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Projekt:Dresdner Glossar/Eilsuit

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Eilsuit (auch: Eilswitt) war die erste Äbtissin des Klosters Gerbstedt.


Kloster Gerbstedt

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Das Kloster Gerbstedt ist ein untergegangenes Benediktinerinnenkloster in der heutigen Stadt Gerbstedt im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt, Deutschland. Das älteste Kloster im Mansfelder Land wurde im Jahre 981 gegründet und bestand fast 600 Jahre lang, bis es als letztes Kloster der Grafschaft Mansfeld im Jahr 1574 säkularisiert wurde.

Das Kloster befand sich inmitten von Gerbstedt, unmittelbar südöstlich des heutigen Marktplatzes. Das sogenannte Klostergerbstedt war aber durch Mauern von Altgerbstedt und Obergerbstedt abgetrennt.[1] Der Klosterbereich lag auf einer Hochfläche, die im Süden und Nordosten von zwei zusammenführenden Feldmulden begrenzt ist. Das Areal beherbergte eine doppeltürmige und dreischiffige romanische Basilika aus dem 10. Jahrhundert, die dem heiligen Johannes der Täufer geweiht war. Weitere Gebäude waren u. a. ein größeres Gebäude mit Versammlungsräumen quer zur Basilika und ein Wohnhaus der Nonnen.

Geschichte

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Skulptur am Schulplatz in Gerbstedt zur Erinnerung an die Klostergründung

Das Kloster wurde im Jahre 981 oder 985 vom Markgrafen Rikdag als Augustinerinnenkloster auf seinem Eigenbesitz gegründet.[2] Nachdem er kurz darauf verstarb und die Vollendung des Baus nicht mehr erlebt hatte, wurde seine Schwester Eilswitt die erste Äbtissin des Kanonissenstifts.[3] Sie stand 24 Nonnen vor.[4] Als dritter Gründer gilt Dietrich I., Stammherr der Wettiner und vermutlich Verwandter der beiden, an dessen Enkel (Dietrich I. (Lausitz)) das Kloster im Jahr 1014 schließlich fiel.[5][6][7]

In den Jahren 1062 bis 1072 wurde es zeitweise ein Eigenkloster des Bischofs von Münster Friedrich von Wettin und war daher dem Bistum Münster unterstellt.[6] Das Stift bestand bis in das 3. Viertel des 11. Jahrhunderts.[8] Danach gab es zahlreiche Wirrungen, da Friedrichs Nachfolger Erpho etliche Klostergüter verschenkte und nur auf Druck der Wettiner zurückgab, Erpos Nachfolger Burchard gar die Mehrzahl der Nonnen vertrieb und nur jene vier bleiben ließ, die ihm wohlgesonnen waren. Auch verhinderte Burchard die Wahl einer neuen Äbtissin. Erst mit seinem Tod im Jahr 1118 konnten die Verhältnisse wieder geregelt werden. Die Grafen von Wettin wurden die Schirmvögte des Klosters und bekamen dafür vom Kloster genau geregelte Naturalien als Gegenleistung. Zudem saßen sie dreimal im Jahr dem Gericht vor. Der junge Markgraf Konrad von Meißen gilt somit als derjenige, der das Kloster neu fundierte, da er es als Benediktinerinnenkloster neu begründet und reformiert hat.[9][10]

Zeitweise wurden die Wettiner im Kloster bestattet, doch als Hauskloster wurde es im 12. Jahrhundert (wohl ab 1124) vom Augustiner-Chorherrenstift Petersberg abgelöst.[11] Als Graf Hoyer II. von Mansfeld im Jahr 1146 dieser Anweisung entgegen die Frau von Konrad von Meißen in Gerbstedt bestattete, ließ Konrad diese zum Petersberg umbetten, sobald er von seiner Pilgerreise zurückkehrte.[4] Mehrfach traten Pröpste von Gerbstedt im späten 12. Jahrhundert (1192, 1197) als Streitschlichter in Erscheinung.[12] Zudem erlangte das Kloster im Jahr 1197 den Zehnt von einem Weinberg bei Rothenburg mit dem Recht, diesen auf eigens angelegten Weinbergen zu erheben.[13] Unter den Nonnen und Äbtissinnen fanden sich neben allein sechs Nachkommen Konrads, aber auch Adlige aus ferneren Gegenden, etwa Agneta, eine Tochter des Herzogs von Böhmen, im Jahr 1171 oder Bertha, eine Tochter des Markgrafen Berthold III. von Istrien (Graf von Andechs).[14] Gräfin Bertha von Andechs ist als Äbtissin frühestens um 1205 anzusetzen (Geburt nach 1176), 1249 wird sie letztmals erwähnt.[15] Im Jahr 1225 gelangten die Grafen von Mansfeld in den Besitz der Vogteirechte des Klosters, die diese zeitweise weiter verliehen.[6] Das führte zu neuen Verwirrungen, denn mehrfach wurden Güter verteilt und verkauft, so dass mehrere Päpste (Honorius III. 1225, Alexander IV. 1259, Clemens IV. 1265, Nikolaus IV. 1290) Schutzbriefe ausstellen bzw. intervenieren mussten.[16] Im Jahr 1285 wurden mehrere Edle durch Volrad von Kranichfeld, Bischof von Halberstadt, exkommuniziert, nachdem sie gewalttätig in das Kloster Gerbstedt eingedrungen waren und einen gewissen Gottfried tödlich verletzten.[17][18] Im Jahr 1290 wurde dem Kloster 40-tägiger Ablass gewährt.[19] Auch die Bischöfe von Münster mussten mehrfach (1277, 1325) für den Erhalt ihres Anteils kämpfen, im 15. Jahrhundert ging dieser Kampf aber verloren und die Äbtissin musste ihnen fortan keinen Lehnseid mehr leisten.[20]

In der Bestätigungsurkunde der Stiftung aus dem zweiten oder dritten Viertel des 12. Jahrhunderts heißt es, das Kloster besitze Reliquien des Schutzheiligen.[21] In den darauf folgenden Jahrhunderten erlangte das Kloster einen reichen Besitz in den damaligen umliegenden Dörfern. Dieser reichte im Osten bis über die Saale hinweg nach Domnitz, wo ein Klosterhof besessen wurde.[22] Auch auf Gerbstedt selbst hatte das Kloster Einfluss. So genehmigte es im Jahr 1438 dem Rat der Stadt, eine Peter-Paul-Kapelle in Marktgerbstedt zu erbauen.[23] In der Blütezeit des Klosters lebten hier bis zu 120 Nonnen.[4] Im frühen 16. Jahrhundert wurde versucht, das durch zahlreiche Zugriffe verarmte Kloster zu reformieren, was scheinbar gelang.[24] Der Prozess dazu begann im Jahr 1506 und ging vom Kloster Neu-Helfta aus. Dieses soll von Johannes Busch, damals Propst vom Kloster Neuwerk (Halle), beauftragt worden sein.[4][25] Im Jahr 1516 erhielt das Kloster einen 140-tägigen Ablass durch den Magdeburger Erzbischof Albrecht.

Kapellen

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Bereits im Jahr 1168 wurde mit dem Bau einer Rundkapelle begonnen, die 1177 eingeweiht wurde. Ihr genauer Standort ist nicht bekannt.[6] Erstmals erwähnt wurde diese capella sancte Marie in claustro nostro erstmals im Jahr 1195. Auch die Wallfahrtskapelle am Welfesholz gehörte zum Kloster Gerbstedt und wurden bei den Ablässen stets ausdrücklich mit erwähnt.[26] Die Rundkapelle wurde früher fälschlich mit Karl dem Großen in Verbindung gebracht, da man auf ihrer Glocke Hilf Sanct Anna Leib DCCCXCV las. Dies entpuppte sich aber als Fehllesung und richtig muss es Hilf Sanct Anna Selb Dritt XCV heißen. Demnach war sie aus dem Jahr 1495.[27]

Reste

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Erhalten haben sich nur einzelne Bauelemente als Spolien: Im Gelände des einstigen Klosters steht heute u. a. ein Schulgebäude (Schulstraße 7) mit eingemauertem romanischen Kämpfer mit Stern- und Rankendekor sowie ein jüngerer Glockenturm von 1827/1828, dessen Unterbau noch vom romanischen Kloster stammt. Das Wohnhaus der Nonnen (Klosterplatz 12–16) weist zudem noch romanische Keller auf.[28][6][29] Im Klosterkeller war auch ein Grabstein-Oberteil erhalten, welches eine Nonne oder Äbtissin abbildete. Andere Fundstücke aus den Ruinen kamen später nach Halle (Saale) ins Museum.[26]

Stadtkirche

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Die heute ebenfalls dem heiligen Johannis Baptista geweihte Stadtkirche von Gerbstedt unweit des alten Klostergeländes ist deutlich jünger als das damalige Kloster und war ursprünglich dem heiligen Stephan geweiht. Vermutlich ging das Patrozinium der Klosterkirche auf sie über.[30]

Unterirdische Gänge

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Gerbstedt (dpa/sa) - Die unterirdischen früheren Klostergänge in Gerbstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) sollen jetzt für Besucher hergerichtet werden. Der Eingang in die «Unterwelt» liegt im heutigen Stadtmuseum. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht die 1741 erbaute evangelische Johanniskirche. «Ein Gang führt fast zu dieser Kirche. Rund zwei Meter fehlen noch und dazu etwa noch sechs Meter nach oben. Der Gang würde dann direkt in der Kirche herauskommen», sagte Stadtmitarbeiter Christian Heidler. Die Kosten für den Gangdurchbruch bezifferte Heidler auf rund 120 000 Euro. «Wir hoffen auf Förderung durch das EU-Leader-Programm, verteilt auf drei Jahre.»

https://www.welt.de/regionales/sachsen-anhalt/article155785302/Kloster-Gerbstedt-wird-unterirdisch-fuer-Touristen-begehbar.html


Kloster Gerbstedt

Kloster Gerbstedt: Authentische Geschichte in geheimnisvollen Gängen

Von Thomas Schöne

29.05.2016, 07:44


Gerbstedt - Tief im Inneren des Berges unter der Stadt Gerbstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) erstrecken sich geheimnisvolle Gänge. Ein Teil soll jetzt für Besucher hergerichtet werden. „Die Anfänge dieses Stollensystems gehen auf die Gründung des Benediktinerinnen-Klosters im Jahr 985 durch Markgraf Rikdag II. von Meißen zurück“, sagt Ortsbürgermeisterin Barbara Höhndorf. Der steinerne Sarg des Herrschers, der im Kloster beerdigt wurde, ist in einem der Gänge zu sehen.

„Es gab immer viele Belagerungen, weil das Gerbstedter Kloster das reichste der zwölf Klöster des Mansfelder Landes war. Das zwang die Nonnen oft zur Selbstversorgung. Also gruben sie Gänge bis unter die Häuser im Ort, um dort von den Bewohnern Essbares zu erbitten.“ Das Kloster wurde 1564 aufgrund der Reformation aufgegeben. Die Gebäude zerfielen, Plünderungen, Pestepidemien und der 30-jährige Krieg hinterließen ihre Spuren.

Jetzt soll ein Teil der Gänge für Touristen begehbar gemacht werden: authentische Geschichte unter der 8000-Einwohner-Stadt. Der Eingang in die „Unterwelt“ liegt im heutigen Stadtmuseum. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht die 1741 erbaute evangelische Johanniskirche. „Ein Gang führt fast zu dieser Kirche. Rund zwei Meter fehlen noch und dazu etwa noch sechs Meter nach oben. Der Gang würde dann direkt in der Kirche herauskommen“, sagt Stadtmitarbeiter Christian Heidler.

„Eine Verbindung zwischen katholischem Kloster und evangelischer Kirche - etwas Einzigartiges wäre geschaffen.“ Die Kosten für den Gangdurchbruch bezifferte Heidler auf rund 120 000 Euro. „Wir hoffen auf Förderung durch das EU-Leader-Programm, verteilt auf drei Jahre“, sagt der Experte. „Die Kirche wird damit bewusst ein Teil des Tourismuskonzeptes der Stadt“, sagt die Pfarrerin der Johannisgemeinde, Anna-Maria Binder. „Es ist auch eine kreative Idee, die Kirche für Besucher in ungewöhnlicher Weise offen zu halten.“

Im unterirdischen Wegesystem bekommen Touristen einen unmittelbaren Eindruck der damaligen Zeit. „Die Gänge wurden in drei verschiedenen Ebenen angelegt. Die tiefsten liegen 16 Meter unter der Oberfläche“, sagt Heidler. Außerdem gibt es Hohlräume in verschiedenen Größen. Einer dieser Räume wird im Stil einer mittelalterlichen, klösterlichen Gebetsstube eingerichtet. In einem anderen Raum steht bereits das Modell der eindrucksvollen Klosteranlage, so wie sie im 12. Jahrhundert existiert hat. Ein ortsansässiger Hobby-Modellbauer fertigte es nach alten Zeichnungen an.

Zudem fanden sich Steine, die zur Klosteranlage gehörten. Auch die sind in einem der Gänge zu sehen, etwa ein sogenannter Näpfchenstein mit Vertiefungen für Dochte und Öl. An Festtagen brannten die Lichter zu Ehren und zum Andenken der Verstorbenen. „Diese Näpfchensteine sind selten. In Sachsen-Anhalt sind nur noch zwei Näpfchensteine bekannt“, sagt Archäologe Michael Dapper.

Um die Gänge ranken sich der viele Legenden. „Es gibt Überlieferungen, dass einer der Gänge sogar bis zum rund 20 Kilometer entfernten Kloster Helfta in Eisleben ging und dass er so breit und hoch war, dass Fuhrwerke darin fahren konnten“, sagt Bürgermeisterin Höhndorf. „Allerdings fehlen bis jetzt die Beweise.“

https://www.mz.de/mitteldeutschland/landkreis-mansfeld-suedharz/kloster-gerbstedt-authentische-geschichte-in-geheimnisvollen-gangen-1168582


Leader Projekte

Erinnerungstafel


Wiederherstellung und touristische Erschließung der Klostergänge in Gerbstedt


Mit Hilfe der Zuwendungen zur Förderung der regionalen ländlichen Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt in der EU-Förderperiode 2014 bis 2020 und der Unterstützung durch die LAG Mansfeld-Südharz ist es gelungen, die früheren Klostergänge der Stadt Gerbstedt zu sanieren und somit einen großen Schritt hin zur touristischen Nutzung des unterirdischen Gangsystems voranzukommen.


Zugang


Zugang zu den Klostergängen


Isometrie


Darstellung als Isometrie


Besucher des Bürgermuseums Markt 11 in 06347 Gerbstedt können über eine innerhalb des Gebäudes gelegene Treppe in die erste Ebene des Klosters hinabsteigen. Hier wurde ein Nachbau des bis zum Jahr 1500 n. Chr. bestehenden Klosters zu Gerbstedt aufgebaut, welches von den Besuchern besichtigt werden kann. Daneben führt eine steinerne Treppe hinab in einen langen Gang der auch als dritte Ebene bezeichnet wird. Hier wurden um ca. 1800 n. Chr. Bier- und Weinfässer für die damalige Gaststätte gelagert. Die zweite Ebene erreicht man nur über die erste Ebene. Von dort führt eine enge, aber kurze Treppe in zwei Räume in der zweiten Ebene.


Ebene 3

Ebene 1


Klostergänge Ebene 3 und Treppenaufgang zur Ebene 1


In Zuge des 1. Bauabschnittes in 2017 wurde die Planung und Genehmigung des Gesamtvorhaben realisiert. Bauseits wurden die Fußböden der Kellerebenen und die Treppe zur 3. Ebene sowie aus der 1. Ebene zum Museumshof saniert. Es erfolgte die Sanierung der Gewölbe in der 1. und 3. Ebene sowie die Sicherung/Abmauerung der Kellerbuchten in der 3. Ebene. Teile der vorhandenen Kabelinstallationen für die indirekte Beleuchtung in der 3. Kellerebene wurde i. Z. der Fußbodenarbeiten umverlegt. In der 2. Ebene erfolgten die Sicherung des Mauerwerksvorsprunges und der Gewölbedecke. Weiterhin wurden die vorhandenen Stahleinbauten in Abstimmung mit der unteren Denkmalbehörde aufgearbeitet und mit einem Korrosionsschutz versehen.

Im Zuge des 2. Bauabschnitte 2019 erfolgte die Fertigstellung der Sanierungsarbeiten an den Natursteingewölben und Fußböden und die Beräumung in der 2. Ebene. Der Witterungsschutzes für die Treppe zum Museumshof, welcher auch als Flucht- und Rettungsweg dient, und die Mauerkrone des Aufgangs wurde erneuert. Die Gittertür zum Hof wurde aufgearbeitet und das Lüftungsgitter für die Entlüftung der 1. Ebene erneuert. Die Handläufe zur 2. und 3. Kellerebene wurden erneuert und mit einer LED-Beleuchtung zur Ausleuchtung der Treppenaufgänge versehen. Die Niederspannungsinstallationen zur Beleuchtung wurde angepasst bzw. ergänzt und die Gänge und Gewölbe mit der entsprechenden Beleuchtung versehen. In diesem Zusammenhang erfolgte auch die Umsetzung der Auflagen aus dem Brandschutzkonzept. Es erfolgte eine rauchdichte Abtrennung des Eingangsbereiches vom Museum zu den Kellergängen, die Installation eines Ventilators zur Entlüftung und die Installation einer Notfallstromversorgung.

Insgesamt stellt das Bürgermuseum mit seinen Klostergängen ein Alleinstellungsmerkmal im Land Sachsen- Anhalt dar. Die geförderte Maßnahme im Rahmen des LEADER Programmes hat wesentlich zur Erhaltung der historischen Klostergänge beigetragen und dient der Erhöhung der Attraktivität der Stadt Gerbstedt für Touristen und Bevölkerung.

https://www.stadt-gerbstedt.de/seite/309424/leader-projekte.html

Harzlife

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https://www.harzlife.de/harzrand2/kloster-gerbstedt.html

Das Kloster Gerbstedt war das wahrscheinlich erste Kloster im Mansfelder Land. Es wurde vermutlich um das Jahr 969 vom Markgraf Rikdag von Meißen als Kloster für Benediktinerinnen gegründet. Seine Schwester Eilsuid war die erste Äbtissin dieses Johannes dem Täufer geweihten Nonnenklosters. Die erste urkundliche Erwähnung des Gerbstedter Klosters stammt aus dem Jahre 985. Sie steht im Zusammenhang mit dem Tod des Markgrafen, welcher seinerzeit im Kloster seine letzte Ruhestätte fand.

Das Kloster Gerbstedt wurde vom Gründer mit reichhaltigen Besitztümern ausgestattet. Im Laufe der Jahrhunderte kamen weitere Güter durch Schenkungen und Käufe hinzu. Der Klosterbesitz bestand aus Ländereien und Gewerbebetrieben, welche sich u.a. im einstigen Mansfelder Seekreis, im Saalkreis, im Gebiet der Wettiner, im Harz und im Raum Sangerhausen befanden. Zum Eigentum des Klosters gehörte auch das nahegelegene Welfesholz.

Das Kloster fiel nach dem Tod von Rikdags Sohn Karl im Jahre 1014 an die Wettiner. Es erlebte im 12. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit. Die damaligen Äbtissinnen entstammten zumeist dem Hochadel. Zu dieser Zeit erfolgte auch ein Neubau der Klosterkirche. Es entstand damals an Stelle eines schlichteren Vorgängerbaus eine prächtige romanische Basilika, welche mit reichhaltigem Inventar ausgestattet wurde.

Das Schicksal des Klosters Gerbstedt wendete sich im 13. Jahrhundert. Die eigentlich mit seinem Schutz beauftragten weltlichen Herrscher plünderten den Klosterbesitz. Diverse Päpste mußten im Verlauf der Zeit zu Gunsten des Klosters eingreifen und dessen Besitztümer in Urkunden bestätigen und Schutzbriefe ausstellen. All diese Schutzmaßnahmen waren aber auf Dauer nicht von Erfolg gekrönt.

Im Jahre 1442 gelangten der Ort Gerbstedt sowie das Kloster in den Besitz der Mansfelder Grafen. Mit Beginn der Neuzeit setzte ein massiver wirtschaftlicher Niedergang des Klosters Gerbstedt ein. Trotz des eigentlich umfangreichen Landbesitzes trat eine enorme Verarmung ein, welche vor allem durch die Beschlagnahmung von Einkünften durch die Mansfelder Grafen hervorgerufen wurde. Diese eigneten sich außerdem Teile des Klosterbesitzes an bzw. verkauften Ländereien. Auf Grund der fehlenden Einnahmen konnten bereits im 16. Jahrhundert die umfangreichen Klostergebäude nicht mehr instand gehalten werden, worauf diese zu verfallen begannen.

Im Verlauf des Bauernkrieges wurde das Kloster Gerbstedt am 3. Mai 1525 geplündert. Die Nonnen flohen zunächst, kehrten aber bald darauf zurück. Stück für Stück löste sich auch das Kloster allmählich auf. Im Zuge der Reformation erfolgte in der Mitte des 16. Jahrhunderts die Einrichtung einer Mädchenschule auf dem Klosterareal. Die letzte Wahl einer Äbtissin datiert im Jahre 1568. Noch verbliebene Besitzungen des Klosters gelangten nach und nach in weltliche Hände.

Während des 30jährigen Krieges wurde die Bausubstanz in Folge der Kriegseinwirkungen und zweier Pestepidemien massiv beeinträchtigt und vernachlässigt. Am 12. Februar 1650 stürzte das Kirchenschiff der Klosterkirche ein, rund 10 Jahre später auch der Altarteil des Gotteshauses. Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein gab es Bemühungen zum Wiederaufbau der Kirche. Aus dem Jahre 1710 sind konkrete Baupläne hierzu überliefert. Doch spätestens mit dem Bau der St.-Johannis-Kirche dürften wohl derartige Überlegungen endgültig eingestellt worden sein.

Der bis dahin noch erhaltene und als Glockenturm verwendete Nordturm der einstigen Klosterkirche stürzte im Jahre 1805 ein. Darauf hin trug man auch den anderen, ebenfalls einsturzgefährdeten Südturm ab. Die Steine der beiden Kirchtürme fanden später beim Bau des neuen Glockenturmes Verwendung. Dieses markante Bauwerk im Stil des Klassizismus kann noch in unseren Tagen auf dem einstigen Klostergelände besichtigt werden.

Unter den Klostergebäuden befanden sich einst ausgedehnte Kellerräume und Gänge. Diese dienten vermutlich vorrangig der Lagerung von Lebensmitteln sowie als Fluchtwege. Auch zu späteren Zeiten gab es für die großen unterirdischen Hohlräume noch diverse Verwendungszwecke. In unseren Tagen sind alle Zugänge zu dieser Untertagewelt versperrt.

Volkmar I. (Harzgau)

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Volkmar I., auch Folkmar, († vor 961) war Graf im Harzgau. Er war wahrscheinlich ein Sohn des Grafen Friedrich II. im Harzgau und Enkel des Grafen Friedrich I. im Harzgau. Er war vermutlich Ahnherr der Wettiner.

Leben

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Über Volkmar I. ist nicht viel bekannt. Im Jahre 945 erhielt er, gemeinsam mit seinem Bruder Rikbert, von König Otto I. Besitzrechte über bisher königliches Eigentum in Wieskau und vier Orte im slawischen Gebiet an der Fuhne im Gau Serimunt. Er wird allgemein als Graf im Harzgau genannt, es ist allerdings auch die Meinung vertreten worden, dass sein Bruder Rikbert den Harzgau und Volkmar den Schwabengau von ihrem Vater Friedrich II. erbten.[31]

Volkmar starb vor 961.

Nachkommen

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Zu seinen Kindern gibt es widersprüchliche Angaben.

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Literatur

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  • Frank-Lothar Kroll (Hrsg.), Die Herrscher Sachsens: Markgrafen, Kurfürsten, Könige 1089–1918, Beck’sche Reihe Bd. 1739, C. H. Beck, München, 2007, ISBN 3-406-54773-7 (S. 13)

Einzelnachweise

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  1. Vgl. Dehio, S. 202.
  2. Vgl. Buttenberg, S. 5. Nicht nachweisbar sind Behauptungen früherer Autoren, das Kloster sei im Jahr 969 oder gar im Jahr 940 gegründet worden. Vgl. dazu Heinrich Friedrich Otto: Thuringia sacra, 1737, S. 5.
  3. Vgl. Urkundenbuch, S. 3: Im Annalista Saxo heißt es Hic Ricdagus cum sorore sua nomine Eilsuit construxit et fundavit cenobium, quod Gerbizstidi dicitur, ubi eadem soror illius sanctimonialibus prefuit.
  4. a b c d Vgl. Lauenroth, S. 23.
  5. Vgl. Brinkmann/Größler/Sommer, S. 228.
  6. a b c d e Vgl. Neuß, 1987, S. 135.
  7. Vgl. Buttenberg, S. 6 zur genauen Verwandtschaft Rikdags mit Dietrich II.
  8. Vgl. Dehio, S. 202.
  9. Vgl. Urkundenbuch, S. 8–12.
  10. Vgl. Buttenberg, S. 2–3, 7. Die Urkunde zur Gründung stammt aus der Mitte des 12. Jahrhunderts und wurden scheinbar zurückdatiert.
  11. Vgl. Urkundenbuch, S. 3: Im Annalista Saxo heißt es zu den Gründern: Ibique sepultus est ipse cum filio suo Karolo et plutimis de eadem cognatione.
  12. Vgl. Urkundenbuch, S. 14–15.
  13. Vgl. Urkundenbuch, S. 15.
  14. Georg Heinrich Pertz: MGH SS Bd. 23, Hannover 1874, Genealogia Wettinensis, Entstehungszeit 1216–1217, S. 228: ...quinta Adela copulatur regi Danorum Sueoni, qui genuit ex ea Lucardem, quam duxit Bertholdus marchio de Bavaria; qui cum genuissent Popponem Bavenbergensem prepositum et Bertam Gerbestadensem abattisam... Durch den Bruder Poppo (Graf von Andechs), Propst und später Bischof von Bamberg ist Bertha eindeutig identifiziert. Da Andechs in Bayern liegt, hat der Chronist versehentlich den Markgrafentitel darauf bezogen.
  15. Erstmals als Abtissin in der 1216/1217 verfassten Genealogia Wettinensis erwähnt, zuletzt 1249: Krühne Max, Urkundenbuch der Klöster der Grafschaft Mansfeld, in: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen, Band 20, Halle 1888, Nr. 29, S. 20, Gerbstett 1249. Bei der Äbtissin Bertha, die in der Urkunde Nr. 17, S. 14 im Jahr 1190 genannt wird, kann es sich nicht um die Andechserin handeln, da diese zu diesem Datum maximal 13 Jahre alt gewesen wäre (siehe dazu Literatur Philipp Jedelhauser). Im Urkundenbuch von Max Krühne (Nr. 23, S. 16, ca. 1210) wird Berthas Vater, Markgraf Berthold III. von Istrien (Graf von Andechs), aus dem obigen Originaltext der Genealogia Wettinensis (Anm. 14) als „Graf von Vohburg und Markgraf auf dem Nordgau“ fehlinterpretiert.
  16. Vgl. Medem, S. 98: Urkunde von 1271 zur Verleihung an die Grafen von Barby.
  17. Vgl. Buttenberg, S. 8–9.
  18. Vgl. Medem, S. 99 mit Abdruck des Urkundentextes.
  19. Vgl. Medem, S. 99–100.
  20. Vgl. Buttenberg, S. 9. Im Jahr 1494 erstmals dem Erzbischof von Magdeburg als Administrator ihres Bistums Halberstadt. Schon im Jahr 1318 war erstmals eine Äbtissin daran gehindert worden, die Reise zum Lehnseid anzutreten.
  21. Vgl. Urkundenbuch, S. 9: ...ecclesiam, que dicitur Gerbestede, pro honore sancti Johannis baptiste, cuius reliquie ibidem continentur.
  22. Vgl. Urkundenbuch, S. 66, 71, 77, 78, 81, 95, 96: im 16. Jahrhundert dieses Klostervorwerk mehrfach erwähnt, z. B. im Jahr 1506 des closters hof Tumnitz.
  23. Vgl. Urkundenbuch, S. 56–57.
  24. Vgl. Urkundenbuch, S. 67: zur erhaltung der heyligen angefangen reformacion erbat man im Jahr 1507 einen Abgabenerlass vom Erzbischof von Magdeburg und Administrator des Bistums Halberstadt Ernst II. von Sachsen. Vgl. zudem Urkundenbuch, S. 68–71: Im Jahr 1512 überließ man nachdem uns der erbar Lorenz Jechler zu Leipzk und auch seine tochter Dorothea bey uns in unserm closter zu wiederaufrichtung der heyligen reformation und geistlichen lebens getreulichen beygestanden aus Dankbarkeit für zahlreiche Stiftungen wie vergoldete und versilberte Bilder dem Lorenz Jechler 34 einzeln aufgelistete Reliquien. Vgl. auch Buttenberg, S. 16–17 zu den massiven Beeinträchtigungen seit dem Jahr 1478 durch die Grafen von Mansfeld.
  25. Vgl. Buttenberg, S. 15.
  26. a b Referenzfehler: Es ist ein ungültiger <ref>-Tag vorhanden: Für die Referenz namens bkd230 wurde kein Text angegeben.
  27. Vgl. Brinkmann/Größler/Sommer, S. 232.
  28. Vgl. Dehio, S. 203.
  29. Vgl. Lauenroth, S. 25.
  30. Vgl. Dehio, S. 202.
  31. F. Kurze, „Geschichte der sächsischen Pfalzgrafschaft bis zu ihrem Übergange in ein Territorialfürstentum,“ in Neue Mittheilungen aus dem Gebiete historisch-antiquarischer Forschungen, Thüringisch-Sächsischer Verein für Erforschung des vaterländischen Altertums und Erhaltung seiner Denkmale, Band XVII, Halle, 1889, S. 275 ff. (S. 309)

Mögliche Abstammung Dietrichs I.

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Dritte Theorie (Abstammung von den Harzgaugrafen)
  1. Friedrich I., Graf im Harzgau
    1. Friedrich II., Graf im Harzgau
      1. Rikbert
      2. Volkmar I. († vor 961), Graf im Harzgau
        1. Friedrich III., Graf im Harzgau
          1. Volkmar II. († 1015), Graf im Harzgau
        2. Dietrich I. († 982)
        3. Frederuna, ⚭ Brun († 978), Graf von Arneburg
        4. Rikdag († 985/986), Markgraf von Meißen
          1. Gerburga (vor 985–1022), Äbtissin von Quedlinburg
          2. N.N. (* vor 985), ⚭ Bolesław (965/967–1025), Kronprinz und nachmaliger König von Polen (Piasten)
          3. Karl (vor 985–1014), Graf im Schwabengau
        5. Eilsuit († nach 985), Äbtissin von Gerbstedt