Erforscht wurde sie durch Sicherungsgrabungen in den späten 1930er Jahren sowie durch ein polnisch-deutsches Kooperationsprojekt in jüngerer Zeit, bei dem die Konstruktion der Befestigung sowie die Struktur der Innenbebauung geklärt werden konnten. Richtungsweisende Erhaltungskonzepte ergeben sich aus der beispielhaften Zusammenarbeit von Natur- und Denkmalschutz.
Werner Coblenz: Inventaria Archaeologica. Deutschland, Heft 8 (Blatt D71-D79). Metallzeit. Grabfunde der Billendorfer Kultur aus Sachsen. 1961
[Bearbeiten]Autor/in: INVENTARIA ARCHAEOLOGICA. - COBLENZ, WERNER
Titel: Inventaria Archaeologica. Deutschland, Heft 8 (Blatt D71-D79). Metallzeit. Grabfunde der Billendorfer Kultur aus Sachsen.
Verlag: Berlin, Deutscher Verlag der Wissenschaften
Gewicht: 900 g
Auflage: Erste /1./ Auflage.
Sprache: Deutsch
Beschreibung: 1 ungez. Bl. mit Vorwort, 12 Tafeln mit verschiedenen Funden und Beschreibung. OBrosch., 4to.
Gutes, wohl erhaltenes Exemplar. Abbildungen verschiedener archäologischer Funde. Blätter liegen lose in dem Umschlag.
Erstausgabe / -auflage: ja – mehr Erstausgaben von INVENTARIA ARCHAEOLOGICA. -
COBLENZ, WERNER
Erschienen: 1961.
Autor/in: Billendorf. - Coblenz, Werner, Hermann Behrens, Hans Dietrich Kahlke - Karl-Heinz Otto (Red.): Im Auftrage der Sektion für Vor- und Frühgeschichte der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin.
Titel: Inventaria Archaeologica - 4 Titel der Reihe: Es liegen vor:
- 1) Metallzeit. Grabfunde der Billendorfer Kultur aus Sachsen. Deutschland Heft 8 (Blatt D 71 - D 79) /
- 2) Steinzeit. Grabfunde mit Linienbandkeramik aus Thüringen. Deutschland, Heft 9, (Blatt D80 - D90) /
- 3) Steinzeit-Bronzezeit. Die Funde aus dem großen Grabhügel Pohlsberg bei Latdorf, Kr. Bernburg. Deutschland Heft 13, (Blatt D 121 - D128) /
- 4) Steinzeit-Bronzezeit. Die Funde aus dem großen Grabhügel Spitzes Hoch bei Latdorf, Kr. Bernburg. Deutschland, Heft 12 (BlattD 111 - D120).
Verlag: Berlin: VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1961 - 1964.
Ausgrabungen und Funde. Nachrichtenblatt für Vor- und Frühgeschichte. Bd. 13 (1968) - Coblenz, W.: Ein reich ausgestattetes Grab mit Klapperpuppe aus der Zeit der Billendorfer Kultur vom Schafberg Niederkaina
[Bearbeiten]Titel: Ausgrabungen und Funde. Nachrichtenblatt für Vor- und Frühgeschichte. Bd. 13 (nur) Heft 2. (Sachsen-Heft)
Verlag: Berlin, Akademie Verlag
Gewicht: 140 g
Sprache: Deutsch
Beschreibung: 53-108 S. Gr.-8° , Paperback , Gutes Exemplar, Einband leicht fleckig
Mit zahlr. Fotos u. Zeichn. ;
Darin:
- Unverzagt, W.: Ernst Sprockhoff gest.,
- Coblenz, W.: Tätigkeitsbericht des Landesmuseums für Vorgeschichte Dresden für das Jahr 1967,
- Baumann, W.: Jungpaläolithische Funde aus den Fluren von Baselitz und Wantewitz, Kr. Großenhain,
- Weber, V.: Ein neues schnurkeramisches Grab vom Scbafberg bei Niederkaina, Kr. Bautzen,
- Dietzel, A.: Beobachtungen auf dem bronzezeitlichen Gräberfeld von Niederebersbach, Kr. Großenhain,
- Coblenz, W.: Ein reich ausgestattetes Grab mit Klapperpuppe aus der Zeit der Billendorfer Kultur vom Schafberg Niederkaina, Kr. Bautzen,
- Moschkau, R.: Ein zweiseitiger Dreilagenkamm der späten Völkerwanderungszeit aus Lützschena, Kr. Leipzig,
- Kaufmann, H.: S-Fibel im Tierstil II von der östlichen Peripherie des Stammesgebietes der Thüringer,
- Dunkel, R.: Stand und Aufgaben der Stadtkernforschung in Taucha, Kr. Leipzig, * Vogt, H.-J.: Zum Abschluß der Ausgrabungen auf der Wiprechtsburg bei Groitzsch, Kr. Borna,
- Küas, H.: Bergfried und Rundkapelle der Wiprechtsburg,
- Heibig, K. und Baumann, W.: Hinweise zur mittelalterlichen Pechgewinnung im Wermsdorfer Forst, Kr. Oschatz.
Erschienen: 1968.
Sieben Tonscheiben (Spielsteine) der Billendorfer Kultur
[Bearbeiten]Sieben Tonscheiben (Spielsteine) der Billendorfer Kultur
Beschreibung
Die Tonscheiben unterschiedlicher Größe und Dicke wurden, einer Notiz des Sammlers zufolge, 1927 in der sogenannten Heidenschanze, einer Höhensiedlung der Spätbronze- und Früheisenzeit in Coschütz bei Dreden ausgegraben. Die Stücke unterscheiden sich nicht nur in ihrer Größe sondern auch hinsichtlich der Magerung des verwendeten Tones und des Brandes.
Derlei zurechtgeschlagene und an den Kanten abgeschliffene Keramikfragmente finden sich in unterschiedlichsten archäologischen Fundzusammenhängen verschiedenster Kulturen über viele Jahrhunderte. Funde unter anderem in Kontexten der klassischen Antike legten mit Blick auf die von griechischen Vasenbildern bekannten Brettspiele oder das durch in Stein geritzte Spielfelder bezeugte römische Mühlespiel eine Interpretation solcher Stücke als "Spielsteine" nahe.
Aus Schriftquellen ebenso wie durch ein Vasenbild auf einer Kylix von der Athener Agora ist eine Verwendung von zugeschlagenen und gerundeten Tonscherben zur Analhygiene überliefert, die durch naturwissenschaftliche Untersuchungen an Einzelstücken ebenso wie durch zahlreiche Funde in römischen Latrinen nunmehr für die Antike gut belegt ist.
Ob eine der vorgenannten Interpretationen für Kulturen der schriftlosen mitteleuropäischen Prähistorie tragfähig ist, kann an dieser Stelle kaum erörtert werden. Denkbar sind beide genannten Verwendungen auch für die Lausitzer und die darauf folgende Billendorfer Kultur.
Beschriftung/Aufschrift
Objektbeschriftung zu den "Spielsteinen"
Kleiner Aufkleber "Sammlung B. Gebhardt, Künhaide b. Zwönitz"
Material/Technik
Ton, unterschiedlich gemagert, gebrannt, zurechtgeschlagen, geschliffen; Holz, beklebt, Papier, bedruckt, Spanplatte, ausgesägt
Maße
Tonscheiben Dm: 2,4cm bis 4,2cm Dicke: 0,5cm bis 1,1cm
Teil von
Heidenschanze Coschütz (1)
Literatur
Bierbaum, Georg (1932): Von Schanze zu Schanze. Geschichtliche Wanderungen 4. Dresden, 24-26
Links/Dokumente
Zur Verwendung von Tonscheiben als Hygieneartikel:
https://sachsen.museum-digital.de/object/60389
Der vorgeschichtliche Bestattungsplatz in Niederkaina
[Bearbeiten]Der vorgeschichtliche Bestattungsplatz in Niederkaina.
"Niederkaina bei Bautzen. Analyse des größten Bestattungsplatzes der Lausitzer- und Billendorfer Kultur."
Das Gräberfeld auf dem Schafberg von Niederkaina gehört mit 2.000 Bestattungen und über 26.500 Funden zu den größten und materialreichsten vorgeschichtlichen Bestattungsplätzen in Mitteleuropa. Er ist zudem der bedeutendste Friedhof der westlichen Lausitzer Kultur.
Seit dem Ende der Mittelbronzezeit (entwickelte Buckelkeramik – Bz C/D [um 1400 v. Chr.]) wurde das Gräberfeld während der gesamten Lausitzer Kultur der Bronzezeit und der früheisenzeitlichen Billendorfer Kultur (bis um 500 v. Chr.) kontinuierlich genutzt. Nach über 20-jähriger Ausgrabungstätigkeit (1948-1971) wurden seit 1997 Gräber und Funde stetig in der Publikationsreihe „Das prähistorische Gräberfeld von Niederkaina bei Bautzen“ vorgelegt.
Das DFG-Projekt wird der archäologischen Grundlagenforschung dienen. Es soll die archäologische Auswertung des Gräberfeldes von Niederkaina umfassen und abschließen.
Ziel ist, ausgehend vom Gräberfeld Niederkaina, für die westliche Lausitzer Kultur mit der früheisenzeitlichen Billendorfer Kultur ein eigenständiges Chronologiegerüst zu erstellen und die Bestattungs- und Trachtsitten einer umfassenden Untersuchung zu unterziehen. Beides sind bis heute Desiderate. Zudem soll durch die Analyse und detaillierte Darstellung der Struktur und Genese des Gräberfeldes ein wesentlicher Beitrag zum Verständnis Lausitzer Gräberfelder und zur Besiedlungsgeschichte der Lausitzer Kultur geleistet werden.
Das Erstellen einer vollständigen gräberfeldinternen Feinchronologie und die Ausarbeitung einer relativchronologisch abgesicherten Belegungsabfolge des Gräberfeldes sowie die Darstellung seiner Entwicklung und Veränderung im Laufe der Zeit wird die Basis für eine regionale und überregionale Vergleichbarkeit des Gräberfeldes von Niederkaina schaffen. Dafür soll das für die bronzezeitliche Belegung der Nekropole bereits erstellte Chronologiegerüst und die zugehörige horizontalstratigraphisch abgesicherte Belegungsabfolge um die Belegungsphasen der früheisenzeitlichen Billendorfer Kultur erweitert und so für den gesamten Zeitraum der Lausitzer Kultur vervollständigt werden.
Den zweiten Schwerpunkt wird die Ausarbeitung der Struktur und der Genese des Bestattungsplatzes bilden. Damit soll erstmals ein Gesamtbild der Entwicklung und Veränderung einer Nekropole gezeichnet werden, die sich über den 900 Jahre währenden Zeitraum der Lausitzer Kultur hinweg kontinuierlich weiterentwickelte und ausdehnte jedoch um 500 v. Chr. zusammen mit der gesamten Besiedlung der Oberlausitz, in deren Herzen das zu bearbeitende Gräberfeld liegt, einen jähen Abbruch fand. Die Oberlausitz ist eine Schlüssellandschaft, um sowohl chronologische als auch entwicklungs- und kulturgeschichtliche Fragen der Bronze- und älteren Eisenzeit in Nordostmitteleuropa zu verstehen. Die metallzeitliche Kulturausprägung dieser Region ist mit der Niederlausitz, dem sächsischen Elbtal und Niederschlesien verwoben und zeigt starke Bindungen nach Böhmen und Mittelschlesien. Eine chronologische Auswertung des langfristig belegten Gräberfeldes von Niederkaina wird nicht nur helfen, ein verlässliches Gerüst für die durch viele Unschärfen charakterisierte chronologische Gliederung der Metallzeiten in der Oberlausitz zu schaffen, sondern auch ein Maßstab für die Gliederung der angrenzenden Räume und ihrer Beziehungen zu den Kerngebieten Böhmen und Schlesien sein. Letzteres ist besonders wichtig, da die Forscher der Bronze- und frühen Eisenzeit in Sachsen, Brandenburg, Schlesien und Böhmen mit abweichenden und zum Teil inkompatiblen Chronologiegerüsten arbeiten. Dies stellt eine wesentliche Barriere in der kulturgeschichtlichen Einschätzung der Interaktion dieser Räume dar.
Da die „lausitzisch“ geprägten Landschaften zwischen dem Böhmischen Kessel und dem Eberswalder Urstromtal, den Nordischen Kreis und die klassischen Urnenfelder- und Hallstattbereiche Südmitteleuropas verbinden, wird die Aufarbeitung des Gräberfeldes Niederkaina einen wesentlichen Beitrag zu der noch sehr skizzenhaft verstandenen chronologischen und auch kulturellen Verbindung dieser prägenden Kulturräume leisten. Doch wird die Auswertung des Gräberfeldes von Niederkaina nicht nur helfen, die chronologische Frage zu lösen. In den jungbronze- und früheisenzeitlichen Gräbern Niederkainas sind zahlreiche importierte Grabbeigaben, vor allem Keramik aus Böhmen und Schlesien aber auch aus dem Oderraum, vorhanden. Dies dürfte mit der wichtigen Rolle des Spreeübergangs bei Bautzen zusammenhängen. Das Aufzeigen und Deuten der intensiven, langfristigen Kontakte der Bestattungsgemeinschaft in Niederkaina mit dem Süden und Südosten wird ein wesentlicher Beitrag zu Fragen der kulturellen Einbindung und Akkulturation dieser Region werden.
Dr. Thomas Westphalen
Leiter der Abteilung II - Archäologische Denkmalpflege, Stadtkernarchäologie: Bautzen, Dresden, Görlitz, Leipzig, Meißen, Pirna, Zittau
Telefon: 0351 8926-602
Telefax: 0351 8926-999
E-Mail: Thomas.Westphalen@lfa.sachsen.de
Gabriela Manschus M.A.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin
Telefon: 0351 8926-693
Telefax: 0351 8926-999
E-Mail: Gabriela.Manschus@lfa.sachsen.de
Bisher erschienene Bände zum Projekt Niederkaina
Literatur Niederkaina 2 (*.pdf, 45,56 KB)
https://www.archaeologie.sachsen.de/der-vorgeschichtliche-bestattungsplatz-in-niederkaina-5692.html
Die Lausitzer Kultur
[Bearbeiten]Die Lausitzer Kultur
von Stefanie Beckert M.A.
veröffentlicht am 05.10.2007
Museen & AusstellungenDeutschlandBronzezeit
Zeit und Raum
Das Museum der Westlausitz in Kamenz (Sachsen) zeigt noch bis zum 18. November 2007 die Sonderausstellung „Bronzezeit – Die Lausitz vor 3000 Jahren“. Im Mittelpunkt stehen die Siedlungen, Bronzefunde und Gräber in Ostsachsen zur Zeit der Lausitzer Kultur, d.h. von der späten mittleren Bronzezeit bis zur frühen Eisenzeit (ca. 1400 – 500 v. Chr.).
Während dieser knapp 1000 Jahre besiedelten die Menschen der Lausitzer Kultur ein Gebiet, das sich in etwa von der Elbe bzw. der Saale bis östlich der Weichsel erstreckte und von der Ostsee bis in die Slowakei reichte.
Am Übergang zur Eisenzeit bilden sich starke regionale Unterschiede heraus, weshalb die Archäologen innerhalb der Lausitzer Kultur mehrere eigenständige früheisenzeitliche Gruppen unterscheiden: Die Billendorfer Gruppe, die Schlesische Gruppe, die Göritzer Gruppe und die Aurither Gruppe.
Der folgende Überblick zur Lausitzer Kultur behandelt, angelehnt an die Inhalte der Sonderausstellung, schwerpunktmäßig das Gebiet der Oberlausitz, d.h. ein Teilgebiet der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur und der früheisenzeitlichen Billendorfer Gruppe.
Schlaglichter der Forschungsgeschichte
[Bearbeiten]Die Bezeichnung "Lausitzer Kultur" geht auf den bekannten Mediziner Rudolf Virchow zurück. Im Jahr 1872 unterschied er erstmalig zwischen slawischer (Burgwalltypus) und vorslawischer Keramik (Lausitzer Typus). Letztere erkannte er etwas später als bronzezeitlich und prägte 1880 schließlich für diese den Begriff "Lausitzer Kultur".
An der Wende zum 20. Jh. gliederten mehrere Forscher, so auch Ludwig Feyerabend für die Oberlausitz, die Lausitzer Kultur in einen älteren bronzezeitlichen Abschnitt und einen jüngeren Abschnitt. Für letzteren erkannte Albert Voß 1903 regionale Stilformen, die er Aurither, Göritzer und Billendorfer Gruppe benannte und in die frühe Eisenzeit datierte.
Große Bedeutung haben noch heute die in den 1930er und 1940er Jahren entstandenen Arbeiten zur relativen Chronologie der Lausitzer Kultur in Sachsen: Walter Grünberg entwickelte erstmalig eine Stufengliederung der Lausitzer Kultur anhand der Grabfunde der späten Bronzezeit, Werner Coblenz nahm sich kurz darauf der mittelbronzezeitlichen Grabfunde an. In den 70er Jahren entstand das bis heute gültige Standardwerk Dietmar-Wilfried Bucks über die chronologische Gliederung und regionale Gruppeneinteilung der Billendorfer Gruppe. Die neuere Forschung beschäftigt sich vor allem mit der Aufarbeitung, chronologischen Feingliederung und Publikation älteren Fundmaterials, das überwiegend aus großen Gräberfeldern stammt.
Die Lausitzer Kultur
[Bearbeiten]Zeitliche Einordnung der Lausitzer Kultur (Abb. Museum Westlausitz) Zeitliche Einordnung der Lausitzer Kultur (Abb. Museum Westlausitz) Verbreitung der Lausitzer Kultur in Europa um 1000 v. Chr. mit angrenzenden Kulturen sowie Zinn- und Kupferlagerstätten (Abb. Museum Westlausitz) Verbreitung der Lausitzer Kultur in Europa um 1000 v. Chr. mit angrenzenden Kulturen sowie Zinn- und Kupferlagerstätten (Abb. Museum Westlausitz)
Der berühmte Mediziner Rudolf Virchow (1821 - 1902) prägte 1880 den Begriff »Lausitzer Kultur« (Abb. Museum Westlausitz)
Bronzezeit
[Bearbeiten]Die klimatischen Verhältnisse boten den Menschen ab 1400 v. Chr. optimale Lebensbedingungen. Es war trocken und warm. Das Grundwasser sank ab, so dass eine intensive Bodennutzung auch der tiefer gelegenen Regionen möglich war. Damit war die Ernährungsgrundlage für eine ständig wachsende Bevölkerung geschaffen. Gegen Ende der Jungbronzezeit herrschte dann, nach der Anzahl der Bestattungen auf den Gräberfeldern zu urteilen, die größte Siedlungsdichte in der Vorgeschichte.
Siedlungswesen
[Bearbeiten]Trotz der hohen Besiedlungsdichte wissen wir heute relativ wenig über die Siedlungsstruktur im ostsächsischen Gebiet. Dies ist im Wesentlichen auf die schlechten Erhaltungsbedingungen zurückzuführen. Die Lage vieler Flachlandsiedlungen ist immerhin durch Lesefunde bekannt. Kombiniert mit Grabungsergebnissen zeigt sich ein Bild von weilerartig angelegten Siedlungen, die bevorzugt an Südhängen in der Nähe von Fließgewässern liegen. Obwohl bei Ausgrabungen zahlreiche Pfostenlöcher freigelegt wurden, lassen diese sich selten eindeutigen Hausgrundrissen zuweisen. Die wenigen erkennbaren Hausgrundrisse weisen Ausmaße von bis zu 8 x 28 m auf. Zwischenwände trennten unterschiedliche Bereiche innerhalb der Häuser voneinander ab. Funde von Hüttenlehm mit Holz- und Geflechtnegativen belegen, dass die Wände dieser Gebäude aus lehmverputzem Flechtwerk bestanden. Möglicherweise errichteten die Menschen vor allem Schwellrahmen- bzw. Blockbauten, ähnlich den Grabeinbauten in Blockbautechnik auf dem Gräberfeld von Saalhausen (Oberspreewald-Lausitz-Kreis). Die Baulehmstücke aus Pritzen (Oberspreewald-Lausitz-Kreis) mit Abformungen von Rundhölzern würden als Fugenverstrich diese Theorie stützen.
Aufgrund der bis heute meist gut erhaltenen Wälle sind die befestigten Siedlungen auf Bergspornen wie Ostro (Lkr. Kamenz), aber auch die Wallanlagen in sumpfigen Gebieten wie Biehla (Lkr. Kamenz) schon früh Gegenstand der Forschung geworden. Diese besonders für die Oberlausitz und das Elbgebiet typischen Befestigungsanlagen wurden verstärkt ab der späten Bronzezeit erbaut. Die Errichtung vor allem der Sumpfschanzen wird landläufig mit einem verstärkten Schutzbedürfnis erklärt. Daneben erfüllten die Wallanlagen wohl eine Funktion als Handels- und Wirtschaftszentren. Ausgrabungen des Innenbereichs der Schanze von Dresden-Coschütz beispielsweise legten Werkstätten zur Verarbeitung von Bronze, Horn und Knochen frei. Arbeitsgeräte und –abfälle als Belege für Handwerk stammen aber auch aus den offenen Siedlungen.
Die Ernährungsgrundlage der Lausitzer waren Ackerbau und Viehzucht. Durch Getreidereste aus Vorratsgruben und verbrannte Breireste aus Keramikgefäßen wissen wir heute, dass unter anderem verschiedene Getreidearten wie z.B. Einkorn, Emmer, Dinkel oder Gerste gelagert und verarbeitet wurden. In der Niederlausitz wurden regelrechte Speicherareale mit Gruben von bis zu 2 m Tiefe bei Ausgrabungen freigelegt. Auch Hülsenfrüchte wie Erbsen, Ackerbohnen und Linsen standen auf dem Speiseplan. Der Menge der gefundenen Tierknochen nach zu urteilen, spielte besonders das Rind eine große Rolle als Nutztier, daneben wurden Schafe, Ziegen, Schweine und Hunde gehalten. Aber auch Fische wie Hecht, Stör und Wels wurden zumindest in geringen Mengen mithilfe bronzener Angelhaken gefangen. Trensenreste verweisen auf die Nutzung von Pferden, und aus der späten Bronzezeit sind zum ersten Mal Holzpflüge überliefert.
Wie die Kleidung der „Lausitzer“ aussah, können wir heute nicht sagen, da sich die empfindlichen organischen Materialien wie Stoffe äußerst selten erhalten. Spinnwirtel, Webgewichte und Nähnadeln sind aber typische Siedlungsfunde und sicheres Indiz für die Verarbeitung von Wolle. Als Schmuck trugen sie Gewandnadeln und verschiedene Ringe aus Bronze. Über die Trageweise ist allerdings aufgrund fehlender Körperbestattungen, bei denen die Lage der Gegenstände am Skelett nähere Aufschlüsse geben könnte, wenig bekannt.
Wie bei der Tracht, sind auch bei den Waffen und Werkzeugen nur die Gegenstände aus anorganischen Materialien erhalten, so z.B. bronzene Rasiermesser, Messer, Sicheln, Beile, Pfeil- und Lanzenspitzen. Der weitaus größte Anteil aller Metallobjekte stammt in der Oberlausitz aus Horten. Wesentlich weniger Metallfunde sind als Beigaben mit in die Gräber gegeben worden, aus Siedlungen sind sie äußerst selten überliefert.
Vorratsgefäße und Mahlsteine waren Alltagsgegenstände der Ackerbau betreibenden Menschen der Lausitzer Kultur (Abb. Museum Westlausitz)
Die bronzenen Fundgegenstände sind heute nur aufgrund des oxidierten Kupfers grün. Ursprünglich hatten sie eine auffällige, goldene Farbe (Foto: Lothar Sprenger)
Ausschnitt des Hortes aus Friedersdorf (Lkr. Kamenz) mit bronzenen Gewandnadeln, Armringen, Beilen und Sicheln (Abb. Museum Westlausitz)
Bronzehandwerk
[Bearbeiten]Der Guss war schon seit der frühen Bronzezeit ein allgemein bekanntes Verfahren zur Herstellung von Bronzegegenständen. Die Gussformen bestehen in der Regel aus Stein oder Ton. Werkzeuge zur Nachbearbeitung der Rohlinge, d.h. Schleifsteine oder Punzen, sind aus der Oberlausitz nur wenige bekannt.
Die Rohstoffe für Bronze wurden vermutlich zum Teil aus der Region bezogen: Im Erzgebirge gibt es sowohl Zinn- als auch Kupferlagerstätten. Allerdings sind, bis auf wenige Fundstellen mit Hinweisen auf Metallverarbeitung, die bronzezeitlichen Abbauspuren im Erzgebirge durch den mittelalterlichen Abbau weitgehend überprägt.
Ein Teil der Rohstoffe wurde möglicherweise auch importiert. Da sich die Vorkommen von Kupfer und Zinn europaweit auf wenige Regionen beschränken, musste sich seit den Anfängen der Bronzeverarbeitung ein weitläufiges Tauschnetz entwickeln, um überall den Rohstoffbedarf decken zu können. Flusssysteme waren sicherlich häufig genutzte Transportwege. Den Güteraustausch belegen vereinzelte Grabbeigaben wie so genannte "Pfahlbauperlen" aus dem Alpenraum, bemalte Keramikschalen aus Schlesien und anderes mehr.
"Importbelege" finden sich zudem in Hortfunden der Lausitzer Kultur. Der Ringhort von Belmsdorf (Lkr. Bautzen) beispielsweise beinhaltete zwei Rohstücke baltischen Bernsteins. Einzigartig in Ostsachsen ist die bronzene Helmwangenklappe aus Weißig (Lkr. Kamenz). Solche Stücke sind vor allem von Bronzehelmen im Mittelmeerraum bekannt.
Diese und weitere Horte sind einer der Schwerpunkte in der Kamenzer Sonderausstellung. Horte sind Deponierungen von Gegenständen im Boden oder in Gewässern. Sie sind ein europaweit typisches spätbronzezeitliches Phänomen und setzen sich in der Oberlausitz vor allem aus Bronzegegenständen zusammen, Gold ist sehr selten. Die klassischen Erklärungen für ein solches Deponierungsverhalten sind Notdepots in Unruhezeiten und Händler- bzw. Gießerdepots, die der Besitzer aus irgendwelchen Gründen aber nicht wieder bergen konnte. Da einige dieser Horte an Plätzen niedergelegt wurden, die es dem Besitzer unmöglich machten, die Gegenstände wieder zu bergen (z.B. Moore), ist auch eine religiösen Interpretation als Opfergaben, beispielsweise an die Götter möglich.
Üblicherweise setzen sich die oft sehr reichen Lausitzer Hortfunde aus Sicheln, Beilen oder Ringschmuck zusammen. Brucherzhorte mit verschiedenen zerbrochenen Bronzegegenständen vervollständigen das Bild. Gegen Ende der Bronzezeit lassen sich schließlich keine Hortfunde mehr nachweisen.
Bestattungssitte
[Bearbeiten]Aufgeschlagene Gussform eines Bronzebeils mit Rohling, hergestellt im Wachsausschmelzverfahren (experimenteller Nachguss), (Abb. Museum Westlausitz)
Weitreichende Tauschbeziehungen: Die Glasperle in dem spätbronzezeitlichen Grabinventar eines Kindes (Dresden-Laubegast) ist vermutlich ein Importstück aus dem Schweizer Voralpenraum (Abb. Museum Westlausitz)
Weitreichende Tauschbeziehungen: Die beiden Bernsteinrohstücke des Hortes aus Belmsdorf (Lkr. Bautzen) stammen wahrscheinlich von der Nordsee (Abb. Museum Westlausitz)
Der 1853 gefundene Weißiger Hort (Lkr. Riesa-Großenhain) ist mit rund 25 kg und mehr als 410 Einzelstücken einer der größten Hortfunde Sachsens (Abb. Museum Westlausitz)
Die größte Informationsquelle zur Lausitzer Kultur sind bis heute die Gräberfelder. Diese umfassen teils nur wenige Gräber. Andere Friedhöfe, wie Niederkaina (Lkr, Bautzen) oder Liebersee (Lkr. Torgau-Oschatz), sind über viele Generationen hinweg immer wieder aufgesucht worden und weisen mehr als 1000 Gräber auf. Angelegt wurden sie meist gut sichtbar an landschaftlich exponierten Stellen.
Um 1400 v. Chr. findet ein Wechsel von der Körper- zur Brandbestattung statt, die zur üblichen Bestattungsweise der Lausitzer Kultur wird. Mit dem Tod und der Grablegung eines Menschen verbanden sich auch schon in der Bronzezeit bestimmte, heute teils noch immer nachvollziehbare Handlungen. Der Verstorbene wurde verbrannt, der Leichenbrand anschließend vom Scheiterhaufen abgelesen und in eine Urne gefüllt, die häufig mit einer Schale abgedeckt wurde.
Anfangs bedeckten das Grab noch flache kleine Grabhügel, wenig später sind Flachgräber die Regel. Vom sorgfältigen und bewussten Umgang mit den Überresten der Verstorbenen zeugt zudem, dass der Leichenbrand anatomisch korrekt, d.h. die Fußknochen zuunterst, die Schädelfragmente zuletzt, in die Urne eingefüllt wurden. Der Toten erhielt einen umfangreichen Geschirrsatz aus Keramikgefäßen. Gegenstände aus Bronze, beispielsweise Gewandnadeln oder Rasiermesser, kamen allerdings selten mit ins Grab. Tierknochen oder organische Rückstände z.B. von Fladenbrot und breiartigen Speisen in den Gefäßen zeigen, dass Speisen eine übliche Beigabe waren.
Im Verlauf der späten Bronzezeit tauchen neben den einfachen Grabgruben verstärkt Stein- bzw. Holzkammergräber auf. Diese Bauten wurden oft für Nachbestattungen wieder geöffnet, also gruftartig genutzt. Zumeist enthielten sie zudem pro Verstorbenem mehr Keramikgefäße als die einfachen Gräber. Sie werden aus diesem Grund und wegen der aufwändigeren Konstruktion üblicherweise als Zeichen verstärkter sozialer Differenzierung innerhalb der Gesellschaft gedeutet.
Während der frühen Lausitzer Kultur ist die »Buckelware« kennzeichnend (Lieske, Lkr. Kamenz), (Abb. Museum Westlausitz)
Im Verlauf der späten Bronzezeit werden die Gefäße mit waagrecht umlaufenden Riefen versehen (Niederkaina, Lkr. Bautzen), (Abb. Museum Westlausitz)
Zeichnerische Rekonstruktion eines spätbronzezeitlichen Kammergrabes mit Mehrfachbestattung (Niederkaina, Lkr. Bautzen), (Abb. Museum Westlausitz)
Eisenzeit
[Bearbeiten]Seit Mitte des 7. Jahrhunderts bilden sich im Gebiet der Lausitzer Kultur größere regionale Unterschiede und Besonderheiten bei Grabanlagen und Keramikformen heraus. Die Lausitzer Kultur „zerfällt“ in einzelne Gruppen. In Ostsachsen und den nördlich und östlich angrenzenden Gebieten entwickelt sich aus der bronzezeitlichen Lausitzer Kultur ohne gravierende Veränderungen die Billendorfer Gruppe.
Siedlungsstruktur und Metallverarbeitung
[Bearbeiten]Wallanlagen wie Ostro werden weiter genutzt, weitere Befestigungen werden angelegt. Eine um 800 v. Chr. einsetzende Klimaverschlechterung scheint aber einen Einfluss auf die Platzwahl für offene Siedlungen zu haben: Sie verschwinden aus den höheren Lagen und finden sich nur noch in tiefer gelegenen Regionen.
Eisen spielt anfangs noch eine eher untergeordnete Rolle, gewinnt aber nach und nach an Bedeutung. Durch seine oberflächennahen und lokalen Vorkommen in Form von Raseneisenerz ist es leichter zu beschaffen als Kupfer und Zinn, zudem eignet es sich durch seine größere Stabilität besser für Werkzeuge und Waffen. Um an das Metall heranzukommen, wurde das Raseneisenerz in so genannten Rennöfen verhüttet. Die ungewünschten Stoffe schmelzen aus und das im Ofen zurückbleibende Eisen wird anschließend durch Schmieden in die gewünschte Form gebracht.
Bestattungssitte
[Bearbeiten]Auch wenn – durch den Rückzug der Siedlungen in tiefere Lagen – einige Gräberfelder aufgegeben und andere verstärkt aufgesucht wurden, ändern sich die Bestattungssitten zu Beginn der frühen Eisenzeit kaum. Es gibt weiterhin Gräber mit aufwendigen Holz- oder Steinkammern und einfache Grabgruben. Nicht selten werden, wie im großen Gräberfeld von Niederkaina, die in der späten Bronzezeit angelegten Kammergräber weiter genutzt. Auffällig ist jedoch, dass die Anzahl der beigegebenen Gefäße zunimmt, die Gefäße selbst aber kleiner werden. Häufig sind die Gefäßoberflächen mit Graphit überzogen, was ihnen einen metallähnlichen Glanz verleiht.
Einige wenige Gefäße tragen sogar Menschendarstellungen in einfacher Strichzeichnung. Neu sind auch so genannte Ofenmodelle, die als Nachbildung realer Öfen interpretiert werden. Eiserne Gewandnadeln, die vor der Urne oder auf deren Schulter liegend gefunden wurden, legen die Vermutung nahe, dass das Gefäß – ähnlich einem neuen Körper für den Verstorbenen – mit einer Art Gewand bekleidet wurde.
Das Ende der Lausitzer Kultur
[Bearbeiten]Viele Gewandnadeln der früheisenzeitlichen Billendorfer Gruppe wurden weiterhin aus Bronze hergestellt. Es gibt aber auch solche aus Eisen, wie die Gewandnadel mit goldplattiertem Kopf aus dem Gräberfeld von Niederkaina (Lkr. Bautzen), (Abb. Museum Westlausitz)
Früheisenzeitliche Urne mit Rostabdruck einer Eisennadel (Niederkaina, Lkr. Bautzen), (Abb. Museum Westlausitz)
Zeichnerische Rekonstruktion der Urne von Niederkaina (Abb. Museum Westlausitz)
Im weiteren Verlauf der Billendorfer Gruppe findet ein merklicher Wandel statt, der archäologisch vor allem in der Grabausstattung zu fassen ist: Die Unterschiede in der Ausstattung und im Aufbau der Gräber gehen zurück. Die Keramik weist eine geringere Formenvielfalt auf und ist bis auf die Urnen nachlässiger gearbeitet. An die Stelle der großen Gefäße treten nun immer häufiger miniaturisierte Ausgaben in extrem großer Anzahl.
Grabinventar der späten Billendorfer Gruppe (Niederkaina, Lkr. Bautzen), (Abb. Museum Westlausitz)
Im Fundmaterial lässt zudem der Anteil an Metallfunden merklich nach und die Wallanlagen werden nach und nach aufgegeben.
Während um 500 v. Chr. die meisten früheisenzeitlichen Gruppen der Lausitzer Kultur langsam in den germanischen Kulturen aufgehen, bricht in der Oberlausitz jegliche Besiedlung ab, und die Gräberfelder werden nicht mehr genutzt. Eine überzeugende Erklärung dafür gibt es bisher nicht. Möglicherweise nahm sich der Mensch durch seinen massiven Eingriff in die Umwelt durch Rodung und Überweidung die Lebensgrundlage. Zusätzlich haben die Folgen des um 800 v. Chr. einsetzenden Klimawandels mit zunehmenden Niederschlägen und absinkenden Temperaturen zu einer Verschlechterung der Lebensbedingungen geführt. Zerstörungshorizonte in den befestigten Siedlungen, wie die Brandschicht in Ostro oder Biehla, werden als Anzeichen für äußere Konflikte oder interne Unruhen gedeutet. Konkretere archäologische Hinweise auf kriegerische Einfälle gibt es jedoch nicht. Letztlich mag auch eine Kombination sozialer und klimatischer Faktoren für das Verschwinden der Billendorfer Gruppe in der Oberlausitz verantwortlich sein. Völlig ungeklärt bleibt zudem der Verbleib der Bevölkerung: Eine Abwanderung in andere Gebiete lässt sich nicht belegen.
Erst 700 Jahre später, etwa 200 n. Chr., wird die Oberlausitz durch Germanen wieder besiedelt.
Stefanie Beckert
Museum der Westlausitz, Kamenz
https://www.archaeologie-online.de/artikel/2007/die-lausitzer-kultur/